Meine Tochter hat für mich eingekauft
Meine Tochter hat für mich eingekauft.
Ich wollte das nicht.
Sie bestand darauf.
Ich hab sie machen lassen.
Jetzt habe ich einen Einkauf im Haus,
wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte.
Wann soll ich das alles essen?
Ich gehöre für sie zur Risikogruppe,
sie gehört für mich zur Risikogruppe.
Sie hat ein kleines Baby,
eine chronische Krankheit.
In Vor-Coronazeiten habe ich sie unterstützt,
jetzt in Coronazeiten besteht sie darauf,
mich zu unterstützen.
Mit meinen Schülern mache ich Unterricht in Zoom.
Zögernd lassen sie sich darauf ein.
Eine Schülerin entschuldigte sich,
dass sie beim nächsten Termin
nur zeitweise dabei sein kann,
sie muss ihre Tochter betreuen.
Natürlich muss sie ihre Tochter betreuen,
die Kleine geht in die erste Klasse,
die jetzt zu ist.
Soll sie mit in unseren Zoom kommen,
in den Unterricht.
Was kann die Schülerin dafür,
dass sie jetzt ihre Tochter betreuen muss?
Was haben wir immer befürchtet,
welche Ängste zeigen sich,
die uns begleitet haben,
klammheimlich,
wie der Virus,
der jetzt in die Zellen kriecht.
Was ist mit meiner Tochter,
die mich jetzt betreuen will?
Der Text rührt mich sehr an, das sind die Ängste, die einen in dieser Situation beschleichen.
Mein Trost ist es, dass wir nicht alleine sind, sondern enger miteinander verbunden denn je.