1986/21 Über dem Verstand betreffend

Was „Über dem Verstand“ betrifft, so sollten wir dieses Instrument sowohl zwischen dem Menschen und seinem Freund als auch zwischen dem Menschen und dem Schöpfer verwenden. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen ihnen. Zwischen einem Menschen und dem Schöpfer muss dieses Instrument für immer bestehen bleiben. Mit anderen Worten, man darf dieses Werkzeug, genannt „Glaube über dem Verstand“ niemals geringschätzen. Und zwischen Freunden – wenn man den Vorzug seines Freundes innerhalb seines Verstandes sehen kann, ist es umso besser.

Jedoch ist die Natur des Körpers dem entgegengesetzt und man sieht immer die Mängel des Freundes und nicht seine Vorzüge. Deshalb sagten unsere Weisen: „Beurteile jeden Menschen wohlwollend“. Obwohl man innerhalb seines Verstandes sieht, dass der Freund Unrecht hat, sollte man dennoch versuchen, über ihn wohlwollend zu richten. Das heißt, dass man ihn trotzdem über dem Verstand rechtfertigt, obwohl man es innerhalb seines Verstandes nicht kann.

Wenn man ihn jedoch innerhalb des Verstandes rechtfertigen kann, dann ist dies eindeutig besser. Wenn man zum Beispiel sieht, dass die Freunde auf einer höheren Stufe stehen als man selbst, doch innerhalb des Verstandes sieht, dass man sich im Vergleich zu ihnen in tiefster Niedrigkeit befindet und sie alle pünktlich zur Versammlung kommen und größeres Interesse an allem haben, was unter den Freunden passiert und jedem auf jegliche Art helfen und sofort jeden Ratschlag des Lehrers für die spirituelle Arbeit in die Tat umsetzen usw. beeinflusst das den Menschen sicherlich und gibt ihm Kraft, seine Faulheit zu überwinden und vor dem Morgengrauen aufzustehen, wenn sie ihn wecken.

Und während des Unterrichtes ist sein Körper mehr an den Lektionen interessiert, da er ansonsten hinter seinen Freunden zurückbleibt. Ebenso muss er alles, was die Kedusha (Heiligkeit) betrifft, in größerer Ernsthaftigkeit aufnehmen, weil der Körper keine Niedrigkeit tolerieren kann. Wenn sich sein Körper überdies die Freunde ansieht, versteht er, dass sie alle für den Schöpfer arbeiten, so lässt sein Körper auch ihn für den Schöpfer arbeiten.

Und der Grund, warum ihm der Körper dabei hilft, für den Schöpfer zu arbeiten, liegt darin, dass der Körper die Niedrigkeit nicht ertragen will. Im Gegenteil hat jeder seinen Stolz und will nicht akzeptieren, dass sein Freund größer ist als er selbst. Wenn er daher sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er, dann bewirkt dies in jedem Fall einen Aufstieg in ihm.

Dies ist die Bedeutung von dem, was die Weisen sagten: „Der Neid auf die Schriftsteller vermehrt die Weisheit“. Wenn also all die Freunde die Gemeinschaft auf einer hohen Stufe sehen, ist es sowohl, was die Gedanken als auch was die Handlungen betrifft natürlich, dass jeder Einzelne sich auf eine höhere Stufe erheben muss; höher als jene, auf der er sich dank seiner eigenen Eigenschaften befindet.

Das bedeutet, dass selbst, wenn er von sich aus kein Bedürfnis nach großen Verlangen hat und nicht nach Ehre strebt, er durch Neid in jedem Fall zusätzliche Kräfte erlangen kann, die er von Natur aus nicht besitzt. Im Gegenteil gebiert das Maß seines Neides neue Kräfte in ihm, die in der Gemeinschaft existieren. Und durch sie empfängt er diese neuen Eigenschaften, und es sind Kräfte, die er nicht von seinen Eltern geerbt hat. Daher besitzt er nun neue Eigenschaften, die durch die Gemeinschaft in ihm entstanden sind.

Es zeigt sich, dass ein Mensch vererbte Eigenschaften von den Eltern besitzt und solche, die er über die Gemeinschaft neu erwirbt, indem er sich an sie heftet und Neid gegenüber seinen Freunden empfindet, da sie bessere Eigenschaften haben als er. Das motiviert ihn nun, ihre guten Eigenschaften zu übernehmen, welche er nicht besitzt und auf die er neidisch ist.

Daher erhält er durch die Gemeinschaft neue Eigenschaften, die er annimmt, weil er sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er, um die er sie beneidet. Darum kann er nun größer sein, als wenn er diese Gemeinschaft nicht hätte, da er durch sie neue Kräfte bekommt.Dies kann er nun behaupten, wenn er die Freunde wirklich auf einer höheren Stufe als sich selbst sieht.

Aber es gibt eine Zeit, in welcher der böse Trieb ihm die Niedrigkeit dieser Gemeinschaft zeigt und ihn denken lässt: „Diese Gemeinschaft, an die du dich binden willst, ist nichts für dich. Sie sind viele Stufen unter dir. Von einer solchen Gemeinschaft wirst du nichts bekommen; deine dir angeborenen Kräfte sind zwar klein, aber die Kräfte dieser Gemeinschaft sind noch kleiner als deine. Daher entferne dich von ihnen. Und wenn du dich mit ihnen verbinden willst, dann solltest du zumindest dafür sorgen, dass sie dir zuhören und deiner Meinung darüber folgen werden, wie sie sich benehmen sollten: Wie sie sitzen, wenn sie sich versammeln, wie sie studieren und wie sie beten. Mit anderen Worten sollten sie entweder alle ernsthaft sein und sie sollten Gott behüte keine Witze machen, und sollten niemals über die materielle Existenz der Freunde sprechen – ob und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, ob einfach oder unter Schwierigkeiten … ob einer einen Arbeitsplatz hat, unter dem er nicht leidet oder ob einer schwierige Vermieter hat, die ihm das Leben schwer machen, oder ob seine Mitarbeiter ihm nicht Leid zufügen, weil er religiös ist, usw.

All diese Dinge sind für ihn unwichtig und es lohnt sich nicht darüber nachzudenken, da dies nur materielle Angelegenheiten sind; während er kam, um an der Freundesversammlung mit dem erhabenen Ziel teilzunehmen, ein wahrer Diener des Schöpfers zu sein.

Wenn er daher seine materielle Existenz vergessen will – wobei die Sorge um diese ihm tatsächlich bis ans Herz reicht und er sie trotz allem aufgibt und sich nicht an sie erinnern will – kommen die Freunde und beginnen, über das materielle Leben eines Freundes zu sprechen. Doch ihn interessiert nicht die Körperlichkeit seines Freundes, da er nun Spiritualität will: „Also warum verwirren mich meine Freunde mit weltlichen Angelegenheiten, die mich überhaupt nicht betreffen? Soll ich meine Körperlichkeit vergessen, um über die Körperlichkeit der Freunde nachzudenken, kann das sein?“ „Wenn es so ist“, sagt ihm der Körper, „ist es besser, du hörst auf mich und hältst dich von ihnen fern. Damit wirst du sicherlich erfolgreicher sein. Also warum lässt du dich durch solchen Unsinn durcheinander bringen?“

Wenn der Körper ihm somit die Niedrigkeit der Freunde zeigt, was kann er seinem Körper antworten, wenn dieser mit Argumenten eines Gerechten kommt? Der Körper rät ihm an, sich von der Gemeinschaft zu entfernen, nicht um, Gott behüte, zum Frevler zu werden. Im Gegenteil, der Körper sagt ihm: „Indem du dich von der Gemeinschaft entfernst, wirst du ein Gerechter sein, und du wirst nur an deine Spiritualität denken, und nur wenn nötig, auch an deine Körperlichkeit“.

Und wenn ein Mensch trotzdem glaubt, dass es ohne Gemeinschaft unmöglich ist voranzukommen und zur Schöpferliebe zu gelangen, da sie das Sprungbrett für das Verlassen der Selbstliebe und das Eintreten in die Schöpferliebe ist, dann gibt es keinen anderen Ratschlag für ihn außer, über den Verstand zu gehen. Das heißt, er sollte seinem Körper sagen: „Du siehst, dass sie nicht wirklich auf der Stufe sind, wo sie sich nach der Schöpferliebe sehnen, so wie du dich sehnst – und weil du mein Körper bist, sehe ich in dir, dass du heiliger bist als all die Körper der Freunde, da du ein Diener des Schöpfers sein willst.“

