Die Lehre der Kabbala und deren Wesen
Von Rav Yehuda Ashlag
Was ist die Wissenschaft der Kabbala?
Im Grunde stellt die Wissenschaft der Kabbala die Offenbarung des Schöpfers auf allen Wegen in allen Seinen Eigenschaften und Erscheinungsformen dar, die in den Welten in Erscheinung treten und die noch in der Zukunft in Erscheinung treten müssen, und mit allen Mitteln, die man nur je zur Entdeckung (von Ihm) in den Welten anwenden kann, bis zum Ende aller Generationen.
Das Schöpfungsziel
So wie es keinen Arbeiter gibt, der ohne irgendein Ziel arbeitet, so hatte zweifellos auch der Schöpfer ein Ziel bezüglich der Schöpfung, die sich vor uns erstreckt. Und von all der existierenden Vielfalt dieser Wirklichkeit, stellt die Empfindung eine besondere Wichtigkeit dar, welche der Tierwelt eigen ist, damit jedes Tier sich existierend fühlt, und die wichtigste aller Empfindungen ist die Empfindung der Vernunft, die ausschließlich dem Menschen gegeben ist, dank welcher er auch die Leiden und Sorgen seines Nächsten fühlt. Und wenn dem so ist, dann ist es auch natürlich, wenn der Schöpfer schon über ein Ziel für diese Schöpfung verfügt, dessen Objekt der Mensch ist. Und von ihm heißt es: „Alles, was der Schöpfer tat, ist für ihn“.
Doch noch immer bleibt zu klären, zu welchem Zweck der Schöpfer all diese Schwere schuf. Um das Geschöpf auf eine bedeutendere und wichtigere Stufe zu erheben, damit es den Schöpfer genauso wahrnehmen kann, wie bei der menschlichen Empfindung, die ihm bereits eigen ist. Und im gleichen Maße, wie er den Wunsch seines Freundes kennt und fühlt, könnte er auch die Wege des Schöpfers erlernen, wie es bei Moshe Rabeinu (Moses) heißt: „Und der Schöpfer sprach mit Moses von Angesicht zu Angesicht, genauso wie ein Mensch mit seinem Freund spricht“.
Und jeder Mensch kann wie Moses sein. Und zweifellos wird jeder, der die Entwicklung der Schöpfung betrachtet, die vor uns liegt, jenen riesigen Genuss eines Arbeitenden begreifen und klar verstehen, dessen Wirkung sich zu solch einem Grade entwickelt, dass ihm jene wundervolle Empfindung gewährt wird, wenn er mit dem Schöpfer studieren und mit Ihm sprechen kann, genauso wie ein Mensch mit seinem Freund spricht.
Von oben nach unten
Bekanntlich wohnt der Abschluss der Handlung dem ursprünglichen Plan inne, genauso wie ein Mensch – bevor er beginnt, darüber nachzudenken, wie er ein Haus bauen soll – sich gedanklich eine Wohnung in diesem Haus ausmalt, welche eben sein Ziel ist. Und danach studiert er den Bauplan, damit dieses Ziel erfolgreich erreicht werden kann.
Genauso bei uns: Nachdem uns das Ziel klar wurde, wird uns damit einher erklärt, dass die ganze Reihenfolge der Schöpfung in allen ihren Erscheinungsformen von vornherein bestimmt ist und nur gemäß diesem Ziel, entsprechend dem sich die Menschheit entwickeln und in ihren Eigenschaften nach oben aufsteigen wird, so weit, bis sie schließlich fähig wird, den Schöpfer genauso zu verspüren wie sie den Nächsten spürt.
Und diese Eigenschaften sind wie Stufen einer Leiter. Sie sind zahlreich, und der Mensch erklimmt sie, indem er eine nach der anderen überwindet, bis er schließlich sein Ziel erreicht.
Und wisse, dass die Anzahl und die Qualität dieser Stufen durch zwei Wirklichkeiten definiert werden:
· die Wirklichkeit der Materie und
· die Wirklichkeit der spirituellen Vernunft.
In der Sprache der Kabbala heißen sie „von oben nach unten“ und „von unten nach oben„, das heißt: Die Wirklichkeit der Materie ist die Reihenfolge der Enthüllung des Lichtes des Schöpfers von oben nach unten, von der Urquelle, die das Maß und die Qualität des Lichts bestimmt, welches aus dem Wesen des Schöpfers resultiert. Dieses Licht durchläuft Verhüllungen, eine nach der anderen, bis daraus schließlich die materielle Wirklichkeit und materielle Geschöpfe entstehen.
Von unten nach oben
Danach beginnt die Reihenfolge von unten nach oben, welche die Stufen der Leiter darstellt, entsprechend welcher sich die Menschheit entwickelt, indem sie diese erklimmt und aufsteigt, bis sie das Schöpfungsziel erreicht. Und diese zwei Wirklichkeiten werden in allen ihren partikulären Erscheinungsformen und Einzelheiten in der Wissenschaft der Kabbala erforscht.
Die Pflicht, die Wissenschaft der Kabbala zu studieren
Gegner könnten sagen, dass, wenn dem so sei, diese ganze Wissenschaft für diejenigen bestimmt sei, die bereits einer gewissen Stufe der Offenbarung des Schöpfers würdig wurden. Und welche Verpflichtung und welchen Bedarf kann die Mehrheit des Volkes am Studium dieser erhabenen Wissenschaft haben?
Doch im Volk existiert eine allgemeine Meinung, dass das Wesen der Tora und der Religion lediglich in der Richtigkeit der Handlung besteht, und alles Erwünschte nur von der Ausführung von Geboten abhängt, ohne jegliche zusätzlichen Dinge, die sie begleiten oder daraus resultieren. Und wenn es so stünde, dann wären natürlich diejenigen im Recht, die sagen, dass ihnen das Studium des offenen Teils der Tora allein ausreicht, dessen, was die Tat (die Praxis) angeht.
In Wirklichkeit ist das nicht so. Die Weisen sagten bereits: „Was für einen Unterschied macht es für den Schöpfer, wie das Opfertier geschlachtet wird – vom Hinterkopf oder vom Hals? Denn Gebote sind zu keinem anderen Zweck gegeben, als die Geschöpfe durch sie zu reinigen“. Es gibt ein Ziel außer der Einhaltung der Gebote, und Handlungen sind lediglich eine Vorbereitung auf die Erreichung dieses Ziels. Und wenn dem so ist, dann gilt natürlich, dass wenn Handlungen nicht auf die Erreichung des erwünschten Ziels ausgerichtet sind, es so ist, als hätte [die Person] nichts gemacht. Und daher steht im Sohar: „Ein Gebot ohne eine Absicht ist wie ein Körper ohne Seele“. Darum muss die Handlung von einer Absicht begleitet werden.
Und es ist ebenfalls klar, dass die Absicht der Handlung wahrhaftig und der Handlung würdig sein muss, wie die Weisen das Gesagte erklärten: „Ich werde euch von anderen Völkern trennen und mir weihen, damit diese Trennung in Meinem Namen wäre. Damit ein Mensch nicht sagen würde, dass man kein Schweinefleisch essen kann, sondern damit er sagen würde, dass man ja kann, aber was soll ich tun, der Schöpfer hat mir befohlen“. Denn wenn jemand sich aus Abscheu vor der Unreinheit Schweinefleisch weigert, dieses zu verzehren, so wird eine solche Absicht ihm nicht dabei helfen, als jemand zu gelten, der das Gebot erfüllt hätte. Und so ist es bei jedem Gebot, und erst dann wird [der Mensch] durch die Erfüllung von Geboten gereinigt, was das erforderte Ziel ist.
Deswegen reicht es nicht aus, die Ausführung von körperlichen Handlungen zu studieren; wir müssen das studieren, was uns zu einer wünschenswerten Absicht bringt, um alles mit dem Glauben an die Tora und den Geber der Tora zu erfüllen, denn es gibt ein Gericht, und es gibt den Richter.
