1984/16 Das Geben betreffend
Erklärung des Themas “Geben”. Wenn ein Mensch einer wichtigen Persönlichkeit dient, braucht diese ihn nicht für seine Dienste zu belohnen. Vielmehr wird genau der Dienst als Belohnung angesehen. Wenn ein Mensch weiß, dass der, dem er dient, ein wichtiger Mensch ist, genießt er bereits das Dienen und benötigt keine weitere Belohnung dafür. Im Gegenteil, das Dienen selbst ist sein Genuss.
Wenn er jedoch einem gewöhnlichen Menschen dient, macht ihm dies keine Freude, und er braucht für den Dienst eine Gegenleistung. Wenn zum Beispiel ein wichtiger Mensch mit einem kleinen Koffer anreist, warten viele Leute am Flughafen auf seine Ankunft; er übergibt den Koffer an jemanden, der ihn zum Auto bringt, mit dem er zu seinem Ankunftsziel fährt. Für diese Dienstleistung will er ihm, sagen wir, hundert Dollar geben. Der Dienende wird sich sicherlich weigern, das Geld zu nehmen, denn das Vergnügen, das er durch diese Dienstleistung erhält, überwiegt die hundert Dollar.
Wenn es hingegen ein gewöhnlicher Mensch wäre, dann würde er ihm nicht einmal für Geld dienen. Im Gegenteil, er würde ihm sagen: „Es gibt hier Kofferträger, die deinen Koffer zum Auto bringen. Aber für mich ist es unter meiner Würde, dir zu dienen. Die Kofferträger aber werden sich freuen, dir zu Diensten zu sein, wenn du sie bezahlst, weil es ihre Arbeit ist.”
Daraus folgt, dass es bei derselben Handlung, die er verrichtet, einen Unterschied gibt. Es ist nicht die Handlung selbst, sondern die Frage, für wen sie ausgeführt wird. Es hängt allein von der Wichtigkeit und dem Ansehen des Menschen ab, dem man dient. Es ist egal, ob man selbst die Wichtigkeit dieses Menschen erkennt oder ob andere sie preisen; das allein gibt einem schon die Kraft zu dienen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
Laut dem oben Gesagtem müssen wir die wahre Absicht desjenigen verstehen, der dieser wichtigen Person dient. Liegt die Absicht darin, das Dienen zu genießen, da er es als großes Privileg ansieht, dieser wichtigen Person zu dienen? Oder ist es, weil er große Freude am Dienen empfindet? Woher kommt der Genuss aus dem Dienen dieser wichtigen Person? Er weiß es nicht, sondern hält es für etwas natürliches, dass darin großer Genuss liegt und daher will er ihr dienen.
Liegt die Absicht nun darin, weil dieser Mensch eine wichtige Person ist und er sie deshalb erfreuen möchte? Oder möchte man aus eigenem Genuss diesen Dienst erweisen? Würde man auf diesen Dienst verzichten, wenn man durch andere Mittel die gleiche Freude bekäme? Will man nur dienen, weil man meint, hier ein gutes Gefühl bekommen zu können?
Die Frage ist, ob man beabsichtigt, dass diese wichtige Person sich gut fühlt. Und der Genuss, den man durch das Dienen empfängt – ist er nur das Ergebnis davon und entstammt nicht der Selbstliebe? Oder ist einem die wichtige Person tatsächlich egal und all unsere Berechnungen sind lediglich darauf ausgerichtet, wie viel Genuss man daraus ableiten kann?
Und wenn wir fragen: „Ist es wichtig, mit welcher Absicht man arbeitet?” – dann lautet die Antwort, dass wir wissen müssen, was die Gefäße des Gebens sind.
Es gibt drei Unterscheidungen in einer Handlung des Gebens.
1) Man beschäftigt sich mit dem Geben an andere – entweder mit seinem Körper oder mit seinem Geld – um dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Mit anderen Worten, der Dienst selbst verschafft einem nicht genug Genuss. Vielmehr will man etwas dafür zurückbekommen. Zum Beispiel möchte man für seine Arbeit im Geben geehrt werden. Dann hat man die Kraft zu arbeiten. Wäre man sich jedoch der Ehre nicht sicher, dann würde man nichts zugunsten des Nächsten tun.
