1988/11 Was bedeutet: Zwei Stufen vor Lishma (für Ihren Namen)?

Artikel 11, 1988, Shlavey HaSulam

Im Buch Sohar, Kapitel Shemot, wird gefragt: „Und hier die Namen der Söhne Israels, die in Ägypten einzogen. Sie kamen mit Jakob, jeder mit seinem Haus…“ Wieso fängt er mit „Israel“ an und endet mit “Jakob”? Er erklärt es mit Hilfe der höheren Stufen.

Man muss die Frage der zwei Stufen in der Vorbereitungsperiode verstehen. Noch bevor der Mensch der Eigenschaft Lishma (für Ihren Namen) würdig wird, zeugt Israel von der Vollkommenheit, weil Israel die Eigenschaft Li Rosh (wörtlich – ich bin der Kopf) ist, und Jakob dagegen die niedrigere Stufe darstellt.

Der Mensch beginnt mit der Arbeit für den Schöpfer in Lo Lishma. Und daher ist seine Arbeit nur Handlung, also ohne die Absicht des Gebens. Daher erscheint es dem Menschen, als würde er gut voranschreiten und als würde sich sein Besitz an Tora und Mizwot jeden Tag vergrößern. Der Mensch fühlt sich in einem Aufstieg, weil er sieht, dass er die Stufen emporsteigt. Er sieht, dass er immer mehr erwirbt.

Dann bekommt er vom Umgebenden Licht die Lebenskraft in seiner Arbeit. Dieses Licht leuchtet für alle, für das ganze Volk Israel. Wie in Talmud Esser HaSefirot, Teil 1 erklärt wird, leuchtet das Umgebende Licht sogar in den Gefäßen des Empfangens. Das Innere Licht jedoch leuchtet nur in den Gefäßen des Gebens, weil die erste Einschränkung (Zimzum Alef) auf dem Vierten Stadium erfolgte, um darin kein Licht zu empfangen. Deswegen entfernt sich das Licht aus dem Kli, weil es nur in der Innerlichkeit leuchtet.

Und bezüglich des Umgebenden Lichtes wird in Panim Masbirot (Seite 29) erklärt: „Das Vierte Stadium stellt das Umgebende Licht dar, weil die Unendlichkeit (Ein Sof) jetzt als das Geben von dem Ort aus leuchtet, welcher sich entfernt hat. Aus diesem Grund hat sich der Punkt des Verlangens des Vierten Stadiums verkleinert; er hat kein Verlangen zu empfangen mehr, denn seine Gefäße des Empfangens gingen verloren, wodurch er das Licht der Unendlichkeit nicht mehr empfangen konnte wie zuvor. Der Mittelpunkt entfernte sich vom Licht und daher nennen wir das Ausbreitung des Ortes in die Unendlichkeit.

Das bedeutet, dass das Licht der Unendlichkeit als Umgebendes Licht leuchtet. Es leuchtet auch an Orten, wo sich kein für das Geben geeignetes Gefäß befindet, und das heißt schwaches Leuchten. Das Innere Licht aber leuchtet weit und in Fülle. Daher fühlt sich der Mensch im Zustand Lo Lishma auf der Stufe von Israel. Wenn der Mensch aber mit der Arbeit für das Geben beginnt, um die Gefäße für das Innere Licht zu erhalten, will er der Eigenliebe entkommen. Dann kommt er ins ägyptischen Exil. Das bedeutet, dass er merkt, wie weit er von der Verschmelzung mit dem Schöpfer und der Angleichung an Seine Eigenschaften entfernt ist. In seinem Verstand und in seinem Herzen herrscht die Ägyptische Klipa.

In diesem Zustand sieht der Mensch seine Entfernung von der Eigenschaft Israel, und er befindet sich im kleinen Zustand Jakob (Ferse). Er befindet sich in einem absolut niedrigen Zustand, weil er sieht, dass er sich mit jedem Tag noch weiter vom Schöpfer entfernt und keine Verbindung mit der Heiligkeit hat.

