16. September 2021, Gute-Nacht-Text
Ein Gebet muss ernst gemeint sein. Das heißt, dass der Mensch selbst spürt, dass er keinen Glauben über dem Verstand hat, was bedeutet, dass sein Wissen ihn nicht verpflichtet zu geben. Und der Mensch versteht, dass das Hauptziel sein sollte, Anhaftung (Dwekut) zu erlangen. Und da sich der Verstand dagegen sträubt, und er sich diesem Wissen widersetzt, ist das eine sehr bedeutende Arbeit.
Denn er bittet Schöpfer, Er möge ihm eben das geben, dem sich alle seine Organe widersetzen. Daraus folgt, dass jedes Gebet, das er zum Schöpfer erhebt, eine besondere Arbeit bedeutet. Deshalb wird das Gebet „Arbeit im Herzen“ genannt, was bedeutet, dass er sich seinem Wissen und Verstand entgegen stellen will, die ihm das Gegenteil sagen.
Und deshalb heißt es auch nicht „Arbeit des Verstandes“, denn als Arbeit des Verstandes bezeichnet man, dass ein Mensch Anstrengungen unternimmt, mit seinem Verstand und im Wissen etwas zu begreifen. Hier jedoch will er nicht mit seinem Verstand verstehen, also will er nicht dem Schöpfer dienen, wenn er im Zustand des Wissens ist. Vielmehr möchte er gerade im Glauben über dem Verstand dem Schöpfer dienen. Deshalb wird dieses Gebet „Arbeit im Herzen“ genannt.
Den Schöpfer um das bitten, dem sich alle meine Organe widersetzen. Der Gedanke ist mir beim ersten Lesen fremd. Den Schöpfer um etwas bitten, dass sich in mir etwas sträubt gegen den Schöpfer? Muss ich mich durch die Widerstände in meinem Ego hindurcharbeiten? Ist das die Erfahrung des „Abstiegs“? Muss ich hinabsteigen in die Niederungen meines Herzens? Muss ich noch einmal von vorne beginnen?
Wie soll ich es auch begreifen, wenn es mit dem Verstande nicht greifbar ist!
Mehr Fragen als Antworten – damit beschließe ich den Tag und bitte den Schöpfer, dass er mir den Weg weist und mein Herz lichtet.