Rabash, Brief 24

Shalom und alles Gute,

An meinen Freund…

Als Antwort auf deinen Brief (…), zu deiner ersten Frage in Bezug darauf, dass du Wache stehen musst, um Liebe in den Herzen der Freunde zu erwecken, und dass dir diese Sache nicht gut bekommt – gerade das sehe ich in Bezug auf dich als eine Notwendigkeit. Dir ist bekannt, was mein Vater sagte, dass man nämlich aus der Beziehung zum Freund lernt, wie man sich gegenüber dem Schöpfer verhalten soll.

Denn das Obere Licht befindet sich in vollkommener Ruhe, und man muss immer die Liebe erwecken, „bis die Liebe unserer Verlobung verlangt“. Mit anderen Worten zeigt man dir vom Himmel, dass du auf diesem Wege immer die Liebe Seines Namens erwecken musst. Denn alle harren ob deiner Erweckung.

Denn so wie du siehst, dass du deiner Ansicht nach in der Liebe der Freunde verdient bist, d.h. so zeigt man es dir vom Himmel: dass du erweckst (auch wenn es in Wahrheit nicht unbedingt so sein muss. Denn wenn du die Freunde fragst, bin ich nicht sicher, ob sie mit dir übereinstimmen, also mit deinen Aussagen, dass nur du nach ihnen verlangst, und nicht umgekehrt. Und dies reiche dem Verstehenden).

Das ist das Prinzip von „der Richter hat nur, was seine Augen sehen“. D.h. seitens des Urteils über Dinge musst du nur aufgrund der dir vorliegenden Belege richten. Daher zeigt man dir auf diese Weise vom Himmel, dass du immer wieder die Liebe des Schöpfers erwecken muss, und du musst immer Wache stehen, den ganzen Tag und die ganze Nacht, also sowohl, wenn du den Zustand des „Tages“, als auch, wenn du den Zustand der „Nacht“ spürst.

Denn wir sagen zum Schöpfer: „Dein ist der Tag und dein ist die Nacht“. D.h. auch die Nacht, also die Finsternis der Nacht, kommt vom Schöpfer zum Wohl des Menschen, wie es geschrieben steht: „Ein Tag sagt’s dem andern, und eine Nacht tut’s kund der andern“ (Psalm 19:3), (lese dazu im Sulam-Kommentar, Teil 1, Abschnitt 103).

Daraus folgt, dass es dir obliegt, das Herz der Freunde zu erwecken, bis die Flamme von sich aufsteigt, wie unsere Weisen darüber sagten: „Wenn du die Kerzen zündest“ [„zünden“ hier verwandt mit „aufsteigen lassen“, Anm. Ü.], und dadurch wirst du würdig, die Liebe des Schöpfers auf uns zu erwecken.

Und zu deiner zweiten Frage, in Bezug darauf, dass du immer die Herzen der Schüler erwecken musst, während sie, auch wenn sie bereits die Wichtigkeit des Studiums eingesehen haben, den Unterricht nicht respektieren, auch das sei dir als Verdienst angerechnet.

Du musst selbst urteilen, hat dir der Schöpfer nicht mehrmals Seine Annäherung zuteil werden lassen? D.h. du hast schon mehrmals gespürt, dass du keine anderen Sorgen auf der Welt hast, als nur am Schöpfer in alle Ewigkeit angehaftet zu bleiben, denn du bist nicht würdig, dem König sogar in den einfachsten Arbeiten zu dienen, und welchen Vorrang solltest du vor deinen Zeitgenossen haben?

Trotz alledem wartest du darauf, dass der Schöpfer dich zur Arbeit erweckt, dass du also Erweckung von oben bekommst, um mit dem Studium im Unterricht zu beginnen.

Wie du also deine Schüler erwecken musst, so sagst du auch, dass der Schöpfer dich erwecken muss. Wenn der Schöpfer dir also einen guten Geschmack [an der Arbeit] gibt, dann bist zu bereit zu arbeiten, vorher bist du aber nicht in der Lage, etc. Also zeigt man dir vom Himmel, auf welche Weise, mit welcher Geringschätzung und Verachtung du auf deine Schüler schaust.

Und zur dritten Frage, in Bezug darauf, dass man Partei hält mit großen Übertreibungen: so ist der Weg der Welt, dass man Kleinkindern Angst macht, nachts nicht allein aus dem Haus zu gehen, indem man ihnen sagt, dass draußen der Bär und andere wilde Tiere seien. Denn anders kann es das Kleinkind nicht verstehen. Wenn man es also verstehen lässt, dass draußen kein Löwe und kein Bär sind, sondern es einfach zum Wohl des Kindes ist, schlafen zu gehen, und vor allem zu Hause zu bleiben, dann wird das Baby die Wahrheit nicht aufnehmen können.

Daher sollst du wissen, mein Bruder: um den wahren Weg und wahre Worte von Baal HaSulam zu empfangen, gibt es momentan nicht viele Menschen, die in der Lage sind, die Wahrheit zu hören, sondern du siehst nur lauter Kinder. Und was kann ich dir sagen, wenn du dich in einem Kindergarten befindest und von ihnen beeindruckt bist – du schreibst mir, dass die Kinder glücklich und froh sind; so ist aber die Natur eines Kleinkindes, glücklich und froh zu sein. Man nimmt das Weinen und Lachen eines Babys bekannter Weise auch nicht ernst, da all seine Bewunderung und Aufregung und Wünsche unwichtigen Dingen gelten.

Du aber schaust bewundernd auf das Baby, wie es während des Gebetes weint, bewunderst es, wenn es fröhlich ist und tanzt, und du schreibst mir voller Neid auf die Kinder, wie fröhlich sie sind und wie sie tanzen. Und was willst du? Willst du wieder ein Baby sein? Wisse, Bruder, dass deine Kindheit vorbei ist, denn bevor du das Zimmer von Baal HaSulam betreten hast, hast auch du wie sie getanzt, und das reiche dem Verstehenden.

Möge der Schöpfer uns beistehen und uns erlösen, im Körperlichen und im Spirituellen.

Dein Freund Baruch Shalom Halevi Ashlag, Sohn von Baal Hasulam.

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