Chanukka aus kabbalistischer Sicht
Geschichtliches
An Chanukka (Rast), feiert die jüdische Bevölkerung vereinfacht gesagt, ihren „Sieg über das Seleukidenreich“, welches versuchte, die hellenistische Kultur und deren Glaubenssystem unter den Juden im damaligen Israel zu verankern. Diese Sichtweise entspringt einem Epos. Es ist bekannt, dass der sogenannte „Makkabäer Krieg“, dessen Sieg an Chanukka gefeiert wird, ein Bürgerkrieg zwischen Juden war.
Kabbalistische Sichtweise von RABASH
Aus dem Brief 68:
An Chanukka wird gesagt: „Das böse Reich Griechenlands kam über Dein [des Schöpfers] Volk Israel, um es Deine Lehre vergessen zu lassen und es von den Gesetzen Deines Willens abzubringen.“ Damit ist gemeint, dass die Griechen [der Böse Trieb] mit ihrer Philosophie über das Volk Israel herrschen wollten. Dieses Exil war dazu da, das Volk Israel in der Spiritualität voranzubringen.
Eine „[Landes] Grenze“ bedeutet, dass eine Mauer errichtet wurde, welche die Feinde nicht durchdringen können. Spirituell meint dies einen Schutz vor fremden Gedanken. Deshalb wird der Glaube „Mauer“ genannt. Die Griechen durchbrachen diese Mauer, doch es geschah ein Wunder und die Höhere Kraft half dem Volk Israel. Darüber heißt es: „Wäre nicht die Hilfe des Schöpfers gewesen, hätten sie dies nicht überwunden.“
Daraus folgt, dass das Wunder von Chanukka ein spirituelles Wunder war. In der Spiritualität müssen wir aber immer „was“ fragen, da wir sonst das Wunder nicht spüren können. Deshalb fragten die Weisen: „Was ist Chanukka?“ Diese Frage stellten sie, damit der Mensch nach dem Wunder der Spiritualität fragt. Um also die spirituelle Erlösung erlangen zu können, muss man zuerst die Bedeutung des spirituellen Exils erkennen.
Brauchtum
Das „Lichterfest“ wird acht Tage lang gefeiert und beginnt jeweils bei Nachteinbruch des ersten Tages. Dem Brauch zufolge wird täglich – mit Ausnahme des Freitags – eine Kerze (eigentlich eine Ölkerze) nach Sonnenuntergang angezündet.
In der Zeit von Chanukka treffen sich die Familie und Freunde und die Kinder erhalten kleine Geschenke oder auch Geld. Zudem werden traditionelle Speisen mit Öl zubereitet. Häufig werden für Chanukka typische Lieder gesunden und zusammen Spiele gespielt.
Ölkerzen aus kabbalistischer Sicht
Wenn ein Mensch in seinem Inneren die Eigenschaften „Öl“, „Docht “ und „Kerze“ richtig anordnet, kommt er zu einem Zustand, der Chanukka genannt wird, abgeleitet vom hebr. chanu ko (hier stehen geblieben). Dies symbolisiert eine Rast in der Mitte des spirituellen Weges.
Das „Öl“ ist das Material des Menschen, das Verlangen zu empfangen, das Innere des Kli (Gefäß). Es ist nicht fähig, sich selbst zu entzünden. Das geht nur mithilfe des Dochtes, der Höheren Kraft.
Der Docht soll ins Öl eingetaucht werden und gleichzeitig aus dem Öl herausragen. Er symbolisiert den Massach (Schirm), der getrennt von den egoistischen Verlangen aufgebaut werden muss, also separat vom Öl. Nur dieser Teil des egoistischen Verlangens, der in den Massach eingetaucht werden kann, d.h. der Docht, der dann vom Öl durchtränkt ist, kann brennen. „Brennen“ wiederum bedeutet, mit dem Höheren Licht in Kontakt zu treten.
Dies funktioniert aber nur unter der Bedingung, dass das Öl nicht nur in den Docht eindringt, sondern im Docht höher steigt als der eigentliche Öl-Pegel (Egoismus), hin zum Licht, dem Geben oder auch Bina (Verständnis). Nur dann kann es leuchten! Das Licht kommt vom oberen Teil des Dochtes, der außerhalb des Öls trocken ist und keine Verbindung mit dem Öl (Egoismus) hat.
