Rabash, Brief 36, Sukkot

Vorabend von Sukkot, 9. Oktober 1957, Manchester

An die Freunde im Heiligen Land, mögen sie ewig leben,

Diese Woche erhielt ich zwei Briefe von… und auf seine Frage… werde ich unter vier Augen antworten.

Im Allgemeinen sagten unsere Weisen: „Jeder, der einen Weisen bei der Grabrede nicht preist, soll zu seinen Lebzeiten begraben werden“ (Shabbat 105). Wir sollten uns fragen: „Warum verdient er eine so harte Strafe?“ Weiterlesen

RABASH, Brief 68

18. Dezember 1963, achter Tag von Chanukka

Hallo und alles Gute für meinen Freund,

Ich sende dir und deiner Familie Glückwünsche. Möge deine Familie Zufriedenheit, Frieden und Gesundheit erfahren. So wie deine Familie gewachsen ist, so mögen auch alle Werke, an denen du beteiligt bist, wachsen, sowohl körperlich als auch spirituell, und mögest du in ihnen Erfolg und Segen finden.

Unsere Weisen haben beschlossen, an die zwei Wunder, die sich für ganz Israel ereigneten, öffentlich zu erinnern: Chanukka und Purim. An Chanukka (Rast) geschieht dies durch das Anzünden der Kerzen und an Purim (Los, Schicksal) durch das Lesen der Megilla (Tanach Abschnitt “das Buch Esther“). Chanukka ist nur eine Rast bevor man weitergeht bis zu Purim, welches das Ziel ist.

Dabei muss man verstehen, weshalb wir an Chanukka die Kerzen nach außen zeigen müssen, dann, wenn alle den Markt verlassen haben, so dass sie alle sehen können. An Purim findet dies nicht statt. Auch sollte man verstehen, wieso die Weisen an Chanukka die Frage, “was ist Chanukka” stellen.

Wir sollten zwischen einem Wunder, das sich auf die Spiritualität bezieht, und einem Wunder, das sich auf die Materialität bezieht, unterscheiden. 

Was ist überhaupt mit Wunder gemeint? Es ist bekannt, dass etwas Natürliches nicht als Wunder angesehen wird, aber das, was über die Natur hinausgeht, wird als Wunder betrachtet. Natürlich bedeutet etwas, das der Mensch allein tun kann. Das wird als natürlich bezeichnet. Aber was der Mensch nicht tun kann, gilt bereits als über der Natur stehend.

Wenn zum Beispiel jemand schwer krank ist und alle Ärzte aufgegeben und gesagt haben, dass sie dem Patienten nicht helfen können, dann sagt eine sogenannt gläubige Person zum Schöpfer: „Lieber Gott, jetzt kann mir niemand außer Dir helfen. Tue ein Wunder und heile diesen Kranken.“ Und wenn der Kranke geheilt wird, nennt das diese Welt ein „Wunder vom Himmel“.

In der Spiritualität ist die Bedeutung eines Wunders eine andere. Wenn ein Mensch geboren wird, ist der böse Trieb sofort mit ihm verbunden, wie es geschrieben steht: „Die Sünde sitzt vor der Tür“. Der gute Trieb zeigt sich erst nach dreizehn Jahren. Die Weisen sagten: „Das Gericht sei gewarnt, die Worte des Klägers zu hören, bevor der Anwalt des Beklagten kommt“, denn sie werden das Argument des Klägers rechtfertigen. Wenn also der böse Trieb mit seinen Argumenten zu einem Menschen kommt, ist er gezwungen, ihm zuzuhören. Erst später, wenn der gute Trieb kommt, werden dessen Worte nicht mehr gehört. Daraus folgt, dass der gute Trieb im Exil ist und der böse Trieb die volle Kontrolle über den Körper des Menschen hat. Dies wird als Spiritualität im Exil, unter der Herrschaft des Körpers, betrachtet.

Der Mensch kann aus diesem Exil alleine nicht herauskommen. Nur die Höhere Kraft kann ihn befreien. Die Weisen sagten dazu: „Die Neigung des Menschen überwältigt ihn jeden Tag und versucht, ihn zu töten. Ohne Hilfe des Schöpfers kann er sie nicht überwinden.“ Daraus ersehen wir, dass nur die Höhere Kraft helfen kann, und dies wird in der Spiritualität ein Wunder genannt.

An Chanukka wird gesagt: „Das böse Reich Griechenlands kam über Dein [des Schöpfers] Volk Israel, um es Deine Lehre vergessen zu lassen und es von den Gesetzen Deines Willens abzubringen.“ Damit ist gemeint, dass die Griechen [der böse Trieb] mit ihrer Philosophie über das Volk Israel herrschen wollten und deshalb diente das Exil nur dazu, das Volk Israel in der Spiritualität voranzubringen.

