Die Menschheit in Harmonie unter einem Dach

M. Laitman, Betrachtungen zu Sukkot

Heimat ist heutzutage für viele Menschen auf der ganzen Welt ein relatives Konzept. Das Streben nach besseren Chancen und Arbeitsplätzen veranlasst viele dazu, an neue Standorte zu ziehen. Die meisten haben einfach keine andere Option und werden durch Krieg, Verfolgung, Verbrechen oder Naturkatastrophen zwangsweise vertrieben. Sehen wir, wie der Sukkot-Feiertag uns lehren kann, ein echtes Gefühl der Zugehörigkeit und friedlichen Koexistenz zu schaffen …

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben 258 Millionen Menschen weltweit in einem anderen Land als ihrem Geburtsort, ein Anstieg von 49% in den letzten zwei Jahrzehnten. Ein Drittel davon musste vor lebensbedrohlichen Bedingungen fliehen, um sich – hauptsächlich in wohlhabenden Ländern – eine neue Heimat zu suchen.

Die EU-Politiker versuchen vergeblich, diese größte Flüchtlings- und Vertreibungskrise unserer Zeit zu lösen. Migrationsfeindlichkeit führte in einigen europäischen Städten schnell zu tiefen sozialen Spannungen. In den Vereinigten Staaten gibt es schätzungsweise über 11 Millionen Einwanderer ohne Papiere.

In der heutigen Welt ist es schwierig, Beispiele für Stabilität, Beständigkeit und gegenseitiger Hilfe zu finden. Die Dynamik unserer globalen und vernetzten Welt, in der die Bewegung eines Einzelnen alle anderen beeinflusst, zwingt uns ständig Instabilität und Unvorhersehbarkeit auf. In einem System der gegenseitigen Verbindung sind wir alle aufeinander angewiesen. Es kann nicht gut für einen sein, wenn es nicht gut für jeden ist.

Natürlicher Verlauf der Entwicklung

Die Migration von Millionen von einem Land in ein anderes ist Teil des evolutionären Programms der Natur. Gleiches gilt für das sich verändernde globale Klima, ein weiterer wichtiger Grund für Standortverlagerungen und Unsicherheit. Die jüngsten Beispiele sind die Verwüstungen, die der Taifun Mangchut auf den Philippinen und der Hurrikan Florence in den USA angerichtet haben. Letzterer hat eine Spur der Zerstörung hinterlassen, die auf Schäden in Höhe von 22 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, und Tausende von Menschen wurden aufgrund zwangsevakuiert.

Tatsache ist jedoch, dass wir diese Schläge verhindern könnten. Wenn wir vor dem Eintreten einer Naturkatastrophe den eigentlichen Plan der Natur verstünden, können wir als gesamte Menschheit zu einem neuen, lichtvollen Horizont aufbrechen.

Was aber steht uns im Weg, ein gutes Leben für alle Menschen zu schaffen?

Nichts anderes als das menschliche Ego – das Verlangen, auf Kosten anderer zu genießen. Als Teil der natürlichen Evolution der Menschheit wuchs dieses Ego mittlerweile zu grotesken Auswüchsen innerhalb des Systems heran, während die Natur erwartet, dass wir ihr grundlegendes Gesetz des Gleichgewichts zwischen all ihren Elementen (unbelebt, vegetativ, belebt und menschlich) beibehalten. Je schneller wir die Lektion verstehen, die uns die Natur lehrt, desto eher können wir unser flüchtiges und zerbrechliches Leben in ein positives, stabiles und friedliches verwandeln.

Gewohnheitstiere

Der Mensch strebt wie jedes andere Tier nach Komfort und Sicherheit. Interessanterweise ist der Sukkot-Feiertag (Das Laubhüttenfest) ein Aufruf, aus unserem bequemen egoistischen „Zuhause“ herauszukommen und eine neue Struktur aufzubauen, eine Sukka, das Symbol der neuen Welt. Wir bauen sie für uns selbst und können durch sie unsere egoistische Natur in die Qualität des Gebens verändern.

Warum ist dieser Wiederaufbau und Umzug wichtig? Was hat das mit uns zu tun?

Die Menschheit bemühte sich in ihrer Entwicklung stets um eine solide Zukunft, aber die traurige Realität ist, dass das Leben im Laufe der Zeit immer komplexer wurde. In der Vergangenheit schien alles einfacher zu sein. Das Leben hatte mehr Kontinuität, Komfort und Stabilität. Eltern erbten Häuser und überließen sie ihren Kindern. Die Menschen fühlten sich in ihren Berufen sicher und hatten wenig Angst um ihren Arbeitsplatz oder ihr Einkommen. Alles scheint in den letzten Jahren schnell an Wert verloren zu haben. Familien zerfallen und alles ist im Wandel. Das behagliche Zuhause von gestern wurde zu einer vorübergehenden Zuflucht vor dem sich nähernden Sturm.

Eine der bedrückendsten Paradoxien unserer Zeit

In einer technologischen Ära, in der wir über genügend Ressourcen verfügen, um ein gutes und sicheres Leben für alle zu gewährleisten zu können, nutzen wir unseren Fortschritt, um einander und dem Planeten zu schaden, Kriege, Konflikte und Kämpfe zu führen und eine Atmosphäre ständiger Angst zu schaffen. Unsere egoistische auf uns selbst konzentrierte Natur unterminiert unser Streben nach einem angenehmen Leben.

Doch wir müssen die Natur in der Tiefe erforschen und ihre eisernen Regeln identifizieren. Wenn wir den Entwicklungstrend der Natur verstehen, können wir einen schmerzlosen und schnellen Fortschritt gewährleisten. Das Wissen über das innere Funktionieren des Systems der Natur ist unser einziger Anker in der sich verändernden Welt. Wir müssen universelles Wissen erlangen, das die Anerkennung des natürlichen Systems beinhaltet; damit wir verstehen, wie es funktioniert und wo es unsere Entwicklung als Menschen steuert. Wenn wir dieses System verstehen, werden wir uns an dem allgemeinen Gesetz der Natur ausrichten können, an der Kraft, die alles in der Realität steuert und kontrolliert.

Von der Selbstliebe zur Liebe zu anderen

Die Formel, mit der wir beginnen können, an dieser höheren Macht festzuhalten, besteht darin, „den Nächsten wie sich selbst zu lieben“. Die Einhaltung dieser Regel erfordert das Verlassen des Egos, mit dem wir geschaffen wurden. Wir verlassen unsere gewohnte Heimat der Selbstliebe und schaffen eine neue Behausung der Liebe zu anderen. Dies ist es, was die Weisheit der Kabbala lehrt, und dies ist die innere Botschaft von Sukkot.

Deinen Nächsten wie dich selbst zu lieben, ist das Mittel, ein neues Zuhause zu entdecken. Auf dem Weg von der Liebe zu sich selbst zur Liebe zu anderen wird unser Bild der Realität ersetzt. Unsere Sinne drehen sich um, der Verstand und das Herz ändern die Richtung von innen nach außen, und eine entgegengesetzte Welt wird uns offenbart. Wir sehen plötzlich eine höhere, größere Welt, in der sich das Programm der Entwicklung und des Managements unseres Lebens vollendet.

Wenn wir sehen, dass wir alle eins sind, machen wir viel weniger Fehler und finden zu einem glücklichen Zusammenleben unter einem gemeinsamen globalen Dach.

Ein schönes Sukkot!

1 Antwort

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar