Mann und Frau in der Kabbala

Das Streben danach, Gleichgewicht zu schaffen, ist gut und richtig. Es entspringt einem echten Wunsch, in der Interaktion zwischen Männern und Frauen Ganzheit, Vollendung und Perfektion zu finden. Aber was ist Geschlechter-Gleichstellung? Wie bestimmen wir das Gleichgewicht? Wenn wir es mit unseren eigenen Augen suchen – ob als Mann oder als Frau – sehen wir die Dinge nur fragmenthaft und daher falsch.

Wenn es um das Gleichgewicht geht, müssen wir die Sache aus der Sicht der Natur betrachten.

In der Natur wirken zwei entgegengesetzte Kräfte, die sich verschieden ausdrücken: Plus und Minus, Protonen und Elektronen, Wärme und Kälte, Ebbe und Flut, Einatmen und Ausatmen. Oder in unserem Fall – männlich und weiblich. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 16

15. Februar 1925​, Warschau

An den geehrten Freund, den Lehrer… möge sein Licht für immer leuchten!

Gestern erhielt ich deinen Brief – und ich freute mich, weil ich sehe, dass du immerhin meinen Wunsch erfüllen möchtest. Und bezüglich deiner ersten Frage: Deine Worte sind sehr unklar. Es ist ein sehr tiefes Thema. Im Moment bin ich beschäftigt, doch ich werde dennoch ein wenig darüber schreiben, vielleicht wirst du verstehen und es jetzt annehmen können.

Ich habe bereits im Namen des Baal Shem Tov gesagt, dass man vor der Ausführung einer Mizwa (Gebot) überhaupt nicht über die göttliche Vorsehung nachdenken sollte. Im Gegenteil, der Mensch muss sagen: „Wenn ich nicht für mich bin, wer wird für mich sein?“ Aber nach der Tat ist der Mensch verpflichtet, in sich zu gehen und zu glauben, dass er die Mizwa nicht aus eigener Kraft und Stärke vollbracht hat, sondern nur durch die Kraft Gottes. Denn so war es von Anfang an für ihn bestimmt, und so war er gezwungen zu handeln.

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Notiz 42: Diene dem Schöpfer mit Freude

Im Sohar steht geschrieben: „Der Ewige ist jenen nahe, deren Herz gebrochen ist.“ Ein Diener des Schöpfers, dessen Absicht es ist, zu geben, sollte glücklich sein, dass er dem König dienen kann. Wenn er bei dieser Arbeit keine Freude hat, ist das ein Zeichen dafür, dass er die Größe des Königs nicht zu schätzen weiß. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 55

1 Kislev, Tav-Reish-Tzadi-Bet, Jahr 5692, (11. November 1931) Jerusalem

Heute habe ich deinen Brief erhalten, zusammen mit der frohen Nachricht über deine Söhne. Möge der Schöpfer seinen Segen geben mit Mazal Tov und einem guten Namen inmitten Israels. Insgesamt habe ich in diesem Brief eine Stunde der Freude gefunden, auch wenn du es nicht vermieden hast, auch hier das Materielle überproportional zu gewichten. Dennoch überwiegt der zentrale Punkt den ganzen Brief, wie du selbst geschrieben hast. Weiterlesen

Baal HaSulam, Brief 14

10. Shwat 5685 (25. Januar 1926), Warschau

An den ehrenwerten … möge er lange leben.

… Und betrachte gründlich die „tausend Werktage, denn sie sind die Pfade des „Flusses des Wissens“. Das ist, was Samuel sagte: „Die Pfade des Himmels sind mir klar“, in der Dimension des Shabbats, „wie die Pfade von Nehardea“ in der Dimension der Werktage. Das bedeutet: „Wer sich nicht vor dem Shabbat anstrengt, was soll er am Shabbat essen?“ Daher werden alle Lichter des Shabbat durch die Lichter erschaffen, die man an den Werktagen gewinnt. Das ist das Geheimnis von „tausend Werktage“. Weiterlesen

Rabash, Brief 45

22. Januar 1959, Tel-Aviv

Shalom und alles Gute an meinen lieben Freund,

hier ist meine Antwort auf deinen Brief vom Dienstag, Parashat Vayishlach. Du hast zwei Fragen zum Thema „Schlange“ aus der Schöpfungsgeschichte gestellt:

  1. Warum wurde die Schlange bestraft, obwohl wir nirgendwo eine Warnung finden, dass sie nicht verführen darf?
  2. Was bedeutet die Strafe „Auf deinem Bauch wirst du gehen“ in Bezug auf den bösen Trieb?