Das ist die Bedeutung der Worte: „Die Griechen haben sich um mich versammelt … und haben die Mauern meiner Türme zerbrochen.“ Der heilige ARI sagt, dass Chomat (Mauer) vom Wort Tehum (Gebiet/Zone) abstammt, was bedeutet, dass das Volk Israel eine Grenze hat, was es denken darf. Das heißt, man muss glauben, dass die Höhere Kraft die Welt mit wohlwollend führt, auch wenn wir es nicht verstehen.

Eine [Landes] Grenze bedeutet auch, dass eine Mauer errichtet ist, die Feinde nicht durchdringen können. Spirituell meint dies ein Schutz vor fremden Gedanken. Deshalb wird der Glaube eine „Mauer“ genannt. Die Griechen durchbrachen diese Mauer, doch es geschah ein Wunder, und die Höhere Kraft half dem Volk Israel, wie es heißt: „Wäre nicht die Hilfe des Schöpfers gewesen, hätten sie dies nicht überwunden.“

Daraus folgt, dass das Wunder von Chanukka ein spirituelles Wunder war. In der Spiritualität müssen wir aber immer mit “was“ hinterfragen, da wir sonst das Wunder nicht spüren. Deshalb fragten die Weisen: „Was ist Chanukka?“. Dies darum, damit jeder nach dem Wunder der Spiritualität fragt. Was meint, dass zuerst die Bedeutung des spirituellen Exils erkannt werden muss, um dann die spirituelle Erlösung erlangen zu können.

Und deshalb sollten wir dies verbreiten, damit sich alle Menschen dafür beginnen zu interessieren. Andernfalls werden wir weder das Exil noch die Erlösung fühlen, denn das Exil ist eine Frage des Gefühls.

Dazu ein Beispiel: Jemand, der seinen Freund am Shabbat Auto fahren sieht (orthodoxe Juden fahren am Shabbat nicht Auto), geht auf ihn zu und fragt ihn ob er es bereut, am Shabbat Auto zu fahren. Schließlich haben die Weisen gesagt: ‚Die Gottlosen sind voller Reue.‘ Er wird ihn sicher auslachen. Was bedeutet es also, dass unsere Weisen sagten, die Gottlosen seien voller Reue? Nur derjenige, der spürt, dass er böse ist, kann bereuen. Derjenige, der es nicht fühlt, bereut nicht. Wer also etwas tut, wie am Shabbat mit dem Auto zu fahren und diese Sache nicht bereut, fühlt nicht, dass er böse ist, denn er glaubt nicht an den Schöpfer, und betrachtet sich daher nicht als böse, weil er am Shabbat fährt.

Daraus folgt, dass ein Mensch nicht im spirituellen Exil sein kann, wenn er es nicht spürt. Damit man beginnt, über sich selbst nachzudenken, muss man sich deshalb immer fragen “was ist Chanukka?“ 

An Purim ist es anders. Dort findet die Erlösung auf physischer Ebene statt. Deshalb ist es dann nicht nötig, “was“ zu fragen. Ein körperliches Exil ist etwas, das jeder kennt und fühlt, so dass, wenn das Wunder bekannt gemacht wird, jeder weiß, was gemeint ist.

Deshalb wird an Chanukka gesagt: „Diese Kerzen … und wir haben keine Erlaubnis, sie zu benutzen“. Denn das Wunder betrifft die Spiritualität. An Purim aber heißt es “Fest und Freude“, da das Wunder den Körper betrifft.

Möge der Schöpfer uns helfen, Erlösung in spiritueller und körperlicher Hinsicht zu erlangen, Amen.

Von Ihrem Freund, der Ihnen und Ihrer Familie das Beste wünscht,

Baruch Shalom HaLevi Ashlag

 

Brief 53, Rabash: Bedeutung von Chanukka

19. Dezember 1960, Chanukka, Bnei Brack

Meinem Freund…

Ich sehne mich sehr danach zu hören, wie es Dir und vor allem Deiner Familie geht. Ich habe lang nichts von Dir gehört und wir vertrauen auf den Schöpfer, bald gute Nachrichten zu hören. Ich werde meinen Brief mit Worten der Tora abschließen.

Unsere Weisen sagten: „Was ist Chanukka? Unsere Weisen lehrten,“ usw. Wir sehen, dass Chanukka aus den Buchstaben Chanu (parken/pausieren) Koh (hier/jetzt) besteht, was bedeutet, dass am 25. Kislew (dritter hebräischer Monat) eine Pause eingelegt wurde, denn das Pausieren geschieht genau in der Mitte der Arbeit. Die Pause in der Mitte dient dazu, Kraft zu sammeln, um die Arbeit fortsetzen zu können.

