Notiz 31: Wie sehr liebe ich Deine Weisung
„Wie sehr (=Was) [1] liebe ich Deine Tora (Weisung)! Immerdar rede ich davon. [2] Deine Mizwa (Gebot) macht mich weiser als meine Feinde.“ [3]
Es gibt viele „Was“-Fragen:
- „Was soll euch dieser Dienst?“[4] (Der ausführlichere Text lautet: „..wenn eure Söhne zu euch sprechen: Was soll euch dieser Dienst?“)
- „Was fordert der Ewige von dir?“ [5] (Der ausführlichere Text lautet: „Was fordert der Ewige von dir, als dass du ihn fürchtest,…, dass du achtest die Gebote des Ewigen und seine Satzungen“)
Dabei stehen die Was-Fragen im Widerspruch zueinander, wobei das eine „Was?“ von der Entfernung vom Schöpfer zeugt und das zweite „Was?“ von der Annäherung an den Schöpfer. Denn „fordert“ kommt von „fordert Deinen Frieden“. Doch beide sind sie ein Aspekt der Tora; sie beide wollen uns eine Sache lehren, nämlich dass der Mensch sie im Aspekt der Tat [6] lernen muss.
Und wir müssen Folgendes verstehen: „Was fordert der Ewige von dir?“ ist vollkommen klar – das bedeutet, wir verstehen, dass der Mensch lernen und verstehen soll, um zu wissen, was er zu tun hat. Doch was will uns „Was soll euch dieser Dienst?“ lehren?
Und da die Schrift es so sagt, muss der Mensch diesen Zustand sicherlich in seiner ganzen Verwerflichkeit fühlen und wozu das für ihn notwendig ist. Denn scheinbar wäre es doch besser, wenn der Mensch niemals in diesen Zustand geriete. Und wenn ihm solche Gedanken kommen, dann wäre es doch besser, wenn er ihnen keine Beachtung schenkt.
Nun sehen wir, dass es auf die Fragen eines Frevlers nur eine einzige Antwort gibt: „Mache ihm die Zähne stumpf“ [7], und ihr Kern besteht, wie die Weisen sagten, im „einschärfen“ [8]: Die Worte der Tora sollen geschärft sein in deinem Munde, sodass „wenn dich Einer etwas fragt, du nicht stotterst, sondern ihm sofort antwortest“ (Kidushin 30a). Und was sollst du zu diesem „Was?“ sagen? Das zweite „Was?“! Also: „Was fordert der Ewige von dir, als dass du Ihn fürchtest?“ [9]
Das bedeutet, dass man wissen muss, dass das erste „Was?“ vom Ewigen, deinem Gott, erfragt wurde und nicht von dir, also dass der Ewige dieses „Was?“ in deine Gedanken brachte, denn es gibt keine andere Kraft in der Welt, wie geschrieben steht: „Es gibt nichts außer Ihm.“
Und natürlich hätte der Schöpfer keine Schöpfung erschaffen, die gegen Ihn wäre, sondern Er schuf diesen Gedanken, um dich in Ehrfurcht zu versetzen, deren Kern das Empfangen des Jochs des himmlischen Königreichs über dem Verstand ist. Denn durch die Frage des Frevlers muss er jedes Mal aufs Neue das Joch des himmlischen Königreichs empfangen, genannt „Ehrfurcht“.
Und das Mittel, um die Kraft zur Überwindung zu haben und das Joch des Königreichs des Himmels zu empfangen, besteht in Tora und Mizwot, durch deren Erfüllung sich der Mensch des Bösen entleert, denn nur dann wird er die Möglichkeit haben, das Joch des Königreichs des Himmels zu empfangen.
Und das ist der verborgene Sinn von „Gott tut, dass man sich vor ihm fürchtet“ [10]. Denn jeder schlechte Zustand, den wir spüren, hat nur zum Zweck, dass der Mensch nicht in dem Zustand verweilt, in dem er ist. Wenn also der Mensch nicht kraft der Größe des Schöpfers aufsteigt, dann ist er nicht in der Lage zu überwinden, und nur wenn der Mensch die Größe des Schöpfers spürt, dann ergibt sich sein Herz. Und so heißt es, dass er kraft der Ehrfurcht vor dem Schöpfer aufsteigen soll.
Folglich bewirken diese Fragen, dass der Mensch den Schöpfer braucht, damit Dieser ihm das Herz und die Augen öffnet, um der Größe des Ewigen würdig zu werden, denn sonst reicht ihm die Ehrfurcht vor dem Himmel aus, die er seitens der Erziehung erhalten hat. Wenn dagegen immer wieder Fragen des Frevlers in ihm aufkommen, dann reicht es ihm nicht aus, und er muss sich immer wieder kraft der Größe des Schöpfers erheben.
Und das ist die Bedeutung von „Wie sehr (=Was) [11] liebe ich Dein Gesetz“. Durch die „Was“-Fragen gibt es eine Ursache und einen Grund, um der Liebe der Weisung, der Tora, würdig zu werden. Denn sonst kann man die Was-Fragen nur gemäß dem Empfangen des Jochs des Königreichs des Himmels im Direkten Licht (Or Yashar) beantworten; und dessen wird man nur durch das in der Tora und Mizwot verborgene Leuchten würdig, deswegen: „Immerdar rede ich davon“ [12], denn immerdar kommen die Fragen nach dem „Was“.
[1] Wörtl. „Was (מָה) liebe ich deine Weisung“
[2] Psalmen 119,97
[3] Psalmen 119,98
[4] 2. Buch Moses 12,26
[5] 5. Buch Moses 10,12
[6] Gem. auf praktische Weise
[7] Dies ist ein Zitat aus der Haggada von Pessach, aus der Antwort auf die Frage des zweiten (bösen) Sohnes
[8] 5. Buch Moses 6,7 „Und du sollst sie einschärfen deinen Kindern und davon reden …“
[9] 5. Buch Moses 10,12
[10] Prediger 3,14
[11] Wörtl. „Was liebe ich Dein Gesetz“
[12] Psalmen 119,97
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