Im Kommentar Shaftei Chachamim zum Vers (Genesis 3:14) steht geschrieben, dass die Schlange nur deshalb bestraft wurde, weil durch sie ein Schaden entstanden ist. Denn es gab keine ausdrückliche Anweisung an sie, nicht zu verführen. So steht es wörtlich. Weiterlesen

Notiz 838:  Die Wahrhaftigkeit der Vorsehung

Es ist bekannt, dass das Ziel der Schöpfung darin besteht, den Geschöpfen Gutes zu tun. Dieses Ziel kann jedoch nicht erreicht werden, bevor sich der Mensch nicht selbst korrigiert hat, um die Eigenschaft der Gleichwertigkeit zu erlangen, die als Eigenschaft der Güte bezeichnet wird. Erst danach wird er das Ziel erreichen, welches als Wahrheit bezeichnet wird, und dann wird die wahre Vorsehung des Schöpfers, die in der Eigenschaft von „Gutes tun und Gutes erweisen“ besteht, erkennbar.

Wir sehen, dass der Vers sagt: „Was fordert der Herr, dein Gott, von dir, außer dass du Ehrfurcht vor Ihm hast?“ Das bedeutet, dass der Mensch das Maß der Gottesfurcht erlangen muss. Dies ist das Einzige, wonach der Mensch streben muss, wie es geschrieben steht: „außer dass du Ehrfurcht hast“. Dies wird als der Zustand des Glaubens bezeichnet, in dem der Mensch an den Schöpfer glauben muss, wie unsere Weisen sagten: „Ein Auge sieht, und ein Ohr hört, und alle deine Taten werden in einem Buch aufgezeichnet.“

Der Mensch kann sich selbst überprüfen, ob er daran glaubt. Er kann dies anhand eines Beispiels aus der Ehrfurcht vor einem Mitmenschen tun. Wenn ein Mensch beispielsweise durch das Fenster in das Haus eines Freundes schaut, wird er sicherlich nur solche Handlungen ausführen, die seinem Freund gefallen, und sicherlich nichts tun, was unangemessen wäre.

Es stellt sich heraus, dass, wenn der Mensch allein in einem Raum ist und er daran glaubt, dass „ein Auge sieht“, er sicherlich keine Handlungen ausführen würde, die dem Schöpfer nicht gefallen, genauso wie er nichts Unangemessenes tun würde, wenn sein Freund ihn beobachtet.

Daher, wenn der Mensch sieht, dass er Handlungen ausführt, die nicht dem Willen des Schöpfers entsprechen, muss er zwangsläufig sagen, dass er nicht an das „sehende Auge“ glaubt, sonst wäre es ihm nicht möglich, solche Handlungen auszuführen.

Ebenso, wenn es die Möglichkeit gäbe, dass sein Freund seine Gedanken sehen könnte und wüsste, was er denkt, würde er sicherlich keine schlechten Gedanken hegen, weil er sich nicht vor seinem Freund schämen möchte.

Daraus folgt, dass, wenn der Mensch daran glaubt, dass der Schöpfer die Gedanken kennt, wie kann es dann möglich sein, dass der Mensch Gedanken hegt, die nicht dem Willen des Schöpfers entsprechen? Daher sieht er, dass er keinen echten Glauben hat. Dies ist daher eine echte Prüfung, um zu wissen, ob man Glauben hat.

Wenn der Mensch sieht, dass sein Glaube nicht in Ordnung ist, bedeutet dies, dass ihm die Gottesfurcht fehlt, und er muss den Schöpfer bitten, sie ihm zu gewähren.

Notiz 844: Die Anstrengung ist der Lohn

„Nach dem Maß des Schmerzes ist der Lohn.“ Mit anderen Worten: Er sieht hinterher, dass die Anstrengung, die ihm gegeben wurde, seine Belohnung war. In dem Maße, in dem die Anstrengung geleistet wurde, ist auch die Belohnung, denn die Anstrengung ist der Lohn, und der Schöpfer hat ihm das Verlangen gegeben, sich anzustrengen.