Wir müssen verstehen, was sie noch zu tun hatten, nachdem sie den ersten Krieg beendet haben, und was sie noch tun mussten, bis sie sagen konnten, dass sie den Krieg beendet haben. Wir sehen, dass die Griechen während des Zweiten Tempels Israel das Verbot auferlegten, sich mit der Tora und den Mizwot (Geboten) zu beschäftigen. Daraus folgt, dass das ganze Wunder darin bestand, dass sie sich nach dem Krieg mit Tora und Mizwot beschäftigen konnten. Also bezog sich das Wunder auf die Spiritualität. Weiterlesen

Rabash, Brief 9

Für meine Freunde, mögen sie ewig leben.

„Und es wird geschehen, da [ekev] ihr darauf hört – auf die Gebote, die der Mensch mit den Fersen [Akevim] tritt“ (Yalkut [Sammlung]).

Mein Vater und Lehrer [Baal HaSulam] erklärte, dass es hier um den Glauben geht, der eine leichte Sache in den Augen des Menschen ist, und er tritt ihn mit den Füßen.

Um dies klarer zu verstehen, lasst uns erläutern, was die Weisen (Tanhuma) sagten, und dies sind ihre Worte: „Und es wird geschehen, da: darauf verweist der Vers: „Warum sollte ich mich fürchten in bösen Tagen, wenn mich die Missetat meiner Verfolger umgibt“. Gesegnet sei der Name des Schöpfers, der Israel die Thora gegeben hat, in denen (Israel) es 613 Mizwot [Gebote] gibt, ein Teil davon ist leicht und ein Teil schwerwiegend. Weil  es leichte Mizwot gibt, bei denen Menschen nicht Acht geben, sondern sie unter die Füße werfen, da sie leicht sind; deswegen fürchtete sich der König David vor dem Tag des Gerichts und sagte, Herr der Welt, ich fürchte mich nicht vor den schwerwiegenden Geboten der Thora, die schwerwiegend sind; was ich fürchte, sind die leichten Gebote, ob ich nicht gegen eines davon verstoßen habe, ob ich es erfüllt habe, oder nicht erfüllt habe, weil es leicht war. Du sagtest doch: “Sei bei dem leichten Gebot so vorsichtig wie bei dem schwerwiegenden””. Deswegen sagte er: “Warum sollte ich mich fürchten an den schlechten Tagen”, und es steht auch geschrieben: “Auch Dein Knecht ist vorsichtig mit deren Erfüllung, in deren Einhaltung aufgrund [ekev] der Mehrheit” (Psalm 19:12), bis hier seine Worte. Weiterlesen

Rabash, Brief 10

An meine Freunde, mögen sie lang leben,

Ich bin darüber verwundert, von niemandem ein geschriebenes Wort erhalten zu haben, hatte ich doch damit gerechnet, das Werk eines Jeden zu erhalten, also dass jeder seine Taten erläutert, im Sinne von “Wenn ich sehe Deinen Himmel, deiner Finger Werk” (Psalm 8:4). “Deinen Himmel”, also Arbeiten für den Schöpfer, die am Werk deiner Finger zu erkennen sind. D.h. dadurch, dass jeder sich bemüht, darauf hin zu arbeiten, die “Shechina aus dem Staub zu erheben”, damit sich [der Vers] erfüllt: “Und jeder zeigt mit seinem Finger und sagt, hier ist unser Gott” (Taanit 31a), etc. Weiterlesen

Rabash, Brief 1

Brief Nr. 1

„Und du sollst sprechen mit all jenen, die weisen Herzens sind, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe“ (Exodus 28:3) Etc.

An meinen ehrenwerten Vater, möge er lange und glücklich leben.

Bezugnehmend auf unser Gespräch über das Studium der Kabbala in Reinheit, etc., soll ich alles, was ich nicht weiß, schreiben, und du würdest mir alle meine Fragen beantworten.

Ich sehe, dass ich nichts Besonderes zu schreiben habe, nur im Allgemeinen, dass ich kein einziges Wort in Reinheit zu studieren vermag. Denn der Weg ist, dass man einzelne Unklarheiten aus einer Menge von Gewissheiten aussortiert, und nicht die Gewissheiten – aus der Menge von Unklarheiten. Dann muss man nämlich der Reihenfolge nach studieren. Weiterlesen

Texte für Rosh HaShana: Das jüdische Neujahr (Rosh HaShana)

Das Gebet, das zum Jüdischen Neujahr gesprochen wird, erwähnt drei Bedingungen für den Aufstieg auf die spirituelle Stufe, die Neues Jahr genannt wird:

  1. Königreich
  2. Erinnerung
  3. Das Widderhorn (Shofar) blasen

Was bedeutet das?

