Parasha Korach / Tora Abschnitt „Korach“

4. Buch Mose, Numeri 16:1-18:32


Zusammenfassung

Der Abschnitt beginnt mit der Erzählung über Datan und Abiram und 250 der Anführer des Volkes, die sich gegen Moses und Aaron auflehnen, mit dem scheinbar berechtigten Argument: Da das ganze Volk heilig ist, sollten Moses und Aaron die gleiche Stellung haben, wie der Rest des Volkes. Die Antwort, welche sie erhalten ist, dass zwar alle gleich sind, aber Moses und Aaron die Führer sind, weil sie im Kontakt mit dem Schöpfer stehen. Nach der Meuterei verschlingt die Erde die 250 Anführer des Volkes, sowie Korach und seine Begleiter, und das Volk leidet unter einer Plage, bis Moses den Schöpfer bittet, diese zu beenden.

Das Ende des Abschnitts beschäftigt sich mit der Frage der Führung des Volkes. Es wird eine Prüfung zwischen allen Stäben der Anführer abgehalten, und der einzige Stab, der erblüht, ist Aarons Stab, was seine Rolle als Anführer eindeutig bestätigt.

Kommentar von Rav Michael Laitman

Man kann die Auslegung der Tora (Pentateuch) von zwei Ebenen her betrachten – auf der Ebene der physischen Welt und auf der Ebene der verhüllten, spirituellen Welt. Auf der Ebene der physischen Welt ist die Geschichte von Korach auch heute noch sehr bedeutend.

Seit Tausenden von Jahren entwickelt sich diese Welt durch das menschliche Ego. Vor 3.800 Jahren lebten die Menschen in dem Zustand, der heute als das „alte Babylon“ bekannt ist. Damals entstand Abraham – die Eigenschaft von Chessed (Barmherzigkeit) – sowie die Priester, die ihm folgten, die ebenfalls aus der Eigenschaft von Bina, Chassadim, hervorgegangen sind.

Abraham erkannte, dass die ganze Welt sich entwickeln und einen Zustand der Einheit und Verbindung erreichen muss, und teilte seine Enthüllung mit den Babyloniern. Während viele ihm folgten, waren sie nur eine Handvoll im Vergleich zu der Mehrheit, die seine Ansichten ablehnte. Abraham musste aus Babylon fliehen, gejagt von Nimrod, dem König von Babylon.

Abraham entwickelte eine Methode zur Korrektur der menschlichen Natur. Heute wird diese Methode „Weisheit der Kabbala“ genannt. Deren Ziel ist es, den Menschen aus der Tiefe des Egoismus auf die Ebene des Gebens und der Liebe zu erheben.

Tatsächlich ist dieser Aufstieg das Ziel der menschlichen Entwicklung – der Aufstieg von der Ebene dieser Welt auf die Ebene der spirituellen Welt. Spiritualität bedeutet, im Geben und in der Liebe zu anderen zu sein, durch die der Mensch Ewigkeit und Vollkommenheit erlangt. Das ist die Bedeutung des Textes in diesem Abschnitt. Auch im Buch Sohar, wo über die „Freiheit vom Engel des Todes“ erzählt wird, ist nur diese gemeint.

Die „Weisheit der Kabbala“ besagt, dass zunächst alle Menschen in Babylon als ein Volk vereint waren, das die gleiche Sprache sprach. Dann brach die „Plage des Egos” aus und die Menschen begannen, sich gegenseitig zu hassen und entfernten sich schließlich voneinander. Da die Babylonier Abrahams Methode der Korrektur nicht annehmen wollten (sondern die von Nimrod), zerstreute sich die Menschheit über den ganzen Erdball.

Die Kabbala erklärt, dass von dem Moment an, als die Menschen zwischen den beiden Methoden wählten, es auf Grund des Ziels der Schöpfung notwendig wurde, die Menschen wieder zu vereinen. Diese Verbindung wird entstehen, weil die Menschheit gezwungen ist, sie zu erreichen. Wäre die Verbindung – wie „ein Mensch mit einem Herzen“ zu sein – bereits in Babylon erreicht worden, wäre damit das Schöpfungsziel erfüllt gewesen. Die Enthüllung der Göttlichkeit wäre erlangt und die Korrektur abgeschlossen worden. Da aber die Babylonier einen anderen Weg gewählt haben, ist der Mensch heute gezwungen, den Prozess der Korrektur abzuschließen.