„Ich sehe, dass du mir rätst, die Freunde zu verlassen, weil ihre Körper bereits von außen ihre Niederträchtigkeit erkennen lassen und sie nicht die Kraft haben, ihre anstößigen Eigenschaften zu verdecken, wie es üblicherweise geschieht; nämlich dass jeder das Böse in sich vor dem anderen verbirgt, damit der andere ihn für seine hervorragenden Eigenschaften respektiert. Aber hier ist das Böse in ihnen so groß, dass sie unfähig sind, es zu bezwingen und vor den anderen zu verbergen. Aus meiner Sicht sind sie daher auf jeden Fall unehrenhaft.“

„Jedoch gewinne ich ohne die Gemeinschaft nichts, trotz all meiner guten Eigenschaften. Daher werde ich über dem Verstand einhalten, was unsere Weisen sagten (Awot, Kapitel 4): „Sei sehr, sehr demütig.“ Also muss ich über den Verstand gehen und glauben, dass sie auf einer höheren Stufe stehen als ich. Und dann kann ich entsprechend meines Glaubens Ermutigung und Stärkung von der Gemeinschaft empfangen und erhalten, was sie geben kann.“

Daraus folgt, dass die Annahme der Freundesliebe über dem Verstand eine Notwendigkeit darstellt, da er keine andere Wahl hat, wobei er innerhalb des Verstandes erkennt, dass er Recht hat.

Bezüglich der Freunde ist innerhalb des Verstandes wichtiger als über dem Verstand. Denn wenn sich ein Mensch durch seine Arbeit an Dwekut (Anheftung an den Schöpfer) annähern und nur in der Ausrichtung zu geben sein will, beginnt er, das Böse zu enthüllen. Und was die Erkenntnis des Bösen betrifft, so ist das keine intellektuelle Sache, sondern vielmehr eine Empfindung im Herzen.

Denn er muss selbst fühlen, dass er schlechter und niedriger als die ganze Welt ist. Und solange er diese Empfindung noch nicht hat, sondern immer noch glaubt, andere wären schlechter als er, hat er sicherlich noch nicht die Erkenntnis des Bösen erlangt. Mit anderen Worten ist das Böse noch immer in seinem Herzen verborgen und hat sich ihm noch nicht offenbart.

Denn es ist nicht möglich, das Böse zu sehen, es sei denn, man hat auch ein bisschen Gutes. Zum Beispiel sieht man in einem dunklen Haus keinen Schmutz. Macht man allerdings das Licht an, wird man den Schmutz deutlich sehen. Genauso ist es, wenn jemand keine guten Taten ausführt und sich nicht mit Tora und dem Gebet beschäftigt und wünscht, dem Schöpfer nahezukommen, so hat man kein Licht, das eigene Herz zu erleuchten, um das Böse darin zu sehen. Und warum erkennt man noch immer nicht, dass es im eigenen Herzen mehr Böses gibt als in all seinen Freunden? Dies ist so, weil es einem an Gutem mangelt. Aus diesem Grund hält man sich für tugendhafter als die Freunde.

Aus dem Gesagten folgt, dass er all dies sieht, nämlich dass die Freunde schlechter als er sind, weil es ihm an Licht fehlt, das ihn das Böse in sich erkennen lässt. Folglich ist die Sache des sich im Menschen befindlichen Bösen nicht an sich böse, da alle dieses Böse haben, das auch „Wille zu empfangen um zu empfangen“ und Selbstliebe genannt wird; der ganze Unterschied liegt nur in der Enthüllung des Bösen. Mit anderen Worten sieht und fühlt nicht jeder Mensch, dass die Selbstliebe schlecht und schädigend ist, weil der Mensch nicht sieht, dass es ihm schlecht gehen wird, wenn er sich damit befasst, seinen Willen zu empfangen, der Selbstliebe genannt wird, zu füllen.

Jedoch wenn er die heilige Arbeit auf dem Weg der Wahrheit beginnt und Dwekut (Anheftung) mit dem Schöpfer erreichen will, um alle seine Handlungen für den Schöpfer ausführen zu können, so empfängt er dadurch jedes Mal ein bisschen Licht; dadurch spürt er, dass die Selbstliebe etwas Schlechtes ist. Dies ist ein Vorgang, der Schritt für Schritt vor sich geht. Jedes Mal, wenn er sieht, wie er von Dwekut an den Schöpfer abgehalten wird, erkennt er im Willen zu empfangen seinen wirklichen Hasser, so wie König Salomon den bösen Trieb als „Hasser“ bezeichnete. Es steht darüber geschrieben: „Wenn jener, der dich hasst, hungrig ist, gib ihm Brot, denn du wirst glühende Kohlen auf seinem Kopf anhäufen.“

Wir sehen daher, dass ein Mensch erkennen sollte, dass er schlechter ist als die anderen, da dies tatsächlich der Wahrheit entspricht. Und wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Der Neid auf die Schriftsteller vermehrt die Weisheit“. Dies ist speziell innerhalb des Verstandes. Aber über dem Verstand sind die Vorzüge seines Freundes nicht ausreichend offensichtlich, als dass er sagen könnte, dass ihn der Neid auf ihn zur spirituellen Arbeit und großer Anstrengung veranlasst.

Baal HaSulam interpretierte einen Satz von Rabbi Jochanan: „Der Schöpfer sah, dass es wenige Gerechte gibt. Also stand er und pflanzte sie in jede Generation“, so wie gesagt wird: „denn die Säulen der Erde gehören dem Herrn, und Er hat die Welt darauf aufgebaut.“ RASHI interpretiert: „Verteilte sie auf alle Generationen, um die Grundlage, Lebensunterhalt und ein Fundament für die Existenz der Welt (Yoma 78b) zu sein. „Wenige“ bedeutet, dass sie weniger werden und sie verschwinden. Was machte Er daher? „Er stand und pflanzte sie in jede Generation“. Indem er sie in jede Generation pflanzte, werden sie sich vermehren.

Wir müssen verstehen, wie sie sich vervielfachen werden, nachdem Er sie in jede Generation verstreute. Worin besteht aber der Unterschied, wenn sich alle Gerechten in einer einzigen Generation befinden oder über alle Generationen verstreut sind, wie es aus dem Kommentar von RASHI hervorgeht, dass sich die Gerechten dadurch vermehren, dass sie über alle Generationen verstreut sind.

Baal HaSulam sagte: „Indem man Gerechte in jeder Generation hat, gibt es Platz für Menschen, die nicht die angeborenen Eigenschaften haben, Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen. Wenn sie sich mit den Gerechten jeder Generation verbinden, werden sie durch Anhaftung an diese von deren Handlungen lernen und dadurch neue Eigenschaften erlangen, die es in jeder Generation gibt. Deshalb verstreute Er die Gerechten in jeder Generation, damit sie sich auf diesem Wege vermehren würden“.

Und wie bekannt ist, kann gleichwohl durch die Anhaftung an die Freunde neue Eigenschaften erlangt werden, die es ermöglichen, Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen. Und all das trifft zu, sobald er die Vorzüge der Freunde erkennt. Dann kann man sagen, dass er von ihren Handlungen lernen sollte. Wenn er aber sieht, dass er selbst begabter ist als die Freunde, dann gibt es nichts, was er von ihnen empfangen könnte.

Deshalb wurde gesagt, dass wenn der böse Trieb kommt und ihm die Niedrigkeit der Freunde zeigt, er über den Verstand gehen muss. Es wäre aber sicherlich besser und er wäre erfolgreicher, könnte er bereits innerhalb des Verstandes sehen, dass sich die Freunde auf einer höheren Stufe befinden als er. Und so können wir das Gebet verstehen, das Rabbi Elimelech für uns geschrieben hat: „Möge unser Herz die Tugenden unserer Freunde sehen, und nicht ihre Fehler“.

Zwischen dem Menschen und dem Schöpfer ist das jedoch eine ganz andere Sache. Hier ist über dem Verstand besser, das bedeutet, wenn er mit Glauben über dem Verstand handelt, dann arbeitet er in richtiger Weise. Ebenso verhält es sich innerhalb des Verstandes, auch wenn der Intellekt eines Menschen sich das anders vorstellt. Mit anderen Worten weiß und versteht jeder Mensch, dass er nicht zu glauben hätte, wenn die Vorsehung des Schöpfers in der ganzen Welt offensichtlich wäre. Sicherlcih würde sich dann die ganze Welt sofort mit Tora und Mizwot beschäftigen. Dann gäbe es keinen Platz für säkulare Menschen und alle wären religiös.

Da aber den unteren Seine Vorsehung nicht enthüllt ist, müssen sie daher glauben. Der Glaube ist jedoch eine schwierige Sache, da uns der Schöpfer Intellekt und Verstand gab, um jede Sache mit eigenen Augen zu betrachten. Und alle Angelegenheiten zwischen einem Menschen und seinem Freund beurteilen wir nur gemäß der Sichtweise unseres Intellekts; wir haben außer dem Verstand nichts, was uns eine Unterscheidung erlauben würde, so wie unsere Weisen sagten: „Ein Richter hat nur das, was seine Augen sehen“ (Baba Batra 131). Daraus folgt, dass wir bei all unseren Angelegenheiten mit Verstand vorgehen, innerhalb des Verstandes und nicht über dem Verstand.

