198 – 203, Sohar, Das Zweite Gebot
Das zweite Gebot
198) Das zweite Gebot ist ein Gebot, an das sich das Gebot der Ehrfurcht klammert, und das es niemals verlässt: Es ist die Liebe – dass man seinen Herrn mit vollkommener Liebe lieben soll. Und was bedeutet vollkommene Liebe? Es ist die große Liebe, wie geschrieben steht: „Gehe vor Mir und sei untadelig.“ „Untadelig“ bedeutet vollkommen in Liebe.
Wenn geschrieben steht: „Und Gott sagte: ‚Es werde Licht’“, dann ist das vollkommene Liebe, welche „große Liebe“ genannt wird. Und hier ist es ein Gebot für jemanden, seinen Herrn angemessen zu lieben.
(Erläuterung:) Das ist so, weil es hier eine bedingte Liebe gibt, die eine Folge der vielen Wohltaten ist, die der Schöpfer ihm zuteilwerden ließ, und durch die der Mensch mit Ihm in Herz und Seele verschmolzen ist. Doch obwohl er in absoluter Vollkommenheit mit dem Schöpfer verschmolzen ist, wird eine solche Liebe als unvollkommen betrachtet.
Wie geschrieben steht: „Noah wandelte mit Gott.“ Das bedeutet, dass Noah Unterstützung brauchte, um ihm beizustehen, denn er wurde von all dem Guten, das der Schöpfer ihm gegeben hatte, unterstützt. Abraham hingegen brauchte keine Unterstützung, wie geschrieben steht: „Gehe vor Mir und sei untadelig.“ „Gehe vor Mir“ bedeutet ohne Unterstützung, aber „vor Mir“ – auch wenn du nicht weißt, ob Ich hinter dir komme, um dich zu unterstützen. Das ist vollkommene Liebe, große Liebe: Auch wenn Ich dir nicht das Geringste gebe, soll deine Liebe dennoch vollkommen sein, um an Mich anzuhaften mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.
199) Rabbi Elasar sagte: „Mein Vater, ich habe gehört, was es heißt, in Vollkommenheit zu lieben.“ Er erwiderte: „Mein Sohn, erzähle es in Gegenwart von Rabbi Pinchas, denn er ist auf der gleichen Stufe.“ Rabbi Elasar sagte: „Große Liebe ist vollkommene Liebe, denn sie ist vollkommen auf beiden Seiten. Und wenn sie nicht auf beiden Seiten enthalten wäre, dann wäre sie nicht vollkommen, wie sie sein sollte.“
Kommentar: Er sagte ihm, er solle die große Liebe vor Rabbi Pinchas darlegen, weil er bereits das Maß der großen Liebe erhalten hatte, wie es sein sollte, und er wird durch und durch verstehen, was er sagen würde. Vollkommene Liebe ist vollkommen auf beiden Seiten, sei es in Din – Gerichtsurteil – oder in Chessed – Güte. Und sogar, wenn Er deine Seele nimmt, dann ist deine Liebe für den Ewigen in ganzer Vollkommenheit, genauso, wie wenn Er dir all das Gute dieser Welt gibt.
200) Die Liebe des Schöpfers wird von beiden Seiten her interpretiert: Es gibt einen, der Ihn liebt, um Reichtum zu haben, ein langes Leben mit eigenen Söhnen, die ihn begleiten, um seine Feinde zu beherrschen, um Erfolg auf seinen Wegen zu haben – und deswegen liebt er Ihn. Und wenn das Gegenteil der Fall wäre, und der Schöpfer sein Schicksal mit einem harten Urteil umkehren würde, würde er Ihn hassen und Ihn überhaupt nicht lieben. Aus diesem Grund ist diese Liebe keine Liebe, die ein Fundament hat, denn weil die Wurzel seiner Liebe auf etwas beruht, wird die Liebe annulliert, wenn diese Grundlage wegfällt.
