17. August 2023, Gute-Nacht-Text
Obwohl dein Freund nicht die gleichen Eigenschaften wie deine Seele hat, musst du ihn um des Schöpfers Willen tolerieren und lieben, der ihn so erschaffen hat.
Obwohl dein Freund nicht die gleichen Eigenschaften wie deine Seele hat, musst du ihn um des Schöpfers Willen tolerieren und lieben, der ihn so erschaffen hat.
Rabbi Yehoshua Ben Perachia sagt: „Und richte jeden Menschen wohlwollend“, das heißt, man soll jeden wohlwollend beurteilen. Die Tatsache, dass er keine guten Eigenschaften an ihnen findet, ist nicht ihre Schuld, vielmehr liegt es nicht in seiner Macht und er ist auch nicht fähig, die Verdienste der Allgemeinheit zu sehen. Aus diesem Grund urteilt er gemäß den Eigenschaften seiner eigenen Seele. Dies entspricht seiner eigenen Erkenntnis, jedoch nicht der Wahrheit.
Wie kann man den Freund als größer ansehen, wenn es einem erscheint, dass die eigenen Verdienste, Talente und Eigenschaften besser sind? Dies kann man auf zweierlei Arten verstehen:
1) Man geht nach dem Prinzip Glaube über dem Verstand vor: Wenn man einen Freund gewählt hat, muss man bei dessen Wertschätzung im Glauben über dem Verstand gehen.
2) Im Verstand ist das natürlicher: Wenn man beschlossen hat, jemanden als Freund anzunehmen und an sich arbeitet, ihn zu lieben, dann ist es natürlich, nur die guten Dinge an ihm zu sehen. Und selbst wenn es schlechte Seiten am Freund gibt, kann man sie nicht sehen, so wie geschrieben steht: “Die Liebe bedeckt alle Sünden”.
Man darf nicht auf seinen Freund herabblicken, genau das finden, was an ihm nicht gut ist, und nach Fehlern in der Arbeit seines Freundes suchen. Vielmehr ist man verpflichtet, nur auf das Gute zu achten und immer danach zu streben, darin Verdienst und gute Eigenschaften zu finden. Und dadurch wird es Frieden mit allen geben.
Wenn man Liebe zum Freund empfindet, so besagt das Prinzip der Liebe, dass man gerade die Vorzüge und nicht die Fehler des Freundes sehen will. Und daraus folgt wiederum: Wenn man bei seinem Freund einen Mangel sieht, so liegt dieser nicht beim Freund, sondern bei einem selbst. Denn man hat keine Liebe zum Freund und sieht deshalb nur die Fehler an ihm.
Darum soll man nicht danach streben, dass der Freund sich korrigiert, sondern erkennen, dass man selbst Korrektur benötigt. Und so muss man sich nicht um die Korrektur des Freundes kümmern, sondern dafür sorgen, dass man den Fehler korrigiert, den man selbst in der Freundesliebe verursacht hat. Und wenn man sich korrigiert hat, wird man nur mehr die Vorzüge des Freundes und nicht mehr dessen Fehler sehen.
Sobald ich die oben genannte Kleidung bereits habe, fangen gleich die Funken der Nächstenliebe an, in mir zu leuchten, und das Herz beginnt, sich zu sehnen und sich mit meinen Freunden zu vereinigen; und mir scheint, als würden meine Augen meine Freunde erblicken, und als würden meine Ohren ihre Stimmen vernehmen, und [als würde] mein Mund mit ihnen sprechen; als würden meine Arme sie umarmen, als würden meine Füße in Liebe und in Freude mit ihnen im Kreise tanzen. Ich verlasse meine physischen Grenzen und vergesse, dass es einen großen Abstand zwischen mir und meinen Freunden gibt, und das ausgestreckte Land von vielen Kilometern kann uns nicht trennen, als würden meine Freunde in meinem Herzen stehen und alles sehen, was sich dort abspielt. Ich fange an, mich meiner kleinlichen Taten gegenüber meinen Freunden zu schämen. Ich verlasse dann einfach die physischen Gefäße, sodass es in meinen Augen erscheint, als gäbe es keine andere Wirklichkeit in der Welt als mich und meine Freunde. Und danach wird auch das „Ich“ aufgehoben und in der Gesamtheit der Freunde vertilgt und aufgenommen, bis ich da stehe und verkünde, dass es keine Wirklichkeit in der Welt gibt – nur die Freunde.
Es steht geschrieben: “Ich wohne in meinem Volk.“ Der Heilige Sohar sagt: “Man sollte sich niemals aus dem Volk isolieren, denn die Gnade des Schöpfers betrifft immer alle Menschen gemeinsam. “Wenn daher jemand den Schöpfer bittet, ihm Gefäße des Gebens zu geben, wie unsere Weisen sagten: “So wie Er barmherzig ist, sei auch du barmherzig“, sollte man für die ganze Allgemeinheit beten. Denn dann wird seine Absicht erkennbar, vom Schöpfer Gefäße des reinen Gebens zu bekommen, wie geschrieben steht: “Die Gnade des Schöpfers befindet sich immer über dem gesamten Volk.“ Es ist bekannt, dass von Oben keine halben Sachen gegeben werden. Wenn daher Füllung von Oben den Unteren gegeben wird, betrifft sie die ganze Allgemeinheit.
