Vorwort zum Buch Panim Meirot uMasbirot
Vorwort zum Buch Panim Meirot uMasbirot[1]
Rav Yehuda Ashlag
1) Im Traktat „Ukzin“ heißt es: „Der Schöpfer fand kein besseres Mittel, welches fähig wäre, den Segen für Israel festzuhalten, als den Frieden.“ Es heißt: „Der Schöpfer wird Seinem Volk Kraft geben, indem Er es mit Frieden segnet.“ Und hier gilt es vielerlei nachzuvollziehen: Wo ist bewiesen, dass es für Israel nichts Besseres gibt als den Frieden? Im Gesagten ist erklärt, dass der Frieden ein Segensspruch an sich ist, wie es geschrieben steht: „Es wurde Kraft gegeben und der Segen des Friedens.“ Sollte man nicht ihren Worten folgend sagen: „Es wurde der Frieden gegeben?“ Warum wurde dieser Artikel zum Abschluss der sechs Bücher des Talmuds verfasst? Und auch gilt nachzuvollziehen, was die Worte „Frieden“ und „Kraft“ bedeuten und was deren Herkunft ist.
Um den wahren Sinn dieses Artikels zu erklären, werden wir viel Zeit brauchen, da es unmöglich ist, die Tiefe des Herzens der Weisen der Agada (Legende) zu erkennen. Das bedeutet, dass alles, was mit der Tora und den Mizwot (Geboten) in Verbindung steht, über einen offenen und über einen verborgenen Sinn verfügt, wie es heißt: „Goldene Äpfel in Silber gehüllt – von ihrem Wesen sollst du sprechen.“ Doch die Halachot (Gesetze) gleichen ausgezeichnetem Wein. Wenn du deinem Freund einen Silberkrug mit Wein als Geschenk überreichst, dann ist sowohl das Innere als auch das Äußere wichtig, denn der Krug an sich hat auch einen Wert, genauso wie der Wein in ihm.
Nicht so mit der Agada. Sie gleicht Äpfeln im angeführten Beispiel – das Innere wird verzehrt und die Schale weggeworfen, da der äußere Teil keinerlei Bedeutung hat, und der ganze Wert und die Wichtigkeit sich nur innen, im inneren Teil befinden. So auch in den Erzählungen der Agada: Die den Augen sichtbare Einfachheit (der einfache Sinn) hat keine Bedeutung, und das Innere ist verborgen und niemandem verständlich außer denjenigen, welche die wahre Weisheit erkannt haben, die an auserwählte Einzelne weitergegeben wird.
Und wer wird das aus dem Herzen der Massen herausholen und ihren Weg bestimmen können, wenn doch ihre Erkenntnis sogar in den zwei Teilen der Tora unvollständig ist, die Pshat (einfacher Sinn/Wortsinn) und Drush (Deutung) heißen? Und die Reihenfolge der vier Teile der Tora „PaRDeS“ ist gemäß der Stufe von deren Kenntnissen so: Zuerst erkennt man Pshat, dann Drush, dann Remes (Andeutung) und erst am Ende erkennt man Sod (Geheimnis).
Doch im Gebetbuch des Gaon aus Vilna heißt es, dass die Erkenntnis bei Sod beginnt, und nachdem man den geheimen Teil der Tora erkannt hat, kann man Drush erkennen, und dann Remes. Und nachdem der Mensch würdig wurde, sich fortzubilden in diesen drei Teilen der Tora, über das Unwissendsein hinaus, wird er der Erkenntnis des Teiles Pshat der Tora würdig.
Wie die Weisen im Traktat „Taanit“ sagten: „Wird er würdig werden – so wird das für ihn zu einem Lebenselixier; wird er nicht würdig werden – wird das für ihn zu einer tödlichen Droge.“ Denn wir müssen einer großen Gnade würdig werden, um den einfachen Sinn/Wortsinn (Pshat) dessen zu verstehen, was in den heiligen Büchern steht, weil wir verpflichtet sind, zunächst die drei Teile der inneren Tora zu verstehen, in welche sich der Pshat „kleidet“, und der einfache Sinn (Pshat) wird sich nicht vereinfachen. Und wenn er dessen noch nicht würdig wurde, dann bedarf er großer Barmherzigkeit, damit das für ihn nicht zu einer tödlichen Droge würde.
Und für die Gegner, welche die Erkenntnis des inneren Teiles vernachlässigen, die in ihren Herzen sagen: „Es reicht uns, den Pshat zu erkennen, und wir werden, so Gott will, damit auch zufrieden sein.“ – Ihre Reden gleichen den Reden derer, welche die vierte Stufe erklimmen wollen, indem sie die ersten drei übergehen.
- Doch dementsprechend muss man verstehen, dass in der inneren Tora eine große Verhüllung existiert, wie es im Traktat „Chagiga“ heißt: „Maase (das Werk) Bereshit lehrt man nicht mehr als zwei [Schülern], und Maase Merkawa – nicht mehr als einen.“ Und alle Bücher, die zu diesem Bereich gehören, sind versiegelt und dem Verständnis der Massen unzugänglich, außer den Erwählten, welche der Schöpfer gerufen hat und die bereits die Wurzeln ihrer Weisheit verstehen, die „von Munde zu Munde“ empfangen wurde.
Es ist verwunderlich, wie man im Volk die Verbreitung von Weisheit und von Kenntnissen verhindert, die sein Leben sind und seine Tage verlängern. Und es ist doch ersichtlich, dass es ein schweres Verbrechen ist, wie es die Weisen im Midrash „Bereshit Rabba“ über Achas sagten, der Synagogen und Schulen angriff, und darin mehrte sich seine Schuld. Und auch das Gesetz der Natur ist so, dass es sich dem Menschen als ein Unglück darstellt, wenn er seinen Besitz und seinen Reichtum mit anderen teilen soll; es ist aber für ihn keinesfalls ein Unglück, wenn er seinen Verstand und seine Weisheit mit anderen teilen soll, sondern im Gegenteil – mehr als ein Kalb saugen will, will die Kuh stillen.
Doch wir finden Geheimnisse der Weisheit sogar bei ausländischen Wissenschaftern vergangener Generationen. Rabbi Moshe Butril warnte im Vorwort zu den Kommentaren zum Buch „Yezira“, im Artikel „Platon“, seine Schüler: „Gebt eure Weisheit nicht an jemanden weiter, der deren Größe nicht kennt.“ So warnte auch Aristoteles: „Gebt die Weisheit nicht an jemanden weiter, der ihrer nicht würdig ist, damit man nicht verfälschen würde.“ Und er erklärte, dass, wenn ein Weiser jemandem das Wissen vermittelt, der dessen nicht würdig ist, er die Weisheit beraubt und sie zerstört.
Doch gehen die Weisen unserer Zeit nicht so vor. Sie versuchen umgekehrt die Tore der Weisheit für das ganze Volk zu öffnen, ohne jegliche Beschränkungen und Bedingungen. Und auf den ersten Blick gibt es große Vorhaltungen an die ersten Weisen, welche die Türen der Weisheit hinter einer kleinen, erwählten Gruppe von Menschen schlossen, die sie als dafür bereit erachteten, und die Mehrheit des Volkes die Wand abtasten ließen.
- Und das werde ich erklären. Wir unterteilen die Menschheit in vier Gruppen und ordnen sie wie Stufen ein, eine über der anderen, und zwar:
- Die Volksmassen (Hamon Am)
- Die Starken (Giborim)
- Die Reichen (Ashirim)
- Die Weisen (Chachamim)
Sie entsprechen den vier Stufen, in welche sich das ganze Universum unterteilt und die wie folgt heißen:
- Bewegungslos
- Pflanzlich
- Tierisch
- Sprechend [Mensch]
Die bewegungslose Stufe ist fähig, drei Untergattungen zu unterscheiden – pflanzlich, tierisch, sprechend –, und wir unterscheiden drei Abstufungen des Ausmaßes der nützlichen und der schädlichen Kraft, die es in ihnen gibt.