Notiz 857: Das Bedürfnis nach einem Gefäß ohne Licht

18. Februar 1976

Vollkommener Glaube, das bedeutet Glaube, der zur Vollkommenheit führt, nach dem, was der Rambam sagte, ist wahre Reue, wenn derjenige, der die Geheimnisse kennt, Zeugnis ablegt.

Er erklärte in der Einführung zum Talmud der Zehn Sefirot, dass es bedeutet, dass der Heilige, gepriesen sei Er, die Augen erleuchtet und der Mensch die Nähe zum Schöpfer erlangt. Dies wird als Zeugnis des Heiligen, gepriesen sei Er, betrachtet. Daraus ergibt sich auch, dass Vollkommenheit bedeutet, dass der Schöpfer ihn näher gebracht und ihn in Seinen ganzen heiligen Palast eingelassen hat.

Die zehn Sefirot wurden in der Phase der Nekudim (Punkte) gebildet, aber ihre endgültige Wirksamkeit erreichten sie in der Welt von Azilut. In der Welt Akudim (Die zehn Sefirot des Toch in sämtlichen Parzufim von AK) gab es nur ein Gefäß, nämlich die Sefira Malchut, in der Finsternis herrschte, da der Zimzum auf sie gelegt wurde und sie in Finsternis blieb.

Es ergibt sich nach der Regel, dass nur Malchut empfängt. Somit folgt, dass Malchut die neun oberen Sefirot erreicht, die durch den Siwug de Hakaa (Paarung durch Schlagen) entstanden sind, die Malchut gemacht hat. Dies wird als ein Gefäß und ein Punkt betrachtet, weil nach dem Zimzum nur ihre eigene Eigenschaft in Finsternis blieb.

In der Phase der Nekudim, als Malchut zu Bina aufstieg, bedeutet das, dass Malchut nur die Gefäße des Gebens in jeder Sefira benutzt. Daraus folgt, dass Malchut die Galgalta we Ejnaim (wörtl.: Schädel und Augen, entsprechend Keter und Chochma) in den neun ersten Sefirot erlangt. Und die ACHaP in jeder Sefira sind außerhalb der Stufe. Somit entstand Dunkelheit in jeder Sefira, weil in die Empfangsgefäße kein Licht hineingezogen wurde.

Und später, in der Phase von Gadlut (Erwachsenheit/Größe), als sie die Fülle in die Empfangsgefäße zogen, zerbrachen die Gefäße, weil sie kleine Gefäße waren. Das bedeutet, dass der Massach (Schirm) nicht in der Lage war, sich vom Empfangen um des Empfangens willen zurückzuhalten.

In der Welt von Azilut, selbst wenn danach die Phase von Gadlut kommt, bleiben die echten Gefäße des Empfangens (ACHaP) jeder Sefira leer von der Fülle, denn nur WaK (die ersten sechs Sefirot) von Chochma leuchtete. Dies wird so betrachtet, dass der Siwug nicht auf Malchut selbst gemacht wurde, sondern auf Malchut, die in Bina gemildert wurde. Daraus ergibt sich, dass in jeder Sefira ein leerer Zustand blieb, der als Gefäß ohne Licht betrachtet wird.

Der Grund, warum ein Gefäß ohne Licht benötigt wird, ist, dass erst dann erkannt wird, dass es noch einen Mangel gibt, den es zu beheben gilt. Andernfalls könnte man denken, dass man bereits die Vollkommenheit erreicht hat.

Notiz 915: Ich und nicht ein Bote

Wie der ARI schrieb, befanden sich die Israeliten vor der Erlösung in neunundvierzig Toren der Tumaa [Unreinheit], bis Er ihnen offenbart wurde und sie erlöste. Das heißt, sie wurden mit „Ich und nicht ein Bote“ belohnt.

Baal HaSulam sagte, dass sie vor der Erlösung dachten, dass es Boten gibt, also bedeutet die Erlösung, dass sie mit „Ich und kein Bote“ belohnt wurden, dass es außer Ihm keinen anderen gibt. Daraus folgt, dass sie vor der Erlösung auch glaubten, dass der Schöpfer hilft, aber es gibt Boten; während Erlösung bedeutet, dass sie mit „Ich und kein Bote“ belohnt wurden.

