Parasha Jitro / Tora Abschnitt Jitro [Priester von Midian]

2. Buch MoseExodus 18:1 – 20:22

Zusammenfassung

Der Abschnitt Jitro beginnt damit, dass Jitro, der Priester von Midian, mit Moses Frau Zippora und ihren beiden Söhnen in die Wüste zu Moses zieht. Von Jitro erhält Moses nun Ratschläge, wie er das Volk in „Oberste von Tausend“, „Oberste von Hundert“, „Oberste von Fünfzig“ und „Oberste von Zehn“ einteilen soll.

Im dritten Monat nach ihrem Auszugs aus Ägypten, kommen die Kinder Israels in der Wüste Sinai an. Darüber steht geschrieben: „Und Israel lagerte dort, vor dem Berg“ (Exodus 19:2). Moses steigt auf den Berg Sinai und der Schöpfer sagt zu ihm: Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum [in der Tora steht Segula, Heilmittel] sein; denn die ganze Erde gehört mir, ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.“ (Exodus 19:5-6).

Moses informiert die Ältesten des Volkes über die Worte des Schöpfers, und sie sagen: Alles, was der Herr gesagt hat, das wollen wir tun.“(Exodus 19:8) Der Schöpfer befiehlt dem Volk durch Moses, sich zwei Tage lang zu reinigen. Wenn sie am dritten Tag bereit sind, würde Er dem ganzen Volk erscheinen.

Am dritten Tag stehen die Kinder Israels am Fuße des Berges, aber sie wollen dem Schöpfer nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen. Deshalb steigt Moses auf den Berg Sinai und bringt danach die Zehn Gebote zu ihnen hinunter.

Die Kinder Israels bitten Moses, das er anstelle des Schöpfers zu ihnen sprechen soll, weil sie davor Angst haben zu sterben, wenn sie Ihm begegnen. Moses erklärt ihnen, dass sie sich nicht zu fürchten brauchen. Der Schöpfer wird herabkommen, um sie zu prüfen und ihnen die Furcht vor Ihm zu lehren, sodass sie nicht mehr sündigen werden. Der Schöpfer weist Moses an, ihnen zu sagen, da sie nun gesehen haben, dass Er zu ihnen spricht, sei es ihnen verboten, andere Götter aus Silber und Gold zu machen. Stattdessen sollen sie einen Altar aus Erde bauen und darauf Opfer darbringen.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Jitro, der Priester von Midian, ist nicht aus Israel. Er stellt den Willen „empfangen um zu empfangen“ dar, die Klipa (Hülle/Schale), welche durch die Verbindung mit Moses abgeschwächt wird. Jitro kann sich erheben, indem er sich mit Moses, dessen Nukwa (Frau) seine Tochter Zippora ist, verbindet. Aus deren Verbindung mit Moses gehen zwei Söhne hervor. Jitro steht für den großen und in viel Teile zerbrochene Wille zu empfangen, den die Kraft von Moses im Menschen stufenweise korrigiert.

Als Moses nachdem er geflohen ist, zu Jitro kommt, bedeutet dies, dass im Menschen eine Verbindung zwischen dem „Punkt im Herzen” – der Kraft Moses – und dem Ego hergestellt wird. Auf diese Weise wird eine Korrektur vorgenommen, so dass es danach für den Menschen leichter wird, Korrekturen auf den nächsten, höheren Stufen vorzunehmen.

Die Korrektur hilft dem Menschen, sich in „Zehner“, „Fünfziger“,„Hunderter“ und „Tausender“ aufzuteilen. Das bedeutet, die Struktur der Seele aufzubauen. Die ganze Tora befasst sich mit dem Aufbau der Seele des Menschen und damit, wie er sein egoistisches Verlangen in ein Verlangen, das auf das Geben ausgerichtet ist, verwandelt. Wenn das Verlangen nur noch darauf ausgerichtet ist zu geben, wird es „Seele” genannt.

Das Verlangen zu empfangen, diese Kraft, ist das „Ich“ des Menschen, und wird „diese Welt“ genannt. Alles, was ein Mensch sieht und fühlt, kommt aus der Kraft des Empfangens. Die Kraft des Gebens hingegen ist außerhalb dieser Kraft. Arbeitet ein Mensch um zu geben, in „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”(1), erhält er seine Seele. Die Kraft, genannte Moses, im Innern des Menschen, zieht ihn weg von der Eigenschaft des Empfangens, hin zur Eigenschaft des Gebens. Sie hilft ihm, aus sich selbst herauszutreten und ermöglicht es, die Höhere Welt zu sehen und das alles ausfüllende Licht wahrzunehmen.

Das Buch Sohar spricht im Abschnitt Jitro sehr ausführlich darüber, es ist jedoch nicht leicht zu verstehen. Es geht um die „drei Linien”, die Struktur der Seele. Das Empfangen, das Geben, und die richtige Kombination zwischen ihnen, die Mittlere Linie. Der Sohar beschreibt, wie man die Seele unterteilt – zuerst in zehn Sefirot (Erleuchtungen), entsprechend der „Zehn Gebote”, dann entsprechend den „drei Linien”, was die Zahl dreißig ergibt. Außerdem gibt es eine Unterteilung in Rosh, Toch, Sof (Kopf, Inneres, Ende), und viele andere innere Unterteilungen, zu welchen auch die Sefira (Erleuchtung) Daat gehört.

Wenn ein Mensch „aus Ägypten auszieht“– sich selbst sozusagen von außen betrachtet – kann er prüfen, wie er sein Ego nutzen kann, um sich spirituell weiterzuentwickeln. Dadurch findet er heraus, wie er das Ziel des Gebens erreichen kann. Dabei durchläuft er schwierige Zustände wie den „Auszug aus Ägypten“ das „Durchqueren des Roten Meeres“ bis er den „Berg Sinai (Hass) erreicht. Durch Jitros Ratschläge und durch sein eigenes Handeln baut er auf dem Weg zur Korrektur seine Seele auf.

Am Fuße des Berges Sinai zu stehen, erfordert Vorbereitung. An diesem Punkt der Entwicklung findet das wichtigste Ereignis, die Begegnung des Menschen mit der Höheren Kraft, dem Schöpfer statt. Vorher tappt er in der Dunkelheit herum und versteht nicht, warum er überhaupt weitergehen muss. Die einzige Möglichkeit weiter zu existieren ist, dem „Punkt im Herzen“, Moses, zu folgen.

Moses hilft beim „Auszug aus Ägypten“ denn der Mensch muss in völliger Dunkelheit fliehen. Der Mensch selbst kann sich allerdings nicht bewusst an diesem Prozess beteiligen. Erst am Fuße des Berges Sinai“ erscheint ihm die Höhere Kraft zum ersten Mal. Hier beginnt er, sein eigenes Wesen und das Wesen der Höheren Kraft zu verstehen. Ebenso die Art und Weise, wie er mit seiner Situation umgehen muss, um voranzukommen.

Im Abschnitt Jitro erhält ein Mensch also die erste Erkenntnis. Nun erwachen alle Verlangen des Menschen – in der Erzählung „das Volk“ oder die „Nation“ – und sie haben Angst. Diese Verlangen können sich noch nicht mit der Höheren Kraft verbinden. Das Volk kann den Schöpfer weder sehen noch hören. Sie bitten Moses: Rede du mit uns.“

Das ist der Moment, in dem der Mensch, aus seinem Ego, aus dem „Exil in Ägypten“ herauskommt. Erst wenn er von Keter (Krone), der Begegnung mit der Höheren Kraft, wieder absteigt, beginnt er, ein wenig zu „hören“. Das „Hören“ wird möglich durch die Verbindung von Chochma (Weisheit) und Bina (Verständnis), als Moses und Aaron beginnen, das Höhere Licht von Oben hinabzubringen. Dem Willen zu empfangen erscheint dies in Gestalt der der „Zehn Gebote“. Diese beginnen mit: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt hat.“ (Exodus 20:2)

Die „Zehn Gebote“ umfassen alle 620 Mizwot (Gebote). Damit sind 620 Korrekturen gemeint. Genauer gesagt sind es 613 Gebote plus die sieben Mizwot der Weisen, mit all denen der Mensch sein Verlangen korrigieren muss. Das heißt, der Mensch besteht aus 620 Verlangen, die sich in 613+7 Verlangen aufteilen.