Und nur ein Narr wird nicht verstehen, dass der Glaube an die Tora, die Belohnung und die Bestrafung, welche ein wundervolles Mittel dieser großen Sache darstellen, ein seriöses Studium entsprechender Bücher voraussetzen. Somit ist noch vor der Handlung ein Studium notwendig, welches dem Körper dabei helfen wird, Glauben an den Schöpfer, Seine Tora und Seine Lenkung zu erlangen. Und darüber heißt es: „Ich schuf den Bösen Trieb; Ich schuf ihm die Tora als Gewürz“. Denn es heißt nicht: „Ich schuf ihm die Mizwot (Gebote) als Gewürz“, da „Deine Bürgschaft Bürgen bedarf“, und der Böse Trieb, der das Joch von sich abwerfen will, wird es nicht erlauben, Gebote zu erfüllen.
Tora als ein Gewürz
Die Tora ist das einzige Gewürz, welches fähig ist, den Bösen Trieb zu annullieren und ihn zu unterwerfen, wie es geschrieben steht: „Ihr Licht führt an die Quelle zurück“.
Die meisten Worte der Tora müssen tiefgründig ergründet werden
Dadurch wird erklärt, warum in der Tora so ausführlich diejenigen Teile dargelegt sind, welche nicht die Tat betreffen, sondern lediglich zum vertieften Studium bestimmt sind, das heißt das Vorwort Maase Bereshit (die Urtat [der Schöpfung]), welches das ganze Buch Bereshit (Genesis) umfasst, sowie das Buch Shmot(Exodus), und noch vieles – sowie natürlich nicht zu vergessen die Agadot (Erzählungen) und Midrashim(Gleichnisse). Mithilfe des Lichts, welches in ihnen enthalten ist, wird sich der Körper reinigen, wird der Böse Trieb besiegt werden und der Mensch wird zum Glauben an die Tora, an Belohnung und Strafe gelangen, was die erste Stufe in der Ausführung der Arbeit ist.
Die Mizwa ist eine Kerze, die Tora – das Licht
Wie es geschrieben steht: „Die Mizwa (Gebot) ist eine Kerze, und die Tora – das Licht“, – was einem Menschen gleicht, der Kerzen hat, aber kein Licht, um diese anzuzünden, und daher sitzt er im Dunkeln, wie auch einer, der Gebote hat, aber keine Tora, im Dunkeln sitzt, weil die Tora das anzündende Licht ist, welches das Dunkel des Körpers erleuchtet.
Nicht alle Teile der Tora sind hinsichtlich des in ihnen enthaltenen Lichts gleich
Wenn man die Tora als ein wundersames Mittel betrachtet, hinsichtlich des darin enthaltenen Lichts, dann muss man sie in Stufen unterteilen, gemäß dem Licht, welches der Mensch empfangen kann, während er Tora studiert. Offensichtlich dann, wenn der Mensch nachdenkt und in der Tora das studiert, was mit der Offenbarung des Schöpfers gegenüber unseren Vorvätern u. Ä. in Verbindung steht, denn das bringt dem Studierenden ein größeres Licht, weil er praktische Handlungen studiert, und diese sind am wichtigsten.
Doch hinsichtlich des Lichts ist zweifellos die Offenbarung des Schöpfers unseren Vorvätern gegenüber noch wichtiger. Und das ist allen bekannt, die mit dem Herzen streben, die versuchten, das Licht aus der Tora zu erbitten und zu empfangen.
Die Pflicht und die Wege zur Verbreitung der Wissenschaft
Da die ganze Wissenschaft der Kabbala vom Geheimnis der Offenbarung des Schöpfers berichtet, ist selbstverständlich, dass es keine andere Wissenschaft gibt, die ihr in ihrer Wichtigkeit und ihrem Erfolg gleichkommen könnte. Und die Absicht der Weisen der Tora bestand darin, ein System der Erkenntnis zu kreieren, welches sich dazu eignet, sich damit zu beschäftigen. Sie taten das insgeheim (aus bekannten Gründen wurde beschlossen, sie zu verbergen), doch dies musste nur eine bestimmte Zeit andauern, und nicht immer, wie es im Sohar heißt: „Und die Weisheit der Kabbala wird sich am Ende der Tage offenbaren, auch in den Kindern“.
Aus dem, was wir gesagt haben, folgt, dass diese Wissenschaft nicht auf die Sprache der Wissenschaft der Kabbala beschränkt ist, weil ihr Prinzip das spirituelle Licht ist, welches aus dem Wesen des Schöpfers ausgeht und sich im Geheimnis des Gesagten offenbart: „Und Er wird Blitze senden, und sie werden sich vor dich stellen, und dir sagen: „Hier bin Ich“. Das heißt auf zwei Wegen: Von oben nach unten und von unten nach oben.
Und all diese Begriffe und Stufen finden Ausdruck und verbreiten sich durch eine Sprache, die ihnen entspricht, wobei sie tatsächlich das Wesen der Geschöpfe und ihres Verhaltens in dieser Welt darstellen – der Welt der Zweige, denn „es gibt keinen Grashalm auf der Erde, über welchem kein Engel vom Himmel stehen würde, der ihn schlagen und ihm befehlen würde: Wachse!“. Das heißt: Die Welten treten aus und werden voneinander abgedruckt, gleich einem Stempel mit dessen Abdruck, und alles, was es in einer von ihnen gibt, existiert auch in der anderen, und so bis hin zur materiellen Welt, die deren letzter Zweig ist, aber allerdings die Höhere Welt in Form eines Abdrucks des Stempels enthält.
Auf diese Weise wird das Verständnis erleichtert, dadurch, dass man von den Höheren Welten nur entsprechend ihren materiellen, niederen Zweigen sprechen kann, die von ihnen ausgehen, oder deren Verhalten studieren, welches in der Sprache der Heiligen Schrift beschrieben wurde; oder gemäß äußeren Wissenschaften, oder aber in Übereinstimmung mit den Geschöpfen, wobei das die Sprache der Kabbalisten ist, oder auch gemäß abgesprochenen Bezeichnungen, wie dies in der Kabbala der Geonim seit den Zeiten der Verhüllung des Buches Sohar üblich ist.
Dabei stellt sich heraus, dass die Offenbarung des Schöpfers keine einmalige Handlung ist, sondern eine stufenweise Enthüllung aller riesigen Stufen im Verlauf eines dazu ausreichenden Zeitraumes, von oben nach unten und von unten nach oben. Und am Ende einer jeden Stufe offenbart sich der Schöpfer. Das gleicht einem Kenner aller Länder und Geschöpfe dieser Welt, der nicht sagen kann, dass ihm die ganze Welt enthüllt ist, bevor er nicht das Studium eines letzten Landes und eines letzten Geschöpfes abschloss. Und bevor er das nicht erreicht hat, hat er immer noch nicht die ganze Welt erkannt. So findet auch die Erkenntnis des Schöpfers auf Wegen statt, die von vornherein bestimmt wurden, und jeder Bittende ist verpflichtet, diese Wege zu erkennen, beides, in den Höheren Welten und in den Niederen. Dabei ist es klar, dass die Höheren Welten darin grundlegend sind, aber auf einen Schlag erkannt werden, weil sie keinerlei Unterschiede in den Eigenschaften haben, sondern lediglich im Material, sodass das Material einer höheren Welt feiner und reiner ist. Die Formen aber sind eine von der anderen abgedruckt, und das, was sich in der Höheren Welt befindet, ist unbedingt in jeder in Bezug dazu Niederen Welt vorhanden, weil die Niedere von ihr abgedruckt wurde. Und wisse, dass diese Wirklichkeiten sowie deren Verhalten, welches der um den Schöpfer Bittende erkennt, eben als Stufen bezeichnet werden, und in der Erkenntnis eine über der anderen positioniert sind – wie die Stufen einer Leiter.
Ausdrücke im Spirituellen
Das Spirituelle besitzt keinerlei Gestalt, und es gibt daher keinerlei Zeichen, deren man sich bedienen könnte. Und sogar wenn davon allgemein gesagt wird, dass es ein einfaches Licht ist, welches hinabsteigt und von den Studierenden herangezogen wird, bis es sich schließlich auf ihn „einkleidet“ und durch ihn in einem Maße erkannt wird, welches zur Offenbarung des Schöpfers ausreichend ist, so ist das lediglich die Sprache von Allegorien und Gleichnissen, denn alles, was in der spirituellen Welt als Licht bezeichnet wird, gleicht keinesfalls dem Licht der Sonne oder einer Kerze.
