Rosh Hashana
Was ist der Zusammenhang zwischen der Erschaffung der Welt, „gefiltem (gefülltem) Fisch“, Granatäpfeln und der Menschheit? Es stellt sich heraus, dass der bekannte jüdische Feiertag Rosh HaShana all das in der einen oder anderen Form beinhaltet.
Es gibt viele fachkundige Deutungen zu diesem Thema. Auf Wunsch kann jeder sie leicht kennenlernen, besonders heute, im Zeitalter des Internets. Gleichzeitig gibt es eine nicht weniger fachkundige, aber immer noch wenig bekannte Erklärung. Die Einzigartigkeit dieses Ansatzes besteht darin, dass jüdische Feiertage direkt mit dem Konzept der „Vereinigung“ verbunden sind.
Kanonische Quellen sagen, dass zu Rosh Hashana der erste Mensch erschien: Adam. Zuerst einmal wollen wir definieren, wer dieser Adam ist. Nach der gebräuchlichsten Version ist es ein biblischer Charakter, ein Bewohner des Garten Eden. Manchmal wird von ihm als von einem realen Menschen gesprochen, der in prähistorischen Zeiten lebte. Und schließlich ist Adam in der speziellen kabbalistischen Literatur eine besondere Struktur, die sogenannte „gemeinsame Seele“. Die Frage ist, welche dieser Versionen nun stimmt? So seltsam es auch erscheinen mag – alle drei!
Es kann überraschend wirken, welche Fülle unterschiedlicher Rollen in einem Objekt steckt. Tatsächlich gibt es dabei nichts, worüber man sich wundern müsste. Jeder von uns lebt gleichzeitig in verschiedenen Realitäten, wir achten nur nicht darauf. Ein Mensch kann gleichzeitig ein Familienvater, ein virtueller Charakter in einem Internetspiel oder eine Nummer im Handy sein. Wichtig ist nicht das, wofür wir im Moment gehalten werden, sondern das, was uns wirklich antreibt.
Wir können dies mit dem folgenden Beispiel veranschaulichen. Jedes Bild auf dem Computerbildschirm, ob ein Sonnenaufgang oder eine grafische Tabelle, erscheint aufgrund von Zeichen, von einem Programmierer niedergeschriebene Hieroglyphen, die für den einfachen Sterblichen unverständlich sind. Adam ist das Programm, das das einzigartige System „Menschheit“ antreibt. Zu Adams Zeit stürzte das Programm ab.. Wir sprechen jetzt nicht darüber, warum das passiert ist, denn es ist ein separates, großes Thema. Sagen wir nur, dass in der Sprache der Tora dieses Ereignis „Adams Sündenfall“ genannt wird und in der Kabbala-Sprache wird es als „Zerbrechen der Gefäße“ bezeichnet.
So fühlen wir uns heute in der Tat – als separate, nicht miteinander verbundene Teilchen. Doch damit sollten wir uns nicht zufrieden geben.
Über eine Verbindung auf freiwilliger Basis könnten wir das System und seine Elemente auf ein höheres Niveau bringen, als es vor dem Zerbrechen war. Es ist bezeichnend, dass der Name Adam durch eine Kombination von Worten „Edome le Elien“ d.h. „sich dem Höchsten angleichen“ entsteht.
Der Name des Feiertages „Rosh Hashana“, wörtlich: „Kopf des Jahres“, sagt dasselbe. Ein Kopf zu werden bedeutet, sich auf eine höhere Ebene zu erheben. Aus diesem Grund ist es üblich, während des Feiertags Fischköpfe zu essen. So wird betont, dass wir ein Kopf und nicht ein Schwanz sein wollen. Granatapfelkörner stellen getrennte Teile dar, d.h. uns alle, diejenigen, die eins werden sollen. Äpfel und Honig sprechen von Korrekturen, mit anderen Worten von der Versüßung einzelner Elemente.
Es ist wichtig, dass die Verbindung, von der wir hier sprechen, nicht darauf beruht, die Unterschiede zwischen den Objekten zu beseitigen, sondern darauf, sich über diese Unterschiede zu erheben. Darin besteht übrigens der grundlegende Unterschied zu allen anderen Arten von Verbindung, die wir heute kennen.
