1990/31 Was bedeutet “Es gibt keinen Segen in dem, was gezählt wird” in der Arbeit?
Was bedeutet “Es gibt keinen Segen in dem, was gezählt wird” in der Arbeit?
Artikel Nr. 31, 1990
Im Sohar[1] steht geschrieben: “Komm und sieh, sie sagten, dass es keinen Segen von Oben auf etwas gibt, was gezählt wird. Solltest du aber sagen: ‘Wie wurde Israel gezählt? Wie wurde das Lösegeld von ihnen genommen?’ Zuerst segneten sie Israel, dann zählten sie das Lösegeld, und dann segneten sie Israel erneut. Somit wurde Israel am Anfang und am Ende gesegnet, und es gab keinen Tod unter ihnen. Er fragt: ‚Warum gibt es den Tod wegen des Zählens?’ Er antwortet: ‘Weil es keinen Segen auf dem gibt, was gezählt wird, und wenn der Segen fort ist, ist die Sitra Achra [Andere Seite] auf ihm.’”
RASHI nennt den Grund, warum Er Israel zählt. Er sagt: “Weil Er sie liebt, zählt Er sie jede Stunde.” Damit will RASHI erklären, dass in dem, was gezählt wird, eine Gefahr vorhanden sein könnte, also der Tod. Warum wollte der Schöpfer, dass Israel gezählt und an einen Ort der Gefahr gebracht wird? RASHI erklärt: “Weil er sie liebt, zählt Er sie jede Stunde, ungeachtet der Gefahr, die sich darin verbirgt. Aber aus Liebe zu Israel und aus dem Wunsch heraus, ihre Zahl zu kennen, sagte Er, dass Er Israel zählen würde.“
Äußerlich ist es schwer zu verstehen, was damit gemeint ist: Da der Schöpfer ihre Anzahl wissen will, sagte Er, dass sie durch eine Korrektur gezählt werden müssen, damit es keine Plage unter ihnen gibt. Er zählt sie also durch ein Lösegeld. Wir sollten verstehen, wie es möglich ist zu sagen, dass, weil der Schöpfer ihre Anzahl kennen will, sie gezählt werden müssen und die Größe Israels Ihm mitgeteilt werden muss. Dann weiß es der Schöpfer. Er kennt die Anzahl der Kinder Israels nicht von vornherein, sondern braucht die Geschöpfe, um Ihn zu informieren. Kann so etwas gesagt werden? Auch müssen wir verstehen, was ein Segen in der Arbeit ist, was eine Zählung in der Arbeit ist, und warum es den Tod bringt, wenn es keinen Segen bei der Zählung gibt. Außerdem sollten wir verstehen, warum es keinen Segen für etwas geben kann, das gezählt wird.
Es ist bekannt, dass es zwei Angelegenheiten in der Arbeit des Schöpfer gibt:
1) Das Ziel der Schöpfung und
2) die Korrektur der Schöpfung.
Das Schöpfungsziel ist, dass die Geschöpfe Freude und Genuss empfangen, wie es geschrieben steht: “Sein Wille, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.” Die Korrektur der Schöpfung besteht darin, dass die Geschöpfe auf dem Weg des Schöpfers wandeln, was die “Gleichheit der Form” bedeutet. Daher sollten die Geschöpfe dem Schöpfer geben, so wie auch der Schöpfer den Geschöpfen gibt. Andernfalls gibt es eine Ungleichheit der Form. Und in der Spiritualität führt die Ungleichheit der Form zur Trennung, also zur Trennung vom Leben der Lebenden.
Im Sohar[2] steht darüber geschrieben: “Deshalb werden die Sünder in ihrem Leben ‘tot’ genannt, da sie aufgrund ihrer Ungleichheit der Form von Ihm getrennt sind, und tatsächlich tot sind. Sie befinden sich am vollkommen anderen Ende ihrer Wurzel und haben keine Eigenschaft des Gebens in sich.” Es wurde jedoch bereits im Sohar über sie gesagt: “‘All die Güte, die sie tun, tun sie für sich selbst’. Das bedeutet, dass ihr Streben in erster Linie ihrem eigenen Nutzen dient, für ihren eigenen Ruhm.”
Mit anderen Worten, befindet sich alles, was wir dem Schöpfer zuschreiben und was der Schöpfer tut, in einem Zustand der Vollkommenheit. Das bedeutet, der Schöpfer wünscht, dass Seine Geschöpfe Freude und Genuss empfangen. Deshalb erschuf Er in ihnen ein großes Verlangen zu empfangen, und eine große Sehnsucht nach Genuss. Dadurch ist Er sicher, dass sie Genuss empfangen wollen. Aber die Korrektur der Schöpfung, also des Kli [Gefäß] und des Verlangens, das die Geschöpfe bilden müssen und mit dem sie Freude und Genuss empfangen können, wird “der Wille zu geben” genannt. Die Erlangung dieses Wunsches geschieht stufenweise, da der Untere nicht die Kraft hat, sich gegen den Willen des Höheren zu richten – den Willen, für sich selbst zu empfangen, den der Schöpfer erschaffen hat.
Wir sehen also, dass es zwei Arten von Kelim [Gefäße] gibt:
1) Gefäße des Empfangens. Allerdings wird hier eine Korrektur vorgenommen. Das bedeutet, dass sich in den Gefäßen des Empfangens nun die entgegengesetzte Absicht des Kli befindet. Mit anderen Worten: Eigentlich empfängt der Mensch, aber in der Absicht ist er nun ein Gebender. Daraus folgt, dass die Absicht der Handlung entgegengesetzt ist, und das Licht, das in diesen Kelim empfangen wird, wird nun “empfangen, um zu geben” genannt.
Der Name dieses Lichts ist Chochma [Weisheit]. Es ist das Licht des Schöpfungszieles. Manchmal wird es auch mit dem Namen “Milderung der Dinim [Urteile]” bezeichnet. Das heißt, dass es auf den Gefäßen des Empfangens Dinim gab. Das bedeutet, dass Din [Gericht/Urteil] über sie herrschte, das ihnen verbot, dieses Kli zu nutzen. Denn es verursacht Ungleichheit der Form und Trennung – und nun wurde es gemildert. Was ist diese Abschwächung? Sie besteht darin, dass dem Kli die Absicht “um zu geben” gegeben wird.
Bevor man also die “Absicht zu geben” über den “Willen zu empfangen” stellt, verursacht dieser Wunsch im Menschen Bitterkeit. Alles Spirituelle, das er erreichen wollte, schmeckte bitter, denn es gab einen Zimzum [Einschränkung] und eine Verhüllung auf dem Willen, für sich selbst zu empfangen. So ist es unmöglich, einen guten Geschmack an der Spiritualität zu empfinden. Mit anderen Worten, alles Heilige fühlte sich weit entfernt an, unerreichbar und es ist unmöglich für den “Willen zu empfangen” es zu genießen. Dies wird “bitter” genannt.
Wenn der Mensch jedoch die Absicht “um zu geben” auf dieses Verlangen legt, so sieht und fühlt er, dass Süße in allem Heiligen existiert. Doch was Angelegenheiten betrifft, die nicht zur Heiligkeit gehören, muss er sich von ihnen abwenden. Denn er kann sie nicht ertragen.
Nachdem sich der Mensch also selbst korrigiert hat, um auf das Geben ausgerichtet zu sein, sollte nun zwischen dem Licht und dem Kli unterschieden werden, das aus Awiut [Grobheit] und Massach [Schirm] besteht. Awiut wird Dinim genannt, worin sich Zimzum und Verhüllung befinden. Dort scheint kein Licht. Deshalb wird Awiut auch “Dunkelheit” genannt.
Mit anderen Worten, wird der Wunsch, für sich selbst zu empfangen, als “Aw [grob] sein” bezeichnet, und der Wunsch zu geben, als Sach [rein/sauber/unbefleckt]. Wenn er dann den Willen zu geben über Aw legt, wird Din gemildert. Und das, was vorher dunkel war, wird zu einem Ort, an dem das Licht im Kli leuchtet. Dies wird “Milderung der Dinim” genannt.
2) Wir sollten auch beachten, dass es im Menschen Gefäße des Gebens gibt. Dies sind Dinge, die ein Mensch seinem Freund gibt, damit dieser sie genießt. Die Handlung selbst wird “Geben” genannt. Ein Mensch, der Sach [fein] ist, versucht, anderen eine gute Stimmung zu bereiten, damit sie sich selbst gut fühlen. Über diese Kelim kann nicht gesagt werden, dass Din in diesen Handlungen existiert, also ein Urteil, das verbietet, Kelim zu benutzen, die geben wollen.
Auch hier geht es jedoch um die Absicht, also darum, ob er aufrichtig ist. Das heißt, wenn der Mensch gibt, ist dann [wirklich] seine Absicht, andere zu erfreuen, ohne sich um sich selbst zu kümmern, da er sich nur um andere kümmert? Diese Eigenschaft wird als “Geben, um zu geben” bezeichnet, wenn sowohl die Handlung als auch die Absicht auf das Geben ausgerichtet sind.
Manchmal ist alles, was er tut, nur für das Wohl der anderen, doch die Absicht ist, sich selbst Respekt oder dergleichen zu verschaffen. Es ist so, wie der Sohar über die Sünder schreibt, dass sie all das Gute, das sie tun, zu ihrem eigenen Nutzen tun: “All das Gute, das sie tun, tun sie für sich selbst.” Und hier gibt es von der Seite des Kli kein Din, also keinen Mangel. Mit anderen Worten, hinsichtlich der Handlung gibt es nichts zu korrigieren.
In der Absicht muss es jedoch eine Korrektur geben. Das heißt, aus der Sicht der Absicht macht es keinen Unterschied, ob es sich bei der Handlung um eine Handlung des Gebens oder des Empfangens handelt. Denn beide Handlungen bedürfen der Korrektur [der Absicht], damit eben auch die Absicht “um des Gebens willen” ist.
Denn die Arbeit findet hauptsächlich im Herzen statt. Ein Mensch sollte die Stufe der Liebe zum Schöpfer erreichen, wie es geschrieben steht: “Und du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.” Alle Handlungen, die wir in Tora und Mizwot [Geboten] ausführen, sollen das Herz korrigieren. Darüber steht geschrieben[3]: “Komm und sieh in den Worten des Weisen, Rabbi Abraham ibn Esra… ‘Und nun merke auf und wisse, dass alle Mizwot [Gebote] der Tora oder alle Regeln der Väter, … zur Korrektur des Herzens dienen; denn der Ewige erforscht alle Herzen und versteht alle Einbildungen der Gedanken.’”
Aus dem oben Gesagten können wir grundsätzlich die zwei Angelegenheiten erkennen: Das Ziel der Schöpfung, welches ist, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Dieses Licht wird Chochma, und “sehen” genannt; das bedeutet, dass der Mensch sieht, was er in seinen Händen hält. Er kann also schon zählen, wie viel er erhalten hat. Denn da das Schöpfungsziel darin besteht, Gutes zu tun, sollte der Mensch dann fühlen und erlangen, was er in seiner Hand hält.
Angenommen, es gibt zwei Brüder. Einer von ihnen ist reich und lebt in den Vereinigten Staaten. Der andere ist arm und lebt in Israel. Der reiche Bruder hinterlegt unter dem Namen seines armen Bruders eine Millionen Dollar auf der Bank. Jedoch hat er den armen Bruder davon nichts wissen lassen. Genauso wenig hat die Bank den Bruder darüber informiert, dass er dieses Geld unter seinem Namen besitzt. Somit verbleibt dieser Bruder arm, da er nichts davon weiß.
Genauso ist es auch hier, mit dem Schöpfungsziel, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun. Wenn beide diese Freude und Genüsse nicht kennen und nicht fühlen, welchen Nutzen haben sie dann? Deshalb wird dieses Licht Chochma [Weisheit] und “Sehen” genannt, und “Licht von Panim [Angesicht/Vorderseite]”, wie in, “Die Weisheit des Menschen erleuchtet sein Gesicht”.