Das, was wir in der spirituellen Welt als Licht bezeichnen, wird nach einem Beispiel benannt, welches vom menschlichen Verstand diktiert wird – es gleicht der Fülle des Lichts und der Genüsse im ganzen Körper des Menschen, wenn seine Zweifel gelöst werden. Daher sagen wir manchmal: „Das Licht des Verstandes„, obwohl das nicht wahr ist. Das Licht leuchtet in Teilen der Materie des Körpers, welche sich nicht zum Empfangen des Lichts eignen, und daher ist dieses Licht natürlich kleiner als der Verstand, weswegen diese niederen und unbedeutenden Organe es empfangen und erkennen können.
Um zugleich dem Verstand irgendeinen Namen geben zu können, verleihen wir ihm eben diese Bezeichnung: „Licht des Verstandes“, und genauso bezeichnen wir Details der Realität der Höheren Welten als Licht, weil es dem Erkennenden die Fülle des Lichts und der Wonne für den ganzen Körper bringt, vom Kopf bis zu den Füßen. Und daher können wir dem Erkennenden die Bezeichnung „Verhüllung“ geben, wie der dieses Licht „Einhüllende“.
Und man muss es sich nicht mit der Frage schwer machen: Wäre es nicht einfacher, Bezeichnungen zu geben, die dem Verstand verständlich sind, solche, wie das Studium, die Erkenntnis oder Ausdrücke, welche die Erscheinungen des theoretischen Verstandes klarer machen? Es ist jedoch so, dass die Erscheinungen des Verstandes keinerlei Gestalten haben, weil der Verstand ein einzelner, besonderer Zweig unter allen Teilen der Wirklichkeit ist, und daher hat er besondere Äußerungswege, während das, was sich auf den Stufen befindet, alle Teile der Welt umfasst und in sich einschließt.
Und jeder Teil hat einen Weg, der sich von den anderen unterscheidet. Im Großteil der Fälle findet die Erkenntnis von jemandem, der auf einer spirituellen Stufe steht, genauso statt, wie in dem Fall mit dem Körper – wenn man irgendein Sein erkennt, erkennt man es vollkommen, vom Anfang bis zum Ende.
Wenn man nach dem Gesetz des theoretischen Verstandes urteilt, können wir sagen, dass der Mensch alles erkannt hat, was man in diesem Sein erkennen konnte, sodass er sogar nach Tausend Jahren darin nicht um eine Haaresbreite vorankommen wird. Und dennoch sieht der Mensch zu Anfang alles, versteht aber nichts von dem, was er sieht. Doch wegen einer Verzögerung in der Zeit muss er noch viel Zusätzliches erkennen, gleich einem Embryo (Ibur), [dem Zustand] der Brustnahrung (Yenika), der Erlangung des Verstandes (Mochin) und dem sekundären Embryo (Ibur Bet).
Dann beginnt er zu fühlen und seine Erkenntnis so zu nutzen wie er will, und dann fügt er tatsächlich nichts mehr der Erkenntnis hinzu, die er zu Anfang erlangte. Sie war seine erste Frucht, die sich noch nicht zum Verzehr eignete, und daher konnte er nichts darin verstehen. Und nun wurde die Reifung abgeschlossen.
Und nun siehst du den großen Unterschied, der zwischen den Wegen der Äußerungen des Verstandes existiert, und daher werden uns die Definitionen, die wir hinsichtlich der Äußerungswege des Verstandes zu nutzen gewohnt sind, nicht ausreichen und wir müssen nur die Wege nutzen, die im Materiellen üblich sind, weil sie sich ihrer Form nach vollkommen gleichen, obwohl sie, gemessen am Ziel, hinsichtlich ihres Materials fern sind.
Die vier Sprachen, die in der Wissenschaft der Kabbala benutzt werden
Die vier Sprachen, die in der Wissenschaft der Kabbala benutzt werden, sind:
1. die Sprache der Schrift (des TaNaCh) mit all ihren Bezeichnungen und Namen;
2. die Sprache der Gesetze (Halacha), die der Sprache der Schrift sehr nahe steht;
3. die Sprache der Erzählungen (Agada), die der Sprache der Heiligen Schrift (des TaNaCh) sehr fern ist, weil sie überhaupt keinen Bezug auf die Wirklichkeit nimmt. In dieser Sprache werden merkwürdige Bezeichnungen und Namen benutzt, die nicht mit dem Gesetz von Wurzel und Zweig übereinstimmen;
4. die Sprache der Sefirot und Parzufim (Sprache der Kabbala). Die ursprüngliche Absicht der Weisen der Kabbala war es, diese vor den Massen zu verbergen, unter welchen die Meinung verbreitet war, dass die Wissenschaft der Kabbala und Mussar (Ethische Vorschriften) das Gleiche seien. Daher verbargen die ersten Weisen die Wissenschaft, indem sie in deren Beschreibung solche Bezeichnungen nutzten, wie der Punkt, die Linie, das Dach, das Bein etc. was Tausende an Variationen hervorbrachte, die durch die 22 Buchstaben des Alphabets definiert wurden.
Die Sprache der Heiligen Schrift (TaNaCh)
Die Sprache des TaNaCh ist eine Basis- und Wurzel-Sprache, die sich für deren Zweck sehr gut eignet, weil es in ihr in den meisten Fällen eine Entsprechung zwischen Zweig und Wurzel gibt, und sie zum Verständnis am bequemsten ist. Diese Sprache ist die älteste, und sie ist jene heilige Sprache, die man mit Adam, dem ersten Menschen, in Verbindung bringt.
Diese Sprache hat zwei Vorzüge und einen Nachteil. Der erste Vorzug besteht darin, dass sie sogar für Anfänger auf dem Wege der Erkenntnis einfach zu verstehen ist. Ihnen ist alles klar, was für sie notwendig ist. Der zweite Vorzug besteht darin, dass mit deren Hilfe die Dinge in Breite und Tiefe mehr geklärt werden als mit Hilfe anderer Sprachen. Und der Mangel dieser Sprache besteht darin, dass man sie unmöglich in Sonderfällen nutzen oder mit deren Hilfe Ursachen und Folgen erklären kann, weil man alles in vollem Umfang erklären muss, da es unklar ist, um welches Detail es sich handelt, wenn man sich nicht alles als Ganzes vorstellt. Um daher ein kleineres Detail zu erklären, muss man dazu das ganze Kapitel vorführen, was diese Sprache ungeeignet zur Erklärung kleiner Einzelheiten oder kausaler Verbindungen macht.
Die Sprache der Gebete und der Segenssprüche ist ebenfalls der Sprache des TaNaCh entnommen.
Sprache der Gesetze (Halacha)
Die Sprache der Halacha ist nicht die Sprache der Wirklichkeit, es ist die Sprache der Existenz der Wirklichkeit. Sie ist gänzlich der Heiligen Schrift (TaNaCh) entnommen worden, gemäß den dort dargelegten Gesetzen der Halacha. Verglichen mit der Schrift (TaNaCh) hat sie noch einen Vorzug: Sie erweitert alles sehr stark und zeigt daher genauer die höheren Wurzeln.
Verglichen mit der Sprache des TaNaCh hat sie aber einen großen Mangel: Sie ist sehr schwer zu verstehen. Es ist die schwierigste aller Sprachen, und man kann sie nicht verstehen, wenn man nicht die volle Erkenntnis besitzt. Selbstverständlich sind ihr auch die Mängel der Sprache des TaNaCh eigen, weil sie diesem entnommen wurde.
