Parasha BeHa’alotcha / Tora Abschnitt “Wenn du die Lampen anzündest“

4. Buch Mose, Numeri 8:1-12:16

Zusammenfassung

Der Abschnitt, BeHa’alotcha (Wenn du die Lampen anzündest), findet ein Jahr nach dem Empfangen der Tora statt. Das Volk Israel macht sich auf die Reise und hält eine besondere Zeremonie zur Weihe des Altars ab. Der Abschnitt beschreibt detailliert die Gesetze bezüglich der Opfergabe des zweiten Pessach für all jene, die zu weit entfernt waren, um an Pessach teilzunehmen.

Der Abschnitt spricht von der Stiftshütte, über der ständig eine Wolke steht. Sie ist ein Zeichen für die Kinder Israels, wann sie sich erheben und auf den Weg machen, und wann sie sich niederlassen müssen. Der Abschnitt erzählt auch von den zwei silberne Trompeten, die benutzt wurden, um das Volk in Kriegszeiten zu versammeln, wenn sie an den Shabbatot, an Festen und zu besonderen Anlässen ein Opfer darbringen.

Gegen Ende des Abschnitts finden mehrere Ereignisse statt, die auf die Zunahme des Egoismus hinweisen. Die Bösen (die egoistischen Eigenschaften) im Volk beschweren sich über Moses und den Schöpfer, und ein verzehrendes Feuer wird zu ihnen am Rande des Lagers geschickt. Der Pöbel, eine Gruppe von Prosyleten, welche sich den Kindern Israels beim Auszug aus Ägypten angeschlossen haben, beschweren sich über ihren Zustand, und der Schöpfer lässt Wachteln auf das Lager regnen. Wer sich lustvoll auf die Wachteln stürzt, wird zu Tode gebracht. Deshalb wird der Ort die Gräber der „Gier“ genannt.

Am Ende des Abschnitts geht es um Mirjam – die Schwester von Moses und Aaron – welche Moses verleumdet. Sie sagt zu Aaron: „Der Schöpfer ist mir und auch dir erschienen, weshalb ist dann Moses der Anführer? Warum hören wir nur auf ihn?“ Sie wird dafür mit Lepra bestraft, und das Volk wartet sieben Tage lang, bis sie zurückkehrt.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Alle diese Ereignisse beschreiben spirituelle Zustände im Menschen. Jeder muss sich selbst korrigieren um die „Gleichheit der Form“ mit der Höheren Kraft zu erreichen. Es steht geschrieben: „Kehr um, Israel, bis zum Herrn, deinem Gott“ (Hosea 14:2). Dabei geht es nur um die spirituelle Korrektur. Es geht nicht darum, pyhsisch eine Wüste zu durchqueren, den Jordan zu erreichen, ihn zu überqueren und in das Land Israel einzuziehen. Im Tora Abschnitt BeHa’alotcha (Wenn du die Lampen anzündest) wird der spirituelle Aufstieg beschrieben.

Der Aufstieg bezieht sich auf den Aufbau der Seele. Jeder Mensch baut allmählich seine eigene Seele auf, die „das Erbteil vom Allmächtigen in den Höhen“(Hiob 31:2) genannt wird. Man beginnt die spirituelle Arbeit, will sich selbst neu erbauen und das Geben an andere und die Liebe, die Verbindung mit allen erreichen, weil diese Handlungen den Menschen zur Ähnlichkeit mit der Höheren Kraft bringt. Darüber steht geschrieben: „Von der Nächstenliebe zur Liebe zu Gott“(1). Damit ist gemeint von der Liebe zu den Menschen, zur Liebe zur Höheren Kraft, dem Schöpfer.

Die Menschen erreichen diese Liebe in Stufen, selbst wenn sie dies abstösst, weil die Eigenschaften des Menschen dieser Liebe entgegengesetzt sind. Dies sind die Stufen, die in den Tora Abschnitten beschrieben werden. Zu Beginn spricht die Tora nur davon, dass im Menschen ein Funke entzündet wird, den man den „Punkt im Herzen“ nennt. Durch diesen Funken beginnt die Korrektur. Die Tora beschreibt den Weg, den alle Menschen bis zur Endkorrektur gehen müssen. Durch all das, was am Ende der Tora (Pentateuch) „vor den Augen von ganz Israel“ (Deuteronomium 34,12) genannt wird.

Beginnt der Mensch also die Arbeit der Korrektur, entdeckt er in sich sogleich verschiedene Probleme. In diesem Tora Abschnitt steht geschrieben, dass ein Jahr nach all den Vorbereitungen, als die Kinder Israels aufbrechen wollen, Probleme im Lager entstehen. Der Mensch beginnt diese Probleme erst nach all seinen Vorbereitungen zu erkennen. Dann, wenn er für den spirituellen Aufstieg bereit ist. Er stößt auf viele Hindernisse, wie Gedanken und Verlangen, welche sich dem spirituellen Aufstieg widersetzen.

Die Hindernisse, die entstehen, sind im spirituellen Sinne Enthüllungen der egoistischen Verlangen und Gedanken des Verstandes und des Herzens, die der Mensch korrigieren muss. Durch diese Korrektur steigt er spirituell auf. Daher soll man die Verlangen nicht als Hindernisse betrachten, sondern als ein Mittel für den Aufstieg, wie ein Sprungbrett. An sich selbst und an kabbalistischen Gruppen überall auf der Welt, kann man beobachten, dass die Probleme in dem Moment beginnen, in dem jeder bereit ist, sich zu bemühen und beginnt zu versuchen, vom Zentrum der Gruppe aus zu handeln und die Verbindungen zu korrigieren. Das ist der Moment, in dem die Probleme entstehen. Doch dies ist der richtige, der einzige Weg, um aufzusteigen.

Die Probleme enthüllen verschiedene Verlangen im Menschen. Das gesamte Verlangen ist in viele Schichten aufgeteilt, daher ist es nicht verwunderlich, dass plötzlich „Menschen“ in eigenen Umfeld erscheinen. Damit sind Verlangen im Menschen gemeint. „Israel“ als Ganzes wird „Adam“ genannt. Er schließt alles ein, auch die „Völker der Welt“. Allerdings ist „Israel“ das Verlangen, mit dem man arbeiten kann, während die „Völker der Welt“ noch „eingefroren“ bleiben, da der Mensch noch nicht bereit ist, mit ihnen zu arbeiten.

Selbst wenn der Mensch nur mit den Verlangen arbeiten will, mit denen er spirituell aufsteigen kann, erkennt er, dass es nicht einfach ist. Alle Verlangen, die während des Auszuges aus Ägypten nicht korrigiert werden konnten, können jetzt „geopfert“ werden. Das ist die Aufgabe am zweiten Pessach. „Opfern“ bedeutet, dass der Mensch seine Verlangen zur Eigenschaft des Gebens hin lenkt, welche Kedusha (Heiligkeit), Geben, oder „die Liebe zu anderen“ genannt wird.

Der Mensch soll lernen, seine Verlangen in jene zu ordnen, die bereit sind, korrigiert zu werden, und jene, die es noch nicht sind. Das Gleiche gilt für die Gedanken, die Arbeit im „Zelt der Begegnung“ und in der Stiftshütte. Dies ist die Arbeit der Prüfung der Verlangen und deren Korrektur.

Die Arbeit mit den Opfergaben und den damit verbundenen Mizwot (Gebote) ist die wichtigste. Denn die Mizwot enthalten Anweisungen, wie man jedes Verlangen vom Rest der Verlangen trennt, wie man es bearbeitet und versteht, was es bedeutet, und wie möglich oder unmöglich es ist, mit ihm in der Arbeit voranzukommen.

Die einzige Möglichkeit voranzukommen besteht darin, die egoistischen Verlangen in Verlangen um zu geben und der Liebe zu wandeln. Bei diesem Prozess gibt es immer wieder Probleme, wie Lepra oder Plagen, wie sie bei Mirjam oder den Menschen, die Fleisch wollten, beschrieben werden. Dies geschieht, weil sich die Verlangen in unbelebte, pflanzliche, tierische und sprechende aufteilen. „Sprechend“ bezieht sich auf verschiedene Stufen im Menschen, welche in der Tora erwähnt werden: Priester, Leviten und Israel. Man entdeckt aber auch Fremde, Proselyten, die gemischten Massen und andere, die scheinbar nicht zum Volk Israel gehören, sich ihm aber dennoch anschließen.

Diese Klärungen und Prüfungen finden nicht alle auf einmal beim Auszug aus Ägypten statt, sondern später, wenn man erkennt, dass es immer noch mehr zu korrigieren gibt. Man muss den zu „opfernden Teil“ vom Rest der Verlangen, welche vorübergehend „auf Eis gelegt“ sind, trennen. Einige dieser Verlangen können korrigiert werden, und durch sie ist es möglich, etwas zu opfern und voranzukommen. Durch dieses Geschenk wird es möglich, die spirituelle Leiter hochzusteigen. Mit den anderen Verlangen ist dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich.

Die Verlangen, die schon im Geben sein können, die also um des Gebens willen empfangen, sind bereits erwacht. Das Licht leuchtet nun in ihnen, wie es geschrieben steht: „Wenn du die Lampen anzündest“ (Numeri 8:2). Es gibt klare Hinweise während des Prüfens der Verlangen, die dem Menschen zeigen, wann welche Handlungen zu tun sind. Befindet er sich unter einer Wolke, ist das die Vorbereitung. Wenn die Wolke entsteht, zeigt sich dem Menschen die Last und Prüfungen werden ihm gestellt, wodurch er voranschreiten kann. In der ganzen Tora geht es nur darum, wie man den Willen zu empfangen korrigiert, welche Teile davon, und wie dies anschließend überprüft werden kann.

Fragen und Antworten

Was ist mit dem „zweiten Pessach“ gemeint? Führen Verlangen, die man nicht wahrgenimmt, plötzlich zu einer größeren Erkenntnis und man entdeckt, dass auch sie es verdienen, sich zu zeigen?

Das ist keine größere Erkenntnis, sondern eine genauere, präzisere. Man erkennt, dass jene Verlangen, mit denen man dachte aus Ägypten ausziehen zu können, das Geben nicht wirklich zulassen. Erez (Land) bedeutet Razon (Verlangen), und Ysrael bedeutet Yashar El (direkt zum Schöpfer). Nachdem man ein paar Schritte vorwärts gegangen ist, entdecken man eine weitere „Unreinheit“, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Erst durch das Voranschreitten offenbaren sich die Verlangen, die einem daran hindern. Also klärt und korrigiert man sie.

Das tun der Mensch in Stufen. Man kann Verlangen zerstören, töten, trennen oder auf bestimmte Weise korrigieren, ähnlich der Arbeit mit den Opfergaben. Die Verlangen werden in unbelebte, pflanzliche, tierische und sprechende aufgeteilt und auf der Stufe des „Sprechenden“ in Priester, Leviten und Israel geordnet. Man sollte auch an den „Pöbel“ denken, die „Proselyten“ und die „Völker der Welt“ und an die verschiedenen „Heiden“, die im Menschen erwachen.

Es gibt primäre Verlangen auf der tierischen Stufe, weil die Seele aus Shoresh (Wurzel), Neshama (Seele), Guf (Körper), Lewush (Kleidung) und Heichal (Haus/Halle) besteht, oder auch Moach (Mark), Azamot (Knochen), Gidin (Sehnen), Bassar (Fleisch) und Or (Haut), je nachdem, wie man sie aufteilt. Bezieht man sich auf Moach, Azamot, Gidin, Bassar und Or, kann man Or nicht korrigieren. Die Korrektur von Or wird als die Herstellung von „Pergament“ bezeichnet, auf welchem das Buch Tora geschrieben ist. Or wird in zwei Teile aufgeteilt – der äußere Teil [der Haut] und der innere Teil [der Haut], genannt Duchsustus. Auf diese Weise erreicht Or die Korrektur.

