Von hinten und von vorne umfasst Du mich
Achor ve-kedem Zartani
Aus dem Buch „Pri Chacham“ (Früchte der Weisheit)
Rav Yehuda Ashlag
„Achor ve-kedem zartani“- von vorn und von hinten umfasst Du mich, d.h. sowohl in der Offenbarung als auch in der Verhüllung des Schöpfers. Denn wahrlich „herrscht Sein Königreich über allem“, und alles wird zu seiner Wurzel zurückkehren, denn „es gibt keinen Ort, der frei von Ihm wäre“, der Unterschied besteht darin, ob in der „Gegenwart“ oder in der „Zukunft“. Denn derjenige, der dessen würdig wird, beide Welten zu vereinigen, enthüllt Seine Kleider in der „Gegenwart“, da alles Geschehende die Kleidung der Offenbarung der Shechina ist. Und das ist die „Gegenwart“, d.h. auch jetzt zieht Er in königlicher Kleidung aus und zeigt vor allen, dass „der Reiter nicht der Zusatz des Pferdes“ ist – keinesfalls – sondern, obwohl es äußerlich scheint, das Pferd führe den Reiter, wird doch in Wahrheit das Pferd zu keiner Bewegung anders angeregt, als wenn es die Leine und die Zügel seines Reiters spürt. Das wird „der Aufbau der Stufe der „Shechina“ genannt… und wird als das Stadium „von Angesicht zu Angesicht“ bezeichnet.
Doch bevor der Mensch nicht dessen würdig wurde, alle seine Bewegungen nur dem Schöpfer zu widmen, d.h. solange sich das Pferd nicht in seinen Bewegungen der Leine und den Zügel seines Reiters angleicht, sondern scheinbar ganz im Gegenteil, „und setzt die Magd ein, über ihrer Herrin zu herrschen“, wird das als „Umkehrseite“ bezeichnet. Das bedeutet: Bilde dir nicht ein, du würdest dich von der Heiligkeit entfernen, Gott behüte, denn „das, was ihr vorhabt, soll nicht sein“. So sagte der Schöpfer: „Mit starker Hand (und ausgestrecktem Muskel und sich ergießender Wut) werde Ich über euch König werden“, denn ein Verstoßener wird nicht von Ihm verstoßen, und das ganze Rad dreht sich, um zur Heiligkeit zu gelangen, zu seiner Wurzel. Und wenn dem so ist, so scheint zwar, das Pferd führe angeblich den Reiter nach seinem schändlichen Wunsch, doch die Wahrheit besteht darin, dass der Reiter das Pferd nach seinem Wunsch führt. Doch dies enthüllt sich nicht jetzt, in der „Gegenwart“, sondern nur in der „Zukunft“; und verstehe das. Somit besteht auch in diesem Stadium eine Verbindung, doch „Rücken an Rücken“, d.h. nicht nach Wunsch des sich Einkleidenden und nicht nach Wunsch des Einkleidenden; und verstehe das.
Und diejenigen, die Seinen Wunsch erfüllen, d.h. diejenigen, die selbst das Königreich (Malchut) in der „Gegenwart“ offenbaren, sind „Angesicht zu Angesicht“ verbunden – aus gutem Willen des sich Einkleidenden und aus gutem Willen des Einkleidenden; und verstehe das, denn dieses Stadium ist Sein Wunsch.
Darin liegt der Sinn des Gesagten: „Dafür, dass du dem Schöpfer deinem Allmächtigem nicht mit Freude gedient hast…“ Denn so oder anders wirst du arbeiten, und der Unterschied besteht nur darin, dass das Eine „in Kummer und in Not“, d.h. insgeheim ist, und das Andere „in Fülle“, d.h. willentlich.
So heißt es im Midrash: „Der Schöpfer schaut bei den Taten der Gerechten und bei den Taten der Sünder genau hin, und der Schöpfer weiß nicht, was er wünscht: die Taten der Einen oder die der Anderen. Doch es heißt „Und Gott sah, dass das Licht gut war, und sonderte ab“, also die Taten der Gerechten“. D.h. der Schöpfer schaut bei allen Taten und Gebräuchen genau hin, d.h. tritt in Verbindung, und alles rollt und gelangt zu seiner Wurzel. Und wenn dem so ist, stellt sich die Frage: Welcher Weg ist vorzuziehen? Dazu benutzt der Midrash den Satz: „Und Gott sah, dass das Licht gut war“, was das Stadium der Offenbarung darstellt, und das ist in den Taten der Gerechten zu finden. Eben das ist mit dem Ausspruch der Weisen gemeint: „lang und kurz, kurz und lang [ist der Weg]“.