Die 613 Mizwot wiederum sind in 248 und 365 Mizwot, aufgeteilt. Diese bilden die Struktur der Seele. Die Seele selbst besteht aus zehn Teilen, den Zehn Sefirot. Deren Korrektur wird durch die Zehn Mizwot (Gebote) erreicht. Dies sind die wichtigsten Gebote, welche dem Menschen gegeben werden. Der Aufstieg in der spirituellen Entwicklung erfolgt entsprechend der Stufe auf der sich der Mensch vor dem ihm erscheinenden Höheren Licht befindet. Das „Hören“ steht für die Stufe von Bina (Verständnis) und das „Sehen“ für die Stufe von Chochma (Weisheit).

Ein Mensch, der den gesamten Prozess durchlaufen hat und aus Ägypten herausgekommen ist, erhebt sich über das Ego. Er ist bereit, das System des Gebens zu empfangen, das System der Verbindung mit der gesamten Menschheit. Dieser Mensch ist bereit für die Offenbarung der Göttlichkeit in der Verbindung zwischen allen Menschen, so wie es geschrieben steht „liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Rabbi Akiva sagt dazu: „Das ist eine große Regel in der Tora.“(2) Diese Regel ist sowohl die Grundlage, als auch das Ergebnis der Einhaltung der „Zehn Gebote“, wobei das Ziel Keter (Krone, 1.Sefira) ist, das Erreichen der Liebe zu anderen und dann dadurch, der Liebe zur Höheren Kraft.

Heute erkennt ein Teil der Menschheit, dass sie sich in Ägypten befinden, ein anderer Teil, dass sie aus Ägypten herauskommen möchten, und ein weiterer Teil entdeckt, wie er herauskommen und zum „Berg Sinai“ finden kann. Die Menschen beginnen zu spüren, dass sie sich im Dunkeln befinden, in einem Prozess, den sie nicht verstehen. An jedem Tag wächst das Bedürfnis nach dem „Licht“, nach der Offenbarung der Höheren Kraft, nach einer kleinen Erleuchtung im Leben, damit sie verstehen, was mit ihnen geschieht.

Der Mensch muss Jitro, den egoistischen Willen zu empfangen, festhalten, so wie geschrieben steht: „Wenn jemand zu dir sagt es gibt Weisheit in den Völkern, so glaube.“(3) Wenn sich die Kraft Moses nicht mit dem Verlangen Jitro verbindet, wird der Mensch nicht die „Weisheit des Richtens und Urteilens“ von Oben erhalten. Dies ist aber ein notwendiger Teil für den „Empfang der Tora“.

Indem ein Mensch die Methode der Korrektur, die Methode von Arwut (gegenseitiger Bürgschaft) an die „Völker der Welt“ verbreitet, und ihnen die Wichtigkeit der Weisheit der Kabbala vermittelt, verrichtet er die Arbeit, welche in der Erzählung Moses mit Jitro ausführt und erreicht so den „Fuß des Berges Sinai“.

Fragen und Antworten

Im Abschnitt Jitro bekommt das Volk Israel die Zehn Gebote. Dies ist vielleicht der wichtigste Abschnitt. Warum ist dieser Abschnitt dann nach einem Verlangen außerhalb des Egos, Jitro, benannt?

Jitro ist der Priester von Midian, eine Klipa (Hülle/Schale) die dem „Volk Israel“ entgegengesetzt ist. Er ist einer der Diener des Pharaos, wie andere Kräfte, die dem „Willen zu empfangen, dem Pharao, dabei helfen, so viel wie möglich, durch Israels Verlangen zu geben, für sich zu profitieren. Was im Sohar über ihn steht scheint schlecht, aber, er ist eine Hilfe für den Menschen, um sich gegen das Ego zu richten. Es befindet sich alles im Menschen selbst.

Das was aus Ägypten kommt, sind Kelim (Gefäße), also Verlangen. Sie sind noch ohne Absicht mit dem „Willen zum Empfangen“ zu arbeiten. Moses, die Kraft von Bina, will den ihm gegensätzlichen „Willen zu empfangen, beurteilen. Sogar als er vor dem Pharao steht, will er den „Willen zu empfangen“ hervorlocken, allerdings nicht, um sich mit ihn zu verbinden oder von ihm etwas zu empfangen, sondern um ihn zu analysieren. Aber zu diesem Zeitpunkt gelingt ihm das noch nicht.