Das Öl steigt nach oben durch den Docht und nur da wird der Kontakt hergestellt, die Gleichheit der Eigenschaften oder Form zwischen dem Öl im Docht und dem Licht. Nur zusammen können sie brennen. Das Licht kann also nicht leuchten, bevor es sich nicht mit dem Docht und dem Öl im Docht verbindet.
Stellt man sich die brennende Ölkerze vor, kann man die innere Arbeit des Menschen verstehen. Es zeigt, wie die Seele die Gleichheit mit dem Licht, der Höheren Kraft, erreichen kann. Das Verlangen verschwindet nicht, aber ist komplett an den Massach, den Docht angehaftet. Das ist die „mittlere Linie“, wenn ein Teil des Verlangens (Öl) ins Innere des Massach (Docht) eingeschlossen ist.
In den Massach kann jeweils nur ein kleiner Teil des Verlangens eingeschlossen werden. Der Docht symbolisiert die Achse, den dünnen Faden, welcher die Übereinstimmung zwischen dem Verlangen und dem Licht misst. Der Massach, die mittlere Linie, wird aus zwei Kräften aufgebaut: dem Öl, der linken und dem Docht, der rechten Linie. Die rechte Linie ist das Geben, das Licht, und die linke ist das Empfangen. Die mittlere Linie, die der Mensch aus diesen zwei Eigenschaften erschafft, nennt man Seele.
Aus laitman.de, Chanukka – das Fest des Lichtes in mir
Kabbalistische Erklärung von Rav Michael Laitman
Das in der jüdischen Tradition begangene Lichterfest Chanukka – die Rast – entstand aus der kabbalistischen Beschreibung eines spirituellen Prozesses. Es repräsentiert die erste Stufe der spirituellen Entwicklung. In ihr beginnt ein Mensch, das Verlangen nach egoistischen Genuss zu korrigieren, indem es in das Verlangen, anderen zu geben, umgewandelt wird. Das Ziel ist ein Zustand, in dem der Mensch von der Dunkelheit des „Getrenntseins“, von Konflikten, rücksichtslosem Konkurrenzdenken und dem Drang, andere auszubeuten und zu dominieren, befreit wird.
Der Feiertag symbolisiert den inneren Kampf eines Menschen zur Überwindung seiner egoistischen Natur. Dies wird „Krieg der Makkabäer gegen die Griechen“ genannt. Die „Griechen“ stehen für die egoistischen Eigenschaften zum eigenen Nutzen zu empfangen. Dabei ist nichts falsch daran, genießen zu wollen, denn dies ist die Natur des Menschen. Problematisch daran ist nur, dass der Mensch seine Fähigkeiten und Talente auf egozentrische Weise einsetzt, zur Selbstverherrlichung und nicht für das Gemeinwohl.
An Chanukka wird das Erreichen der altruistischen Absicht, das Erlangen der Stufe Bina (Verständnis) gefeiert. Das Benutzen des Verlangen zu empfangen wird ständig weiter eingeschränkt und im Gegenzug dazu wird die Absicht des Gebens vergrößert. Deshalb darf nun eine Rast auf dem spirituellen Weg eingelegt werden.
In diesem Zustand können die Höheren Lichter wahrgenommen, jedoch nicht benutzt werden. Chanukka ist deswegen ein Fest des Lichtes, weil nur die Absicht zu geben genutzt wird. Das Licht selbst kann nicht benutzt werden, man kann nur darauf „schauen“. „Schauen“ bedeutet, das Licht außerhalb der Klipot (Empfangsgefäße) zu nutzen. Der Zustand Chanukka schließt diese erste Etappe der Korrektur ab.
Nach dieser Rast lernt der Mensch, seine großen Verlangen zu empfangen mit der Absicht um zu geben zu nutzen, damit „die Finsternis wie das Licht leuchtet“…
Aus laitman.de, Ist Chanukka ein jüdischer Feiertag?
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