22. März 2022, Gute-Nacht-Text
Jener Mensch, der die Tora lernt, weil er an die Worte der Weisen glaubt, die sagten, dass der Schöpfer sagte: ‚Ich habe die böse Neigung geschaffen; ich habe die Tora als Gewürz geschaffen‘ erkennt, dass dieses “Gewürz“ ihm gegeben wird, damit er spürt, wie weit er von der Höheren Kraft entfernt ist. Daraus folgt, dass er durch die Tora das Kli (Gefäß), also einen Mangel erhält, sodass er die Höhere Kraft bittet, ihn aus dem “Exil in Ägypten“ zu befreien. Es ist bekannt, dass Mezar-Yam (Mizraim, Ägypten) auch Tzar-Ayin (schmaläugig, was „eifersüchtig“ bedeutet) heißt. Damit ist gemeint, dass ein Mensch nicht geben, sondern nur empfangen kann. Bevor jedoch nicht alle seine Handlungen darauf ausgerichtet sind zu geben, ist es aber unmöglich, sich der Höheren Kraft anzunähern. So erkennt der Mensch, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als die Höhere Kraft um Hilfe zu bitten.
RABASH, 1990/41, Was sind bei der spirituellen Arbeit die leichten Mizwot, welche ein Mensch mit seinen Absätzen zertritt?
Ein ganz besonderer Text von Rabash, weil diese „böse Neigung“ in uns die Eigenschaft besitzt, dass sie uns täuscht, mit dem Signal: es ist alles gut bei dir. Wir hören die Worte der Tora als vertraute Worte im Gottesdienst und gehen scheinbar gestärkt in den Alltag und leben unseren Egoismus weiter. Dass ich erkenne, dass das Exil in mir sitzt, lässt die „böse Neigung“ erst gar nicht zu- eher beobachte ich,wie andere in ihren Gefängnissen leben.
Es ist ein lichtvoller Gedanke bei Rabash und insgesamt in der Kabbala, dass ich zu mir selbst geführt werde, die böse Neigung in mir zu entdecken, dass ich in der Tiefe unfähig bin, wirklich zu g e b e n – und dass das Licht der Tora gerade darin besteht, dass ich ein Verlangen entwickle nach dem Schöpfer, nach seiner liebenden Eigenschaft zu geben – und dass das „Ägypten“ in mir der Anfang ist, etwas zu ändern. Insofern ist das „Exil in Ägypten“ ein Geschenk des Schöpfers, sein fruchtbares „Gewürz“, um mein Inneres, und damit mein Leben in eine andere Bahn zu bringen: vom Empfangen zum Geben. Mit Hilf des Schöpfers.
Du Schöpfer allen Lebens, der Lebendigkeit und des Lichts,
lass mich das „Exil in Ägypten“ in mir erkennen und spüren,
an den Spuren meines egoistischen Verlangens zu leiden,
Und schenke mir ein Verlangen nach dir, deiner Kraft, deiner Liebe,
Öffne mir jeden Tag neu mein Herz, um dir Freude zu bereiten,
mit den Freunden hier und in der ganzen Welt.