2) Man beschäftigt sich mit dem Geben an andere und will keine Belohnung dafür. Man gibt sich vielmehr mit den Handlungen des Gebens zufrieden. Es liegt in deren Natur, anderen Gutes zu tun, und darin liegt der ganze Genuss. Sicherlich ist das eine höhere Stufe als die erste, denn man handelt mit der Absicht, anderen Gutes zu tun. Wir sollten es „geben, um zu geben“ nennen.
Wenn wir aber genauer nachforschen und unsere wahre Absicht beim Geben für andere ergründen, führen wir all diese Handlungen aus, weil wir genießen wollen – aus Selbstliebe, denn aufgrund unserer Natur genießen wir die Handlungen des Gebens. Oder ist unser Ziel der Genuss daran, dass es anderen gut geht?
Genießen wir also, wenn andere guter Stimmung sind und versuchen wir deshalb, anderen Gutes zu tun, damit sie sich wohl fühlen und ihr Leben genießen? Und wenn wir zufällig sehen, dass ein anderer erfolgreicher darin ist, etwas für die Mitmenschen zu tun, würden wir dann unsere Freude am Geben aufgeben und es dem anderen überlassen?
Wenn man allerdings nicht fähig ist, dem anderen das Geben an seine Mitmenschen zu überlassen, obwohl dieser sogar kompetenter wäre, dann kann man dies nicht als „geben, um zu geben“ bezeichnen, denn hier ist letztlich doch die Selbstliebe der bestimmende Faktor.
3) Man arbeitet, um keine Belohnung zu empfangen. Und selbst wenn man sieht, dass es jemand anderen gibt, der fähiger ist, verzichtet man auf seinen Genuss, anderen zu geben und kümmert sich nur um das Wohl des anderen. Dies wird „geben, um zu geben“ genannt.
Daher muss man hinsichtlich der wirklichen Absicht prüfen, ob man für sich selbst gute Stimmung schaffen möchte und deshalb dient, oder ob man beabsichtigt, der wichtigen Person eine gute Stimmung zu verschaffen.
Um die obige Unterscheidung zu begreifen, könnte man interpretieren, dass man diese Person in gute Stimmung bringen möchte, weil man sie für wichtig hält. Während des Dienens selbst jedoch ist man guter Laune und fühlt erhabene Freude. Nun merkt man, dass alle angestrebten Genüsse nichtig sind verglichen mit dem Gefühl, das man erhält, wenn man der wichtigsten Person der Welt dient. Und es fehlen einem die Worte, die dadurch gewonnene Zufriedenheit zu beschreiben, diese wichtige Persönlichkeit in gute Stimmung gebracht zu haben!
Nun kann man seine Absicht genau prüfen, mit der man diese wichtige Persönlichkeit in gute Stimmung versetzt hat – spielte der eigene Genuss dabei eine Rolle? Oder bestand die Absicht darin, dieser wichtigen Persönlichkeit Freude zu bereiten und deshalb großes Verlangen am Dienen zu haben, nur weil die Person wichtig ist?
Wenn man folglich weiß, dass es jemanden gibt, der dieser Person mehr Freude bereiten kann, obwohl man selbst auch viel Freude verspürt, sollte man darauf verzichten und von ganzem Herzen wollen, dass der andere diesen Dienst leistet, weil er dies besser kann als man selbst?
Folglich ist man bereit, seinen Dienst abzugeben – obwohl man dadurch großen Genuss empfindet und auch zum Vorteil und zur Zufriedenheit der wichtigen Person arbeitete. Man denkt dann bei diesem Verzicht nicht an sich selbst, sondern nur an das Wohl der wichtigen Person. Dann kann man daraus schließen, dass unsere Absicht keinen Selbstnutzen beinhaltet, sondern alles geschieht nur um des Gebens willen und man nimmt auf sich selbst keine Rücksicht. Daraus ergibt sich eine umfangreiche Selbsterforschung, denn man kann sich nicht selbst beschwindeln, und dies wird „vollkommenes Geben“ genannt.
