27. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text
Ohne Ähnlichkeit können wir nichts empfangen, und es ist erforderlich, immer in diesem Zustand der Ähnlichkeit zu verweilen. Wenn er also die Barmherzigkeit auf sich selbst erweckt, stellt sich heraus, dass es um sich selbst willen ist. Und je mehr er betet, zeigt sich nicht nur die Vorbereitung von Kelim (Gefäßen) des Gebens, sondern umgekehrt erscheinen Funken des Empfangens in ihm. Es stellt sich heraus, dass er den umgekehrten Weg geht, das heißt, obwohl er die gebenden Kelim (Gefäße des Gebens) vorbereiten sollte, hat er stattdessen das Kli (Gefäß) des Empfangens vorbereitet. Und wenn es heißt „verschmelze mit Seinen Eigenschaften“, bedeutet das auch „wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig“. Wenn er also für die Gemeinschaft betet, gilt es, dass er die Eigenschaft des Gebens hat. In dem Maße, wie er betet, entsteht in ihm das Kli (Gefäß) des Gebens, und darin kann das Licht des Gebens offenbart werden.
„in einem Zustand der Ähnlichkeit verweilen“ -ähnlich womit, worin, mit wem?
Rabash umkreist die Zustände von GEBEN und EMPFANGEN, und eine Voraussetzung scheint die Ähnlichkeit zu sein. Ist es das Verlangen, dem Schöpfer ähnlich zu sein oder zu werden? Wenn der Schöpfer die Kraft des Gebens ist, des unbedingten und bedingungslosen Gebens – was ja dann Liebe wäre, denn Liebe gibt, lässt los, schenkt weiter – und dies Prinzip/Gesetz(?) in der Natur zu erkennen ist, dann wäre es die schönste Allmachtsphantasie, wie der Schöpfer, wie die gebende Kraft selbst zu werden. Obwohl Psychologen die Allmachtsphantasien als falsches Selbstbild von Neurotikern bzw. Psychotikern betrachten, wäre es mit den Gedanken von Rabash der Sinn des Lebens überhaupt: das tiefste Verlangen nach Barmherzigkeit, nach Licht- ein „Verschmelzen mit den Eigenschaften“ des Schöpfers, ihm ähnlich.
Wichtig scheint zu sein: auch wenn das Verlangen wie der Schöpfer zu sein, noch so groß ist, ist das alleine aus eigner Kraft nicht zu bewältigen. Andocken, anheften an der größeren Kraft, bitten – zusammen in der Gemeinschaft empfangen die einzelnen, individuellen Seelen als Gefäße Barmherzigkeit, Liebe, damit die Gefäße überlaufen zu geben. Mit anderen Worten: aus der „Allmachts-Phantasie“ wird eine „Allmachts-Liebe“ , eine Kraft, eine Energie, die im Zusammenleben wirksam und spürbar wird. So stelle ich mir das vor.
Nun bin ich – nach diesen Worten von Rabash und der Diskussion heute Abend über Nächstenliebe – neugierig, was diese Wahrheit mit mir und meinem Herzen macht und ob ich selbst diese Kraft spürbar erleben werde.