Die „Seele des Menschen“ ist nach Ägypten abgestiegen und wieder aus Ägypten ausgezogen. Im Spirituellen sind die Menschen dabei bis zur Stufe des „ersten Tempels“ aufgestiegen, gefolgt vom „zweiten Tempel“. Sie gingen durch Zerstörungen, Exile und auch wieder Erlösungen, und heute ist die Menschheit am Ende des letzten Exils angelangt und beginnt, sich zur letzten, endgültigen Befreiung von der egoistischen Absicht zu erheben.

Heute befindet sich die Menschheit in einer ähnlichen Situation wie jene, die sich in Babylon gezeigt hat. Der Unterschied ist, dass die Menschen sich heute nicht mehr zerstreuen können, da sie bereits den gesamten Erdball eingenommen haben. Es gibt heute viele „Nimrods“, aber sie können nichts mehr ausrichten, weil die Menschen beginnen, das Böse in sich zu erkennen. Sie sind sich bereits bewusst, dass das Ego die menschliche Gesellschaft zerstört. Die Realität zeigt, dass wenn sich die Menschen nicht verbinden, vom Angesicht der Erde verschwinden werden. Das Worst-case-Szenario ist, dass sich die Menschheit selbst oder die Natur, den Menschen vernichten wird, da sie im Widerspruch zu ihr, der Höheren Kraft leben.

In der Gematria, entspricht haTewa (Natur) Elokim (Gott). Die Menschheit muss ein Gleichgewicht mit der Natur erreichen, indem sie sich „wie ein Mensch mit einem Herzen“ verbinden. Diese Verbindung bezieht sich nicht nur auf die kleine Anzahl von Menschen, die aus Babylon flohen, am Fuße des Berges Sinai standen, die Tora empfingen und zu einem Volk wurden. Heute betrifft das Erlangen dieser Verbindung alle Menschen.

Das Volk Israel muss dabei „ein Licht für die Völker“ sein, indem es den Menschen Abrahams Methode vermittelt, durch die sich die Menschen miteinander verbinden können. Gemäß dem, was in der Tora geschrieben steht: „Sie sollen mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten“ und „denn mein Haus soll ein Haus des Gebets heißen für alle Völker“, „und alle Völker sollen zu Ihm kommen.“

Die Menschheit steht vor einer großen, wichtigen Herausforderung. Nämlich, den Zweck der Schöpfung endlich zu erfüllen. Das wird nur durch die Verbindung aller Menschen gelingen.

Diese Verbindung kann durch große Anstrengungen erreicht werden, was die Weisheit der Kabbala und die Propheten über die Zeit des Messias vorausgesagt haben. Doch, um die Dauer der Leiden zu verringern, kann man die Methode der Kabbala anwenden, die dazu bestimmt ist, das korrigierende Licht anzuziehen.

Die Kabbalisten warnen davor, dass wenn die Menschen die „Weisheit der Kabbala“ nicht anwenden, ein dritter und sogar ein vierter Weltkrieg ausbrechen wird, was nur eine Hand voll Menschen überleben wird. Jene müssen aber trotzdem das Ziel der Schöpfung erreichen. Der Mensch hat also keine andere Wahl, als dies zu erfüllen. Man kann es auf eine angenehme Art und Weise tun, die kurz und einfach ist, mithilfe des Buches Sohar, der Schriften des ARI (Rav Isaac Luria) und der Schriften von Baal HaSulam (Rav Yehuda Ashlag), indem das Licht die Menschen beeinflusst und sie verbindet. Die Kabbala wird „das Innere der Tora„, „die wahre Tora (Lehre/Anleitung)“ genannt, aufgrund des Lichtes das sich in Ihr befindet. Aus diesem Grund muss heute allen Menschen die Notwendigkeit erklärt werden, diese Methode zu enthüllen und anzuwenden.

Die Erzählung über Korach sagt, was vom Menschen gefordert wird. Korach stammt aus dem Stamm Levi. Datan, Abiram und die 250 Anführer aller Stämme des Volkes, sind offenbar gegen die Verbindung. Sie lehnen die Rangordnung ab, aber sie haben keine Wahl. Es muss einen Anführer geben. Moses, der die Verbindung zwischen dem Schöpfer und den Priestern herstellt, gefolgt von seinem Priesterbruder Aaron, der die Rechte Linie, die Eigenschaft der Barmherzigkeit, dem Volk lehrt. Diejenigen, die neben den Priestern die ganze Arbeit verrichten, sind die Leviten, gefolgt von den übrigen Stämmen, die nach der Struktur der gemeinsamen Seele geordnet sind.

Die Höhere Kraft erschuf eine Seele, ein Verlangen. Das Volk Israel ist durch diese Struktur geordnet, und auch der Rest der Menschheit sollte um es herum verbunden sein. Wenn sich heute Menschen plötzlich erheben und sagen, sie wollen eine andere Ordnung und nicht so eng verbunden sein, dann ist das gegen den Schöpfungsplan gerichtet, gegen die Verbindung selbst.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist die Regel, welche die Verbindung zwischen den Menschen herstellt. Dies ist das große Klal (Regel, aber auch Kollektiv) der Tora. Das Klal ist das gemeinsame Kli (Gefäß), das die Menschen bauen und in dem das Licht – der Schöpfer – erscheint. Es gibt kein anderes Mittel als die Verbindung zwischen den Menschen, um „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu sein, in gegenseitiger Bürgschaft, so wie beim Empfangen der Tora. Auf diese Weise erreichen die Geschöpfe die Enthüllung des Schöpfers, der Höheren Kraft.

Deshalb gibt es nichts Schlimmeres als das, was Korach tut. Es wird „ein Streit nicht um des Schöpfers willen“ genannt. Dies ist eine andere Art von Streit als bei den „Streitigkeiten um des Schöpfers willen“ zwischen dem Haus Shammai und dem Haus Hillel, bei welchem Angelegenheiten diskutiert und geprüft werden.

Es existiert eine rechte und eine Linke Linie. Jedes Mal, wenn der Mensch ein wenig mehr Spiritualität erwirbt, erscheint auch ein größeres Ego – die linke Linie – in ihm. Erlanget man noch etwas mehr Spiritualität – die rechte Linie, Aaron – erscheinen wieder die sogenannten Dinim (Urteile). So steigt man auf, wie auf zwei Beinen gehend, von einer Stufe zur nächsten kletternd, wie auf einer Leiter.

Die rechte und linke Linie erscheinen abwechselnd, eine nach der anderen. Die linke Linie liefert die Substanz, und die rechte Linie korrigiert diese in die Absicht zu geben. Ein egoistisches Verlangen auf der einen Seite, und die rechte Linie, die hinzukommt und es um des Gebens willen korrigiert, auf der anderen Seite.

Deshalb vergrößert sich bei der richtigen Anwendung der „Weisheit der Kabbala“ das egoistische Verlangen, weshalb sie „die Weisheit des Empfangens“ genannt wird. Sie lehrt den Menschen, wie er schlussendlich alles empfangen kann – das ganze Licht – um das Schöpfungsziel zu erreichen. Die Kabbala ist besonders für Menschen, die besonders große Egoisten sind, bestimmt. Sie lernen von ihr, wie sie ihr Ego korrigieren können.

