1987/19 Was wird in der Arbeit des Schöpfers enthüllt und verhüllt?

Es steht geschrieben (Micha 6,8): „Er hat dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was verlangt der Ewige von dir, als dass du Gerechtigkeit tust, Barmherzigkeit liebst und demütig wandelst mit deinem Gott?“

In diesem Vers werden uns zwei Dinge offenbart:

1.) „Gerechtigkeit üben„, denn wir sehen, dass Er Gerechtigkeit übt.

2) „Barmherzigkeit lieben„, bei der wir sehen, dass Er Barmherzigkeit liebt. Woher wissen wir das? Wir sehen, dass Er Barmherzigkeit übt. Er muss sie auf jeden Fall lieben, sonst würde Er keine Barmherzigkeit ausüben. Und es wird hier eine Sache gesagt, die im Verborgenen stattfindet, wie geschrieben steht: „und sollst demütig wandeln mit dem Ewigen, deinem Gott“.

Wir müssen verstehen, was es bedeutet, “demütig zu wandeln”. Wörtlich wird es so ausgelegt, dass die beiden oben genannten Angelegenheiten – Gerechtigkeit zu üben und Barmherzigkeit zu lieben – im Verborgenen geschehen sollen, damit niemand seine guten Taten sieht. Aber was bedeutet das in der spirituellen Arbeit?

Es gibt bekanntlich die Ausführung der Mizwot [Gebote/Gute Taten] und die Absicht der Mizwot. In den Ausführung sind alle gleich; es gibt keinen Unterschied zwischen einem großen Gerechten und einem gewöhnlichen Menschen, denn über das Ausüben der Mizwot steht geschrieben: „Füge nichts hinzu und nimm nichts weg.“ Wir sagen nicht, dass der Gerechte zwei Mesusahs [Das Shma Yisrael, das am rechten Türpfosten angebracht wird] hat – eine auf der rechten Seite der Tür und eine auf der linken Seite. Vielmehr liegt der Unterschied zwischen groß und klein einzig und alleine in der Absicht.

In der Absicht sollten wir zwei Unterscheidungen treffen:

1.) die Absicht, dass er jetzt die Mizwot des Schöpfers befolgt,

2.) der Grund, der ihn zum Einhalten von Mizwot des Schöpfers verpflichtet.

In diesem Zusammenhang sollten wir jedoch mehrere Unterscheidungen treffen:

1.) Er befolgt die Mizwot des Schöpfers, denn dadurch werden die Menschen um ihn herum ihn respektieren und so weiter. Daraus folgt, dass es die Menschen sind, die ihn dazu zwingen, die Mizwot des Schöpfers zu halten, und nicht der Schöpfer. Wenn es also keine Menschen um ihn herum gäbe, würde er die Gebote des Schöpfers nicht befolgen.

Und auch bei dieser Unterscheidung sollten wir erkennen, ob er dies aus Zwang tut. Das heißt, ein Mensch, der den Shabbat entweiht, arbeitet vielleicht für einen religiösen Menschen. Wenn er ihn zwingen kann, den Shabbat nicht zu entweihen, und das Gesetzt besagt, dass er verpflichtet ist, ihn dazu zu zwingen. Wenn er zum Beispiel den Shabbat nicht einhält, entlässt er ihn von der Arbeit. Wenn er keinen anderen Arbeitsplatz hat, wird er ihm sicherlich versprechen, dass er den Shabbat nicht entweiht.

Es stellt sich heraus, dass er die Mizwot seines Chefs befolgt, das heißt, er folgt den Geboten des Arbeitgebers und hat keine Verbindung zum Schöpfer. Im Sinne des Gesetzes sehen wir jedoch, dass auch dies als Einhalten von Mizwot angesehen wird. Warum sollte er sonst gezwungen werden, die Mizwot einzuhalten?

