Pessach – ein Fest für die ganze Menschheit

Im jüdischen Kontext wird während dieser Woche Pessach zelebriert. Entstanden ist das Fest zur Erinnerung an den „Auszug des Volkes Israel aus Ägypten”. Wird Pessach mit kabbalistischen Hintergrund gefeiert, geht es jedoch nicht um religiöse Rituale oder Bräuche. Das Fest birgt in sich eine Botschaft und eine Vorhersage für die gesamte Menschheit! Es ist kein Zufall, dass die Geschichte von Moses, Pharao und dem „Auszug aus Ägypten“ mehrere epische Filme inspiriert hat; die universelle Botschaft der Befreiung aus der Versklavung berührt einen Punkt in jedem Menschen: das Streben nach Freiheit.

Pessach steht kabbalistisch betrachtet für den Übergang aus der „Wahrnehmung dieser Welt“, in die „Wahrnehmung der höheren Welt“. Anders ausgedrückt bedeutet es, dass der Mensch vom Zustand der Unmöglichkeit, sich mit anderen zu verbinden, zum Zustand gelangt, in dem er seinen Egoismus überwinden und sich dadurch verbinden kann. Das ist mit dem „Auszug aus Ägypten“ gemeint.

Um zu diesem Zustand gelangen zu können, muss man zuerst verstehen, was oder wer einen „versklavt“, und wie man sich befreien kann. Der Pharao, der große Unterdrücker, ist niemand anderes als das menschliche Ego. Moses, dessen Name vom hebräischen Wort moshech – ziehen – kommt, ist die Kraft, die den Menschen aus dem Griff des Pharaos herauszieht und ihn befreit. Sie hilft dem Menschen, sich zum Herren seines eigenen Schicksals zu machen.

Der „Auszuges aus Ägypten“, die Befreiung vom Ego, betrifft jeden Menschen. Irgendwann wird jeder spüren, dass das Ego ein unbarmherziger Herr ist und wird vor ihm weglaufen wollen. Das ist der Zeitpunkt, in dem man der Kraft Moses folgt, Ägypten verlässt und ein freier Mensch wird – befreit von seinem eigenen quälenden Pharao, dem Ego.

Das ist ein langer Prozess, in dem sich der Pharao, das Ego, stetig verändert. Das Ego wächst und entwickelt sich und wird immer anspruchsvoller. Was einen gestern noch erfüllte und man großartig fand, ist kurz danach völlig unbefriedigend. Schlussendlich findet man sich in der Verfolgung von Genüssen wieder, die nur solange lohnend erscheinen, bis man sie hat. So beginnt sich der Mensch immer unzufriedener zu fühlen. Er fragt sich, ob das der Sinn der ganzen Sache, seines ganzen Lebens sein soll. Doch wenn er sagt „genug“, erkennt er, dass es unmöglich ist, von dieser Art zu leben loszukommen. Man ist in der „Versklavung in Ägypten“, seinem Ego vollkommen versklavt. Je mehr man sich wehrt, desto mehr bedrängt es einen. Das ist der Moment, in dem man erkennt, dass der Pharao einen ausgenutzt hat und nur so lange gut zu einem war, wie man ihm diente.

Die Menschen sind aktuell noch nicht so weit, nähern sich aber diesem Zustand. Viele fühlen sich bereits schlecht, müssen aber noch erkennen, dass der Pharao, das Ego, die Ursache für das schlechte Gefühl ist. Sobald man das begreift, beginnt der „Auszug aus Ägypten“, aus der Versklavung durch das Ego.

Um diesem Zustand von Pessach näher zu kommen, muss man alles, was einem am eigenen Leben nicht gefällt, untersuchen und sich fragen, wer es wirklich ist, der leidet. Das eigene Ego? Mit Hilfe der Weisheit der Kabbala und einer Umgebung von Gleichgesinnten kann aber jeder Mensch zum „Auszug aus Ägypten“ gelangen und dieses Fest feiern!

Zusammengestellt aus Artikeln von Michael Laitman

Pessach aus kabbalistischer Sicht

Nach jüdischer Tradition wird an Pessach eine Woche lang der Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert. Doch was bedeutet das Fest aus kabbalistischer Sicht?

In der Tora wird der Auszug aus Ägypten sehr genau beschrieben. Dabei spricht sie aber nicht von einem geschichtlichen Ereignis, sondern über einen Mensch, der die gesamte Welt in sich einschließt. Alles befindet sich im Menschen. Der Ägypter symbolisiert die egoistische Kraft im Menschen; das Volk Israel die altruistische Kraft oder die Kraft, welche altruistisch sein will, jedoch unter der Herrschaft der Ägypter, dem Egoismus, steht. Weiterlesen

Tu BiShwat

An Tu BiShwat, dem 15. Shewat (24./25.01.2024) wird die Entwicklung und Fähigkeit zu reifen und Früchte zu bringen, gefeiert. Deshalb ist es auch das Neujahr der Bäume“. Kabbalistisch betrachtet ist es ein Fest der Menschen, die eine fruchtbare Umgebung gefunden haben, um sich spirituell zu entwickeln.

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Chanukka aus kabbalistischer Sicht

Geschichtliches

An Chanukka (Rast), feiert die jüdische Bevölkerung vereinfacht gesagt, ihren Sieg über das Seleukidenreich“, welches versuchte, die hellenistische Kultur und deren Glaubenssystem unter den Juden im damaligen Israel zu verankern. Diese Sichtweise entspringt einem Epos. Es ist bekannt, dass der sogenannte Makkabäer Krieg“, dessen Sieg an Chanukka gefeiert wird, ein Bürgerkrieg zwischen Juden war. Weiterlesen

Simchat Tora aus kabbalistischer Sicht

Simchat Tora (Freude an der Tora) wird am letzten Tag der 7 Tage von Sukkot gefeiert. Mit dem Tora-Freudenfest ist der Höhepunkt erreicht. Der Feiertag wird auf viele verschiedene Arten gefeiert, aber immer sind die Tora und die Freude, die durch sie kommt, das Hauptthema.

Simchat Tora aus kabbalistischer Sicht

Die in der jüdischen Tradition begangenen Feiertage symbolisieren den Transformationsprozess vom der menschlichen Eigenschaft des Empfangens hin zum Geben. Der Feiertag Simchat Tora steht für den erfolgreichen Abschluss dieser Veränderung.

An Simchat Tora soll darüber nachgedacht werden, was für ein Mensch man selbst ist und zu welcher Art von Gesellschaft man beiträgt. Selbst wenn man erkennt, dass man nicht so gut ist, wie man gerne wäre, gibt es Grund zur Freude, denn die Wahrheit anzuerkennen ist der erste Schritt zur Veränderung.

Im Buch Sohar (Abschnitt Teruma) steht geschrieben, dass „die Tora Licht ist und derjenige, der sich mit Tora und Mizwot beschäftigt, mit dem Licht belohnt wird.“ Das „Licht“, von dem der Sohar spricht, ist ein aus der physischen Welt geborgter Ausdruck, der die schöpferische Kraft bezeichnet, die alles Existierende erschafft. Dieses Licht arbeitet nach einem sehr einfachen Prinzip. Es gibt, leucht und gibt noch mehr. Diese einzigartige Eigenschaft des Gebens erschafft alles in dieser Welt Existierende, das gesamte Universum und den Menschen darin. Wenn der Mensch das Universum studiert – die Galaxien, Planeten, Pflanzen, Tiere und sogar sich selbst – untersucht er tatsächlich die Manifestationen dieses Lichts. Dieses immerwährende Geben und Leuchten ist auch der Grund dafür, dass alles Erschaffene im Prinzip aus dem Verlangen, immer mehr und mehr von diesem Licht empfangen zu wollen, besteht.

Alles, was die Menschheit also durch Wissenschaften herausfinden kann, sind nur weitere Details über die Manifestationen dieses Lichtes und man kann somit nichts über die Eigenschaft, das Wesen des Lichtes selbst aussagen. Die Erkenntnis dieser Eigenschaft des Lichts gelingt nur, wenn der Mensch selbst diese Eigenschaft erwirbt. Dies kann er nur, wenn er seine von der Natur gegebenen Eigenschaft des egoistischen Empfangens korrigiert. Mit Hilfe der Weisheit der Kabbala lernt er, wie er dies erreichen kann.

Hat der Mensch diese Korrektur abgeschlossen, wird er in Form von unendlicher Freude und Genuss vom Höheren Licht erfüllt. Simchat Tora symbolisiert den Zustand der vollständigen Einheit des Lichtes, dem „Schöpfer“ und dem Geschöpf, dem Menschen.

Aus Artikeln von Michael Laitman, geschrieben von StudentInnen

Sukkot aus kabbalistischer Sicht

Nach jüdischer Tradition wird Sukkot sieben Tage lang gefeiert. Diese Feiertage sollen a die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste nach ihrem Auszug aus Ägypten erinnern, aber auch daran, die Ernte zu würdigen. Bekannte Rituale, die dabei ausgeführt werden, sind der Bau der Laubhütte oder das Sprechen des Segens” über die vier (Pflanzen) Arten: eine Zitrusfrucht, ein Palmzweig, drei Myrthenzweige und zwei Weidenzweige.

Viele dieser Rituale haben ihren Ursprung in der Tora und beinhalten deshalb eine kabbalistische Bedeutung.

Sukka, eine provisorische Laubhütte

Am ersten Tag des Festes wird unter großer, gemeinsamer Anstrengung, eine Sukka mit einem Shach, einem Dach aus Pflanzenabfällen, gebaut.

Die Sukka, symbolisiert die gemeinsame Seele des Menschen, Adam HaRishon, den Ort der Einheit und der Verbindung. Diese gemeinsame Tätigkeit soll Vertrauen geben, dass die Menschheit von der verbindenden Kraft der Natur gehalten wird. Ein Shach zu errichten bedeutet, der Idee der Einheit wie ein Mensch mit einem Herzen” zu sein, zuzustimmen. Es soll alle Menschen, über sämtliche Unterschiede hinweg, verbinden.

