Neid

Neid – Ausgewählte Auszüge aus den Quellen

 

  1. Baal HaSulam, „Einleitung zum Buch Panim Meirot uMasbirot“, Nr. 3

Es liegt in der Natur des Feuers des Neides, allgemein zu sein, alle Zeiten und die ganze Wirklichkeit zu umfassen. Das liegt daran, dass es das Gesetz des Neides ist: Hätte man den Gegenstand im Besitz des Freundes nicht gesehen, wäre das Verlangen danach in einem gar nicht geweckt worden.

Man stellt fest, dass das Gefühl des Mangels nicht für das ist, was man nicht hat, sondern für das, was die Freunde haben, die die gesamte Nachkommenschaft von Adam und Eva über die Generationen hinweg sind. So ist diese Kraft unbegrenzt und daher für ihre erhabene und beschwingte Rolle geeignet.

  1. Baal HaSulam. Einführung in das Buch Sohar

Der Wille zu empfangen der tierischen Stufe, in dem die Empfindung von seinesgleichen fehlt, ist nicht in der Lage, andere Wünsche und Bedürfnisse zu generieren als diejenigen, die durch seine Größe nur in diesem Geschöpf definiert werden. Im Menschen jedoch, in dem es die Empfindung für den Anderen gibt, entsteht auch das Bedürfnis nach all dem, was der Andere hat, und er wird von Neid erfüllt und danach streben, alles zu besitzen, was die Anderen haben. Und wenn er eine Portion hat, so will er eine doppelte. So multiplizieren sich und wachsen seine Bedürfnisse, bis er schließlich beginnt, alles besitzen zu wollen, was es in der Welt gibt.

  1. Rabash, Artikel 21 (1986), „Über dem Verstand“

Ein Mensch hat Eigenschaften, die seine Eltern ihren Kindern vererbt haben, und er hat Eigenschaften, die er von der Gesellschaft erworben hat, was ein neuer Besitz ist. Und diese kommen zu ihm nur durch die Bindung an die Gesellschaft. Und den Neid, den er gegenüber den Freunden empfindet, wenn er sieht, dass sie bessere Eigenschaften haben als seine eigenen, motiviert ihn, sich ihre guten Eigenschaften anzueignen, die er nicht hat und auf die er neidisch ist. So gewinnt er durch die Gesellschaft neue Eigenschaften, die er sich aneignet, indem er sieht, dass sie auf einer höheren Stufe sind als seine, und er ist neidisch auf sie. Das ist der Grund, warum er jetzt größer sein kann, als wenn er keine Gesellschaft hätte, da er durch die Gesellschaft neue Kräfte erwirbt.

  1. Rabash, Artikel 21 (1986), „Über dem Verstand“

Unsere Weisen sagten: „Der Neid der Zähler [heb: auch Schriftsteller] wird die Weisheit vermehren.“ Mit anderen Worten, wenn alle Freunde die Gesellschaft als auf einer hohen Stufe stehend betrachten, sowohl in den Gedanken als auch in den Handlungen, ist es natürlich, dass jeder einzelne seine Stufe auf eine höhere Stufe heben muss, als er durch die Eigenschaften seines eigenen Körpers hat. 

 

               

  1. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand“

Wenn er die Freunde betrachtet, sieht er im Verstand, dass sie alle für den Schöpfer arbeiten, und dann lässt auch sein Körper ihn für den Schöpfer arbeiten. Und der Grund, warum der Körper ihm hilft, um des Gebens willen zu arbeiten, ist wie erwähnt – der Körper ist nicht bereit, Niedrigkeit zu dulden. Stattdessen ist der Körper stolz und nicht bereit, eine Wirklichkeit zu akzeptieren, in der sein Freund größer ist als er. Wenn er also sieht, dass seine Freunde auf einer höheren Ebene sind als er selbst, veranlasst ihn das, in jeder Hinsicht aufzusteigen.

  1. Baal HaSulam, Shamati, Artikel Nr. 99, Er sagte nicht: „Ein Bösewicht oder ein Gerechter.“

Wenn man keinen Willen und kein Verlangen nach Spiritualität hat, sich aber unter Menschen befindet, die das Verlangen und den Willen nach Spiritualität haben, und wenn man diese Menschen mag, so nimmt man auch ihre Überwindungskraft und ihre Wünsche und Bestrebungen an, obwohl man selbst aus eigener Kraft jene Wünsche und Verlangen und die Überwindungskraft nicht hat. In dem Maße jedoch, wie man jenen Menschen Lieblichkeit und Wichtigkeit zuschreibt, erhält man neue Kräfte.

  1. Maor waShemesh, Wochenabschnitt Jitro

Man sollte sich seinen Freund so vorstellen, dass er dem Schöpfer mehr dient als er, und „Der Neid der Zähler [heb.: auch Schriftsteller] wird die Weisheit vermehren.“ Dadurch wird er in der Arbeit des Schöpfers immer stärker werden. Das ist die Bedeutung von „Jeder wird von dem Baldachin seines Freundes verbrannt“, von dem Wort „Eifer“. Indem er sieht, dass der Baldachin seines Freundes größer ist als der seine, wird ein Feuer in ihm brennen und seine Seele wird sich weiter in Richtung der Arbeit des Schöpfers entzünden, und er wird mehr Errungenschaften der Göttlichkeit erlangen.

  1. Maor waShemesh, Deutungen des Hoheliedes

Das Herz und die Wurzel der Arbeit des Schöpfers ist die Liebe zu den Freunden. Durch sie kann man zu der wahren Arbeit des Schöpfers kommen. Wenn man sieht, dass seine Freunde streben und sich danach sehnen, dem Schöpfer in der Tora und im Gebet zu dienen, wird es sein Herz erregen, sich mit ihnen zu verbinden, und alle Handlungen seiner Freunde werden ihm als größer erscheinen als seine eigenen Handlungen.

  1. Baal HaSulam, Shamati, Artikel Nr. 9, „Was sind drei Dinge, die den eigenen Geist in der Arbeit erweitern?“

Wenn der Mensch den Glauben in Reinheit auf sich nimmt – sowohl im Verstand als auch im Herzen –, wird er einer ansehnlichen Frau würdig, was bedeutet, dass sich die heilige Shechina ihm in Form von Lieblichkeit und Schönheit offenbart. Und dies erweitert seinen Geist.

Das heißt, anhand des Genusses und der Freude, die er sodann verspürt, offenbart sich die heilige Shechina in den Organen und erfüllt die äußeren und inneren Kelim. Und das wird als das „Erweitern des Geistes“ definiert.

Und dies kann man durch Neid, Lust und Ehre erlangen, die den Menschen aus der Welt herausheben. Neid wird als der Neid auf die heilige Shechina definiert, bekannt als Eifer in „Der Eifer des Herrn der Heerscharen.“ Ehre bedeutet, dass man die Herrlichkeit des Himmels vermehren möchte. Und Lust bedeutet „Das Begehren der Elenden hörst du, Herr“

  1. Rabash, Artikel Nr. 4 (1990), „Was es bedeutet, dass die Generationen der Gerechten gute Taten sind, in der Arbeit“

Diese Korrekturen, die „Neid“, „Lust“ und „Ehre“ genannt werden, heben den Menschen aus der Welt heraus (Awot, Kapitel 4,28). Er sagt dort, dass es durch den Neid und die Achtung möglich ist, die Triebe zur Lust in die Stufe des Vegetativen zu verändern, wo er beginnt, um der anderen willen zu arbeiten, zum Zweck von lo liShma (nicht um ihrer selbst willen). Ebenso kann er durch Neid in den Grad des Wissens wechseln, wie unsere Weisen sagten: „Der Neid der Zähler mehrt das Wissen.“ Und ebenso können sie durch Lo liShma von der belebten Ebene auf die sprechende Ebene wechseln. Doch wie hilft Lo liShma, wenn man nicht den wirklichen Trieb zu der Stufe hat, in die man eintritt? Unsere Weisen sagten dazu, in Bezug auf die Tora: „Das Licht in ihr korrigiert ihn.“ Es stellt sich heraus, dass wir durch lo liShma zu liShma (um ihretwillen) kommen. Deshalb sagten sie: „Man sollte immer Lo liShma lernen, denn von Lo liShma kommen wir zu liShma.“

  1. Rabash. Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand“

Wenn der böse Trieb kommt und ihm die Niedrigkeit der Freunde zeigt, sollte er über den Verstand gehen. Aber sicherlich wäre es besser und erfolgreicher, wenn er innerhalb des Verstandes sehen könnte, dass die Freunde auf einer höheren Stufe stehen als er selbst. Damit können wir das Gebet verstehen, welches Rabbi Elimelech für uns geschrieben hatte: „Lass unsere Herzen die Tugenden unserer Freunde sehen und nicht ihre Mängel.”