Das nennt sich das ägyptische Exil, wenn Pharao zum Menschen kommt und fragt: „Wer ist dieser Schöpfer, auf den ich hören soll?“ Mit anderen Worten kommen jedes Mal die Gedanken des Pharao zu ihm und stellen ihm diese Frage. Es gibt keinen anderen Rat für den Menschen, außer zum Schöpfer zu beten, auf dass Er ihm im Kampf gegen diese Gedanken helfe, weil sie als Verhüllung dienen, die den Glauben an den Schöpfer verhüllen. Das heißt “mezer-mi” (wer engt ein), wenn die Ägypter die Frage stellen: „Wer ist dieser Schöpfer, dass ich auf Seine Stimme hören sollte?“ Das sind Mizraim – “mezer-jam” –  die Engpässe im Meer.

In diesem Zustand hat er immer viele Fragen. Das bedeutet, dass „sie nach Ägypten gehen“ in die Engpässe des Schöpfers, „mit Jakob“, wenn sie zur Stufe „Ekev“ (Ferse) kommen, zum Ende und zum Abschluss der Heiligkeit, wo sie sich wie der Schöpfer (jud-hej) fühlen, wenn sie die Macht des Himmels auf sich nehmen sollten. Es wurde ihnen eng und sie konnten wegen der Fragen des Pharao, des ägyptischen Königs, der über sie herrschte, nicht arbeiten. Wegen der Fragen „Wer und was“ – die Eigenschaften des Verstandes und des Herzens – also „Wer ist dieser Schöpfer, dass ich auf Ihn hören soll?“ und „Wozu brauche ich diese Arbeit?“.

So steht geschrieben „In der Bedrängnis rief ich zum Herrn” (Psalmen 118:5) – die Gebete, welche infolge der ägyptischen Plagen entstehen. Darüber wurde ebenfalls geschrieben: “Die dann in ihrer Bedrängnis schrien zum Herrn, und die er aus ihrer Bedrängnis erlöste” (Psalmen 107:19). Es ist bekannt, dass zar (die Enge) den Platz bedeutet, der für Chassadim zu eng ist. Sie konnten das Geben nicht ausüben. Denn als sie die Macht des Himmels auf sich nehmen wollten (was jud-hej, Schöpfer, fürs Geben heißt), spürten sie die Enge und waren nicht im Stande, irgendetwas aus Barmherzigkeit zu tun.

Der Unterschied zwischen dem Geben und dem Empfangen in der Arbeit ist enorm. Denn in der Zeit, in der wir die Gefäße des Empfangens nutzen wollen, erhalten wir Genuss und Befriedigung, da die Lichtfunken zuerst in die Klipot gegeben wurden, die sich Gefäße des Empfangens nennen. Das geschah, damit die Welt existieren konnte. Wenn daher der Mensch die Empfangsgefäße nutzen möchte, hat er einen Ort, aus dem die Genüsse kommen, die sich „schwaches Licht“ nennen. Es leuchtet für die Welt, damit sie existieren kann.

Wenn der Mensch die Empfangsgefäße aber nicht nutzen will, die Gefäße des Gebens aber noch nicht erlangt hat, befindet er sich in einem unbequemen Zustand, weil er noch keinen Platz hat, aus dem er Wohlbefinden und Genuss ziehen könnte.

Wenn er daher für das Geben arbeiten und Genuss in den Gefäßen des Gebens erhalten will, diese aber noch nicht erworben hat und das Exil spürt, schreit er: “In der Bedrängnis rief ich zum Herrn, der Herr hat mich erhört und mir mit der Weite geantwortet.” (Psalmen 118:5). Und mit der „Weite“ ist die Breite und die Weite für Chassadim gemeint, wenn der Schöpfer ihm mit der Eigenschaft der Barmherzigkeit hilft und ihm Gefäße des Gebens gibt.

Das bedeutet, dass sie aus dem ägyptischen Exil in die Befreiung auszogen, weil sie jetzt für das Geben arbeiten können und die Wichtigkeit der Erhabenheit des Schöpfers fühlen, die Wichtigkeit der Gefäße des Gebens, welche Gleichheit der Form heißen. Sobald der Schöpfer dem Menschen die Weite (Ausweitung) der Gefäße des Gebens gibt, verschwinden von ihm Zimzum und Verhüllung, die er aufgrund der Herrschaft der ägyptischen Klipa mit ihren Fragen und ihrer Macht hatte. Jetzt nimmt er das Königreich des Himmels nicht als Enge auf sich wie früher, sondern als Weite. Dies erklärt die Worte: „Der Schöpfer antwortete mir mit der Weite“. Das wiederum bedeutet, dass er der Arbeit des Gebens würdig wurde. Folglich existieren zwei Stufen in der Arbeit, bevor wir zur Stufe Lishma kommen.