201) Vollkommene Liebe ist Liebe auf beiden Seiten, sei es in Din (Urteil) oder in Chessed (Güte, Barmherzigkeit) und dem Erfolg auf seinen Wegen. Und wenn er den Schöpfer liebt, auch wenn Er ihm seine Seele wegnimmt, dann nennt man das vollkommene Liebe, die auf beiden Seiten vorhanden ist, sowohl im Gericht als auch in der Barmherzigkeit. Deswegen kam das Licht des Schöpfungsaktes zum Vorschein und wurde dann verborgen. Als es verborgen wurde, kam das harte Din (Urteil) zum Vorschein und die zwei Seiten Chessed und Din wurden miteinander verbunden, und wurden dadurch vollständig. Das ist wahre Liebe.
Denn das Licht, das in den sechs Schöpfungstagen erschaffen wurde, wurde im Vers „Es werde Licht“ wieder verhüllt, wie es im Sohar steht: „Es werde Licht für diese Welt und es werde Licht für die nächste Welt.“ Das Licht aus dieser Welt wurde verhüllt und offenbart sich nur für die Gerechten in der nächsten Welt. Warum wurde es verhüllt? Weil mit der Verhüllung des Lichts das harte Din in dieser Welt zum Vorschein kam, wodurch die beiden Seiten, Chessed und Din, integriert wurden und ganz wurden. Das gab Raum für die Einbeziehung der beiden Enden in eine Einheit.
Das ist so, weil es nun möglich wurde, die Vollkommenheit Seiner Liebe zu offenbaren, selbst wenn Er einem die Seele nimmt. Auf diese Weise wurde Raum geschaffen, um die Liebe auf eine Weise zu ergänzen, die, wenn sie nicht verborgen und das harte Din nicht offenbart worden wäre, diese große Liebe den Gerechten gefehlt hätte und es niemals möglich gewesen wäre, sie zu offenbaren.
202) Rabbi Shimon nahm ihn und küsste ihn. Rabbi Pinchas kam und küsste und segnete ihn und sagte: „Es muss so sein, dass der Schöpfer mich hierher geschickt hat. Das ist das feine Licht, von dem mir erzählt wurde, welches in mein Haus kam und später die ganze Welt erleuchten wird.“
Rabbi Elasar antwortete: „Zweifellos darf diese Furcht nicht vergessen werden in all den Geboten, noch weniger im Gebot der Liebe – Furcht sollte ihm anhaften.“ Und wie haftet sie an? Liebe ist gut auf der einen Seite, wenn Er ihm Reichtum und Großzügigkeit schenkt, ein langes Leben, Söhne und Nahrung. Und man sollte Furcht entwickeln – Furcht davor, dass man eine Sünde begeht und sich das Glück gegen einen wendet. Es steht darüber geschrieben: „Glücklich ist der Mensch, der immer furchtsam ist“, denn Furcht ist in die Liebe eingeschlossen.
203) Und daher sollte man die Furcht auf der anderen Seite des harten Din (Urteil) erwecken, denn wenn man sieht, dass man unter hartem Din steht, sollte man die Furcht erwecken und seinen Herrn richtig fürchten, und sein Herz nicht verhärten. Darüber steht geschrieben: „Wer sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen“, was bedeutet, dass er in die Macht der anderen Seite fallen wird, die „böse“ genannt wird. Daraus folgt, dass Furcht sich an beide Seiten klammert, die Seite des Guten und der Liebe, und die Seite des strengen Din – und sie ist in beiden enthalten. Wenn Furcht in der Seite des Guten und der Liebe eingeschlossen ist, ist diese Liebe tatsächlich vollkommen, so wie sie sein sollte.