Wir müssen aber wissen, dass man dies nicht alleine erreichen kann. Vielmehr wird darüber gesagt (Kidushin, 30): „Des Menschen Trieb überkommt ihn jeden Tag und versucht ihn zu töten, wie gesagt wird ‚Der Böse beobachtet den Gerechten, und versucht, ihn zu töten,‘ und wenn ihm der Schöpfer nicht hilft, würde er nicht siegen, so wie geschrieben steht: ‚Der Herr wird ihn nicht in seinen Händen lassen.’”
Man muss sich zuerst fragen, ob man die Kraft hat, mit der Absicht handeln zu können, dem Schöpfer Zufriedenheit zu geben. Wenn man bereits erkannt hat, dass man nichts alleine erreichen kann, konzentriert man seine Tora und Mizwot auf einen einzigen Punkt, welcher “das Licht in der Tora führt ihn zum Guten zurück” ist. Dies wird die einzige Belohnung sein, die man von Tora und Mizwot haben wird. Die Belohnung für diese Anstrengung wird dann als “Kraft des Gebens“ bezeichnet, die man vom Schöpfer bekommt.
Es gibt eine Regel: Wenn man sich anstrengt, also auf seine Ruhe verzichtet, tut man es, weil man etwas will und weiß, dass man es ohne Anstrengung nicht bekommen wird. Aus diesem Grund hat ein Mensch, der sich in der Beschäftigung mit Tora und Mizwot bemüht, einen Mangel, und deshalb beschäftigt er sich mit Tora und Mizwot, um das zu bekommen, was er will.
Dementsprechend muss man, bevor man seine Arbeit, dem Schöpfer zu dienen, beginnt, darauf achten und darüber nachdenken, was man will: Welche Belohnung wünscht man sich als Gegenleistung für die Arbeit? Oder einfach gesagt, was ist der Grund, der uns dazu zwingt, uns mit Tora und Mizwot zu beschäftigen? Wenn man weiß, was man benötigt und wofür man sich anstrengen sollte, beginnt man sehr intensiv nachzudenken, da es einem schwerfällt, genau zu wissen, was man wirklich will.
Deshalb gibt es viele Menschen, die – wenn sie über den Zweck ihrer Arbeit nachdenken – nicht das wirkliche Ziel festlegen können und deshalb sagen: “Warum sollten wir uns mit genauen Untersuchungen ermüden?” Stattdessen arbeiten sie ohne Ziel und sagen: “Wir arbeiten für die nächste Welt.” Und was ist die nächste Welt? „Warum sollten wir darüber nachdenken? Wir glauben nur, dass sie gut ist und geben uns damit zufrieden. Wenn wir die Belohnung der nächsten Welt empfangen, dann werden wir wissen, was es ist. Warum sollten wir jetzt genauer darüber nachdenken?”
Nur wenige sprechen über Dwekut (Anhaftung) an den Schöpfer, und um Dwekut zu erreichen, müssen sie Gleichheit der Form erreichen: „So wie Er barmherzig ist, sei auch du barmherzig.” Folglich versucht man, die Gleichheit der Form zu erreichen – dass alle Handlungen auf das Geben ausgerichtet sind. Erst dann werden die Einschränkungen und Verhüllungen, die in der Welt existieren, entfernt, und man beginnt, Kedusha (Heiligkeit) zu fühlen.
Wenn man jedoch mit der Arbeit anfängt, um die Stufe des Gebens zu erreichen, erkennt man, dass man weit davon entfernt ist und eigentlich keinerlei Verlangen nach einem Gedanken, einem Wort oder einer Handlung hat, die auf die Fähigkeit zu geben abzielen. Und dann weiß man nicht, was man tun soll, um die Kraft des Gebens zu erreichen. Und obwohl man sich immer mehr anstrengt, wird einem die Unmöglichkeit, das Geben jemals zu erreichen, immer deutlicher bewusst.
Erst dann begreift man, dass nur der Schöpfer einem helfen kann und man sich mit Tora und Mizwot beschäftigen muss, um die Belohnung zu erhalten, die darin besteht, vom Schöpfer die Kraft des Gebens zu erhalten. Man hofft auf diese Belohnung, weil man Gleichheit der Form mit den Eigenschaften des Schöpfers (das Geben) und somit Dwekut mit Ihm erreichen will. Und das ist die einzige Belohnung, die man sich erhofft.
