233 – 236, Sohar, Das Neunte Gebot

Das neunte Gebot

233) Das neunte Gebot ist, sich der Armen zu erbarmen und ihnen Nahrung geben. Es steht geschrieben: „Lasst uns machen einen Menschen in unserem Ebenbild, nach unserer Ähnlichkeit.“ „Lasst uns machen einen Menschen“ – in Zusammenarbeit, weil er aus Mann (Sachar) und Frau (Nekewa) besteht. „In unserem Ebenbild“ bedeutet „Reiche“; „Nach unserer Ähnlichkeit“ bedeutet „Arme“.

234) Seitens des Mannes (Sachar) sind sie die Reichen, und seitens der Frau (Nekewa) sind sie die Armen. Und so wie sie in einer Verbindung miteinander sind, barmherzig zueinander sind, einander geben und einander Güte erweisen, so soll der Mensch unten sein: die Reichen und die Armen verbunden, einander gebend und einander Güte erweisend.

235) („Und sie sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“ Und im Buch von König Salomo heißt es:)
Jeder, der den Armen von ganzem Herzen Barmherzigkeit erweist, hat eine (geistig-spirituelle) Form, die sich niemals von der Form des Adam haRishon unterscheidet, und da die Form Adams in ihm eingeprägt ist, hat er aufgrund dieser Form Macht über alle Geschöpfe der Welt. Und das ist die Bedeutung dessen, was gesagt wird: „Und Furcht und Zittern vor dir wird sein auf allen Tieren der Erde.“ Sie alle zittern und fürchten sich vor der (geistig-spirituellen) Form, die in ihn eingeprägt ist. Denn dieses Gebot: „Sei barmherzig zu den Armen“, ist das erhabenste aller Gebote, damit sich der Mensch in der Form von Adam haRishon erheben kann.

236) Woher wissen wir das? Aus dem, was über Nebukadnezar gesagt wurde. Obwohl er jenen Traum geträumt hatte, solange er den Armen gnädig war, erfüllte sich der Traum nicht an ihm. Aber sobald er sein Herz verhärtete und aufhörte, den Armen gegenüber gnädig zu sein, heißt es: „Die Rede war noch auf den Lippen des Königs, als eine Stimme vom Himmel ertönte: ‚König Nebukadnezar, es wird dir verkündet: Das Königtum wurde dir genommen.‘“ Sogleich änderte sich sein Aussehen, und er entfernte sich von den Menschen.

Darum steht geschrieben: „Lasst uns machen einen Menschen.“ Es wird „machen“ geschrieben und bei Rut steht geschrieben: „Der Name des Mannes, mit dem ich heute gemacht habe (assiti, עָשִׂיתִי), ist Boas.“ Da „gemacht haben (assiti, עָשִׂיתִי)“ Zedaka (Gerechtigkeit/Almosen geben) bedeutet, bedeutet hier „gemacht haben“ ebenfalls Zedaka.

(Erläuterung:) Es wird von der Erschaffung des Männlichen (Sachar) und des Weiblichen (Nukwa), die „reich“ und „arm“ genannt werden, gesprochen. Doch es gibt keinen Hinweis, dass die Reichen barmherzig zu den Armen sein und ihnen Unterhalt gewähren sollen. Es wird jedoch gesagt, dass dieser Ausspruch ein Gebot ist, barmherzig zu den Armen zu sein. Aber er hat eine sehr tiefe Bedeutung. Und dieser Ausspruch unterscheidet sich von allen anderen, denn bei allen ist der Ausspruch getrennt und die Handlung ist getrennt. So wie in: „Und Gott sagte: Es werde Licht, und es wurde Licht.“ „Und Gott sagte: Es werde ein Firmament…und Gott machte das Firmament“, „Und Gott sagte: Es sammeln sich die Wasser…und es geschah so“.

Und in all diesen Fällen gibt es keine Verwechslung von Handlung und Gesagtem. Der Grund, warum die Schöpfung aus AwI heraus entstand, ist, dass Aba spricht und Ima handelt. Aba gab an Ima, und nachdem sich die Fülle in die Grenzen innerhalb von Ima einprägte, wurde wurde sie zur Handlung. Dies gleicht dem Potenzial und dem Tatsächlichen.