In der Arbeit wird dies “etwas, was gezählt wird” genannt. Das heißt, dass es etwas ist, was in den Gefäßen des Empfangens empfangen wird. Das heißt, wenn der Mensch es empfängt, wird er sehen, was er empfangen hat und wird es zählen können.
Man nennt es auch “ein Geschenk“. Denn wenn ein Mensch seinem Freund ein Geschenk macht, möchte er normalerweise, dass sein Freund den Wert des Geschenks zählt und schätzt, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er ihm mit dem Geschenk sicherlich seine Liebe zeigen möchte. Entsprechend dem Wert des Geschenks kann ein Mensch das Maß der Liebe schätzen. Daraus folgt, dass ein Mensch, der nicht das Geschenk ansieht, um die Größe des Geschenks zu erkennen, das Maß der Liebe befleckt.
Wenn ein Mensch daher ein Geschenk empfangen hat und die Wichtigkeit dieses Geschenks nicht sieht, oder nicht zu sehen versucht, befleckt er damit das Ausmaß der Liebe, die der Gebende zeigen möchte. Beispielsweise sagten unsere Weisen: “Kaufe dir einen Freund”. Nun will dieser Mensch seinen Freund kaufen, indem er ihm Geschenke schickt. Wenn dieser jedoch die Größe und Wichtigkeit dieses Geschenks nicht sieht, oder nicht schätzt, wie kann er dann zu dem Zustand “Kaufe dir einen Freund” gelangen? Deshalb sollte man anhand des Geschenks zählen und messen, was man von seinem Freund erhalten hat.
Wenn also die Geschöpfe nicht zählen und messen können, was der Schöpfer ihnen gibt, dann erreicht die Absicht des Schöpfers nicht den Zustand, in dem die Geschöpfe erkennen, dass Er die Schöpfung mit der Absicht erschaffen hat, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.
Das wird “Licht Chochma” genannt, und dieses Licht wird in den Gefäßen des Empfangens erlangt. Jedoch muss der Mensch dies auch mit der Korrektur, die sich auf den Gefäßen des Empfangens befindet, “empfangen um zu geben” genannt, nutzen. Das bedeutet, dass man dem Gefäß des Empfangens die Absicht hinzufügen sollte, zu geben. Und wenn man nicht die Absicht hat, zu geben, wird man vom Leben der Lebenden getrennt, da die Ungleichheit der Form Trennung verursacht. Indem er also ein Empfangender wird, verursacht dies den spirituellen Tod, wie oben gesagt wurde: „Die Sünder werden zu ihren Lebzeiten ‚tot‘ genannt.“
Allerdings wird das Licht, welches in den Gefäßen des Gebens empfangen wird, “Licht von Chassadim [Barmherzigkeit]” genannt. Chessed [Barmherzigkeit/Güte] bedeutet, dass er so gibt, wie ein Mensch, der eine Handlung der Barmherzigkeit oder Güte gegenüber seinem Freund ausführt. Dies wird “verdeckte Chassadim” genannt. Das bedeutet, dass die Chassadim, welche er in Gefäßen des Gebens empfängt, also das, was er gibt, das Licht, den gleichen Wert hat wie das Kli.
Mit anderen Worten, es gibt also sowohl Wohltätigkeit [Zedaka] als auch ein Geschenk. Bei einem Geschenk muss der Mensch, wie wir oben erklärt haben, sehen, was er empfangen hat, und nicht einfach ein Geschenk von seinem Freund annehmen . Wenn ein Mensch sagt, “Es ist egal, was er mir gegeben hat”, so befleckt er das Geschenk seines Freundes. Somit wurde der Zweck, wofür er ihm das Geschenk geschickt hat, nicht erfüllt. Das Geschenk war dafür bestimmt, sich einen Freund zu kaufen, wie wir oben gesagt hatten: “Kaufe dir einen Freund”. Wenn der Empfangende daher nicht die Wichtigkeit des Geschenks sieht, so kann er ihn nicht als einen Freund kaufen. Also muss er das Geschenk zählen und messen.
