Studenten schreiben
Gedanken zu “Glauben über dem Verstand“
von Julius
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Körper und Verstand
Schauen wir einmal gemeinsam zurück in unsere Jugend und reflektieren, wie wir uns als junge Menschen unsere physische Wirklichkeit geschaffen haben: wir taten dies mit unserem Körper. Und mit diesem Körperbewusstsein haben wir den Entschluss gefasst, dass das, was da ist, unser Körper ist, und somit unsere eigene Wirklichkeit. So sehen sich wahrscheinlich viele von uns heute als ein aus Fleisch gewordener Mensch, der in einem riesigen Universum lebt. Und was wir jetzt noch so zum Überleben brauchen, ist ein gut funktionierender Verstand. Aber, was ist unser Verstand und wie funktioniert er?
Unser Verstand ist ein Organsystem, welches dein gesamtes physisches Wesen miteinschließt. Sein Zweck ist es, zu überleben und – recht zu behalten. Der Verstand wird alles tun, damit er das erreicht. Das heißt: auf der Ebene des Verstandes ist das Leben ein ernstgemeintes Spiel, dessen einziger Zweck das Überleben des Körpers ist. Um dieses Spiel mit Erfolg spielen zu können, stellt man sich im Laufe des Lebens ein Überlebensmuster zusammen. Das heißt: Jeder Mensch eignet sich, durch sein riesiges Verlangen zum Überleben und Recht zu haben, ein Verhaltensmuster an – was tatsächlich ein sehr wichtiger Aspekt der Selbsterhaltung ist. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass der Verstand immer wieder von einem Zustand des Mangels ausgeht. Was zur Folge hat, dass er, im Ausmaß dessen, auch daraus handelt. Das wiederum ist die Grundlage des konkurrierenden Wettbewerbs zwischen uns Menschen.
Zusammengenommen haben wir also einen Verstand, der dem Konkurrenzkampf im Recht – Haben einen enorm hohen Stellenwert einräumt. Das wiederum schließt das Bedürfnis, anderen etwas Gutes zu tun, so ziemlich aus…
Glaube
Studiert man die Wissenschaft der Kabbala, sollen wir einen Glauben entwickeln, der über unserem Verstand liegt. Wobei zu beachten ist, dass kabbalistisch betrachtet mit “Glauben” Geben gemeint ist. Vor dem Studium waren diese Begriffe “Glaube“ und “Schöpfer“ für unseren Verstand rein abstrakte Begriffe, die in keinen Kontext so richtig reinpassen und hauptsächlich den Religionen zugeordnet waren. Also stellt sich nun logischerweise die Frage, warum um alles in der Welt wir um des “Schöpfers willen“ (des Gebens Willen) arbeiten sollen. Dazu steht geschrieben: „Alle eure Arbeiten sollen um des Himmels willen geschehen und nicht um eurer selbst willen“. Laut Kabbala hat der “Schöpfer“ allerdings nichts von unserer Arbeit für sie, denn sie hat gar keinen Mangel. Warum müssen wir dann arbeiten, um ihr geben zu können?
Darüber steht geschrieben: „Und all dies geschieht nur um der erschaffenen Wesen willen, denn dadurch werden sie vor der Ungleichheit der Form vom Schöpfer bewahrt und mit der Gleichwertigkeit der Form belohnt, die da heißt: ‚Seid barmherzig, wie auch Er barmherzig ist.‘“Es ist nicht so, dass die Höhere Kraft es braucht, dass der Mensch für sie arbeitet, denn sie verspürt keinen Mangel in irgendetwas. „Vielmehr werden die Geschöpfe durch die Arbeit um des Schöpfers willen, die nur ‘um des Himmels willen‘ genannt wird [womit das Geben gemeint ist], davon profitieren und sich freuen. Das heißt, dass die Einschränkung und die Verhüllung dazu dienten, die Vollkommenheit Seiner [des Schöpfers] Taten ans Licht zu bringen, damit die Geschöpfe ohne Schamgefühl genießen können“.