Es ist die Methode Abrahams, die sich von all den anderen Methoden unterscheidet, die auch in Babylon ihren Ursprung haben. Abraham lehrte auch andere Völker, wie z.B. die „Kinder seiner Mätressen“, und schickte sie Richtung Osten. Er lehrt sie die entgegengesetzte Methode, denn wenn man das Ego nicht mit der „Weisheit der Kabbala“ korrigiert, indem man das korrigierende Licht anzieht, ist es am besten, das Ego in Schach zu halten und es nicht wachsen zu lassen. Deshalb gab er ihnen andere Methoden wie Religionen und Glaubensrichtungen, die darauf abzielen, Verlangen und Wünsche zu verringern und andere freundlich zu behandeln und so den Willen zu empfangen so weit wie möglich zu verkleinern. Dies tat er, weil es besser ist, ein kleines Ego zu haben als ein großes, wenn man nicht weiß, wie man ein Verlangen korrigieren kann, und damit weniger Schaden für sich selbst und für andere verursacht.

Wendet der Mensch aber die „Weisheit der Kabbala“ an, nutzt er das größte Ego. Und je größer es wird, umso mehr freuen kann man sich. Denn, „wer größer ist als sein Freund, dessen böser Trieb ist größer“. Allerdings muss dann dieser Trieb auch korrigiert werden.

Deshalb will Korach in der Erzählung das Volk entzweien, und die Verbindung zerreißen. Was er aber eigentlich will, ist diese „Leiter“ zu zerstören. Er will, dass das Volk Israel nicht verbunden ist, dass es nicht unter dieser Rangordnung, gemäß der richtigen Struktur der Stämme, existiert.

Die Stämme sind Yud-Hej-Waw-Hej. Wenn man die vier Buchstaben mit den drei Linien multipliziert, die in jedem der Buchstaben enthalten sind, erhält man die zwölf Stämme. Korach wollte diese Struktur zerbrechen. Doch das ist nicht möglich, denn ohne diese Struktur wäre das Ziel nicht erreichbar. Deshalb ist seine Sünde so schwerwiegend und wird „ein Streit nicht um des Schöpfers willen“ genannt, weil er den Menschen nicht in Richtung Ziel voranbringt.

Das Argument von Korach und seinen Anhängern scheint berechtigt zu sein. Alles, was sie verlangen, ist die Gleichwertigkeit. Sie sagen nicht, dass sie sich nicht verbinden wollen, zumindest nicht öffentlich. Sie fragen nur, warum Moses und Aaron einen höheren Rang haben, und verlangen einen Beweis, dass die beiden dem restlichen Volk überlegen sind und deshalb würdig sind, das Volk anzuführen.

Der Prozess der Korrektur kann auf halbem Wege jedoch nicht abgebrochen werden. Korach hat Recht, wenn er sagt, dass alle gleichwertig sein sollten, „wie ein Mensch mit einem Herzen“, in einem Verlangen. Dies ist jedoch das Ende des Prozesses, welcher während der Endkorrektur eintritt, nicht in der Mitte, auf der Stufe der Wüste.

Die Wüste ist eine Zwischenstufe, die ein Mensch durchläuft, um die Eigenschaft von Bina zu erlangen, die Absicht um zu geben, um des Gebens willen. Erst danach betritt man das Land Israel, wo man den Willen zu empfangen ins absolute Geben umwandelt – die Absicht zu empfangen, um zu geben. In der Wüste überwindet der Mensch immer noch sein eigenes Ego, indem er sich nicht mehr befehlen lässt, für sich selbst auf Kosten anderer zu empfangen. Es ist eine Stufe, die Chafez Chessed (Barmherzigkeit begehren) genannt wird.

Auf diesen Stufen ist es nicht möglich, das zu tun, was Korach sagt. Er hat zwar Recht damit, doch es ist der falsche Zeitpunkt dafür. Es wird eine Zeit kommen, in der dieses Verlangen erfüllt wird, doch dieser ist noch nicht gekommen. Die Verlangen und Wünsche des Menschen – ob gut oder schlecht – werden erst am Ende der Korrektur vollständig erfüllt.

Die Lösung liegt in Matech (Stab). Matech bedeutet, dass der Mensch weiss, wohin er gehen muss und wie er dorthin gelangt. Man erhält ein Zeichen, dass man auf dem Weg, den man geht, nicht vorankommen kann, es sei denn, man nutzt das Licht des Glaubens, indem man Aarons Stab und Moses‚ Stab folgt.