Die Sukka ist nur eine vorübergehende, provisorische Behausung. Verbinden sich die Menschen unter dem Shach, werden sie vom Höheren Licht beeinflusst. Die Menschen sitzen gemeinsam im Schatten der Sukka und denken an ihre Verbindung und die Einheit. Jeder muss sich bemühen, der perfekten und alles verbindenden, in der Natur existierenden Form des Lichtes, zu gleichen. Der Schatten, d.h. die egoistischen, trennenden Verlangen eines jeden, werden respektiert. Gleichzeitig muss dem Menschen bewusst sein, dass sich alle Menschen über ihre Egos hinweg verbinden müssen. Mit dem Shach aus Pflanzenresten – symbolisch für das altruistische Konzept, welches für den Egoismus ohne Wert ist –werden die Egos bedeckt. Das heißt, sie werden mit dem Vorhaben andere zu lieben, korrigiert. Der Egoismus befindet sich unter dem Shach, darüber ist die Einheit, die Verbindung. Das Shach stellt aber auch den gemeinsamen Wunsch zu lieben, zu geben, und die Verbindung zwischen allen Menschen zu erreichen, dar.

Es ist kein Zufall, dass das Laubdach” mit Pflanzenabfällen der Brot- und Weinherstellung bedeckt wird. Der Begriff Abfall“ drückt die anfängliche Abneigung gegenüber der Einheit zwischen allen Menschen aus, denn der Mensch nimmt die Einheit als absolut unnötig wahr. Aber genau diesen Abfall“ muss der Mensch über sein eigenes Ich“ und diese Welt erheben, also das Geben über das Nehmen stellen.

Auch das Brot“ symbolisiert eine besondere Kraft, welche das Licht von Chassadim“ genannt wird. Wein“ stellt eine andere Kraft, das Licht von Chochma“, dar. Diese beiden Kräfte beeinflussen das Ego des Menschen auf verschiedene Weise hin zur Korrektur.

Minim, vier Pflanzenarten

Während eines festlichen Rituals werden vier Pflanzenarten, Weide, Myrthe, Palmblatt und Zitrusfrucht, in die Hände genommen.

Dies bedeutet, dass der Mensch nur durch die Überwindung von vier Zuständen zur Verbindung mit anderen Menschen gelangen kann. In die Hände nehmen“ drückt aus, dass der Mensch den Prozess des Übergangs zum korrigierten Zustand, mit Hilfe der Kabbala, selber kontrollieren und steuern kann.

Die Pflanzenarten symbolisieren die vier Zustände auf dem Weg vom unkorrigierten Menschen“ zum korrigierten Menschen“. Sie sagen auch etwas über die Einstellung des Menschen gegenüber den Werten der Verbindung aus.

Arava (Weide) – hat keinen Geschmack und keinen Geruch. Das meint, die Bedeutung der Verbindung wird vom Verstand nicht wahrgenommen und nicht gespürt.

Adas (Myrthe) – hat keinen Geschmack, aber einen Geruch. Der stimmt der Verbindung zu, aber es gibt kein Gefühl dazu.

Lulav (Palmenzweig) – hat einen Geschmack, aber keinen Geruch. In diesem Zustand gibt es ein Gefühl bezüglich der Verbindung, aber der Verstand akzeptiert es nicht.

Etrog (Zitrusfrucht) – hat einen Geschmack und einen Geruch. Der Verstand und das Gefühl stimmen der Verbindung zu.

Wenn der Mensch willig ist und sich sogar darüber freut, dass er im Schatten der Hütte sitzen bleiben muss, um in seinem Innern das Verlangen zu Geben zu erschaffen, dann kommt das Licht des Sukkot Festes zu ihm.

Aus Texten von RAV Michael Laitman

Jom Kippur aus kabbalistischer Sicht

Der Feiertag Jom Kippur, Versöhnungstag oder „Tag des Gerichts“, findet zehn Tage nach Rosh HaShana, dem „Anfang des Jahres“ statt. Aus kabbalistischer Sicht ist Jom Kippur der Tag, an dem ein Mensch seine Taten des vergangenen Jahres bewerten soll. Dabei entdeckt er, dass, als ihm die Gelegenheit gegeben wurde, er zu wenig Anstrengungen unternommen hat, um sich der Höheren Kraft anzunähern. Dafür bittet er nun um Vergebung.

RABASH beschreibt in vielen Artikeln, dass der Mensch entsprechend seinem inneren Zustand, ohne jegliche Verbindung mit dem kalendarischen Feiertag, zum Tag des Gerichtes“ kommen kann. Alle Menschen durchlaufen in ihrer persönlichen spirituellen Entwicklung verschiedene Prozesse. Aufstiege in diesen Prozessen, werden auch als Rosh HaShana oder Jom Kippur bezeichnet. Jom Kippur ist ein sehr hoher Zustand. Es bedarf der Einwirkung eines gewaltigen, Höheren Lichtes auf den Menschen, damit diese Stufe in ihm enthüllt wird.

Die Erzählung von Jona

In der Erzählung von Jona wird einer dieser Prozesse beschrieben. Jona wird vom Schöpfer, der Höheren Kraft, beauftragt, in die heidnische Stadt Ninive zu gehen, um deren Bewohner zum Geben zu erwecken. Jona entscheidet sich aber, vor dieser Aufgabe und damit vor dem Schöpfer davonzulaufen. Er flüchtet auf ein Schiff, um zu entkommen. Der Schöpfer ruft daraufhin einen Sturm hervor. Die Seeleute suchen den Grund für diesen Sturm, diese Strafe, und erkennen, dass Jona daran schuld ist. Sie werfen ihn ins Meer und er wird von einem Wal verschluckt. Das ist seine Rettung. Der Wal bringt ihn nach drei Tagen, in denen er Zeit hat, sich selbst und seine Absichten zu überprüfen, an die Küste vor der Stadt Ninive. Der geläuterte Jona nimmt seinen Aufgabe nun wahr und geht in die Stadt Ninive. Überzeugt durch seine Reden und Erklärungen lassen die Menschen von Ninive von ihren egoistischen Absichten ab und erreichen dadurch die Nächstenliebe. 

Der Schöpfer schickt Jona, „den Punkt im Herzen“, der das Geben und die Wurzel der allgemeinen Seele symbolisiert, in diese Welt. Die Seeleute in der Erzählung, d.h. die Umgebung des Menschen, sind Beauftragte des Schöpfers.
Mit Jona ist also die Seele gemeint, die in den Körper des Menschen in diese Welt absteigt. Der Mensch in dieser Welt gleicht dem Schiff auf dem tosenden Meer. Die Seele kommt in den Körper, um ihre Korrektur, im Zusammenhang mit anderen Seelen, zu erreichen. Nur aufgrund des egoistischen Verlangens der Geschöpfe kann die Seele korrigiert werden. Dabei nutzt die Seele ihren Egoismus und die Trennung von anderen Menschen und entwickelt aus „dem Punkt im Herzen“, der sie mit der Höheren Welt verbindet, die Anhaftung an die Höhere Kraft, den Schöpfer und damit die Eigenschaft des Gebens und der Liebe.

In der Erzählung soll Jona seine egoistischen Verlangen erwecken, um sie zu korrigieren. Er muss sich mit allen Seelen in der Stadt Ninive verbinden und sie zur Korrektur anregen. Dadurch können sie das „Böse“ in das „Gute“, in die Liebe zum Nächsten, umwandeln. Andernfalls würden sie in der Eigenliebe und im Hass verbleiben, was sie in den Tod führen würde.

Kabbalistische Umsetzung

In dieser Welt muss der Mensch dazu die Hilfe des Höheren Lichts anziehen. In jenem Maße, in dem er um das korrigierende Licht bittet, erhebt die Höhere Kraft diesen Teil des Verlangen zu empfangen, in eine Handlung des Gebens. Der „Punkt im Herzen“ verursacht, durch sein Verlangen zu geben eine Gegenreaktion. Es entstehen immer größere egoistische Verlangen in diesem Menschen. Darum muss er jene Verlangen, die noch nicht für das Geben geeignet sind, zurückstellen. Er muss eine Beschränkung durchführen. Dieser Prozess geschieht entsprechend der Stufen der spirituellen Welt, 125 Mal, bis das vollkommene Geben erreicht ist. So korrigiert der Mensch schlussendlich alle Verlangen, für sich zu empfangen, zu Verlangen, anderen zu geben. Dadurch tritt er in die Welt der Höheren Kraft ein, in die Empfindung der Welt mit der Eigenschaft des Gebens, die als ewige und vollkommene Existenz empfunden wird.

Die Erzählung von Jona verdeutlicht, dass die Höhere Kraft den Menschen in dieser Welt zwingen wird, entweder den guten Weg oder den Weg der Leiden, welcher sich wie der Tod anfühlen wird, zu wählen. An Jom Kippur wird gefeiert, weil der Mensch die Möglichkeit der Wahl bekommt, wie beschrieben steht „so erwähle nun das Leben“(1). Dabei ist das Wichtigste, die Höher Kraft um Hilfe zu bitten, denn nichts in der Welt geschieht ohne die Kraft des Höheren Lichts.

Aus Unterrichten von RAV Michael Laitman

(1) Deuteronomium, 30,19: Ich nehme heute Himmel und Erde gegen euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt; so erwähle nun das Leben, damit du lebst, du und dein Same.

Rosh HaShana aus kabbalistischer Sicht

Rosh HaShana, wörtlich aus dem Hebräischen „Haupt des Jahres“, oder auch Rosh Hashinui, der Anfang der Änderung, ist der bekannte jüdische Neujahrs-Feiertag. Dieses Jahr findet er vom 15.September abends bis 17.September abends statt.

Traditionelles

Nach jüdischer Tradition triff man sich an Neujahr zum Gebet in der Synagoge. In diesen Tagen wird jedem Menschen ein „gutes oder schlechtes Jahr in das Buch des Lebens geschrieben“. Deshalb wünscht man sich: „le-shana towa tikatewu“, möge Dir ein gutes Jahr eingeschrieben werden! Oder kurz: „shana towa“, ein gutes Jahr!