Das ist die Bedeutung der Gleichwertigkeit, also der “Gleichheit der Form“ und der daraus entstehenden Anhaftung (Dwekut) an die Höhere Kraft. Hier ist von zwei Eigenschaften, die sich gleichen, die Rede: die Höhere Kraft gibt und ein Mensch, der Kabbala studiert, arbeitet für sie, indem er seinen Nächsten liebt, wie sich selbst. Damit ist gemeint, dass man zwar empfängt, aber nicht zu eigenen Gunsten, sondern um die Bedürfnisse anderer damit zu befriedigen.
Für unseren Verstand, mit seiner linearen Denkstruktur – wenn, dann und was springt dabei für mich raus – undenkbar. Darum ist es so wichtig, die Funktionsweise des Verstandes zu verstehen. Denn bevor man die Funktionsweise nicht kennt, kann man sich auch nicht vom Verstand unterscheiden und hat somit keine Chance, ein höheres Bewusstsein zu erlangen, was das Ziel der Entwicklung des Menschen ist. Denn wenn sich der Mensch nicht bewusst ist, dass er in seinem Verstand lebt, wirst er dominieren – seinen eigenen Willen anderen aufzwingen(1), manipulieren – mehr oder weniger Fakten enthüllen, um andere dazu zu bringen sich in von ihm bestimmten Weise zu verhalten(1) und kontrollieren – andere dazu bringen, in bestimmter Weise zu denken oder zu handeln(1) wollen, mit dem Ziel, dass er überlebt. Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass er nach außen hin so tun wird, als wenn es ihm nie in den Sinn kommen würde, dominieren, manipulieren und kontrollieren zu wollen. 1000 Gründe wird ein Mensch dafür vorbringen, dass dies nichts mit ihm zu tun hat.
Das ist das Verhaltensmuster unseres Verstandes – leider hat dieser Verstand auch nicht die Fähigkeit, andere Menschen wahrhaftig zu lieben, ihnen also bedingungslos zu geben, geschweige denn, für die Höheren Kraft, den Schöpfer, zu arbeiten. Er kann lediglich aufzeichnen und dann mit dem, was er gelernt hat, aus dem Ego heraus darauf reagieren.
“Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ bedeutet eine Beziehung, sprich eine tiefe Verbindung einzugehen, was den Beitrag eines Menschen in Form des bedingungslosen Gebens erfordert. Dabei kannst du dich nicht auf die Ratschläge deines Verstandes verlassen, denn er wirkt nur aus dem Verlangen, für sich das Beste zu empfangen, heraus.
Glaube über dem Verstand
Um diese Liebe durch das Geben dauerhaft erleben zu können, ist es notwendig, den Verstand genau und wachsam zu beobachten. Nur man selbst hat die Fähigkeit, dies zu tun. So kann man durch den “Glauben über dem Verstand“ lernen, die Höhere Kraft, um eine Korrektur seiner Erkenntnisse und das Hinausgehen über den Verstand bitten zu können.
Versucht man nun, über den Verstand zu gehen, so merkt man, dass der Körper einem davor zurückhält. Wie wäre es also, wenn der Mensch frei wäre, ohne Angst sein wahres Selbst zu sein, und erkennen würde, dass die Höhere Kraft hinter dem Widerstand des eigenen Verstandes steht, um dich ihr näherzubringen?
Dann hätte der Mensch von den zwei entgegengesetzten Eigenschaften, dem Geschöpf (das Verlangen zu empfangen) und der Höheren Kraft (dem Schöpfer, das Verlangen zu geben) ein anderes Verständnis auf einer anderen Ebene. Dann würde er seinem Verlangen die Absicht zu geben hinzufügen und erkennen, dass diese beiden entgegengesetzten Eigenschaften tief miteinander verbunden sind. Aus dem “Glauben über dem Verstand“, dem Geben, entsteht ein tiefes Bedürfnis nach Verbindung, und somit die Annäherung an die Höhere Kraft, den Schöpfer.
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1) Smothermon, R. (1986). Drehbuch für die Meisterschaft im Leben
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