Die kleinste Kraft in ihnen ist die Pflanzliche, die zwar das Nützliche anzieht und das ihr Schadende abstößt und damit der menschlichen und der tierischen Art gleicht, jedoch über keine selbstständige Empfindung verfügt; diese Kraft ist lediglich eine allgemeine Kraft für alle Arten des Pflanzlichen in der Welt, die auf sie auf diesem Niveau einwirkt.
Als Zusatz zu ihr [der pflanzlichen Stufe] gibt es auf der tierischen Stufe in jedem Geschöpf als solchem eine eigene individuelle Empfindung, sich dem Nützlichen zu nähern und das Schädliche zu meiden. Folglich gleicht die Bedeutung eines jeden einzelnen Tieres der Bedeutung allen existierenden Arten der pflanzlichen Welt, da diese Kraft, die es bei der Gegenüberstellung des Nützlichen und des Schädlichen empfindet und die im Allgemeinen in der ganzen pflanzlichen Welt existiert, in jedem einzelnen Geschöpf der tierischen Welt selbstständig ist. Und nun ist diese empfindende Kraft, die auf der tierischen Stufe wirkt, sehr durch Ort und Zeit beschränkt, das heißt, sie wirkt nicht bei der Entfernung vom Körper auch nur um auch eine Haaresbreite, und sie empfindet auch ausschließlich zu ihrer Zeit, spürt also weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit, sondern nur zum Zeitpunkt des Zusammentreffens [der Berührung].
Als Zusatz zu ihnen [der pflanzlichen und tierischen Stufe] besteht die sprechende Stufe aus der empfindenden Kraft und der Kraft des Verstandes gleichzeitig; und ihre Kraft in der Annäherung zum Nützlichen und zur Entfernung von dem ihm Schadenden ist daher nicht durch Zeit und Raum eingeschränkt wie auf der tierischen Stufe. Und sie ist infolge ihres Wissens, dass sie spirituell ist, nicht durch Raum und Zeit eingeschränkt. Und sie kann verständnisvoll sein für alle Geschöpfe, die sich an ihren Plätzen in der realen Wirklichkeit befinden, in der Vergangenheit und in der Zukunft einer jeden Generation. Und wir finden vor, dass die Bedeutung eines jeden Individuums der Stufe „sprechend“ hinsichtlich des Wertes mit der Gesamtheit der Kräfte der pflanzlichen und der tierischen Stufe gleichgesetzt wird, die in der ganzen Wirklichkeit existieren, sowohl in der Gegenwart als auch in den vergangenen Generationen. Und die Kraft eines jeden Individuums umfasst sie und schließt in sich alle ihre Kräfte zusammen ein.
Dieses Gesetz ist auch für die vier Gruppen der menschlichen Stufe anwendbar, welche sind:
- Die Volksmassen (Hamon Am)
- Die Reichen (Ashirim)
- Die Starken (Giborim)
- Die Weisen (Chachamim)
Es ist offensichtlich, dass sie alle den Volksmassen entstammen, welche die erste Stufe darstellen, wie es heißt: „Alles entstand aus dem Staub der Erde.“ Doch es ist selbstredend, dass die ganze Bedeutung und das Existenzrecht des Staubs der Erde durch die drei Eigenschaften pflanzlich – tierisch – sprechend bestimmt ist, die von ihm ausgehen. So ist auch die Bedeutung der Volksmassen gemäß den Eigenschaften, die aus ihnen resultieren. Gleichzeitig werden sie in die Stufe Mensch mit eingeschlossen.
Und dazu hat der Schöpfer drei Eigenschaften in die Massen eingeprägt, die heißen:
- Neid (Kina)
- Lust (Taawa)
- Ehre (Kawod)
Und mit ihrer Hilfe entwickeln sich die Massen Stufe um Stufe, um aus ihrem Inneren heraus das vollendete Angesicht eines Menschen zu formen.
Die Neigung „Lust“ formt aus dem Volk Reiche, von denen Erwählte, die über einen starken Willen und über Leidenschaft verfügen, in der Erreichung des Reichtums Erfolg haben, was die erste Stufe in der Entwicklung der Massen darstellt. Das gleicht der pflanzlichen Stufe der Gesamtwirklichkeit, wenn eine fremde Kraft, die sie lenkt, sie zwingt, gemäß den natürlichen Eigenschaften zu handeln, denn die Kraft der Lust auf der Stufe Mensch ist eine fremde Kraft, die von der Stufe „tierisch“ entlehnt wurde.