Seit seiner Gründung gelang es dem jüdischen Volk, im Kreis sitzend wichtige Entscheidungen auf der Grundlage der Einheit zu treffen:
„Wir saßen im Halbkreis, in Liebe und Freundschaft, vereint als Sanhedrin, ohne aneinander zu zweifeln. So sahen und hörten wir einander und diskutierten miteinander, bis der Beschluss auf die richtige Art gefasst wurde. Säßen wir in einer Reihe und nicht im Kreis, dann hätten die ersten in der Reihe nicht die letzten gesehen. Und wir saßen nicht im Vollkreis, um auszusteigen und hineingehen zu können.“ (RASHI – Rav Shlomo ben Itzhak (1040-1105), Talmud- und Tora-Kommentator; spiritueller Anführer der nordfranzösischen Gemeinschaften. Kommentar zum Babylonischen Talmud, Abhandlung „Hulin“, 5:1).
Was einst erfolgreich war, kann heute auch angewendet werden. Man muss sich nur zusammensetzen und anfangen zu kommunizieren..
Zum Schluss wünschen wir allen LeserInnen, dass sie sich auf die besondere Ebene der Einheit und Vollkommenheit erheben, die der Herbstfeiertag Rosh HaShana verkörpert.
UNBEKANNTES ÜBER BEKANNTES
Wer weiß, wann die jüdische Zeitrechnung begann? Was geschah an diesem ersten Tag, dem Tag des Beginns der Zeitrechnung? Es fand etwas Besonderes statt! An diesem Tag, genau gesagt, am 1. Tishrei (Tishrei ist der Monat des Jahresanfangs im jüdischen Kalender, September-Oktober) 3760 v. Chr., erkannte ein Mann namens Adam die Höhere, alles lenkende Kraft. Genau an diesem Tag begann die Zeitrechnung.
Auf das neue Jahr (Rosh Hashana) folgen zehn „Tagen der Furcht“. Diese Zeit symbolisiert die gemeinsamen, entscheidenden Bemühungen des jüdischen Volkes, zu einer neuen Stufe der gegenseitigen Beziehungen mit der Welt überzugehen. Durch unsere Verbindung können wir die Antwort auf dieselbe Frage finden, vor der einst Adam stand und die später die gesamte Bedeutung des Volkes Israel definierte. Am 10. Tishrei, dem Tag des Gerichts, finden wir in uns die Ursachen all unseres Unglücks und begreifen, was wir tun sollen.
Es wird angenommen, dass es 613 Körner im Granatapfel gibt, der gewöhnlich an Rosh HaShana serviert wird. Diese Zahl entspricht den 613 unterschiedlichen menschlichen Wünschen, die durch eine einzige Absicht verbunden werden können. Es ist die Absicht, Genuss nicht für sich selbst empfangen zu wollen, sondern den anderen mehr zu gönnen als sich selbst.
Ich bin immer noch in der Orientierungsphase und bin dankbar für die „spirituellen Funken“, die überlieferten Fakten, die ich als gegeben hinnehmen muss. Da gibt es nichts zu verstehen, das ist nur zum Auswendiglernen. Lebendig und einprägsam wird es für mich besonders zum Schluss, unter der Überschrift „Unbekanntes über Bekanntes“. Hier wird die Symbolik deutlich. Und erst wenn man die Symbolik deuten kann erschließt sich einem die ganze Wahrheit, die Schönheit eines Bildes oder Textes. Dasselbe Prinzip gilt auch für das Verständnis von Märchen, die Analyse von Träumen, die Deutung von alten Gemälden – und die Einfühlung in die Symbolsprache der Sterbenden.
Sehr schöner, tiefsinniger und multidimensionaler Text, der mit einem Minimum an kabbalistischen „Fachtermini“ auskommt, und doch echte Wirklichkeit im Jetzt und „aus dem Jenseits der Zeiten“ den Sinn der Verbindung zwischen Menschen im Sinne der authentischen Kabbala „durchscheinen“ lässt.