Es stellt sich heraus, dass dieser Arbeiter nur aufgrund von Zwang arbeitet. Wie wir besprochen haben (Artikel Nr. 29, Taw-Shin-Mem-Waw), sagte Maimonides (Hilchot De’ot, Kapitel 6): „Wenn er aber in himmlischen Angelegenheiten nicht in Verborgenheit umkehrt, beschämen sie ihn öffentlich, und demütigen und verfluchen ihn, bis er sich zum Guten wendet.“ Daraus folgt, dass er die Mizwot befolgt, weil die Öffentlichkeit ihn dazu zwingt.

Und im Fall von Menschen, die ihn verpflichten, muss unterschieden werden, ob er die Ausführung der Mitzwot genießt oder nicht. Wenn er die Mizwot ausführt, weil er respektiert wird und so weiter, hat er Freude am Einhalten von Mizwot. Wenn er aber die Tora und Mizwot aufgrund von Zwang einhält, sehnt er sich immer danach, aus diesem Exil herauszukommen, damit er nicht unter der Tora und Mizwot leidet, die ihm von den Menschen aufgezwungen werden, die ihn zum Einhalten von Tora und Mizwot zwingen.

Deshalb folgt daraus, dass jemand, der aus Respekt vor den Menschen die Gebote einhält, die Tora und Mizwot mit Freude befolgt. Aber wer die Gebote gezwungenermaßen einhält, kann nicht glücklich sein. Er sitzt vielmehr da und wartet auf eine Gelegenheit, diesem Exil zu entfliehen, denn er befolgt die Gebote des Schöpfers nicht, weil er befolgen will, was der Schöpfer gesagt hat, sondern er muss sie befolgen, weil die Menschen draußen ihn verfolgen, und er kann keine größeren Qualen erleiden als die Qualen des Einhaltens von Mizwot. Aus diesem Grund ist diese Art schlimmer als die erste.

Daraus folgt, dass es zwei Absichten gibt, Tora und Mizwot zu befolgen:

1.) aus Ehrfurcht und Zwang,

2.) aus Liebe – wenn er glücklich ist, Tora und Mizwot zu befolgen.

Es gibt noch eine weitere Unterscheidung in dem Grund, der ihn zum Einhalten von Tora und Mizwot veranlasst. Sie wird „demütig wandeln“ genannt. was bedeutet, dass alle seine Handlungen von niemandem gesehen und gehört werden, außer von ihm selbst. Alles wird in Demut getan. Und die Absicht ist mit Sicherheit vor den Augen aller Lebewesen verborgen.

Aber in der Absicht gibt es zwei Unterscheidungen zu treffen:

1.) Dass er die Tora und Gebote erfüllt und es gibt nichts, was den Menschen zuzuschreiben ist. Denn niemand kennt seine Arbeit. Sondern der Lohn, den der Schöpfer für das Hören auf seine Stimme zahlt, ist der Grund, der ihn verpflichtet, die Gebote und Tora zu erfüllen.

Diese Art und Weise wird als Glaube an den Schöpfer und als Glaube an Belohnung und Bestrafung angesehen. Belohnung und Bestrafung sind also der Grund, der ihn dazu zwingt, sich mit Tora und Mizwot zu befassen. Wir können diese Art zu arbeiten als liShma [um Ihretwillen] bezeichnen, d.h. für den Schöpfer und nicht für die Menschen, die ihn ehren würden.

Das ist sicherlich eine reine Arbeit, die ganz dem Schöpfer dient:

1.) In Bezug auf sein Handeln will er nicht, dass jemand seine guten Taten sieht, damit sie ihn dafür belohnen.

2.) In Bezug auf die Absicht verlangt er nicht, dass die Menschen ihm für diese Arbeit in Tora und Mizwot etwas zahlen. Vielmehr will er, dass der Schöpfer ihm die Belohnung für seine Arbeit zahlt.

Allerdings ist auch dieser Aspekt des „demütig zu wandeln“ noch nicht vollkommen, obwohl er in seiner Bedeutung über den beiden vorherigen Aspekten steht, weil die Schöpfung ihn dazu verpflichtet. Aber:

1.) der erste Aspekt ist aus Furcht und Zwang,

2.) der zweite Aspekt ist aus Liebe, wie oben erwähnt.