Die Neigung zum Wunsch nach Ehre erschafft aus ihnen berühmte Helden. Diese herrschen in den Gebetshäusern, in den Städten und Ähnlichem. Diejenigen von ihnen, die über einen starken Wunsch und über eine Neigung zur Ehre verfügen, haben Erfolg im Erreichen von Macht. Und das ist die zweite Stufe der Entwicklung der Massen. Das gleicht der tierischen Stufe der Gesamtwirklichkeit, bei denen die in ihnen wirkende Kraft bereits ihr Wesen darstellt, wie oben gesagt wurde. Die Neigung zur Erreichung von Ehre hebt sie als eine selbstständige Art der Stufe Mensch hervor, die nach Macht dürstet.
Der Neid bringt Weise aus den Massen hervor, wie die Weisen sagten: „Der Neid der Schriftsteller vermehrt die Weisheit.“ Jene, die über einen starken Willen (Wunsch) verfügen und zum Neid neigen, haben im Erreichen der Weisheit und des Wissens Erfolg, und sie gleichen der sprechenden Stufe der gesamten existierenden Realität. Und die Kraft, die in ihnen wirkt, ist nicht durch Zeit und Raum beschränkt, und sie ist allgemein und umfasst alles, was in der Welt existiert, und auch was in allen Zeiten existiert hat.
Ein Neider ist also seiner Natur nach allumfassend; er umfasst die ganze Wirklichkeit zu allen Zeiten, weil so das Gesetz des Neides ist: Wenn ein Mensch nicht irgendeine Sache bei seinem Freund sehen würde, würde bei ihm überhaupt nicht der Wunsch nach ihr entstehen. Und wir finden vor, dass die Empfindung des Mangels an etwas nicht daher rührt, dass einem etwas fehlt, sondern daher, dass es bei seinem Freund vorhanden ist, und so sind alle Kinder von Adam und Eva (Chawa) in allen Generationen. Und es gibt kein Ende für diese wirkende Kraft, und so wird der Mensch geeignet für die Erfüllung seiner großen und erhabenen Bestimmung.
Doch diejenigen, die nichts Besonderes darstellen, da sie über keinen starken Willen verfügen, benutzen die drei oben genannten Neigungen durcheinander: Mal gelüsten sie nach etwas, mal beneiden sie, mal streben sie nach Ehre. Ihre Wünsche zerbrechen in Bruchstücke, und sie gleichen Kindern, die alles wollen, was sie sehen, und daher können sie nichts erreichen, und ihr Wert ist wie der Wert von Stroh und Kleie, die nach dem Mehlmachen übrig geblieben sind.
Es ist bekannt, dass die nützliche und die schädliche Kraft parallel wirken. Das bedeutet, dass genauso weit wie (eine Sache[2]) Gutes bringen, sie auch schaden kann. Dementsprechend, weil die Kraft eines jeden einzelnen Menschen die Kraft alles Tierischen aller Generationen und Zeiten überragt, überragt auch die Kraft des Bösen in ihm alles. Und solange er nicht bereit ist, sich so zu erheben, um seine Kraft nur zum Guten zu nutzen, bedarf er eines verstärkten Schutzes, damit er nicht zu viel Weisheit und Wissen erlangen würde.
Daher verbargen die ersten Weisen (Rishonim) das Wissen vor den Massen aus Angst, dass unehrliche Schüler unterkommen könnten, welche die Kraft des Wissens zum Bösen und zum Schaden nutzen würden, dass sie infolge von wilder tierischer Leidenschaft, in der großen Kraft des Menschen, nicht das ganze Universum zerstören würden.