Fragen und Antworten

Wie wird aus „Bevormundung“ schliesslich etwas Positives?

Die Tora beschreibt die Innenwelt des Menschen, seine Eigenschaften, Gedanken, Emotionen und Wünsche. Die Kämpfe, welche die Menschen führen, scheinen, als wären sie zwischen ihnen, sind aber in Wirklichkeit im Menschen selbst. Er will egoistisch vorankommen, aber er weiss, dass es nicht richtig ist. Deshalb muss er sich überwinden und dem Weg des Gebens und der Liebe zu anderen folgen. Denn es steht geschrieben, dass dies der Wille des Schöpfers, der Höheren Kraft ist. Die Eigenschaft der Höheren Kraft, ist das Geben, die Liebe und jene des Menschen ist das Gegenteil davon.

Die egoistischen Berechnungen des Menschen finden immer in ihm statt und schleudern ihn von der einen Seite auf die andere. Jeder hat einen inneren Pharao, einen inneren Korach, Haman, Moses und Aaron. Der Mensch ist eine „kleine Welt“, die aus all diesen Kräften besteht. Schreitet man auf dem spirituellen Weg voran, wachsen diese Kräfte, werden zu entgegengesetzten, und man findet sich inmitten großer innerer Kämpfe wieder.

Deshalb ist auch jede Meinung der Menschen in der physischen Welt aus der jeweiligen Perspektive gesehen richtig. Das sind die Kräfte der Natur, welche die Höhere Kraft erschaffen hat, und es gibt einen guten Grund, warum unterschiedliche Meinungen existieren. Die Frage ist, wie ein Mensch sie einsetzt. Man darf deshalb nichts auslöschen, was im Menschen existiert. Denn schlussendlich wird auch „Korach“ im Menschen korrigiert. Ein Mensch schneidet also die „Bestie“ aus seinem Inneren, verbrennt sie und vergießt den Rest ihres Blutes, wie im Abschnitt zu lesen ist.

Wenn man physische Handlungen ausführt, hat man anfangs keine Ahnung, welche inneren Handlungen sie darstellen. Diese Verlangen kann man auch nur „einfrieren“. Auch das ist bereits eine Korrektur, die  einfach erst später genutzt werden kann.

Warum empfindet Korach es als „Bevormundung“?

Es findet immer ein Kampf zwischen den Kräften im Menschen statt. Er stellt sich selbst auf die Waage und muss darauf achten, dass keine Kraft die andere überwiegt und die Waagschale der rechten Linie nicht niedriger liegt als die linke. Er muss ständig die rechte Linie höher als die Linke halten. Das nennt man „auf der Rechten Linie gehen“. Das Gebot ist, sich immer auf der rechten Linie zu befinden, obgleich die linke Linie entsprechend wächst und den Menschen immer ausbalanciert. So kann er auf der rechten Linie vorankommen.

Das bewusste Erleben dieses inneren Kampfes ist ein sehr gutes Gefühl. Jedes Mal spürt der Mensch, wie sehr er in diese Veränderungen einbezogen ist. Es ist wie ein Rad, bei dem sich der obere Teil vorwärts und der untere scheinbar rückwärts bewegt, das Rad aber bewegt sich stetig voran.

Was ist die Korrektur des „Begraben werdens“?

„Die Erde“ ist der gesamte Wille zu empfangen, die Kraft, die der Mensch derzeit nicht richtig, um des Gebens willen einsetzen kann. Ihre Korrektur ist ähnlich dem, was man mit einem toten Körper macht – man begräbt ihn.

Ein „verstorbener Wunsch“ ist ein Verlangen, das der Mensch nicht um des Gebens willen verwenden kann, und das in ihm mit dem Verlangen zu empfangen erschienen ist. Dieses „Empfangen-Wollen“ ist Korach. Das Verlangen selbst ist weder gut noch böse; worauf es ankommt, ist die Absicht – ob ich dieses Verlangen für mich selbst oder zum Wohle anderer verwende. Die Tora lehrt, wie man die Absicht genau prüft. Ob sie für einem selbst oder zugunsten anderer ist. Die Absicht, für sich selbst zu empfangen, muss der Mensch in den Nutzen für andere verwandeln, also um zu geben.

