11. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text
Es gibt Menschen, die sich zu einer Gruppe, welche auf der Nächstenliebe basiert, vereinen, weil jeder von ihnen fühlt, dass sie einen Wunsch besitzen, welcher all ihre Ansichten vereinen kann und es ihnen ermöglicht, dadurch die Kraft der Nächstenliebe zu erlangen.
Die berühmte Maxime der Weisen lautet: „So wie sich die Gesichter der Menschen unterscheiden, so unterscheiden sich auch ihre Ansichten.“. Dennoch erkennen diese Menschen, dass die Unterschiede zwischen ihnen doch nicht so groß sind, da sie sich alle über die Wichtigkeit der Arbeit an der Nächstenliebe einig sind. Daher kann in der Gruppe jeder zugunsten des anderen nachgeben und dadurch können sie sich vereinen.
RABASH, 1985/8, Mach Dir einen RAV und kauf dir einen Freund (2)
Dass wir Menschen uns durch unsere Gesichter und in unseren Ansichten unterscheiden, macht gerade unsere Individualität aus. Wenn ich auf einer Bank in einer Innenstadt sitze und Menschen beobachte, dann fasziniert mich immer wieder, dass jeder Mensch anders aussieht. Obwohl wir biologisch gesehen die gleichen Gesichtsmerkmale haben, hat jeder sein Gesicht und seinen Ausdruck, bzw. jede ihr Gesicht und ihren Gesichtsausdruck. Das allein grenzt für mich an ein Wunder. So könnte man schon von daher sagen, dass jeder und jede einzigartig ist.
Was wir oft vergessen in diesem Individualitäten-Spiel – das Spiel: wie kann ich mich noch mehr von anderen unterscheiden und abgrenzen? – dass wir einen gemeinsamen Kern haben, dass wir auf andere angewiesen sind, dass wir das gleiche egoistische Verlangen haben, dass wir auf der Suche nach Sinn – bewusst oder unbewusst- sind. Dass wir geliebt und anerkannt sein wollen….
„Dass wir uns in der Arbeit an der Nächstenliebe einig sind“ – Rabash sieht den entscheidenden Punkt im Zusammenleben von uns Menschen: sich im Blick auf die Nächstenliebe einig sein. Fakt ist auch, und das weiß Rabash: die individuellen Unterschiede in Gesicht und Ansicht führen eben nicht automatisch zum gemeinsamen Miteinander, zur Fürsorge, zur Nächstenliebe. Die Unterschiede machen den einen Angst, andere wiederum werten die anderen, die anders denken, ab. Wieder andere üben Macht aus und machen die Mitmenschen uniform – dass alle die gleichen Ansichten teilen sollen.
Rabash, so verstehe ich ihn zu Beginn meiner Kabbala-Ausbildung, geht von einer Beobachtung aus: „es gibt Menschen, die sich zu einer Gruppe, die auf Nächstenliebe basiert, vereinen…“, Menschen also, die das Verlangen in sich tragen, gemeinsam mit anderen das gemeiname Ziel leben und daran arbeiten: für Nächstenliebe. Für ein besseres Miteinander. Und das beginnt damit, nicht auf die Unterschiede zu starren, sondern auf ein friedvolles Zusammenleben zu achten und friedvoll zusammenleben. Und Rabash erwähnt wie in einem Nebensatz – quasi nebensächlich – etwas Entscheidendes: Zum Frieden, zum Vereinen gehört dazu, nachzugeben, die Größe zu besitzen und sagen: Ich muss mich mit meinen Gedanken nicht durchsetzen – nach-geben ist auch eine Form von geben.