(Erläuterung:) Denn Furcht ist ein Gebot, das alle Gebote in der Tora beinhaltet, da sie das Tor des Glaubens an den Ewigen ist. Und je mehr Ehrfurcht jemand erweckt, desto stärker wird sein Glaube an die Führung des Schöpfers. Daher darf die Furcht bei keinem einzigen Gebot vergessen werden. Das gilt insbesondere für das Gebot der Liebe – das heißt, dass zusammen mit ihr Furcht erweckt werden muss, da die Furcht tatsächlich mit dem Gebot der Liebe vereinigt ist. Aus diesem Grund muss man die Furcht auf beiden Seiten der Liebe erwecken, sowohl zur Zeit, wenn man Barmherzigkeit und Erfolg auf den Wegen hat, als auch zur Zeit des strengen Din.
Deshalb sagt er, dass die Furcht an der Liebe anhaften muss. Und wie haftet sie an ihr an? Indem wir nicht missverstehen, was er sagt, dass sich die vollkommene Liebe darin äußert, wenn der Schöpfer seine Seele nimmt, d. h. während des harten Din. Und wir sollten denken, dass gemeint ist, dass wir das harte Din überhaupt nicht fürchten sollten, sondern uns nur an Seine Liebe klammern, in Hingabe, ohne jegliche Angst. Deshalb erklärt er, dass die Furcht an die Liebe anhaften muss, d. h. auch zu dieser Zeit muss die Furcht erweckt werden, genauso wie wenn jemand die vollkommene Liebe erweckt.
Hier wiederholt er die zwei Seiten der Liebe, sowohl in der Zeit von Din als auch in der Zeit der Barmherzigkeit (Chessed) und dem Erfolg auf seinen Wegen. Er sagt, dass man die Ehrfurcht auf beiden Seiten der Liebe erwecken muss – dass zurzeit der Barmherzigkeit und Erfolg auf seinen Wegen Ehrfurcht vor dem Ewigen erweckt werden sollte, damit man keine Sünde begeht und die Liebe zum Schöpfer nicht abkühlt. Dadurch schließt er die Ehrfurcht in die Liebe ein.
Außerdem sollte er auf der anderen Seite der Liebe, während des strengen Din, Furcht vor dem Schöpfer erwecken, und sein Herz nicht verhärten oder seine Aufmerksamkeit vom Din abschweifen lassen. Damit er auch hier die Furcht in die Liebe miteinschließt. Wenn er so handelt, ist er immer in vollkommener Liebe, wie es sein sollte.
In Bezug auf die Einbeziehung von Furcht in die Liebe auf der Seite der Barmherzigkeit (Chessed) zitiert er den Vers: „Glücklich ist der, der immer furchtsam ist.“ Er erklärt das das Wort „immer“ dahingehend, dass er sich auch dann vor dem Schöpfer fürchten soll, wenn dieser ihn wohlwollend behandelt, damit er keine Sünde begeht.
Und über die Einbeziehung der Furcht in der Liebe auf der Seite des Din bringt er den Vers an: „Wer sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen.“ Es bedeutet, dass man sein Herz zu einer Zeit des Gerichts (Din) nicht verhärten sollte, egal, was in der Welt passiert. Denn dann wird man in die Macht der Sitra Achra fallen, welche „böse“ genannt wird. Vielmehr sollte man zu dieser Zeit die Furcht umso mehr erwecken, um Ihn zu fürchten und die Furcht in seine vollkommene Liebe zu dieser Zeit mit einzubeziehen, obwohl sowohl die erste Furcht als auch die zweite Furcht nicht für seinen eigenen Nutzen sind, sondern nur aus der Angst heraus, dass er bei der Zufriedenstellung seines Schöpfers versagt.
Es wurden nun die beiden ersten Gebote erläutert. Das erste Gebot ist die Ehrfurcht – sie umfasst die gesamte Tora und die Gebote (Mizwot). Sie ist der Anfang, wie es im ersten Vers heißt: „Im Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde.“ Mit anderen Worten ist Furcht „der Anfang“, und der Himmel und die Erde, welche SoN und ihre Zweige BYA sind, gingen aus ihr hervor. Der zweite Vers bedeutet seine Bestrafung: vier Tode „Wüst (Tohu)“ — Erdrosselung, „Leer (Bohu)“ — Steinigung, „Finsternis“ — Verbrennung und „Geist“ — Enthauptung.