Ein Mensch „vergräbt“ die zu empfangende Absicht entweder in der Erde oder er „verbrennt“ sie, was korrigieren bedeutet. Das heißt, entweder verschlingt es die „Erde“ oder es wird als Korban (Brandopfer, vom Wort Karow, nahe) dargebracht, um der Höheren Kraft nähern zu kommen. Kann man die Ausrichtung vom Empfangen zum Geben korrigieren, bringt einem das der Höheren Kraft näher, deshalb heisst dies Handlung Korban.

Diese Korrekturen haben weder etwas mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun, noch mit derart tragischen Ereignissen wie vom Erdboden verschlungen zu werden, zu verbrennen oder an einer Plage zu sterben, obwohl diese Dinge in der physischen Welt durchaus vorkommen. Diese Beschreibungen beziehen sich auf Korrekturen, die inmitten Menschen selbst geschehen. Deshalb sagt man, dass der Mensch eine kleine Welt ist.

Der Mensch muss prüfen und Korach, Abiram, Datan und die 250 Anführer in sich erkennen. Er muss herausfinden was sie bedeuten, ob sie gleich oder ungleich sind, und schlussendlich, was das Ziel der Schöpfung ist. Deshalb muss er seine Verlangen und Absichten ordnen.

Auch sollte man den Stab Aarons und den Stab Moses suchen und herausfinden, was sie sind und was ihr „Erblühen“ im Menschen bedeutet, nämlich dass er auf seinem Weg das Gefäß des Empfangens für das Höhere Licht öffnet und so vorankommt.

Sohar für alle, Korach, Punkt 5

Und Korach nahm

Korach ging auf dem Weg des Streites, der das sich Entfernen und Abstoßen von Oben und Unten ist. Wer die Korrektur der Welt abweisen will, ist deshalb von allen Welten, der oberen und unteren, getrennt. Ein Streit ist das Entfernen und Abstoßen des Friedens. Und wer dem Frieden nicht zustimmt, der stimmt „Seinem Heiligen Namen“ nicht zu, denn „Sein Heiliger Name“ heißt Frieden.

Shalom (Frieden) bezieht sich auf Shlemut (Ganzheit), ein Zustand, der erreicht wird, wenn sich die linke und rechte Linie ergänzen. Die Natur des Menschen und die Natur der Höheren Kraft gleichen sich an und erreichen so die Verbindung und Dwekut (Anhaftung). Dies führt zu Frieden, so dass die Menschen sich nie mehr gegensätzlich, getrennt oder distanziert fühlen werden, sondern so verbunden, dass es nicht mehr möglich sein wird, sich voneinander zu unterscheiden.

Die Menschen müssen Dwekut (Anhaftung) an die Göttlichkeit erreichen, wo sie mit ihr eins sind. So unwirklich es auch erscheinen mag, das ist das Ziel, und dahin muss sich die Menschheit bewegen. Je mehr sich die Menschen anstrengen voranzukommen, umso mehr ersparen sie allen Leid.

Was ist der Grund für die Zweifel auf dem spirituellen Weg?

Der Grund, warum der Mensch ständig von Fragen und Unklarheiten erfüllt ist, ist, dass er sich entwickeln muss. Ohne dies würde er sich keinen Zentimeter bewegen. Wenn ernsthafte Zweifeln aufkommen, kann den Menschen ein so schlimmer Zustand erfassen, dass er darum bittet, dass sich der Boden auftut und ihn verschlingt“.Der Mensch mag wie ein Handelnder erscheinen, aber in Wirklichkeit ist es die Höhere Kraft, die handelt. Man kann nur die Ereignisse, die einem geschehen, beobachten, als würde in einem ein Film ablaufen.