Traditionell gibt es zum Neujahrsfest „gefilte Fisch“, ein mit Fisch gefüllter Karpfen. Diese Tradition hat sich über die Jahrhunderte entwickelt. Sicher belegt ist, dass Fisch ein Gericht ist, das schon früh in der jüdischen Tradition an Feiertagen gegessen wurde. Dazu wird rund gewickeltes Weißbrot gereicht. Dieses soll den Jahreskreislauf symbolisieren. Um den Wunsch nach einem „süßen Jahr“ voller Segen und Fülle zum Ausdruck zu bringen, werden in Honig eingetauchte Apfelstücke gegessen.

Kabbalistische Sichtweise

Alle traditionellen jüdischen Feste symbolisieren tatsächlich Etappen auf dem kabbalistischen Weg.  Dabei geht es um die Transformation von der bösen Neigung – genannt Egoismus – zum Altruismus, zur Liebe zum Nächsten, so wie man sich selbst liebt.

Rosh HaShana, setzt sich aus den Wörtern Rosh, Kopf oder Anfang und Shinui, Veränderung,  zusammen und steht somit für den Beginn einer Veränderung. Wenn man will, kann es der Beginn der neuen Fähigkeit sein, den derzeitigen Weg des Leidens, der Unsicherheit und der Leere in einen neuen Lebensweg zu verwandeln, der von Glück, Zuversicht und Erfüllung geprägt ist.

Der erste Schritt für diesen Neuanfang ist die Bewusstwerdung. Es ist wichtig zu erkennen, dass menschliche Beziehungen – ob gut oder schlecht – das ganze Leben eines Menschen bestimmen. Sie wirken nicht nur auf ihn selbst, sondern auch auf alle anderen Stufen der Natur: die unbelebte, die pflanzliche und die tierische. Da die menschliche Stufe die höchste ist, wird sich eine Veränderung von der dysfunktionalen und rücksichtslose Art und Weise des Umgangs von Menschen untereinander, hin zu wohlwollenden und gebenden Beziehungen, auch auf den Rest des Systems auswirken.

Die zunehmenden Probleme, die die ganze Weltbevölkerung betreffen, sollten den Menschen dazu bringen, seine Beziehungen zu anderen zu analysieren. Er soll schließlich erkennen, dass alles von seiner Haltung gegenüber dem Schicksal, der Natur, ja gegenüber allem, abhängt. Eine gründliche Analyse der Qualität der Beziehungen wird zeigen, wie schlecht man sich im letzten Jahr gegenseitig behandelt hat. Dies wiederum ist die Ursache für die Leiden und Sorgen, die diese Welt erfährt.

Es hängt alles davon ab, wie ehrlich man sich selbst beurteilt. Was hat man selbst investiert, um diesen Zustand zu ändern?

Ein solcher Neuanfang bedeutet nicht zwangsläufig, dass man alles Alte verwerfen muss. Man muss nur die Absicht, die Beziehungen zueinander auf eine bessere Ebene erheben zu wollen aufbauen.

Ein „gutes neues Jahr“ hängt also davon ab, ob man  die große kabbalistische Regel der Tora, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, umsetzen will. Auf diesen Grundsatz hin müssen sich alle Menschen selbst prüfen.

Symbole von Rosh HaShana

Die Symbole des Festes Rosh HaShana stehen für den Zustand, den die Menschheit anstreben soll.

Apfel mit Honig   Der Apfel symbolisiert die Sünde (das Verlangen für sich selbst zu empfangen), die mit Honig gemildert, versüßt wird. Das Süßen wiederum symbolisiert den Wunsch, lernen zu wollen, dieses im Menschen angelegte Verlangen  altruistisch nutzen zu können.

Fisch  Das Tier, das im Wasser lebt, symbolisiert ein Leben in Gnade. Denn Wasser steht in der Wissenschaft der Kabbala für „Gnade“. Das „Essen des Fischkopfes“ erinnert daran, dass man „der Kopf und nicht der Schwanz sein will“. Das bedeutet, dass man den eigenen Weg untersucht und nicht blindlings der „Herde“ folgt, welche, ohne es zu merken, nur auf den eigenen Vorteil aus ist.

Granatapfel   Jeder einzelne Kern des Granatapfels steht für ein Verlangen, das man in sich entdecken muss, um davon zu lernen, es nicht zum eigenen Vorteil, sondern zum Segen für andere zu nutzen.

Rund gewickeltes Brot   Es steht für das ganze, vollständige Leben, das ein Mensch erreichen will.

Buch des Lebens   Damit ist gemeint, dass alle alle Handlungen und Gedanken des Menschen von der alles umfassenden Natur registriert werden. Im Zustand Rosh HaShana hat man die Möglichkeit zu entscheiden, ob es ein „guter“ Eintrag, also ein Gedanke hin zur Überwindung des Egoismus, wird oder nicht.

Deshalb ist allen Menschen zu wünschen, dass sie sich für ein gutes, süßes Jahr entscheiden!

Zusammengestellt aus den Artikeln: Rosh Hashana – ein neuer Anfang,  Rosh HaShana ist eine Gelegenheit des Wechsels und Meaning of Rosh HaShanah von Michael Laitman

Interessant zu wissen

Laut Talmud ist Rosh HaShana der Beginn der Weltschöpfung und in der Folge dessen Jahrestag. Er steht aber auch für den Jahrestag der „Erschaffung Adams“. Am 1. Tishrei 3760 v.u.Z. (Tishrei ist der Monat des Jahresanfangs im jüdischen Kalender, September-Oktober), erkannte ein Mann namens Adam die Höhere, alles lenkende Kraft. Deshalb begann an diesem Tag die kabbalistische Zeitrechnung.

Hohe Feiertage im Jahr 2023

Die Hohen Feiertage Rosh HaShana (15.-17.09.23), Jom Kippur (24.-25.09.23), sowie die anschließenden Feiertage Sukkot (30.09.-06.10.23) und Simchat Tora (08.10.23) finden nach jüdischem Kalender im Monat Tishrei statt.

Doch was haben diese Feiertage mit der spiritueller Entwicklung eines Menschen zu tun?

„Wir müssen verstehen, dass die jüdischen Feiertage nicht die Tradition einer bestimmten Nation oder eines Volkes sind. Vielmehr sind sie Symbole einzigartiger spiritueller Zustände, in denen wir gegenseitige Hingabe, Liebe auf einer höheren Ebene und eine größere Tiefe der Verbindung des Herzens und des Verstandes erreichen.“ – Dr. Michael Laitman

Alle traditionellen jüdischen Feiertage im Jahreszyklus symbolisieren spirituelle Prozesse, die der Mensch während seines Lebens durchlaufen muss.

Der Egoismus der Menschheit entwickelte sich im Lauf von tausenden Jahren mit Hilfe der Reshimot (Erinnerungen, Aufzeichnungen), um letztendlich das menschliche Ego in seinem ganzen Ausmaß hervorzubringen. Diese Entwicklung dauert an, bis sich der Mensch mit dem Sinn seines Lebens zu beschäftigen beginnt. Man sagt in der Kabbala, “dass der Mensch die Stufe Tier verlassen und zur Stufe Mensch aufsteigen will.“

Vor 5783 Jahren war Adam haRishon (der erste Mensch) bereit, mit seiner spirituellen Entwicklung zu beginnen. Mittlerweile haben viele Menschen das Verlangen, ihre Seele kennenzulernen und ihren “Punkt im Herzen“ zu entdecken.

Die Hohen Feiertage (Jamim Noraim), Rosh HaShana (Anfang des Jahres) und Jom Kippur (Versöhnungstag oder “Tag des Gerichts“), sowie die 10 Tage, die dazwischen liegen, symbolisieren einen Prozess, in dem dem Menschen seine Gegensätzlichkeit zu den Eigenschaften der alles lenkenden Kraft (Schöpfer) gezeigt wird. Diese Kraft ist liebend, gebend und voll des Guten,  während der Mensch die “böse Neigung“ darstellt, was sich durch Narzissmus, Hass und Ausbeutung in dieser Welt zeigt.

Die Hohen Feiertage können aus kabbalistischer Sicht als vier Abschnitte der Korrektur der menschlicher Seele betrachtet werden:

 

Rosh HaShana ist der Anfang der Korrektur. Rosh (Kopf) bedeutet Beginn bzw. Anfang. Shana (Jahr) bedeutet Veränderung. Rosh HaShana ist eine Einladung der Höheren Kraft an jeden Menschen, einen neuen Weg in Richtung des ewigen, vollkommenen Lebens zu beschreiten.

 

Jom Kippur, der Tag des Gerichts, ist die nächste Etappe. Während der “zehn Tage der Buße“, deren Höhepunkt Jom Kippur ist, überprüfen man alle seine Erinnerungen und misst sie an den Regeln, zu deren Einhaltung der Mensch verpflichtet ist. Dann kann man erkennen, was einem schwer fiel und bei welchen Geboten man versagt hat. Das wichtigste Gebot ist “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, es ist lt. Rabbi Akiva “die große Regel der Tora„.

Ein wichtiger Bestandteil der Bräuche am “Tag des Gerichts“ oder “Versöhnungstag“, dem feierlichsten Tag im jüdischen Kalender, ist die Lesung aus dem Buch des Propheten Jona. In der Erzählung befiehlt der Schöpfer Jona, den hartherzigen Bewohnern von Ninive zu sagen, dass sie ihre Beziehungen korrigieren müssen, wenn sie überleben wollen. Doch Jona flieht vor seiner Aufgabe und stürzte sich ins Meer, um dem Befehl des Schöpfers zu entgehen.

 

An Sukkot, dem Laubhüttenfest, findet die Endkorrektur statt. Das ist chibuk smol, die Umarmung von der linken Seite und chibuk jamin, die Umarmung von der rechten Seite. Also die Annäherung zwischen der Höheren Kraft (Schöpfer) und dem Geschöpf, hin zur Verbindung. Die sieben Tage von Sukkot symbolisieren sieben Stufen, in denen der Mensch allmählich seine inneren Eigenschaften korrigiert. Mit jedem “Tag“ oder mit jeder Stufe nähert sich der Mensch einen Schritt in Richtung Verbindung mit anderen Menschen. Schlussendlich verbindet er sich so mit der Höheren Kraft, der Liebe.