  1. Rabash, Artikel Nr. 21 (1986), „Über dem Verstand“

Ein Mensch sollte das Gefühl haben, dass er schlechter ist als andere, weil dies tatsächlich die Wahrheit ist. Und wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Der Neid der Zähler wird die Weisheit vermehren.“ Dies ist genau innerhalb des Verstandes. Aber über dem Verstand ist der Verdienst seines Freundes nicht offensichtlich genug, um zu sagen, dass er neidisch auf seinen Freund ist, so dass es ihn dazu veranlassen würde, zu arbeiten und zu schuften, weil sein Freund ihn zwingt, aufgrund von Neid.

  1. Rabash. 140. Der Unterschied zwischen Neid und Lust

Der Autor des Buches Reshit Chochma (in „Tor der Demut“, Kapitel 7) bringt eine Allegorie: Es gibt eine Geschichte über einen, der gierig war (d.h. er begehrte alles, was er sah), und einen, der eifersüchtig war (d.h. er war immer neidisch auf das, was andere hatten, obwohl er es nicht brauchte, aber warum hat der andere es?).

Sie waren zusammen unterwegs. Der König traf sie auf dem Weg und sagte zu ihnen: „Einer von euch wird mich um etwas bitten und ich werde es ihm geben, aber dann werde ich dem anderen doppelt so viel geben, wie ich dem ersten gegeben habe.“ Der Gierige wollte beide Teile, so dass er nicht zuerst bitten wollte. Der andere wollte auch nicht zuerst bitten, weil er auf den anderen eifersüchtig wäre, wenn er das Doppelte empfangen würde.

Am Ende überredete der Gierige den Eifersüchtigen, zuerst zu bitten. Was hat der Eifersüchtige getan? Er verlangte, dass eines seiner eigenen Augen ausgestochen wird, so dass der andere das Doppelte empfängt und beide Augen ausgestochen werden.

Das ist der Unterschied zwischen Neid und Lust.

  1. Baal HaSulam, „Die Freiheit“

Rabbi Yossi Ben Kisma (Awot, Kapitel 6), der einem Menschen antwortete, der ihm anbot, in seiner Stadt zu leben, und er würde ihm dafür Millionen von Goldmünzen geben: „Selbst wenn du mir alles Gold und Silber und alle Juwelen der Welt gibst, werde ich nur in einem Ort der Tora leben.“ Diese Worte erscheinen unserem einfachen Verstand unfassbar, denn wie konnte er Millionen von Goldmünzen für eine so kleine Sache wie das Leben an einem Ort aufgeben, an dem es keine Schüler der Tora gibt, während er selbst ein großer Weiser war, der von niemandem lernen musste? In der Tat, ein Rätsel.

Aber wie wir gesehen haben, ist es eine einfache Sache und sollte von jedem einzelnen von uns beachtet werden. Obwohl jeder seine eigene Grundlage hat, werden die Kräfte nur durch die Umgebung, in der man sich befindet, offenbart. Dies ist vergleichbar mit dem Weizen, der in die Erde gesät wird, dessen Kräfte nur durch seine Umgebung, nämlich den Boden, den Regen und das Sonnenlicht, sichtbar werden.

So nahm Rabbi Yossi Ben Kisma richtig an, dass, wenn er die gute Umgebung, die er gewählt hatte, verlassen und in eine schädliche Umgebung in einer Stadt fallen würde, in der es keine Tora gibt, nicht nur seine früheren Konzepte kompromittiert würden, sondern auch alle anderen Kräfte, die in seiner Grundlage verborgen sind und die er noch nicht in Aktion offenbart hatte, verborgen bleiben würden. Das liegt daran, dass sie nicht der richtigen Umgebung unterliegen würden, die sie aktivieren könnte.

Und wie wir oben geklärt haben, wird nur in der Frage der Wahl der Umgebung die Herrschaft des Menschen über sich selbst gemessen, und dafür sollte er Lohn oder Strafe empfangen. Daher darf man sich nicht wundern, dass ein Weiser wie Rabbi Yossi Ben Kisma das Gute wählte und das Schlechte ablehnte und sich nicht von materiellen oder körperlichen Dingen verleiten ließ, wie er dort ableitet: „Wenn man stirbt, nimmt man nicht Silber, Gold oder Juwelen mit sich, sondern nur Tora und gute Taten.“

Und so dass unsere Weisen gewarnt haben: „Mache dir einen Rav und kaufe dir einen Freund.“ Und dann ist da noch die Wahl der Bücher, wie wir schon erwähnt haben, denn nur darin wird man getadelt oder gelobt – in der Wahl der Umgebung. Aber sobald er eine Umgebung gewählt hat, ist er ihr ausgeliefert wie Ton in den Händen des Töpfers. 

 

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