Damit erhält man durch die Arbeit mit Tora und Mizwot das, was man alleine nicht erreichen kann. Stattdessen braucht man jemanden, der es einem geben kann. Es ist wie körperliche Arbeit: Da man Geld nicht selbst beschaffen kann, strengt man sich an und erhält als Gegenleistung Geld. Genauso verhält es sich in der Spiritualität. Was man selbst nicht erlangen kann, sondern von jemand anderem erhalten muss, nennen wir “Belohnung”.
Wenn ein Mensch daher die Eigenschaft des Gebens erlangen möchte, weil er Dwekut mit dem Schöpfer erreichen will, und er diese Eigenschaft nicht ohne den Schöpfer erzielen kann, wird das, was er bekommen will, “Belohnung” genannt. Die Regel lautet, dass man sich für eine Belohnung anstrengen und arbeiten muss. Daher beschäftigt man sich mit Tora und Mizwot, um diese Belohnung, die Kraft des Gebens, zu bekommen. Gleichzeitig bedeutet es, die Selbstliebe aufzugeben und ein Verlangen danach zu entwickeln, sich nur mit der Nächstenliebe zu beschäftigen.
Dies ist die Bedeutung von „Man sollte sich immer mit Tora und Mizwot im Sinne von Lo Lishma (nicht für Ihren Namen) beschäftigen, denn von Lo Lishma kommt man zu Lishma (für Ihren Namen), weil das Licht darin den Menschen zum Guten zurückführt.” Indem er mit Tora und Mizwot arbeitet, erreicht er diese Stufe Lishma durch die Arbeit, die er vorher leistet. Deshalb wird er mit dem Licht belohnt, das ihn zum Guten zurückführt und es wird so angesehen, dass er die Kraft des Gebens von Oben bekommen hat.
Wir sollten jedoch fragen, warum man sich zuerst anstrengen muss, um dann das Licht der Tora zu bekommen. Warum bekommt man nicht sofort das Licht der Tora, damit es einen augenblicklich verändert? Und auch, warum man sich für nichts anstrengen und Zeit verschwenden soll? Wäre es nicht besser, wenn man das Licht gleich zu Beginn seiner Arbeit bekäme, damit man sofort die Arbeit in Lishma beginnen könnte?
Die Sache ist die, dass es kein Licht ohne Gefäß (Kli) gibt, und Kli bedeutet ein Verlangen. Wenn ein Mensch nun ein Bedürfnis hat und dieses Bedürfnis befriedigen will, dann wird dies „Kli” genannt. Erst wenn er ein Kli hat – das Verlangen nach einer Füllung – kann er die Füllung bekommen. Dann ist man mit der erhaltenen Füllung zufrieden, da sie es ist, nach der man sich sehnte. Belohnung wird als Füllung angesehen, weil das Begehren gestillt wird. Darüber hinaus hängt das Ausmaß der Wichtigkeit der Füllung von dem Ausmaß des Begehrens ab. Und entsprechend dem Ausmaß des Leidens, das man im Zustand des Mangels empfand, genießt man die Füllung.
Aus diesem Grund ist es unmöglich, dem Menschen ein Licht zu geben, das ihn zum Guten zurückführt, wenn er danach keinerlei Verlangen hat. Denn durch die „Rückkehr zum Guten” wird er die Kraft der Selbstliebe verlieren und die Kraft der Nächstenliebe erhalten.
Wenn ein Mensch kein Verlangen danach hat, die Selbstliebe aufzugeben, und man sagt ihm: “Arbeite ein wenig und im Gegenzug wirst du kein Verlangen mehr nach Selbstliebe haben”, betrachtet er dies nicht als Belohnung. Vielmehr denkt er das Gegenteil, dass er für seine geleistete Arbeit eine Belohnung als Gegenleistung bekommen sollte. Aber er bekommt etwas Schlechtes und so viel davon, dass er sofort all seine Selbstliebe verlieren würde. Wer würde dem zustimmen?
Aus diesem Grund muss man zuerst in Lo Lishma studieren, damit einen der Körper dadurch unterstützt, da ein Mensch nur bereit ist, einen kleinen Genuss zugunsten eines großen aufzugeben. Jedoch von Natur aus kann man sich keinen Genuss vorstellen, der nicht auf Selbstliebe basiert. Daher wird uns gesagt, dass man für die Beschäftigung mit Tora und Mizwot belohnt wird. Es ist keine Lüge, denn man wird für seine Anstrengungen in Tora und Mizwot belohnt werden, und dies ist die Wahrheit, weil man wirklich belohnt wird, aber die Belohnung wird sich ändern.