Hier ist der Grund jedoch nur, dass der Schöpfer ihn zwingt. Da er aber eine Belohnung für seine Arbeit will, wird er dadurch vom Schöpfer getrennt, weil er nicht die gleiche Form hat. Aus diesem Grund ist seine Arbeit noch unvollständig.

Vollkommene Arbeit bedeutet, dass er in der Verhüllung arbeitet und seine Absicht ist, dass einzig und alleine der Schöpfer ihn dazu zwingt, sich mit Tora und Mizwot zu befassen, und andere Menschen keinen Einfluss auf seine Arbeit haben. Gleichzeitig arbeitet er nicht, um eine Belohnung zu empfangen, sondern einzig und alleine für den Schöpfer. Das wird als Anhaften an den Schöpfer angesehen, wie in „Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig.“

Das bedeutet, dass seine ganze Arbeit in Lishma ist und darauf ausgerichtet ist, um des Gebens willen zu arbeiten, und er zieht große Befriedigung aus dem Privileg, dem König zu dienen. Daraus schöpft er Genuss und Freude, und er hat keinen anderen Bedarf, etwas zusätzlich zu bekommen. Er befolgt Tora und Mizwot in völliger Einfachheit und ohne jegliche Absicht, so als ob er dem König mit einem wichtigen Dienst dienen könnte.

Es ist wie ein Mensch, der für den König als Reinigungskraft arbeitet, verglichen mit einem Menschen, der Minister des Königs ist und den König berät, wo immer seine Hilfe gefragt ist. Es gibt sicherlich einen großen Unterschied zum Putzmann des Königs, sowohl beim Gehalt als auch beim Ansehen des Ministers des Königs.

Die Lehre daraus ist, dass es sicherlich einen Unterschied gibt zwischen einem, der dem König dient, wenn er mit „Die Geheimnisse der Tora werden ihm offenbart und er unterhält sich mit dem König“ belohnt wird, und einem, der ein einfacher Bürger ist, der Tora und Mizwot ohne jegliches Verständnis für den Verstand der Tora befolgt. Vielmehr freut er sich darüber, dass er die Gebote des Königs befolgen darf, die er ihm gegeben hat. Und daraus zieht er mehr Vergnügen als aus allen Vergnügungen dieser Welt. Denn die Freuden dieser Welt erscheinen ihm, als würden sie dem Körper dienen, der aus Fleisch und Blut besteht. Aber wenn er sich mit der einfachsten Arbeit befasst, wie ein Putzmann im Haus des Königs, sagt er: „Wem will ich am Ende des Tages gefallen? Dem König.“ Er will nicht sich selbst dienen, das heißt „um seines eigenen Willens zu empfangen“, sondern seine Absicht besteht darin, dass der Schöpfer Freude an meiner Arbeit hat.

Daraus folgt, dass der Mensch den Genuss empfangen soll, denn ohne den Genuss kann der Mensch nicht arbeiten. Aufgrund der Natur, die der Schöpfer mit dem Schöpfungsgedanken erschaffen hat, nämlich mit Seinem Verlangen, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun, sind das Verlangen und die Sehnsucht, Genuss zu empfangen, in uns eingeprägt.

Allerdings gibt es große Unterschiede bei den Dingen, von denen wir Genuss empfangen können. Genuss wird nämlich „Licht“ genannt, und ohne ein Kli [Gefäß] gibt es kein Licht. Daraus folgt, dass der Genuss, den man empfangen will, in einem Kli steckt. Das bedeutet, dass es Genüsse gibt, die in körperliche Genüsse eingekleidet sind, wie zum Beispiel die Lust. Doch auch bei der Lust sind mehrere Unterscheidungen zu treffen. Genauso ist es mit der Ehre, und man kann auch Genuss aus dem Erlernen von Wissen ziehen. Jeder Mensch kann Genuss aus den Kelim [Gefäßen] ziehen, die im Allgemeinen „Lust“, „Ehre“ und „Wissen“ genannt werden.