Die Welt ist Verhüllung
Das verbirgt die Aussage: „Du hast alle mit Weisheit (Chochma) erschaffen, die Erde füllte sich mit Deinem Besitz“. Alles wird auf 32 Pfaden der Weisheit (Chochma) aufbewahrt, und daher „füllte sich die Erde mit Deinem Besitz“, und es gibt keinen Platz, der frei von Ihm wäre, denn alles geht zu seiner Wurzel. Doch jetzt ist das in Verhüllung, und heißt daher Welt (Olam) vom Wort Verhüllung (Heelem/ Alama). Und das Licht, welches sich in der Welt offenbart und sich in sie einkleidet, heißt Punkt des Stadiums Jud, welcher sich in zwei Buchstaben Hej aufteilt: eine Welt der Verhüllung und eine Welt der Offenbarung. Und die ganze Arbeit des Menschen besteht darin, diesen Punkt zu enthüllen, ihn durch das Stadium Waw weiterzuleiten- von einer Welt bis zur anderen Welt, d.h. durch den Buchstaben Waw zwischen zwei Buchstaben Hej, um dabei für alle die Fülle des Lichtes zu offenbaren, die vom umgebenden Licht an denjenigen ausgeht, die es umgibt, d.h. zwischen den Buchstaben Hej, durch das Geheimnis von „Bina, Jessod, Malchut„; und verstehe das.
Unterwerfung, Trennung, Versüßung
Der Weg, der vom Menschen erwünscht ist, besteht aus drei Stadien: Unterwerfung, Trennung, Versüßung. „“Leuchtkörper“ ist ohne Buchstaben Waw geschrieben“ – denn das Licht dieser Welt wurde aus der Finsternis erschaffen, wie „der Vorzug des Lichtes vor dem Dunkeln“ – und „eine Kerze zur Mittagszeit- welchen Nutzen wird sie bringen?“, und tagsüber geht ihr Licht nicht auf. Und das ist der verborgene Sinn davon, dass die Schale (Klipa) der Frucht vorausging. Daher führt derjenige, der zum Partner des Schöpfers in der ursprünglichen Handlung wird, das Licht aus der Finsternis, indem er in sich hineinschaut: wie finster und verachtenswürdig er vor der Heiligkeit ist, die oben ist, und dass er, in schmutzige Kleider gehüllt, von diesem Licht umgeben ist!
Und indem er der Frage des Schöpfers lauscht, „vor dem verehrten und schrecklichen Schöpfer bebend“, festigt er sich durch große Kraft, um jenes Böse zu unterwerfen, welches in seinem Inneren ist: den bösen Sklaven und die böse Magd, damit sie sich vor der Herrin beugen würden, die mit ihnen in ihrer Unreinheit haust, und verstehe das – bis er schließlich in seiner Seele spürt, das die Erweckung gegenüber Äußeren (gegenüber der Klipa) vergangen ist und aufgehört hat, und vollständig unterworfen ist. Und dann wird er dessen würdig werden, vom Stadium der „Trennung“ weg zu kommen: das Licht vom Dunkel zu trennen – und er wird weder das Böse mit dem Guten noch das Gute mit dem Bösen verwechseln und ersetzen. Und wenn er es dennoch ersetzen wird, d.h. wenn der Reiz des bösen Triebes für ihn notwendig ist, so wird das nur dem Schöpfer allein gewidmet sein; und das ist das Stadium der „Versüßung“ – das Geheimnis der Leidenschaft zum Schöpfer, der wahren Liebe. Dieses Stadium kommt, nachdem er zwischen Gut und Böse unterscheidet, die Erhabenheit des Schöpfers von der eigenen Niederträchtigkeit, und er selbst wird das Gesagte verwirklichen: „Und du wirst das Böse aus dir herausbrennen“ – denn er wird sich sehr vor seinem Schöpfer schämen. Dann wird ihm zuteil, auch die Reste seines bösen Triebes zu versüßen, die unmöglich heraus zu brennen sind, und er wird sie zu ihrer wahren Wurzel erheben.