Sprache der Erzählungen, Gleichnisse (Agada )
Die Sprache der Agada ist leicht zu verstehen, weil sie Gleichnisse benutzt, die sich sehr für das erwünschte Verständnis eignen, und hinsichtlich des oberflächlichen Verständnisses, ist sie noch bequemer als die Sprache des TaNaCh. Doch zu einem vollen Verständnis ist diese Sprache sehr schwer, weil sie überhaupt nicht die Ordnung von Zweig und Wurzel einhält. Ihr Bilderreichtum und großer Scharfsinn macht sie sehr zur Beschreibung von fremdartigen und schweren Begriffen geeignet, die mit dem Wesen der Stufe selbst als solcher zusammenhängen, was man mithilfe der Sprache des TaNaCh und der Halacha unmöglich erklären kann.
Sprache der Kabbalisten
Die Sprache der Kabbalisten ist eine Sprache in vollem Sinne dieses Wortes, sie ist hinsichtlich Wurzel und Zweig, Ursache und Folge sehr genau. Ihr besonderer Vorzug ist die Tatsache, dass man in dieser Sprache auch vom kleinsten Detail ohne Einschränkungen sprechen kann. Mit ihrer Hilfe kann man sich direkt dem uns interessierenden Detail widmen, ohne es mit den ihm vorausgehenden oder nach ihm folgenden in Verbindung zu bringen.
Doch neben all diesen wunderbaren Vorzügen hat sie auch einen sehr großen Mangel : Diese Sprache führt sehr schwer zu einer Erkenntnis. Es ist fast unmöglich, sie zu verstehen – nur durch die Übermittlung aus dem Munde eines Kabbalisten in den Mund eines verstehenden Schülers. Das heißt: Sogar wenn er selbst die ganze Ausdehnung der Stufen von oben nach unten und von unten nach oben versteht, wird er dennoch nichts in dieser Sprache verstehen, bevor er sie nicht aus dem Munde eines Weisen empfängt, der diese Sprache von seinem Lehrer von Angesicht zu Angesicht empfing.
Die Sprache der Kabbala ist in alle Sprachen eingeschlossen
Wisse, dass die Namen, die Bezeichnungen und Gematria der Wissenschaft der Kabbala angehören. Und der Grund dafür, dass sie auch in anderen Sprachen vorkommen, liegt darin, dass auch alle Sprachen in die Sprache der Wissenschaft der Kabbala eingeschlossen sind, weil all diese Bezeichnungen Äußerungen besonderer Partikularitäten sind, die allen anderen Sprachen helfen.
Und man sollte nicht denken, diese vier Sprachen, die zur Erklärung der Wissenschaft der Enthüllung des Schöpfers verwendet werden, hätten sich zeitlich eine nach der anderen entwickelt. In Wirklichkeit haben sich diese vier Sprachen gleichzeitig in den Mündern der Weisen der Kabbala offenbart, und in Wirklichkeit schließt jede von ihnen alles in sich ein, sodass es die Sprache der Kabbala auch im TaNaCh (der Heiligen Schrift) gibt, wie zum Beispiel: die dreizehn Maße der Barmherzigkeit, die in der Tora und im Buch Micha anzutreffen sind, die in jedem Teil wahrnehmbar sind, und Merkawot bei Jesaja und Hesekiel, und über allen: Das Hohelied, welches vollständig in der Sprache der Kabbala verfasst ist. Gleiches gilt bezüglich der Halacha(der Gesetzgebung) und Agada (Erzählungen), und umso mehr für heiligen unauslöschlichen Namen in allen Sprachen, die alle die gleiche Bedeutung haben.
Die Reihenfolge der Entwicklung der Sprachen
Alles entwickelt sich stufenweise. Und die Sprache, die am bequemsten für die Benutzung ist, ist diejenige, deren Entwicklung in der Zeit vor den anderen abgeschlossen war. Dementsprechend war die erste Frucht die Sprache des TaNaCh. Sie ist sehr einfach im Umgang und war zu jener Zeit sehr verbreitet.
Nach ihr kam die Sprache der Halacha. Sie ist komplett der Sprache des TaNaCh entnommen, und entstand aus dem Grunde, dass zu jener Zeit die Notwendigkeit entstand, dem Volk Anweisungen zu geben, wie sie sich im alltäglichen Leben verhalten sollen. Die dritte Sprache ist die Sprache der Agada, in welcher ebenfalls nicht wenig Entlehnungen aus der Sprache des TaNaCh anzutreffen sind. Doch man benutzt diese Sprache nur als eine Hilfssprache, da ihre Schärfe zwar beschleunigte Aufnahme (Verständnis) fordert, es aber dennoch unmöglich ist, sie als Hauptsprache zu nutzen, weil es in ihr keine genaue Entsprechung von Wurzel und Zweig gibt. Und daher hat man sie nicht so verbreitet genutzt, und sie bekam keine weitere Entwicklung.
Die Agada wurde zu Zeiten von den Tanaim und Amoraim breit verwendet, doch man nutzte sie lediglich zur Unterstützung der Sprache des TaNaCh, gewöhnlich für einen Vorlauf zu den Worten der Weisen, zum Beispiel: „Rav Soundso hat enthüllt…“ usw. (und auch die Endungen). Und in Wirklichkeit begann die breite Verwendung dieser Sprache zu Zeiten der Weisen, zu Beginn der Verhüllung der Sprache der Kabbala, das heißt sowohl in der Zeit von Rabbi Jochanan ben Sakkaj, als auch in der Zeit, die ihm vorausging – ungefähr 70 Jahre vor der Zerstörung des Tempels.
Die Sprache der Kabbala hat sich aufgrund der Schwierigkeiten in deren Verständnis als letzte entwickelt, denn zusätzlich zur Erkenntnis muss man auch eine Erklärung zu Worten erhalten. Und daher konnten sogar die Verstehenden sie nicht benutzen, weil sie vor dem Hintergrund der Mehrheit Einzelne in der Generation waren, und niemanden hatten, mit dem sie sprechen konnten. Diese Sprache benutzten die Weisen zur Beschreibung der Geheimnisse der Schöpfung – der Wirkungsweise des Systems (Maase Merkawa). Das ist eine besondere Sprache, mit deren Hilfe man von Einzelheiten der Bildung von Stufen spricht, eine nach der anderen, und dies geht mit keiner anderen Sprache.
Die Sprache der Kabbala gleicht jeder anderen Sprache und ihr Vorzug gründet sich auf die Kapazität eines jeden ihrer Worte.
Oberflächlich betrachtet sieht die Sprache der Kabbala wie eine Mischung der drei oben genannten Sprachen aus. Doch derjenige, der sie zu benutzen weiß, wird das abstreiten und sagen, dass es eine besondere Sprache an sich ist, vom Anfang bis zum Ende. Und die Rede ist nicht von der Bedeutung der Worte, sondern davon, worauf sie verweisen. Darin besteht ihr grundlegender Unterschied zu den drei vorausgehenden Sprachen, in denen es fast keine Worte gibt, die nur auf Eines verweisen, das heißt: An einem Wort aus dieser Sprache kann man nicht verstehen, worauf es deutet, dazu muss man es in einer Verbindung mit noch einigen Worten betrachten, und manchmal kann man nur mithilfe eines ganzen Kapitels verstehen, wovon die Rede ist. Und der Vorzug der Sprache der Kabbala besteht darin, dass jedes Wort darin dem Studierenden das Wesen und den Verweis in einer nicht geringeren Genauigkeit als jede andere Sprache gibt, die von Menschen benutzt wird. Und jedes Wort verfügt über einen exakten Rahmen, sodass es unmöglich ist, es durch ein anderes zu ersetzen.
Das Vergessen der Wissenschaft
Seit den Zeiten der Verhüllung des Sohar geriet diese Sprache allmählich in Vergessenheit, weil die Anzahl der Menschen schrumpfte, die sie benutzten, und ein Generationenbruch entstand, wenn der empfangende Weise nicht an einen verstehenden Kabbalisten weitergab, und auf diese Weise bildete sich seit jener Zeit ein riesengroßer Mangel, der nicht abzuschätzen ist.