Denn im Aspekt Aba allein kann keine Schöpfung vollbracht werden, denn es gibt in ihr (der Schöpfung) keine Begrenzung, welche die Handlungen in irgendeiner Form abbildet. Daher gibt es einen Ausspruch über Aba, welcher das Geben an Ima ist. Und da es immer noch im Potenzial ist, kann es dort keine Formulierung des Tuns geben, sondern eine Formulierung von „Es werde.“ Aber im Ausspruch der Erschaffung des Menschen gibt es im Ausspruch selbst eine Formulierung des Tuns. Und es gibt hier noch eine andere bedeutende Veränderung, denn es steht geschrieben: „Lasst uns machen“, in der Mehrzahl, und nicht: „Ich werde machen einen Menschen.“

Die Sache ist die, dass vor der Erschaffung der Welt der Korrektur, das Zerbrechen der Gefäße in SaT der Welt Nekudim geschah, wie wir lernen: „Er erschuf Welten und zerstörte sie.“ Schließlich erschuf Er diese Welt und sagte: „Diese gibt mir Freude.“ Jedoch, durch das Zerbrechen der Gefäße in den sieben Sefirot CHaGaT NeHJM von Nekudim vermischte sich die Kedusha mit den Klipot und der Name MaH erschien und brachte die vier Welten ABYA auf dem Weg der Korrektur hervor. Dies ist die Bedeutung von: „Diese gibt mir Freude“, denn sie trennte die heiligen Funken von den Klipot und im Ausbreiten der Kedusha wurden die Welten, und alles, was darin ist, erschaffen.

Dies ist es, was du in jedem Schöpfungsakt findest, Trennung und Klärung, wie in: „Und Gott trennte das Licht von der Finsternis“, und „das Wasser von den Wassern“ und „das Wasser vom Trockenen“. Und ebenso die Angelegenheit des „nach seiner Art“ im Ausspruch: „Lass die Erde Gras hervorbringen…“ Und ebenso: „…die Herrschaft des Tages von der Herrschaft der Nacht.“ Und ebenso das Thema des Hervortretens einer lebendigen Seele (Nefesh Chaja) aus dem Wasser und aus der Erde.

Dies alles weist auf die Klärung der Kedusha aus den Klipot, und des Guten aus dem Bösen hin. Alles, was geklärt wurde, wird zu einer beständigen Wirklichkeit – entsprechend dem, was der Kedusha angemessen ist. Darum wurde gesagt, dass der ganze Schöpfungsakt im ersten Tag beinhaltet ist, im Ausspruch: „Es werde Licht.“ Denn dort geschah eine vollständige Trennung zwischen Licht und Finsternis. Gewöhnlich wird Kedusha „Licht“ genannt und die Klipot werden „Finsternis“ genannt, da alle anderen Namen der Kedusha und der Klipot nur einzelne Aspekte und Zweige von Licht und Finsternis sind.

Doch auf der Ebene der Trennung zwischen Licht und Finsternis, auf deren Grundlage alle Schöpfungen in der Schöpfungsgeschichte geklärt wurden, ist die Korrektur immer noch unvollständig. Denn aus dieser Perspektive würde der gesamte Aspekt des Bösen und der Finsternis als etwas verbleiben, das überflüssig ist. Und das entspricht keineswegs der Vollkommenheit des Schöpfers. Denn die Korrektur ist nur dann beendet, wie es geschrieben steht: „Selbst die Finsternis wird für dich nicht finster sein, und die Nacht leuchtet wie der Tag; Finsternis ist wie Licht.“

Um dies zu korrigieren, wurde der Mensch erschaffen – als eine umfassende Einheit, von der tiefsten Stufe des Bösen bis zur höchsten Stufe des Guten. Durch ihn wird die vollständige Endkorrektur erreicht werden, in der das Böse in Gutes verwandelt wird, das Bittere in Süßes, die Finsternis wie Licht wird – „der Tod wird auf ewig verschlungen, und der Ewige wird König sein über die ganze Erde.“

Deshalb kam dieser Ausspruch über die Erschaffung des Menschen in einem großen Unterschied zu den anderen Aussprüchen hervor, die sich auf die übrigen Geschöpfe der Schöpfung beziehen. Denn hier vermischte sich das Handeln mit dem Ausspruch selbst. Und das deshalb, weil dieser Ausspruch von Ima stammt und nicht von Aba. Und sie sprach: „Lasst uns machen einen Menschen“ – ein Ausdruck der Gemeinsamkeit. Denn sie verband sich mit Malchut de Azilut, um den Menschen zu erschaffen.