 

Am letzten Tag der 7 Tage von Sukkot erreicht der Prozess mit dem Tora-Freudenfest Simchat Tora (Empfang der Tora) seinen Höhepunkt. Nachdem der Mensch die Korrektur abgeschlossen hat, wird er mit unendlicher Freude und Genuss durch das Höhere Licht erfüllt. Simchat Tora symbolisiert die vollständige Einheit der Höheren Kraft, des Schöpfers, und dem Geschöpf, dem Menschen.

Tu B`Av

Tu B’Av ist ein kleines, in der jüdischen Gesellschaft in der Nacht zwischen dem 14. und 15. Tag des Monats Av, gefeiertes Fest der Freude“. Es ist ein fröhliches Fest und wird auch Fest der Liebe“ genannt. In der Nacht zu Tu B’Av wird gefeiert, getanzt und gesungen.

Der Fest wird in der Tora nicht als solches erwähnt, doch laut Talmud wird Tu B`Av zu Beginn der Weinlese, was ein Anlass zu Freude ist, gefeiert. Auch wird mit der Aufhebung des Verbotes, das während der vierzig Jahre in der Wüste“ bestand, welches den weiblichen Waisen des Volk Israels, die keine Brüder hatten verbot, ausserhalb ihres Stammes zu heiraten (um zu verhindern, dass das von ihrem Vater geerbte Gebiet im Land Israel an andere Stämme überging) in Zusammenhang gestellt. Anlässlich dieser Aufhebung wurden nach der Eroberung und Aufteilung Kanaans am 15. Av, Ehen zwischen den Stämmen wieder erlaubt.

Deshalb ist der 15. Av laut der Überlieferung ein guter Tag, um zu heiraten, einen Heiratsantrag zu machen, oder zumindest einen Blumenstrauß zu verschenken. Also etwas zu tun, um einem anderen Menschen eine Freude zu machen! Der Tag ist ein Symbol der Versöhnung und Verbindung zwischen den Menschen.

Kabbalistische Betrachtung

Im Buch Tiferet Shlomo heißt es, dass es, für Israel, keinen besseren Tag gab, als jenen, an dem die Stämme zur gegenseitigen Verbindung zusammenkamen. Die geschichtlichen Ereignisse, die darauf folgten enthüllten jedoch erneut Trennung. Heute ist die Menschheit in zahlreiche Stämme“ unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft, mit einem bunten Strauß von Weltanschauungen aufgeteilt. Was verbindet die Menschen dann zu einem Volk“? Ist das überhaupt möglich?

In der Natur, einschliesslich des Menschen, herrschen nur zwei Kräfte: Liebe und Hass. Der dem Menschen angeborene Egoismus ist eine negative Kraft, die immer größer wird. Obwohl alle Menschen aufeinander angewiesen sind, kümmern sie sich nicht wirklich um andere. Oft versucht man sich auf Kosten anderer zu bereichern, manchmal verachtet, oder ignoriert man andere und ein anderes Mal hasst man sie; sei es am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder im Internet, während rücksichtsloser politischer Auseinandersetzungen oder sogar in der Familie… Selbst wenn ein Mensch jemanden liebt, liebt er ihn nur, weil es ihm ein gutes Gefühl gibt. Sobald man dabei kein Vergnügen mehr erhält, verschwindet der Reiz und die Liebe verblasst. Ist dieses vergängliche Gefühl wirklich Liebe?

Kabbalistisch betrachtet bedeutet zu lieben, dem anderen Menschen zu geben“. Das ist gemeint mit Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wie dich selbst“ heißt, ohne Unterschied, ohne Trennungen, und ohne Täuschungen. So, wie der Mensch sich selbst liebt. Vergleichbar damit ist in dieser Welt nur die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Alles geht von dieser Liebe, dem Geben aus, sagt das Buch Sohar. Wenn sich der Hass immer mehr ausbreitet, muss die Menschheit nur danach streben.

Das Gesetz der Dualität

Wahre Liebe kann jedoch nur durch Hass aufgebaut werden. Diese beiden Gefühle, diese beiden Pole, bilden das Leben. Einatmen – ausatmen, einen Schritt links – einen rechts. Alles unterliegt dem Spannungsfeld zwischen diesen entgegengesetzten Polen und der ständigen Suche nach dem Gleichgewicht zwischen ihnen.

Lernt der Mensch, dieses Gleichgewicht herzustellen, werden alle Probleme eine echte, ganzheitliche Lösung finden. Es hängt alles von der guten Verbindungen, der wahren Liebe, zwischen den Menschen ab. Alles beruht auf den unveränderlichen Gesetzen der Natur, in dem alle Teile harmonisch zusammenwirken.

An diese Harmonie soll das Fest Tu B’Av erinnern. Nicht ohne Grund findet es darum eine Woche nach dem 9. Av, dem Trauertag, statt. Dies verweist auf das untrennbare Band zwischen den beiden Polen. Erheben sich die Menschen über das Trennende und verstärken sie so ihre Verbindung, werden sie die Welt ins Gleichgewicht bringen.

Der 9. Av aus kabbalistischer Sicht

Der Tisha beAv, der 9.Av, ist in der jüdischen Tradition der nationale Trauertag. Dem jüdischen Volk geschahen an diesem Tag, bis weit zurück in der Menschheitsgeschichte, immer wieder tragische Ereignisse. Zwei der wichtigsten sind die “Zerstörung des ersten und zweiten Tempels“.

Dazu steht geschrieben, dass Rabbi Akiva, der zu dieser Zeit lebte, mit seinen drei kabbalistischen Freunden um den zerstörten “zweiten Tempel“ trauerte (1). Plötzlich sahen sie einen Fuchs, der zwischen den Ruinen des Allerheiligsten hin und her eilte. Die drei Freunde fingen an zu weinen, doch Rabbi Akiva lachte. Seine Freunde fragten ihn, weshalb er lache. Rabbi Akiva antwortete ihnen mit einem Lächeln, dass solange sich die Prophezeiung des Exils nicht erfüllt hatte, sich auch die Prophezeiung der Erlösung nicht erfüllen konnte. Doch da nun die Prophezeiung des Exils wahr geworden sei, wird die Prophezeiung der Erlösung zweifellos auch in Erfüllung gehen. Weiterlesen

Shawuot aus kabbalistischer Sicht

Das Fest Shawuot findet laut Tora am 50. Tag, also 49 Tage nach dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten (Pessach) statt. Dieses Jahr beginnt es am Abend vom 25.Mai. An Shawuot wird das besondere Ereignis der „Gabe der Tora an das Volk Israel “ gefeiert. 

In vielen Quellen kann man Erzählungen über dieses Ereignis finden. Sie sind farbenfroh und detailliert beschrieben und wurden sogar verfilmt. Moses steigt auf den Berg Sinai, und dort wird ihm – als Höhepunkt der Geschichte – die Tora gegeben. Vielen Menschen sind daraus vor allem die Zehn Gebote bekannt.

Traditionelles

Am Shawuot ist es üblich, Milchgerichte zu essen, da Milch, wie z.B. die Muttermilch, für die Eigenschaft des reinen Gebens steht. Sie ist ein Symbol für die bedingungslose Liebe zwischen Mutter und Kind.

Erzählung in der Tora

Es steht geschrieben, dass 600.000 Menschen den Berg Sinai umringten und die gegenseitige Bürgschaft auf sich nahmen. Dies ist ein unglaubliches Ereignis. In der Erzählung befinden sich die Menschen in einer ausweglosen Situation. Die Wüste, Durst, Hunger und die feindlichen Angriffe zwingen sie zur Annahme der gegenseitigen Bürgschaft (Arvut).

Wer kann sich heutzutage vorstellen, dass sich auch nur ein paar Menschen für gegenseitige Bürgschaft bereit erklären würden, geschweige denn über eine halbe Million? Unsere Lebenserfahrung zeigt uns, dass es unmöglich ist, etwas, was nicht vom eigenen Herzen gewünscht wird, zuzustimmen. Die Menschen in der Erzählung waren alle verschieden, kamen aus unterschiedlichen sozialen Strukturen, jeder mit seinen eigenen Interessen. Was brachte sie dazu, oder überzeugte sie davon, einer gegenseitigen Bürgschaft zuzustimmen? Die Kabbala gibt darauf Antworten…

Kabbalistisch Sichtweise

Um die Erzählung in der Tora richtig zu interpretieren, muss man die Bedeutung der hebräischen Worte kennen.

Das Wort Tora kommt von dem Wort Or, hebräisch Licht. Es ist eine Kraft, eine Energie, die den menschlichen Egoismus, zum Guten, nämlich zum Geben hin, verändert.

Das Wort Berg, hebräisch har, bedeutet Zweifel/Einspruch. Syna bedeutet Hass. Der Berg Sinai verkörpert also die egoistischen Gedanken, die im Menschen entstehen, und so schlussendlich einen enormen Hass auf alle anderen auslösen. Die egoistischen Verlangen lassen den Menschen nur an sein eigenes Wohl und nicht an das Wohl aller denken.

Dass die Menschen sich in der Erzählung um den Berg Sinai versammeln, bedeutet auch, dass gegenseitiger Hass ein natürlich auftretendes Phänomen in einer Gesellschaft ist und sogar vorprogrammiert ist. Er kann nicht eliminiert werden, aber wie die Wissenschaft der Kabbala erklärt, gibt es einen Weg, dass gerade durch diesen Hass etwas verändert werden kann.

Die Zehn Gebote, die in der Erzählung durch Moses dem „Volk Israel” überbracht werden, stehen für die zehn Regeln in der spirituellen Realität. Laut der Weisheit der Kabbala ist die Seele in zehn Teile bzw. zehn Sefirot unterteilt, und jede Sefirot entspricht einem der Zehn Gebote, das durch die Korrektur eines Teiles eingehalten werden kann.

Die 49 Tage – sieben Wochen – zwischen dem Fest Pessach (Auszug aus Ägypten) und dem Fest Shawuot (Gabe der Tora) symbolisieren sieben dieser Sefirot (Erleuchtungen) nämlich Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut. Sie werden während dieser Phase korrigiert, das heisst hin zum Geben anstatt zu empfangen verändert.