Und aus diesem Grund denkt ein Mensch, wenn er mit der Arbeit des Schöpfers beginnt und man ihm sagt, dass er den Glauben über dem Verstand annehmen muss: „Ich sehe, dass uns der Schöpfer den Verstand gab, damit wir alles so verstehen, wie es unser Intellekt erfasst. Wie kann ich daher etwas annehmen, was gegen unseren Verstand ist?“ Es ist für den Körper eine sehr schwierige Sache zu verstehen, dass es sich lohnt, die Arbeit der Heiligkeit über dem Verstand auszuführen.

Über dem Verstand wird sowohl auf das Herz als auch auf den Verstand angewandt. Daher kann nicht jeder Mensch die Arbeit der Heiligkeit in Form des Gebens durchführen, welche die Arbeit über dem Verstand ist. Wenn man die Gesamtheit der Welt die Arbeit des Schöpfers lehrt, ist die Reihenfolge so, wie Maimonides sagte: Man beginnt in Lo Lishma (nicht für Ihren Namen), bis sie Wissen und zusätzliche Weisheit erwerben, und dann offenbart man ihnen, dass die Essenz der Arbeit in der Absicht um zu Geben liegt, und dies wird „Arbeit für den Schöpfer“ genannt.

Wir sollten verstehen, warum gerade über dem Verstand besser ist, denn die Vernunft zeigt uns das Gegenteil. Wäre die Arbeit für den Schöpfer in den Verstand gekleidet, würden mehr Menschen Diener des Schöpfers sein wollen. Darüber sagte Baal HaSulam, dass der Mensch nicht denken sollte, dass die Arbeit, die der Schöpfer uns in der Form von über dem Verstand gab, eine niedrige Stufe darstellt. Vielmehr sollten wir glauben, dass es eine sehr hohe Stufe ist, denn gerade dadurch hat der Mensch die Möglichkeit, um des Gebens willen zu arbeiten. Ansonsten müsste er arbeiten, um zu empfangen.

Selbst wenn die Arbeit innerhalb des Verstandes wäre, würden sicherlich mehr Menschen arbeiten, jedoch könnten sie niemals Dwekut mit dem Schöpfer erlangen, welche die Arbeit um des Gebens willen ist. Auch wenn Quantität anwachsen würde, gäbe es bezogen auf die Qualität für den Menschen keinerlei Möglichkeit, das Gute und den Genuss zu empfangen, die der Schöpfer den Geschöpfen bereiten will; denn der Wille des Schöpfers besteht bekanntlich darin, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Damit Genuss und Freude, die die Geschöpfe empfangen werden, ohne jeglichen Mangel und nicht in der Form des Brotes der Scham sein werden, gab es die Korrektur des Zimzum (Einschränkung) – sodass die Obere Fülle nur bei Gleichheit der Form gewährt würde. Das bedeutet, dass die Geschöpfe die Obere Fülle nur in den Gefäßen des Gebens empfangen. Und wenn es in den Geschöpfen keine Gefäße des Gebens gibt, müssen sie im Dunkeln verharren; dies wird „sie werden ohne Weisheit sterben“ genannt.

Wir sollten jedoch wissen, dass es das Licht der Tora ebenfalls in Lo Lishma gibt, wie unsere Weisen sagten: „Der Mensch sollte sich stets mit Tora und Mizwot in Lo Lishma beschäftigen, weil man von Lo Lishma zu Lishma gelangt, da das Licht darin ihn zum Guten zurückführt“. Aber anschließend muss der Mensch Lishma erreichen. Mit anderen Worten, er sollte in Herz und Verstand über dem Verstand arbeiten.

Zwischen einem Menschen und seinem Freund jedoch ist es sicherlich besser, wenn er in der Freundesliebe innerhalb des Verstandes arbeiten kann, sich also bemüht, den Freund auf einer höheren Stufe der Heiligkeit als sich selbst zu sehen. Wenn er also innerhalb des Verstandes sehen kann, dass die Freunde der Anhaftung an den Schöpfer näher sind als er. Natürlich ist das besser, als wenn er dies über dem Verstand glauben müsste.

