26. September 2021, Gute-Nacht-Text
Das Maß des Zuhörens des Schöpfers, hängt vom Maß der Sehnsucht ab, welche ein Mensch beim Erheben des Gebets verspürt. Verspürt der Mensch eine übermäßige Sehnsucht, kann er in diesem Moment sicher sein, dass der Schöpfer ihm aufmerksam zuhört. Und wer das weiss, schüttet gewiss sein Herz noch stärker aus, da es für ihn kein größeres Privileg gibt, als dass der König der Welt ihm Aufmerksamkeit schenkt.
Baal HaSulam, Brief 52
Die Sehnsucht im Herzen und das Ohr des Schöpfers – so hat der Schöpfer eine Sehnsucht in uns geschaffen, um sich mit uns zu verbinden. Oft spüren wir diese Sehnsucht nicht mehr in unserer Sucht nach mehr, mehr Anerkennung, mehr aus uns machen, mehr Ansehen…
Ich spüre in mir eine tiefe Sehnsucht nach dem Ursprung, nach der Quelle allen Lebens, nach Resonanz – wie hoffnungsvoll wirkt auf mich der spirituelle Funke von Baal HaSulam: meine Sehnsucht findet Gehör, alles, was verschüttet in mir quält, findet ein offenes Ohr – aber ist es die Sehnsucht zu geben, nur das eine Ziel zu geben? Oder ist es die Sehnsucht nach Lebendigkeit, die Verbindung zu spüren zwischen mir als Geschöpf zu anderen Geschöpfen, zur Natur bzw. Schöpfung und dem Schöpfer?
Am letzten Freitagabend spürte ich in einem Jazzkonzert eine tiefe Verbundenheit durch die Musik – wie ein Einklang, eine „Con-cordia“ , wie es durch Sprache schwer zu fassen ist. Es ist wie geben, empfangen, und weitergeben: resonant, verbunden – eine lebendige Verbundenheit. In diese Richtung, auf diesem Weg der Spiritualität weiterzugehen, weiterzuspüren, lässt mich den Tag dankbar beenden und neugierig auf die neue Woche schauen – mit der Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit und einem neuen Blick auf mein Leben.