Die erste Stufe ist die Eigenschaft Israel, wenn er empfindet, dass er die Vollkommenheit in der Eigenschaft „ich bin der Kopf“ (Li Rosh) hat. Das geschieht in der Arbeit der Allgemeinheit, wenn er das allgemeine umgebende Licht erhält, welches ihm aus der Ferne leuchtet. Wenn sich der Mensch also noch fern vom Schöpfer befindet und in das Verlangen für sich selbst zu empfangen vertieft ist, empfindet er auch in diesem den Genuss Lo Lishma. Denn der Genuss seiner Arbeit wurde in Form von Anerkennung, welche er von den anderen Menschen erhält, die ihn würdigen, beigemengt. Die Ehrerbietung und die Belohnung erhält er von den Menschen, weil sie ihn als Gottesdiener anerkennen. Er bekommt den Genuss in Form des „schwachen Lichtes“ (Ner Dakik), welches in den materiellen Genüssen leuchtet, und diese heißen „Neid, Lust und Ehre“. Deswegen fühlt er sich in der Eigenschaft Israel vollkommen.

Wenn er beginnt, in die Arbeit Lishma vorzudringen, ist das die zweite Eigenschaft. Dann steigt er ab ins ägyptischen Exil und der Körper beginnt, dem Menschen zu widersprechen; und er lässt ihn nicht arbeiten, weil er Fragen stellt, die nicht mit dem Verstand beantwortet werden können. Und er ist nicht immer in der Lage, sie über dem Verstand zu bewältigen. Folglich spürt er die Abstiege und Aufstiege, und jedes Mal wird ihm von Oben gezeigt, was die uneigennützige Arbeit des Gebens bedeutet. Und obwohl es der Mensch versteht, muss es von Oben kommen, damit er das richtige Gefühl dazu erhält. Dann beginnt die Arbeit „mit Lehm und Ziegelsteinen“, wenn er die Schwere der Versklavung im Exil empfindet.

Aus dem Gesagten muss man verstehen, was es bedeutet, „der König Ägyptens ist gestorben“. Es gibt die Arbeit aus Eigennutz, welche Klipa des ägyptischen Königs heißt. Sobald man aber aufhört, für ihn zu arbeiten und man fühlt, dass die Arbeit für sich selbst Macht des ägyptischen Königs heißt, die Eigenschaft des Todes, hat man bereits die Arbeit für den Himmel übernommen. In diesem Falle hat man keine Kraft mehr, unter der Herrschaft des ägyptischen Königs zu arbeiten.

Es stellt sich heraus, dass sie für ihren eigenen Nutzen nicht arbeiten wollen und für den Schöpfer nicht arbeiten können. Das gleicht dem Gesagten: „Und die Kinder Israels stöhnten unter der Arbeit und schrien, und ihr Schreien unter der Arbeit erhob sich bis zum Schöpfer“. „Schrien“ und „ihr Schreien erhob sich“ – das alles war in der Eigenschaft Arbeit des Schöpfers.

Mit anderen Worten wollten sie, dass ihre Arbeit für den Schöpfer sei und nicht für sich selbst, doch sie konnten diese Arbeit nicht verrichten und daher erhob sich ihr Schrei.

Es ist bekannt, dass kein Licht ohne Kli existiert. Man kann dem Menschen nichts mit Gewalt geben, es gibt keinen Zwang in der Spiritualität. Wenn der Mensch daher bedauert und leidet und es ihn schmerzt, dass er der egoistischen Liebe nicht entkommen und für den Schöpfer arbeiten kann, schreit er zum Schöpfer, damit Er ihm hilft und ihm das gibt, worum er betet. Wenn der Schöpfer ihm die Fähigkeit gibt, seine Macht vor der Macht des Schöpfers zu annullieren, damit es in der Welt nur eine Macht gibt, die Macht des Einzigen, also des Schöpfers – darin verbirgt sich die gesamte Befreiung; das bedeutet, dass er ein Kli hat und die Hilfe des Schöpfers braucht.

„Und der Schöpfer erhörte ihre Schreie“ bedeutet, dass sobald sie ein Kli erlangt haben, welches das Verlangen und die Notwendigkeit der Arbeit für den Schöpfer darstellt, die Zeit kommt „und der Schöpfer hat ihre Schreie erhört“. Dann beginnt die Errettung aus den ägyptischen Leiden.