Immer in einer Gruppe vereint zu sein, ist gut für sie, und dann sind für ihre Freunde auch diejenigen nützlich, die auf einer niedrigeren Stufe sind, um in einer höheren Kedusha geheiligt zu werden und mehr zu erreichen. Denn der Obere braucht den Unteren und der Untere benötigt den Oberen. So werdet ihr immer in einer Einheit vereint sein, und dann werden auch eure Wurzeln verbunden sein.
Es ist dem Einzigen angenehm, mit dem Einen zu verschmelzen. Wann wird das geschehen? Wenn Israel vereint ist und in voller Einheit zusammenhält, werden sie als eins betrachtet, und der Schöpfer, der Eins ist, weilt unter ihnen. Aber wenn ihr Herz gespalten ist und sie voneinander getrennt sind, haften sie nicht an dem Einzigen an und der Schöpfer kann nicht unter ihnen weilen. Dann gibt es Platz für fremde Götter. Es steht geschrieben: „verschmelzt mit Ihm“, das heißt, wenn ihr anhaftet und miteinander vereint seid, dann „werdet ihr leben“. Wenn alle in einer Einheit sind, ist es dem Einzigen angenehm, mit dem Einen zu verschmelzen. Und der Schöpfer, der Eins ist, weilt unter ihnen.
Der Mensch sollte sich immer darin üben, die Liebe zu den Freunden in sein Herz zu legen, und bis zum Tag seines Todes damit fortfahren, bis seine Seele sich anhaftet und jeder mit seinen Brüdern verbunden ist. Und wenn sie alle wie ein Mensch sind, wird unter ihnen der Schöpfer weilen, und sie werden von Ihm mit vielen Errettungen und Tröstungen beeinflusst, und sie werden mit Körper und Seele aufsteigen.
Um Vollkommenheit zu erzielen, müssen sich alle Seelen ineinander einfügen und eins werden, sodass in diesem Moment die Shechina [Göttlichkeit] in erhabener Korrektur erstrahlt, denn sie ist eine Braut. Und dann verwirklicht sich: „Ihr seid wunderschön, meine Geliebte“, und es bleibt kein Mangel, denn durch die Kraft der gegenseitigen Bürgschaft korrigiert jeder den anderen, und alles wird korrigiert.
Die Hauptsache bei der Erhebung der Seele und ihrer Vollkommenheit ist, dass alle Seelen sich ineinander einfügen und eins werden, denn dann werden sie zur Kedusha (Heiligkeit) erhoben, denn die Kedusha ist eins. Deshalb hängt das Gebet, das die Seele ist, in erster Linie von der Vereinigung der Seelen ab, so dass man die Worte des Gebets nicht sprechen kann, außer durch den Frieden, wenn man sich mit allen Seelen Israels verbindet. Deshalb sollte das wichtigste Gebet in der Gemeinschaft sein, damit man nicht getrennt und allein ist, da dies das Gegenteil von Kedusha ist. Man muss nur die heilige Gemeinschaft miteinander vereinen und eins werden.
Zwei Bedingungen müssen bei der Erkenntnis der Größe eingehalten werden:
Und um die erste Bedingung anzunehmen, muss jeder Schüler sich als der Kleinste von seinen Freunden fühlen. Dann wird er den Grad der Größe von allen erhalten, weil der Größere nicht vom Kleineren empfangen und sich schon gar nicht in seine Reden einfühlen kann, sondern nur der Kleinere wird von der Wertschätzung des Großen begeistert.
Und entsprechend der zweiten Bedingung ist jeder Schüler verpflichtet, die Vorzüge seiner Freunde zu preisen und sie zu ehren, als wären sie die größten Männer der Generation. Dann wird die Umgebung ihn auf eine solche Weise beeinflussen, als wäre sie tatsächlich groß, denn die Qualität ist wichtiger als die Quantität.
Gemäß den Worten „In der Vielzahl der Menschen liegt die Herrlichkeit des Königs“ folgt, dass je größer die Zahl der Gemeinschaft, desto wirksamer die Macht der Gemeinschaft ist. Mit anderen Worten erzeugen sie eine stärkere Atmosphäre der Größe und Wichtigkeit des Schöpfers.
In diesem Moment empfindet der Körper jedes Menschen, dass er alles, was er für die Heiligkeit zu tun wünscht – das heißt, um den Schöpfer zu beschenken – als großes Glück betrachtet, da er damit privilegiert wurde, unter Menschen zu sein, welche belohnt wurden, dem König zu dienen. In jedem Augenblick erfüllt ihn selbst eine Kleinigkeit mit Genuss und Vergnügen, weil er jetzt etwas hat, mit dem er dem König dienen kann.