Ein Vater sagt zum Beispiel zu seinem Kind: „Wenn du ein guter Junge bist, kaufe ich dir ein Spielzeugauto.” Dann geht der Vater ins Ausland und kommt einige Jahre später zurück. Der Sohn ist bereits erwachsen und sagt: “Vater, bevor du ins Ausland gingst, hattest du mir ein Plastikspielzeugauto versprochen.” So geht sein Vater nun und kauft ihm ein richtiges Auto, mit dem er große Strecken zurücklegen kann.
Der Sohn ist nun reifer und versteht, dass die Zeit für Plastikautos vorüber und die Zeit für richtige Autos gekommen ist. Wird dies als Irreführung seitens seines Vaters angesehen? Natürlich nicht, denn der Junge sieht nun, dass er es als Kind nicht anders verstanden hätte, sondern nur eine kleine Belohnung [begreifen konnte].
Auch hier wird mit einer kleinen Belohnung begonnen, welche Lo Lishma genannt wird. Der Mensch erwartet, zunächst mit etwas belohnt zu werden, das wertlos ist verglichen mit der Belohnung aus der Arbeit in Lishma, dem Kli, in dem man den Genuss und die Freude empfangen kann, die der Schöpfer gewähren will. Das sind die wahren Genüsse.
Daraus folgt, dass es wahr ist, dass er die Belohnung erhält, wenn man ihm sagt, in Lo Lishma zu arbeiten. Wenn man beabsichtigt zu geben, wird man auch belohnt werden. Die einzige Unwahrheit liegt in der eigentlichen Belohnung. Während ein Mensch sich in Lo Lishma befindet, denkt er, dass ihm eine andere Belohnung gegeben wird, da das Kli, welches diese empfängt, „Selbstliebe” genannt wird.
Doch sobald der Mensch wächst, versteht er, dass die Gefäße (Kelim), die tatsächlich die Belohnung empfangen, Gefäße des Gebens sind und wirklicher Genuss und Vergnügen genau in diesen Kelim empfangen werden. Dann fühlt er sich als der glücklichste Mensch der Welt. Die Belohnung, die er jedoch erhalten wollte, als er noch in Lo Lishma war, konnte nur die Belohnung sein, die für einen kleinen Jungen passend war.
Wenn man ihn daher lehrt, Belohnung und Genuss für seine Arbeit in Lo Lishma zu empfangen, dann wird es nicht als Lüge angesehen, da er nichts verloren hat, weil seine Belohnung gegen eine größere ausgetauscht wurde. Es muss nur erklärt werden, dass Lo Lishma eine andere Belohnung ist, als man dachte. Eine Belohnung bleibt eine Belohnung und ändert sich nicht; nur der Begriff der Belohnung ändert sich – von einer falschen und unwirklichen Belohnung zu einer wirklichen Belohnung.
Aus dem Gesagten folgt, dass ein Mensch als wichtigste Gegenleistung für seine Arbeit in Tora und Mizwot die Gefäße des Gebens vom Schöpfer erhält, die man durch Anstrengung allein nicht erhalten kann, da sie der Natur entgegengesetzt sind. Es ist ein Geschenk von Oben, dass unsere Belohnung darin besteht, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, dem Schöpfer Genuss bereiten zu können. Und da dies die zu erwartende Belohnung ist, wird sie „unsere Belohnung” genannt. Um dies alles besser zu verstehen, müssen wir Punkt 3 im Allgemeinen Vorwort zum Baum des Lebens lesen: „Die Wurzel der Dunkelheit ist der Massach im Kli von Malchut, und die Wurzel der Belohnung wurzelt im Reflektierten Licht, das aus dem Siwug de Hakaa entsteht.”
Dort zeigt er die Wurzel zu dem, was wir in dieser Welt sehen: Jedes Ding auf dieser Welt ist ein Zweig, der sich von der Wurzel, den Höheren Welten, ausdehnt. Er sagt dort: „Die Wurzel der Anstrengung, die ein Mensch in dieser Welt fühlt, erstreckt sich von der Wurzel des Massach im Kli von Malchut.”
