Shamati 175. Wenn aber des Weges dir zu viel ist

Ich hörte während eines Shabbat-Mahls zum Wochenabschnitt BeHar–BeChukotai am 21. Mai 1949

„Und es wird sein, wenn der Weg von dir fern ist, so dass du ihn nicht tragen kannst“[1]

Er [Baal Sulam] erklärte: Warum ist der Weg so weit? – Weil „er ihn nicht tragen kann“, das heißt, weil der Mensch das Joch der Tora und der Mizwot nicht zu tragen vermag. Darum erscheint ihm der Weg weit. Und der Rat hierfür ist, wie der Vers sagt: „Und binde das Silber in deine Hand“ (5. Buch Mose 14, 25). Das Wort Silber (Kessef) bedeutet Kissufin – Sehnsüchte, Verlangen. Das heißt, er soll das Maß der Sehnsucht in seine Arbeit für den Schöpfer einbringen. Durch das Verlangen, die Sehnsucht nach dem Schöpfer, kann der Mensch das Joch der Tora und Mizwot tragen.

Zudem bedeutet Kessef (Geld, Silber) auch Scham“. Denn der Mensch wurde mit dem Ziel erschaffen, die Ehre des Himmels zu mehren, wie es heißt: „Gesegnet sei Er, der uns zu Seiner Ehre erschuf“ (aus dem Morgengebet).

Das Wesen von Tora und Mizwot besteht darin, dass der Mensch sie vollzieht, um Gnade in den Augen des Schöpfers zu finden. Denn es liegt in der Natur des Dieners, Gnade in den Augen seines Herrn zu suchen, damit das Herz seines Herrn ihm zugewandt sei. Ebenso ist es hier: Alle vielen Handlungen und Strengheiten, in denen sich der Mensch übt, sind nur Mittel, um Gnade in den Augen des Schöpfers zu finden – und dadurch erreicht er das von Ihm Gewünschte.

Doch der Mensch hält Tora und Mizwot, um Gnade in den Augen der Geschöpfe zu finden, und macht die Angelegenheiten des Himmels zu einem bloßen Mittel – das heißt, er benutzt sie, um durch sie Gefallen bei den Menschen zu erlangen. Solange der Mensch nicht die Stufe der Tora im Sinne von liShma erreicht hat, dient er um der Geschöpfe willen. Und obwohl der Mensch keine andere Möglichkeit besitzt, als auf diese Weise zu arbeiten, muss er sich dennoch für eine solche Arbeit schämen. Dann aber wird er durch dieses Kessef – durch diese Scham – würdig, das Kessef der Heiligkeit zu erlangen, das heißt, die Sehnsucht nach Heiligkeit zu verspüren.

„Und binde das Silber in deine Hand“ – auch wenn das Begehren nicht in der Hand des Menschen liegt. Wenn er keine Lust auf eine Sache hat, kann er nichts tun. Doch zumindest muss er das Verlangen nach Kissufin offenbaren – den Willen, sich zu sehnen (vielleicht stammt we-zarta – „du sollst binden“ – von razita – „du wolltest“). Er muss also das Bedürfnis danach enthüllen – den Wunsch und das Verlangen, sich nach dem Schöpfer zu sehnen, die Ehre des Himmels zu mehren, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bereiten und Gnade in Seinen Augen zu finden.

Es gibt die Stufe des Silbers (Kessef) und die Stufe des Goldes (Sahaw). Kessef (Silber) bedeutet, dass der Mensch allgemeine Sehnsüchte hat; Sahaw (Gold) hingegen bedeutet, dass er nur eines will, und alle anderen Sehnsüchte in diesem einen Verlangen aufgelöst sind. Er sagt dann: Se-haw – „gib dieses“ – das heißt, er will nichts anderes als die Shechina aus dem Staub zu erheben; und nur das will er.

Auch wenn der Mensch sieht, dass er kein rechtes Begehren und keine Sehnsucht hat, wie es sein sollte, muss er sich dennoch bemühen – in Gedanken und Handlungen – dieses Begehren zu erlangen. Das nennt man: „Und binde das Silber in deine Hand“ – das heißt, halte die Sehnsucht fest und richte dein Herz darauf, auch wenn du sie noch nicht empfindest. Der Mensch soll nicht meinen, dies sei eine geringe Sache, nur weil es in seiner Macht steht. Im Gegenteil – gerade dadurch, dass er dieses Kessef, diese Sehnsucht, in seine Hand nimmt und sie festhält, wird er fähig, sie „für Rinder und für Schafe“ [3] zu geben – das heißt, sie wird ihm zum Gefäß, um die höchsten Lichter zu empfangen.

[1] 5. Buch Mose 14, 24

[2] von den Worten „gib dieses“

[3] 5. Buch Mose 14, 26

überarbeitet, EY, 20.10.2025

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar