04. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text

Es ist ratsam, für die gesamte Allgemeinheit zu bitten. Und, bei allem, an was es einem Menschen mangelt und er um Erfüllung bittet, sollte er sich nicht denken, er sei etwas Besonderes und habe darum mehr verdient, als die Allgemeinheit. Aus „ich wohne in meinem Volk“ sollte er schließen, dass er für die Allgemeinheit bitten muss, da er, um zufrieden zu sein, auf die Stufe kommen will, auf der er sich nicht mehr um sein eigenes Wohl, sondern nur noch um den Schöpfer sorgt. Dann spielt es für ihn auch keine Rolle, ob der Schöpfer durch ihn selbst, oder durch Andere, Freude erhält.

RABASH, 1986/15,  Ein Gebet der Vielen

1 Antwort
  1. Günther Paehlke
    Günther Paehlke sagte:

    Ein Satz von Rabash berührt mich: „dass er sich nicht mehr um sein eigenes Wohl, sondern nur noch um den Schöpfer sorgt“ – also die „Sorge um“. „Umsorgen“, die „Sorge um“ – da bin ich mit dem ganzen Herzen dabei, als geht es um Leben und Tod. Ich mache mir Sorgen, das auch, ich bin besorgt, dass es einem lieben Menschen nicht gut geht, dass eine Krankheit ihn befallen hat, dass er leidet, dass er arbeitslos wird – um in der Bergsprache das auszudrücken: ich mache mir Sorgen, dass Menschen abstürzen. In meiner Sorge sehe ich eine Bedrohung.
    Rabash betont jedoch klar: Nimm dich selbst nicht zu wichtig, mache dir Sorgen um andere, um deine Gemeinschaft, dein Volk: „du hast nicht mehr verdient als die Allgemeinheit“.
    Aber es geht um mehr: nicht nur „ich mache mir Sorgen“, sondern „ich sorge um“ – aber nicht um mein Wohl in erster Linie.Die Sorge um das eigene Leben, das kennen wir. Das ist auch legitim. Damit nehme ich ja auch mein eigenes Leben ernst. Die Sorge um das eigene Leben: davon profitieren Versicherungen. Alles wird versichert und abgesichert und geschützt und abgeschirmt: aus Unsicherheit, oder Angst oder Sorge. Diese drei sind wie Geschwister.
    Um andere sorgen, ist das Bemühen, anderen beizustehen, keine Mühe zu scheuen, um zu helfen, zu unterstützen, für andere dazusein, ohne darüber nachzudenken, selbstverständlich.
    Rabash geht einen Schritt weiter, oder tiefer: nur noch den Schöpfer umsorgen. Wenn das Prinzip des Schöpfers ist zu geben, dann geht es um die „Sorge zu geben“. Ich verstehe das so: sorge um dich, sorge mit ganzem Herzen um dein Geben. Dann wird sich in dir etwas ändern, dann wird sich in deiner Weltsicht etwas ändern, dann wird sich etwas ändern in Hinsicht auf andere Menschen, bis hin zur Allgemeinheit.
    Was Rabash auch hier wieder so schlicht und klar in Worte fasst, ist wie eine Herzensexplosion – und die Sorge um den Schöpfer, um das Geben und nur das Geben, beginnt bei jedem einzelnen, bei mir.

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