Notiz 932: Die erste Neuerung

Alle Neuerungen beginnen erst, wenn ein Mensch mit dem Herauskommen aus dem egoistischen Empfangen belohnt wurde. Das ist die Bedeutung des Verbots, Götzendienern die Tora zu lehren, denn wenn der Mensch in Ägypten ist, kann er kein Jude sein, weil er dem Pharao, dem König von Ägypten, versklavt ist, und wenn er für den Pharao arbeitet, kann er kein Diener des Schöpfers sein.

Das ist die Bedeutung von „Denn die Kinder Israels sind mein, sie sind meine Knechte“, und nicht die Knechte eines Sklaven. Wenn der Mensch sein eigener Diener ist, kann er kein Diener des Schöpfers sein, denn es ist unmöglich, zwei Königen gleichzeitig zu dienen. Erst wenn er aus Ägypten, also aus dem egoistischen Empfangen, herausgekommen ist, kann er ein Diener des Schöpfers sein. Zu diesem Zeitpunkt kann er mit der Tora belohnt werden. Daraus folgt, dass die erste Neuerung der Auszug aus Ägypten ist.

Notiz 940: Der Punkt im Herzen

Als der Tempel zerstört wurde, steht geschrieben: „Und sie sollen Mir einen Tempel machen, und Ich werde in ihnen wohnen.“ Dies bezieht sich auf den Punkt im Herzen, der ein Tempel sein sollte, in dem das Licht des Schöpfers wohnt, wie es geschrieben steht: „Und Ich werde in ihnen wohnen.“ Daher sollte der Mensch versuchen, sein Bauwerk der Kedusha [Heiligkeit] zu errichten, und dieses Bauwerk sollte so beschaffen sein, dass die höhere Fülle hineinströmen kann. Diese Fülle wird „vom Geber zum Empfänger gegebene Fülle“ genannt. Es gilt jedoch die Regel, dass es eine Gleichheit der Form zwischen dem Geber und dem Empfänger geben muss. Das bedeutet, dass auch der Empfänger die Absicht haben muss, zu geben, wie es der Geber tut.

Dies wird „Handlung“ genannt, wie es geschrieben steht: „Und sie sollen Mir einen Tempel machen.“ Damit bezieht sich die Handlung auf das Kli [Gefäß] und nicht auf das Licht, da das Licht einzig und allein dem Schöpfer gehört, während die Handlung den erschaffenen Wesen zukommt.

Das Licht wird „Segen des Schöpfers“ genannt, wie es geschrieben steht: „Und Ich werde dich segnen in allem, was du tust.“ Dies bedeutet: „Wir werden tun und wir werden hören.“ Durch unsere Arbeit werden wir mit dem Hören belohnt, wie es geschrieben steht: „Und das ganze Volk sah die Stimmen.“ Das heißt, sie hörten die Stimme des Schöpfers.

Sehen bedeutet, etwas mit den Sinnen wahrzunehmen, was ein Gefühl im Herzen ist. So spürte jeder Mensch am Berg Sinai, dass die Stimme des Schöpfers zu ihm sprach, und es gab keinen Zweifel daran. Dies wird „Sehen“ genannt. Ähnlich verhält es sich, wenn ein Mensch etwas sieht – er hat keinen Zweifel daran, anders als beim Hören, wo er vielleicht nicht gut gehört hat. Deshalb verlassen wir uns bei einer Zeugenaussage nicht auf Hörensagen, sondern einzig und allein auf Augenzeugnis.

Aus diesem Grund wird die Zeit des Gebens der Tora, als sie keinen Zweifel daran hatten, dass es die Stimme des Schöpfers war, als „Sehen“ bezeichnet, wie es geschrieben steht: „Ich und ihr sollt keine [anderen Götter] haben, wir haben es aus dem Mund des Schöpfers gehört“ (Makkot 24a).