Es ist bekannt, dass es nicht möglich ist, ein Problem auf der gleichen Stufe zu lösen, auf der es entstanden ist. Dazu muss man sich über das Problem erheben und es von einer höheren Stufe aus beheben. Das ist nur mit Hilfe der Methode möglich, die in der Tora beschrieben wird. Indem sich 600.000 Menschen einstimmig dafür entschieden, füreinander zu bürgen, um „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu werden, wurden sie würdig, die Möglichkeit der Korrektur zu erhalten. Gäbe es die Tora nicht, würde der Mensch auf der „tierischen“ Stufe verbleiben und könnte sich nicht zur nächsthöheren Stufe, der „sprechenden“, entwickeln. Durch die Gabe der Tora bekommt die Menschheit die Gelegenheit, die höhere Kraft in ihr zu benutzen und mit ihrer Hilfe in eine höhere, spirituelle Dimension zu gelangen. Dies wird das Leben aller Menschen verändern!

Was bedeutet das für die heutige Gesellschaft? Die Rolle der heutigen Generation ist eine ganz besondere. Was in der Erzählung ein Volk betrifft, betrifft heute die gesamte Menschheit. Den meisten Menschen ist bereits klar, dass die Menschheit als Gemeinschaft auf eine Sackgasse zusteuert. Die Verdrehung und Extremierung ethischer und sozialer Werte, das Zerbrechen von Familien, die Zunahme der Suchtproblematik, Finanzkrisen, Kriege und vieles mehr, weisen eindeutig darauf hin. Der Auslöser für all das ist letztendlich aber immer die Beziehung zwischen den Menschen. Diese Beziehung kann nur mit Hilfe von einer Höheren Stufe verändert werden.

Der Mensch verfügt erst ab dem Moment der Gabe der Tora über die freie Wahl – und zwar die Wahl, diese Methode an sich selbst zu realisieren. Zuvor hat er keine Möglichkeit, etwas frei zu wählen.

An Shawuot bekommt er deshalb durch die Gabe der Tora die Gelegenheit, zu einer freien, ewigen und vollkommenen Existenz überzugehen. Das Empfangen solch einer Möglichkeit ist das wichtigste Geschehen im Leben eines Menschen – also ein wahrer Grund zu feiern!

 

Aus Artikeln von Rav Michael Laitman, geschrieben von seinen Student*innen

https://www.laitman.de/das-fest-der-gabe-des-lichts/

https://www.laitman.de/entmystifizierung-des-mythos-um-die-gabe-der-tora/

https://www.laitman.de/von-der-gabe-der-tora-bis-zu-ihrem-erhalten/

https://www.laitman.de/fest-der-gabe-der-tora/

 

Lag BaOmer aus kabbalistischer Sicht

Traditionelles

An diesem fröhlichen jüdischen Feiertag, der jedes Jahr am 18. Iyar stattfindet, machen viele Menschen ein Lagerfeuer, amüsieren sich und feiern Hochzeiten, was in der Zeit von Pessach bis Shawout nur an Lag BaOmer erlaubt ist. Viele vollziehen an diesem Tag auch das Halake-Ritual, den ersten Haarschnitt von Jungen, die das dritte Lebensjahr erreicht haben.

Dieser Feiertag ist außerdem Shimon Bar Yohai (RASHBI), dem bedeutenden Kabbalisten, der das Buch Sohar schrieb, gewidmet. Er starb am Tag Lag BaOmer

Kabbalistische Sicht

Lag BaOmer ist kabbalistisch gesehen ein Feiertag des Lichts. Lag ist ein Akronym für Lamed, mit dem Zahlenwert 30 und Gimel, mit dem Zahlenwert 3, also 33. Omer ist einerseits eine Maßeinheit, bedeutet aber auch Garbe (Bündel aus Weizenähren). Der ganze Name Lag BaOmer kann daher mit „dreiunddreißig Tage zählen“ übersetzt werden. Deshalb findet der Feiertag am 33. Tag nach Pessach, nach dem „Auszug aus Ägyptenstatt. Damit ist der Auszug aus dem egoistischen Verlangen hin zum Geben, um zu Geben gemeint. Danach beginnt die „Reinigung“ aller Verlangen bis zum 50. Tag, dem Feiertag Shawuot. Nach diesen 50 Tagen sind alle Verlangen gereinigt und für das Empfangen der Tora bereit. Es ist das Licht, das die Verlangen korrigiert, um empfangen um zu geben zu können.

Bis zu Lag BaOmer gilt man noch nicht als vollständig aus Ägypten ausgezogen. Denn erst wenn alle „ägyptischen“, egoistischen Verlangen zum Geben um zu Geben gewandelt sind, ist man vollständig aus Ägypten ausgezogen. Insgesamt muss man in 50 Schritten von Pessach bis Shawuot 49 Sefirot korrigieren. Sind 33 Sefirot korrigiert, braucht man nicht mehr daran zweifeln, dass man die Korrektur vollenden wird, denn ab dem Zustand Lag BaOmer beginnt das Licht der „Gabe der Tora bereits zu leuchten, wenn zunächst auch nur aus der Entfernung. Das bedeutet, danach beginnt man, sich für den  „Empfang der Tora an Shawuot vorzubereiten. 

Der „Auszug aus Ägypten geschieht unter dem Einfluss des Höheren Lichtes Chochma, das sich dank dem Erwachen des Menschen offenbart. Als Ergebnis erhebt der Mensch sich über seinen Egoismus und trennt sich von ihm. Dies passiert aber nur dank dem Licht, das von oben kommt. Die Verlangen des Menschen bleiben noch egoistisch, aber das Licht ermöglicht es, zu wollen, dass man sich über den Egoismus erheben kann. 

Es gibt eine Verbindung zwischen der spirituellen Wurzel und den physischen Festen dieser Welt, und deswegen gibt es Tage, an denen das den Menschen umgebendes Licht stärker wirkt. Deswegen muss man die besondere Zeit des Feiertages Lag BaOmer, an dem alle Bedingungen auf die Korrektur ausgerichtet sind, nutzen. An diesem Tag sollte man mit allen Kräften versuchen, Verbindung zwischen den Menschen zu erreichen. 

Geschichtliches

In der Geschichte der Menschheit zeigt sich die Auswirkung dieses Lichtes an einem Ereignis, an dem vierundzwanzigtausend Schüler von Rabbi Akiva gleichzeitig verstorben sind. In ihnen kam ein so großer Egoismus zum Vorschein, dass sie anstelle der Liebe zum Nächsten –  welche ihr Lehrer Rabbi Akiva von ihnen gefordert hatte – in grundlosen Hass verfielen. Deswegen konnten sie das Licht der Korrektur, das sich damals offenbarte, nicht aushalten und starben. Da sie ihren Egoismus nicht überwinden konnten, sind sie spirituell gestorben und verschwanden deshalb auch physisch durch eine Epidemie. Ab dem Tag Lag BaOmer starb niemand mehr.

Allerdings blieb nur eine kleine Gruppe von Schülern unter der Leitung von Rabbi Shimon übrig. In dieser Gruppe gab es zehn Menschen, die sich wie zehn Sefirot verbinden und dank dieser Verbindung das Buch Sohar schreiben konnten. Sie erhielten das Licht, das zur Quelle zurückführt, und mit dessen Hilfe konnten sie die 125 Stufen der Korrektur durchgehen. Das eigentliche Licht zu beschreiben ist unmöglich, doch ihre Korrekturen und Offenbarungen konnten diese Menschen aufgeschrieben. Denn als das Licht ihre Verlangen, welche nach Verbindung strebten, beleuchtete, erlangten sie eine neue Formen der Vereinigung, in welcher sich das Licht, die Tora, offenbarte. Der Sohar ist heute das wichtigste kabbalistische Buch, da es einen Kommentar zum Pentateuch enthält, der es den Menschen ermöglicht, mit Hilfe einer Gruppe Gleichgesinnter zur Korrektur zu gelangen. 

 

Zusammengefasst aus dem Beitrag: Unterricht von Rav Michael Laitman zum Thema „Feiertag Lag ba-Omer“, 14.05.2017

PESSACH

Am 5. April (14. Nissan) beginnen die acht Feiertage des Pessach. Für die meisten Menschen ist es ein in der jüdischen Tradition verankerter Anlass – er birgt in sich jedoch eine Botschaft und Vorhersage für die gesamte Menschheit. Es ist kein Zufall, dass die Geschichte von Moses und Pharao und dem Auszug aus Ägypten mehrere epische Filme inspiriert hat – die universelle Botschaft der Befreiung aus der Versklavung berührt einen Punkt in jedem Menschen: das Streben nach Freiheit…

Um aus der Erzählung, welche ursprünglich aus der Tora stammt, etwas lernen zu können, muss der Mensch verstehen, was oder wer ihn versklavt, und wie er befreit werden kann. Der Name des Feiertags Pessach steht für den Übergang von der Versklavung in die Freiheit. Der Pharao, der große Unterdrücker, ist niemand anderes als das Ego des Menschen. Moses, dessen Name vom hebräischen Wort moshech (ziehen) kommt, ist die Kraft, die den Menschen aus der Herrschaft des Pharaos herauszieht, ihn befreit und ihn zum Herren des eigenen Schicksals macht.

Die Geschichte der Befreiung vom Ego betrifft jeden einzelnen Menschen. Irgendwann wird jeder spüren, dass das Ego ein unbarmherziger Herr ist, vor dem man nur noch weglaufen will. Das ist der Zeitpunkt, an dem man, indem man Moses folgt, Ägypten verlassen kann um ein freier Mensch zu werden – befreit vom quälenden Pharao, dem eigenen Ego.

Wie alles andere im Leben verändert sich auch der Pharao mit der Zeit. Das Ego des Menschen wächst und entwickelt sich, und dabei wird es immer anspruchsvoller. Was gestern noch großartig war, ist heute völlig unzureichend. Allmählich beginnt man, sich immer unzufriedener zu fühlen. Doch sollte es nicht genau umgekehrt sein? Dass, je mehr man hat, desto glücklicher ist man? Genau dies geschieht nicht, da es das eigene Ego ist, dessen immer grösser werdenden Wünsche man erfüllen muss. Das Ego ist unersättlich; je mehr man es füttert, desto hungriger wird es. Am Ende befriedigt man nur noch Wünsche, welche solange als lohnend erscheinen, bis sie sich erfüllt haben. Sobald man das hat, was man will, fordert das Ego: Bring mir mehr!“

So erkennt der Mensch irgendwann, dass er nicht davon loskommt. Er ist ein Sklave seines eigenen Egos. Je mehr er sich wehrt, desto mehr bedrängt es ihn. Schlussendlich erkennt er, dass der Pharao ihn ausnutzt, und nur so lange gut zu ihm ist, wie er ihm dient. In jenem Moment, in dem ein Mensch aufhören will ihm zu dienen, enthüllt er dessen wahres Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Versklavung in Ägypten.