Das zweite Gebot ist die Liebe. Sie wird in dem Vers: „Und Gott sprach ‚Es werde Licht’“ erklärt. Sie umfasst zwei Seiten:
Die erste Seite ist im Reichtum und im Guten, in einem langen Leben, mit Kindern und Nahrung.
Die zweite Seite ist: „Mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ Selbst wenn Er dir deine Seele und deine Besitztümer nimmt, wird die Liebe so vollkommen sein, wie wenn Er dir Reichtum und ein langes Leben gibt.
Um diese Liebe zu offenbaren, wurde das Licht des Schöpfungsaktes verborgen. Und durch diese Verborgenheit kam das strenge Din (Urteil) zum Vorschein. Zudem sollte die Liebe beide Seiten der Ehrfurcht einschließen:
Auf der einen Seite sollte man sich fürchten, dass man keine Sünde begeht und die eigene Liebe nicht vermindert wird.
Auf der anderen Seite sollte man die Verborgenheit fürchten, welche das Din ist, zu welchem der Ewige einen verurteilt.
Dies ist die einfache Bedeutung der Worte des Sohar. Um jedoch die Erklärung der übrigen Gebote fortzusetzen, ist eine tiefere Erläuterung erforderlich, auf den höheren Stufen der Welt Azilut.
Der Sohar bezieht sich auf die vier Buchstaben HaWaYaH, CHuB TuM, als Furcht, Liebe, Tora und Mizwa. Yud, Chochma, ist Furcht; das Erste Hej, Bina, ist Liebe; Waw ist die Tora; und das Untere Hej ist die Mizwa.
Es steht geschrieben: „Im Anfang erschuf Gott.“ Dies ist das erste unter allen Geboten, und diese Furcht wird die „Ehrfurcht vor dem Ewigen“ genannt, der Anfang. Denn der Parzuf Arich Anpin ist die Gesamtheit der Welt Azilut, die zu allen Welten durch seine Kleidungen leuchtet, welche AwI, ISHSuT und SoN genannt werden. Er wird auch Chochma Stimaa (Verborgene Chochma) genannt, da seine Chochma in seinem Rosh verborgen wurde und nichts davon an die Welten gibt. Vielmehr leuchtet nur Bina de Arich Anpin zu den Welten.
Deshalb wird diese Bina „Anfang“ genannt, da sie der Anfang und die Wurzel aller Welten ist. Sie wird auch „Ehrfurcht vor dem Ewigen“ genannt, „Ehrfurcht vor der Erhabenheit“, denn Er ist groß und herrscht über alles, Er ist das Wesentliche und die Wurzel aller Welten, und alles wird im Vergleich zu Ihm als Nichts erachtet. Und SoN, welche „Himmel und Erde“ genannt werden, kamen daraus hervor. Das ist die Bedeutung des Verses „Im Anfang“, das heißt „mit Furcht“, „erschuf Gott den Himmel und die Erde“, welche SoN sind.
