Baal HaSulam, Brief 21
16. Cheshwan 5687 (24. Oktober 1926), London
An meinen ehrwürdigen Freund und Lehrer… Möge Sein Licht ewig leuchten:
Ich habe Deinen Brief vom .. erhalten. In Bezug auf das, was Du mir geschrieben hast: „Ich erkenne in großem Maße, wie sehr ich äußere Peinigungen brauche, um meine Äußerlichkeit zu korrigieren.“ Bis hierhin Deine Worte. Ich sage Dir, dass Du keine Peinigungen brauchst und nicht Deine Äußerlichkeit korrigieren sollst. Wer hat Dich diese neue Lehre gelehrt? Es muss daran liegen, dass Du nicht mehr wie zuvor an mir festhältst und daher in fremden Weinbergen wilderst.
Wisse, dass es keinen zuverlässigeren Freund in Deiner ganzen Welt gibt. Ich rate Dir, Deine Äußerlichkeit überhaupt nicht zu korrigieren, sondern nur Deine Innerlichkeit. Denn nur die Innerlichkeit ist zur Korrektur bestimmt. Der Hauptgrund, warum die Innerlichkeit aufgrund der Vielzahl der Sünden verdorben wird, ist die Unreinheit, deren Zeichen Selbstsucht und Stolz sind. Diese Unreinheit fürchtet sich nicht vor den Peinigungen der Welt. Im Gegenteil, sie genießt sie, weil Selbstsucht und Stolz durch die Peinigungen zunehmen und sich verstärken.
Wenn Du jedoch die Sünden von Dir entfernen möchtest, solltest Du Dich mit der Aufhebung des Ego befassen, anstatt mit den Peinigungen. Das bedeutet, Du musst in Dir fühlen, dass Du der Niedrigste und Geringste aller Menschen auf der Welt bist. Es erfordert viel Studium und Verständnis, um dies zu begreifen, und jedes Mal solltest Du Dich selbst prüfen, ob Du Dich nicht täuschst und belügst. Es hilft auch, sich in der Praxis vor seinem Freund zu erniedrigen.
Du solltest jedoch vorsichtig sein und Dich nur vor rechtschaffenen Menschen erniedrigen. Wenn Du dies tatsächlich tun möchtest, kannst Du Dich vor unseren Freunden erniedrigen, jedoch nicht vor Fremden, Gott bewahre. Aber Du musst sicher wissen, dass Du der Schlechteste und Niedrigste von allen Menschen der Welt bist, denn das ist die Wahrheit.
Mein Rat ist einfach und leicht, und selbst eine schwache Person kann ihn mit vollem Einsatz befolgen, da er die körperlichen Kräfte nicht erschöpft und vollständige Reinheit ist. Dass ich nicht mit Dir darüber gesprochen habe, lag daran, dass Du es nicht so dringend brauchst. Denn indem Du eng mit mir an einem Ort verbunden bist, würdest Du allmählich Deine Niedrigkeit von selbst erkennen, ohne jegliches Studium und Handlungen. Da Du nun jedoch nicht mehr mit mir an einem Ort bist, musst Du Dich mit der Aufhebung des Ego auf die oben genannte Weise beschäftigen.
Das Wichtigste ist, das Gebet zu vermehren und das Vertrauen zu stärken, dass der Schöpfer Dich mit vollständiger Umkehr würdigen wird. Und zu wissen, wie man sich für immer mit Ihm in einer ewigen Verbindung verbindet. Denn das ist das Wesentliche, und daran erkennt man den Unterschied zwischen einem Diener des Schöpfers und einem, der Ihm nicht dient. „Ruhe nicht, und gib Ihm keine Ruhe“, bis Er alle Deine Sünden und Verfehlungen vergibt und Dich für immer und ewig zu Sich bringt.
Du musst Dich so an mich binden, dass der Ort uns nicht trennt, denn unsere Weisen sagten: “Hafte Dich an den Gesegneten, und Du wirst selbst gesegnet“, was ein großes Prinzip der Lehre des Baal Shem Tov ist, sich mit den Gerechten zu verbinden.
Wenn Du nur weise genug wärst, dies zu verstehen! Und glaube mir, dass es von meiner Seite keine Hindernisse und Schwierigkeiten gibt, und wenn ich wüsste, dass ich mehr Gutes für Dich tun könnte, während ich mit Dir im Land Israel bin, hätte ich Dich sicher nicht verlassen. Tatsächlich war meine Reise von Dir weg nur zu Deinem Besten.
Yehuda Leib, Sohn meines Lehrers und Rabbis, Simcha Ashlag
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