Ich beauftrage euch, dass ihr anfangt, einander mit aller Kraft zu lieben, euch in die Leiden der Freunde einzufühlen, euch an den Freuden der Freunde zu erfreuen, so sehr das möglich ist. Ich hoffe, dass ihr diese meine Worte befolgt und in vollem Umfang und in Vollkommenheit einhaltet.
Ich möchte euch an die Wirksamkeit der Liebe zu Freunden erinnern, immer und zu jeder Zeit, denn davon hängt unser Existenzrecht ab, und daran wird unser bevorstehender Erfolg gemessen.
Wendet euch daher von allen imaginären Verpflichtungen ab und richtet eure Herzen darauf aus, nur daran zu denken, angemessene Taktiken zu entwickeln, um eure Herzen wirklich zu einem zu verbinden, damit die Worte „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ buchstäblich in euch wahr werden, und ihr werdet im Gedanken der Liebe leben, der alle Mängel bedecken wird. Und weil ich dafür bete, beginnt, euch wirklich in Liebe zu verbinden, und dann werdet ihr sehen: „Der Gaumen wird schmecken“.
Es steht geschrieben: „der Schöpfer ist eins und Israel sind eins“; daher haften sie am Schöpfer, denn dem Einen ist es angenehm, sich an den einen anzuhaften. Und wann wird das sein? Es geschieht, wenn Israel sich verbünden und in vollständiger Einheit zusammen sind, zu dieser Zeit werden sie als eins betrachtet und der Schöpfer weilt unter ihnen, denn Er ist einer. Aber wenn ihre Herzen sich unterscheiden und sie voneinander getrennt sind, können sie nicht an dem Einen haften und der Schöpfer ist nicht unter ihnen. Stattdessen gibt es Platz für andere Götter. Dies wird im Vers „und ihr, die ihr verschmolzen seid“ gesagt, was bedeutet, wenn ihr aneinander angehaftet und miteinander vereint seid, „werden alle leben“. Da sie alle in einer Einheit sind, ist es dem Einen angenehm, zu verschmelzen mit dem geeinten, und der Eine, der Schöpfer, weilt unter ihnen.
Nachdem der Mensch das Kleid der Liebe vom Nächsten erhalten hat, genießt er nur noch die Liebe zum Nächsten und vergisst die Selbstliebe. Und dann beginnt jeder von ihnen, Genuss nur aus der Sorge um seinen Freund zu empfangen, und es gibt keinen Platz für die Sorge um sich selbst, weil man nur dort arbeiten kann, wo man Genuss empfängt. Da er sich der Liebe zum Nächsten widmet und gerade dadurch Freude empfindet, wird er kein Vergnügen daran haben, für sich selbst zu sorgen.
Wenn 600.000 Menschen aufhören, sich mit der Befriedigung eigener Bedürfnisse zu beschäftigen und kein anderes Ziel im Leben haben, als darauf zu achten, dass es ihren Nächsten an nichts fehlen würde, werden sie es mit großer Liebe, mit ganzen Herzen und der ganzen Seele tun, in voller Übereinstimmung mit dem Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Und dann ist zweifellos klar, dass es niemand aus dem Volk nötig haben wird, sich um die eigene Existenz zu kümmern.
Auf diese Weise wird man völlig davon frei, sich um sein eigenes Überleben kümmern zu müssen, und man hat es leichter, das Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ zu erfüllen. Denn warum sollte man sich noch um das eigene Überleben kümmern müssen, wenn 600.000 Liebende bereitstehen und dafür sorgen, dass es einem an nichts fehlt? Daher, nachdem das ganze Volk dazu einwilligte, wurde ihnen die Tora gegeben, weil sie nun fähig wurden, sie zu verwirklichen.
Die Liebe wird über „Kauf dir einen Freund“ erlangt. Mit anderen Worten, durch Taten kauft man das Herz des Freundes. Denn auch wenn man sieht, dass das Herz des Freundes wie Stein ist, ist dies dennoch keine Rechtfertigung; und wenn man fühlt, dass dieser sich eignet, ein Freund für die spirituelle Arbeit zu sein, dann muss man ihn durch Taten gewinnen. Denn jedes Geschenk, das er seinem Freund macht, ist wie eine Kugel, die eine Aushöhlung in einem Stein macht; auch wenn die erste Kugel nur einen Kratzer im Stein hinterlässt, verursacht die zweite Kugel, die den Stein an derselben Stelle trifft, bereits eine Kerbe, und die dritte macht ein kleines Loch.