Es gibt jedoch noch eine vierte Stufe, nämlich den Dienst am Schöpfer. Baal HaSulam sagte in der „Einleitung zum Buch Sohar„, dass es vier Stufen gibt, die  „Domem, Zomeach, Chai, Medaber“ (unbelebt, pflanzlich, tierisch, sprechend) genannt werden:

1.) „Unbelebt“ [domem] heißt „Lust“,

2.) „Pflanzlich“ [zomeach] heißt „Ehre“,

3) „Tierisch“ [chai] heißt „Wissen“ und

4) „Sprechend“ [medaber] heißt „dem Schöpfer dienen“.

Daraus folgt, dass jeder von ihnen Freude empfangen muss, einzig mit dem Unterschied, aus welcher Einkleidung ein Mensch Freude und Genuss schöpfen kann. Darin sollten wir das eine vom anderen unterscheiden. Aus diesem Grund stellt sich heraus, dass der Anfang der Arbeit des Menschen auf dem Weg der Wahrheit darin besteht, die Stufe „Wandele demütig mit deinem Gott“ zu erreichen.

Das heißt, seine Arbeit ist in der Verhüllung, so dass niemand mit seiner  Arbeit in Tora und Mizwot in Berührung kommt, weil sie vor den Menschen verborgen ist. Es gibt jedoch noch eine andere Sache, die hier stehen sollte: „Wandele demütig mit deinem Gott.„Mit“ bedeutet in Dwekut [Anhaftung]. Seine Arbeit sollte in Dwekut [Anhaftung] mit deinem Gott sein und nicht in Trennung. Denn gerade wenn er nicht arbeitet, um Belohnung zu empfangen, sondern ausschließlich in der Absicht zu geben, hat er eine Gleichheit der Form, die „Dwekut mit dem Schöpfer“ genannt wird. Wenn er aber die Absicht hat, vom Schöpfer eine Gegenleistung für seine Arbeit zu empfangen, dann gilt er als Empfangender, und der Schöpfer ist der Gebende. Daraus folgt, dass es hier keine Dwekut [Anhaftung] mit dem Schöpfer gibt, sondern im Gegenteil eine Trennung, denn er befindet sich in der Gegensätzlichkeit der Form zum Schöpfer.

So werden wir verstehen, was wir gefragt haben: „Was ist die Bedeutung von ‚Wandele demütig mit deinem Gott‘?“ Die wörtliche Bedeutung ist, dass hier der Beginn der Arbeit liegt, die als liShma [um Ihretwillen] bezeichnet wird, liegt. Es ist so, wie Rabbi Meir sagte: „Wer die Tora liShma [um Ihretwillen] lernt, wird fortan mit vielen Dingen belohnt und die Geheimnisse der Tora werden ihm offenbart, und er wird wie eine sprudelnde Quelle.“

Deshalb sollten wir zwischen der Arbeit der Allgemeinheit und der Arbeit des Einzelnen unterscheiden.

Mit der Arbeit der Allgemeinheit ist ganz Israel gemeint, das die Tora im Aspekt der Handlung lernt. Mit anderen Worten: also praktisch. Es gibt siebzig Nationen auf der Welt, und es gibt gute Menschen mit guten Eigenschaften und das Gegenteil davon: Frevler. Mit anderen Worten: Im Allgemeinen gibt es auf der Welt viele Menschen. Dort besteht die Ordnung der Arbeit darin, dass es auf die Tat ankommt. Es ist unmöglich, dass sie im Verstand die Absicht haben, in liShma [um Ihretwillen] zu arbeiten. Stattdessen wird ihnen gesagt: „Von Lo liShma kommen wir zu liShma.“

Auch ihre Arbeit muss nicht in Verhüllung erfolgen. Stattdessen lautet die Anweisung, dass jeder seinem Freund erzählt, wie viele gute Taten er hat und wie viel Zeit er der Tora und der Arbeit widmet. Das ist so gewollt, und es hat zwei Vorteile:

1.) Es nützt dem Erzähler, denn wenn er sieht, dass jemand neidisch auf ihn ist, motiviert ihn das zur Arbeit. Das heißt, er hat die Kraft, für andere zu arbeiten, weil er denkt, dass sein Freund ihn für seine Arbeit respektieren wird. Daraus folgt, dass er dadurch Treibstoff für die Arbeit bekommt.