Es steht geschrieben: „Der Anfang der Weisheit ist die Furcht vor dem Ewigen“, und es steht geschrieben: „Die Furcht vor dem Ewigen ist der Anfang der Erkenntnis“, da Furcht „Anfang“ genannt wird, denn die Mochin sind CHaBaD, auch wenn die Chochma der Mochin keine echte Chochma de Arich Anpin ist, sondern nur Bina de Arich Anpin. Das ist so, weil, wenn Bina de Arich Anpin sich zu Rosh de Arich Anpin erhebt, kehrt sie dazu zurück Chochma zu sein, und gibt Chochma an die Parzufim. Daraus folgt, dass Bina, welche die „Furcht“ ist, der Anfang von Chochma ist, wie geschrieben steht: „Der Anfang der Weisheit (Chochma) ist die Furcht vor dem Ewigen.“
Sie ist auch der Anfang der Erkenntnis (Daat), weil Daat die Wurzel von SoN ist. Denn sie erheben sie zu Rosh de Arich Anpin, um Chochma zu empfangen, daher empfangen auch SoN die Chochma von ihr, wie geschrieben steht: „Die Furcht vor dem Ewigen ist der Anfang der Erkenntnis (Daat).“
Es wurde gesagt, dass dieses zweite Gebot ein Gebot ist, an welches sich das Gebot der Ehrfurcht anhaftet, und welches es niemals verlässt. Es ist die Liebe, dass jemand seinen Herrn mit vollkommener Liebe liebt, da Chochma „Liebe“ genannt wird, weil das Yud von HaWaYaH das Wesen von Bina ist, ihre GaR, die Höheren AwI, Reine Luft (Awira Dachja), in denen das Or Chochma verborgen ist. Aber die Offenbarung des Or Chochma erfolgt durch SaT de Bina, welche ISHSuT genannt werden, das erste Hej von HaWaYaH. Deshalb werden sie „Liebe“ genannt.
Das ist das zweite Gebot, nach der Ehrfurcht, weil diese Chochma nicht unmittelbar von Chochma de Arich Anpin selbst empfangen wird, sondern von Bina, welche „Furcht“ ist. Und das Gebot der Furcht haftet sich an sie an und verlässt sie nie, das heißt Bina ist immer mit Chochma vereinigt und trennt sich niemals von ihr. Und an jedem Platz, an dem es Bina gibt, ist Chochma notwendigerweise ebenfalls bei ihr, da Chochma und Bina immer aneinander anhaften, und man wird Chochma niemals ohne Bina vorfinden, oder Bina ohne Chochma.
Damit wird uns gezeigt: Auch wenn gesagt wird, dass das erste Gebot Furcht ist, Bina, glaube nicht irrtümlicherweise, dass es Bina ohne Chochma ist. Gleichermaßen im zweiten Gebot, welches Liebe ist, Chochma, irre dich nicht und glaube, dass es Chochma ohne Bina ist. Vielmehr gibt es Chochma im ersten Gebot, und es gibt ebenso Bina im zweiten Gebot, da Chochma und Bina vermischt sind und zusammen auftreten; sie trennen sich nie. Jedoch benennen wir sie entsprechend der Vorherrschaft. Im ersten Gebot, den Höheren AwI, GaR de Bina—dem Wesen von Bina—liegt die Haupt-Herrschaft bei Bina, daher wird es „Furcht“ genannt. Im zweiten Gebot liegt die Haupt-Herrschaft bei Chochma, daher nennen wir es „Liebe.“
Und was ist vollkommene Liebe? Das ist die große Liebe, wie geschrieben steht: „Und Gott sprach: ‚Es werde Licht.’“ Das bedeutet, dass „Im Anfang“ ein verhüllter Ausspruch ist. Die eigentliche Offenbarung von „Im Anfang“ beginnt mit dem Ausspruch „Es werde Licht“ – das ist der Aufstieg von Bina, „Anfang“, zu Rosh de Arich Anpin, wo sie dazu zurückkehrt Chochma zu sein. Dann werden Chochma und Bina zusammen „große Liebe“ genannt. Das ist „Es werde Licht“, da Bina sich zu Arich Anpin erhob und an alle Welten Licht in großer Liebe gibt, was Chochma und Bina ist.
Die Liebe zum Schöpfer wird in zweifacher Hinsicht erläutert: Manche lieben Ihn, weil sie Reichtum, langes Leben, Kinder um sich und Herrschaft über ihre Feinde besitzen, ihre Wege gefestigt sind – und deshalb lieben sie Ihn. Doch vollkommene Liebe ist Liebe auf beiden Seiten, ob in Din (Urteil) oder in Chessed (Güte) und Erfolg in seinen Wegen. Das heißt man sollte den Schöpfer sogar lieben, wenn Er einem die Seele nimmt. Das ist vollkommene Liebe, auf beiden Seiten, in Chessed und in Din. Daher kam das Licht des Schöpfungsaktes hervor und wurde dann verborgen. Und als es verborgen wurde, kam strenges Din hervor.
Deshalb sagte er: „Es werde Licht“ für diese Welt, und „Es werde Licht“ für die nächste Welt, denn er sah, dass diese Welt unwürdig war, es zu nutzen. Er hielt inne und verbarg es für die nächste Welt, über der Parssa, innerhalb der Eingeweide von Arich Anpin, was der Aspekt der nächsten Welt ist, an dem Platz wo die Höheren AwI stehen, welche GaR de Bina sind, die am Chase de Arich Anpin enden, dem Platz der Parssa, welcher das Höhere Wasser, die Höheren AwI, von dem unteren Wasser, ISHSuT und SoN, trennt, da sich das Licht von Chase de Arich Anpin an abwärts verdunkelte, und es nicht mehr länger leuchtet. Und das Licht ist in ISHSuT verborgen, welche von Chase bis zu Tabur von Arich Anpin stehen, das heißt in SaT de Bina, und leuchtet ihnen nicht.
Somit ist Bina in zwei Seiten geteilt, da das Licht in GaR in ihr enthüllt wird, in den Höheren AwI, die über Chase de Arich Anpin stehen, dem Höheren Wasser. Jemand, der mit der Stufe der Höheren AwI belohnt wird, hat Reichtum, ein langes Leben, Kinder wie wie Ölbäume um seinen Tisch, er herrscht über seine Feinde, seine Wege sind beständig, und alles, was er tut, gelingt.
Jedoch wurde das Licht schon in SaT de Bina verborgen, welche sich unterhalb des Chase de Arich Anpin, dem unteren Wasser, befinden. Jene, die von ihnen empfangen, müssen den Ewigen sogar dann lieben, wenn Er ihnen ihre Seelen nimmt.
Dies ist die Angelegenheit der zwei Seiten der Liebe, welche GaR und SaT de Bina sind – vom Aspekt ihrer rechten Seite her: der Liebe. Diese wird durch das Verbergen des Lichts des Schöpfungsaktes erreicht. Und jemand, der damit belohnt wird, in der Liebe des Ewigen vollkommen zu sein, in der Liebe der Höheren AwI und in der Liebe von ISHSuT – das ist dann wahre Liebe.
Man muss die Furcht in diese zwei Seiten der Liebe einbeziehen, da auf der Seite von Chessed, den Höheren AwI, Furcht erweckt werden sollte, damit man keine Sünde hervorrufe. Und auch auf der Seite der Liebe von ISHSuT muss man die Furcht auf der Seite des strengen Din erwecken, ISHSuT. Denn, wenn er sieht, dass strenges Din auf ihm liegt, sollte er die Ehrfurcht erwecken. Auch sollte er seinen Herrn richtig fürchten und sein Herz nicht verhärten, weil Chochma und Bina, die Liebe und Furcht sind, immer aneinander anhaften, daher muss Bina, Furcht, sowohl in GaR de Bina, das heißt AwI, als auch in SaT de Bina, das heißt ISHSuT, eingeschlossen sein.
Dann haftet die Ehrfurcht an beide Seiten an, der Seite des Guten und der Liebe und der Seite des strengen Din, und sie wird in ihnen eingeschlossen. Wenn die Furcht auf der Seite des Guten und der Liebe eingeschlossen ist, ist es vollkommene Liebe, wie es sein sollte. Es gibt hier zwei, welche vier sind, da es Liebe nur auf zwei Seiten gibt—GaR und SaT de Bina—und die Liebe auf jeder der zwei Seiten unvollständig ist, solange keine Furcht in jeder von ihnen ist, da es keine Chochma ohne Bina geben kann, was Liebe ohne Furcht wäre.

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