Shamati 203. Die Überheblichkeit des Menschen erniedrigt ihn

Ich hörte am 2. Zwischentag von Sukkot, dem 12. Oktober 1938

„Die Überheblichkeit des Menschen erniedrigt ihn“ [1]

Die Erklärung lautet: Es ist bekannt, dass der Mensch in äußerster Niedrigkeit erschaffen wurde. Wenn jedoch der Niedrige seinen Platz erkennt, so empfindet er keine Leiden darüber, dass er niedrig ist, denn dies ist sein Platz.

Dies gleicht den Füßen, die keine Erniedrigung empfinden, obwohl sie stets durch den Schmutz gehen und gezwungen sind, die ganze Last des Körpers zu tragen. Anders der Kopf, der sich immer oben befindet. Da die Füße ihren Platz kennen, empfinden sie keine Niedrigkeit und leiden nicht darunter, dass sie auf einer niederen Stufe stehen.

Wenn sie aber oben sein wollten und dennoch gezwungen wären, unten zu bleiben, dann würden sie Leiden empfinden. Und das ist die Bedeutung der Worte: „Die Überheblichkeit des Menschen erniedrigt ihn.“

Wenn man in der Niedrigkeit zu verbleiben wünschte, dann würde man keinerlei Erniedrigung fühlen, das heißt keinerlei Leiden, in dem Zustand, dass „der Mensch wie ein Wildesel geboren wird“ (Hiob 11, 12). Doch man will in Überheblichkeit leben, und dann empfindet man die Erniedrigung. Darum erfährt man Leiden.

Leiden und Niedrigkeit gehen Hand in Hand: Wenn man keine Leiden hat, gilt, dass man keine Niedrigkeit besitzt. Dies steht genau im Verhältnis zum Maß der Erhabenheit [des Schöpfers], die man hat – oder haben will, aber nicht hat – dementsprechend empfindet man die Niedrigkeit.

Und diese Niedrigkeit wird danach zu einem Kli (Gefäß) für die Erhabenheit, wie geschrieben steht: „Der Ewige ist König, Er hat sich in Erhabenheit bekleidet.“ (Psalm 93, 1)

Denn wer dem Schöpfer anhaftet, besitzt das Gewand der Erhabenheit, wie geschrieben steht: „Die Erhabenheit und die Größe gehören dem Schöpfer.“

Diejenigen also, die dem Schöpfer anhaften, besitzen Erhabenheit und Größe. Und in dem Maß, in dem der Mensch seine Niedrigkeit empfindet – entsprechend der Größe der Leiden, die er erfährt –, in eben diesem Maß wird er des Gewandes des Schöpfers würdig.

[1] Sprüche 29, 23

 

überarbeitet, EY, 27.10.2025

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