1989/22 Warum werden vier Fragen speziell in der Pessachnacht gestellt?
Artikel Nr. 22, 1989, (korrigiert, EY, 25.04.2024)
Wann stellt jemand eine Frage? Wenn es ihm an etwas mangelt. Er fragt: „Warum muss ich darunter leiden, dass ich nicht das habe, was ich für nötig halte?“ Er kommt zum Schöpfer mit Beschwerden und Forderungen und fragt: „Warum muss ich leiden?“ Aber wenn ein Mensch Überfluss besitzt, welche Fragen sollte er sich stellen, wenn er sich frei und durch nichts versklavt fühlt? Wenn er fühlt, dass ihn das schmerzt, was er nicht hat, dann gibt es Raum nach dem „Warum“ zu fragen?
Daher sollten wir verstehen, warum wir gerade in der Pessachnacht, welches das Fest der Freiheit ist, Fragen stellen. Sie werden die „vier Fragen“ genannt, das heißt vier Mal „Warum“, gerade dann, wenn es ihm an nichts mangelt.
Lautdem heiligen ARI ist die Pessachnacht vollkommener als der Abend des Shabbat. Er sagt, dass es am Abend des Shabbat einen Aufstieg von Malchut zu Mochin de Neshama gibt, aber in der Pessachnacht gibt es einen Aufstieg von Malchut zu Mochin de Chaya, so wie am Tag des Shabbat (siehe Shaar HaKavanot). Daher sollten wir verstehen, warum wir gerade in der Zeit der Ganzheit Fragen stellen. Sicherlich gibt es viele Antworten darauf, und wir werden dies in der Arbeit erklären.
Es ist bekannt, dass die Arbeit in Tora und Mizwot [Gebote], die uns gegeben wurde, dazu dient, dass wir uns durch sie korrigieren und des Empfangens von Freude und Genuss würdig werden. Denn deshalb wurde der Mensch erschaffen, und bekanntlich ist der Zweck der Schöpfung, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Um jedoch beim Empfangen des Genusses Scham zu vermeiden, da jeder Zweig wünscht, seiner Wurzel zu entsprechen, und da die Wurzel den Geschöpfen gibt, besteht ein Unterschied in der Form zwischen dem Gebenden und dem Empfänger. Und dies verursacht in uns Scham.
Für diese Korrektur wurden ein Zimzum (Einschränkung) und eine Verhüllung auf die obere Vorsehung gelegt. Durch den Zimzum und die Verhüllung wurde ein Ort geschaffen, an dem wir dem Schöpfer so fern sind, dass wir kaum Verständnis für Seine Führung über Seine Geschöpfe besitzen. Darüber steht in der Einführung zum Studium der Zehn Sefirot geschrieben (Punkte 42-43): Nehmen wir an, die Vorsehung ist enthüllt und jemand, der etwas Verbotenes isst, würde sofort ersticken. Und jemand, der eine Mizwa ausführt, entdeckt darin sofort einen wundervollen Genuss, der mit den größten Genüssen in unserer materiellen Welt vergleichbar ist – welcher Narr würde jemals daran denken, etwas Verbotenes zu kosten, wenn er wüsste, dass er augenblicklich sein Leben dadurch verlieren würde? Oder wer würde einen großen materiellen Genuss, der ihm zufällt, aufschieben, ohne ihn erhalten zu wollen? Daher bringen uns der Zimzum und die Verhüllung, die geschaffen wurden, um die Scham zu korrigieren, all die Arbeit und Entfernung vom Schöpfer.
Daraus folgt, dass der Zimzum und die Verhüllung zum Schutz des Unteren gemacht wurden. Es ist daher sinnlos, diese Frage über die Vorsehung zu stellen: „Warum behandelt der Schöpfer uns so wie es uns erscheint, denn wir sehen das Gute nicht und leiden im Exil, in Armut und so weiter?“ Mit anderen Worten, jeder beschwert sich über den Schöpfer und dass Er uns mit einer für uns unsichtbaren Führung lenkt, die nur zu unserem Besten ist.