Malchut de Azilut beinhaltet alles, wie geschrieben steht: „Und Sein Königtum herrscht über alle.“ Denn sie versorgt und erhält sogar die Kräfte des Bösen. Andernfalls hätte das Böse keine Kraft zu existieren, wie geschrieben steht: „Und ihre Beine gehen hinab bis zum Tod.“ Die Klipot empfangen ein minimales Licht (Ner dakik) von ihr, genug, um sie zu aufrechterhalten. Auch wird Malchut Assija (Tun) genannt, da sie über das ganze „Tun“ herrscht. Sie wird auch Finsternis genannt, denn sie leuchtet nur in Form einer „dünnen Kerze (Ner dakik)“, um die Finsternis und das Böse zu erhalten.

Und zu jener Zeit, als Ima sich in vollständiger Einheit mit Malchut verband, wurde in sie selbst der Aspekt von Assija (Tun) und Finsternis hineingemischt. Und dies ist das Geheimnis des Ausspruchs: „Lasst uns machen einen Menschen in unserem Ebenbild, nach unserer Ähnlichkeit.“ Denn das Licht wird „Ebenbild“ genannt, und die Finsternis wird „Ähnlichkeit“ genannt. Nachdem sich Ima mit Malchut verband, entstanden in ihr selbst zwei Kräfte – „Ebenbild“ und „Ähnlichkeit“ – durch welche sie den Menschen erschuf, sodass auch dieser beide Kräfte in sich umfassen sollte: „Ebenbild“ und „Ähnlichkeit“. Deshalb sagte sie: „In unserem Ebenbild und in unserer Ähnlichkeit.“

„Lasst uns machen einen Menschen“ – in Verbindung. Die Worte „Lasst uns“ weisen auf Zusammenarbeit, Einbeziehung von männlich und weiblich. Dies deutet an, dass Ima selbst aus männlich und weiblich besteht. Denn obwohl Ima die männliche Welt ist, und in ihr dort keine Nukwa enthalten ist, hatte sie Anteil mit Malchut, Nukwa. „In unserem Bild“ bedeutet „Reiche“ und „Nach unserer Ähnlichkeit“ bedeutet „Arme“. Denn von der Seite des Männlichen her sind es die Reichen. Und von der Seite des Weiblichen her sind es die Armen. Denn „männlich“ ist Licht und Reichtum und „weiblich“ ist Dunkelheit und Armut.

Und da sie sagte „In unserem Bild, nach unserer Ähnlichkeit“ sind Dunkelheit und Armut in ihr selbst, aufgrund ihrer Beteiligung mit Malchut bei der Schöpfung des Menschen. So kam der Mensch hervor, indem er Reiche und Arme, Licht und Dunkelheit umfasste. Dadurch wird durch ihn die ganze Korrektur vollendet und Malchut in Kedusha über die ganze Erde ausgedehnt: „Und der Ewige wird Eins sein und Sein Name Eins“, denn dann wird sich die Dunkelheit in Malchut zu vollkommenem Licht wandeln, wie der männliche Teil, HaWaYaH, und wird zu „Er ist Eins und Sein Name Eins.“ Dann werden die Worte „Es wird unter euch keine Armen geben“ wahr werden.