Wenn der Mensch den Zustand erreicht, wo Moses mit dem aus Ägypten ausgezogenen Volk, einschließlich der gemischten Schar und allen anderen, die sich dem Prozess des Gebens und der Liebe zu anderen widersetzen, zusammen trifft, muss ein besonderes System errichtet werden, das auf den „Willen zum Empfangen“ eingeht. Moses kann dieses System nicht aufbauen, denn er kann nur von Oben geben. Das wiederum kann vom Volk nicht aufgenommen werden. In der Erzählung wird dies so beschrieben, dass Moses müde dasitzt, und das Volk, das nicht den richtigen Kontakt zu ihm aufbauen kann, steht den ganzen Tag neben ihm.

In diesem Zustand kann ein Mensch das richtige Verhältnis zwischen seinem Verlangen nach der Höheren Kraft und seinem Ego nicht finden. Dies zeigt sich in der Beziehung zu seiner Familie, bei der Arbeit und in allen anderen Bereichen des weltlichen Lebens. Er braucht deshalb die Hilfe eines Systems, das er durch Jitro erhalten kann. 

Weisheit“ bekommt man erst durch dem Wunsch, diese zu empfangen. Darüber steht geschrieben: „Wenn jemand zu dir sagt, es gibt Weisheit in den Völkern, so glaube“(3). Obwohl „Weisheit“ nicht zur Stufe von Bina (Verständnis) gehört, ist sie bereits vorher – als Moses die vierzig Jahre bei Jitro verbracht hat – darin enthalten. Moses wuchs durch Jitro zur Stufe von Bina heran. Nun begleicht Jitro offensichtlich seine Schuld.

Schafft Jitro Ordnung zwischen Moses und den Verlangen, damit Moses frei für die eigentliche Sache, den Empfang der Tora ist?

Jitro gibt Moses zurück, was er von ihm erhalten hat, als Moses bei ihm lebte. Er kommt zu Jitro, nachdem er vor dem Pharao geflohen ist. Bei Jitro wächst Moses von der Stufe Malchut (Königreichg) zur Stufe Bina (Verständnis), dem reinen Geben heran. Durch seine Verbindung mit Jitros Tochter Zippora und ihren beiden Söhnen, wächst Moses über Jitro und sein Haus hinaus. Mit Zippora von der linken Seite, und Jitro von der rechten, bildet Moses schlussendlich die „Mittlere Linie“, die Söhne. Alles, was Jitro durch Moses erhalten hat, kehrt wieder zu Moses in die Wüste zurück – Jitro, Zippora und die beiden Söhne. Es entstand eine Vermischung von Bina in Malchut, und an diesem Punkt des Prozesses wird Malchut an Bina zurückgegeben.

Auf diese Weise kann Moses nun das gesamte System der Verbindung zwischen Bina und Malchut aufbauen, und ist somit bereit, die Tora zu empfangen. Deshalb ist die erste Begegnung mit dem Schöpfer, der Höheren Kraft, nach Jitro benannt, denn gerade wegen des Systems, das zuvor aufgebaut wurde, ist es nun möglich, den benötigten Zustand [für den Erhalt der Zehn Gebote] am „Berg Sinai“ (Berg des Hasses) zu erreichen.

Einerseits haben die Kinder Israels Angst, sich an den Schöpfer zu wenden, weil sie fürchten zu sterben. Andererseits ist bekannt, dass der Schöpfer alle Gebete erhört, die von Herzen kommen. Woher kommt also diese Angst? 

In diesem Zustand ist der „Wille zu empfangen“ noch nicht mit einem Massach (Schirm) ausgestattet, der dem „Licht“, das von Oben kommt, widerstehen kann. Deshalb ist das „Licht“ noch verhüllt und erscheint dem Menschen wie das Gegenteil, wie „Dunkelheit“. Was ist also mit dem „Auszug aus Ägypten in der Dunkelheit“ gemeint? In Wirklichkeit gibt es keine „Dunkelheit“. Es erscheint dem Menschen nur dunkel, weil er noch nicht korrigiert ist. Das aramäische Wort Orta (Nacht) ist dem hebräischen Wort Or (Licht) sehr ähnlich. Das bedeutet, das eine Mal erscheint es einem als „Nacht“, das andere Mal als „Licht“, je nachdem, wie der Mensch es wahrnimmt.