Doch in Wahrheit sieht er, dass er sich auf einer höheren Stufe befindet als seine Freunde. Und innerhalb des Verstandes sieht er stets, dass die Freunde sich in Niedrigkeit befinden. Weil es ein Gebot ist, glaubt er jedoch über dem Verstand, dass er daran glauben muss, dass es nicht so ist, wie er es sieht. Sicherlich wäre es besser, wenn er auch innerhalb des Verstandes sehen könnte, dass die Freunde sich auf einer Stufe der Heiligkeit befinden.

Ähnlich können wir die Verse (Samuel, 16:7) interpretieren: „Der Herr sagte zu Samuel: ‚Schaue nicht auf seine Erscheinung und auf seine Größe, denn Ich habe ihn zurückgewiesen; weil es nicht so ist, wie der Mensch es sieht, denn der Mensch sieht mit den Augen, jedoch der Herr sieht in sein Herz‘.“

Als der Schöpfer Samuel sandte, um einen der Söhne von Jishai zu salben, verstand Samuel durch das, was er mit seinen Augen sah, dass Eliav, Sohn von Jishai, besser als König Israels geeignet ist als König Saul; jedoch war der Schöpfer mit dem, was er verstanden hat, nicht einverstanden. Am Ende brachten sie David, der das Vieh hütete, und David hatte rote Haare, helle Augen und war von schöner Erscheinung, „Und der Herr sagte: ‚Erhebe dich, salbe ihn: denn dies ist er.‘“

Was lehrt uns das? Wir sehen hier zwei Dinge:

1) Aus der Perspektive von Samuel, der Eliav nach dem Abwägen seiner Tugenden für geeignet hielt, König über Israel zu sein. Doch der Schöpfer sagte zu ihm: „Nein, folge nicht deinem Verstand“, denn was den Schöpfer betrifft, ist der Verstand nutzlos. Da der Schöpfer einen König einsetzen wollte, wird dies viel mehr „zwischen dem Menschen und dem Schöpfer“ genannt, wo es keinen Platz für den Verstand gibt: „Denn Meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken, noch sind Meine Wege Eure Wege“. Was also wollte ihm der Schöpfer sagen? „Denn es ist nicht, wie es der Mensch sieht, denn der Mensch sieht in die Augen, und der Ewige sieht in sein Herz“.

Basierend auf dem Obigen können wir interpretieren, dass „der Mensch sieht mit den Augen“ auf die Beziehung zwischen einem Menschen und seinem Freund angewendet werden kann. In diesem Fall ist es gut, dass wir innerhalb des Verstandes in Übereinstimmung mit dem handeln können, was wir sehen.

Dies ist nicht so mit „Und der Ewige sieht in sein Herz“. Was also den Schöpfer betrifft, so ist dies eine Sache über dem Verstand und der Mensch darf sich nicht danach richten, was er mit den eigenen Augen sieht, sondern über dem Verstand. Daraus folgt, dass man zwei Dinge unterscheiden muss:

1) Über dem Verstand ist besser zwischen einem Menschen und dem Schöpfer

2) Innerhalb des Verstandes ist besser zwischen einem Menschen und seinem Freund.

Deshalb sagte der Schöpfer zu ihm: „Schau nicht auf seine Erscheinung.“ Denn wenn es darum geht, was man mit den Augen wahrnimmt, so ist dies gut zwischen dem Menschen und seinem Freund. Wenn man die Vorzüge des Freundes innerhalb des Verstandes erkennen kann, ist es umso besser. Jedoch hier ist das nicht so, wenn ich ihn als König einsetzen will. Diese Handlung gehört zu mir; ich will ihn als König. Dies wird genannt „zwischen einem Menschen und dem Schöpfer“. Gerade hier ist über dem Verstand die richtige Art zu arbeiten, denn genau auf diese Weise können wir zum Empfangen um zu geben gelangen. Ansonsten wird er ins Empfangen um zu empfangen fallen, welches eine Trennung und Entfernung von der Kedusha (Heiligkeit) bewirkt.

Hier stellt sich jedoch eine Frage. Nachdem ein Mensch sich entschieden hat, über dem Verstand zu handeln und nicht auf all die Fragen zu achten, die der Körper stellt, wenn er mit der Arbeit auf dem Weg des Gebens und des Glaubens über dem Verstand beginnt, und alle Hindernisse überwindet, die der Körper an ihn in Form von Fragen aus der ganzen Welt heranträgt, und wenn er seine Augen verschließt und nichts sehen will, was dem Verstand und dem Herzen widerspricht, sondern sich entschieden hat, nur über dem Verstand zu handeln – nach dieser Entscheidung kommen ihm manchmal schöne Ausreden, welchen der Körper zustimmen muss. Daher erkennt er, dass er nun innerhalb des Verstandes handelt.