Doch nachdem die Generationen abschwächten und die Weisen selbst begannen, sowohl das Eine als auch das Andere zu wünschen, sowohl das spirituelle Leben als auch das Materielle, näherte sich ihr Wissen den Massen. Und es begann der Handel, und die Weisheit wurde zum Preis einer Hure oder eines Hundes verkauft. Und dann fiel die feste Mauer, welche von den Ersten (Rishonim) erbaut wurde, und die Menge raubte sie [die Weisheit] aus, und die Wilden füllten sich mit der Kraft der Menschen und bemächtigten sich der Weisheit und zerrissen sie, und eine Hälfte von ihr erbten die Vergewaltiger und die andere Hälfte die Mörder. Und sie gaben sie der Schande preis, indem sie sie in die Niedertracht (Tiefe) stürzten, wo sie sich bis zum heutigen Tage befindet.
- Und dementsprechend sollst du über die wahre Weisheit urteilen, die alle äußeren Kenntnisse in sich einschließt, die bekannterweise als die „sieben kleinen Mädchen“ bezeichnet werden. Und darin besteht die Perfektion der Stufe Mensch, wozu auch alle Welten erschaffen wurden, wie es heißt: „Wenn Mein Bund nicht tags und nachts wäre, würde Ich nicht Himmel und Erde begründen.“ Und von den Weisen wurde uns bestimmt (aufgetragen): „Benutze eine andere Krone“ – da sie uns aufgrund der Leere der Genüsse des tierischen Lebens zu genießen verboten.
Und so wurde bis zum heutigen Tage festgesetzt: mit allen Kräften die wahre Weisheit hinter Wänden zu halten, damit kein Fremdstämmiger und Fremder ins Innere dringen würde, und sie diese nicht in ihre Tragetaschen legen und auf den Markt hinaustragen würden, um mit ihr zu handeln, wie in dem Fall mit fremdländischen Wissenschaftern. Und daher prüft man jeden Hineingehenden siebenmal, bis man sich schließlich von jeglichen Zweifeln befreit.
Und nach diesen Worten und nach solcher Wahrheit finden wir auf den ersten Blick einen riesigen Widerspruch in den Reden der Weisen, denn es heißt im Sohar, dass sich in den Tagen der Ankunft des Messias die Weisheit sogar den Kindern offenbaren wird. Dann folgt gemäß dem oben Gesagten, dass vor der Ankunft des Messias die ganze Generation bereits das hohe Ziel erreicht haben wird, sodass keinerlei Bewachung nötig sein wird, und sich die Quellen der Weisheit offenbaren werden, um alle Völker zu tränken.
Doch in den Traktaten „Sota“ (Ehebrecherin) und „Sanhedrin“ sagten die Weisen: „Vor der Ankunft des Messias wird die Schamlosigkeit überhand nehmen; die Schriftsteller werden die Weisheit missbrauchen, und die Furcht vor der Sünde wird verachtet werden.“ Und es wird erklärt, dass es noch keine so böse Generation gibt. Doch wie kann man diese zwei Aussprüche vereinen? Denn es ist klar, dass sowohl das Eine als auch das Andere die lebendigen Worte des Schöpfers sind.
Es geht darum, dass die ganze verlässliche Wache, welche die Tore des Tempels der Weisheit verschließt, von der Angst vor Menschen rührt, in denen sich der Geist des Neids zu den Schriftstellern mit der Kraft der Lust und dem Wunsch nach Ehre vermischt, und sich nicht auf den Neid zur Weisheit und zum Wissen begrenzt.
Es haben also beide dieser Kapitel Recht, so wie sie aufeinander folgen. Denn da „das Gesicht dieser Generation wie das Maul eines Hundes ist, und ihr Lachen wie das Bellen des Hundes, und die Furcht vor der Sünde verachtet wird, und die Weisheit der Weisen in ihnen stinken wird“, kann man die Tore der Weisheit öffnen und die sichere Bewachung aufheben – in der Sicherheit, dass Raub und Plünderung aufhören werden. Und es wird keine Angst vor nicht rechtschaffenen Schülern geben, die sich darauf stürzen werden, sie der Menge auf dem Markt zu verkaufen, denn es werden sich keine Käufer für ihre Ware finden, da sie in ihren Augen verachtet sein wird.
