Zwei Gegensätze in Balance

Ein sehr interessantes Phänomen tritt in Erscheinung. Wir können beobachten, wie weit sich die individuellen Bedürfnisse der Menschen voneinander unterscheiden…

Die einen bitten den Wirt, für sie die Hintertür zu öffnen, damit sie ihr Bier weiterhin in Gesellschaft genießen können. Die anderen melden einen Betrieb bei der Polizei, weil er sich nicht zu 100% an die gesetzlichen Vorschriften hält und damit unverantwortlich handelt.

Während die einen Existenzängste erleiden, möchten sich die anderen auf keinen Fall einschränken. Wie lässt sich diese Diskrepanz zwischen Angst und Gleichgültigkeit erklären? Die Gleichgültigkeit entsteht, wenn wir keinerlei Gefahr wahrnehmen und auch keinen Vorteil für uns selbst sehen. Dann gibt’s für uns keinen Handlungsbedarf. Dieser Zustand kann so lange aufrecht gehalten werden, bis die Welt uns förmlich ins Gesicht schlägt.

Sofort wandelt sich dann die Gleichgültigkeit in Angst um: Angst um das eigene oder das Leben unserer Lieben. Plötzlich entstehen 1000 Fragen, das System arbeitet auf Hochtouren und es setzt entweder der Kampf- oder der Fluchtmodus ein. Unser Virusscan schlägt Alarm und sucht verzweifelt nach Lösung.

Vielleicht ist das die Erklärung, warum es nicht betroffenen Menschen schwer fällt, die “Panikmache” zu verstehen und warum Betroffene blankes Entsetzen gegenüber “verantwortungslosen” Verhalten zeigen.

Diese entgegengesetzte Pole können sich nur annähern, wenn wir etwas Feingefühl entwickeln und versuchen, uns in die Sichtweise des anderen einzuschließen. Vielleicht können wir uns dadurch sogar gegenseitig helfen, indem die einen den anderen Zuversicht und Mut geben und einen kühlen Kopf behalten, während sie im Gegenzug die Ernsthaftigkeit und die Wichtigkeit für eine Handlung erhalten. Damit können sich die beiden Gegensätze ausbalancieren, in Harmonie gelangen und es entsteht ein gemeinsam wirkendes, sich ergänzendes System.

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