Mit der Zeit entwickeln der Mensch eine innere Sicht, durch die er die Eigenschaften wie Moses, Aaron, Korach, Datan, Abiram, Stämme, Stab und die Erde in sich erkennen wird. Er ordnet diese Elemente seiner Eigenschaften und sieht die Situation wie ein Bild in sich. Dieses erklärt, wie er vorankommt, während er das Netzwerk der Verbindungen zwischen diesen Elementen prüft.

In diesem inneren Netzwerk der Eigenschaften – den 613 egoistischen Verlangen zu empfangen – lenkt er sein Verlangen um, damit sie arbeiten, um zu geben. Dies wird das Befolgen der 613 Mizwot (Gebote)“ genannt. Das Licht kommt und korrigiert die Absicht zu empfangen in die Absicht um zu geben, was eine Mizwa (Korrektur/gute Tat) ausführen“ genannt wird.

Während ein Mensch die Mizwot ausführt, entdecken er seine innere Welt, und erkennt darin, inwieweit er sich mit anderen verbindet. So enthüllt er seine Seele und lernt, wie er sie erfüllen kann. Es sind Prüfungen, Kämpfe und Verbindungen, die er durchläuft, und Füllungen, die er danach erhält. Auf diese Weise offenbart der Mensch das Werk der Höheren Kraft, was der eigentliche Sinn der Schöpfung ist.

Dadurch erreichen die Menschen einen Zustand, in dem sie den Plan der Schöpfung verstehen – also die Korrektur der Schöpfung – und wie sie ihn vollenden können. Am Ende gelangen sie in einen Zustand, in dem sie alles verstehen. Es heißt: „Und sie werden Mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten.“ Sie erhalten ein vollständiges Kli (Gefäß), das ein Haus“ genannt wird: „Denn mein Haus soll Haus des Gebets für alle Völker heißen.“ Es ist das Haus aller menschlichen Verlangen; sie befinden sich alle dort, und in all ihnen wird man schlussendlich tatsächlich die Göttlichkeit der ganzen Seele fühlen.


Glossar Parsha Korach

Anführer   Er ist die Eigenschaft, die im Moment alle anderen Eigenschaften kontrolliert.

Heilig   Es bedeutet immer die Stufe von Bina, das Geben.

Korach   Er ist der Wille zu empfangen, der als Gegensatz zur Eigenschaft von Moses erscheint. Durch den Streit, den er entfacht, kommt der Mensch voran.

Plage   Sie ist eine Form der Korrektur. Die Korrektur entfernt und ordnet meine Absichten zu empfangen. Sie korrigiert sie, um im Geben zu sein, entweder auf der Stufe von Bina oder auf der Stufe von Keter.

Stab   Er ist die Mittlere Linie, auf der man das Ziel erreicht. Wenn der Mensch alle Eigenschaften, alle Einsichten richtig mit dem Stab“ verbindet, blüht er auf.

Erblühen    Dies kann nur die Mittlere Linie, die dem Menschen damit zeigt, dass er mit Licht erfüllt wird.

Rav Baruch Ashlag, Die Schriften des RABASH, Band 2

Die Bedeutung von „Friede, Friede dem, der fern ist, und dem, der nah ist“

Was ist ein Streit? Es ist Entfernung von Oben und die Abstoßung von Oben und Unten […] die Entfernung und Abweisung des Friedens […] des Friedens von Oben – der Mittleren Linie, die Tora genannt wird, die Frieden stiftet zwischen der rechten und linken Linie – und von Unten, von Moses. […] Ein Streit besteht überall dort, wo Gegensätze existieren […] Ein Streit ist notwendig […] denn es ist nicht möglich, etwas zu korrigieren, wenn man den Mangel nicht kennt. Wenn wir also den Konflikt zwischen den Verlangen verstehen, können wir Frieden zwischen ihnen schaffen. 

Was bedeutet Friede, Friede dem, der fern ist und dem, der nah ist“, bei der spirituellen Arbeit?

Man muss Streitigkeiten wertschätzen, sie aber konstruktiv nutzen, wie geschrieben steht: „Ein Streit der Ältesten erbaut“ (Babylonischer Talmud, Nedarim, 40a), und damit erreichen alle Menschen zusammen das Ziel.

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