Vorher muss man das Kli (Gefäß) von Bassar auf der tierischen Stufe korrigieren. Dies ist die Hauptarbeit, die auf dem Altar ausgeführt wird. Es befinden sich sowohl „Salz“, als auch „Wasser“ und andere Dinge auf dem Altar, aber das bedeutendste ist Bassar (Fleisch). Dies ist das Kli (Gefäß), mit dem der Wille zu empfangen korrigiert wird. Dies ist das Wichtigste. „Fleisch“ ist „rot“, was bedeutet, dass seine Struktur der große Wille zu empfangen ist, daher findet die Arbeit mit den Opfergaben, wie es die Tora beschreibt, hauptsächlich im Kli von Bassar statt.

Davor kennt der Mensch diese Verlangen nicht oder hält es nicht für notwendig, sie zu korrigieren. Er kann nur dann verstehen, wenn er jede Stufe in der richtigen Reihenfolge durchläuft, am richtigen Ort eine Rast macht, dort alle Lager vorbereitet, jedes mit seinem eigenen Banner, und jedes an seinem Platz. Nimmt man das ganze Volk Israel, welches nach Platz und Form in Lager und Stämme aufgeteilt ist, kommt man entweder voran oder bleibt stehen. Anstatt sich im „Zelt der Begegnung“ einzufinden, stehen alle Verlangen um das Zelt herum. Die Leviten, die Priester und das ganze Lager beschreiben dabei die Struktur der Seele.

Immer wieder erscheinen größere Probleme im Lager – wie Gedanken, die von aussen kommen und Verlangen, die sich den Reihen der Stämme anschließen wollen. Andere Stämme, welche auf dem Weg angreifen, oder Menschen in der Wüste, die ihre Verlangen noch nicht korrigiert haben. Sie befinden sich noch nicht im Verlangen, das ganz Yashar El (direkt zum Schöpfer ausgerichtet) ist, welches auch als das Land beschrieben wird, in dem „Milch und Honig fließen“. Was bedeutet, dass es dort das Licht von Chassadim (Güte) und das Licht von Chochma (Weisheit) gibt, während in der Wüste alles trocken ist. In der Wüstse gibt es kein Wasser, welches das Licht von Chassadim ist. Dies geschieht alles, um den Menschen zu prüfen.

Die Wolke, die vor dem Lager steht ruht dann, wenn auch die Kinder Israels ruhen. Dies ist eine der vielen physische Beschreibungen in der Erzählung. Was bedeutet sie?

Damit ist die Verhüllung gemeint. Der Mensch sieht nur die Verhüllung der Offenbarung der Höheren Kraft. Wenn die Wolke, d.h. die Verhüllung vom Menschen weicht, schreitet er voran. Sinkt die Verhüllung herab, senkt der Mensch seinen Kopf, sitzen da und überprüft seine Verlangen. In der Tat wird der größte Teil der vierzig Jahre in der Wüste damit verbracht, zu sitzen und zu prüfen, nur um sich dann ein wenig vorwärts zu bewegen, dann wieder anzuhalten und sich wieder zu überprüfen.

Warum steht geschrieben, dass die Wolke vor dem Lager steht?

Der Mensch folgt den Verhüllungen, weil er erkannt hat, dass er nur durch sie den Prozess, den er durchläuft, aufdecken kann.

Was ist die Verhüllung in Bezug auf den Menschen?