Shamati 248. Lass deinen Freund beginnen

Die Liebe zu Freunden ist eine natürliche Eigenschaft: „Wie das Wasser das Gesicht spiegelt, so spiegelt das Herz des Menschen den Menschen.“ Doch jeder Einzelne möchte, dass sein Freund den ersten Schritt macht. Dazu heißt es: „Wer sich beeilt, gewinnt.“

Baal HaSulam, Brief 12

12. Januar 1926, Warschau

An die geehrten Schüler, möge Gott sie beschützen,

… Ihr müsst euch in Bezug auf das Hauptziel, das wir anstreben, stärken. Es ist euch bekannt, was ich über den Vers „Der Herr, dein Gott, wird dich segnen in allem, was du tust“ erklärt habe. Der Mensch unten muss alles tun, was in seiner Macht steht, und nur dann gibt es Raum für den Segen. Aber es ist töricht zu denken, dass der Allmächtige verpflichtet ist, genau an dem Ort zu segnen, wo die Handlung stattfindet. Im Gegenteil, oft geschieht die Handlung an einem Ort, und der Segen an einem anderen Ort, an dem der Mensch gar nicht gehandelt hat, weil er es nicht wusste oder nicht konnte. Der wahre Segen ist ein Gesetz, das nicht übertreten wird, gemäß dem Prinzip „Ich habe mich bemüht und gefunden“. Darüber habe ich bereits ausführlich gesprochen.

Ich selbst erfreue mich an der Frucht meiner Mühe, und daher „wird es denen, die den Herrn suchen, an nichts fehlen“, wie es heißt: „Meine Rettung ist nahe, und meine Gerechtigkeit wird sich offenbaren“. Weiterlesen

Notiz 882: Rosh HaShana

Zum Vers „Die Augen des Ewigen, deines Gottes, sind vom Anfang des Jahres darauf gerichtet“ (5. Moses 11,12), heißt es: Manchmal zum Guten und manchmal zum Schlechten. Wie ist das zu verstehen? Wenn die Israeliten zu Rosh HaShana völlig böse sind und es für sie nur wenig Regen gibt, kehren sie später um. Es ist jedoch nicht möglich, die Menge des Regens zu vermehren, da das Urteil bereits gefällt wurde. Stattdessen lässt der Schöpfer den Regen zu der Zeit auf das Land fallen, wenn es ihn benötigt – alles hängt von der Beschaffenheit des Landes ab.
Wie geschieht dies zum Schlechten? Wenn die Israeliten zu Rosh HaShana vollkommen gerecht sind und ihnen reichlich Regen zugesprochen wird, kehren sie später um. Es ist jedoch nicht möglich, die Menge des Regens zu verringern, da das Urteil bereits gefällt wurde. Stattdessen lässt der Schöpfer den Regen zur falschen Zeit fallen, auf ein Land, das ihn nicht braucht. Rashi erklärt: „Nicht zur richtigen Zeit“ bedeutet, bevor das Saatgut ausgebracht wurde, wenn der Regen in Wäldern und Wüsten nicht benötigt wird. (Rosh HaShana 17b)
Um dies im Hinblick auf die Moral zu verstehen, lässt sich „Rosh HaShana“ als der Beginn der Schöpfung des Menschen deuten. Wie die Weisen sagten, wird zu Beginn eines Lebens über den Tropfen entschieden, ob er weise oder dumm sein wird (Nidda 16b). Der „Regen“ symbolisiert die physischen Kräfte des Menschen – ob er einen kleinen oder großen Verstand haben wird, ein kleines oder großes Herz, einen kleinen oder großen Willen, und Ähnliches.
Wenn der Mensch den guten Weg geht, kann man ihm nicht mehr hinzufügen, d. h. ihm nicht mehr Verstand und Willen geben, weil dies bei seiner Schöpfung bereits festgelegt wurde. Doch alle seine geistigen Fähigkeiten und all seine Anstrengungen nutzt er ausschließlich im Bereich der Heiligkeit und Notwendigkeit. Das reicht aus, um das Niveau zu erreichen, auf dem er das Licht Gottes erfahren und sich wahrhaftig mit Ihm verbinden kann, um seinen Anteil in der Kommenden Welt (Olam haBa) zu erhalten.
Wurde dem Menschen jedoch bei seiner Schöpfung ein großer Verstand und ein starker Wille gegeben, und er folgt nicht dem geraden und guten Weg, dann setzt er diese Fähigkeiten an unangebrachten Stellen ein, wie der Schöpfer den Regen zur falschen Zeit auf ein Land fallen lässt, das ihn nicht braucht.
Daher nützen ihm die bei seiner Erschaffung gegebenen guten Fähigkeiten nichts. So könnte er die Tora und ihre Gelehrten umfassend verstehen, würde jedoch die angestrebte Vollkommenheit, nämlich die Verbundenheit mit dem Schöpfer, nicht erreichen.
Daraus folgt, dass der Mensch sich nicht darüber beklagen sollte, wenn er nicht so talentiert ist wie seine Mitmenschen. Denn das ist nicht das Entscheidende. Das Wichtigste ist, gerecht zu sein. Nur dann nutzt der Mensch all seine Kräfte, um das wahre Ziel zu erreichen, ohne seine Fähigkeiten zu verschwenden. Vielmehr werden seine Anstrengungen in den Bereich der Heiligkeit geleitet.