Der Grund dafür ist, dass jeder, der sich anstrengt, eine Belohnung dafür bekommen muss. Die Belohnung kann in Geld oder in Respekt bestehen. Das heißt, manchmal verschafft ihm die Tat, die er vollbringt, Respekt. Das wird bereits als Gegenleistung angesehen, genau wie Geld. Das heißt, manche Menschen arbeiten für Anerkennung, und Anerkennung bezieht sich genau darauf, wo es Menschen gibt, die sein Handeln sehen.

Aus der Sicht des Gebenden gibt es jedoch einen Unterschied zwischen Geld und Anerkennung. Derjenige, der für Geld arbeitet, kümmert sich nicht darum, wer das Geld gibt. Der Gebende kann ein gewöhnlicher Mensch sein, aber wenn er einen höheren Preis zahlt als ein angesehener Mensch, entscheidet nicht die Persönlichkeit des Gebenden darüber, ob sich die Arbeit lohnt, sondern die Geldsumme bestimmt den Stellenwert der Arbeit.

Das ist bei jemandem, der für Anerkennung arbeitet, nicht so. Hier ist der Gebende genau derjenige, der bestimmt. Wenn der Gebende ein angesehener Mensch ist, ist es nicht so schwierig, für Anerkennung zu arbeiten. Das hängt jedoch von der Stufe ab, auf der der Mensch von der Öffentlichkeit als wichtige Persönlichkeit angesehen wird.

Deshalb ist es schwierig, dem Schöpfer zu dienen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es reicht dem Menschen nicht aus, wenn er dem König dient, weil ihm der Glaube an die Größe des Schöpfers fehlt, denn ansonsten ist es natürlich, dass sich der Kleine vor dem Großen annulliert, wenn der bedeutende Mensch von der Öffentlichkeit als große Persönlichkeit anerkannt wird.

Aus diesem Grund muss der Mensch, wenn er die Größe des Schöpfers nicht mehr spüren kann, in Lo liShma [nicht um Ihretwillen] arbeiten. Deshalb befasst sich ein Mensch mit Tora und Mizwot, damit die Menschen ihn respektieren. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn er sich in einem Umfeld befindet, das die Diener des Schöpfers respektiert. Er arbeitet in der Verhüllung, um von den Menschen nichts zu empfangen, wenn er sich unter weltlichen Menschen aufhält.

Wenn ein Mensch jedoch einmal die Stufe der allgemeinen Öffentlichkeit überschritten hat, wenn er also erweckt wird und aus der allgemeinen Öffentlichkeit herauskommen will, d.h. wenn er sich der Allgemeinheit unterwirft, d.h. nach dem, was die allgemeine Öffentlichkeit als die Arbeit des Schöpfers bestimmt, kann er dies befolgen.

Wenn er jedoch spürt, dass die Arbeit der Allgemeinheit nicht das Endstadium ist, sondern er einen inneren Antrieb hat, dass es den Aspekt der Arbeit gibt, die speziell den Einzelnen betrifft, wo jedes Individuum das Kollektiv einschließt, dann beginnt sich ihm die Angelegenheit von liShma [um Ihretwillen] zu offenbaren. Es ist so, wie Maimonides sagt (Am Ende der Hilchot Teshuva): „Bis sie mehr Wissen erlangen und viel Weisheit erlangen, wird ihnen dieses Geheimnis Stück für Stück offenbart. Sie gewöhnen sich in aller Ruhe an diese Angelegenheit, bis sie Ihn erlangt haben und Ihn kennen und Ihm mit Liebe dienen.“

Aus all dem folgt, dass es die Vollkommenheit des Handelns und die Vollkommenheit der Absicht gibt. Wenn ein Mensch die Vollkommenheit des Handelns, die sich auf die Allgemeinheit bezieht, beibehält, dann beginnt die Arbeit an der Vollkommenheit der Absicht. Er muss versuchen, dass der Grund, der ihn zum Einhalten von Tora und Mizwot zwingt, der Schöpfer ist, denn er will dem Schöpfer folgen, weil er an die Größe und Bedeutung des Schöpfers glaubt.