„Königreich“ ist das Verlangen zu Geben (der Schöpfer), die Höhere Kraft, die alles erschaffen hat, um in uns zu regieren.

Wir haben „Erinnerungen“ (Reshimot), die uns in einen Zustand bringen können, in dem wir den Schöpfer in dem Maße enthüllen, in dem wir Ihm – der Eigenschaft des Gebens – gleichen.

Um dorthin zu gelangen, „blasen wir das Shofar“ oder in anderen Worten, wir erheben die Eigenschaft des Gebens über die Eigenschaft des Empfangens.

Das Wort Shofar – Horn, stammt vom aramäischen Wort Shufra und bedeutet „Wichtigkeit“.

Aus: Laitman.de

Texte für Rosh HaShana: Bedeutung von Rosh HaShana

Der spirituelle Aufstieg vollzieht sich von dem Empfangen für sich hin zum Geben an die anderen, was als „Glaube über dem Verstand” bezeichnet wird. Es bedeutet, dass man das Geben dem Empfangen vorzieht und Genuss vom Geben empfängt.

Man muss Begeisterung und Freude verspüren, weil man sich über seinen Egoismus erheben kann und nicht mehr darauf achtet, welchen Gewinn man daraus hat. Doch man braucht dazu das Licht und die Kraft, um in sich eine solche Veränderung zu vollziehen.

Das bedeutet: „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”, wenn die Allgemeine Kraft und ich einander zu verstehen beginnen. Ich verstehe, warum der Schöpfer mein Leben leer erscheinen lässt und mir die Möglichkeit gab, mich der Gruppe anzuschließen, um das Thema Geben zu klären.

Er leuchtet mir ein wenig, als würde Er sagen: „Nimm das!”, damit ich den ersten Schritt machen kann. Doch die Umsetzung liegt bei mir. Malchut des Höheren (die Eigenschaft des Gebens) wird von meinem egoistischen Keter (Rosh, Kopf) als dunkel und leer gesehen. Doch wenn ich beschließe, mein Keter durch mein Verlangen zu geben an die Gruppe anzuheften, dann erscheint mir Malchut des Höheren nicht mehr leer – und dann hefte ich mich an sie als an eine höhere Stufe an.

Das bedeutet auch den Beginn eines neuen Weges. Der Anfang heißt Neujahr (Rosh HaShana – Haupt des Jahres), das dem Monat Elul folgt – Akronym von „Ich zu meinem Geliebten und der Geliebte zu mir”.

Aus: Laitman.de

Texte für Rosh HaShana: Shamati 120

Ich hörte am Ende von Rosh HaShana, im Jahr 1942, in Jerusalem

Der Hintergrund des Brauches, an Rosh HaShana keine Nüsse zu essen, ist der, weil  Egos (Nuss) dem Zahlenwert von Chet (Sünde) entspricht. Und er fragte: „Entspricht Egos nicht dem Zahlenwert von Tov (gut)?“ Und er sagte, dass Egos den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse meint.

Und bevor man nicht aus Liebe bereut, ist Egos in ihm noch immer eine Sünde.

Und für denjenigen, der bereits der Reue durch Liebe würdig wurde, werden seine boshafte Vergehen zu unabsichtlichen Fehlern. Folglich wurde sein Chet zu Tow, und dann darf er bereits Nüsse essen. Deswegen muss man darauf achtgeben, Dinge zu essen, in denen es keinerlei Andeutung auf die Sünde gibt, welche als Baum des Lebens gelten. Die Dinge aber, welche den Zahlenwert von Chet (Sünde) aufweisen, deuten auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

Texte für Rosh HaShana: Rabash, Brief 34

Rosh Hashana bedeutet einen Neuanfang, dass der Mensch also beginnt, das Gebäude von neuem zu errichten, wie die Weisen sagten: „Der Mensch soll sich immer als halb sündig und halb rechtschaffen ansehen (wörtlich „halb schuldig und halb unschuldig“, Anm. d. Ü). Hat er ein einziges Gebot erfüllt, dann ist das Glück sein, denn er warf sich selbst und die ganze Welt mit sich auf die Waagschale des Verdienstes. Hat er eine einzige Verfehlung begangen, wehe ihm, denn er warf sich selbst und die ganze Welt mit sich auf die Waagschale der Schuld.“

Wir müssen verstehen, was es bedeutet, dass der Mensch sich stets als halb-halb ansehen soll:

1) Wenn er ein Gebot (Mizwa) erfüllt und sich auf die Waagschale des Verdienstes geworfen hat, wie kann man dann sagen, dass er noch „halb-halb“ ist? Hat er nicht schon für die Waagschale des Verdienstes entschieden? Genauso im umgekehrten Fall, wenn er schon, Gott behüte, eine einzige Verfehlung begangen hat, wie kann man noch sagen, dass er halb-halb ist?

