Shawuot
Der Feier Shawuot ist einem besonderen Ereignis, der Gabe der Tora an das Volk Israel gewidmet. Dieses Ereignis fand 49 Tage nach dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, (Pessach) satt.
In vielen jüdischen, aber auch nicht jüdischen Quellen kann man Erzählungen darüber finden. Sie sind farbenfroh und detailliert beschrieben und wurden sogar verfilmt. Wenn Moses auf den Berg Sinai steigt, um dort die Tora zu empfangen, ist das der Höhepunkt dieser Geschichte. Bedauerlicherweise wird die Vorgeschichte gewöhnlich nur kurz angedeutet, ohne ihr die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei passierte genau da das wahre Wunder!
Im der Tora steht geschrieben, dass 600.000 Menschen den Berg Sinai umringten und die gegenseitigen Bürgschaft auf sich nahmen. Auf den ersten Blick scheint es nichts Besonderes zu sein, aber wir sprechen hier von einem unglaublichen Ereignis.
Heute können wir uns nicht vorstellen, dass sich auch nur zehn Menschen für gegenseitige Bürgschaft bereit erklären würden, geschweige denn über eine halbe Million. Unglaublich! Oder, für wen würdest Du bürgen?
Wie konnten die Menschen in der Geschichte dies nur erreichen? Sie waren alle verschieden, kamen aus unterschiedlichen sozialen Strukturen, jeder mit seinen eigenen Interessen. Was brachte sie dazu, oder überzeugte sie davon, einer gegenseitigen Bürgschaft zuzustimmen? Nehmen wir uns hier die Kabbala zur Hilfe…
Die Kabbala erklärt, dass die Informationen, die die Tora beinhaltet, auf verschiedene Weise vermittelt werden können. Sie beschreibt die Empfindungen, die sowohl vom Einzelnen als auch von der Gemeinschaft als Ganzes erfahren werden.
Dass die Menschen sich gerade um den Berg Sinai versammelten wird kabbalistisch so interpretiert: das Wort Berg, hebräisch har, bedeutet ”Zweifel/Einspruch“ und syna, ”Hass“. Vereinfacht erklärt bedeutet das, dass gegenseitiger Hass ein natürlich auftretendes Phänomen in einer Gesellschaft und sogar vorprogrammiert ist. Er kann nicht eliminiert werden, aber es gibt einen Weg, dass gerade durch diesen Hass, dieses Problem gelöst werden kann.
Es ist unmöglich, dieses Problem direkt zu lösen. Die Kabbalisten sagen uns, wir müssen uns über das Problem erheben, um es auf einer höheren Ebene zu lösen. Das ist nur mit Hilfe einer bestimmten Methode möglich, die in der Tora beschrieben wird. In der Geschichte geschah dies plötzlich, als sich 600.000 Menschen einstimmig dafür entschieden, füreinander zu bürgen, um „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu werden.
”Daraus ergab sich, dass sich alle Individuen des Volkes vereinten und zu einem Herzen und zu einem Menschen wurden. Erst dann erfüllten sie die Voraussetzung, um die Tora zu empfangen.“
BAAL HASULAM, Die Bürgschaft, Kitvei Baal Hasulam, ARI, Israel. 2009. P. 395
In der Geschichte befanden sich die Menschen in einer ausweglosen Situation. Die Wüste, der Durst, der Hunger und die feindlichen Angriffe zwangen sie zu dieser Handlung. Was aber können wir heute aus dieser Geschichte lernen?
Unsere Lebenserfahrung zeigen uns, dass es unmöglich ist, etwas zuzustimmen, dass nicht vom Herzen gefordert wird, vor allem, wenn es Hunderttausende von Menschen betrifft.
Die Rolle der heutigen Generation ist eine ganz besondere. Was in der Geschichte nur ein einzelnes Volk betraf, betrifft heute die gesamte Menschheit. Trotz der Beteuerungen der Führenden ist jedem von uns bereits klar, dass sich die Menschheit als Gemeinschaft in einer Sackgasse befindet. Wir können lange über die Verdrehung und Pervertierung ethischer und sozialer Werte, den Zusammenbruch der Familie, über Drogenabhängigkeit, Finanzkrisen, Kriege und vieles mehr sprechen. Letztendlich dreht sich alles immer nur um die Beziehung zwischen Individuen…
Wir erkennen, dass kein einziges dieser Probleme mit Waffen und Regierungsabkommen zu lösen ist. Kabbalisten sagen, dass sie die Methode zur Erlangung der gegenseitigen Bürgschaft kennen und jeder kann sie lernen…
WISSENSWERTES
Am Shawuot es üblich, Milchgerichte zu essen, als Zeichen der Korrektur der Selbstliebe zur Nächstenliebe.
Die Milch verkörpert die Eigenschaft des reinen Gebens, wie die Muttermilch. Sie ist ein Symbol der bedingungslosen Liebe zwischen Mutter und ihrem Kind.
Der Ausdruck „Die Gabe der Tora“ weist darauf hin, dass uns die Tora zwar auf dem Berg Sinai gegeben wurde, wir sie aber nicht empfangen konnten.
Shawuot. Die sieben Wochen zwischen dem Fest Pessach und dem Fest Shawuot symbolisieren die sieben Sefirot: Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod, Jessod und Malchut, die zwischen Pessach und Shawuot korrigiert werden.
Der Berg Sinai Das Wort „Berg“, hebräisch „har“, kommt vom Wort „Irurim“ und bedeutet Zweifel, Reflexion, oder Einwände(2). Und das Wort „Sinai“ kommt vom Wort „Syna“ und bedeutet Hass(3).
Der Berg Sinai verkörpert die egoistischen Gedanken, die im Menschen entstehen, die egoistischen Verlangen nur an sein eigenes Wohl zu denken und nicht an das Wohl aller.
Die Zehn Gebote sind die Zehn Regeln des Lebens in der spirituellen Realität. Nach der Wissenschaft der Kabbala ist die Seele in zehn Teile bzw. zehn Sefirot unterteilt, und jede Sefirot entspricht einem der Zehn Gebote.
(2) RABASH, Vorbereitung auf das Empfangen der Thora, 502. כתבירב“ שכרך.עמ ARI, Israel, 2008.
(3) RABASH, Wer sein Herz gestärkt hat, 121, כתבירב“ שכרך.עמ ARI, Israel, 2008
Kein Kommentar, nur Gedanken: Moses als Führer des Volkes bildet die höchsterreichbare Spitze des Bewusstseins
der Menschen. Die 600000 Versammelten erheben ihre Augen zu Moses, dem Führer. Moses besteigt den Berf Sinai.
er erhebt sich zu seiner höchsten Möglichkeit , er erhält die Fähigkeit über das irdische Bewusstsein hinaus zu
blicken,d.h. er erhebt sich über den Hass und erblickt die Liebe Gottes.
Die Bürgschaft ist dem Volk innewohnend, denn die Spitze seines
Bewusstseins-Moses schaute die göttliche Liebe und zeugte davon, indem es sich erhob, also den Berg Sinai bestieg
und den Hass nicht mehr vor Augen hatte, denn sein Blick erhob sich in die Weite und Höhe und nicht nach unten auf
die Zusammenfassung aller egoistischen Antriebe, den Hass.
Damit verdeutlicht uns das Geschehen, dass die Aufgabe der Menschen ist, sich dem höchsten ihres Bewusstseins
gemäss zu verhalten, damit die göttlichen Impulse über die Spitze des Bewusstseins Zugang zu ihnen finden
können würde.