Und wie sie in einer einzigen Verbindung sind, aneinander Anteil nehmend, einander gebend und einander Gutes – Chessed tuend, so sollte der Mensch unten sein – der Reiche und der Arme – in einer einzigen Verbindung, einander gebend und einander Gutes tuend, wie das Bild und die Ähnlichkeit, die in Ima enthalten sind, in einer einzigen Verbindung; denn Ima nimmt Anteil an der Ähnlichkeit, Malchut, um all die Dunkelheit in ihr zu korrigieren. Die höhere Ima verringerte sich selbst und gab von ihrem Anteil an Malchut, eine Arme, indem sie ihr Gutes tat.

Desgleichen sollte der Mensch, der von ihr nach Bild und Ähnlichkeit erschaffen worden ist, Mitleid mit den Armen haben, welche die Ähnlichkeit in ihm sind, mit ihnen in einer einzigen Verbindung sein. Und sie mit allem versorgen, das sie benötigen, und ihnen Gutes – Chessed tun. Durch das Befolgen dieser Mizwa wird er das Bild und die Ähnlichkeit von Ima auf sich ziehen, welche alle höheren Mochin sind, mit denen Adam haRishon belohnt wurde, als er in diesem Bild und dieser Ähnlichkeit erschaffen wurde.

Weiterhin steht geschrieben: „Und lasst sie herrschen über die Fische des Meeres.“ Ein jeder, der bereitwillig den Armen gegenüber barmherzig ist, dessen Form unterscheidet sich nicht von der Form von Adam haRishon. Und wenn die Form von Adam haRishon in ihn eingeschrieben ist, herrscht er mit dieser Form über alle Geschöpfe in der Welt, wie geschrieben steht: „Und lasst sie herrschen über die Fische des Meeres.“

Dies ist so, da er durch diese Mizwa mit jenem inneren Bild und jener Ähnlichkeit von Adam belohnt wurde, mit all jenen Mochin und einem hohen Glanz von Azilut, mit denen Adam haRishon belohnt wurde, und mit welchen er all die Geschöpfe in der Welt beherrschte. Das heißt, es gab immer noch keine von jenen bösen Kräften, die sich ihm nicht unterordneten. Sie alle zitterten und fürchteten jene Form, die in ihn eingeschrieben war. Sie waren alle voll von Angst und fürchteten jenes Bild, das in ihn eingeschrieben war, da er alle Kräfte des Bösen und der Dunkelheit annullierte, und sie hatten vor ihm keinen Bestand, denn der Name des Ewigen wurde über ihm ausgerufen; und dies ist das Bild Gottes.

Er beweist dies durch Nebukadnezar, welcher keinerlei Mizwot hatte, und dennoch, nachdem er im Traum verurteilt wurde und Daniel dies löste, sagte Daniel zu ihm: „Entlaste deine Frevel durch Zedaka.“ Und so tat er. Solange er barmherzig gegenüber den Armen war, beeinträchtigte ihn das Gericht des Traumes nicht. Als er den bösen Blick des Nicht-zu-den-Armen-barmherzig-seins zuwarf, wurde gesagt: „Während das Wort im Mund des Königs war.“ Sogleich änderte sich seine Form und er zog weit weg von den Menschen. Somit ist diese Mizwa größer als alle Mizwot in der Tora, denn durch sie selbst kann sie von einem Menschen alle Arten böser Urteile hinweg nehmen, mit denen er gerichtet worden ist.

Deshalb steht geschrieben: „Lasst uns machen einen Menschen.“ Hier wird „Machen“ geschrieben. Und in „Ruth“ steht geschrieben: „Und als ich dies mit Boas machte, war es Zedaka (Gerecht/Almosen geben), hier ist es ebenfalls Zedaka. Das heißt, das Wort „machen“, welches in Hinsicht auf die Erschaffung Adams gesagt wurde, weist auf die Mizwa von Zedaka, denn Ima tat Zedaka mit Malchut und war in ihr eingeschlossen.

Er beweist dies mit Ruth, welche sagte: „Der Name des Menschen, mit dem ich machte.“ Dies scheint unerklärt, denn alles, was sie tat, war von ihm zu empfangen. Doch mit der Erklärung, dass „machte“ die Verbindung von Reichen und Armen bedeutet, ist das Wort „machte“ mit Boas berechtigt, denn sie beide vereinten sich in einer einzigen Verbindung durch die Zedaka.

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