2) Wie kann man sagen, dass er sich als halb-halb ansehen soll, wenn der Mensch selbst weiß, dass er voller Fehler und Sünden ist? Gleichzeitig ist der Mensch verpflichtet, zu bekennen: „Wir sind schuldig, wir haben betrogen“, und „Für die Sünde“.

Zum Artikel…

Texte für Rosh HaShana: Rabash, Brief 23

An [meine] Freunde, mögen sie ewig leben

Ich möchte mich, da ein neues Jahr naht, der Gruppe [in der Weise] annähern, dass wir uns in dem starken Vertrauen festigen sollen, dass wir in der allgemeinen Erlösung der [persönlichen] Erlösung würdig werden, dass sich der Name des Ruhmes Seines Königreichs auf der ganzen Erde offenbart, dass die Entfernten hören und kommen, also dass sie fühlen, dass sie von der Arbeit an der Reinheit der Heiligkeit entfernt waren, und dem Aspekt des Hörens würdig werden. Dann entsteht die Vereinigung vom Tun und Hören, und das ist es, was die Schrift meint, [wenn sie sagt]: „Der den Armseligen aufrichtet aus dem Staub und erhöht den Armen aus dem Kot.“[1] Weiterlesen

Rabash, Brief 2, Der Einfluss der Umgebung auf einen Menschen

Rav Baruch Shalom HaLevi Ashlag, Brief 2 aus dem Jahr 1967

Es ist das Gesetz bekannt, welches in der ganzen Welt wirkt: Es ist schlecht, wenn ein Spezialist in seiner Sache in die Umgebung von Unprofessionellen (Laien) gerät und von ihnen lernt. Das heißt, wenn er ein wahrer Spezialist ist, zum Beispiel ein Schuhmacher, der zu unprofessionellen Schuhmachern lernen kommt, und sie ihm zu verstehen geben, dass es sich nicht lohnt, qualitativ gute Schuhe herzustellen, sondern er solle tun, wie es geht, (und man sagt ihm,) es würde sich nicht lohnen, bequeme und schöne Schuhe herzustellen. Weiterlesen

Rabash, Brief 34

Vorabend von Rosh Ha-Shana, 25. September, 1957

An meine Freunde, mögen sie ewig leben.

Nachdem ich euch im imaginären körperlichen Raum näher gekommen bin, hoffen wir auf eine Annäherung der Herzen, denn seit längerem haben wir keine Briefe ausgetauscht. Diese körperliche Tat befördert Einheit, wie man es im Gebet von Rosh ha-Shana aufsagt: „Und sie sollen alle zu einer Vereinigung werden“; dann wird es einfacher, „Deinen Willen aus vollem Herzen zu tun“. Weiterlesen

Rabash, Brief 40

Brief Nr. 40, 31. Tag der Omer-Zählung, 6. Mai 1958, Manchester

korr, EY, 13.08.2023

An die Studenten, mögen sie leben,

Ich habe ein Telegramm von … erhalten, dass wir gewonnen haben. Hoffen wir, dass wir auch den Krieg gegen die Neigung gewinnen werden – dass wir auch hier erfolgreich sein und das Ziel erreichen werden, dem Schöpfer Zufriedenheit zu bringen.

Es ist an der Zeit, dass wir wie mächtige, starke Helden auf unser heiliges Ziel zugehen. Es ist bekannt, dass der gepflasterte Weg, der zum Ziel führt, die Liebe zu den Freunden ist, durch die man zur Liebe zum Schöpfer übergeht. Und in Sachen Liebe heißt es: „Kauf dir einen Freund“. Mit anderen Worten, durch Taten kauft man sich das Herz seines Freundes. Und selbst wenn man sieht, dass das Herz seines Freundes wie ein Stein ist, ist das keine Entschuldigung. Wenn man das Gefühl hat, dass man geeignet ist, sein Freund in der Arbeit zu sein, dann muss man ihn durch Taten kaufen. Weiterlesen

Rabash, Brief 37

Brief Nr. 37

In Bezug auf die Trennung zwischen der Liebe der Freunde und der Arbeit für den Schöpfer – dies verstehe ich nicht… denn es war niemals üblich bei meinem Vater und Lehrer seligen Andenkens (Baal Hasulam), diese zwei Dinge zu verbinden.

Im Gegenteil war es immer verboten, unter Freunden Worte der Tora zu sprechen, oder von Zuständen des Kleinheit oder Größe zu reden. Unser Weg war immer, “Gehe in Demut”. Es war kaum erlaubt, unter Freunden über die Arbeit zu sprechen, wie es in einigen Artikeln von Baal Hasulam erörtert wurde.

Im Gegenteil, die Hingabe der Freunde war gerade charakteristisch für gewöhnliche Menschen, wenn jeder sich nur um die physische Realität der Freunde sorgt, und nicht um ihre Spiritualität. Und alle Annäherung unter Freunden war gerade mittels der Mahlzeiten mit dem Trinken von Wein, und nicht durch Worte der Tora.

Daher weiß ich nicht, was du hier erneuern willst. Vielleicht hast du bis jetzt geglaubt, dass man für die Liebe der Freunde nicht über die Belange der Arbeit zu sprechen und sich nicht mit ihnen zu befassen braucht, und nun sicher weißt, dass es nur so sein muss, also durch das Gehen in Demut.

Es muss so sein, wie wenn man der Einladung zu einem freudigen Ereignis seines Freundes folgt: man nimmt auf sich keine Rücksicht, ob man nun gute Laune hat oder nicht, sondern man muss an der Freude des Freundes teilhaben. Man darf dem Freund kein verärgertes, sondern nur ein glückliches Gesicht zeigen. So auch hier: die Verbindung der Freunde muss so sein, dass jeder dem anderen Freude zu bereiten sucht, und zwar gerade in den körperlichen Dingen, denn gerade dies ist das Prinzip von „erwerbe dir einen Freund“.

„Mache dir einen Rav“ ist bereits eine andere Sache. Manchmal kommt es unter Freunden vor, dass einer dem anderen gegenüber „Mache dir einen Rav“ ausführen will. Das passiert gerade unter Freunden, die sehr aufpassen und außerordentlich strikt sind. Nicht alle sind dafür geeignet. Vor allem ist das keine „Liebe der Freunde“ mehr, [also] das, was die Liebe der Freunde erfordert, denn es gibt keinerlei Verbindung zur Arbeit, wie du mir geschrieben hast.

Baruch Shalom Halevi Ashlag, Sohn von Baal Hasulam

Rabash, Brief 24

Shalom und alles Gute,

An meinen Freund…

Als Antwort auf deinen Brief (…), zu deiner ersten Frage in Bezug darauf, dass du Wache stehen musst, um Liebe in den Herzen der Freunde zu erwecken, und dass dir diese Sache nicht gut bekommt – gerade das sehe ich in Bezug auf dich als eine Notwendigkeit. Dir ist bekannt, was mein Vater sagte, dass man nämlich aus der Beziehung zum Freund lernt, wie man sich gegenüber dem Schöpfer verhalten soll.

Denn das Obere Licht befindet sich in vollkommener Ruhe, und man muss immer die Liebe erwecken, „bis die Liebe unserer Verlobung verlangt“. Mit anderen Worten zeigt man dir vom Himmel, dass du auf diesem Wege immer die Liebe Seines Namens erwecken musst. Denn alle harren ob deiner Erweckung. Weiterlesen

Rabash, Brief 8

26. Mai 1955, Tel-Aviv, am 48. Tag der Omer-Zählung, einen Tag vor Shavuot

Hallo und alles Gute für meinen Freund…

Als Antwort auf deinen Brief muss ich zugeben, dass ich momentan nichts Schriftliches hinzuzufügen habe. Sondern wie es geschrieben steht: „Sage den Kindern Israel, dass sie ziehen.“[1] Euch ist bekannt, dass „ziehen“ das Gehen von einem Zustand zum zweiten Zustand bedeutet, also die Ortsänderung. Wie Baal Sulam im Sulam Kommentar den Vers „Ein Tag sagt’s dem andern“[2] deutete und dazu schrieb, dass es nicht sein kann, dass ein Tag auf den anderen folgt, ohne dass sich der Zustand der Nacht dazwischen befindet, dass es also in der Mitte eine Pause gibt, sonst gilt dies als ein langer Tag und nicht als ein Tag nach dem andern. Die Arbeitsabfolge ist aber gerade ein Tag nach dem andern. „Und eine Nacht tut’s kund der andern“, was bedeutet, dass es zwischendurch einen Tag gibt, bis hier seine Worte. Weiterlesen

Rabash, Brief 39

Shalom und alles Gute an meinen Freund…

Gemäß der Tradition habe ich die zehn Pfund (Englische Pfund Sterling) für Purim besorgt, und das ist der halbe Shekel (Silberling), und ein Shekel hat zwanzig Gera[1], und ein halber Shekel hat zehn. Und im Heiligen Sohar steht geschrieben, dass ein halber ShekelJud“ heißt, also zehn, und das ist ein Messstein für die Spende an den Ewigen (Ki Tissa, 4).

