08. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text
Uns wird gelehrt, dass die ganze Welt, samt allen erschaffenen Wesen, ihre Lebenskraft in jedem Augenblick von der Höheren Kraft empfängt. Deshalb ist es den Gerechten eigen, ein Bindeglied zwischen der Höheren Kraft und der ganzen Welt zu sein, und sie müssen alles in der Welt mit Ihr verbinden. Ein Gerechter ebnet den Weg, zeigt die Richtung und leitet die Fülle und die Lebenskraft an alle erschaffenen Wesen weiter. Himmel und Erde sind getrennt, er muss sie vereinen, die ganze Welt mit der Höheren Kraft, so dass sie nicht voneinander getrennt verbleiben.
Maor Ejnaim, Jitro
binden, zusammenbinden, verbinden, Band, Bund: wenn ich es richtig verstehe, ist „binden“ ein Basiswort in der Kabbala: Der Schöpfer, die Höhere Kraft, verbindet sich mit der Welt, und die Gerechten sind ein Bindeglied zwischen der Höheren Kraft und der Welt, um die Fülle aus der Höheren Kraft weiterzuleiten an die Menschen, an die Welt, oder wie Baal HaSulam gesagt hat, an die „Generation“.
Mein Blick auf uns Menschen heute: wir tragen in uns ein Verlangen nach Bindung, wir „binden“ uns an einen Menschen, den wir lieben, wir fühlen uns verbunden mit den Eltern und Freunden, mit einer Tätigkeit, einer Idee –
und gleichzeitig richten wir unseren Blick eher auf das Trennende als auf das Verbindende.
Sich binden, sich festlegen widerspricht dem heutigen (modernen?) Lebensgefühl vieler Menschen in unseren westlichen Gesellschaften. Gebunden sein heißt nicht frei sein. Obwohl wir als Menschen auf e i n e r Erde leben, was uns verbindet, obwohl alle Menschen ausgestattet sind mit ihren fünf Sinnen (oder sechs?), mit einem Verstand, mit Herz, Seele, Gefühlen, Verlangen und mit einem Körper, was uns alle verbindet, sind wir die Meister geworden im Mauer bauen, im Trennen, im Gegeneinander. Es sieht ja gerade so aus, als sei das Universum voll unsichtbarer Türen, Mauern und Stacheldrähte. Trennungen außen und innen! Ich denke, dass dieses „Mauer-Leben“ und „Mauer-Bauen“ sehr viel Energie kostet und krank macht.
Darum ist die spirituelle Weltsicht der Kabbala eine notwendige und heilsame Alternative, vielleicht die einzige, weil sie alle Energie bündelt in das Verbinden, was vom Ursprung her zusammengehört: Himmel und Erde, Schöpfer und Schöpfung.
In meinen Emails habe ich heute eine Werbung vorgefunden, die es mir schmackhaft macht, den Energieträger jetzt zu wechseln. So musste ich doch schmunzeln, da ich den Energieträger wechseln will und mehr über die neue Energie erfahren will- für etwas mehr Licht – im Bund mit anderen, mit der Höheren Kraft.