Das bedeutet, dass das Kli der Geschöpfe Verlangen Genuss zu empfangen genannt wird, welches der Schöpfer aufgrund Seines Verlangens, Seinen Geschöpfen Genuss zu bereiten, erschuf. Daher erschuf Er in den Geschöpfen das Verlangen, Genuss zu empfangen. In den Höheren Sefirot wird dies Malchut genannt.
Anschließend erfahren wir, dass es eine Einschränkung (Zimzum) gab. Das bedeutet, dass man kein Empfänger mehr sein möchte und die Gleichheit der Form mit dem Schöpfer anstrebt. In der Heiligkeit (Kedusha) wurde eine Regel geschaffen, dass ohne Absicht zu geben nichts empfangen wird.
Dies ist die Bedeutung der Korrektur des Schirms (Massach). Das Licht nicht empfangen zu wollen wird „Massach” genannt. Es ist mit einem Vorhang vergleichbar, den man vor das Fenster hängt, weil man das Sonnenlicht nicht empfangen will, das ins Haus scheint.
Wenn wir daher von Höheren Lichtern sprechen, verzichtete Malchut darauf, das Licht zu empfangen, obwohl sie großes Verlangen und Sehnsucht danach hatte. Sie gab den Genuss auf, weil sie Gleichheit der Form wollte. Dies wird „Arbeit“ genannt und bedeutet, dass sie etwas gegen ihren Willen machte, um sich selbst vom Empfangen des Genusses abzuhalten.
Auch in der materiellen Welt muss ein Mensch etwas Genuss aufgeben, was als Anstrengung betrachtet wird. Wenn man zum Beispiel Ruhe genießt und diese aus irgendeinem Grund aufgeben und etwas tun muss, wird dies „Anstrengung” genannt.
Wenn der körperliche Zweig die Belohnung empfängt, wird uns auch gezeigt, wo dies in den Höheren Welten wurzelt. Er zeigt uns, dass die Wurzel der Belohnung sich vom Reflektierten Licht ausdehnt, welches das Verlangen zu geben ist und aus dem Siwug de Hakaa hervorkommt, der zwischen dem Höheren Licht, dem Massach und der Awiut (Dicke) erscheint (siehe Talmud Essera Sefirot, Teil 4, Punkt 8). Er schreibt dort: “Das eingekleidete Reflektierte Licht (Or Choser) kommt als Ergebnis zweier Kräfte hervor.”
In der Spiritualität bedeutet ein Siwug de Hakaa, wenn zwei Dinge sich gegensätzlich zueinander verhalten. Dies wird als Hakaa (Schlag) angesehen. Das bedeutet, dass man einerseits diese Sache wirklich will, weil man sieht, dass sie riesigen Genuss bereiten wird, andererseits überwindet man sich, diesen Genuss nicht zu empfangen, weil man Gleichheit der Form anstrebt.
In der Tat gibt es hier zwei Verlangen: 1) Das Verlangen, Genuss zu empfangen, und 2) das Verlangen nach Gleichheit der Form. Und aus diesen beiden entsteht etwas Neues, das eingekleidetes Reflektiertes Licht genannt wird. Mit dieser Kraft kann man später den unendlichen höheren Genuss erlangen, weil dieses Reflektierte Licht das geeignete Kli für dessen Aufnahme ist.
Dieses Kli birgt zwei Aspekte: 1) Man empfängt den Genuss der Höheren Erfüllung, welche aus dem Schöpfungsgedanken kommt, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. 2) Gleichzeitig befindet man sich selbst in Gleichheit der Form, welche die zweite Unterscheidung ist, die man beim Empfangen der Erfüllung hat.
Aus dem Gesagten erkennen wir, dass die ganze Belohnung nur im Reflektierten Licht besteht, das die Kraft des Gebens darstellt, die der untere vom Höheren empfängt. Dies nennt er Reflektiertes Licht, gleich dem, was der untere dem Höheren gibt. Die Füllung, die ursprünglich vom Schöpfer kam, wird Direktes Licht genannt, wie geschrieben steht: „Gott erschuf den Menschen direkt.” Der Schöpfungsgedanke, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, bedeutet für den unteren, die Erfüllung zu empfangen. Dies wird „direkt” genannt.