Aus diesem Grund ist es verboten, über Seine Führung und wie Er mit den Geschöpfen umgeht, schlecht zu sprechen. Stattdessen müssen wir mit dem Glauben über dem Verstand glauben, dass es genauso sein muss, wie wir es sehen. Und was unser Gefühl angeht, so sollten wir auf den Wegen der Tora wandeln, so wie unsere Weisen uns anwiesen, wie mit all diesen Gefühlen, die in uns entstehen, umzugehen ist, und über sie im Glauben über dem Verstand zu sagen: „Sie haben Augen und sehen nicht“, wie im Artikel von 1943 geschrieben steht.
Bekanntlich gibt es ein Verbot, zu verleumden. Jedoch wird gemeinhin gedacht, dass die Verleumdung, welche so schlecht ist, sich auf die Zwischenmenschlichen Beziehungen bezieht. In Wirklichkeit jedoch besteht die Verleumdung hauptsächlich zwischen dem Menschen und dem Schöpfer, wie es (Shemot Rabba, Kapitel 3, 12) geschrieben steht: „Moses begriff den Akt der Schlange, die ihren Schöpfer verleumdete, wie es heißt: ‚Denn Gott weiß, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen geöffnet werden, und ihr werdet sein wie Gott und Gut und Böse kennen.’“
Durch das oben Gesagte können wir verstehen, warum Verleumdung schlimmer ist als alles andere, weil Verleumdung hauptsächlich von der Schlange kommt, die über den Schöpfer lästerte und dem Menschen sagte: „Der Schöpfer befahl dir, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, sondern ihn verhüllt und verborgen zu halten.“ Die Schlange sagte zu ihm darüber: „Du brauchst Seinen Befehl nicht befolgen, den Baum der Erkenntnis vor den unteren verborgen zu halten!“ Stattdessen lautete ihr Argument, dass alles offen sein sollte.
Dies war die Verleumdung der Schlange. Folglich sprach sie über die Vorsehung, dass das verborgene Verhalten des Schöpfers gegenüber den Geschöpfen nicht in Ordnung sei. Aber in Wirklichkeit ist die Verhüllung nur dazu da, um den Geschöpfen das Empfangen von Vergnügen und Genuss ohne Scham zu ermöglichen. Und das kann nur geschehen, wenn die Geschöpfe alles für den Schöpfer empfangen, was bedeutet, sie empfangen ausschließlich mit der Absicht zu geben.
Daraus folgt, dass die Verleumdung der Schlange keinen Einzelnen betraf. Vielmehr sprach sie über die gesamte Korrektur, welche auf Malchut ausgeführt wurde, damit die Unteren, welche sich von ihr ausbreiten, Dwekut (Anhaftung) erreichen können, genannt „Gleichheit der Form“, durch welche die Korrektur geschieht, die es ihnen ermöglicht, das Vergnügen und den Genuss ohne jegliche Unannehmlichkeit, genannt „Scham“, zu empfangen.
Wegen dieser Korrektur wurden uns Tora und Mizwot gegeben, durch welche wir aus der Eigenliebe austreten – welche Trennung vom Schöpfer bedeutet – und Gleichheit der Form erreichen können. Es ist, wie unsere Weisen sagten: „Ich habe den bösen Trieb erschaffen, und ich schuf das Gewürz der Tora.“ Und wegen der Verleumdung der Schlange wird es eine offenbarte Vorsehung geben, das heißt, dass alles enthüllt wird, obwohl der Schöpfer Adam ausdrücklich anwies: „Aber vom Baum der Erkenntnis sollst du nicht essen.“ Stattdessen muss diese Unterscheidung verdeckt sein, und nur am Ende der Korrektur wird es möglich sein, diese Unterscheidung zu erkennen.