Durch die Kugeln, mit denen er wiederholt trifft, vergrößert sich das Loch, und es entsteht ein Raum im steinernen Herzen des Freundes, in dem sich alle Geschenke sammeln; und jedes Geschenk gibt Funken der Liebe, bis sich alle Funken der Liebe in dem Raum im steinernen Herzen sammeln und eine Flamme bilden. Der Unterschied zwischen einem Funken und der Flamme besteht darin, dass da, wo Liebe ist, sie nach außen dringt, das bedeutet eine Offenbarung für alle Völker, dass die Flamme der Liebe in ihm lodert. Und die Flamme der Liebe verbrennt alle Vergehen, denen sie auf dem Weg begegnen.
Aus den Worten “in der Vielzahl der Menschen liegt die Herrlichkeit des Königs“ folgt, dass je größer die Anzahl der Menschen in einer Gemeinschaft ist, desto wirksamer ist ihre Kraft. Mit anderen Worten, eine Gemeinschaft erzeugt eine stärkere Atmosphäre der Größe und Wichtigkeit des Schöpfers.
In so einem Moment empfindet jeder Mensch in seinem Körper, dass er alles, was er für die Heiligkeit tun möchte, um Ihr zu geben, als großes Glück wahrnimmt. Denn er wurde ausgewählt, unter jenen Menschen zu sein, die würdig wurden, dem König zu dienen. So erfüllt ihn jede Kleinigkeit mit Freude, da er nun etwas hat, womit er dem König dienen kann.
Jeder einzelne sollte versuchen, den Geist von Leben und Hoffnung in die Gemeinschaft einzubringen, um ihr so Energie zu geben. So wird jeder der Freunde in der Lage sein, sich selbst zu sagen: „Nun beginne ich komplett neu mit der Arbeit.“ Denn, bevor er in die Gemeinschaft kam, war er mit dem Fortschritt in der Arbeit für den Schöpfer unzufrieden, nun aber erfüllt ihn die Gemeinschaft mit Leben und Hoffnung.
So hat er durch die Gemeinschaft Zuversicht und Stärke bekommen, denn nun spürt er, dass er die Vollkommenheit erreichen kann. Und er fühlt, dass alle seine Gedanken, dass er vor einem hohen Berg steht, der nicht erobert werden kann, und dass dies ein beeindruckendes Hindernis ist, sich nun im Nichts aufgelöst haben. Und er hat dies alles aus der Kraft der Gemeinschaft empfangen, weil jeder einzelne versucht hat, den Geist der Unterstützung und die Anwesenheit einer neuen Stimmung innerhalb der Gemeinschaft einzubringen.
Es steht geschrieben: „Kein Mensch kann sich selbst aus dem Gefängnis befreien.“ Nur sein Freund kann ihn aufmuntern.
Das heißt, sein Freund bringt ihn in einen Zustand der Munterkeit. Dann spürt der Mensch wieder Kraft, Vertrauen ins Leben und Glück und er beginnt von neuem, als wäre das Ziel nun nahe.
Folglich muss also jeder in der Gruppe aufmerksam sein und darüber nachdenken, wie er die Stimmung seines Freundes heben kann, denn gerade, was die Stimmungslage betrifft, kann jeder in seinem Freund einen Mangel finden, den er füllen kann.
Durch die Verbindung mit Freunden kann man neue Eigenschaften erwerben, die es ermöglichen, Dvekut (Anhaftung) mit dem Schöpfer zu erreichen. Und nur, wenn der Mensch die Verdienste der Freunde sieht, kann er aus ihren Handlungen lernen. Und jemand, der sich selbst höher sieht, kann von den Freunden nichts bekommen. Es heißt, wenn die böse Neigung einem die Niedrigkeit der Freunde zeigt, sollte er sich über den Verstand erheben. Genau genommen würde er besser vorankommen, wenn er innerhalb des Wissens sehen könnte, dass die Freunde höher sind als er selbst. Damit wird das Gebet verständlich, das Rabbi Elimelech für uns verfasst hat: „Lass unsere Herzen die Tugenden unserer Freunde sehen und nicht ihre Fehler“.
Wenn der Mensch kein Verlangen und keine Sehnsucht nach Spiritualität hat, aber unter Menschen ist, die ein solches Verlangen nach Spiritualität haben, und er diese Menschen mag, so nimmt auch er ihre Überwindungskraft und ihre Wünsche und Bestrebungen an, obwohl er selbst aus eigener Kraft jene Wünsche, Verlangen und die Überwindungskraft nicht hat. Aufgrund der Zuneigung und Wertschätzung, mit denen er diesen Menschen begegnet, erhält er neue Kraft.