Der Kabbalist Rabbi Moses de Leon war der letzte Kabbalist, der diese Sprache verwendete, und mit seiner Hilfe enthüllte sich das für die Welt, doch er verstand kein einziges Wort in dieser Sprache. Nach den Büchern, in welchen er Auszüge aus dem Sohar anbringt, ist verständlich, dass er die Sprache überhaupt nicht versteht. Er kommentierte, indem er die Sprache des TaNaCh nutzte, und erschwerte dadurch sehr das Verständnis, obwohl er selbst Kabbalist von einer sehr hohen Stufe war, wie das von ihm Verfasste bezeugt. Und so setzte sich das im Laufe von Generationen fort, als alle Kabbalisten all ihre Tage der Erkenntnis der Sprache des Sohar widmeten, dennoch keinen Erfolg darin hatten, weil sie diese stark durch die Sprache des TaNaCh beluden, und deswegen blieb dieses Buch für sie verhüllt, wie auch für Rabbi Moses de Leon selbst.
Die Kabbala von ARI
Bis schließlich der Kabbalist ARI kam, der einzige, dessen Erkenntnis keine Grenzen kannte, der uns die Sprache des Sohar enthüllte und einen Übergang in sie gewährte. Und wenn er nicht früh gestorben wäre, gäbe es keine Grenzen für das Licht, welches aus dem Sohar hätte geschöpft werden können. Und auch nicht nur, dass wir dessen würdig wurden, es wurde uns ein Weg und ein Aufstieg bereitet, und eine sichere Hoffnung darauf, dass sich uns im Verlauf von einigen Generationen dessen volles Verständnis offenbaren wird.
Und nun kannst du verstehen, warum alle Großen, die nach ARI kamen, all ihre Bücher und die Kommentare dazu, die in jener Sprache verfasst waren, beiseite ließen, um sie noch nicht einmal zu sehen, und ihr ganzes Leben den Büchern des ARI widmeten. Und wisse, dass sie das nicht etwa taten, weil sie den Kabbalisten-Vorgängern des ARI keinen Glauben schenkten. So darf man nicht denken, denn jeder, der diese Wissenschaft erkannte, sieht, dass die Erkenntnisse dieser großen Kabbalisten grenzenlos sind, und nur ein Narr an ihnen zweifeln kann. Gemäß den drei vorausgehenden Sprachen wurde nur die ganze Vielfalt der Wissenschaft beschrieben.
Jede Sprache ist wahr und passend für ihren Platz, doch sie ist der Sprache der Kabbala vollkommen entgegengesetzt, eignet sich überhaupt nicht und führt zu Fehlern im Verständnis der Begriffe der Wissenschaft der Kabbala, die der Schatz des Sohar sind. Daher ziehen wir weder die Erklärungen und die Meinung von Moses de Lion heran, noch jener, die nach ihm kamen, weil ihre Erklärungen des Sohar falsch sind. Und wir haben bis zum heutigen Tage keinen anderen Kommentator außer einem einzigen, und das ist Ari und niemand sonst.
Gemäß dem oben Gesagten klärt sich uns auf, dass der innere Teil der Wissenschaft der Kabbala nichts anderes darstellt als den inneren Teil der Heiligen Schrift, des Talmud und der Agada. Und der ganze Unterschied zwischen ihnen besteht nur in den Wegen der Logik, was dem Kopieren der Wissenschaft in vier Sprachen gleicht. Es ist selbstverständlich, dass das Wesen der Wissenschaft der Kabbala sich infolge der Veränderung der Sprache keineswegs veränderte, und alles, woran wir denken sollten, ist die Frage, welche Kopie sich am besten zur Übermittlung der Wissenschaft an den Studierenden eignet.
So auch in unserem Fall, wenn die Wissenschaft der Kabbala, das heißt die Wissenschaft von der Offenbarung des Schöpfers auf Seinen Wegen zu den Geschöpfen, so wie die äußeren Wissenschaften, von einer Generation zur nächsten übermittelt werden muss. Jede Generation fügt ein Kettenglied zu den vorausgehenden hinzu, und so entwickelte sich diese Wissenschaft. Damit einhergehend ist sie mehr zur breitflächigen Verbreitung geeignet.
Daher ist jeder Kabbalist verpflichtet, seinen Studenten und zukünftigen Generationen alles zu übermitteln, was er in dieser Wissenschaft von vorausgehenden Generationen erbte, wobei er hinzufügt, was er selbst zu erkennen gewürdigt wurde. Selbstverständlich kann die spirituelle Erkenntnis selbst, in der Form, wie sie vom Studierenden erkannt wird, unmöglich an einen anderen weitergeleitet und umso weniger in einem Buch zusammengefasst werden, weil sich spirituelle Wesen niemals und unter keinen Umständen durch Buchstaben übermitteln lassen werden (obwohl geschrieben steht „mit der Erlaubnis der Propheten habe ich Ähnlichkeiten verwendet „, soll das nicht wörtlich verstanden werden).
Die Reihenfolge der Weitergabe der Wissenschaft
Wenn dem aber so ist, warum heißt es dann, dass ein Mensch das, was er erkannte, an seine Schüler und an Generationen übermitteln könne? Wisse, dass dazu nur ein Mittel existiert, und zwar der Weg von Wurzel und Zweig, der lautet, dass der Abstieg aller Welten vom Schöpfer aus, sowie deren Erfüllungen in allen Details in einem einzigen, einheitlichen und einzigartigen Gedanken stattgefunden hat, und der Gedanke selbst diesen Abstieg hervorbrachte, sowie diese ganze Vielfalt an Welten und Geschöpfen, und ihr Verhalten bestimmt hat, wie es im „Baum des Lebens“ und in „Zusätzen zum Sohar“ heißt.
Dementsprechend gleichen sie einander alle tatsächlich, wie ein Abdruck einem Stempel gleicht, wenn der erste Abdruck alle nachfolgenden bestimmt. Aus diesem Grunde werden die Welten, die der Schöpfungsabsicht am nächsten stehen, bei uns als Wurzeln bezeichnet, und die entferntesten als Zweige, da „der Abschluss der Handlung im Schöpfungsvorhaben liegt“.
Und darin sollst du die Allegorie verstehen, die in der Agada üblich ist: „Und er schaut auf die Welt von einem Ende bis zum anderen“, denn man müsste sagen – vom Anfang der Welt und bis zu deren Ende. Doch es geht darum, dass es zwei Enden gibt: Das Ende gemäß der Entfernung vom Ziel, das heißt die letzten Zweige dieser Welt; und es gibt ein Ende, welches als das Ziel von allem bezeichnet wird, weil sich dieses Ziel am Ende offenbart.
Doch wie wir erläutert haben, wohnt „das Ende der Handlung dem ursprünglichen Gedanken inne“, und daher finden wir das Ziel zu Beginn der Welten vor, welches bei uns als die erste Welt oder der erste Abdruck bezeichnet wird, weil alle Welten aus ihr heraustraten und von ihr abgedruckt wurden. Und darin liegt der Grund dafür, dass alle Geschöpfe – der bewegungslosen, pflanzlichen, tierischen und menschlichen Stufen – in allen ihren Erscheinungen ebenfalls in den Gestalten der ersten Welt zu finden sind; und das, was es dort nicht gibt, kann nicht in der Welt auftauchen, weil der Gebende nichts geben kann, was es nicht in ihm gibt.
Wurzel und Zweig in den Welten
Und daraus ist es leicht, das Wesen von Wurzel und Zweig zu verstehen, da der ganzen Vielfalt in den bewegungslosen, pflanzlichen, tierischen und sprechenden Stufen dieser Welt jedes Detail der im Bezug zu ihr Höheren Welt entspricht, ohne jeglichen Unterschied in den Formen, und der ganze Unterschied besteht lediglich in ihrem Material. Das Tier oder der Stein dieser Welt sind materielle Dinge, und die ihnen entsprechenden „Tier“ und „Stein“, die sich in der Höheren Welt befinden, sind spirituelles Material außerhalb von Zeit und Raum, doch ihre Form ist natürlich die gleiche.
Und natürlich muss man hier die Beziehung von Material zu Form hinzufügen, was auch die Qualität der Form bedingt. Und daher ist die ganze Vielfalt der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und sprechenden Stufen, die sich in der Höheren Welt befindet, auch in der Welt vorhanden, die sich darunter befindet, usw. bis zur ersten Welt, in der sich alle Details in ihrem vollkommenen Zustand aufhalten, wie es geschrieben steht: „Und der Schöpfer sah, dass alles, was Er machte, gut war“.
Dabei befindet sich, wie die Kabbalisten schrieben, die Welt in der Mitte von allem, um darauf hinzuweisen, dass der Abschluss der Handlung die erste Welt ist, das heißt das Ziel, und die Entfernung vom Ziel wird als der Abstieg der Welten bezeichnet, von Dem, Der sie erschuf, bis hin zu unserer materiellen Welt, die vom Ziel am weitesten entfernt ist. Doch der Abschluss alles Materiellen ist es, sich allmählich zu entwickeln und ein Ziel zu erreichen, welches der Schöpfer für sie bestimmte, das heißt die erste Welt. In Bezug zu dieser Welt, in der wir uns befinden, ist die erste Welt die letzte Welt, die von uns erreicht wird, das heißt sie ist der Abschluss von allem. Und daher scheint es, dass die Welt, die wir gemäß dem Ziel erreichen müssen, die letzte Welt sei, und wir Menschen dieser Welt uns in der Mitte zwischen ihnen befänden.
Wesen der Wissenschaft der Kabbala
Und damit ist klar, dass genauso wie die Enthüllung der Tierwelt in dieser Welt und die Ordnung ihrer Existenz eine wundersame Wissenschaft ist, auch die Enthüllung des Lichtes des Schöpfers in der Welt, sowohl der Wirklichkeit der Stufen, als auch der Weisen ihrer Einwirkung, zusammen eine wunderbare Wissenschaft ergeben, das Wunder der Wunder – eine Wissenschaft, die unendlich viel wertvoller als die Physik ist, da die Physik lediglich eine Sonderform des Wissens ist, welches sich in einer Sonderwelt befindet, und sie nur im Bezug auf das eigene Feld besonders ist, und es keine andere Wissenschaft gibt, die in sie eingeschlossen wäre.
Nicht so in der Wissenschaft der Kabbala. Ihre Basis ist die allgemeine Kenntnis aller Stufen: der bewegungslosen, pflanzlichen, der tierischen und der sprechenden sowie aller ihrer Sondererscheinungen, die in das Vorhaben des Schöpfers eingeschlossen sind, das heißt, alles, was mit dem Ziel in Übereinstimmung steht, und daher sind alle Wissenschaften in der Welt, von den kleinsten bis zu den großen, in sie auf wunderbare Weise eingeschlossen, sodass sie alle Arten von Wissenschaften gleichsetzt, die sich voneinander unterscheiden und sich wie Osten und Westen fern stehen, und zwar setzt sie diese in einer für alle allgemeinen Ordnung gleich, sodass jede Wissenschaft mit ihr in Übereinstimmung sein muss.
So entspricht zum Beispiel die Physik exakt der Reihenfolge von Welten und Sefirot, und die Astronomie entspricht der gleichen Reihenfolge, sowie Musik etc.; sodass wir in ihr vorfinden, dass alle Wissenschaften entsprechend einer einzigen Verbindung und einem einzigen Kontakt geordnet sind, und alle ihr gleichen – wie ein Sohn seinen Eltern gleicht. Und daher sind sie voneinander abhängig, das heißt, die Wissenschaft der Kabbala hängt von allen Wissenschaften ab, die ihrerseits von ihr abhängen. Und daher werden wir keinen einzigen wahren Kabbalisten finden, der nicht über ein breites Wissen in allen der Welt bekannten Wissenschaften verfügt, infolge der Tatsache, dass man sie ausgehend vom Wesen der Wissenschaft der Kabbala erlangt, weil alle Wissenschaften in ihr eingeschlossen sind.
Das Geheimnis der Einheit
Das hauptsächliche Wunder dieser Wissenschaft ist die gegenseitige Durchdringung, die in ihr eingeschlossen ist, das heißt: Alle Teilchen der riesigen Wirklichkeit, die von ihren Gesetzen gelenkt werden, schließen sich ineinander ein, vereinigen sich und verbinden sich, bis sie schließlich ein einziges Ganzes zusammensetzen – alles ist ineinander eingeschlossen und zu Einem verbunden.
Sodass wir von Beginn an in ihr vorfinden, dass alle Wissenschaften des Universums ihr unterworfen sind, und gemäß ihrer Ordnung geordnet sind. Und nach all dem finden wir vor, dass alle Welten und die Wissenschaft der Kabbala selbst, deren Zahl unendlich ist, in nur zehn Wirklichkeiten vereint sind, welche die Zehn Sefirot heißen. Und erst danach bilden die Zehn Sefirot eine Reihenfolge gemäß den vier Buchstaben des Vierbuchstabennamens des Schöpfers. Und danach ordnen sich diese vier Buchstaben und schließen sich in Kuzo Shel Jud (Spitze des Buchstaben Yud) ein, welche auf die Welt der Unendlichkeit deutet, und zwar auf so eine Weise, dass derjenige, der sein Studium der Kabbala beginnt, bei der Spitze des Buchstaben Yud beginnen muss, und von dort an – weiter zu den Zehn Sefirot, die sich in der ersten Welt befinden, welche als die Welt Adam Kadmon bezeichnet wird. Von dort sieht und findet er, auf welche Weise die unzählbaren Details, die in der Welt Adam Kadmon existieren, sich fortsetzen und verbreiten, indem sie sich unbedingt der Ordnung von Ursache und Folge unterwerfen, nach gleichen Gesetzen, wie wir sie in der Astronomie und Physik finden. Das heißt, die eingeführten Gesetze sind absolut gegenseitig verpflichtend, und das Gesetz der etappenweisen Entwicklung Eines aus dem Anderen kann nicht gebrochen werden: von der Spitze des Buchstaben Yud – zu der ganzen Vielfalt, die sich in der Welt Adam Kadmon befindet; von ihr drucken sich, wie ein Abdruck vom Stempel, die vier Welten eine von der anderen ab und verbreiten sich, bis wir schließlich die ganze Vielfalt erreichen, die sich in dieser Welt befindet, und anschließend zurückkehren, uns ineinander einschließend, bis wir alle die Welt Adam Kadmon erreichen, danach – die Zehn Sefirot, und danach – den Vierbuchstabennamen des Schöpfers (Tetragramm) und die Spitze des Buchstaben Yud.
Und man könnte sich fragen, wie man sich mit einem Material auf dem Wege der Logik beschäftigen könne, wenn dieses doch unbekannt sei. Ähnliches wirst du in jeder Wissenschaft finden, zum Beispiel, wenn wir uns mit der Anatomie beschäftigen, mit einzelnen Organen oder deren Zusammenwirken, denn diese Organe haben keinerlei Vorstellung vom Gesamtsubjekt, dass es ein lebendiger und ganzer Mensch ist, doch im Laufe der Zeit, wenn wir diese Wissenschaft bis in die Feinheiten erkennen, kann man bereits aus dem Einzelnen auf eine allgemeine Regel schließen, welche das Verhalten des Organismus als Ganzes bedingt.
So auch in diesem Fall: Das allgemeine Thema ist die Offenbarung des Schöpfers an die Geschöpfe, im Sinne der Bestimmung, wie es heißt: „Und die Erde füllte sich mit dem Wissen des Schöpfers“. Doch einer, der das Studium erst beginnt, und der natürlich über keinerlei Wissen in diesem allgemeinen Bereich verfügt, welches von der Einheit aller bedingt ist, ist daher verpflichtet, alle Einzelheiten und Details, sowie die Ordnung ihrer Zusammenwirkung zu erkennen, und auch die Faktoren von Ursache und Folge, bis er schließlich die ganze Weisheit erlangt. Und wenn er alles bis in die Feinheiten wissen wird, und seine Seele sich gereinigt haben wird, wird er natürlich letzten Endes des allgemeinen Wissens gewürdigt.