Verhüllung besteht dann, wenn ein Mensch bewusst mit seinem Willen zu empfangen in der Verhüllung sein will. Darüber steht geschrieben: „Bei den Bescheidenen ist die Weisheit“ (Sprüche 11:2). Auch mit dem Safra de Zniuta, Buch der Demut (Teil des Sohars) ist eine Offenbarungen gemeint. Das aramäische Wort Safra bedeutet Buch, und ein Buch bedeutet Enthüllung, ebenso wie Megilla (Schriftrolle), vom hebräischen Wort Gilui (Enthüllung). Wenn man die eigenen Verlangen annulliert, indem man damit einverstanden ist, von der Höheren Kraft eine Verhüllung zu erhalten, ist das der Moment, in dem man Fortschritte in der Arbeit macht.

Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Was bedeutet es denn, „im Geben zu sein“? „Im Geben zu sein“ ist dann, wenn ein Mensch keine Enthüllung fordert, sie sogar ablehnt. Dadurch schreitet er mit Hilfe des Or Choser (Reflektierendes Licht) voran, denn er befindt sich im Zustand der „vierzig Jahre in der Wüste“.

Was bringt das dem Menschen?

Dies findet dann statt, wenn Malchut zu Bina aufsteigt. Der Mensch erwirbt die Eigenschaften von Bina, die Eigenschaft des Gebens im Kli von Malchut. Durch die Eigenschaft des Gebens kann man mit geschlossenen Augen der Verhüllung, der Wolke, folgen, bis man den Eingang zum Land Israel erreicht. Wenn der Mensch das Land Israel in Besitz nimmt, beginnt das Licht Chochma, welches er während der „vierzig Jahre in der Wüste“ erworben hat, durch das Licht von Bina zu leuchten. Dies ist der Zeitpunkt, an dem er zu „sehen“  beginnt.

Das Land Israel ist ein Ort, an dem die Höhere Kraft gegenwärtig ist. Das ganze Verlangen, welches vom ihr ausgefüllt wird, wenn man sie enthüllt hat. Bevor Malchut zu Bina aufsteigt, erhält man eine Verhüllung, willigt aber trotzdem ein, ohne etwas dafür zu bekommen, nur um des Gebens willen  arbeiten zu können.

Woher bekommt man die Kraft, trotz dieser Verhüllung weiter zu gehen?

Die Kraft wird dem Menschen von Oben, von der Höheren Kraft, gegeben. Es ist die Kraft des Lichts, die beim Empfangen der Eigenschaft des Gebens entsteht. Das Problem dabei ist, dass Spiritualität nicht wie das Materielle ist, bei der man das Gefühl hat, das alles in den eigenen Händen, in den Gefäßen des Empfangens liegt, und man auf diese Weise vorankommt. Für den Menschen ist es einfacher auf diese Weise voranzukommen, denn so kann er im Ego verbleiben. Aber im Spirituellen kommen man egoistisch nicht voran. Vielmehr muss man von Oben Kräfte erhalten, ein Verlangen, welches „ein neues Land“ oder „ein neuer Himmel“ genannt wird. Alles daran ist neu. „Durch die Wüste zu gehen“ bedeutet, dass man im Willen zu empfangen keine Antworten und keine Erfüllung mehr finden kann.

Was also motiviert den Menschen? Warum macht er Fortschritte?

Die Motivation entsteht, wenn er beginnt zu fühlen, dass er der Höheren Kraft folgt. Dann, wenn er bereit ist, der Wolke, der Verhüllung, mit geschlossenen Augen zu folgen. Dies ist ein guter Zustand und so macht man Fortschritte.

Was bedeutet es, „mit geschlossenen Augen“ zu gehen?

Mit „geschlossenen Augen“, also im Dunkeln zu gehen, bedeutet, dass man nicht rechtfertigen kann, warum man um des Gebens willen arbeiten soll. Weder innerhalb des Verstandes noch im Herzen. Die „Hände“, gemeint sind die körperlichen, egoistischen Kelim (Gefäße), sind der Ort, wo der Mensch im Herzen fühlt und im Verstand versteht. Nun wünscht er sich die Möglichkeit, sich über diese weltlichen Kelim zu erheben und auf eine höhere Ebene aufzusteigen. Dort existiert der Mensch in ganz anderen Kelim als jenen, die er momentan versteht und fühlt.