„Gedenke und wahre“ – wurde durch einen einzigen Ausspruch gesprochen
„Gedenke und wahre – wurde durch einen einzigen Ausspruch gesprochen, so wie der Mund es nicht aussprechen, das Ohr nicht hören und das Herz nicht bedenken und beurteilen kann…“ Man muss verstehen, warum das so gesagt wurde, und was davon ausgehend von uns erwünscht ist.
Wird sehen, dass gesagt wird: „Den Menschen und das Vieh rettest Du, Schöpfer“, und unsere Weisen erklären: „Das sind listige Menschen, die sich wie Tiere verhalten“. Folglich besteht der ganze Weg der Schöpfung, die vom Schöpfer erschaffen wurde, aus zwei Gegensätzen in einem einzigen Objekt, und dies ist in allen Arten von Verbindungen veranlagt, die in der Welt existieren; und das ist das Gesetz der gesamten ursprünglichen Handlung.
Die Kraft der Rede
Doch als der Schöpfer die ursprüngliche Handlung einführte, enthüllte er nur einen Teil dieses Stadiums, wie es heißt: „Durch das Wort des Schöpfers wurde der Himmel erschaffen“. Er nahm Feuer und Wasser und vermische Eines mit dem Anderen zu einem einzigen Objekt; und der Schöpfer prägte die Kraft der Rede in ihm ein, das dieser Sein Partner in der ursprünglichen Handlung würde, damit auch er durch seine Rede Welten in dieser Hinsicht erschaffen würde – zwei Gegensätze in einem einzigen Objekt.
Und das ist der Weg der Gerechten, die mit dem Schöpfer verschmelzen: aus allen ihren Reden wurden Welten erschaffen, nach dem Wort des Schöpfers, und die Kraft des Wirkenden ist in dem, was bewirkt wird (in Kraft gesetzt wird); und verstehe das. Denn Er legte bereits in ihre Münder jene zweiundzwanzig Buchstaben, mit welchen Er die Welt schuf – mit anderen Worten ist in ihnen diese wunderbare Kraft.
Und die Tatsache, dass eine Handlung in dieser Welt nicht einfach mittels der Rede abgeschlossen wird, besteht wegen der Abstiege dieser Welt bei der Materialisierung, und daher tritt nichts durch die Rede in Erscheinung, sondern nur mithilfe von Händen und Füßen. Doch in Wahrheit legte der Schöpfer genügend Kraft in die Rede, damit mittels ihrer die Tat zutage treten könne, denn die Kraft des Wirkenden ist in dem, was in Wirkung gesetzt wird, und auch wir äußern doch mit unseren Lippen die gleichen zweiundzwanzig Buchstaben; und verstehe das. Doch Klipot bedecken und schwächen diese Kraft. Und der Schöpfer wünschte, Israel von diesen Hüllen zu reinigen. Er gab ihnen die Tora und die Gebote, mittels welcher man sich Seiner Heiligkeit annähert, und die Shechina spricht aus reiner Kehle, und dann werden sie durch ihre Rede Taten verrichten.
Die Segen des Gerechten
Die Segen der Gerechten bestehen darin, dass sie durch die Reden ihrer Lippen sofort mehr offenbaren, als es in der Kraft eines einfachen Menschen steht, mit Händen und Füßen zu enthüllen. Denn ein einfacher Mensch, der seinem Freund durch Gefallen zurückzahlen möchte, gibt ihm viel Geld – mit Händen, praktisch, und bereichert ihn, doch nichtsdestotrotz weiß er nicht, ob dieses Geld lange bei ihm bleiben wird.