Was kann er jedoch machen, wenn er nun durch die Ausreden, die er von Oben erhalten hat, sich selbst sagt: „Was kann ich nun machen, da ich jetzt keinen Ort habe, um über dem Verstand zu arbeiten? Ich sehe nämlich nun, dass alles, was ich in der Absicht um zu Geben mache, so ist, wie es sein sollte“. Daher hat er keinerlei Fragen mehr über den Dienst für den Schöpfer, durch die er gezwungen wäre, über dem Verstand zu arbeiten. Da aber die hauptsächliche Arbeit über dem Verstand ist, was kann er machen, wenn er sich in einem solchen Zustand befindet?

Baal HaSulam sagte, dass, wenn ein Mensch einer Enthüllung von Oben würdig wird und nun fühlt, dass es sich auszahlt, ein Diener des Schöpfers zu sein, es sich also zeigt, dass er bis jetzt seine Arbeit über dem Verstand verrichten musste, welcher der Körper nicht zustimmt und er sich die ganze Zeit überwinden musste und darauf angewiesen war, dass der Schöpfer ihm Kraft geben würde, sich über dem Verstand zu überwinden. Nun jedoch bedarf er nicht länger der Hilfe des Schöpfers, da er jetzt fühlt, dass er ein Fundament hat, auf der er sein Bauwerk errichten kann. Mit anderen Worten, er hat bereits Unterstützung, auf die er sich verlassen kann.

Es zeigt sich, dass er jetzt seinen Glauben befleckt, den er zuvor hatte, da er nun bereits sagen kann: „Gott sei dank bin ich nun die Bürde des Glaubens los, welche eine Bürde und eine Last für mich war. Aber jetzt habe ich bereits ein Fundament innerhalb des Verstandes, denn ich habe eine Erweckung von Oben empfangen, so dass der Körper zustimmt, dass es wert ist, Tora und Mizwot einzuhalten.“ In der Tat beschädigt er dadurch seinen Glauben.

Und Baal HaSulam sagte, dass man zu dieser Zeit sagen muss: „Nun sehe ich, dass der wahre Weg jener über dem Verstand ist. Und der Beweis dafür ist die Tatsache, dass ich nun eines Leuchtens von Oben würdig wurde, allein weil ich es auf mich genommen habe, über dem Verstand zu handeln. Deshalb hat mich der Schöpfer gewürdigt, indem er mich Ihm etwas annäherte und mir ein gewisses Erwachen von Oben gab“.

Und dieses Leuchten, das er nun empfing, gibt ihm die Antwort auf all seine Fragen. Es zeigt sich, dass dies auf die Arbeit über dem Verstand hinweist. Was soll ich nun tun, damit ich über dem Verstand weitermache? Es gilt lediglich, sich zu überwinden und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, wie er seine Arbeit in über dem Verstand einkleiden kann.

Es zeigt sich, dass er dadurch seinen Glauben überhaupt nicht beschädigt hat, da er bereits wandelte, bevor er mit einem Leuchten von Oben belohnt wurde. Denn auch jetzt erhält er kein Leuchten für sein Fundament, um darauf die Struktur seiner Arbeit zu begründen. Vielmehr nimmt er dieses Leuchten als Zeugnis dafür, dass er auf dem richtigen Weg geht, welcher der Glaube über dem Verstand ist. Nur in dieser Form der Arbeit bringt ihn der Schöpfer näher an Sich heran und gibt ihm Platz, sich Ihm anzunähern, da diese Annäherung ihn nicht in die Gefäße des Empfangens fallen lässt, welche „innerhalb des Verstandes“ genannt werden, da der Schöpfer sieht, dass er sich bemüht, nur über dem Verstand zu handeln.