Sohar für Alle, Jitro, Punkt 42

Und Jitro hörte

Sie alle erschraken und sahen Jitro an, der weise war und der große Beauftragte über alle Götzen der Welt. Als sie ihn sahen, wie er sich dem Schöpfer näherte und ihm diente und sagte: „Jetzt weiß ich, dass der Herr größer ist als alle Götter“, wendeten sie sich alle von ihrer Arbeit ab und erkannten, dass sie sinnlos war. Da wurde die Herrlichkeit des heiligen Namens des Schöpfers auf allen Seiten verherrlicht. Das ist der Grund, warum dieser Teil in der Tora geschrieben wurde, und der Abschnitt beginnt mit Jitro.

Jitro ist das erste Verlangen zu empfangen“, welches sich der Herrschaft der Höheren Kraft hingibt und sie akzeptiert. Deshalb ist dieser Abschnitt nach ihm benannt. […]

Dieser Abschnitt erzählt, dass die Kinder Israels am Fuße des Berges Sinai lagerten. Was bedeutet es, dort zu lagern“?

Zu lagern“ bedeutet etwas Ähnliches, wie Chanukka. Es ist klar, dass der Mensch in diesem Moment sein Ego nicht korrigieren kann, sondern nur einen Ratschlag annimmt, für etwas, das er im Laufe der Zeit verwirklichen kann. Je nachdem, wie weit er den Prozess und das System dazu verstanden hat, kommt er voran. Erst am Ende der Wüste, beim Einzug in das Land Israel, offenbart das Volk alles, was Moses in seinen letzten Worten vor seinem Tod zu ihnen sagt.

Sohar für Alle, Jitro, Artikel 572-573

Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen

Als dieser Makel von ihnen entfernt wurde, blieb Israel ein reiner Körper ohne jeden Makel, und die Seele im Inneren des Körpers war wie der Glanz des Firmaments, um Licht zu empfangen. So war Israel, welches die Herrlichkeit seines Herrn sah und betrachtete. Auf dem Meer war das nicht so, weil der Makel damals nicht von ihnen entfernt worden war, während hier auf Sinai, als der Makel vom Körper verschwand, sogar die Föten im Leib ihrer Mütter die Herrlichkeit ihres Herrn sahen und betrachteten. Sie alle, jeder einzelne, empfing, wie es ihm gebührte.

Der spirituelle Aufstieg kann das Ergebnis zweier Prozesse sein – eines Erweckens von Oben und eines Erwachens von unten. Bei einem Erwecken von Oben scheint das Licht“ von Oben und heiligt den Menschen. Dadurch erhält der Mensch die Kraft des Gebens, durch die er beginnt, sein Ego von außen zu betrachten. Dieser Mensch sieht nun außerhalb seiner selbst die spirituelle Welt und damit die Höhere Kraft, den Schöpfer. Ein Erwachen von unten kommt durch intensive Arbeit des Menschen an der Verbindung mit anderen. Fügen gleichgesinnte Menschen ihr Erwachen von unten zu einem Verlangen zusammen, erreichen sie das gleiche Erwachen wie jenes, das man von Oben empfangen kann.

Natürlich ist die Anstrengung des Menschen von unten wünschenswerter und wertvoller. Wenn der Mensch die Kräfte von den Freunden sammelt, und auch jeder von ihnen sammelt die Kraft seiner Freunde, und kommt dazu noch seine eigene Kraft, dann wird diese gemeinsame Kraft dauerhaft sein. 

Im Zustand am Fuße des Berges Sinai“, macht der Mensch nur eine Pause, um sich Ratschläge zu holen, was er tun soll. Um diese Ratschläge jedoch zu bekommen und zu hören, muss man erwachen. Das ähnelt dem Auszug aus Ägypten“ mit Hilfe der Kraft Moses, einer äußeren Kraft von Oben, die den Menschen schiebt und zieht. Danach aber, muss er die Kräfte, die er während der vierzig Jahre in der Wüste“ erhalten hat, in die Tat umsetzen.