Woher weiss man, dass man dadurch einen Fortschritt machen wird?

Die Wolke, die Verhüllung, zeigt dem Menschen den Weg. Jedoch nur in dem Maße, in dem er bereit ist, Opfer zu bringen. Das heißt, er opfert Teile des Bassars (Fleisches). Ist ein Mensch bereit zu opfern, also nicht auf diese Verlangen zu hören, bedeutet das, dass er auch bereit ist, sie ohne Bedingung zu annullieren. Als Ergebnis dieser Opfer, wird sich dieser Mensch der Höheren Kraft annähern. Korban (Opfer) stammt vom hebräischen Wort Karow (nahe). Auf diese Weise nähert man sich der Eigenschaft der Höheren Kraft, dem reinen Geben, Bina, an.

Welche Bedeutung haben die in der Erzählung beschriebenen Ereignisse rund um die Prophetin Mirjam? Sie beschwert sich zurecht, über die alleinige Führung durch Moses. Warum soll nur Moses führen?

Moses, die Eigenschaft von Bina, ist perfekt, vollständig, also GaR von Bina. Alle anderen Verlangen, wie auch Mirjam, sind dies nicht.

Wie spricht der Schöpfer zu Moses, und wie spricht Moses zu Ihm?

Damit ist Enthüllung gemeint. Im Spirituellen gibt es kein pysisches Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen. Vielmehr gilt: „Schmeckt und seht, dass der Herr gütig ist“ (Psalm 34:9). Ein Mensch „schmeckt“ in diesem Zustand nicht in seinem Mund, sondern er bekommt einen Geschmack, eine Empfindung in den neuen Kelim (Gefäße), die ihm gegeben werden.

„Schmeckt“ der Mensch über die fünf physischen Sinne hinaus?

Es gibt Chochma, Bina, Seir Anpin, und Malchut, Jud-Hej-Waw-Hej. Chochma ist das Sehen, Bina das Hören. Einige Propheten sagten „ich sah“, andere sagten „ich hörte“. Der Schöpfer sprach zu Moses. Moses ist die Stufe GaR von Bina, reine, gebende Bina. Moses ist treu, er ist auf der Stufe des Glaubens. Deshalb „hört“ er. Er befindet sich in erster Linie auf der Stufe des Hörens, welche die Stufe von Bina ist. Deshalb ist ihm der Schöpfer erschienen.

Wusste Mirjam das nicht? Was ist die Stufe, auf der sie sich befindet? Im spirituellen Sinne gibt es keine Bestrafung. Wie kommt es also dazu, dass sie nachdem sie Lepra hatte, verstanden hat?

Alle Bestrafungen sind Korrekturen. Als Mirjam krank wird und sieben Tage außerhalb des Lagers sitzt, wartet das ganze Lager auf ihre Rückkehr, und erst dann ziehen sie in der Wüste weiter. „Als sie gingen“ bedeutet, dass sie sich korrigiert hatten. Die Nukwa (weiblich) ist ein Mangel, der Moses gegenüber steht. Mirjam spricht nicht auf der Stufe GaR (die ersten drei Sefirot, genannt Rosh, Kopf des Parzuf) von Bina, wie es Moses tut, sondern von der Stufe WaK (Waw Kzawot, wörtl. 6 Kanten) von Bina. Das heißt, die ganze Stufe ist durch das „Hören“ verbunden. Die Höhere Kraft spricht zu jedem. Aber nur Moses versteht auch, was ihm offenbart wird, weil er sich in jenem Teil von Bina (in GaR) befindet, in welchen sich das Licht von Chochma (Weisheit) einkleidet.