Die Menschen müssen erkennen, dass der Pharao, das Ego, die Ursache für all ihre schlechten Gefühle ist, und nicht ein Virus oder eine andere Katastrophe. Begreifen die Menschen das, ist das der Beginn des Auszugs aus Ägypten.

Anfangs genügt es, wenn man alles, was einem am jetzigen Leben nicht gefällt, untersucht und sich fragt, wer genau darunter leidet. So fängt man an, etwas Raum zwischen sich und dem Ego zu schaffen, und kann so erkennen, wer die ganze Zeit fordert, wer die Belohnung erntet und wer den Preis dafür zahlt. Die Zustände, welche die Menschheit momentan durchmacht, Kriege, Hass, aber auch genau das Gegenteil davon, die große Solidarität, lässt eine Konfrontation zwischen Einheit und Trennung entstehen. Die Welt befindet sich zwischen Hass und Liebe, und die Menschen müssen wählen, in welche Richtung sie gehen wollen.

Es steht geschrieben, dass der Mensch jeden Tag aufs Neue prüfen muss, wie er aus Ägypten herauskommen kann. Er muss seine Einstellung gegenüber dem Ausstieg aus dem Egoismus überprüfen. Will er sich weiterhin in Ägypten befinden oder will er die Befreiung? Der Auszug aus Ägypten ist erst möglich, wenn sich die Menschen darin einig sind oder zumindest erkennen, dass dies von der inneren Einheit zwischen allen abhängt. Alle zusammen müssen das gleiche Ziel haben und nur dafür leben.

Spirituell bedeutet Pessach darum, dass der Mensch vom Zustand der Unmöglichkeit sich mit anderen zu verbinden, zum Zustand, in welchem er seinen Egoismus überwindet und sich verbindet, gelangen kann.

Michael Laitman

Purim aus kabbalistischer Sicht

Von Dr. Michael Laitman

Der Brauch, an diesem Tag Masken aufzusetzen und sich zu verkleiden, symbolisiert, dass Haman, welcher für das egoistische Verlangen steht, sich in die Kleider von Mordechai, dem altruistischen Verlangen, einkleiden will.  Die „Hüte“ stehen dafür, dass die Verlangen des Empfangens mit der Absicht um zu Geben „bedeckt“ werden. Auch die am Fest dargereichten dreieckigen Gebäckstücke, sogenannte „HamanTaschen“, stehen für das Verlangen zu Empfangen.

Dieses Fest wird ausgiebig gefeiert. Vor allem, weil an diesem Feiertag uneingeschränkt Alkohol konsumiert werden soll. Dies steht symbolisch dafür, dass man in diesem Zustand „nicht mehr zwischen dem verfluchten Haman und dem gesegneten Mordechai unterscheiden kann“ (Megillat, 7) und die beiden so verbindet.

Quellen

In der traditionellen, an Purim (vom Wort Pur, Los stammend) stattfindenden Lesung des Megillat Esther (Buch Ester), wird eine Zeit im alten Persien, in der sich das Volk Israel unter existenzieller Bedrohung befindet, beschrieben. Der Anführer der Verfolgungen des Volkes ist der persönliche Assistent von König Ahasverus, genannt Haman. Haman weiss, dass sich das Volk Israel in einem Zustand der Zerrissenheit befindet und dass diese Schwäche ihn in die Lage versetzt, es vernichten zu können. Darüber steht geschrieben: „Es gibt ein Volk, das lebt zerstreut […] unter allen Völkern“ (Esther, 3:8). Haman erkennt, dass er das Volk Israel zerstören kann, weil es nicht mehr verbunden ist.

Mordechai hingegen, der Held der Purim-Geschichte, arbeitet daran, die Spaltung des Volkes Israel zu überbrücken. Dies rettet dem Volk schließlich das Leben. Das Volk „versammelt sich, um für sein Leben einzustehen“ (Esther, 8:11). In jenem Moment, in dem die Menschen des Volkes Israel beginnen sich einander anzunähern, erscheint eine große Kraft zwischen ihnen und sie nehmen das höhere Ziel der Schöpfung wahr. Sie bekommen die Zuversicht und die Kraft, dass sie sich gerade durch jene, die gegen sie arbeiten, verbinden können.

Kabbalistische Sicht

Jeder neue Zustand wird nur unter der Bedingung geboren, dass sich der vorherige vollständig erschöpft hat. Wie bei einem Getreidekorn, welches in die Erde gepflanzt wird, um dann vollständig zu verrotten, sodass ein neuer Lebensabschnitt aus dem vorherigen geboren wird. Nur aus dem Zustand der Dunkelheit kann das größte Licht erreicht werden. Dieser Zustand wird Purim genannt. Er bezieht sich auf das Erlangen des Endes der Korrektur des Menschen.

Purim ist deshalb das Fest der Endkorrektur. Immer wenn dieses Fest gefeiert wird, wird aus dem korrigierten, höheren Zustand, in welchem sich die Menschen einordnen wollen, die Kraft, welche korrigiert und verbindet, angezogen. Der Mensch muss das starke Verlangen von Haman erhalten, um sich dann, mit Hilfe von Mordechaidem Licht Chassadim (Güte) und der Eigenschaft des Gebens – durch die Absicht geben zu wollen, korrigieren zu können. So empfängt man das Licht Chochma (Weisheit) – die Enthüllung der Höheren Kraft – und der Zustand der Endkorrektur wird erreicht.

Am Anfang sind alle Verlangen des Menschen egoistisch und dadurch befindet er sich in der Dunkelheit. Das symbolisiert Haman. Andererseits gibt es Mordechai, das Verlangen zu Geben. Die Korrektur des Menschen besteht darin, die Absicht der Verlangen für sich selbst zu empfangen, in die Absicht anderen zu Geben umzuwandeln. Auf diese Weise wird Haman getötet und Mordechai erhebt sich. Dabei bleiben die Verlangen die gleichen. Lediglich deren „Bedeckung“, die Absicht, welche der Rosh (Kopf) des Parzufs ist, ändert sich. Die Kelim (Gefäße) des Empfangens sind ewig. Die Absicht jedoch, wie Malchut (Königreich), das ganze menschliche Verlangen, benutzt wird – auf egoistische oder altruistische Weise – kann verändert werden.

Mit anderen Worten, wenn der Mensch nicht in der Verbindung, der mittleren Linie, arbeitet, dann werden auch Handlungen des Gebens seine Entwicklung nur blockieren. Daher braucht der Mensch beide Eigenschaften in sich. Von denen kann sich Mordechai dann mit Haman verbinden. Nur durch das starke Verlangen von Haman kann der Mensch das Licht, die Eigenschaft von Mordechai, empfangen. Die Absicht des Gebens wiederum macht es erst möglich, die Verlangen Hamans zu benutzen. Dennoch werden seine tatsächlichen Verlangen nicht erfüllt und das führt dazu, dass ein Konflikt zwischen ihm und Mordechai entsteht. Durch ihr Aufeinandertreffen, dem Kampf zwischen der Absicht des Gebens und dem egoistischen Verlangen, fängt der Mensch an zu verstehen, in welchem Ausmaß er fähig oder unfähig ist, sich zu verbinden.

In Megillat Esther werden genau diese Kämpfe, Verwirrungen und Zweifel beschrieben, welche den Menschen auf dem Weg erwarten, bis er die richtige Methode zur Korrektur findet. Es erklärt dem Menschen, wie er die richtige Verbindung zwischen den zwei streitenden Kräften oder den zwei gegensätzlichen Absichten schaffen kann.

Zusammengefasst aus Texten von Michael Laitman:

Purim ist das Fest der Endkorrektur,

Purim bezeichnet die Geburt einer korrigierten Welt,

Tu BiShwat

Tu BiShwat ist eine Hymne auf die Entwicklung, der Fähigkeit zu reifen und Früchte zu bringen. Ist es der “Feiertag der Bäume“? Nein, kabbalistisch gesehen ist es ein Fest der Menschen, die eine fruchtbare Umgebung für sich gefunden haben.

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Sukkot – kabbalistisch erklärt

Nach jüdischer Tradition wird Sukkot sieben Tage lang gefeiert. Diese Feiertage sollen an die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste nach ihrem Auszug aus Ägypten erinnern, aber auch daran, die Ernte zu würdigen. Bekannte Rituale, die dabei ausgeführt werden, sind der Bau der Laubhütte oder das Sprechen des Segens über die vier (Pflanzen) Arten: eine Zitrusfrucht, ein Palmzweig, drei Myrthenzweige und zwei Weidenzweige. Weiterlesen

Der 15. Aw: Der Tag der Liebe

 Der 15. Aw: Der Tag der Liebe – Ausgewählte Auszüge

 

Der 15. Aw: Der Tag der Liebe

 

  1. Tiferet Shlomo über die Tora, Dewarim

In der Gemara (Taanit 4:8) heißt es: „Rabbi Schimon Ben Gamliel sagte: ‚Es gab keine besseren Tage für Israel als den fünfzehnten Aw und den Versöhnungstag.‘ Wenn der fünfzehnte Tag kommt, erwacht große Barmherzigkeit über uns und die guten Tage beginnen. Das ist der Grund, warum es vorher keine so guten Tage gab. Außerdem wird Er alles zum Besten wenden, zum Heil und zum Trost.

 

  1. Likutej Halachot [Ausgewählte Regeln], Hilchot Gitin [Regeln der Scheidung], Regel Nr. 3

Der fünfzehnte Aw gilt als die Korrektur und die Versüßung des neunten Aw, denn unsere Weisen sagten, dass am neunten Aw die Toten der Wüste verordnet wurden, denn dann würden sie jedes Jahr in der Wüste sterben, und am fünfzehnten Aw würden die Toten der Wüste aufhören. Daraus folgt, dass der fünfzehnte Aw als die Korrektur und die Versüßung des neunten Aw angesehen wird.

