PESSACH

Am 5. April (14. Nissan) beginnen die acht Feiertage des Pessach. Für die meisten Menschen ist es ein in der jüdischen Tradition verankerter Anlass – er birgt in sich jedoch eine Botschaft und Vorhersage für die gesamte Menschheit. Es ist kein Zufall, dass die Geschichte von Moses und Pharao und dem Auszug aus Ägypten mehrere epische Filme inspiriert hat – die universelle Botschaft der Befreiung aus der Versklavung berührt einen Punkt in jedem Menschen: das Streben nach Freiheit…

Um aus der Erzählung, welche ursprünglich aus der Tora stammt, etwas lernen zu können, muss der Mensch verstehen, was oder wer ihn versklavt, und wie er befreit werden kann. Der Name des Feiertags Pessach steht für den Übergang von der Versklavung in die Freiheit. Der Pharao, der große Unterdrücker, ist niemand anderes als das Ego des Menschen. Moses, dessen Name vom hebräischen Wort moshech (ziehen) kommt, ist die Kraft, die den Menschen aus der Herrschaft des Pharaos herauszieht, ihn befreit und ihn zum Herren des eigenen Schicksals macht.

Die Geschichte der Befreiung vom Ego betrifft jeden einzelnen Menschen. Irgendwann wird jeder spüren, dass das Ego ein unbarmherziger Herr ist, vor dem man nur noch weglaufen will. Das ist der Zeitpunkt, an dem man, indem man Moses folgt, Ägypten verlassen kann um ein freier Mensch zu werden – befreit vom quälenden Pharao, dem eigenen Ego.

Wie alles andere im Leben verändert sich auch der Pharao mit der Zeit. Das Ego des Menschen wächst und entwickelt sich, und dabei wird es immer anspruchsvoller. Was gestern noch großartig war, ist heute völlig unzureichend. Allmählich beginnt man, sich immer unzufriedener zu fühlen. Doch sollte es nicht genau umgekehrt sein? Dass, je mehr man hat, desto glücklicher ist man? Genau dies geschieht nicht, da es das eigene Ego ist, dessen immer grösser werdenden Wünsche man erfüllen muss. Das Ego ist unersättlich; je mehr man es füttert, desto hungriger wird es. Am Ende befriedigt man nur noch Wünsche, welche solange als lohnend erscheinen, bis sie sich erfüllt haben. Sobald man das hat, was man will, fordert das Ego: Bring mir mehr!“

So erkennt der Mensch irgendwann, dass er nicht davon loskommt. Er ist ein Sklave seines eigenen Egos. Je mehr er sich wehrt, desto mehr bedrängt es ihn. Schlussendlich erkennt er, dass der Pharao ihn ausnutzt, und nur so lange gut zu ihm ist, wie er ihm dient. In jenem Moment, in dem ein Mensch aufhören will ihm zu dienen, enthüllt er dessen wahres Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Versklavung in Ägypten.

Die Menschen müssen erkennen, dass der Pharao, das Ego, die Ursache für all ihre schlechten Gefühle ist, und nicht ein Virus oder eine andere Katastrophe. Begreifen die Menschen das, ist das der Beginn des Auszugs aus Ägypten.

Anfangs genügt es, wenn man alles, was einem am jetzigen Leben nicht gefällt, untersucht und sich fragt, wer genau darunter leidet. So fängt man an, etwas Raum zwischen sich und dem Ego zu schaffen, und kann so erkennen, wer die ganze Zeit fordert, wer die Belohnung erntet und wer den Preis dafür zahlt. Die Zustände, welche die Menschheit momentan durchmacht, Kriege, Hass, aber auch genau das Gegenteil davon, die große Solidarität, lässt eine Konfrontation zwischen Einheit und Trennung entstehen. Die Welt befindet sich zwischen Hass und Liebe, und die Menschen müssen wählen, in welche Richtung sie gehen wollen.

Es steht geschrieben, dass der Mensch jeden Tag aufs Neue prüfen muss, wie er aus Ägypten herauskommen kann. Er muss seine Einstellung gegenüber dem Ausstieg aus dem Egoismus überprüfen. Will er sich weiterhin in Ägypten befinden oder will er die Befreiung? Der Auszug aus Ägypten ist erst möglich, wenn sich die Menschen darin einig sind oder zumindest erkennen, dass dies von der inneren Einheit zwischen allen abhängt. Alle zusammen müssen das gleiche Ziel haben und nur dafür leben.

Spirituell bedeutet Pessach darum, dass der Mensch vom Zustand der Unmöglichkeit sich mit anderen zu verbinden, zum Zustand, in welchem er seinen Egoismus überwindet und sich verbindet, gelangen kann.

Michael Laitman

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