Wenn ein Mensch seinem Freund gegenüber jedoch wirklich wohltätig sein will, so sollte der Gebende versuchen, dass der Empfangende nicht weiß, wer ihm gegenüber wohltätig war. Und auch der Empfangende der Wohltätigkeit würde sehr glücklich darüber sein, wenn der Gebende nicht weiß, wem er gegeben hat.
Auf ähnliche Weise sammeln Menschen manchmal Geld für einen wichtigen Menschen, und sie wollen nicht, dass der Empfangende beschämt ist. Diejenigen, die das Geld sammeln, sagen also: “Wir sammeln anonym für jemanden”. Wenn also weder der Gebende noch der Empfangende von der Wohltätigkeit weiß, wird sie als wahre Wohltätigkeit betrachtet. Dann gibt es nichts Unangenehmes auf Seiten des Empfangenden der Wohltat.
Deshalb sprechen wir in Chessed aus der Perspektive des Gebenden, also aus der Perspektive des Unteren. Zu dieser Zeit befindet sich der Mensch in einem Zustand, wo er über dem Verstand handelt. Das bedeutet, dass er gibt, jedoch nicht weiß, wem er gibt. Allerdings glaubt er, dass alles, was er gibt, seinen Zweck erfüllt. Dies wird „Wohltätigkeit im Verborgenen“ genannt.
Wohltätigkeit wird als Chassadim angesehen, als das, was der Mensch gibt. Das heißt, dass wir hier von einer Zeit sprechen, in der ein Mensch mit den Gefäßen des Gebens arbeitet. Wir sprechen also nur über einen Menschen, der dem Schöpfer gibt. Das wird “ein Segen” genannt, wie ein Mensch, der einen anderen Menschen segnet, mit ihm in einer wohlwollenden Form spricht, ihn also segnet. Er gibt ihm nicht wirklich, aber dennoch wird es so erachtet, dass er ihn mündlich segnet. Dies wird schon als eine Segnung im Herzen betrachtet. Mit anderen Worten, gibt er das, was er nicht tatsächlich geben kann, mit seinem Herzen, und so zeigt er ihm mündlich, was in seinem Herzen ist.
Daraus folgt, dass der Segen „Geben“ genannt wird. Zu dieser Zeit engagiert er sich also in den Gefäßen des Gebens. Das heißt, es gibt dann einen Segen, wenn er möchte, dass sein Freund mehr haben würde, als er ihm wahrhaftig geben kann. Somit will ein Mensch, wenn er sich im Geben engagiert, seinem Erschaffer Zufriedenheit bereiten. Und er sagt zum Schöpfer: “Mehr als die guten Taten, die ich Dir geben kann, segne ich Dich, damit ich Dir mehr geben kann, als gute Taten”. Mit anderen Worten sollte man den Schöpfer immer segnen, was bedeutet, er möchte dem Schöpfer mehr Zufriedenheit bereiten zu können, als er Ihm wahrhaftig gibt.
Daher gibt es beim Segen keine Frage nach der Zählung, da die Gefäße des Gebens “Wohltätigkeit” genannt werden. Und Wohltätigkeit sollte ein Geben in Verhüllung sein, das heißt, dass der Gebende nicht weiß, an wen er gibt, und dass auch der Empfangende nicht weiß, von wem er empfängt. Daher gibt es hier keine Angelegenheit des Zählens, da das Zählen die Freude und den Bund der Liebe mit sich bringt, wie es bezüglich des Geschenk gesagt wurde.
Mit dem Geschenk, so sagten unsere Weisen, ist es das genaue Gegenteil: “Derjenige, der seinem Freund ein Geschenk macht, muss es ihn wissen lassen.” Dies ist so, da das Ergebnis des Geschenks in der Liebe bestehen sollte, die, im Gegensatz zur Wohltätigkeit, beide miteinander verbindet. Bei der Wohltätigkeit muss es ausschließlich ums Geben gehen. Das heißt, dass es am Besten ist, wenn der eine nicht vom anderen weiß. Das macht ein Zählen irrelevant.
Daher meint Wohltätigkeit in der Arbeit Gefäße des Gebens, wenn das Kli sich wünscht, Chessed zu tun. Und das Licht, dass in dieses Kli fließt, heißt “Licht von Chassadim”. Dies wird “die Korrektur der Schöpfung” genannt, wenn alles um des Gebens willen ist.
