06. Oktober 2021, Gute-Nacht-Text
Es heißt: „Und nun, wenn ihr auf Meine Stimme hört und euch an Meinen Bund haltet“, mit anderen Worten: „Schließt einen Bund mit dem, was Ich euch hier sage“. Das bedeutet, „ihr sollt Mir eine auserwählte „Segula“ von allen Völkern sein“. Mit anderen Worten: „Ihr sollt für Mich ein „besonderes Mittel“, eine „Segula“, von allen Völkern sein, denn durch euch werden Funken der Erleuchtung und Reinigung zu allen Völkern und Nationen der Welt gelangen. Denn noch sind nicht alle Völker der Welt bisher bereit dafür. Und in jedem Fall brauche Ich ein Volk, mit dem Ich jetzt beginnen kann, das eine auserwählte „Segula“ für alle Nationen sein wird. Und anschließend sagt Er: „Denn die ganze Erde ist Mein.“ Das heißt, alle Völker der Erde gehören Mir, wie auch ihr, und sind dazu bestimmt, sich Mir anzuheften […].
„Doch jetzt, da sie noch nicht fähig sind, diese Aufgabe zu erfüllen, brauche Ich ein auserwähltes Volk.“
Ich weiß nicht, warum: wenn ich „auserwählt“ höre, ist mir nicht wohl. Dem „auserwählten“ Volk Israel ist deswegen in der Geschichte viel Leid und Unrecht geschehen. Die Römer fühlten sich von ihren Göttern u.a. „auserwählt“, die Völker mit der pax Romana ( Frieden mit Rom) zu beglücken, und sie wählten dafür den Krieg. In unserer deutschen Geschichten waren die Deutschen irregeleitet von der Idee, als die von der Entwicklung begünstigte „arischen Rasse“ die Welt von allem Unrat rein zu machen, „erwählt“ zu Höherem- und sie sahen in der Folge dieser „Erwählung“ kein Problem, millionenfachen Mord zu begehn. Die Worte „holocaust“ und
„Shoah“ stehen für diesen menschlichen Wahnsinn.
Mir ist nicht wohl bei „Erwählung“ und „erwählt sein“. S e g u l a scheint in diesem Zusmmenhang ein wichtiger Hinweis: im einem Wörterbuch lese ich: in der Sprache der alten Assyrer gab es einen ähnlichen Begriff: „sugullu“ (Besitz), im Plural „sugullati“ (Herde). Das weckt in mir das Bild, das mir sehr vertraut ist aus Baden-Württemberg: der Schäfer, der seine Schafherde weidet auf der Schwäbischen Alb. Sein Eigentum, seine Herde. Hier ist das Bild eher prägend vom sorgenden und fürsorglichen Schäfer. Und klingt da nicht Psalm 23 an: Der Herr mein Hirte, mir wird nichts mangeln… – ein Bild, dass mich in meinem Leben nicht nur einmal getröstet hat.
Baal HaSulam, der tiefsinnende Kabbalist, der die Strukturen von Welt, Mensch und Seele durchdrungen hat, ist nicht verdächtig, mit dem „Bund“ oder dem „auserwählten“ Eigentum(Segula) eine Nation besonders hervorzuheben. Er wusste von den Niederungen menschlicher Bosheit. Keine Nation, kein Volk, keine Staatsmacht! Er hat Menschen im Blick, wie wir es sind, mit unseren Fehlern und Schwächen. „Ihr sollt ein Mittel sein“, ein Medium,
um euch zu verbinden mit anderen Menschen aus allen Völkern, zu e i n e m Ziel: zu geben. Menschen, die sich ganz an die neue Seinsweise binden (Bund!!) , indem sie geben.
In dieser Form der Verbindungen der Menschen miteinander wächst Vertrauen, wächst Gerechtigkeit, wächst Frieden. Welch ein Ziel, welche eine „Wahl“!
Die ganze Schöpfung profitiert von diesem spirituellen Feuer, die Welt, der Mensch und seine Seele – und der Schöpfer steht wie ein guter Hirte vor – hinter – neben – in uns, um jeden einzelnen, und insgesamt seine „Herde“ zu unterstützen. Denn seine Hilfe benötigen wir dringend für diese große Aufgabe und für dies Ziel.