Und sogar wenn er nicht gewürdigt wird, ist es schließlich ein großer Verdienst – wenigstens irgendein Verständnis dieser riesigen Weisheit zu erlangen. Dann wird er ihre Überlegenheit gegenüber anderen Wissenschaften hinsichtlich ihres Inhaltes sehen, und entsprechend dem, wie man die Vorzüge des Schöpfers im Vergleich zu den von Ihm Erschaffenen schätzt, wird er sehen, dass auch die Wissenschaft, deren Studiengegenstand der Schöpfer ist, höher und wichtiger als die Wissenschaft ist, deren Studiengegenstand das von Ihm Erschaffene ist.
Und nicht etwa, weil es keiner Erkenntnis unterliegt, studiert man es nicht in der Welt, denn auch ein Astronom hat keinerlei Vorstellung von Sternen und Planeten, sondern er studiert Prozesse, die mit ihnen stattfinden – eine wunderbare Wissenschaft, die von Anfang an kreiert wurde, und die korrigiert ist, sowie die wunderbare Lenkung. So auch bei Kenntnissen der Wissenschaft der Kabbala – sie sind nicht mehr verhüllt als das. Diese Prozesse sind sogar für Anfänger gut erklärt, doch wurde ihre Erkenntnis verhindert, weil die Kabbalisten diese wichtigste Wissenschaft vor der Welt verbargen.
Gewährung der Erlaubnis
Ich bin froh, in einer solchen Generation erschaffen worden zu sein, in der es bereits erlaubt ist, die Wissenschaft der Kabbala zu veröffentlichen. Und wenn ihr mich fragen werdet, warum ich wüsste, dass es erlaubt sei, werde ich euch antworten: Weil mir die Erlaubnis zu enthüllen gewährt wurde; das heißt, so wie bis zur Gegenwart keinem einzigen Weisen jene Wege offenbart wurden, mit deren Hilfe man öffentlich mit dem ganzen Volk studieren könnte, und den Charakter eines jeden Wortes erklären könnte, so schwor auch ich meinem Lehrer, wie alle Schüler vor mir, dass ich nicht enthüllen werde. Doch dieser Schwur und dieses Verbot erstrecken sich nur auf das, was mündlich übermittelt wird, von einer Generation zur nächsten, bis hoch zu den Propheten und weiter, weil diese Wege, würden sie den Volksmassen offenbart werden, zu einem großen Verlust führen würden, aus Gründen, die uns verhüllt sind.
Jener Weg jedoch, auf den ich in meinem Buch verweise, ist ein erlaubter Weg, und hinsichtlich dieses Weges habe ich, ganz im Gegenteil, von meinem Lehrer die Anweisung bekommen, zu verbreiten, soweit es mir möglich sei. Dieser Weg heißt bei uns: Der Weg der Einkleidung der Dinge. Und studiere den Artikel von Rashbi , der diesen Weg als die Darbietung einer Lösung bezeichnet. Das ist es, was mir der Schöpfer in vollem Maße schenkte. Wie es bei uns üblich ist, hängt es nicht von der Genialität des Weisen selbst ab, sondern vom Zustand, in dem sich eine Generation befindet, wie die Weisen sagten: „Der junge Samuel war dessen würdig, doch seine Generation war nicht dessen würdig“ – und daher sagte ich, dass mein ganzer Verdienst in der Enthüllung meiner Generation liegt.
Abstrakte Bezeichnungen
Es ist ein großer Fehler, zu denken, die Sprache der Kabbala benütze abstrakte Bezeichnungen, ganz im Gegenteil berührt sie nichts außer dem Konkreten. Und tatsächlich existieren in der Welt reale Dinge, die wir zwar nicht erkennen können, wie zum Beispiel Magnetismus, Elektrizität usw. Und nichtsdestotrotz wird nur ein Narr behaupten, diese Bezeichnungen seien abstrakt. Denn wir sind gut mit ihren Auswirkungen vertraut, und was interessiert es uns, dass es uns unbekannt ist, was ihr Wesen darstellt, denn schließlich geben wir dem als eine Erscheinung eine Bezeichnung, entsprechend den Handlungen, die es bewirkt, und es ist eine konkrete Bezeichnung. Und sogar ein Kleinkind, welches gerade zu sprechen beginnt, kann es beim Namen nennen, sobald es ihre Wirkungen wahrgenommen hat. Und das ist unser Gesetz: „Alles was nicht erkannt wurde, können wir nicht beim Namen nennen“.
Die Unmöglichkeit, das Wesen im Materiellen zu erkennen
Nicht nur das; sogar die uns vorstellbaren Dinge, solche wie zum Beispiel ein Stein oder ein Baum – was das Wesen ihrer Begriffe angeht, so bleibt uns sogar nach gewissenhafter Untersuchung dennoch keinerlei Erkenntnis ihres Wesens, da wir dieses nicht erkennen können. Wir erkennen nur ihre Erscheinungen, die mit unseren Sinnesorganen zusammenwirken.
Die Seele
Zum Beispiel, wenn die Kabbala sagt, dass drei Kräfte existieren:
· der Körper,
· die tierische Seele,
· die heilige Seele,
dann ist dabei nicht das Wesen der Seele gemeint, da das Wesen der Seele ein Fluidum ist. Das ist das, was die Psychologen als das „Ich“ bezeichnen, und der Materialismus – als „elektrisch“.
Und über deren Wesen zu philosophieren, ist ein leerer Zeitvertreib, da es keiner Erkenntnis ausgesetzt ist, weil es sich hinter der Grenze der Wahrnehmung durch unsere Sinnesorgane befindet, genauso wie das Wesen des Materiellen. Doch weil wir drei Arten der Wirkung des Wesens des Fluidums in den spirituellen Welten sehen, und wir sie gut unterscheiden können, gemäß ihren einzelnen Bezeichnungen und praktischen Wirkungen in Höheren Welten, so gibt es hier keinerlei abstrakte Bezeichnungen; sie sind vollkommen konkret, im wahrsten Sinne des Wortes.
Vorzug meines Kommentars verglichen zu den vorausgehenden
Zur Deutung der Wissenschaft der Kabbala kann man sich der Hilfe äußerer Wissenschaften bedienen, da die Wissenschaft der Kabbala die Wurzel von allem ist, und alles in ihr eingeschlossen ist. Es gibt solche, die zur Hilfe der Anatomie griffen, indem sie versuchten, den Ausspruch zu erklären: „In meinem Fleische liegt die Stütze des Schöpfers“. Es gibt solche, welche sich der Philosophie bedienten, und die Letzten, die am breitesten die Psychologie benutzten. Doch alle ihre Versuche können nicht als eine wahre Deutung betrachtet werden, weil sie keinerlei Erklärung für die Wissenschaft der Kabbala liefern, sondern uns nur demonstrieren, wie andere Wissenschaften in sie eingeschlossen sind. Und daher können die Studierenden nicht Eines mit dem Anderen verbinden – ungeachtet der Tatsache, dass die Wissenschaft der Arbeit für den Schöpfer die Wissenschaft ist, die von allen äußeren Wissenschaften der Wissenschaft der Kabbala am nächsten steht.
Es ist überflüssig zu sagen, dass man keineswegs Hilfe von Erklärungen gemäß der Anatomie und der Philosophie erhalten kann, und daher sagte ich, dass ich der Erste bin, der gemäß Wurzel und Zweig erklärt, Ursache und Folge. Und wenn jemand etwas aus meinem Kommentar versteht, dann kann er sicher sein, dass wenn er die gleiche Frage an jeder Stelle im Sohar oder in den Korrekturen finden wird, er Hilfe beziehen kann, genauso, wie er die Hilfe der Deutungen des offenen Teils zum Verständnis anderer Stellen nutzt.
Und die Deutung gemäß äußeren Wissenschaften ist ein Zeitverlust, weil sie lediglich einen Beweis der Wahrhaftigkeit des Einen verglichen mit dem Anderen liefert. Doch die äußere Wissenschaft bedarf keiner Bezeugungen, da die Lenkung zur Bezeugung fünf Sinnesorgane bereitet hat, aber hinsichtlich der Kabbala müsste man (dennoch) die Argumente von jemandem verstehen, der sich in ihr auskennt, bevor man Beweise dafür anbringt.