In dem Ausmaß, wie die Gemeinschaft während der Versammlung die Größe des Schöpfers bedenkt, wird sich jeder gemäß seiner Stufe der Wichtigkeit des Schöpfers bewusst. So kann er den ganzen Tag in einer Welt der Freude und Heiterkeit spazieren gehen; das bedeutet, dass er jede Kleinigkeit genießt, die er bezüglich der Arbeit des Schöpfers verrichtet.
Ihr solltet wissen, dass es viele Funken der Heiligkeit in jedem einzelnen der Gruppe gibt. Und wenn ihr alle Funken der Heiligkeit an einem Ort versammelt, in dem Brüder in Liebe und Freundschaft an einem Ort zusammenkommen, werden sie in diesem Moment sicherlich ein Maß an Heiligkeit erreichen, das im Hinblick auf das Licht des Lebens wichtiger ist.
Der Begriff „Versammlung“ bringt eine stärkere Vereinigung von Herz und Seele zum Ausdruck als das Wort „Gruppieren“. „Gruppieren“ bezieht sich auf die Körper, während sich dabei die Ansichten nicht verbinden. Der Begriff „Versammlung“ von Menschen jedoch beinhaltet gleichzeitig die Vereinigung in einem Herzen. Es ist eine Zusammenkunft von außen nach innen, wo sie sich am meisten einig sind.
Das Wesentliche bei einer Versammlung von Freunden ist, dass alle eine Einheit bilden, weil sie um das gleiche bitten, nämlich den Schöpfer zu offenbaren. In jedem Zehner befindet sich die Shechina. Wenn es mehr als zehn sind, dann kann es auch mehr Offenbarung der Shechina geben. Es möge sich jeder mit den Freunden verbinden, um Worte über die Arbeit des Schöpfers zu hören und darüber, wie man den Schöpfer offenbaren kann. Jeder sollte sich vor seinem Freund annullieren, und sein Freund sollte das Gleiche ihm gegenüber tun. Wenn die Versammlung mit dieser Absicht stattfindet, dann ist es, wie geschrieben steht: „Mehr als das Kalb saugen will, will die Kuh es säugen“. Der Schöpfer nähert sich ihnen und ist mit ihnen in jedem Fall. Und große Barmherzigkeit und Wohlwollen wirkt in der Versammlung Israels und wird für jeden offenbar.
Unsere Weisen erklärten (Berachot 47 b), dass man nicht diejenigen gering schätzen sollte, die unter den ersten zehn im Haus der Versammlung sind, denn auch wenn ihnen hundert folgen, erhält jeder eine Belohnung wie alle, die ihnen allen gleich ist, buchstäblich einhundert. Da die zehn sich ineinander einschließen, sind sie zehn mal zehn, also hundert, und jeder von ihnen ist in den hundert enthalten. Selbst wenn also hundert kommen, wird man einen Lohn von hundert haben. Dies ist auch der Grund, warum Israel füreinander bürgen, denn in jedem ist ein Teil seines Freundes, und wenn einer sündigt, schadet er sich selbst und schadet dem Teil seines Freundes, der in ihm ist. Daraus folgt, dass sein Freund für diesen Teil für ihn bürgt. Daher sind sie miteinander verbunden. Und deshalb ist es für einen Menschen wünschenswert, ein guter Teil eines Freundes zu sein und ihm Gutes zu wünschen. Und dieser wird ihm mehr zugetan sein als gegenüber sich selbst, denn tatsächlich ist er es selbst. Aus diesem Grund wurde uns geboten: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Es sollten zehn zugleich im Haus der Versammlung sein. Die Mitglieder sollten nicht nach und nach kommen, um sofort die Vollständigkeit zu gewährleisten. Denn alle zehn sind wie die Organe eines Körpers, in dem die Shechina gegenwärtig ist. Der Schöpfer hat ja den Menschen und alle seine Organe auf einmal erschaffen.
Unsere Weisen sagten: „In jedem Zehner weilt die Shechina“.
Es ist bekannt, dass Malchut als „Zehnte“ bezeichnet wird. Es ist auch bekannt, dass das empfangende Kli „Sefira Malchut“ genannt wird, welche die zehnte Sefira ist, die den oberen Überfluss erhält. Sie wird als „Verlangen zu empfangen“ bezeichnet, und alle Geschöpfe stammen nur von ihr ab. Aus diesem Grund ist eine Gemeinschaft nicht weniger als zehn, da alle körperlichen Zweige von den oberen Wurzeln ausgehen. Daher gilt gemäß der Regel „Es gibt kein Licht, das nicht zehn Sefirot hat“, dass im materiellen etwas nicht als wichtig angesehen werden kann, es sei denn, es gibt eine aus zehn Menschen bestehende Gemeinschaft, dem Vorbild der höheren Stufen entsprechend.