Aus dem Obigen folgt, dass es betreffend über dem Verstand einen Unterschied in der Handlungsweise zwischen einem Menschen und dem Schöpfer und einem Menschen und seinem Freund gibt. Zwischen einem Menschen und seinem Freund – wenn er die Tugenden seiner Freunde innerhalb des Verstandes sehen kann, ist das besser. Sieht er innerhalb des Verstandes jedoch nur die Mängel der Freunde, dann hat er keine Wahl, außer über den Verstand zu gehen und zu sagen: „Was ich sehe, höre und fühle, ist alles falsch und unwahr. Es ist nämlich unmöglich, dass ich mich in den Freunden geirrt habe, die ich ausgewählt habe, um mich mit ihnen zu verbinden, das bedeutet, dass ich mich verkalkuliert habe. Das heißt, ich dachte, dass ich durch sie spirituell reicher würde, da sie Besitztümer haben, die mir fehlen. Wenn ich mich daher mit ihnen verbinden würde, könnte ich mich auf eine höhere Stufe erheben, als ich dachte. Aber jetzt erkenne ich, dass ich es anders sehe. Und ich hörte, dass Baal HaSulam sagte, dass das einzige, das einem Menschen helfen kann, aus der Selbstliebe herauszukommen, um der Schöpferliebe würdig zu werden, die Liebe zu Freunden ist. Daher habe ich keine andere Wahl, außer mich mit diesen Freunden zu verbinden, obwohl ich mich gemäß meiner Sichtweise lieber von ihnen fernhalten und mich nicht mit ihnen verbinden würde.

Ich habe jedoch keine Wahl und muss über dem Verstand glauben, dass in Wirklichkeit alle Freunde sich auf einer hohen Stufe befinden, ich jedoch mit meinen Augen ihre Tugenden nicht sehen kann.“ Dies ist der Grund, warum er über dem Verstand glauben muss. Wenn er jedoch den Wert der Freunde innerhalb des Verstandes erkennt, könnte er von den Freunden sicherlich einen großen Vorteil für sich ableiten. Aber was kann er tun? Er hat keinen Ausweg.

Jedoch zwischen dem Menschen und dem Schöpfer verhält es sich anders. Denn wenn er über dem Verstand handeln kann, so ist das besser. Aus diesem Grund kann ein Mensch, wenn er mit etwas Leuchten von Oben belohnt wurde und Unterstützung innerhalb des Verstandes erhalten hat, sagen: „Nun sehe ich, dass es sich lohnt, ein Diener des Schöpfers zu sein, weil ich Sinn in der Arbeit empfinde.

Daraus folgt, dass er dieses Gefühl, dass er Sinn in der Arbeit spürt, als Basis und Grundlage nahm, auf denen er seinen Judaismus aufbaut. Und da er nun mit seinem Verstand versteht, dass es wert ist, die Tora und Mizwot einzuhalten, beruht sein gesamtes Fundament auf dieser Bedingung. Sobald er also Sinn in der Arbeit empfindet, ist er würdig, auf die Stimme des Schöpfers zu hören. Daraus verstehen wir, dass er ohne Sinn in der Arbeit zu empfinden, die Mizwot des Schöpfers nicht einhalten kann.

Es ist bekannt, dass die Annahme des Königreichs des Himmels „mit deiner ganzen Seele und deinem ganzen Vermögen“ erfolgen muss. Also sogar, wenn ihm die Seele genommen wird. Das bedeutet, auch wenn er keinerlei Lebenskraft hat, nicht einmal Nefesh, ist er noch immer verpflichtet, ein Diener des Schöpfers zu sein. Man darf dem Schöpfer keine Bedingungen stellen, indem man Ihm sagt: „Wenn Du meine Wünsche erfüllst, also die Sache, in der ich einen Chissaron (einen Mangel) fühle, wenn Du also diesen Chissaron füllst, verspreche ich Dir, ein Diener des Schöpfers zu sein. Aber wenn Du meine Wünsche nicht erfüllst – Dinge, die ich glaube zu brauchen – kann ich nicht alles auf mich nehmen, was Du mir durch Moses befohlen hast.“

Vielmehr sollte der Mensch die Bürde des Königreichs des Himmels ohne irgendwelche Bedingungen auf sich nehmen, das heißt sogar über dem Verstand. Und mehr noch als das – der Mensch muss sagen: „Dass wir über dem Verstand arbeiten müssen, folgt nicht etwa daraus, dass uns der Schöpfer keinen Verstand geben kann, sondern wir müssen glauben, dass all dies zu unserem Vorteil ist. Es zeigt sich also, dass wir uns gerade bezüglich zwischen dem Menschen und dem Schöpfer bemühen sollen, dass es über dem Verstand sei. Und wenn er etwas Verstand erhält, dann sollte er so handeln, wie oben erwähnt.

korr, EY, 7.7.2023

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