Am Berg Sinai“ geschieht etwas Besonderes. Eine besondere Kraft, reinigt“, korrigiert den Menschen.

Das „Licht“, welches auf den Menschen einwirkt, wird „korrigierendes Licht“ genannt. Es steht geschrieben: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“ (4), denn „das Licht in Ihr korrigiert ihn“ (5). Es korrigiert den „bösen Trieb“ und macht ihn zu einem guten. Am Anfang befindet sich der Mensch im bösen Trieb“, er ist ein Egoist, und alles, was er braucht, um ihn zu korrigieren, ist die Tora. Vorausgesetzt, es ist die wahre Tora, und nicht jene der Völker. Denn es steht geschrieben: „Wenn man euch sagt: ‚Es gibt Weisheit in den Völkern, so glaubt; es gibt die Tora in den Völkern, so glaubt nicht.’“(6)

Ein „Mensch aus den Völkern“ ist ein Verlangen um für sich selbst zu empfangen. Israel“ ist das Verlangen, welches danach strebt, das Geben, die Liebe, zu anderen zu erreichen. Von der Liebe zu anderen gelangt der Mensch zur Liebe zur Höheren Kraft.

Deshalb werden diejenigen, die sich danach sehnen „Israel“ genannt. Sie lernen die Weisheit der Kabbala, weil durch sie das „Licht“, welches sie korrigiert, zu ihnen kommt. Indem sie die Kraft des Gebens erlangen, werden sie gereinigt und erheben sich auf die nächste Stufe. Je größer die Kraft des Gebens ist, desto größer ist die Liebe zu anderen. Im selben Maße wird dieser Mensch als „heilig“ angesehen.

Resümee

Aus dem Abschnitt Jitro kann man lernen, dass es das Ziel ist, dass die Verbindung zwischen dem „Verlangen zu geben“ und dem „Willen zu empfangen“, ständig besteht. Die Weisheit der Kabbala sagt nicht, dass man sein Ego vernichten, sondern es richtig einsetzen soll. Deshalb ist ihr Name Chochma ha Kabbala, „Weisheit des Empfangens“. Sie lehrt, wie man die „Gefäße des Empfangens“ richtig benutzt.

Dabei ist es nicht nötig, die Verwendung der „Gefäße des Empfangens“ zu vermeiden oder sich vom weltliche Leben „zu erheben“ oder loszusagen. Vielmehr muss man den „bösen Trieb“, das Ego enthüllen, welches einem von der Verbindung mit den Menschen abhält. In der Erzählung wird Moses gesagt: „Und ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (Exodus 19:6). Das heißt, die Aufgabe des „Volkes Israel“ (Menschen, welche sich der Höheren Kraft angleichen wollen) ist es, sich in den Dienst der ganzen Welt zu stellen.


Lexikon Parasha Jitro

Jitro   Er ist der „Wille zu empfangen, der gereinigt werden und sich Moses anschließen kann, um mit ihm die Verbindung zwischen den Höheren Sefirot (Keter, Chochma und Bina, GaR, die ersten drei Sefirot) der Seele und dem „Willen zu empfangen, dem Volk unten, zu schaffen. So kann er SaT (Sajin Tachtonot, die sieben unteren Sefirot) der Seele, herstellen. Jitro wird, als er mit Moses lebt, in Moses eingeschlossen. „Jitro ist die Kraft von Malchut (Königreich), die in Bina (Verständnis) eingeschlossen ist, weshalb Bina sich mit Malchut verbinden und so die nächste Stufe hervorbringen kann.

Berg Sinai   Es steht geschrieben: Ich habe den bösen Trieb erschaffen; ich habe für ihn die Tora als Gewürz erschaffen“ (7), denn „das Licht in ihr korrigiert ihn“ (8). Der „böse Trieb“ zeigt sich als „Berg Sinai“. Er steht für all den Hass, der zwischen den „Völkern der Welt“ und dem „Volk Israel“ entsteht. Die „Völker der Welt“ sind das „Verlangen zu empfangen“, und das „Volk Israel ist das „Verlangen zu geben“. Wenn also in einem Menschen eine Kluft zwischen dem „Verlangen zu empfangen“ und dem „Verlangen zu geben“ entsteht, spürt er diesen Hass und steht somit am „Fuße des Berges Sinai“.