Und man muss die Worte des Heiligen Sohar wie folgt erklären: Das Konzept des halben Shekel ist dann, wenn der Mensch beginnt, in seinem Verstand abzuwägen, wie er zum Ewigen zurückkehren soll, wenn er doch selbst weiß, dass er viele Sünden und Vergehen begangen hat. Daraufhin sagt der Heilige Sohar, dass der Mensch wissen soll, dass er sich stets im Zustand von Hälfte gegen Hälfte befindet, d. h. eine Hälfte von Verdiensten und eine Hälfte von Sünden, und dass er immer die Möglichkeit hat, die Waage auf die Seite der Verdienste zu neigen. Wie die Weisen sagten: „Stets soll der Mensch sich als halb schuldig und halb freigesprochen fühlen. Hat er ein Gebot erfüllt, so sei er gesegnet, denn er hat sich selbst und die ganze Welt auf die Seite des Verdienstes geneigt[2]“ usw.

Und die Bedeutung hiervon müssen wir gemäß den Worten der Weisen interpretieren: „Jeder, der größer ist als sein Freund, dessen [Böser] Trieb ist auch größer als der des Freundes [3]“. Das hat zur Ursache, dass wenn ihm kein größerer Böser Trieb verliehen wird, er auch keine Wahl haben wird, denn wenn das Gute größer ist als das Böse, hat er keine Möglichkeit zu wählen, da eine Wahl eben nur dann stattfindet, wenn beide gleich sind und er derjenige ist, der die (Waagschale) neigt.

Und in diesem Sinne sollst du verstehen, was die Weisen sagten: „In der Zukunft wird der Heilige, gelobt sei Er, den Bösen Trieb heranführen und ihn vor den Augen der Gerechten und vor den Augen der Bösewichte schlachten. Den Gerechten wird er wie ein hoher Berg erscheinen, und den Bösewichten – wie ein dünnes Haar[4].“ Und hier müssen wir verstehen, wer hat nun Recht? Das heißt was ist die Größe des Bösen Triebes? Es ist so, wie ich bereits erklärt habe: Bei den Bösewichten, die nur wenige Verdienste haben, ist auch der Böse Trieb nicht so groß, sondern wie ein „dünnes Haar“ – damit es „Hälfte gegen Hälfte“ ist, und wenn es wenig Gutes gibt, dann muss es auch wenig Böses geben. Gerechte dagegen, die viele Verdienste haben – sie müssen auch einen großen Bösen Trieb haben, und daher ist bei den Gerechten der Böse Trieb „ein hoher Berg“.

Und so wirst du das schwere Problem aller Welt lösen, die es sich mit dem Vers schwer macht: „Geh hinein zu Pharao, denn ich habe sein Herz verhärtet (wörtl. schwer gemacht)[5]“ – denn dadurch, dass Er sein Herz verhärtete, hat ihm der Heilige, gelobt sei Er, die [freie] Wahl genommen?

Doch nach dem, was ich bereits erklärt habe, läuft es auf das Gegenteil hinaus: denn dadurch, dass der Ewige sein Herz verhärtete, hat er nun die Möglichkeit, noch einmal eine Wahl zu treffen. Denn als Pharao sagte: „Der Ewige ist gerecht, ich aber und mein Volk sind Bösewichte“, sehen wir, dass er sich bereits der Seite des Verdienstes zuneigte, und dass er vollständig gut ist und dass er da nichts mehr zu tun braucht. Deswegen musste der Schöpfer als Gegenseite zum Guten in ihm auch seinen bösen Trieb vergrößern, wie die Weisen sagten: „Jeder, der größer ist als sein Freund, dessen [Böser] Trieb ist auch größer als der des Freundes“. Als also der Heilige, gelobt sei Er, das Herz von Pharao verhärtete, schaffte Er ihm damit Raum, um nochmals eine Wahl zu treffen.

Auf dass wir würdig werden, vom Ewigen zweierlei zu erhalten, Heilung und Erlösung.

Von dem Freund, der Dir und Deiner Familie alles Gute wünscht,

Baruch Shalom HaLevi Ashlag

[1] 2. Buch Moses 30,13

[2] Kiddushin 40a

[3] Sukka 52a

[4] Sukka 52a

[5] 2. Buch Moses, 10,1

 

 

Rabash, Brief 76

An meinen lieben Freund…

Ich sehne mich sehr danach zu hören, was bei euch los ist und wie es deiner Familie geht, im Ganzen und in Einzelheiten.