Wenn es ihm aus diesem Grund gelingt, dem König zu dienen, sieht er es als großen Verdienst an. Diese Arbeit wird „verhüllte Arbeit“ genannt. Dabei geht es in der Arbeit vor allem um die Absicht, die für niemanden offensichtlich ist. Das heißt, kein einziger Mensch auf der Welt kann den Grund kennen, der seinen Freund dazu treibt, in Tora und Mizwot zu arbeiten.

In der Arbeit der Allgemeinheit, die Lo liShma [nicht um Ihretwillen] genannt wird, handelt es sich jedoch um die offensichtliche Arbeit, also um den praktischen Teil. Das bedeutet, dass ihre Vollkommenheit im Handeln liegt. Allerdings wurde ihnen nicht die Arbeit an der Absicht gegeben, um auch die Absicht [um Ihretwillen] vollständig zu machen, also liShma. Stattdessen wird ihnen beigebracht, sich mit Tora und Mizwot im Aspekt von lo liShma [nicht um Ihretwillen] zu befassen, wie Maimonides sagt.

Es steht im Sohar (Nasso, Punkt 50): „‚Das Verborgene, das dem Ewigen, unserem Gott, gehört‘, sind Ehrfurcht und Liebe, die im Verstand und im Herzen sind. Das sind Yud-Hej. ‚Und das Offensichtliche gehört uns und unseren Kindern‘, das heißt die Tora und die Mizwot, die sich im Äußeren des Guf [Körper] und des Rosh [Kopf] befinden, welche das Waw-Hej sind. Der verborgene Sinn der Sache liegt darin, dass, wenn jemand den Schöpfer fürchtet oder ihn liebt, dann weiß dass niemand anderer, denn das ist etwas, das nur zwischen ihm und seinem Schöpfer offenbart wird.“

Aber ein Mensch, der sich mit der Tora befasst und praktische Mizwot ausführt, das wird jedem offenbart, denn hier hat der Schöpfer es so gemacht, dass er sich offen mit der Tora befasst, und Augen, um sie zu sehen, und Ohren, um sie zu hören. Der Schöpfer hat dem Menschen auch Hände, Beine und einen Körper gegeben, mit dem er die Mizwot ausführen kann.

Es ist bekannt, dass der Name HaWaYaH fünf Welten umfasst, die AK und ABYA genannt werden. Die Spitze des Yuds besteht aus AK. Sie enthalten fünf Parzufim namens Galgalta, AB, SaG, MaH und BoN. Diese bestehen aus fünf Sefirot: Keter, Chochma, Bina, SA und Malchut. Das bedeutet, dass jede einzelne Bchina [Unterscheidung] in einem Buchstaben des Namens HaWaYaH enthalten ist.

Der Sohar sagt über den Vers „Dies ist Mein Name in Ewigkeit, und dies ist Mein Gedächtnis für alle Geschlechter“: „Mein Name“ mit Yud-Hej [auf Hebräisch] ist die Zahl 365 in der Gematria, was auf die 365 Negativen Mizwot [Gebote, bestimmte Handlungen nicht auszuführen] hinweist. „Mein Gedächtnis“ mit Waw-Hej [auf Hebräisch] ist 248 in Gematria, was auf die positiven Mizwot [Gebote, bestimmte Handlungen auszuführen] hinweist.

Baal HaSulam erklärte, warum die negativen Mizwot, die Chochma und Bina hinweisen, in Yud-Hej enthalten sind und warum die positiven Mizwot, die sicherlich Dinge sind, mit denen man dem Schöpfer dienen soll, auf einer niedrigeren Stufe stehen und nur in Waw-Hej angedeutet werden. Er sagte, dass es in der Welt der Korrekturen darum geht, ein weiteres Zerbrechen der Gefäße zu verhindern, da der Grund für das Zerbrechen darin lag, dass große Lichter in kleinen Gefäßen waren.

Deshalb wurde eine Korrektur vorgenommen, damit nur kleine Lichter leuchten, die „Lichter der WaK“ genannt werden. Und weil es verboten ist, Lichter von GaR auszubreiten, und GaR heißt Yud-Hej, das sind Chochma und Bina, ist es trotzdem notwendig, Lichter von WaK auszubreiten. Deshalb verweisen die Lichter von WaK auf den Namen Waw-Hej. Deshalb befinden sich die positiven Mizwot in Waw-Hej, das WaK ist, aber die Lichter von GaR, die man nicht ausbreiten darf, werden „negative Mizwot“ genannt, was bedeutet, dass es verboten ist, sie auszubreiten.

Dementsprechend können wir die Bedeutung von HaWaYaH erklären, die Ehrfurcht und Liebe, die Yud-Hej sind, und Tora und Gebot, die Waw-Hej sind, einschließt. Wir werden sie nacheinander erklären.

1) Ehrfurcht bedeutet, dass man sich davor fürchten soll, seinem Schöpfer wenig Zufriedenheit zu bringen, wie es in der „Einleitung zum Buch Sohar“ (Punkt 203) geschrieben steht: „Sowohl die erste als auch die zweite Furcht sind nicht zu seinem eigenen Nutzen, sondern nur aus Furcht, dass er seinem Schöpfer weniger Zufriedenheit bringt.“

Die Ehrfurcht ist das erste Gebot, denn es ist unmöglich, wirklich in vollem Glauben zu glauben, dass er nicht in die Ketzerei verfällt, bevor er mit Ehrfurcht belohnt wurde. So steht es in der „Einleitung zum Buch Sohar“ geschrieben (Punkt 138): „Es ist ein Gesetz, dass das Geschöpf kein offenbartes Übel vom Schöpfer empfangen kann, denn es ist ein Makel in der Herrlichkeit des Schöpfers, dass das Geschöpf Ihn als Übeltäter wahrnimmt. Wenn man sich also böse fühlt, liegt die Verleugnung der Führung des Schöpfers in gleichem Maße auf ihm, und der höhere Handelnde wird vor ihm verhüllt.“

Doch wenn der Mensch alle seine Arbeiten verrichtet, mit der Absicht zu geben, dann sind die Kelim geeignet, die Freude und den Genuss zu empfangen, und dann liegt der Glaube auf ihm, denn in diesem Zustand erlangt er den Schöpfer als den Guten, der Gutes tut. So steht es im Sulam [Leiterkommentar] geschrieben: „So ist es kein Wunder, dass wir noch unwürdig sind, Seinen vollkommenen Nutzen zu empfangen. Aus diesem Grund wurde uns Seine Führung über Gut und Böse vorgeschrieben.“ Daraus folgt, dass dies die Wurzel des Glaubens ist, durch die wir mit dauerhaftem Glauben belohnt werden können.

2) Liebe. Da er durch die Ehrfurcht mit Freude und Genuss belohnt wird, offenbart sich zu diesem Zeitpunkt die Liebe. Auch bei der Liebe sollten wir zwischen bedingter und bedingungsloser Liebe unterscheiden, wie es in der „Einleitung zum Studium der Zehn Sefirot“ geschrieben steht.

3) Tora. Sie breitet sich aus von der Ehrfurcht, denn gerade durch die Tora können wir das Verlangen zu geben erlangen, wie unsere Weisen so sagten: „Das Licht in ihr korrigiert ihn.“ Aus diesem Grund können wir gerade durch die Tora zu Angst und Sorge kommen, damit er seinem Schöpfer Zufriedenheit bringen kann.

Deshalb steht die Tora über der Offenbarung der Ehrfurcht. Wenn er die Tora also wirklich auf dem Weg der Wahrheit und nicht um des Wissens willen lernt und seine Absicht in der Tora ist, Ehrfurcht zu erlangen. Aus diesem Grund ist die Reihenfolge der Arbeit von unten nach oben. Deshalb steht die Tora, die Waw von HaWaYaH ist, an erster Stelle, denn durch sie erlangt er später Ehrfurcht.

Wer die Tora jedoch mit einer anderen Absicht lernt, nämlich nicht, um Ehrfurcht vor dem Himmel zu erlangen, der wird nicht als Tora, sondern als Wissen angesehen. Es ist so, wie unsere Weisen sagten (Midrash Rabba, Eicha Rabatti 2:17): „Wenn ein Mensch zu dir sagt: ‚Es gibt Weisheit in den Völkern‘, dann glaube: ‚Es gibt Tora in den Völkern‘, dann glaube nicht“, denn Tora gehört zu denen, die lernen, um Ehrfurcht vor dem Himmel zu erlangen.

4) Gebot. Sie ist das Hej von HaWaYaH und breitet sich aus von der Liebe, die das erste Hej von HaWaYaH ist. Deshalb sollte die Ausführung der Gebote (Mizwot) mit Liebe und Freude am Einhalten von HaWaYaHs Geboten erfolgen. Auch hier lernen wir von unten nach oben, d.h. durch einen Menschen, der sich bemüht, die Gebote des Königs mit Liebe einzuhalten, durch eine Erweckung von unten, die eine Erweckung von oben bewirkt, wo der Schöpfer Seine Liebe zu Israel offenbart, wie geschrieben steht: „Du hast uns geliebt und gewollt.“

Daraus folgt, dass sich durch die Tora die Ehrfurcht offenbart, und durch die Gebote offenbart sich die Liebe. Das bedeutet, dass ein Mensch die Reihenfolge der Arbeit von unten aufsteigend beginnen sollte:

1.) zuerst Mizwa, die das letzte Hej von HaWaYaH ist,

2.) dann Tora, die das Waw von HaWaYaH ist,

3.) dann Liebe, die das erste Hej von HaWaYaH ist,

4.) und dann Ehrfurcht, die das Yud von HaWaYaH ist.

Aber in der Reihenfolge des Einflusses, der von oben kommt, offenbart sich zuerst die Ehrfurcht, dann die Liebe, dann erlangt ein Mensch die Liebe, und dann erlangt er die Tora und dann die Mizwa.

Die Angelegenheit der Einbeziehung der Seelen in den Namen HaWaYaH ist jedoch speziell im letzten Hej. Es ist so, wie der heilige ARI sagt, dass die Seele von Adam HaRishon aus der Innerlichkeit von BYA ist, und BYA entstand aus Malchut von Azilut, genannt „letztes Hej der ganzen Azilut„. Aus diesem Grund wird Malchut die „Versammlung Israels“ [Knesset Yisrael] genannt, da sie alle Seelen in sich einschließt.

Und aus diesem Grund gehört die Arbeit des Menschen zu Malchut. Das heißt, durch das Einhalten von Tora und Mizwot bewirken sie die Vereinigung des Schöpfers und Seiner Shechina [Göttliche Gegenwart], denn Malchut wird „ein Gefäß des Empfangens für die Höhere Fülle“ genannt, und der Schöpfer wird „der Gebende“ genannt. Deshalb gibt es hier auch keine Vereinigung, die „Gleichheit der Form“ genannt wird. Aber wenn wir uns hier unten in Handlungen des Gebens befassen, bewirkt jeder die Gleichheit der Form in der Wurzel seiner Seele, und das wird „Vereinigung“ genannt, wie der Schöpfer, der der Geber ist.

So steht es im Sohar (Nasso, Punkt 29): „Der Buchstabe Hej ist eine Bestätigung der Dinge.“ Die Bedeutung der Angelegenheit lautet: „Nimm die Dinge mit und kehre zu deinem Schöpfer zurück. Gewiss, wenn der Mensch sündigt, bewirkt er, dass sich das Hej weiter vom Waw entfernt, denn der Sohn von Yud-Hej, das Waw ist, umfasst Yud-Hej-Waw und hat sich vom Buchstaben Hej entfernt. Das ist der Grund, warum der Tempel zerstört wurde und Israel von dort weggezogen und unter die Völker verbannt wurde. Deshalb bewirkt jeder, der umkehrt, dass der Buchstabe Hej zum Buchstaben Waw zurückkehrt, und davon hängt die Erlösung ab.

EY, 2.3.2024

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