Baal HaSulam, Brief 15
18. Shwat 5685 (2. Februar 1926), Warschau
An meinen Freund, den geehrten Herrn … möge sein Licht ewig leuchten.
Antwort auf deinen Brief vom Freitag, Parashat Bo, den ich zusammen mit deinem Brief vom Mittwoch, Parashat Beshalach, erhalten habe.
Bezüglich des Disputs scheint deine letzte Deutung am zutreffendsten zu sein. Ich möchte deine Worte ein wenig ergänzen:
„Die Türen meines Herzens öffne ich dem höheren Weg“ – Dies gleicht einem Versprechen, sich selbst zu erheben zu einem höheren, abstrakten Weg, der frei ist von jeglichen weltlichen Vorstellungen.
„Die Haken meiner Säulen werden Lobpreisungen ausströmen“ – Durch diesen Aufstieg immer höher verbinden sich die Säulen des Herzens durch die bekannten Bindungen, die als „Haken“ bezeichnet werden (gemäß „durch Haken wirst du verbunden sein“), und führen zu wahrer Verbundenheit. Dadurch strömt das höhere Licht auf ihn herab.
„Und all mein Erbe werde ich in die Freiheit entlassen“ – Dies bedeutet, dass man all seine Errungenschaften, genauer gesagt, alle weltlichen Vorstellungen, aufgibt. Die „Erbschaften des Herzens“ beziehen sich auf körperliche Wahrnehmungen. Man soll sie nicht frei herumlaufen lassen, damit sie nicht in der Lage sind, sich in Disputen mit einem zu verbinden. Im Gegenteil, man soll sie vollständig vertreiben, sodass sie keinen weiteren Kontakt oder Einfluss auf einen selbst haben.
Um dies endgültig zu verwirklichen, folgt der abschließende Satz:
„Man möge ihnen verkünden, worauf ihre Fundamente gegründet sind.“ – Dies ist wie eine Frage, die man den „Erbschaften“ stellt und mit ihnen diskutiert: Gibt es vielleicht große oder kleine Fundamente auf der Erde oder bestimmte Stützen, auf denen irgendein intellektuelles Gebäude ruht? Dadurch fordert man sie auf, dies zu offenbaren. Wenn sie darauf keine menschliche Antwort geben können, vertreibt man sie endgültig und zeigt so, dass die Erde „auf dem Nichts aufgehängt“ ist. Bis hierher.
Zu deinem Brief vom Mittwoch, Parashat Beshalach:
Du schreibst, dass du meine Worte nicht verstehst. Ich wundere mich! Das kann nur an der Nachlässigkeit in der Arbeit liegen. Was soll ich tun? Umso mehr in der jetzigen Zeit. Nimm wenigstens diesen Punkt ernst: Stärke das Band der Liebe zwischen euch, wie ich euch ermahnt habe, bevor ich euch verließ.
Ich habe darüber bereits viele Briefe geschrieben, und mein Herz sagt mir, dass ihr dies vernachlässigt, denn ich spüre, dass zwischen euch allgemein ein Gefühl des Verlassen-Seins herrscht. Möge der Allmächtige sich über uns erbarmen und uns bald Erlösung gewähren.
Yehuda Leib
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