Mein Piepmatz

Da ich mich zur Zeit viel mit der Verbindung aus der Natur beschäftige, ist mir ein wunderbares Erlebnis eingefallen, das schon einige Jahre her ist und das ich nie vergessen werde.

Auf meinem Balkon in einer Ecke hatte ein Schwalbenpaar ein Nest gebaut. Ich war voller Freude, dass sie ausgerechnet meinen Balkon ausgesucht hatten, da ja ein Schwalbennest bekanntlich Glück bringen soll. Nach und nach kamen die Eier ins Nest und dann schlüpften die Jungen. Sie wurden gut von ihren Eltern versorgt und wurden immer kräftiger.

Aber eines Tages, oh Schreck, am frühen Morgen lag eine junge Schwalbe auf dem Boden mit einem Loch im Kopf und gebrochenen Flügeln. Für mich war das ein kleiner Schock. Ich hob die junge Schwalbe auf und legte sie zwischen meine Hände, wie in eine Höhle, und habe angefangen mit REIKI-Heilungskräften zu arbeiten. Dann in einen kleinen Untersetzer Wasser gefüllt, und erst einmal mit dem Finger versucht, ihr Wasser zu geben. Hab ein kleines provisorisches Nest gebaut und das Junge hineingelegt. Die Eltern flatterten verwirrt umher. Da Schwalben ja bekanntlich Fleischfresser sind (Mücken usw.) musste ich erst überlegen, was ich machen kann, um die kleine Schwalbe zu füttern. Dann ist mir die Idee gekommen, Hackfleisch zu holen und ihr ganz kleine Stücke zum Fressen zu geben. Sie hat nicht gleich gefressen, aber nach und nach funktionierte es.

Langsam ist die Narbe am Kopf zugeheilt und sie hat ihre gebrochenen Flügelfedern verloren. Ich war verwundert, dass neue Federn nachwachsen. Die Eltern habe ich nicht mehr gesehen. Ich hatte die kleine Schwalbe schon in mein Herz geschlossen und mich sehr um sie gesorgt. Schliesslich fing sie an, wieder rumzuhüpfen und erholte sich wunderbar. (Übrigens die abgebrochenen Federn habe ich immer noch).

Was mache ich jetzt? Eine Schwalbe kann man nicht im Käfig halten. Sie liebt ihre Freiheit. Ich versuchte, ihr das Fliegen beizubringen. Hab sie auf einen Finger gesetzt und meinen Arm dann schnell nach unten bewegt. So bewegten sich automatisch ihre Flügel nach oben und sie hat den Luftzug gespürt. Sie war schon sehr zutraulich geworden. Von der Rückenlehne einer alten Couch aus, hat sie dann versucht runter zu fliegen. Es ging dann schnell immer besser und weiter.

So, jetzt musste ich eine Entscheidung treffen. Ich sollte meinen Piepmatz, so habe ich sie genannt, loslassen, auch wenn es mich sehr schmerzte. Ich habe sie aufs Balkongeländer gesetzt und mit bangem Herzen abgewartet, was geschieht. Sie hatte Angst und immer wieder den Kopf zu mir umgedreht.

Dann geschah was Wunderbares. Ich konnte kaum meinen Augen trauen. Die Eltern kamen geflogen und setzten sich links und rechts neben meinen Piepmatz auf das Geländer. Dann sind sie zu dritt bis zum nächsten Baum geflogen, um zu rasten. Mir kamen Tränen vor Rührung und vor Abschiedsschmerz. Aber ich war auch glücklich darüber, dass die Eltern eigentlich immer in der Nähe waren und alles mitverfolgt hatten. Ich habe dann noch gerufen „Piepmatz bitte komm zurück, damit ich weiß, dass es dir gut geht“.

Nach ca. 2 Wochen kam mein kleiner Liebling zurück, setzte sich ins Nest und fing an zu zwitschern und zu plappern, so als wollte sie mir was erzählen. Ich war überglücklich, dass ich der kleinen Schwalbe helfen konnte. Und jedes Jahr, wenn die Schwalben kommen, frage ich nach. Piepmatz bist Du dabei?

Aber was will ich mit dieser Geschichte eigentlich ausdrücken..?

  • Zum Beispiel, wie verbunden die Natur ist; oder wie sie heilt.
  • Oder dass immer jemand aufpasst, auch wenn man ihn nicht sieht.
  • Oder dass man loslassen muss, wenn man möchte, dass etwas zu einem zurückkommt.
  • Oder dass eigentlich alles zum Ursprung zurückkehren muss. Nach der Weisheit der Kabbala hat auch der Mensch die Aufgabe, zu seiner Ursprungsseele – Adam HaRishon – zurückkehren.
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