Die Empfänger der Erfüllung wollen jedoch Gleichheit der Form, daher haben wir eine Korrektur, genannt Reflektiertes Licht. Das heißt, der Empfänger empfängt die Füllung, weil er dem Höheren geben will und nicht, weil er selbst Genuss empfinden will. Mit anderen Worten, so wie der Höhere vom Empfangenden will, dass er genießt, so beabsichtigt auch der Empfänger der Füllung, den Genuss an den Geber zurückzugeben – das bedeutet für den Höheren, dass Er es genießt, dass Sein (Schöpfungs-) Gedanke sich erfüllt hat. Daraus folgt, dass die Belohnung hauptsächlich im Reflektierten Licht besteht, in der Kraft des Gebens, die der untere vom Höheren empfängt.
Wir müssen die Aussage verstehen, dass das Kli, welches “Kraft des Gebens” genannt wird, die gesamte Belohnung ist. Letztendlich bedeutet Belohnung etwas, das empfangen wird. Wir sagen „Ich arbeite für den Lohn“, oder es heißt, das Ziel der Schöpfung ist, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, was bedeutet, dass sie Belohnung empfangen. Und hier heißt es, dass die Belohnung „Kraft des Gebens” genannt wird. Und was schließen wir daraus? Dass dem Menschen die Belohnung gewährt wird, die Göttlichkeit und die Geheimnisse der Tora zu erfassen. Doch warum heißt es, dass die Belohnung die „Kraft des Gebens” sei? Vielmehr sagt er uns, dass sich dies von der Höheren Wurzel ausdehnt und Reflektiertes Licht genannt wird.
Bekanntermaßen will die Kuh mehr Milch geben, als das Kalb trinken kann. Daraus folgt, dass der Schöpfer den Geschöpfen mehr geben will, als die Geschöpfe empfangen wollen. Wer also blockiert dies? Wir müssen uns an den Zimzum erinnern, der den Geschöpfen Gleichheit der Form gewährt. Dies ist eine Korrektur, um das Brot der Scham zu meiden, welches sich von unserer Wurzel ausdehnt, weil der Schöpfer das Geben und nicht das Empfangen darstellt, denn Er hat weder Bedürfnisse noch Empfangen. Basierend auf der Regel, die in unserer Natur existiert, dass jeder Zweig seiner Wurzel gleichen will, fühlt sich daher der untere unangenehm beim Ausführen einer Handlung, die nicht in der Wurzel vorhanden ist.
Folglich muss man gar nichts tun, um die Füllung von Licht und Genuss zu empfangen, da der Schöpfer einem immer mehr geben will, als wir, die Geschöpfe, empfangen wollen. Jedoch hat das Geschöpf aufgrund der Scham kein Kli, in dem es die Füllungen genießen kann, die ihm gegeben werden. Daraus folgt, dass die einzige Belohnung, die wir benötigen, das Kli ist, welches „Kraft des Gebens“ genannt wird. Daher benötigen wir nur die Kelim und nicht die Lichter, und deshalb liegt die Belohnung hauptsächlich in der Kraft des Gebens.
Um jedoch dieses Kli, genannt „Verlangen zu geben”, empfangen zu können, brauchen wir das Gefühl, dass wir dieses Kli benötigen. Daher müssen wir uns zuerst mit Tora und Mizwot in Lo Lishma beschäftigen, und darin liegt unsere Anstrengung, um zu erkennen, dass wir alles aus Selbstliebe ohne irgendwelche Absicht zu geben tun.
Und dann erkennen wir, dass wir die Kraft des Gebens brauchen und wir eine Belohnung für unsere Arbeit wollen, und dass der Schöpfer uns diese Belohnung in Form des Verlangens zu geben gewährt. Und wenn wir diese Kraft haben, können wir den Genuss und die Freude empfangen, die für uns vorbereitet wurden und für die wir überhaupt nicht arbeiten müssen, weil der Schöpfer sie bereitwillig schenkt. Damit der Mensch sich jedoch von Stufe zu Stufe erhebt, muss er jedes Mal erneut die Kraft des Gebens erlangen, und dann fehlt ihm nichts mehr.
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