Das Schöpfungsziel ist, dass die Kelim Freude und Genuss empfangen. Hier muss man erkennen, was empfangen wird, da hier von dem Ziel der Schöpfung gesprochen wird, welches gut ist und um Gutes zu tun – entsprechend dem, was der Mensch empfängt. Wenn er nicht zählen kann, was er empfängt, heißt es, dass er noch immer nicht so fühlen kann, dass die Freude und der Genuss in ihm gespürt werden. Somit kann er immer noch nicht sagen, dass er jetzt sieht, dass er vom Schöpfer nur Güte und Freude empfangen hat. Daher wird das Licht von Chochma – des Ziels der Schöpfung – auch “sehen” genannt, da das Ziel der Schöpfung als Sehen erachtet wird.
Mit der Korrektur der Schöpfung ist es allerdings das Gegenteil. Sie wird “verdeckte Chassadim” genannt. Das heißt, er sieht immer noch nicht alles, was er empfängt, und dass es noch immer vor ihm verborgen ist. In der Arbeit heißt dies “nach Barmherzigkeit [Chessed] sehnend”, was nur um zu geben bedeutet. Es ist für ihn von keinem Interesse, ob er etwas von Oben empfängt. Es wird so erachtet, dass er glücklich mit seinem Anteil ist. Das heißt, er ist froh, auch nur etwas in der Arbeit für den Schöpfer tun zu können.
Mit anderen Worten ist er zufrieden mit seinem Anteil, dass er fähig ist überhaupt etwas zu tun, was nicht für seinen eigenen Nutzen seines materiellen Körpers ist, wie unsere Weisen sagten: “Derjenige der wandelt, und nicht tut, hat den Lohn für das Gehen in seiner Hand”[4].
Die Interpreten erklären: “Der Lohn für das Gehen ist in seiner Hand”. Selbst wenn er nichts tut, hat er dennoch den Lohn für das Gehen, da es schon eine Mizwa [Gebot/gute Tat] an sich ist, wenn ein Mensch zum Lehrhaus geht, da er sich dort in einer Atmosphäre der Tora befindet. Wenn ein Mensch sich also in Gefäßen des Gebens, Chessed genannt, engagiert, bei dem es nicht auf das Zählen ankommt, weil er wohltätig arbeiten will, wird es als „Korrektur der Schöpfung“ betrachtet.
Aus dem oben Gesagten werden wir die Anfangsfrage verstehen, warum sie “Weil Er sie liebt, zählt Er sie jede Stunde.” sagten. Wir fragten: Wenn der Schöpfer die Anzahl Israels kennen möchte, muss Er dann warten, bis Israel gezählt haben, und Ihm die Summe mitteilen, um erst dann die Zahl Israels zu kennen?
In der Tat bedeutet “Weil er sie liebt”, dass Er sieht, dass sie alles um des Gebens willen machen. Das bedeutet, dass sie schon die Korrektur der Schöpfung gemacht haben. Deshalb möchte Er ihnen das Schöpfungsziel geben, welches das Licht von Chochma, genannt “Licht des Sehens”, ist. Mit anderen Worten sollten sie bereits zählen, was sie haben, weil dieses Licht in den Gefäßen des Empfangens erhalten wird.
Sie sollten es jedoch empfangen, um zu geben. Und gemäß der Regel, dass die Handlung der Absicht folgt, könnte die Handlung des Empfangens, während der Mensch mit Handlungen des Empfangens von Genuss beschäftigt ist, dazu führen, dass die Absicht nicht um zu geben, sondern um zu empfangen ist. Und das Empfangen für sich selbst verursacht die Trennung vom Leben der Lebenden. Das wird als Tod betrachtet, wie geschrieben steht: “Die Sünder werden in ihrem Leben “tot” genannt”.