Es ist aber bekannt, dass man sich auf zwei Linien gehen soll. In der rechten Linie bedeutet das, dass der Mensch dem Schöpfer danken muss, dass Er ihn sehen ließ, woran es ihm mangelt. Er sieht, dass seine Leiden und Nöte durch seine Entfernung von der Schöpferliebe bedingt sind, während der Schöpfer den anderen Menschen diese Leiden nicht gab. Deren Leiden und Nöte resultieren daraus, dass sie sich nicht mit den materiellen Dingen, die sich auf die egoistische Liebe beziehen, füllen können. Sie sind damit den Tieren ähnlich und sie haben kein weiteres Verständnis, als den Eigennutz. Aus diesem Grund waren sie in Freude und dankten dem Schöpfer.

Diese Arbeit ist allerdings sehr schwer, weil die linke Linie die rechte Linie annulliert. Deswegen gibt es immer neue Arbeit im ständigen Erbauen der rechten Linie. Das ist genau, worüber geschrieben wurde: „Und sie verbitterten ihr Leben durch die schwere Arbeit mit Lehm (chomer) und Ziegelsteinen“. Ihre Arbeit war im Lehm, in der Materie, in der linken Linie, was sie in ihrem Zustand als schlecht ansahen, da sie erkannten, wie weit sie von der Liebe zum Schöpfer entfernt waren. Danach kommt die Arbeit in der rechte Linie – sie befindet sich in der Freude, weil der Schöpfer ihnen die Wahrheit zeigte, nämlich in welchem Zustand sie sich befanden. Das nennt man „Ziegelsteine“ (levenim).

Zusammenfassung

Der Artikel behandelt das spirituelle Konzept von zwei Entwicklungsstufen im Sohar. Er beginnt mit einer Interpretation der Namensnennung von „Israel“ und „Jakob“ in der Bibel, welche symbolisch für höhere und niedrigere spirituelle Stufen stehen. Israel repräsentiert dabei eine höhere Stufe der Vollkommenheit und Jakob eine niedrigere.

Die Diskussion dreht sich um die spirituelle Reise eines Individuums, beginnend mit der Arbeit für den Schöpfer aus selbstsüchtigen Gründen (Lo Lishma), die sich zunächst als fortschrittlich und erfüllend darstellt, da man meint, spirituelle Errungenschaften zu sammeln. Mit der Zeit erleuchtet das „umgebende Licht“ dem Menschen, dass seine Anstrengungen noch immer auf Selbstempfang ausgerichtet sind, und führt ihn in ein „ägyptisches Exil“ spiritueller Entfremdung.

In diesem Exil wird die Distanz zum Schöpfer und zu den höheren Eigenschaften Israels schmerzhaft offensichtlich. Die spirituelle Arbeit erscheint nun geprägt von Herausforderungen und Widersprüchen, die nicht durch den Verstand allein gelöst werden können, was das Individuum in einen Zustand der Not und des Flehens versetzt.

Das Konzept des „ägyptischen Exils“ wird weiter ausgeführt als ein Zustand, in dem die spirituelle Klipa (Hülle) den Glauben verhüllt und den Menschen daran hindert, in seinem spirituellen Streben voranzukommen. Das anhaltende Leid und der daraus resultierende Schrei zum Schöpfer führen letztendlich dazu, dass der Mensch ausreichend gereinigt und vorbereitet wird, um echte spirituelle Befreiung zu erlangen und eine Arbeit des Gebens zu beginnen, die sich nicht auf den eigenen Nutzen konzentriert.

Der Artikel betont die Notwendigkeit, zwischen den beiden Linien der spirituellen Entwicklung zu navigieren, und beschreibt den Übergang vom selbstzentrierten Empfangen zum selbstlosen Geben als einen Prozess, der von intensiven inneren Kämpfen und der Notwendigkeit göttlicher Intervention begleitet wird. Der Mensch muss dabei lernen, seine egoistischen Tendenzen zu überwinden und ein echtes Verlangen nach spirituellem Fortschritt zu entwickeln, das nicht von materiellen Genüssen und Anerkennung abhängt. Der Artikel schließt mit einer Reflexion über die tiefen spirituellen Lehren, die aus dem ägyptischen Exil gezogen werden können, und betont die transformative Kraft des Leidens und der daraus resultierenden göttlichen Erlösung.

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