Der Hass erscheint, wenn ein Mensch sich verbinden will. Sinnbildlich steht er um den „Berg“ herum und muss Arwut (gegenseitige Bürgschaft) erreichen. Es steht geschrieben: Er sagte zu ihnen: ‚Wenn ihr die Tora empfangt, gut. Und wenn ihr sie nicht empfangt, wird dies euer Grab sein.’“(9). Verbinden sich die Menschen nicht wie „ein Mensch mit einem Herzen“ werden sie an diesem Punkt „begraben“ werden.

Der Hass richtet sich gegen die Verbindung. Wer sich nicht verbinden will, wird seinen Hass auf andere nicht erkennen und deshalb nicht den Zustand am „Berg Sinai“ erlangen. Somit auch keine Korrektur. Wie sehr ein Mensch sich verbinden will, kann ihm aufzeigen, wie weit er vom „Berg Sinai“ entfernt ist.

Am Fuße des Berges Sinai zu sein, ist bereits eine Hohe Stufe für einen Menschen. […] Bis dieser Mensch nicht erkennt, dass die Verbindung in Liebe zu anderen, obwohl er diese will, überhaupt nicht möglich ist, kann diese Verbindung auch nicht hergestellt werden. Das ist der Moment, in dem der “Punkt im Herzen“, Moses, erscheint, und ihn aus sich selbst herauszieht. Der Mensch versteht nun, dass es möglich ist, zu entkommen. Nur deshalb kann er entkommen und sich über das Ego erheben.

Sobald der Mensch etwas aus dem Ego herauskommt, wird ihm seine Beziehung zum Ego immer deutlicher bewusst. So entsteht die Kluft zwischen dem Ego und dem Verlangen, außerhalb des Egos zu sein. Diese Kluft wird „Berg Sinai“ genannt. Das ist der Zustand, in dem sich Moses versucht oben auf der Spitze des Berges an den Schöpfer anzuheften, während sich das gesamte, noch unkorrigierte Ego unten befindet. Dies sind die Menschen, die keine Verbindung zur Höheren Kraft herstellen können. Die heutige Situation der Welt zeigt jedoch, dass alles beginnt sich in Richtung Korrektur zu bewegen.

Segula (Heilmittel): Dieser Ausdruck kommt vom Wort Segol. Segol ist ein Interpunktionszeichen, drei Punkte, welche die drei Linien darstellen, mit denen sich der Mensch dem Ziel annähert. Rechts ist die Kraft des Gebens und links die Kraft des Empfangens. Indem er das Rechte und das Linke verbindet baut der Mensch seine Seele auf. Es ist üblich, am Shabbat zu singen: Kommt in Frieden, ihr Engel des Friedens, ihr Engel des Höchsten“. So wie sich ein Mensch auf zwei Beinen fortbewegt, so baut er durch die beiden Linien, den beiden Engeln, die Mittlere Linie auf.

Der Zustand “geh hinaus in Frieden“ kommt nachdem der Mensch die Mittlere Linie in den vier Stufen – Yud-Hej-Waw-Hej – und somit das Ende der Korrektur erreicht hat. […]

So kann der Mensch alles was er in sich trägt nutzen, um Korrekturen vorzunehmen. Ihm wird von Oben das Rechte und das Linke gegeben – die Kraft des Gebens, die Kedusha (Heiligkeit), und die Kraft des Empfangens, die Klipa (Hülle/Schalle) – nun liegt es an ihm, sie zu verbinden. Indem er die Verbindung zwischen den beiden Kräften ständig verbessert und so nutzbar macht, entwickelt sich der Mensch weiter. Aus diesem Grund wird die dritte Linie als “Mittlere Linie“ bezeichnet. Aus der Höheren Kraft kommen die beiden Linien, Kräfte, die dem Menschen helfen, sich richtig zu verbinden. Sie werden Segula, Heilmittel genannt. Nur durch sie kann der Mensch leben; wenn er diese Kraft nicht erhält, kann der Mensch von der untersten Stufe aus, nichts tun.

(7) Babylonischer Talmud, Massechet Kidushin, 30b

(8) Midrash Rabba, Eicha, Einführung, Absatz 2

(9) Babylonischer Talmud, Massechet Awoda Sara, 2b

 

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