1. September 2025, Gute-Nacht-Text

Wir müssen anerkennen, dass alle unsere Handlungen, die guten wie die schlechten, von oben her bestimmt werden (das ist die Bedeutung von persönlicher Vorsehung), dass also alles der Schöpfer tut. Dennoch sollen wir Schmerz über die schlechten Taten empfinden, auch wenn sie ebenfalls von oben kommen.

Die Vernunft würde uns eigentlich verpflichten, nicht traurig zu sein, sondern das Urteil zu rechtfertigen, das uns schlechte Taten zuspricht. Doch tatsächlich ist es anders: Wir müssen darüber betrübt sein, dass uns nicht erlaubt wird, gute Taten zu vollbringen. Dies ist gewiss eine Strafe – nämlich, dass wir nicht würdig sind, dem König zu dienen. Wenn aber alles gelenkt ist, wie kann man dann sagen, wir seien nicht würdig, da es doch unten keinerlei Handlung gibt? Darum gibt man uns schlechte Gedanken und Wünsche, die uns vom Dienst des Schöpfers entfernen, weil wir nicht würdig sind, Ihm zu dienen. Deshalb entsteht ein Gebet darum – und dies ist der Ort der Korrektur: dass wir würdig und fähig werden, den Dienst des Königs auf uns zu nehmen.

So verstehen wir auch, wie ein Gebet in Zeiten der Not Sinn haben kann. Gewiss kommt die Not als Strafe. Doch Strafen sind zugleich Korrekturen, denn es gibt das allgemeine Gesetz: Die Strafe ist eine Korrektur. Wie also können wir beten, dass der Schöpfer unsere Korrekturen aufhebt, wie unsere Weisen über den Vers sagten: „damit dein Bruder vor deinen Augen nicht erniedrigt werde“, sodass er, nachdem er geschlagen wurde, dein Bruder genannt wird.

Man muss jedoch wissen, dass das Gebet den Menschen noch mehr korrigiert als Strafen. Wenn daher ein Gebet an die Stelle einer Strafe tritt, werden die Leiden aufgehoben und dem Gebet sein Platz gegeben, damit es den Körper korrigiere. Das ist die Bedeutung des Ausspruchs unserer Weisen: „Hat er Verdienst – durch die Tora; hat er keinen Verdienst – durch Leiden“. Und man muss wissen, dass der Weg der Tora erfolgreicher und gewinnbringender ist als der Weg der Leiden. Denn die Kelim, die dadurch geeignet werden, das Höhere Licht zu empfangen, sind weiter, und durch ihre Kraft kann man die Anhaftung an Ihn erlangen.

Dies ist die Bedeutung von: „Man zwingt ihn, bis er sagt: ‚Ich will.‘“ Das heißt: Der Schöpfer spricht: „Ich habe Wohlgefallen an den Handlungen der Unteren.“

Und die Bedeutung des Gebets ist, was unsere Weisen sagten: „Der Schöpfer sehnt sich nach dem Gebet der Gerechten“. Denn durch das Gebet bereiten wir die Kelim, sodass der Schöpfer die Fülle geben kann, da nun ein geeignetes Kli vorhanden ist, um sie zu empfangen.

Baal HaSulam, Shamati 57. Nach Seinem Willen wird er Ihm ein Brandopfer darbringen

 

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