Der Stil der Deutung gemäß äußeren Wissenschaften
Darin liegt die Quelle des Irrtums von Rav Shem Tov [1], der den „Lehrer der Verwirrten“[2] gemäß der Wissenschaft der Kabbala deutete, doch er wusste nicht, oder tat, als wüsste er nicht, dass man mithilfe der Wissenschaft der Kabbala sowohl die Medizin als auch jede andere Wissenschaft nicht schlechter deuten könnte als mithilfe der Philosophie, weil alle Wissenschaften in die Kabbala wie Abdrücke eines Stempels eingeschlossen sind. Doch natürlich meinte der „Lehrer der Verwirrten“ nicht das, was Rav Shem Tov erklärte, und er wusste nicht wie: Im „Buch Yezira“ deutete er die Kabbala aus der Sicht der Philosophie. Und ich bewies bereits, dass solche Deutungen nichts anderes als pure Zeitverschwendung sind, da äußere Wissenschaften keiner Beweise bedürfen, und in der Wissenschaft der Kabbala hat es keinen Sinn, bevor nicht gedeutet wurde, was in ihr gesagt wird, Bezeugungen des Beweises der Wahrhaftigkeit des in ihr Gesagten anzubringen.
Das gleicht einem Kläger, der es noch nicht geschafft hat, seine eigenen Ansprüche zu verdeutlichen, und schon Zeugen bringt, um die Wahrhaftigkeit seiner Behauptungen zu bezeugen (außer den Büchern, die sich mit dem Studium der Arbeit für den Schöpfer beschäftigen, da die Weisheit der Arbeit für den Schöpfer tatsächlich der Zeugen ihrer Wahrhaftigkeit und ihres Erfolges bedarf, und es ist notwendig, sich der Hilfe der Wissenschaft der Kabbala zu bedienen). Doch alle Bücher in diesem Stil sind nicht umsonst verfasst worden, denn nachdem wir die Erklärung der Wissenschaft als solche gut verstehen werden, wird es uns sehr bei der Klärung von Schwierigkeiten helfen, auf welche Weise alle Wissenschaften in sie eingeschlossen sind, auf welche Weise sie zu ersuchen sind usw.
Geheimnis der Erkenntnis der Weisheit
Es gibt drei Komponenten der Wissenschaft der Kabbala:
-
- 1. Erstquelle der Wissenschaft, die keinerlei menschlicher Hilfe bedarf, da sie ganz Geschenk des Schöpfers ist, und sich niemand auch nur teilweise einmischen kann.
2. Verständnis dieser Erstquelle als des vom Höheren Erkannten. Das gleicht dem, wie die ganze Welt mit allem, was es in ihr gibt, vor dem Menschen liegt, er aber dennoch viel Fleiß zeigen muss, um diese Welt zu verstehen, obwohl er alles mit seinen Augen sieht. Es gibt Narren, und es gibt Weise. Dieses Verständnis wird als die wahre Weisheit bezeichnet. Adam, der erste Mensch, war der Erste, der die Ordnung der Kenntnisse annahm, welche zum Verständnis, zur Erreichung des Erfolges und zur vollen Nutzung dessen ausreichten, was er mit seinen Augen sah und erkannte.
Diese Kenntnisse können nicht anders übergeben werden als von Mund zu Mund. Und ihnen wohnt eine solche Ordnung der Entwicklung inne, dass jeder seinen Freund ergänzen oder auch verringern kann (während im ersten Aspekt alle gleich empfangen, ohne jegliche Hinzufügung oder Reduzierung; das gleicht dem, wie Adam die in dieser Welt existierende Wirklichkeit wahrgenommen hat. Darin, sie zu sehen, sind alle gleich, nicht jedoch darin, wie sie verstanden wird; es gibt solche, die sich von Generation zu Generation entwickeln, und solche, die sich zurückentwickeln). Und die Ordnung der Weitergabe, die manchmal als die Übermittlung des konkreten Namens bezeichnet wird, wird beim Einhalten vielerlei Bedingungen weitergeleitet, doch nur mündlich und nicht schriftlich.
3. Dies ist eine niedergeschriebene Ordnung. Es ist eine neue Erscheinung, da außer der Tatsache, dass sie die breitesten Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung der Wissenschaft bietet, wenn jeder mit deren Hilfe die ganze Bandbreite seiner Erkenntnisse für die nach ihm folgenden Generationen vererbt, darin eine wunderbare Eigenschaft eingeschlossen ist: jedem, der sich damit beschäftigt, erlaubt sie, obwohl er das Geschriebene noch nicht versteht, sich mithilfe der Höheren Lichter, die sich ihm nähern, zu reinigen. Zur Äußerung dieser Ordnung existieren vier Sprachen, wie oben gesagt wurde, und die Sprache der Kabbala übertrifft alle.
Die Ordnung der Weitergabe der Wissenschaft
Der effektivste Weg für denjenigen, der danach strebt, diese Wissenschaft zu studieren, besteht darin, einen wahren Weisen – Kabbalisten – zu finden, sich allem zu fügen, was dieser ihm auferlegen wird, bis er würdig wird, die Wissenschaft mit seiner Hilfe zu verstehen, das heißt: wie von der Erstquelle, wonach er der Aufnahme vom Munde zum Munde würdig wird, was die zweite Komponente darstellt. Und danach: des Verständnisses des Geschriebenen, welches die dritte Komponente ist. Erst dann wird er leicht von seinem Lehrer die ganze Weisheit und die Instrumente erben, und dann wird ihm nur zu tun bleiben, es zu erweitern und zu entwickeln.
Doch in Wirklichkeit existiert ein zweiter Weg, wenn, infolge seines riesigen Strebens, sich ihm das Antlitz der Himmel auftut, und er dann selbst die Erstquelle erkennt, welche die erste Komponente ist, doch auch danach wird er sich viel bemühen und riesige Anstrengungen unternehmen müssen, bis er schließlich einen Lehrer – Weisen – findet, damit er sich diesem beugen kann, und ihm lauschen und die Weisheit mittels der Übergabe von Angesicht zu Angesicht empfangen kann, welche die zweite Komponente ist, und danach – der dritten Komponente.
Und weil er nicht von Beginn an zur Seite eines weisen Lehrer stand, werden seine Erkenntnisse durch große Mühen erreicht, die viel Zeit in Anspruch nehmen, und es wird ihm gar nicht viel Zeit bleiben, um sich darin zu entwickeln. Und manchmal kommt es vor, dass die Weisheit mit einer Verspätung kommt, wie es geschrieben steht: „Sie starben, bevor sie weise wurden“, und von solchen gibt es 99%, die wir als „kommen herein und treten nicht heraus“ bezeichnen, und sie gleichen Dummen und Unwissenden in dieser Welt, welche die Welt sehen, die vor ihnen liegt, aber diese überhaupt nicht verstehen, außer dem Brot für den eigenen Magen.
Doch unter solchen, die den ersten Weg gehen, erreichen nicht alle den Erfolg, weil die Mehrzahl, nachdem sie einer Erkenntnis würdig wurde, sich nach der eigenen Meinung richtet, und nicht fähig ist, sich zu beugen und ihrem Lehrer zu lauschen, wie es sich gebührt. Da sie nicht zu einer Übermittlung der Weisheit an sie geeignet sind, und in diesem Fall ist der Weise gezwungen, das Wesen der Wissenschaft vor ihnen zu verbergen. „Und starben, ohne weise zu werden“ und „kommen herein und treten nicht heraus“ – und das alles nur, weil zur Übermittlung der Weisheit strengste Bedingungen existieren, die aus der äußersten Notwendigkeit resultieren. Und daher gibt es sehr wenige, welche so einen Erfolg in den Augen ihrer Lehrer erreichen, dass diese sie für würdig zur Übermittlung halten. Und glücklich ist der würdig Gewordene.
[1] Nicht zu verwechseln mit Baal Shem Tov
[2] More Nevuchim, eines der zentralen Werke von RAMBAM, einem spanischen Kabbalisten des 13ten Jahrhunderts
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[…] Was sagt der große Kabbalist Yehuda Ashlag (Baal HaSulam) dazu? Hier ein Auszug aus einem seiner Artikel: „Die Lehre der Kabbala und deren Wesen“ […]
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