Es steht geschrieben: “Warum nimmt der Tod während der Zählung zu?” Die Antwort ist, dass etwas, was gezählt wird, „Licht von Chochma” genannt wird. Dieses Licht wird in Gefäßen des Empfangens erhalten, die Handlung und somit die Absicht bestimmt. Dadurch kann sich der Mensch nicht auf die Absicht um zu geben ausrichten. Das bringt natürlich den Tod.
Außerdem steht geschrieben: “Er antwortet: ‘Weil es keinen Segen in dem gibt, was gezählt wird, und wenn der Segen fort ist, ist die Sitra Achra [Andere Seite] über ihm’”. Mit anderen Worten, es geht um die mittlere Linie, wenn Chochma in den Gefäßen des Empfangens leuchtet, was “links” genannt wird. Sie brauchen eine Korrektur, damit der Mensch nicht zur Handlung des Empfangens hingezogen wird. In diesem Zustand muss das Licht von Chassadim, welches in den Gefäßen des Gebens arbeitet, angezogen werden. Und oben heißt es, dass die Handlungen des Gebens den Gedanken so beeinflussen, wie die Handlung zu sein.
Das ist das Bewahren des Lichts von Chochma, das in den Kelim der linken Linie empfangen wird und welche eine Korrektur brauchen. Jedoch kann der Mensch nicht mit dem Licht von Chochma belohnt werden, bevor er nicht mit der Stufe liShma belohnt worden ist. Das bedeutet, dass alles, was er tut, in liShma ist. Mit anderen Worten ist die Reihenfolge der Arbeit, dass der Mensch zuerst mit Katnut [Kleinsein/Kindheit] belohnt wird. Das wird so betrachtet, dass er nur die Gefäße des Gebens auf das Geben ausrichten kann. Anschließend wird er mit Gadlut [Großsein/Erwachsensein] belohnt. Dann kann er die Absicht um zu geben auch in den Gefäßen des Empfangens nutzen, wo das Licht von Chochma scheint – das Licht des Schöpfungziels.
Daraus folgt, dass der Mensch, bevor er mit dem Licht der Zählung belohnt werden kann, mit dem Licht von Chassadim belohnt werden muss, welches “Segen” genannt wird. Das bedeutet, dass er den Schöpfer segnet, und nichts von Ihm empfangen möchte. Vielmehr ist er nur im Geben und möchte nichts für sich selbst empfangen. Später wird er mit dem Licht von Chochma belohnt, welches das Licht des Zählens ist. Das bedeutet, dass dieses Licht in Gefäßen des Empfangens zu ihm kommt. Zu dieser Zeit erfordert das Licht des Zählens den Schutz, damit er nicht zur Handlung des Empfangens hingezogen wird. Denn während einer Handlung des Empfangens muss ein Licht der Segnung erneut angezogen werden, also das Licht von Chassadim, welches der Schutz ist.
Jetzt können wir verstehen, was wir fragten:
1) Wollte der Schöpfer die Anzahl der Kinder Israels kennen, und sich deswegen wünschte sie zu zählen, damit das Volk Israel Ihm ihre Anzahl mitteilen, weil Er sie ansonsten nicht kennen würde? Die Antwort ist, dass, da Er sie liebt, wollte Er, dass das Volk Israel ihre Anzahl selber kennt. Mit anderen Worten, will der Schöpfer, dass sie das Licht von Chochma erlangen. Deshalb will Er wissen, dass sie das Licht, welches in der Zählung ist, kennen und erlangen würden. Das heißt, dass sie selbst zählen und sehen würden, was sie erlangt haben, da dieses Licht “das Licht des Sehens” genannt wird, welches in die Gefäße des Empfangens eintritt. Er muss es nicht für Sich selbst wissen, sondern damit das Volk Israel es weiß.
2) Warum ist dort Tod, wo es keinen Segen gibt? Die Antwort ist, dass das, was gezählt wird, das Licht von Chochma ist, welches in die Gefäße des Empfangens eintritt. Während der Mensch die Gefäße des Empfangens nutzt, könnte er dazu verleitet werden, der Handlung des Empfangens zu folgen und so vom Leben der Lebenden getrennt zu werden. Das wird “Tod” genannt, und deswegen wird der Schutz gebraucht. Der Segen ist der Schutz, das heißt die Ausdehnung des Lichtes von Chassadim, welches eine Handlung des Gebens ist. Sie hält die Handlung des Empfangens davon ab, von der Absicht zu geben, abzuweichen.