 

  1. Tiferet Shlomo über die Tora, Dewarim

Am fünfzehnten Aw, wenn die Tage des guten Willens zu leuchten beginnen, um sich auf den Willen des Schöpfers vorzubereiten, der zu unseren Gunsten kommt, muss auch der Wille eines jeden Menschen in seinen Freund aufgenommen werden, um zu stehen und seine Gunst zu erwarten. Das ist die Andeutung in der Gemara: Der Tag, an dem die Stämme sich miteinander vermischen durften, bedeutet, dass jeder von den Kindern Israels seinen Segen und seine Gunst auch an seinen Freund weitergeben wird.

 

  1. Baal HaSulam, Brief Nr. 2

In Bezug auf die wichtigste Angelegenheit, die „Liebe“ genannt wird und die die spirituelle Verbindung zwischen Israel und seinem Vater im Himmel darstellt, wie es geschrieben steht: „Und Du wirst uns, unseren König, zu Deinem großen Namen bringen, Selah, in Wahrheit und in Liebe“, und wie es geschrieben steht: „Der sein Volk, Israel, mit Liebe erwählt“, ist dies der Anfang der Erlösung und das Ende der Korrektur, wenn der Schöpfer seinen Geschöpfen – die er erschaffen hat – all die Liebe offenbart, die zuvor in seinem Herzen verborgen war.

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 410, „Selbstliebe und Liebe zum Schöpfer“

Es gibt die Selbstliebe und die Liebe zum Schöpfer, und es gibt ein Medium, nämlich die Liebe zu anderen. Durch die Liebe zu den anderen kommen wir zur Liebe zum Schöpfer. Das ist die Bedeutung dessen, was Rabbi Akiva sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, das ist eine große Regel in der Tora.“

Wie der alte Hillel zu dem Nichtjuden sagte, der zu ihm sagte: „Lehre mich die ganze Tora auf einem Bein.“ Er sagte zu ihm: „Das, was du hasst, tue deinem Freund nicht an. Und das Übrige, geh und studiere.“ Das ist so, weil wir durch die Liebe zu anderen dazu kommen, den Schöpfer zu lieben, und dann sind die ganze Tora und die ganze Weisheit in seinem Herzen.

 

  1. Baal HaSulam, „Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Menschen“

Das ist es, was Hillel HaNassi annahm, dass „Liebe deinen Freund wie dich selbst“ das ultimative Ziel in der Praxis ist, da es die klarste Natur und Form für den Menschen ist.

Wir sollten uns nicht über seine Handlungen täuschen, denn sie sind ihm vor Augen geführt. Er weiß, dass er sich in der Eigenschaft des Gebens befindet, wenn er die Bedürfnisse seines Freundes vor seine eigenen Bedürfnisse stellt. Aus diesem Grund definiert er das Ziel nicht als „Und du wirst den Ewigen, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit ganzer Kraft“, denn in der Tat sind sie ein und dasselbe, denn er soll auch seinen Freund von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit ganzer Kraft lieben, denn das ist die Bedeutung der Worte „wie dich selbst“. Sicherlich liebt er sich selbst von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all seiner Macht, und mit dem Schöpfer mag er sich selbst betrügen, aber mit seinem Freund ist es immer vor seinen Augen ausgebreitet.

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 30 (1988), „Worauf man bei der Versammlung von Freunden achten sollte“

Freundesliebe, die auf der Grundlage der Liebe zu anderen aufgebaut ist, durch die sie die Liebe des Schöpfers erreichen können, ist das Gegenteil von dem, was normalerweise als Freundesliebe gilt. Mit anderen Worten: Die Liebe zu anderen bedeutet nicht, dass die Freunde mich lieben werden. Vielmehr bin ich es, der die Freunde lieben muss.

 

  1. Rabash, Brief Nr. 40

Dafür gibt es ein Gebet – dass der Schöpfer ihm hilft, indem er ihn die Liebe seines Freundes spüren lässt und ihm seinen Freund ans Herz legt.

 

  1. Rabash, Artikel Nr. 2 (1984), „Über die Liebe zu Freunden“

Wir müssen uns daran erinnern, dass die Gesellschaft auf der Grundlage der Liebe zu anderen gegründet wurde, so dass jedes Mitglied von der Gruppe die Liebe der anderen und den Hass auf sich selbst empfangen würde. Und wenn er sieht, dass sein Freund sich bemüht, sich selbst zu annullieren und andere zu lieben, würde jeder in die Absichten seiner Freunde integriert werden.

Wenn die Gesellschaft zum Beispiel aus zehn Mitgliedern besteht, hat jedes Mitglied zehn Kräfte, die sich in der Annullierung des eigenen Selbst, im Hass auf sich selbst und in der Liebe zu anderen üben.

 

  1. Rabash, Brief Nr. 40

Durch die Abnutzung der Herzen, selbst der stärksten, wird jeder die Wärme aus den Wänden seines Herzens herausholen, und die Wärme wird die Funken der Liebe entzünden, bis sich ein Kleid der Liebe bildet. Dann werden beide von einer Decke bedeckt sein, d.h. eine einzige Liebe wird sie umgeben und einhüllen, denn es ist bekannt, dass Dwekut [Anhaftung] zwei zu einem vereint.

Und wenn man beginnt, die Liebe seines Freundes zu spüren, erwachen sofort Freude und Vergnügen in ihm, denn die Regel ist, dass eine Neuheit unterhält. Die Liebe seines Freundes zu ihm ist für ihn etwas Neues, denn er wusste immer, dass er der Einzige ist, der sich um sein eigenes Wohlbefinden kümmert. Aber in dem Moment, in dem er entdeckt, dass sein Freund sich um ihn kümmert, löst das in ihm eine unermessliche Freude aus, und er kann sich nicht mehr um sich selbst kümmern.

 

  1. Rabash, Brief Nr. 40

Jedes Geschenk, das er seinem Freund macht […], ist wie eine Kugel, die eine Vertiefung in den Stein schlägt. Und obwohl die erste Kugel den Stein nur zerkratzt, macht die zweite Kugel, wenn sie die gleiche Stelle trifft, schon eine Kerbe und die dritte ein Loch.

Und durch die Kugeln, die er immer wieder abschießt, wird das Loch zu einer Mulde im steinernen Herzen seines Freundes, in der sich alle Geschenke sammeln. Und jedes Geschenk wird zu einem Funken der Liebe, bis sich alle Funken der Liebe in der Höhle des steinernen Herzens sammeln und zu einer Flamme werden.

Der Unterschied zwischen einem Funken und einer Flamme ist, dass dort, wo Liebe ist, eine offene Offenbarung stattfindet, d.h. eine Offenbarung für alle Menschen, dass das Feuer der Liebe in ihm brennt. Und das Feuer der Liebe verbrennt alle Übertretungen, denen man auf seinem Weg begegnet.

 

  1. Baal HaSulam, Brief Nr. 2

Ich werde dir raten, in dir die Ehrfurcht vor der Kühle der Liebe zwischen uns zu wecken. Auch wenn der Verstand eine solche Darstellung leugnet, denk selbst nach – wenn es eine Taktik gibt, mit der man die Liebe steigern kann, und man sie nicht steigert, wird auch das als Fehler angesehen.

Es ist wie bei einem Menschen, der seinem Freund ein großes Geschenk macht. Die Liebe, die während der Tat in seinem Herzen auftaucht, ist nicht mit der Liebe vergleichbar, die nach der Tat im Herzen bleibt. Vielmehr schwindet sie mit jedem Tag, bis man den Segen der Liebe ganz vergessen kann. Deshalb muss der Empfänger des Geschenks jeden Tag eine Taktik finden, um es in seinen Augen jeden Tag zu erneuern.

Das ist unsere ganze Arbeit – jeden Tag die Liebe zwischen uns zu zeigen, genau wie beim Empfangen, d.h. den Verstand mit vielen Ergänzungen zum Kern zu vermehren und zu vervielfältigen, bis die zusätzlichen Segnungen von jetzt an unsere Sinne berühren wie das wesentliche Geschenk am Anfang. Das erfordert eine große Taktik, die für die Zeit der Not vorbereitet ist.

 

  1. Rabash, Brief Nr. 8

Sobald ich mir das Kleid der Liebe angezogen habe, beginnen prompt Funken der Liebe in mir zu leuchten. Das Herz beginnt sich danach zu sehnen, sich mit meinen Freunden zu vereinen, und es scheint mir, dass meine Augen meine Freunde sehen, meine Ohren ihre Stimmen hören, mein Mund zu ihnen spricht, die Hände sich umarmen, die Füße in einem Kreis tanzen, in Liebe und Freude zusammen mit ihnen, und ich überschreite meine körperlichen Grenzen. Ich vergesse die weite Entfernung zwischen meinen Freunden und mir, und auch das viele Meilen entfernte Land steht nicht zwischen uns.

Es ist, als stünden meine Freunde direkt in meinem Herzen und sähen alles, was dort geschieht, und ich schäme mich für meine kleinlichen Handlungen gegen meine Freunde. Dann verlasse ich einfach die körperlichen Gefäße und es scheint mir, als gäbe es keine Realität in der Welt außer meinen Freunden und mir. Danach wird sogar das „Ich“ aufgehoben und taucht in meine Freunde ein, bis ich stehe und erkläre, dass es keine Realität in der Welt gibt – nur die Freunde.

 

  1. Maor waShemesh, Dewarim

Es ist bekannt, dass das Wichtigste die wahre Verbindung unter den Freunden ist. Sie ist der Grund für alle Errettungen und die Versüßung der Urteile. Wenn du dich in Liebe, Brüderlichkeit und Freundschaft versammelst. Dadurch werden alle Urteile beseitigt und mit Barmherzigkeit versüßt, und durch die Verbindung werden völlige Barmherzigkeit und geoffenbarte Freundlichkeit in der Welt offenbart.