Aaron und Mirjam befinden sich nicht in GaR von Bina?

Nein, deshalb gilt Moses als „der Verwalter des Hauses des Schöpfers“, denn es steht geschrieben: „Er ist treu in meinem ganzen Haus“ (Numeri 12:7).

Mirjam ist eine Frau, und fast immer sind es in der Tora Männer, die führen.

Das stimmt nicht ganz. Frauen existieren auf jeder Stufe und bei jeder Handlung, aber sie werden nicht erwähnt. Abraham z.B. zeugte Isaak, aber er hatte auch Töchter.

Bezieht es sich, wenn in der Tora das Wort Et (die) steht, auf eine Frau?

Ja, natürlich. Die Frau ist der wichtigste Teil der Tora. Die „Frau“ im Menschen trägt den Mangel (Verlangen), welche durch die Eigenschaft „Mann“ im Menschen korrigiert werden muss. Es wird mehr über den Mann als über die Frau gesprochen, weil der männliche Teil der Massach (Schirm) ist, welcher das Or Choser (reflektierendes Licht) bringt, welches den Siwug de Hakaa (Kopplung des Schlagens) auf dem Mangel der Frau hervorruft. In diesem Tora Abschnitt wird deutlich, dass es ohne die Prophetin Mirjam nicht möglich wäre, sich der Höheren Kraft anzunähern. Mit anderen Worten, sie befindet sich auf der Stufe von Bina, der Stufe der Enthüllung der Höheren Kraft.

Ist der „Schöpfer“ das im Menschen, was ihn bestraft?

Alles ist in uns. Der Mensch ist eine kleine Welt, die die vollständige Korrektur erreichen muss.

 

(1) Rav Yehuda Ashlag (Baal HaSulam), Die Schriften von Baal HaSulam, Die Liebe zum Schöpfer und die Liebe zu den Geschöpfen, S. 482

Resümee

Der Tora Abschnitt, BeHa’alotcha (Wenn du die Lampen anzündest), beschäftigt sich mit dem „Sehen“, dem Erkennen aller Verlangen des Menschen. Man muss den Menschen als Menora (Lampe mit sieben Lichtern) sehen, welche in viele Teile aufgeteilt ist. Menora steht sinnbildlich für die Seele. Alle ihre sieben Eigenschaften muss der Mensch „entzünden“, mit dem Höheren Licht erleuchten, was das Geben an andere, die Liebe, ist.

Sohar für Alle, BeHa´alchota (Wenn du die Kerzen Anzündest), Punkt 86

Und die Wasser wurden süß gemacht

„Und die Wasser wurden süß gemacht“. In den Geheimnissen, die durch euch offenbart werden, „wurden die Wasser süß gemacht.“ Wie das Salz, welches das Fleisch süß macht, werden sie durch die Geheimnisse, die durch euch offenbart werden, versüßt. All diese Fragen und der Streit der „bitteren Wasser“ in der mündlichen Tora werden wieder zu den süßen Wasser der Tora werden. Und eure Qualen werden euch süß sein durch diese Geheimnisse, die durch euch offenbart werden. Und alle eure Mühen werden zu euch zurückkehren wie flüchtige Träume. Ein Traum, im Hebräischen, besteht aus den Buchstaben des Wortes „Salz“, die vertauscht wurden. Wie das „Salz“ das „Fleisch“ versüßt, so versüßt es die Leiden.

 

Lexikon Parasha BeHa`alotcha

zweites Pessach: Dies bezieht sich auf Verlangen, die ein Mensch für unmöglich oder für nicht notwendig zu korrigieren hält, so dass er sie nicht opfern kann. Es sind Verlangen, die man noch nicht erkannt hat. Sie können jedoch später, in einem fortgeschrittenen Stadium des Prozesses, dem „zweiten Pessach“, korrigiert werden.

Wolke: Sie ist eine Verhüllung, die entweder von der Höheren Kraft kommt, die sich vor dem Menschen verbirgt, oder sie kommt vom Menschen, um die Höhere Kraft vor sich zu verbergen. Letzteres wird „Wolke der Herrlichkeit“ genannt.

silberne Trompeten: Die beiden Kräfte, die gebende und die empfangende, welche der Mensch entdeckt und durch die er vorankommt, werden „silberne Trompeten“ genannt. Diese Kräfte ziehen den Mensch abwechselnd von rechts (gebend) und von links (empfangend) vorwärts.

Silber: „Silber“ ist die Stufe von Bina (Verständnis), „Gold“ ist die Stufe von Chochma (Güte).

Pöbel: Er ist eine Art von Verlangen zu empfangen, das man entdecken muss. Dieses Verlangen ist mit der Absicht zu empfangen „infiziert“.

Prosylet: Er steht für ein Verlangen zu empfangen, das sich „bekehrt“ und bereit ist, sich korrigieren zu lassen um sich Israel anzuschließen.

Wachtel: Diese symbolisieren „edle“ (feine) Verlangen, eine Art von Verlangen auf der tierischen Stufe, von der aus der Mensch ein Opfer darbringen kann.

Mirjam: Sie ist eine Form des Willens zu empfangen im Menschen, welche Moses gegenübersteht. Auch Moses entdeckt diesen Teil in sich. Mit anderen Worten, die Stufe, die Moses genannt wird, entdeckt eine bestimmte Eigenschaft durch Nukwa (weiblich), Mirjam, welche noch der Korrektur bedarf. Moses kann sich dadurch jedes Mal mit dem ganzen Volk erheben. Es ist eine Erkenntnis in der Seele und mit jeder Erkenntnis wird daher auch die die Stufe von Moses korrigiert.

Alle diese Begriffe und jede dieser Stufen symbolisiert den wachsenden egoistischen Willen zu empfangen. Der Mensch korrigieren ihn mit der Absicht um zu geben, um damit anderen und der Höheren Kraft zu dienen.

Anführer: Er ist die reine Eigenschaft des Gebens. Ihr folgt der Mensch und will sich an ihr festhalten, um so das Ziel zu erreichen.

Lepra: Dies ist eine „Krankheit“, also ein Verlangen des Menschen, in der Absicht zu empfangen, welches sich auf der letzten und schlimmsten [äußersten, am weitesten von der Höheren Kraft entfernten] Stufe, der „Haut“, zeigt.

Unreinheit: Sie ist eine Kraft, die nur arbeitet um zu empfangen, die egoistische Kraft, die immer wieder im Menschen erscheint.

Bestrafung: Dies ist immer eine Korrektur. Sie besteht darin, dass sich ein Mensch unfähig fühlt, sein Verlangen zu nutzen, um zu geben. Es bedeutet nicht, unfähig zu sein zu empfangen. Vielmehr ist die „Bestrafung“ die Erkenntnis der Unfähigkeit, geben zu können. Sie führt jedoch zur Korrektur, weil der Mensch nun erkennt, was er in diesem Verlangen korrigieren muss, und somit erreicht er eine Mizwa (Gebot/Korrektur). Eine Mizwa ist eine Handlung des Gebens, der Liebe.

Mund: Es gibt den Siwug (Kopplung/Paarung) „Mund zu Mund“, und den Siwug „Mund zu Ohr“. „Mund zu Mund“ bedeutet Geist mit Geist, wenn also zwei Seelen, oder die Höhere Kraft und eine Seele, in Verbindung sind.

Korban (Opfer/Opfergabe): Es ist ein Wille zu empfangen, welchen der Mensch korrigiert und dadurch karo, nahe, zur Höheren Kraft kommt.

Menora (Lampe mit sieben Lichtern): Sie symbolisiert die Seele und steht für die sieben Sefirot der Seele, von denen man wissen muss, auf welche Weise und in welcher Reihenfolge man sie „entzünden“, also erlangen kann.

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