21. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text
Durch die Reibung der Herzen, selbst wenn es die Herzen von Helden wären, bringt jeder aus den Wänden seines Herzens Wärme hervor, und diese Wärme lässt Funken der Liebe entstehen, bis sich aus ihnen eine Einkleidung der Liebe bildet. Sie beide werden von einer Hülle bedeckt sein, das heißt, eine einzige Liebe wird sie beide umgeben und einhüllen, denn es ist bekannt, dass Dvekut [Anhaftung] zwei Objekte zu einem verschmelzen lässt.
Und sobald jemand beginnt, die Liebe seines Freundes wahrzunehmen, erwachen sofort Freude und Vergnügen in ihm. Denn vom Freund geliebt zu werden, das ist neu für ihn. Bisher verstand er es, immer allein für seine Gesundheit und sein Wohlergehen zu sorgen. Aber in dem Augenblick, wenn er entdeckt, dass der Freund sich um ihn sorgt, weckt das in ihm eine unbeschreibliche Freude, und er kann sich nicht mehr nur um sich selbst kümmern, denn ein Mensch kann sich nur dort anstrengen, wo er genießen kann. Und da er Genuss empfindet, während er sich um seinen Freund sorgt, kann er nicht länger nur an sich selbst denken.
Mitunter finde ich die Sprache von Rabash geradezu poetisch: Herzen reiben sich aneinander, es entsteht Wärme, die Wärme lässt Funken entstehen, und ein Mantel der Liebe umhüllt sie, sie schmelzen zusammen, haften aneinander – die sorgende „Chemie“ stimmt. Nicht mehr nur für sich selbst sorgen, aus Ich wird w i r, aus Egoismus Altruismus.
Aber unser Leben spricht noch eine weitere „Reibe“-Sprache. Viele reiben sich auf im Zusammenleben mit Streit und Unverständnis, reiben sich auf in Berufen und fallen mit einem Burnout-Syndrom aus, psychisch erschöpft und am Ende. Unser Leben ist sehr laut, der Lärm „reibt“ an den Nerven.
Kollegen und Paare reiben sich aneinander, weil jeder eine andere Ansicht hat und auch einfach anders ist. Doch dieses Reiben lässt eher Wut entstehen und Aggression.
Mancher wird gar zerrieben, weil er sich nicht wehren kann und es allen recht machen will, mit dem Gefühl, den Lebensmut zu verlieren.
Wer einen Fehler gemacht hat, holt sich eine Abreibung bei seinem Vorgesetzten, will heißen, er wird heftig kritisiert und niedergemacht. Und wehe, er wiederholt den Fehler!
Sich die Hände reiben – ist ein auch Zeichen von Schadenfreude: dem gönne ich das nicht! Endlich ging bei ihm etwas schief! Recht-haber reiben sich auch gerne die Hände: ‚ich hatte es doch immer gewusst!‘
Sich die Hände reiben – eine gute Sache, wenn man friert. Es wärmt.
Reiben-sich aneinander reiben, sich wärmen, mit Wärme im Herzen für den oder die anderen sorgen, sich die Augen reiben und sehen, was dem Menschen neben mir fehlt und was er braucht.
Oder sich reiben, dass die Fetzen fliegen – und an Ende sind Menschen zerrieben, kaputt, trostlos, alleine und einsam.
Die warmen Worte von Rabash lese ich wie eine Einladung zu prüfen, wofür ich mein Herz erwärmen will – jedenfalls mit dem Ego und mit der Selbstsorge wird das nichts. Um zu genießen braucht es ein wärmendes liebendes Herz. Ich glaube, dass wir das im Tiefsten wissen.