„Wenn ihr in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote halten werdet und sie tut[1]“ Der Heilige Sohar fragt nach: „Wenn Er doch schon sagte, „wandeln“ und „halten“, warum dann noch „und tut“? Und er antwortet: Wenn Einer die Gebote der Tora tut und Seinen Weg geht, dann ist es so, als habe er den Schöpfer gemacht [getan]. Der Heilige, gesegnet sei Er, sagte: Es ist so, als hätte er Mich gemacht. Und das ist die Bedeutung von „und tut“ – als hättet ihr Mich getan“ (Bechukotaj 18, im Sulam ebenda).

Und hier müssen wir verstehen, was es bedeutet, dass wer den Weg des Schöpfers geht, den Schöpfer tut – wie kann der Mensch so etwas denken? Weiterlesen

Rabash, Brief 74

Shalom und alles Gute, Sela, an meinen Freund, den ich liebe wie meine Seele…

Sehr sehne ich mich danach zu hören, wie es deiner Umgebung geht, sowohl gesundheitlich als auch finanziell, und wie deine Kinder mit dem Studium zurechtkommen. Bei mir gibt es keine besonderen Neuigkeiten. Und ich will meinen Brief mit Worten der Tora beenden.

Im Wochenabschnitt heißt es: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du ruhen“[1]. Das bedeutet, dass der Shabbattag für die Ruhe vorgesehen ist und die Wochentage für die Arbeit, d. h. man muss arbeiten. Und wer während der Wochentage nicht arbeitet, der erfüllt nicht „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun“. Was sollen aber Tora-Gelehrte tun, für die ihre Tora ihr Beruf ist?

Und das muss man mit einer Moralvorschrift (Mussar) erklären, und man muss auch erklären, worum es der Moralvorschrift geht, also was von uns erwartet wird, worin das Einhalten von Tora und Mizwot besteht. Und gemäß dem, was mein Vater und Lehrer, seligen Andenkens, erklärte, sind sie (die Tora-Gelehrten) uns zur Heilung gegeben, und durch sie werden wir zu dem Ziel gelangen, das wir erreichen müssen.

Und zuallererst müssen wir den Gegenstand des Schöpfungszieles verstehen – also zu welchem Zweck wir in diese Welt gekommen sind. Und es ist aus [den] heiligen Büchern bekannt, dass das Schöpfungsziel darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun (und auch gemäß der Regel, dass der Wunsch der Kuh zu säugen größer ist, als der Wunsch des Kalbs zu saugen). Doch wer verhindert es, dass wir das Gute und den Genuss erhalten, die der Schöpfer uns geben möchte? Und sie erklärten, dass dies zum Zweck hat, dass es kein „Brot der Schande“ wird, denn wenn jemand ein Geschenk von seinem Freund erhält, dann schämt er sich vor ihm – und damit der Mensch sich beim Erhalt des Genusses nicht schämt, wurde uns die Arbeit in  Tora und Mizwot gegeben, damit wir uns durch die Bemühung in  Tora und Mizwot den Erhalt der Belohnung verdienen. Das heißt, nachdem wir geeignete Kelim haben, um den Genuss und die Fülle vom Schöpfer zu erhalten – ohne während des Empfangs des Genusses Scham zu empfinden – wird vom Himmel alles Gute und Wonne gegeben.

Nun werden wir auch die Frage von vorhin verstehen. Denn sechs (Wochen-)tage ist uns die Arbeit in der Vorbereitung der Kelim gegeben, damit sie geeignet werden für den Empfang des Genusses, und das wird als die „Bemühung“ bezeichnet. Und am Shabbat ist die Zeit, um den Genuss zu empfangen, und nicht um Kelim zu korrigieren. Daher wird Shabbat als „Einstellung der Arbeit“ oder „Ruhe“ bezeichnet, und alle Kelim, die man am Vorabend des Shabbat vorbereitet hat, füllt man am Shabbat, denn Shabbat ist meEjn Olam haBa – ähnlich der Kommenden Welt.

Und gemäß dem oben Gesagten werden wir die Moralvorschrift lernen, was wir tun müssen, also verstehen, dass wir die Bemühung um unserer Selbst Willen brauchen, um das Gute und den Genuss zu empfangen. Und der Schöpfer wird uns helfen.

Von Yehuda, der dir und deiner Familie Fülle, Segen und Erfolg, Überfluss, Glück und Freude wünscht.

Baruch Shalom Halevi Ashlag

[1] 2. Buch Moses 23,12