Notiz 26: Derjenige, der kein Ansehen achtet
Im Vers „Der kein Ansehen achtet und keine Bestechung annimmt“[1] muss man verstehen, was „derjenige, der keine Bestechung annimmt“ bedeutet. Wie kann man dem gesegneten Schöpfer eine Bestechung geben, dass der Vers uns mitteilt, dass Er keine annimmt?
Die Bedeutung ist, dass alle Eigenschaften, die wir dem gesegneten Schöpfer zuschreiben, in Bezug auf den Menschen zu verstehen sind. Wenn ein Mensch daran gewöhnt ist, Bestechung zu akzeptieren – das heißt, nach seinem eigenen Genuss zu streben – dann hat er keine Möglichkeit, sich dem Schöpfer anzuhaften, denn es heißt: „Haftet an Seinen Eigenschaften.“
Daraus folgt, dass die Absicht des Verses „derjenige, der keine Bestechung annimmt“ bedeutet, dass der Mensch keine Bestechung annehmen darf, wenn er eine Sache im Hinblick auf Wahrheit und Lüge klären will. Denn wenn eine Absicht für den eigenen Genuss vorhanden ist, kann er die Wahrheit nicht mehr sehen, „denn Bestechung verblendet die Augen der Weisen“[2]. Der Grund dafür ist, dass das Licht von Chochma (Weisheit) [3] sich nur dort ausbreiten kann, wo die Gefäße vollkommen rein sind von jeglichem Eigeninteresse.
Anders ist es mit der Eigenschaft von Chassadim (Barmherzigkeit): Sie kann auch dann ausgeübt werden, wenn man noch nicht völlig gereinigt ist. Denn während des Wirkens von Chassadim kann man keinen Schaden verursachen, da die Handlung selbst Geben ist. Doch wenn das Licht Chochma sich ausbreitet, geschieht dies in Form von Erkenntnis und Empfang, weshalb es zu Schaden führen kann.
Deshalb gibt es eine Korrektur: Solange der Mensch nicht von seiner Selbstliebe gereinigt ist, kann er nichts aus der Perspektive von Chochma sehen.
[1] 5. Buch Moses 10,17
[2] 5. Buch Moses 16,19
[3] Chochma wörtl. Weisheit, Anm. Ü.
überarbeitet, EY, 4.3.2025
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