Notiz 884: Das Gebet an Rosh HaShana

 

Im Gebet zu Rosh HaShana sagen wir: „Glücklich ist der Mensch, der Dich nicht vergisst, und der Mensch, der sich in Dir anstrengt.“ Man muss sich fragen, wenn er den Schöpfer nicht vergisst, warum braucht es dann noch die Anstrengung?

Im Gebet „Ezeret Awoteinu“ sagen wir: „Glücklich ist der Mensch, der auf Deine Gebote hört, und Deine Tora und Dein Wort in sein Herz legt.“

Man muss verstehen, was es bedeutet, auf die Gebote des Schöpfers zu hören. Man sollte doch eher sagen: „Glücklich ist der Mensch, der Deine Gebote tut“ oder „der sie bewahrt“, nicht „der darauf hört“. Was ist außerdem mit „Dein Wort“ und „Deine Tora“ gemeint? Was bedeutet „Wort“ und was „Tora“? Und was bedeutet „in sein Herz legen“? Wie legt man Tora und Worte ins Herz? Warum sollte man sie ins Herz legen und nicht ins Gehirn?

Weiterhin sprechen wir im Rosh-HaShana-Gebet von „Königtümern, Erinnerungen und Shofarot“. Die Weisen sagten: „Königtümer, damit ihr Mich als König anerkennt; Erinnerungen, damit eure Erinnerungen vor Mir aufsteigen; und womit? Mit dem Shofar.“ Was ist die Verbindung, und wie führt das Shofar zu Königreich und Erinnerung?

Rosh HaShana wird auch „Tag des Gerichts“ genannt. Was bedeutet der Monat Elul und die Wiederholung und Ordnung des Gebets vor Rosh HaShana?

Der Grundgedanke ist, dass es grundsätzlich verboten ist, den Schöpfer auch nur einen Moment zu vergessen. Wie erlangt man dies? Indem sich der Mensch immer wieder mit größerem Eifer und stärkerem Willen anstrengt. Dadurch erlangt man die Stufe der „Erinnerung“. Daher ist der Text des Gebets als Ratschlag formuliert.

Ebenso „Glücklich ist der Mensch, der auf Deine Gebote hört“: Es gibt eine Stufe des Tuns und eine Stufe des Hörens. „Hören“ bedeutet, dass man das Privileg erlangt, die Stimme des Schöpfers zu hören, also die Stimme des Gebers der Tora, was die höchste Form der Verbundenheit ist. Das ist die Stufe der Dwekut (Anhaftung), das bedeutet, die Tora vom Schöpfer selbst zu hören.

Es wird erklärt, dass der Weg, dies zu erreichen, darin besteht, „Deine Tora ins Herz zu legen“. Nicht ins Gehirn, das den Verstand symbolisiert, denn der Verstand dient dem Menschen nur als äußeres Werkzeug. Der wahre Kern des Menschen ist sein Herz, wie es heißt: „Denn das Herz des Menschen ist von Jugend an böse“ (1. Mose 8,21).

„Dein Wort“ bedeutet, dass der Mensch glauben muss, dass alle Worte, die er spricht, nur durch die Kraft des Schöpfers gesprochen werden, was „Dein Wort“ genannt wird. Wenn der Mensch daran glaubt, wird er sicher keine unnützen, falschen oder bösen Worte wie Verleumdung oder üble Nachrede sprechen. Durch diese Erkenntnis wird das Licht, das im Menschen ist, das Böse in seinem Herzen zum Guten wenden, und er wird das Hören der Tora erlangen.

Das Prinzip von Königtümern, Erinnerungen und Shofarot bedeutet: „Eure Erinnerungen sollen vor Mir aufsteigen“ – das heißt, dass alle Erinnerungen, die ihr habt, nur vor dem Schöpfer, also für denSchöpfer, sein sollen.