Und auch dazu wies ihn die Schlange an, dem Schöpfer nicht zu gehorchen. Mit anderen Worten, verhüllte der Schöpfer – der gut ist und Gutes tut – Seine Führung über die Geschöpfe nicht zugunsten Adams, sondern aus anderen Gründen. Es zeigt sich, dass die Verleumdung der Schlange eine allgemeine Sache war, das heißt, sie sagte, dass alle Korrekturen, die wir durch die Kraft von Tora und Mizwot ausführen sollten, nicht für den Menschen sind.
Dies ist der Grund, weshalb die üble Nachrede das strengste aller Verbote ist, da es die gesamte Tora umfasst. Mit anderen Worten sollten durch die Verleumdung alle bisherigen Korrekturen verhindert werden. Da das Verbot der üblen Nachrede zwischen dem Menschen und dem Schöpfer so schwer wiegt, ist das Verbot zwischen einem Menschen und seinem Freund ebenfalls sehr schwerwiegend, so wie wir über „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ sagten, was entsprechend Rabbi Akiva als große Regel der Tora gilt.
Daraus folgt, dass jemand, der verleumdet, der Regel „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ entgegengesetzt handelt. Daher ist Verleumdung zwischen einem Menschen und seinem Freund ebenfalls eine Regel und solch ein schwerwiegendes Verbot.
Mit dem oben Gesagten können wir erklären, was unsere Weisen sagten (Sanhedrin 38): „Rav Yehuda sagte: ‚Rav sagte: Adam HaRishon war ein Ketzer. Und RASHI erklärt: ‚war ein Ketzer’ bedeutet, dass er sich dem Götzendienst zuneigte.’“
Dies ist sehr schwer zu verstehen. Adam HaRishon sprach mit dem Schöpfer. Wie kann jemand, der mit dem Schöpfer spricht, ein Ketzer sein, also sein Herz in Richtung Götzendienst neigen? Immerhin sprach der Schöpfer mit ihm, wie kann er sich also so irren, sodass sein Herz sich in Richtung Götzendienst neigte?
Wie oben gesagt, wies der Schöpfer ihn an, den Baum der Erkenntnis verhüllt zu halten und nicht vor dem Ende der Korrektur zu enthüllen. Als die Schlange zu ihm kam und ihn anwies, dem Schöpfer nicht zu gehorchen, da sich großer Genuss im Baum der Erkenntnis befände, welchen der Schöpfer vor ihm verbirgt, beherzigte er die üble Nachrede der Schlange. Und das bedeutet, dass er „ein Ketzer“ war.
RASHI erklärte, dass sein Herz sich zum Götzendienst neigte, was bedeutet, dass sein Herz sich dem zuneigte, was die Schlange ihm erzählte, dass es nämlich besser sei, die Vorsehung in der Welt, wie die Schlange ihn anwies, wäre offen. „Ketzerisch“ wird derjenige genannt, dem Seine Führung missfällt, der entsprechend dem Rat der Schlange denkt, dass sich viele mit der heiligen Arbeit beschäftigen würden, wenn der Baum der Erkenntnis enthüllt wäre und es eine offensichtliche Vorsehung gäbe. Denn jeder würde Tora und Mizwot einhalten, weil alles im Verstand eingekleidet wäre, innerhalb des Verstandes, und nichts über dem Verstand sein müsste.
Mit anderen Worten bedeutet der Baum der Erkenntnis, dass alles innerhalb des Verstandes enthüllt wird, und deswegen galt das Gebot, nicht davon zu essen. Das heißt, dass unsere Arbeit in Bezug auf den Schöpfer über dem Verstand und nicht innerhalb des Verstandes sein muss, obwohl es plausibel ist, dass die Diener des Schöpfers sich stark vermehren würden, wenn alles innerhalb des Verstandes gekleidet wäre.
Das ist die Bedeutung der Verleumdung der Schlange, welche schlecht über die Vorsehung sprach. Obwohl der Schöpfer den Schöpferdienst über dem Verstand einrichtete, heißt dies nicht, dass der Schöpfer nicht alles innerhalb des Verstandes machen könnte. Stattdessen müssen wir glauben, obwohl wir es nicht verstehen, dass diese Führung die beste ist. Und so sagte Baal HaSulam, dass der Schöpfer den Weg des Glaubens über dem Verstand wählte, weil Er weiß, dass es der erfolgreichste Weg für die Unteren ist, um die Möglichkeit zu haben, das Ziel „Dwekut mit dem Schöpfer“, die Gleichheit der Form, genannt „Empfangen um zu geben“ zu erreichen.
Die Sünde vom Baum der Erkenntnis bezieht sich auf hohe Stufen – das Licht des Endes der Korrektur – wie es im Vorwort von Panim Meirot uMasbirot erklärt wird. In Bezug auf unsere Arbeit sollten wir dies so auslegen, dass jemand, der die Vorsehung verleumdet, nicht glauben will, dass Seine Führung der Geschöpfe wohlwollend ist und man deshalb über dem Verstand glauben muss.
Jedoch sagt dieser Mensch: „Wäre die Vorsehung enthüllt und könnte ich mit meinem Verstand sehen, dass der Schöpfer allen Geschöpfen wohlwollend gibt, und wäre alles innerhalb des Verstandes, könnte ich Tora und Mizwot nur auf diese Weise einhalten.“ Dies geschah durch die Sünde am Baum der Erkenntnis, dass ein Mensch gezielt innerhalb des Verstandes gehen und nicht über dem Verstand glauben will. Wenn er also nicht glaubt, dass es in Wohlwollen geschieht, verleumdet er den Schöpfer. Dies wurzelt in der Zeit, als die Schlange Adam HaRishon gegenüber schlecht über den Schöpfer sprach.
Und ein Mensch, der innerhalb des Verstandes gehen will, wird „Sünde vom Baum der Erkenntnis“ genannt. Diese Sünde erscheint auf zwei Arten, in zwei Fragen, die von ihr ausgehen:
1) Pharaos Frage: „Wer ist der Herr, dass ich seiner Stimme gehorchen sollte?“ Das heißt, es ist schwer für ihn, etwas zu glauben, was dem Verstand widerspricht.
2) Und die zweite Frage, die sich daraus ergibt: „Warum sollte man arbeiten, um dem Schöpfer zu dienen, und nicht sich selbst?“ Mit anderen Worten, er fragt: „Was werde ich dadurch erlangen, wenn ich für den Schöpfer arbeite und nicht für mich?“
Nun können wir verstehen, dass selbst nachdem der Mensch sich überwunden hat und den Pfad der Wahrheit auf sich nahm und nun beginnt, den Weisen zu glauben, es plausibel ist, dass ihm der Verstand sagt, dass er sich jeden Tag weiterentwickeln und vorwärts bewegen sollte. Man sieht, dass tatsächlich das komplette Gegenteil geschieht – jeden Tag entwickelt er sich mehr zurück. Folglich lässt der Verstand ihn sagen: „Diese Arbeit, im Geben zu gehen, ist nichts für mich. Vielmehr ist es eine Arbeit für einige Auserwählte.“ Er versteht, dass er besser dran ist, wenn er dieser Arbeit entflieht.
Und was wird diesem Menschen gesagt? Dass er noch einmal mit dem Glauben über dem Verstand gehen und missachten soll, wozu der Verstand ihn nötigt. Und wie in der Abhandlung „Glauben an Seinen Rav“ (1943) geschrieben steht, kann man seinen wahren Zustand nicht erkennen. Stattdessen sollte man über dem Verstand gehen; denn nur auf diesem Weg können wir das Ziel erreichen und mit Dwekut (Anhaftung) mit dem Schöpfer belohnt werden.
