31. März 2024, Gute-Nacht-Text
Es gibt keinen fröhlicheren Zustand im Leben eines Menschen, außer wenn er findet, dass er von seinen eigenen Kräften enttäuscht wird. Gemeint ist, dass er bestrebt war und alles getan hat, was in seiner Kraft liegt und es kein Heilmittel gibt. Weil er dann dem vollständigen Gebet um Seine – gesegnet sei Er – Hilfe würdig ist. Denn nun weiß er mit Sicherheit, dass seine eigenständige Arbeit ihm keinen Nutzen bringen wird. Und solange er seinerseits irgendeine Kraft für die Arbeit fühlt, ist sein Gebet nicht aufrichtig. Weil ihm der böse Trieb zuvorkommt und sagt, dass er verpflichtet ist, alles zu tun, was in seiner Kraft liegt und dann wird er dem Schöpfer – gesegnet sei Er – würdig sein. Und darüber steht geschrieben: „Mächtig ist der Schöpfer und nur der Erniedrigte wird Ihn sehen…“ Denn, wenn der Mensch sich auf verschiedene Art und Weise bemüht hat und enttäuscht wird, erst dann kommt er zu einer wahren Erniedrigung und weiß, dass er der niedrigste unter den Menschen ist, denn er hat nichts, was ihm helfen kann. Erst dann ist sein Gebet wahrhaft, und er bekommt von Ihm eine Antwort.
Welch eine Weisheit! Aus meiner Sicht beschreibt unser großer Baal HaSulam den Sinn der Feiertage von Karfreitag und Ostern, die für Christen wichtige Wegmarkierungen ihres Glaubens sind: Erniedrigung und Freude. Christen streiten, ob es so etwas wie die Auferstehung geben kann oder nicht, ob das Grab des Jesus von Nazareth leer war oder nicht. Viele Christen wenden sich von Glauben ab. Was der Jude aus Nazareth erlebt hat im Umfeld des Pessachfestes, war eine öffentliche Hinrichung, wie es unter der Herrschaft der Römer üblich war – eine Erniedrigung, wie das alle Menschen erleben, die gefoltert und hingerichtet werden. Und für alle gibt es nur noch das Gebet: „Himmlischer Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ oder wie der Kabbalist sagt, „Mächtig ist der Schöpfer und der Erniedrigte wird ihn sehen“. Die „wahre Erniedrigung“ erhält eine „Antwort“ von oben.Das ist der tiefe Grund der Osterfreude: den Erniedrigten, die sich an den Schöpfer wenden bzw. an seinen guten Geist, strahlt das Licht entgegen. Den Schöpfer in schwierigen, dunklen Stunden gemeinsam mit Freunden anzurufen in all unserer Schwachheit, wo wir uns von „Gott und der Welt verlassen fühlen“ und die Kräfte schwinden, ist ein gutes Heilmittel, oder, um es mit anderen Worten zu sagen, ist der Weg der Rettung. Das ist vielleicht zu hoch für den Kopf, aber zu spüren mit dem Herzen. Mögen wir den weisen Rat von Baal HaSulam beherzigen!