An Rosh HaShana erfolgt die Annahme der Herrschaft des Himmels, da dieser Tag der Beginn des neuen Jahres ist. Es ist notwendig, sich neu auszurichten, also die Herrschaft des Himmels auf sich zu nehmen. Dies kann man leicht vergessen. Daher sagen wir „Erinnerungen“ – dass man sich immer an die Herrschaft des Himmels erinnern muss. Der Rat, dies nicht zu vergessen, ist das Shofar. Das Shofar steht für die Schönheit des Rabbi Jochanan, die Schönheit Adams, die „Schönheit“ genannt wird…

Baal HaSulam, Brief 29

Brief 29, 12. März 1927, London

An meinen verehrten und geliebten Schüler, den geehrten Rabbi…möge sein Licht leuchten.

Auch Deinen Brief vom 22. Adar I (hebräischer Monat) habe ich erhalten. Deine Sorge, dass Deine Neuerungen keinen geeigneten Ort und keine geeignete Zeit zur Beachtung und Würdigung finden, teile ich, und bedaure es meiner Meinung nach sogar mehr als Du. Aber hoffe auf den Schöpfer, und Er wird Dein Herz stärken usw.

Du schreibst, dass es gut war, dass Du nicht gegangen bist, aber jetzt ist keine Zeit für Zurückhaltung, denn der Großteil des Buches wurde bereits gedruckt, und alles, was veröffentlicht wird, gilt als enthüllt. Daher kannst Du das Buch nach Belieben bekannt machen. Weiterlesen

1986/30 Die Klipa, die der Frucht vorausgeht 

Im Tora-Abschnitt Balak schreibt der Heilige Sohar (Punkt 15): „Wenn du sprichst, dass es der Wunsch des Schöpfers war, dass Israel das Erstgeburtsrecht gegeben wird, dann ist das nicht angemessen. Bo u’reh – komm und sieh: Esau war eine Klipa [Hülle/Schale] und Sitra Achra [aramäisch: andere Seite]. Es ist bekannt, dass die Klipa dem Kern vorausgeht, deshalb ist sie zuerst entstanden. Sobald die Klipa entstanden ist und entfernt wurde, kam der Kern zum Vorschein. Die erste Vorhaut, also Esau, ist außen. Daher ist er zuerst entstanden. Der Bund, der am wertvollsten ist, also Jakob, offenbarte sich als nächstes. Deshalb hat Esaus frühe Entstehung nichts mit seinem Erstgeburtsrecht zu tun, denn er ist eine Klipa und eine Vorhaut, die im Vergleich zum Kern und zum Bund vollkommen wertlos ist. Er ist einzig und allein aus dem Grund zuerst entstanden, weil die Klipa der Frucht vorausgeht.“ Weiterlesen

1986/25 Das Maß des Praktizierens der Mizwot [Gebote]

Uns wurden 613 Mizwot [Gebote] gegeben, die wir praktisch ausführen sollen. Und auch wenn man ohne Absicht eine Mizwa [Einzahl für Gebote] ausführt, die uns der Schöpfer geboten hat, und wenn wir uns damit begnügen, eine Mizwa ohne uns auszurichten zu erfüllen, und diese nur auf einfache Weise ausführen, dann haben wir damit bereits unsere Pflicht erfüllt.

Wir sollten jedoch alle Mizwot gemäß den Bedingungen jeder Mizwa einhalten. Zum Beispiel kann ein Mensch das Gebot der Zizit [geknotete Fäden an einem Gebetsschal] befolgen, denn es steht geschrieben: „Sie sollen sich Schaufäden an den Ecken ihrer Kleider machen.“ Es gibt jedoch Unterschiede in Bezug auf das Material, aus dem der Tallit [Gebetsschal, der während des jüdischen Morgengottesdienstes getragen wird und an dessen Rändern sich jeweils ein Zizit befindet] hergestellt wird, sowie in Bezug auf die Länge und Breite des Tallits. Auch bei den Zizit selbst gibt es Unterschiede – wie das Material, aus dem sie gemacht sind (Wolle, Flachs oder andere Materialien), die Anzahl der Fransen, die Länge und so weiter. Weiterlesen

Namen des Schöpfers