 

  1. Rabbi Israel Meir HaCohen, HaChafetz Chaim, Sachor LeMiriam, 11

Wann ist der Schöpfer von der Schöpfung angetan? Wenn Israel miteinander vereint ist und es keinen Neid, Hass oder Konkurrenzkampf unter ihnen gibt, wenn jeder nur an das Wohl seines Freundes denkt. Dann freut sich der Schöpfer an seiner Schöpfung, und es wurde darüber gesagt: „Der Ewige hat Freude an seinen Taten.“ So können wir den Vers „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst; ich bin der Ewige.“ erklären. Das heißt, wenn du deinen Nächsten liebst wie dich selbst, werde ich, der Ewige, in dir sein, und ich werde euch beide lieben.

 

Vier Attribute der Liebe

 

  1. Baal HaSulam, „Einführung in das Studium der Zehn Sefirot“, Punkt 69-74

Wenn wir die Eigenschaften der Liebe zwischen Mensch und Mensch betrachten, finden wir vier Maße der Liebe, die übereinander liegen.

Das erste ist die „bedingte Liebe“. Sie bedeutet, dass man aufgrund der großen Güte, der Freude und des Nutzens, den man von seinem Freund empfängt, mit wundersamer Liebe an ihm hängt.

Dabei gibt es zwei Maßstäbe: Das erste Maß ist, dass sie, bevor sie sich trafen und anfingen, sich zu lieben, einander Schaden zufügten. Aber jetzt wollen sie sich nicht mehr daran erinnern, denn „Liebe deckt alle Verbrechen zu“. Der zweite Maßstab ist, dass sie immer Gutes getan und einander geholfen haben und dass es keine Spur von Schaden oder Nachteil zwischen ihnen gibt.

[Anmerkung der Redaktion: Punkt 71 fehlt im Manuskript]

Das zweite ist „bedingungslose Liebe“. Sie bedeutet, dass man weiß, dass die Tugend des Freundes erhaben ist, jenseits jedes vorstellbaren Maßes. Deshalb haftet seine Seele mit unermesslicher Liebe an ihm.

Auch hier gibt es zwei Maßstäbe: Das erste Maß ist, bevor man jedes Verhalten und jede Tat seines Freundes bei anderen kennt. Zu diesem Zeitpunkt wird diese Liebe als „weniger als absolute Liebe“ angesehen. Das liegt daran, dass der Freund mit anderen zu tun hat und auf den ersten Blick den Eindruck erweckt, dass er anderen aus Nachlässigkeit schadet. Wenn der Liebende diese Handlungen sehen würde, wäre der Vorzug seines Freundes völlig verdorben und die Liebe zwischen den beiden würde korrumpiert werden. Doch da er diese Handlungen nicht gesehen hat, ist seine Liebe immer noch ganz, groß und wahrhaft wunderbar.

Die zweite Eigenschaft der bedingungslosen Liebe ist die vierte Eigenschaft der allgemeinen Liebe, die ebenfalls aus der Kenntnis der Vorzüge seines Freundes resultiert. Darüber hinaus kennt er jetzt alle seine Handlungen und Verhaltensweisen mit jedem Menschen, keine fehlt. Er hat geprüft und festgestellt, dass es nicht nur keine Spur eines Fehlers in ihnen gibt, sondern dass seine Güte größer ist als alles, was man sich vorstellen kann. Jetzt ist es „ewige und vollkommene Liebe“.

Beachte, dass diese vier Eigenschaften der Liebe zwischen Mensch und Mensch auch für den Menschen und den Schöpfer gelten.

 

Das Buch Sohar – Über die Liebe

 

  1. Sohar für alle, BeShalach [Als Pharao sandte], „Der Ewige ist meine Stärke und mein Lied“, Artikel 245

Der Mensch soll den Schöpfer lieben, denn es gibt keine andere Arbeit vor dem Schöpfer als die Liebe. Wer ihn liebt und mit Liebe arbeitet, den nennt der Schöpfer „Liebhaber“.

 

  1. Sohar für Alle, Nasso, „Warum bin ich gekommen und kein Mensch ist da“, Punkt 105

Es steht geschrieben: „Warum bin ich gekommen, und kein Mensch ist da.“ Wie sehr wird Israel vom Schöpfer geliebt, denn wo immer sie sind, ist der Schöpfer unter ihnen, denn er entfernt seine Liebe nicht von ihnen, wie es geschrieben steht: „Und sie sollen mir einen Tempel bauen, und ich will unter ihnen wohnen.“

 

  1. Sohar für alle, Ki Tissa [Wenn du nimmst], „Nun lass mich allein“, Punkt 54

All die Freunde, die sich nicht lieben, verlassen die Welt vor ihrer Zeit. Alle Freunde zu Raschbis Zeiten hatten die Liebe der Seele und die Liebe des Geistes unter sich. Deshalb wurden in seiner Generation die Geheimnisse der Tora offenbart. Rabbi Schimon würde sagen: „Alle Freunde, die sich nicht lieben, bringen sich selbst vom rechten Weg ab.“ Außerdem fügen sie der Tora einen Makel zu, denn in der Tora gibt es Liebe, Brüderlichkeit und Wahrheit. Abraham liebte Isaak; Isaak liebte Abraham; und sie wurden umarmt. Und sie waren beide von Liebe und Brüderlichkeit ergriffen und gaben sich gegenseitig ihren Geist. Die Freunde sollen ihnen gleich sein und sie nicht verunstalten, denn wenn es ihnen an Liebe fehlt, verunstalten sie ihren Wert oben, nämlich Abraham, Isaak und Jakob, die CHaGaT sind.

 

  1. Sohar für Alle, Kedoschim, „Du darfst deinen Nächsten sicher zurechtweisen“, Punkt 100

„Du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen; du darfst deinen Nächsten zurechtweisen und sollst dich nicht wegen ihm versündigen.“ Bei diesem Gebot geht es darum, ihn zu ermahnen, weil er gesündigt hat, und ihm große Liebe zu erweisen, dass er ihn liebt, so dass der Ermahnende nicht bestraft wird. Über den Schöpfer steht geschrieben: „Wen der Ewige liebt, den ermahnt er.“ So wie der Schöpfer diejenigen ermahnt, die er liebt, so wird auch der Mensch von seinem Weg lernen und seinen Nächsten, den er liebt, ermahnen. Der Schöpfer ermahnt einen Menschen mit Liebe, im Verborgenen. Wenn jemand seine Ermahnung annimmt, sehr gut; wenn nicht, ermahnt er ihn unter denen, die ihn lieben. Wenn er sie annimmt, sehr gut; wenn nicht, ermahnt er ihn offen, vor aller Augen. Wenn er sie annimmt, sehr gut; wenn nicht, verlässt er ihn und ermahnt ihn nicht mehr, denn er lässt ihn gehen und tun, was er will.

 

  1. Sohar für Alle, „Einführung in das Buch Sohar“, „Das zweite Gebot“, Punkt 201

Vollkommene Liebe ist Liebe auf beiden Seiten, ob in Din oder in Chessed und erfolgreichen Wegen. Er wird den Schöpfer lieben, auch wenn er ihm seine Seele wegnimmt. Diese Liebe ist vollständig, denn sie ist auf beiden Seiten, im Chessed und im Din. So kam das Licht des Schöpfungsaktes zum Vorschein und wurde dann verhüllt. Als es verhüllt wurde, kam das harte Din zum Vorschein, und die beiden Seiten, Chessed und Din, wurden zu einem Ganzen zusammengefügt. […]

Das gab Raum für die Einbeziehung der beiden Enden in eine Einheit. Das ist so, weil es nun möglich wurde, die Ganzheit Seiner Liebe zu offenbaren, selbst wenn Er einem die Seele wegnimmt. Auf diese Weise wurde Raum geschaffen, um die Liebe auf eine Weise zu ergänzen, die, wenn sie nicht verborgen und das harte Din nicht offenbart worden wäre, diese große Liebe der Gerechten entbehrt hätte und es niemals möglich gewesen wäre, dass sie offenbart wird.

 

  1. Sohar für Alle, WaEtchanan, „Und du wirst den Ewigen, deinen Gott, lieben“, Artikel 145-146

Die Gerechten in jener Welt haben mehrere Abteilungen über Abteilungen. Die höchste aller Abteilungen ist für diejenigen, deren Liebe zu ihrem Meister in ihnen gebunden ist, denn ihre Abteilung ist mit der Halle verbunden, die sich über alles erhebt, da der Schöpfer in ihr mit Liebe gekrönt ist.

Diese Halle, die höchste, heißt „Liebe“, und alles steht auf der Liebe, wie es geschrieben steht: „Viel Wasser wird die Liebe nicht auslöschen können.“ Alles steht in der Liebe.

 

Was feiern wir am Feiertag Shawuot?

Was feiern wir am Feiertag Shawuot aus kabbalistischer Sicht?

An Shawuot feiern wir die Gabe der Tora – einen Tag, an dem allen, die als „Israel“ („Yashar El“ – „direkt zum Schöpfer“) bezeichnet werden, die Tora gegeben wurde. Sie ist eine Methode, ein Mittel, sich durch die freie Wahl zu entwickeln und von unserer Stufe auf eine Höhere überzugehen.

Erst ab dem Moment der Gabe der Tora verfügt der Mensch über die freie Wahl; die Wahl, diese Methode, an sich selbst, zu realisieren. Zuvor haben wir keinen freien Willen. Jetzt können wir selbst unsere Haltung dem Ziel der Schöpfung und dem Weg gegenüber, den wir gehen, zum Ausdruck bringen. Der Schöpfer hat uns die Möglichkeit gegeben, in Ihm zu sein. Wir nehmen bewusst an diesem Prozess  teil. Meine Freie Wahl bedeutet, dass ich mich selbst, meine Unabhängigkeit durchsetzte – in dem Maße, in dem ich mich mit dem Schöpfer identifiziere, mich Ihm angleiche. Je nach dem Maß der Veränderung gehen wir in diesen neuen Zustand über, bis sich all unsere irdischen, d.h. egoistische Eigenschaften in spirituelle, altruistische umwandeln und wir unser Leben auf der spirituellen Stufe fortsetzen. Sie korrigiert unsere Natur, lässt uns selbst in einer ewigen, vollkommenen Form erfahren, die voller Harmonie und ohne Einschränkungen der materiellen Welt ist.

Das Empfangen dieser Methode ist das Wichtigste in unserem Leben – ein wahrer Grund zu feiern!

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