Ein Vollkommener aber, wenn er durch Gefallen (Chassadim) seinem Freund zurückzahlen möchte, gibt ihm einen Segen durch seinen Mund, d.h. einige kurze Reden über den Reichtum – und sofort tut sich die Wirkung des Reichtums über seinem Freund auf…
Wodurch wird man dieser Stufe würdig? Durch die Tora und die Gebote, d.h. durch die Erfüllung des Willens des Schöpfers werden sich die Eigenschaften des Menschen seinem Erschaffer angleichen. Doch eigentlich ist die Sache der Tora und der Gebote, die mit dem Menschen verbunden sind, von der gleichen Art, d.h. zwei Gegensätze in einem Objekt, und das ist die Basis des Willens, denn mit der Tora erschuf der Schöpfer die Welt und die Kraft des Wirkenden in dem in Wirkung Gesetzten. Und das ist der verborgene Sinn des Gesagten: „Der Gipfel des Wissens ist das, was wir nicht wissen werden“. D.h. wenn diese zwei Gegensätze sich im Bewusstsein des Menschen mit einem Objekt verbinden, dann gefällt er seinem Herrn und wird als vollkommener Mensch bezeichnet.
Der Abschluss ist besser als der Beginn (auch: der Abschluss ist gut von Beginn an)
Die Basis der Tora in dieser niederträchtigen Welt stellt einen Gegensatz dar, denn wie bekannt ist, irrten sich die Engel in ihr. Und darin liegt der verborgene Sinn des Gesagten: „Der Abschluss ist besser als der Beginn“, d.h. der Abschluss ist die niedrigste Stufe, d.h. das, was in der Schöpfung der Welt offensichtlich ist, wozu man sich überhaupt nicht in das zu vertiefen braucht, was man in Büchern gelesen hat, also primäres Wissen: wenn jemand nicht isst, wird er hungrig, wenn er Feuer anfasst, wird er sich verbrennen, wenn er sich ins Wasser stürzt, wird er ertrinken, u.ä. Diese Dinge sind sogar den Wildtieren und auch dem Vieh verständlich, denn auch der tierische Verstand wird es ihnen sagen, und daher wird das als „Abschluss“ bezeichnet.
Der „Beginn“ ist die Logik der Tora, was nicht einmal durch Sprechende erkannt wird, d.h. durch alle Völker der Erde – außer dem Samen von Jakob, den Auserwählten des Schöpfers. Doch das Gute und das Böse befinden sich in der Welt als Gemisch, und um das Gute zu erkennen und vom Bösen zu trennen, wird uns gesagt, dass die Grundlage des guten Weges der „Abschluss“ sei, d.h. man solle sich so verhalten wie es die Niederen aus dem Volk tun, d.h. auf eine Weise, wie alle Menschen sie erkennen können, indem man allerdings die Logik der Tora damit verbindet; und verstehe das. Denn darin liegt das Ziel der Gegensätze, die sich in der Welt befinden, und das muss ein vollkommener Mensch in seinem Bewusstsein (Daat) verbinden und wahrlich zu Einem vereinigen. Das wird als „gut“ bezeichnet, und davon heißt es: „Gut ist der Abschluss“, wenn von Anfang an eine gute Verbindung besteht, d.h. wenn sich die Logik der Tora und die tierische Logik wirklich zu Einem verbinden.
Zwei Gegensätze in einem Objekt
So ist die Erklärung von dem, was die Weisen sagten: „“Den Menschen und das Vieh rettest Du, Schöpfer“ – Das sind listige Menschen, die sich wie Tiere verhalten“, d.h. wie oben erklärt wurde, verbinden sich in ihnen zwei Gegensätze zu Einem. So heißt es zum Beispiel: „Wenn es kein Mehl gibt, gibt es keine Tora, und gibt es keine Tora, so gibt es kein Mehl“. Der erste Teil ist die tierische Logik, mit anderen Worten, eine Logik, die durch alle erkannt wird. Und der zweite Teil ist die Logik der Tora. Denn was ist diese wunderbare Kraft in der Tora, die ihm Mehl geben wird? Doch gemäß der Tora ist es klar, dass der Schöpfer Seine Fürsorge von der Welt für keinen Augenblick wegnimmt, und daher ist Er zu denjenigen, die Seinen Willen erfüllen, gutherzig und erhört ihr Gebet.
Daher muss derjenige, der dessen würdig wurde, dass seine Arbeit in der Tora wäre, sich nicht auf irdischem Wege abmühen, denn er wird von Demjenigen erbitten, der tatsächlich hat, und es wird ihm gegeben, wie es heißt: „Weil sie gütig sind (chassidim), wird ihre Tora bewahrt und ihre Arbeit wird gesegnet“. Und davon sagt uns der Weise: „Wenn es kein Mehl gibt…“, d.h. der erwünschte Weg ist der, sie zu Einem zu verbinden, d.h. sich einem Tier gleich zu machen, wissend, dass wenn es kein Mehl gibt, es keine Tora gibt; und daher soll er sich bemühen, alles zu tun, was ihn der tierische Verstand lehrt: das Mehl und die Nahrung für seinen Körper zu beschaffen.
Obwohl das gemäß der Logik der Tora überflüssig ist, denn „nicht die Kraft des Pferdes wünscht Er, und nicht den Beinen des Menschen ist er gewogen. Denjenigen, die Ihn fürchten, ist der Schöpfer gewogen, denjenigen, die auf Seine Gnade hoffen“. Wozu soll er sich dann abmühen und „auf dem Markt das Aas bälgen“? Und die Menschen nicht zu bedürfen, soll er sich doch lieber mit der Tora beschäftigen, den Schöpfer fürchten und auf Seine Gnade hoffen, denn „nicht den Beinen des Menschen ist er gewogen“.
Doch damit einher lehrt dieser Weise, sich aus allen Kräften zu bemühen, Mehl zu besorgen, denn ohne dieses gibt es keine Tora, und „es ist besser, einen Sabbattag zu brechen, um viele Sabbattage zu halten“, u.ä. Ungeachtet dessen sollst du gut verstehen: „Gibt es keine Tora – gibt es kein Mehl“. D.h. nicht die Mühe und die Arbeit bringen und besorgen dir Mehl, sondern nur die Erfüllung der Tora und die Furcht vor dem Himmel, denn „nicht den Beinen des Menschen ist er gewogen…“ Und das sind zwei Gegensätze, die tatsächlich zu Einem verschmolzen sind; in einer Person, die tierische Handlungen ausführt und weiß, dass dies als Nichtigkeit und Leere gewertet wird, während alles zu ihr nur vom königlichen Tisch kommt. Solch ein Mensch wird als vollkommen bezeichnet.
Und darin liegt der Sinn des Gesagten: „Glücklich ist ein Mann, der den Schöpfer zu seiner Stütze machte, und sich nicht an die Überheblichen und der Lüge Zugeneigten wandte“ – d.h. er vereinigt zwei Dinge: er verlässt sich auf den Schöpfer und bemüht sich, Beute und Nahrung für sein Haus zu finden. Damit einhergehend weiß er, dass seine Taten und all seine Bemühung nicht mehr als „die Überheblichen und der Lüge Zugeneigten“ sind, doch das Wichtigste ist, dass er den Schöpfer als seine Stütze einsetzt; und verstehe das.
Und darüber steht geschrieben: „Denn die Geißel der Unwürde wird nicht über dem Schicksal der Gerechten walten“ – obwohl ihre Taten ähnlich sind; und verstehe das. Doch warum? Und es wird erklärt: „Damit die Gerechten ihre Hände nicht nach Gesetzlosigkeit ausstrecken würden“ – weil sie das Joch des vollkommenen Königreichs des Himmels auf sich nehmen und wissen, dass Er ihnen Kraft gibt.
Und der Sinn davon besteht darin, den Glauben des Gerechten an den Schöpfer zu prüfen – wie weit er geht; der Schöpfer kennt zwar die Gedanken, doch die Prüfung der Taten muss auch für den Gerechten selbst sichtbar sein, denn die Natur der Materie ist so, dass sie dem Gerechten nicht erlaubt, an sich zu glauben – bevor er dies nicht durch klare Taten erkennt. Und er fürchtet sich immer eine Sünde zu begehen, und während der Handlung von seiner Stufe herunter zu fallen; und verstehe das.
Die Eigenschaft des Vorvaters Jakob, Frieden sei mit ihm
So werden wir die Deutung unserer Weisen verstehen, weil der Vorvater Jakob zurückgekommen ist, um die kleinen Gefäße zu holen. Denn dies ist wahrhaftig verwunderlich: zu einer solchen Zeit, wo er sieht, dass Esau ihm entgegenschreitet, um ihn zu töten, und alles zu vernichten und zu rauben, was er hat, dachte er daran, allein an einem gefährlichen Ort zu bleiben und die kleinen Gefäße für sich zu retten. Und er glaubte nicht, dass er überleben würde, denn es steht geschrieben: „Und Jakob fürchtete sich sehr… und teilte das Volk in zwei Hälften in zwei Lager…“
Doch aus dem oben Gesagten ist klar, dass der beschriebene Weg „Mensch und Tier“ eben die Eigenschaft des Vorvaters Jakob war; und er wurde zum Träger dieser Stufe, wie es in den Büchern steht. Abraham wurde zum Träger der Eigenschaft der Liebe, und Vorvater Izhak- der Eigenschaft der Furcht. Diese zwei Eigenschaften sind zwei Gegensätze, denn ein Liebender fürchtet nicht, und ist sich immer des ihn Liebenden sicher, und „die Liebe wird alle Vergehen bedecken“; ein Fürchtender jedoch ist sich nicht sicher, denn wäre er sicher, würde er sich überhaupt nicht fürchten. Doch der Vorvater Jakob, der auserwählte von den Vorvätern, wurde zum Träger der Eigenschaft der Barmherzigkeit, d.h. zum Träger von beiden Gegensätzen in einem Objekt von vereinter Liebe und Furcht, was wie bekannt die Grundlage dieser Eigenschaft darstellt.
Und darüber wird uns gesagt: „und Jakob fürchtete sich sehr… und er teilte das Volk in zwei Hälften in zwei Lager…“, um einige Geretteten bei sich zu behalten, und sandte auch Geschenke in der Hoffnung auf Versöhnung.
Du siehst also, dass er sich in dieser Frage wie ein gewöhnlicher Mensch verhielt, auf die einfachste Weise. Denn was macht es für einen Unterschied, ob der Mensch sich darum sorgt, nicht an Hunger zu sterben, und handelt, indem er ständig durch alle möglichen Listigkeiten danach strebt, sich Nahrung und Überschüssiges zu besorgen, oder ob er sich darum sorgt, dass sein Hasser nicht sein Vermögen vernichten und ihn selbst töten würde, und tut, was dafür gemacht werden muss.
Und danach fragte Raschi: warum fürchtete sich Jakob, denn es wurde ihm doch versprochen: „Und ich werde dich hüten…?“ Und er erklärte, dass er sich fürchtete, eine Sünde zu begehen. Und man muss präzisieren: er sollte doch sagen: „dass er eine Sünde beging“, und nicht „eine Sünde zu begehen“? Doch im Lichte des oben Dargelegten stimmt alles, und Jakob besaß tatsächlich ein vollkommenes Maß an Liebe, d.h. die Sicherheit, und er hatte keinerlei Zweifel daran, dass der Schöpfer ihn hüten wird, und er keinen Mangel an nichts haben wird. Und damit einher verhielt er sich wie ein einfacher Mensch, indem er sich fürchtend stellte, wie die tierische Logik verpflichtet, indem er sich einfach vorstellte, dass er die 400 Menschen, die bei ihm (Esau) waren, sehr fürchtet, und somit lenkte er sich scheinbar von der Sicherheit ab, um sich tatsächlich zu fürchten. Und daher hütete er sich, wie es diejenigen tun, die den Hasser fürchten: er teilte das Lager in zwei Teile, brachte Geschenke u.ä.
Doch warum tat er das, denn in Wahrheit hat er sich gar nicht gefürchtet, denn er war des Schöpfers sicher? Weil er sich fürchtete eine Sünde zu begehen, denn ein Gerechter glaubt in seiner Bescheidenheit nicht an sich, daran dass er während einer Handlung nicht von seiner Stufe fällt, und daher bereitete er sich durch alle irdischen Sachen vor, die zur Rettung vom Feind ausreichen, und stellte sich nach alledem vor, dass diese alle „Überhebliche und der Lüge Zugeneigte“ seien, und setzte den Schöpfer als seine Stütze ein und betete zu Ihm.
Daraus wird klar, dass er bei den kleinen Gefäßen blieb, um zu verkünden, dass er gemeinsam mit der Furcht auch ein vollkommenes Maß an Liebe hatte, ohne jeglichen Mangel, und sogar kleinen Gefäßen Bedeutung beimaß, denn er wusste genau, dass ein Bedränger und Feind ihn überhaupt nicht berühren wird.
Der Unterschied zwischen einem Diener des Schöpfers und Einem, der nicht für Ihn arbeitet
Und darin wird der Unterschied zwischen einem Diener des Schöpfers und Einem, der nicht für Ihn arbeitet, sichtbar, denn ein wahrhaftig fürchtender und unsicherer würde sogar großen Gefäßen keine Achtung schenken zu einer Zeit, wenn er sich sorgt, dass der Feind kommen und Mutter und Söhne töten und alles vernichten könnte. Ein Diener des Schöpfers jedoch, der aus Ehrfurcht arbeitet und sich bemüht, weiß das genau und ist sich der Gnade des Schöpfers sicher: dessen, dass alles seins ist und keiner seine Habe in Besitz nehmen wird, und es ziemt sich für ihn, sogar zu einer solchen Zeit auf die kleinen Gefäße zu achten, nach Brauch der Gerechten, die „ihren Reichtum lieben“.
Und daher kommt durch die Schenkung der Tora Kraft zu uns, dadurch dass „gedenke und wahre“ durch einen einzigen Ausspruch gesprochen wurde, so wie der Mund es nicht aussprechen, das Ohr nicht hören und das Herz nicht bedenken und beurteilen kann…“ Der hierin enthaltene Sinn ist der, dass „gedenken“ Liebe und „wahren“ Ehrfurcht bedeutet, und das sind zwei Gegensätze, wie oben gesagt wurde, und sie wurden uns gesagt und übergeben als Eines, d.h. um sie zu Einem zu verbinden. Und sie sind zwar durchaus gegensätzlich, und es ist vollkommen unklar, wie so etwas in Wirklichkeit sein kann, im Munde und im Ohr und im materiellen Herzen, doch so ist die Kraft der Tora, dass derjenige, der sich an sie anheftet, dessen gewürdigt wird, dass die Gegensätze in seinem Herzen verbunden und vereinigt würden, gemäß der Eigenschaft des Vorvaters Jakob; und verstehe das.
Klipa Ismael und Klipa Esau
So sprach Jakob zu seinen Söhnen in den Jahren des Hungers: „Wozu wollt ihr euch zeigen?“ Und Raschi erklärte: Wozu wollt ihr Ismael und den Söhnen Esaus zeigen, ihr seiet satt? Doch dies ist merkwürdig, denn die Söhne von Esau ließen sich in Sair nieder, und die Söhne von Ismael in der Wüste Paran. Was gehen sie ihn an? Er müsste sich mehr vor den Kanaanitern und den Chittäern fürchten, seinen Nachbarn, die auf diesem Land leben? Doch gemäß dem oben Gesagten stimmt alles, da Raschi dies durch zwei einfache Bedeutungen erklärte. Erstens: Wozu wollt ihr satt aussehen? und zweitens: Wozu solltet ihr durch Hunger abmagern? Daraus wird klar, dass Jakob so zu ihnen sprach: Wenn ihr euch satt essen werdet, solltet ihr euch vor den Söhnen Ismaels fürchten; wenn ihr durch Hunger abmagern werdet, solltet ihr euch vor den Söhnen Esaus fürchten. Folgender Sinn ist darin enthalten: Ismael ist die Klipa (Hülle) des Silbers (der Liebe), und Esau ist die Hülle des Goldes (der Furcht). Also belehrte Jakob seine Söhne so: Wenn ihr euch an die Eigenschaft der Liebe halten werdet, euch des Schöpfers sicher seid, dessen dass Er sogar in den Jahren des Hungers keinesfalls schwächer werden wird, dann solltet ihr euch vor der Klipa von Ismael fürchten. Wenn ihr euch aber nur an die Eigenschaft der Furcht halten und eure Nahrung reduzieren werdet, solltet ihr euch vor der Klipa von Esau fürchten, die sich von dieser Eigenschaft ernährt. Daher esst euch besser satt, und um dies zur richtigen Zeit mit dem Maß der Angst zu vereinen, steigt herab, besorgt euch Nahrung aus Ägypten, und dadurch werdet ihr euch vor beiden Klipot retten.
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