Wir sollten jedoch verstehen, was es uns gibt, wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns zurückentwickeln, anstatt Fortschritte zu machen. Mit anderen Worten: Zu welchem Zweck muss man das Gefühl haben, dass man sich im Abstieg befindet? Was ist der Nutzen davon? Wir sehen das im Zustand des Aufstiegs, wenn man ein Verlangen nach Spiritualität hat und weltliche Vergnügungen – denen die ganze Welt nachjagt, um diese Vergnügungen zu erlangen – so betrachtet, als ob sie unnötig erschaffen wurden, was bedeutet, dass es besser wäre, wenn der Schöpfer alle Geschöpfe erschaffen hätte, dass sie sich an spirituellen Dingen erfreuen.
Was hat man also davon, was die Gedanken an den Abstieg angeht, dass man nach jedem Aufstieg zu einem Abstieg kommt? Daraufhin fragt ein Mensch immer: „Wie viele Aufstiege und Abstiege gibt es und wozu sind sie überhaupt nötig? Es wäre besser, wenn ich im Zustand des Aufstiegs bleiben könnte.“
Aber die Antwort lautet, dass es unmöglich ist, etwas wertzuschätzen, ohne dessen Wichtigkeit zu kennen. Eine Regel besagt, dass die Freude, die man an Dingen empfindet, von der Wichtigkeit dieser Sache abhängt. Manchmal wird einem Menschen etwas Wichtiges gegeben, und wenn er es zu schätzen wüsste, könnte er einen großen Genuss daraus ziehen. Aber da er den Wert dieser Sache nicht weiß, kann er sie nicht genießen, außer in dem Maß, in dem er deren Wichtigkeit versteht.
Ein Mensch kauft zum Beispiel ein gebrauchtes Buch, das von außen nicht besonders schön aussieht. Ein später neu gedrucktes Buch kostet mehr, aber da er nicht viel Geld hat, kauft er dieses Buch. Und auch der Verkäufer ist sich der Bedeutung des Buches nicht bewusst und verkauft es ihm zu einem niedrigen Preis. Aber etwas später kommt jemand in sein Haus, sieht das Buch und sagt: „Da dieses Buch vor 300 Jahren gedruckt wurde, ist es ein Vermögen wert, zumal es weltweit nur drei solcher Bücher gibt.“
Nun, da er den großen Wert des Buches gehört hat, beginnt er, sich an dem Buch zu erfreuen.
Die Lektion ist, dass wir den Aufstieg nicht zu schätzen wissen. Das heißt, wir verstehen nicht den Wert eines einzigen Augenblickes, in dem wir die Kraft haben, an den Schöpfer zu glauben und eine Empfindung von der Größe des Schöpfers zu erlangen. Im Zustand des Aufstieges haben wir das Verlangen, uns vor Ihm ohne Wenn und Aber zu annullieren, wie eine Kerze vor einer Fackel.
Natürlich können wir uns nicht an der Tatsache erfreuen, dass der Schöpfer uns näher gekommen ist und uns eine gewisse Nähe geschenkt hat, aus der wir die Freude und das Hochgefühl ableiten sollten, die sie uns bringen sollte.
Aber da wir nicht die Wichtigkeit haben, es zu schätzen, können wir nur entsprechend der Wichtigkeit genießen, wie es in dem Gleichnis erklärt wurde.
Deshalb wurden uns die Abstiege gegeben, damit wir die Wichtigkeit der Aufstiege erlernen können, wie geschrieben steht: „Wie der Vorzug des Lichtes gegenüber der Dunkelheit“. Gerade durch die Abstiege kann man die Aufstiege erkennen und wertschätzen und dann kann man die Aufstiege genießen und zu dem Gefühl kommen: „Sie sind unser Leben und die Länge unserer Tage“. Aber wenn jemand die Notwendigkeit des Glaubens nicht kennt, weil er denkt, dass die Beschäftigung mit der Tora und das Befolgen der Mizwot ausreichen, um als Diener des Schöpfers zu gelten, werden ihm keine Abstiege von oben gegeben, damit er die Aufstiege schätzen kann.
Ihre Arbeit liegt in der Äußerlichkeit. D.h. sie haben nicht die Absicht, das Innere zu betreten. Das heißt, sie haben nicht die Absicht, sich vollständig vor der Kedusha (Heiligkeit) zu annullieren – wobei „heilig“ losgelöst und getrennt von sich selbst bedeutet, wie geschrieben steht: „Du sollst heilig sein, denn Ich bin heilig.“ Dabei wird es dann nur noch den Herrschaftsbereich des Schöpfers geben, weil der Untere es wünscht, sich vor der Wurzel zu annullieren, und er alles, was er sieht, als lohnenswert empfindet, um dem Schöpfer zu dienen.
Damit ein Mensch zu dem Zustand gelangen kann, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bringen, muss er sich selbst mit starkem Glauben an die Größe des Schöpfers ausstatten, um es für sich lohnenswert zu machen, sich zugunsten des Schöpfers zu annullieren. Und der Glaube, welchen er während seiner Erziehung erlangt hat, reicht ihm nicht. Mit dem Glauben, den er während der Erziehung erlangt hat, kann er bereits arbeiten und Tora und Mizwot in allen Einzelheiten und aller Genauigkeit einhalten, da man sich selbst dabei nicht vor dem Schöpfer annullieren muss.
Stattdessen bittet er den Schöpfer darum, dass er im Gegenzug für die Einhaltung der Tora und der Mizwot, die der Schöpfer uns durch Moses befohlen hat, alle seine Wünsche erfüllt.
Er glaubt an Belohnung und Bestrafung, und zwar, wie unsere Weisen sagten (Avot, Kapitel 2, 21): „Wenn du viel Tora studiert hast, vertraue darauf, dass Dein Herr den Lohn für deine Arbeit zahlt.“
Da die Grundlage, die ihn dazu verpflichtet, Tora und Mizwot einzuhalten, von der Belohnung und nicht vom Geber der Belohnung abhängig ist, muss er sich nicht mit der Größe des Glaubens an den Schöpfer befassen, sondern mit der Größe oder Kleinheit der Belohnung. Daher gibt es hier keine Frage von Aufstiegen und Abstiegen, wenn man an die Größe und Wichtigkeit des Schöpfers glaubt.
Es geht also nicht um Auf- und Abstiege, um den Glauben an die Größe und Bedeutung des Schöpfers. Vielmehr ist das Einzige, was dort relevant ist, dass er sich mit Tora und Mizwot beschäftigt oder er beim Einhalten schwächer wird, weil er nicht immer an die Belohnung glaubt.
Dies bringt diejenigen, die sich nur wegen der Belohnung mit Tora und Mizwot befassen, dazu – da sie manchmal unter Leuten sind, die nicht an Belohnung und Bestrafung glauben – andere mit ihren Gedanken zu beeinflussen, was dazu führen kann, dass sie sich vollständig vom Judentum abwenden. Daher dürfen sie nicht mit Menschen in Kontakt kommen, die frei in ihren Ansichten sind, da sie ihnen fremde Gedanken über Glauben an Belohnung und Bestrafung bringen. Aber im Allgemeinen erfahren jene, welche sich in Lo Lishma beschäftigen, keine Höhen und Tiefen, was bedeutet, dass sie auch keine Abstiege brauchen.
Aber diejenigen, die um des Schöpfers willen arbeiten wollen, die ständig den Glauben an die Wichtigkeit und Größe des Schöpfers erhöhen müssen – und allein die Wichtigkeit und die Größe des Schöpfers sie dazu verpflichten, Tora und Mizwot einzuhalten, damit sie Dwekut mit dem Schöpfer erreichen – diese müssen ständig die Größe des Schöpfers schätzen und würdigen. Sie müssen immer prüfen, wenn sie die Spiritualität ergreifen, dass es der Schöpfer ist, der sie an sich annähert, während sie selbst vollkommen machtlos sind, außer sie sehen, dass sie daraus irgendeinen Vorteil für sich selbst ziehen können. Daraus folgt, dass die Hauptarbeit darin besteht, sich selbst zu annullieren. Doch das ist gegen die Natur; nur durch Seine Erlösung können sie es erreichen.
Folglich denkt man während des Aufstieges, dass es ganz natürlich ist und man die Hilfe des Schöpfers überhaupt nicht braucht. Daher wurde eine Korrektur vorgenommen, die „Abstiege“ genannt wird, bei der einem das Maß seiner Kraft gezeigt wird – was er aus eigener Kraft tun kann und wie er es sieht. Aber wenn er aus diesem Zustand herausgeworfen wird, als er bereits glaubte, er sei ein Mensch und kein Tier, das für sich selbst arbeitet, merkt er plötzlich nicht einmal mehr, dass ihm ein Abstieg gegeben wurde und man ihn hinunter in diese Niedrigkeit geworfen hat, in der er sich dann selbst wiederfindet.
Und während des Abstieges merkt er nicht, dass er dabei ist, abzusteigen. Vielmehr verbleibt er in einem unbewussten Zustand. Und nachdem er einige Zeit unten gewesen ist, bekommt er Hilfe von Oben und es wird ihm gesagt: „Wisse, dass du dich nun im Abstieg befindest“. Und bevor ihm das nicht gesagt wird, weiß er das auch nicht. Jedoch sollte man daran glauben, dass es so ist, da dieses Wissen nicht von selbst kommt. Stattdessen sollte man wissen, dass diese Abstiege ihm gegeben wurden, um daraus zu lernen, wie man den Zustand des Aufstiegs schätzen kann. Aber während des Abstiegs kann man nichts daraus lernen.
Aber während des Aufstieges kann er ein wahres Urteil fällen und sagen: „Nun bin ich in einem Zustand des Glaubens, und das kam zu mir vom Schöpfer. Sonst würde ich sofort in einen Zustand der Eigenliebe fallen.“ Wenn man diese Berechnung nicht aufstellt und dem Schöpfer nicht für die Annäherung dankt, dann wird man augenblicklich hinabgeworfen. Es stellt sich heraus, dass es unmöglich ist, wirkliches Vergnügen aus der Annäherung an den Schöpfer zu erlangen, es sei denn, er kann es, wie oben gesagt, „als den Vorteil des Lichts gegenüber der Finsternis“ schätzen.
Folglich sind diese Abstiege notwendig, damit die Geschöpfe Freude und Genuss empfangen. Sie werden „Exil“ genannt, und es heißt „Göttlichkeit im Exil“ oder „Göttlichkeit im Staub“. Und nur dadurch wird man die Kelim erlangen, um Freude und Genuss zu fühlen.
Nun können wir verstehen, warum gerade zur Zeit der Freiheit – in der Pessachnacht, in der laut ARI Ganzheit besteht – Malchut dieselbe Gadlut hat, da Malchut das Mochin de Chaya (Licht von Chaya) besitzt, und so ist es in der Pessachnacht.
Die Antwort ist, dass gerade zur Zeit des Aufstieges – wenn man dabei an die Abstiege denkt – man die Kraft hat, die Wichtigkeit der Aufstiege wertzuschätzen. Andernfalls gleicht es jemandem, dem etwas sehr Wertvolles gegeben wird, und er nutzt es und erfreut sich daran, so als wäre es nur ein paar Cent wert.
Daher ist es gerade zur Zeit der Freiheit möglich, diese Fragen zu stellen. Das heißt, es geht nicht um die Fragen, sondern wir brauchen die Fragen, um die Antworten zu verstehen, wie Baal HaSulam über das sagte, was geschrieben steht: „Sprich nun in die Ohren des Volkes, und lass sie ein jeder von seinem Nächsten borgen.“
RASHI interpretiert, dass er sie davor warnte, dass der Gerechte sagen wird: „Er hat gehalten: ‚Und sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrängen‘, und Er hat nicht gehalten: ‚Danach werden sie mit großem Besitz herauskommen.'“
Und es gibt eine Frage: „Wenn der Schöpfer wünschte, dem Volk Israel große Besitztümer zu geben, konnte sie der Schöpfer ihnen nicht geben? Musste er das Volk Israel anweisen, betrügerisch zu sein und Gefäße aus Silber und Gold von den Ägyptern zu nehmen?“
Die Antwort lautet: Als der Schöpfer zu Abraham sagte: „Ich will dir dieses Land geben, damit du es erbst“, fragte Abraham: „Woran werde ich erkennen, dass ich es erben werde?“ „Und Er sprach zu Abram: ‚Du sollst wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist … und danach werden sie mit großem Besitz herauskommen.'“ Er fragte: „Was sehen wir in der Antwort des Schöpfers auf Abrams Frage: ‚Woran werde ich erkennen…‘, dass Abram dadurch, dass sie in einem Land sind, das nicht das ihre ist, also im Exil, sicher sein konnte, dass sie das Land erben würden?“
Er sagte, da es kein Licht ohne ein Kli gibt, das heißt keine Füllung ohne einen Mangel und Abram sagte zum Schöpfer, dass er nicht sieht, dass sie solch große Lichter benötigen würden, die „das Land Israel“ genannt werden. Der Schöpfer sagte ihm, dass, wenn sie im Exil sind und den Schöpfer bitten, sie aus dem Exil zu befreien, wie wird Er sie befreien? Nur mit großen Lichtern, denn „das Licht darin führt zurück“. Daher werden sie dann das Bedürfnis nach den großen Lichtern haben.
Seine Erklärung ist: Der Schöpfer sagte, dass sie sich Kelim von den Ägyptern leihen werden, das heißt, sie sollten die Härte der Ägypter nehmen, aber als Leihgabe, um die Lichter zu empfangen, und dann die Kelim an sie zurückgeben. Mit anderen Worten, sie nahmen die Fragen, um die Antworten zu verstehen. Es ist, wie oben gesagt wurde, unmöglich, das Licht zu verstehen, wenn nicht aus der Dunkelheit heraus. Deshalb kommen alle Fragen speziell zur Zeit der Freiheit.
Zusammenfassung
Der Artikel beschäftigt sich mit dem spirituellen Konzept von Fragen und Antworten im Kontext des Feiertags Pessach, insbesondere während der Pessachnacht, die als „Fest der Freiheit“ betrachtet wird. Es wird erörtert, warum Menschen insbesondere dann Fragen stellen, wenn sie sich in einem Zustand der Vollständigkeit befinden, im Gegensatz zu Zeiten des Mangels. Der Artikel bezieht sich auf die Lehren des heiligen ARI und diskutiert den Aufstieg von Malchut zu Mochin de Chaya während der Pessachnacht, was als höherer spiritueller Zustand angesehen wird als der gewöhnliche wöchentliche Shabbat.
Des Weiteren wird die Rolle der Tora und der Mizwot (Gebote) erörtert, die den Menschen helfen sollen, sich selbst zu korrigieren und eine Form der Freude zu erreichen, die frei von Scham ist. Die Notwendigkeit des Zimzum (Einschränkung) und der Verhüllung wird erklärt, um die Distanz zwischen dem Schöpfer und den Geschöpfen aufrechtzuerhalten, was die Menschen dazu bringt, ohne unmittelbare Offenbarung der göttlichen Vorsehung zu glauben und zu handeln.
Es wird auch die Schädlichkeit der Verleumdung, sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber dem Schöpfer, betont. Die Erzählung der Schlange im Garten Eden wird als eine Form der Verleumdung interpretiert, die darauf abzielte, die vom Schöpfer vorgesehene Ordnung zu stören. Diese Perspektive wird verwendet, um zu erklären, warum üble Nachrede als eines der strengsten Verbote angesehen wird.
Abschließend wird das Konzept der spirituellen Auf- und Abstiege diskutiert, die notwendig sind, um die Wichtigkeit und den Wert spiritueller Höhen zu schätzen. Der Artikel endet mit einer Reflexion darüber, wie diese Zyklen den Menschen helfen, die Notwendigkeit des Glaubens und die Bedeutung der göttlichen Nähe zu erkennen.
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