3) Warum ist ein Segen zuvor und danach vonnöten? Die Reihenfolge der Arbeit beginnt mit der Notwendigkeit liShma zu erreichen [für ihren Namen]. Unsere Weisen sagten darüber: “Demjenigen, der Tora in liShma lernt, werden die Geheimnisse der Tora enthüllt.” Auch bedeutet liShma, dass alle seine Handlungen um zu geben sind, was ein “Segen” genannt wird. Wenn er gibt, ist dies die Bedeutung eines Segens, also ein mündlicher Segen. Das heißt, da er in der Handlung nichts hinzufügen kann, versucht er einen Segen mit seinem Mund zu geben. Dies deutet darauf hin, dass das, was er gibt, vom ganzen Herzen kommt. Dies wird “Licht von Chassadim” genannt.
Somit ist die Reihenfolge wie folgt:
1) Ein Segen zuvor, welcher “rechte Linie”, Chessed genannt wird.
2) Er wird mit den Geheimnissen der Tora belohnt, Chochma [Weisheit] genannt, die ein Geschenk sind. Wie es bekannt ist, wird die Tora “ein Geschenk” genannt, welches in den Gefäßen des Empfangens empfangen wird. Aus diesem Grund wird es “Zählung” genannt. Mit anderen Worten schaut der Mensch darauf, was er empfangen hat, um zu wissen, wie er Ihm danken kann.
Dies wird “linke Linie” genannt. Denn hier gibt es einen Punkt, wo er in den Tod gelangen kann, welcher “Trennung” genannt wird, wie es beim Tod der sieben Könige in der Welt von Nekudim der Fall war. Aus diesem Grund gibt es eine Notwendigkeit, Chassadim auszudehnen, und diese Chassadim sind der Schutz, damit es keinen Tod in ihnen gibt. Hier ist eine Trennung vom Leben der Lebenden gemeint.
Darum steht auch geschrieben, dass es eine Notwendigkeit für einen Segen am Ende gibt. Daraus folgt, dass Israel am Anfang gesegnet wurden, und am Schluss, und es gab keinen Tod in ihnen.
Im Allgemeinen wird dies die “Korrektur der Linien” genannt, auch “die Korrektur der Welt”, da dadurch die Welt Bestand hat.
4) Was ist ein Segen in der Arbeit? Es ist das Licht von Chassadim, wenn ein Mensch in einem Zustand des Gebens ist.
5) Was wird in der Arbeit gezählt? Es ist das Licht, das in die Gefäße des Empfangens kommt. Zu dieser Zeit muss der Mensch sehen, was er erhalten hat und es zählen. Dies wird als „Geschenk“ betrachtet.
6) Warum gibt es keinen Segen in etwas, das gezählt wird? Etwas, das gezählt wird, ist das Licht und die Fülle, die in Gefäße des Empfangens kommen. Und ein Segen ist die Fülle der Gefäße des Gebens. Sie sind sich also entgegengesetzt. Nach dem Sohar sind die beiden Linien in einer Auseinandersetzung. Die rechte Linie, Chessed, will nur geben und nicht die Gefäße des Empfangens benutzen. Und die linke Linie ist das Gegenteil. Sie will gerade die Gefäße des Empfangens benutzen, denn sie sagt: „Aber das Schöpfungsziel ist, zu empfangen!“ Allerdings sollte es eine Korrektur geben, um geben zu können. Aus diesem Grund kommt danach die mittlere Linie, die den Frieden zwischen ihnen herstellt. Deshalb braucht es einen Segen am Anfang und einen Segen am Ende.
korr, EY, 8.9.2023
[1] Sohar (Bamidbar, Punkt 13)
[2] im Talmud Esser HaSefirot, Teil 1, Histaklut Pnimit, Punkt 17 angeführt
[3] in der “Einführung zum Buch Panim Meirot uMasbirot”, Punkt 10
[4] Awot, Kapitel 5:14
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