Rabash, Brief 76
An meinen lieben Freund…
Ich sehne mich sehr danach zu hören, was bei euch los ist und wie es deiner Familie geht, im Ganzen und in Einzelheiten.
„Wenn ihr in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote halten werdet und sie tut[1]“ Der Heilige Sohar fragt nach: „Wenn Er doch schon sagte, „wandeln“ und „halten“, warum dann noch „und tut“? Und er antwortet: Wenn Einer die Gebote der Tora tut und Seinen Weg geht, dann ist es so, als habe er den Schöpfer gemacht [getan]. Der Heilige, gesegnet sei Er, sagte: Es ist so, als hätte er Mich gemacht. Und das ist die Bedeutung von „und tut“ – als hättet ihr Mich getan“ (Bechukotaj 18, im Sulam ebenda).
Und hier müssen wir verstehen, was es bedeutet, dass wer den Weg des Schöpfers geht, den Schöpfer tut – wie kann der Mensch so etwas denken?
Nun ist es bekannt, „alle Lande sind Seiner Ehre voll[2]“, und das muss jeder Mensch glauben, wie es geschrieben steht: „Ich erfülle den Himmel und die Erde.“ Doch der Heilige, gesegnet sei Er, verhängte eine Verhüllung, sodass man es nicht sehen kann, damit Raum für eine freie Wahl besteht, und dann gibt es noch Raum für den Glauben – zu glauben, dass der Heilige, gesegnet sei Er, „die ganze Welt erfüllt und die ganze Welt umgibt“. Und nachdem sich der Mensch der Beschäftigung mit der Tora und den Geboten widmet und das Gebot der Wahl erfüllt, offenbart sich der Heilige, gelobt sei Er, dem Menschen, und dann sieht dieser, dass der Schöpfer derjenige ist, der die Welt beherrscht.
Es läuft also darauf hinaus, dass der Mensch dann den König macht, der ihn beherrschen soll, d. h. der Mensch spürt den Schöpfer als den Herrschenden über die ganze Welt, und das bedeutet, dass der Mensch den Schöpfer zu seinem König macht. Denn solange der Mensch nicht zu dieser Empfindung gelangt, ist die Herrschaft des Schöpfers verhüllt. Und das ist es, was wir [meinen, wenn wir] sagen: „Zu der Zeit wird der Ewige nur einer sein und Sein Name nur einer[3]“, d. h. die Ehre seines Königtums wird sich uns offenbaren.
Und das ist die ganze Korrektur, die uns zu tun in dieser Welt auferlegt ist, und hierdurch ziehen wir alles Gute in der Welt heran, denn alle oberen Einflüsse werden dadurch herangezogen, dass wir uns Tora und Mizwot mit der Absicht widmen, das Königtum des Schöpfers auf uns herabzuziehen.
Und das ist das Konzept davon, wie Moshe Rabbenu (Moses, unser Lehrer) das Volk richtete, wie es im Wochenabschnitt Jitro geschrieben steht: „Das Volk stand um Moshe her von Morgen an bis zum Abend[4]“ usw. sowie „dass ich richte zwischen einem Jeglichen und seinem Nächsten“[5] gemeint ist, zwischen dem Guten Trieb und dem Bösen Trieb, also ihnen die Gesetze des Schöpfers zu lehren, damit sie wissen, welches die Gedanken und die Wünsche des Guten Triebes und welches die Gedanken und Wünsche des Bösen Triebes sind, damit sie wissen, was sie klären müssen. Denn für den Menschen allein ist es schwer zu entscheiden, ob der Gute Trieb zu ihm spricht, oder ob es die Worte des Bösen Triebes sind.
So werden wir verstehen, was die Weisen auf den Vers sagten: „Wer nun weise wäre und ließe es sich zu Herzen gehen und verkündigte, was des Ewigen Mund zu ihm sagt, warum das Land verderbt usw.[6]“ Rabbi Jehuda sagte, dass Rav sagte: Sie segnen die Tora nicht am Anfang“. Und Rabbi Nissim versteht im Namen von Rabbenu Jona, und das ist seine Rede: Der Vers erklärt sich so, dass sie vor der Bearbeitung des Landes keinen Segensspruch auf die Tora gesagt haben. Die Ursache bestand darin, dass sie die Tora verlassen hatten, und das ist die einfache Bedeutung des Verses, dass sie die Tora verlassen hatten und sich nicht mehr mit ihr beschäftigten.
Und es werden nun die Weisen und die Propheten gefragt – warum haben sie nicht erklärt, und war es nicht etwa eine offenbarte Sache und einfach zu erklären? Doch natürlich hatte man sich immer mit der Tora beschäftigt, und deswegen waren die Weisen und die Propheten ratlos: Warum verderbt das Land? Bis der Heilige, gelobt sei Er, es selbst erklärte: dass er weiß, dass sie im Grunde ihrer Herzen doch nicht am Anfang auf die Tora gesegnet hatten, was bedeutet, dass die Tora in ihren Augen nicht wichtig genug war, als dass es sich schicken würde, auf sie einen Segensspruch zu sprechen; dass sie sich ihr nicht liShma widmeten, und dass sie deswegen ihren Segensspruch vernachlässigten usw. Bis hierhin seine Worte.
Wie oben gesagt besteht also der Hauptzweck des Studiums der Tora und der Erfüllung der Gebote darin, die Offenbarung des Lichtes Seines Angesichts nach unten heranzuziehen. Und das gehört zum Konzept von „Das Licht, welches in ihr ist, führt ihn zum Guten zurück“, und das offenbart sich durch die Wahl und dadurch, dass man sich ihrem Studium liShma widmet. Und dann erfüllt sich, was Rabbi Meir sagte: „Demjenigen, der Tora liShma studiert, offenbart man die Geheimnisse der Tora“ usw. Und das heißt, dass Sein Königtum sich unten offenbart. Und das ist das Konzept von „…und sie tut – [es ist so], als würdet ihr Mich machen“.
Möge der Schöpfer uns helfen, auf dass wir würdig werden, [Licht] heranzuziehen, und möge sich der Ruhm des Ewigen auf der ganzen Erde verbreiten, bald, in unseren Tagen, Amen
Von deinem Freund, der dir und deiner Familie alles Gute wünscht, Sela
Baruch Shalom HaLevi Ashlag
[1] 3. Buch Moses 26,3
[2] Jesaja 6,3
[3] Sacharia 14,9
[4] 2. Buch Moses 18,13
[5] 2. Buch Moses 18,16
[6] Jeremia 9,11
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