Der Mensch sollte davon ausgehen, dass sein Freund dem Schöpfer viel mehr dient als er selbst, und „Neid gegenüber Schriftstellern erhöht die Weisheit“. Dadurch wird er in der Arbeit, dem Schöpfer zu dienen, immer stärker werden. Das ist die Bedeutung von „Jeder neidet die Chuppa [den Hochzeitsbaldachin] seinem Freund“, was Begeisterung bedeutet. Weil er sieht, dass die Chuppa seines Freundes größer ist als seine eigene, wird ein Feuer in ihm brennen, und seine Seele lodert noch mehr auf, um dem Schöpfer zu dienen, und er wird mehr Erkenntnis des Schöpfers erlangen.
Es ist angemessen und richtig, an dem Grundsatz der Freundesliebe festzuhalten und die Freunde dem Weg zum Schöpfer näherzubringen. Denn dadurch wird der Mensch in der Lage sein, das Licht für viele Tage heranzuziehen, indem er die Freunde der Arbeit, dem Schöpfer zu dienen, näher bringt.
Nur durch die Kraft der Verbindung in der Gemeinschaft und durch den Neid, den der Mensch gegenüber seinen Freunden empfindet, sieht er, dass sie bessere Eigenschaften haben als er selbst. Das regt ihn an, sich die guten Eigenschaften anzueignen, die sie haben und die er nicht hat, und so beneidet er sie. Er erlangt also neue Eigenschaften durch die Gruppe. Er sieht, dass sie auf einem höheren Niveau sind als er selbst. Und weil er sie beneidet, kann er jetzt höher sein, als zu der Zeit, als er keine Gruppe hatte, denn durch die Gemeinschaft gewinnt er neue Kraft.
Ihr solltet wissen, dass es viele Funken der Heiligkeit in jedem einzelnen der Gruppe gibt. Und wenn ihr alle Funken der Heiligkeit an einem Ort versammelt, in dem Brüder in Liebe und Freundschaft an einem Ort zusammenkommen, werden sie in diesem Moment sicherlich ein Maß an Heiligkeit erreichen, das im Hinblick auf das Licht des Lebens wichtiger ist.
Wir sollten uns daran erinnern, dass die Gruppe auf Basis der Nächstenliebe gegründet wurde, damit jedes Mitglied der Gruppe von ihr Liebe zum Nächsten und Hass, an sich selbst zu denken, bekommt. Das Vorbild seines Freundes, den eigenen Egoismus zu annullieren, wird dazu führen, dass sich alle mit den Absichten ihrer Freunde verbinden.
Wenn die Gruppe beispielsweise aus zehn Mitgliedern besteht, dann wird jeder eine zehn Mal so starke Kraft haben, um die Selbstaufhebung, Selbsthass und Liebe zum Nächsten zu praktizieren.
Der Ratschlag für jemanden, der seine Kraft in der Nächstenliebe vergrößern will, besteht in der Freundesliebe. Wenn jedes Mitglied einer Gruppe sich vor den Freunden annulliert und sich mit ihnen verbindet, entsteht ein einziger Organismus, in dem alle kleinen Teilchen, die Nächstenliebe erlangen wollen, zu einer einzigen Kraft vereint werden. Und wenn man über diese große Kraft verfügt, kann man die Liebe zum Nächsten praktisch ausführen.
Und danach wird der Mensch die Liebe zum Schöpfer erreichen. Doch all das unter der Bedingung, dass jeder sich vor dem anderen annulliert. Wenn man sich jedoch vom Freund distanziert, wird man seinen Anteil, den man bekommen sollte, nicht erhalten. Deshalb sollte jeder sich selbst gegenüber seinen Freunden als Null ansehen.
Der Mensch sollte seine ganze Energie nur in diesen Punkt investieren, den er aus dem Punkt im Herzen erworben hat. Denn jeder Punkt im Herzen gibt Kraft für die Arbeit, wenn diese Kraft eingesetzt wird, um der Umgebung zu dienen.
Die Herrschaft des Menschen über sich selbst wird nur an der Wahl der Umgebung gemessen, und er verdient dafür Belohnung oder Strafe.
Was das Gebet betrifft, sollten wir wissen, dass wir zwischen Gebet und Bitte unterscheiden sollten, wenn jemand den Schöpfer um Hilfe bittet. Ein „Gebet“ bedeutet, dass ein Mensch die Reihenfolge der Gebete einhält, die unsere Weisen für uns festgelegt haben. Und es ist ein „Ersuchen“, wenn ein Mensch privat bittet. So werden Gebet und Bitte interpretiert.