Homeschooling

Das größte Geschenk in meinem Leben ist mein Sohn. Es ist so spannend, Mutter zu sein. Eine Mutter durchlebt alle Phasen ihres Kindes mit ihm zusammen. Sie lacht mit ihm und weint mit ihm. Sie freut sich und sorgt sich um es. Sie baut ihr Leben um ihr Kind herum und kommt erst zur Ruhe, wenn es glücklich ist. So ist es auch bei uns und jede neue Phase bringt neue Herausforderung, an denen wir zusammen wachsen können.

Heute ist mein Sohn in der vierten Klasse und ich habe unseren Alltag so organisiert, dass alles reibungslos verläuft. Ich arbeite halbtags und schaffe es noch, zu kochen, bis der Unterricht zu Ende ist. Wir essen zusammen, machen Hausaufgaben und haben Freizeit, bis Papa erschöpft zum Abendessen kommt. Natürlich ist nicht immer alles harmonisch, ohne Schwierigkeiten und auch Unvorhersehbares passiert ab und zu.

Doch jetzt herrscht bei uns das reinste Chaos. So etwas hatten wir bisher noch nie. Jetzt ist keine Schule, die Kinder lernen zuhause, ich habe Homeoffice und mein Mann muss für zwei arbeiten. Noch bevor ich realisieren kann, was gerade überhaupt geschieht, bricht hier die blanke Hölle aus.

Die Schule gibt uns Blätter mit den Worten: “Das können die Kinder alles selbständig machen.” “Von Wegen”, denke ich nur und begutachte den Stapel Papier. Und wie erwartet beginnt am nächsten Tag der Spagat. Jetzt werde ich alle 5 Minuten zu Hilfe gerufen, das Telefon klingelt, da ich ja auch am arbeiten bin. Das Essen verbrennt und einkaufen kann ich auch nicht mehr. Die Oma darf uns nicht unterstützen, weil sie das Haus nicht betreten darf. Mein Mann ist frustriert und ich schaffe es nicht einmal, ihm geduldig zuzuhören.

Ich kann das einfach überhaupt nicht fassen, dass von einem Tag auf den anderen einfach alles zusammenbricht. Wir waren überhaupt nicht darauf vorbereitet und einen Plan B hatten wir auch nie. An wen kann ich mich jetzt wenden und wer kann mir hier überhaupt helfen?

Bisher waren wir es gewohnt uns dieser Gesellschaft anzupassen, zu funktionieren und das zu tun, was von uns erwartet wurde. Und plötzlich ist keiner mehr da, um uns zu sagen, was wir machen sollen. Wir fühlen uns total überfordert und unsere Nerven liegen blank. Wir haben auch nicht gelernt, unsere Kinder zu unterrichten oder zur Selbständigkeit zu erziehen. Wir haben auch nicht gelernt, uns gegenseitig zu ergänzen.

Und jetzt sollen wir füreinander Verständnis aufbringen? Jetzt soll plötzlich jeder dem anderen helfen? Doch was haben die anderen jemals für mich getan? Solidarität ist vor allem bei Politikern ein beliebtes Wort. Doch wieviel Wert hat meine Stimme für sie?

Hier gibt es noch viel mehr aufzuzählen, doch es bringt nichts und schürt nur meine Wut.

Ich hoffe, in Zukunft werde ich das alles verstehen und vielleicht werde ich dann wissen, warum “Nächstenliebe” wirklich wichtig ist.

2 Kommentare
  1. Moosbrugger Margaretha
    Moosbrugger Margaretha sagte:

    Ich kann leider auch nicht tatkräftig helfen.Ich kann mich nur für die grossen Anstrengungen, die letztendlich die gesamte Gesellschaft stützen, bedanken!

  2. Angela Hartmann
    Angela Hartmann sagte:

    Gerne würde ich für Euch einkaufen. Ich habe in meinem Hauseingang einen Zettel aufgehängt für den Fall, dass jemand Hilfe braucht. Aber es hat sich niemand gemeldet. Neulich traf ich eine Dame im Hauseingang, die sich für mein Angebot bedankte. Sie habe sich meine Nummer aufgeschrieben für alle Fälle.- Der Veränderungsprozess braucht Zeit. Auch „unsichtbare Dinge“ haben ihre Wirkung. Vielleicht hilft mein ausgesprochener Wunsch dabei, dass jemand anderes Euch zur Hilfe kommt…. ?

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar