29. September 2021, Gute-Nacht-Text
Wenn der Mensch „nahe“ an dem Punkt ist, die Hilfe von Oben zu erhalten, dann sieht er, dass nur der Schöpfer ihn erretten kann. Und „nahe“ zu sein bedeutet, dass er schon ein Kli [Gefäß], den Wunsch zu geben, hat. Wie Baal HaSulam sagte, ist dies der wichtigste Punkt in der Arbeit des Menschen, da er an diesem Punkt bereits eine enge Verbindung mit dem Schöpfer hat. Denn nun erkennt er zu hundert Prozent, dass nichts, sondern nur der Schöpfer selbst, ihm helfen kann.
„Sinn des Lebens“ – darüber haben wir heute Abend gesprochen: über individuelle und allgemeine Aspekte, Sinn für mich, Sinn übergreifend wie das Licht für alle.
Mit diesen Gedanken lese ich die spirituellen Worte von Rabasch: ohne dass der Begriff „Sinn“ ausdrücklich genannt ist, wirkt er als Chiffre für einen hoffnungsvollen Weg. Nicht „ich habe den Sinn“, sondern ich gehe einen Weg, einen spirituellen Weg. Für diesen Weg spielt „erkennen“ eine Rolle, die Erkenntnis, dass wir Menschen, unsere Herzen wie Gefäße sind. Weiter ist wichtig das Vertrauen in die „enge Verbindung mit dem Schöpfer“, dass der Schöpfer uns nahe ist und wir dem Schöpfer, und dass der Schöpfer uns geben will, unsere Gefäße füllen will mit seiner schöpferischen Liebe. Und dann die „Arbeit“ auf dem Sinnweg: alle unser Verlangen darauf zu richten, mit Hilfe des Schöpfers aus unserer empfangenen Fülle weiterzugeben.
Auf dem Sinnweg erkennen wir, dass der Schöpfer mit uns schon immer eine Beziehung eingegangen ist, einen göttlichen Funken in unsere Herzen eingegraben hat, damit wir uns mit ihm und anderen verbinden. Wir gehen den Weg nicht allein – und das Ziel ist umfassend Shalom. Der Sinnweg führt zum Leben in Fülle.
Aber: Scheitern gehört auch zu einem Leben, zum Lebensweg. Was ist, wenn ich auf diesem Weg scheitere? Wenn das Leben so mitspielt, dass mir alles genommen wird? Wenn wieder Kriege geführt und Menschen sinnlose Opfer von Gewalt werden? Wenn Menschen fliehen müssen, weil ihnen die Lebensgrundlagen genommen werden?
Wenn ich spüre, dass sich mein Gefäß mit Tränen und Trauer füllt? Kommt mir der Sinnweg dann nicht Sinn-los vor? Richtungslos? Dann kann ich nur hoffen, dass der Schöpfer die dunklen Schatten in mir bzw. in uns in helles Licht verwandelt.