Und da es keine Hoffnung mehr geben wird, sie mithilfe von Reichtum und Ehrungen zu erwerben, wird sie davor beschützt sein, dass ein Fremder sich ihr nähern wird, sondern nur diejenigen, die nach der Weisheit streben und sie erkannt haben. Und daher wurden alle Prüfungen von den Eintretenden abgenommen, so dass sogar die Jungen ihrer würdig werden können.
Und verstehe darin das von den Weisen Gesprochene: „Der Sohn Davids wird nur in eine Generation kommen, in der es entweder nur Gerechte oder nur Sünder geben wird.“ Und das ist sehr merkwürdig, denn wenn sich einige Gerechte in einer Generation finden werden, wird sich die Rettung verzögern; doch wenn sie vom Antlitz der Erde verschwinden werden, dann wird die Ankunft des Messias möglich sein. Merkwürdig?
Doch es ist sehr wichtig zu verstehen, dass die Befreiung und die Ankunft des Messias, die wir jetzt erwarten, die Erreichung des Ziels der Höhe von Erkenntnis und Wissen bedeuten. Wie es heißt: „Und es wird kein Mensch mehr seinen Nächsten die Erkenntnis des Schöpfers lehren, denn alle werden Mich kennen, von klein bis groß.“ Doch mit der Perfektion des Verstands wird auch der Körper Perfektion erlangen, wie es heißt: „Ein Junge wird hundertjährig sterben.“
Und sobald die Söhne Israels die Vollkommenheit des Verstands erlangen werden, werden sich die Quellen von Verstand und Wissen über den Rand füllen, und sie werden über die Grenzen Israels schwappen und an alle Völker der Erde weitergegeben werden, wie es heißt: „Und die Erde wird sich mit dem Wissen des Schöpfers füllen.“ „Und sie werden zum Schöpfer und zu Seinem Heil strömen.“
Und die Vermehrung dieses Wissens bedeutet die Verbreitung des Königreichs des Messias an alle Völker. Und die groben Menschen, deren Vorstellungskraft als Perfektion die Kraft der Faust anerkennt, stellen sich die Verbreitung des Königreichs Israels auf die Völker nur in der Form von Körpern über den Körpern vor und erhalten ihren Lohn in großem Stolz, indem sie sich vor der ganzen Menschheit brüsten.
Und was kann ich mit ihnen tun, wenn sogar die Weisen sie, und solche wie sie, von den „zum Schöpfer Hinstrebenden“ (= seiner Gemeinde) wegstoßen, indem sie sagten – zu jedem stolzen Mann sagt der Schöpfer: „Ich und er können nicht zusammen existieren.“ Und [dasselbe gilt auch] für die Gegner, die sich täuschen und glauben, dass die Existenz eines Körpers gegenüber der Existenz der Seele und des vollkommenen Wissens primär sei, sodass die Vollkommenheit des Körpers und die Befriedigung seiner Bedürfnisse der Erkenntnis der Seele und der Vollkommenheit des Wissens vorangehen solle, da ein schwacher Körper die Erreichung des vollkommenen Wissens verhindere.
Denn dies ist ein grober und gröbster Fehler – schlimmer als der Tod. Der Körper kann vor der Erreichung des vollkommenen Wissens nicht vollkommen sein, da er für sich ein löchriger Sack und eine verlassene Grube ist, und er hat keinen Nutzen, weder für sich noch für andere, außer der Nutzung für die Erreichung des vollkommenen Wissens – sodass der Körper damit gleichzeitig vollkommen wird. Und das ist ein Gesetz, welches sowohl bezüglich der einzelnen Seele als auch des gesamten Allgemeinen gilt
- Und daraus sollst du verstehen, was im Sohar steht: „Dank diesem Buch werden die Söhne Israels aus dem Exil herausgehen.“ Und das ist auch in vielen weiteren Quellen anzutreffen, in denen es heißt, dass wir nur durch die Verbreitung der Wissenschaft der Kabbala in den Massen der vollkommenen Erlösung würdig werden. Und die Weisen sagten: „Das Licht, das in der Quelle enthalten ist“. Und sie erklärten das mit der klaren Absicht, uns zu zeigen, dass nur das Licht, welches in ihr (der Quelle) enthalten ist, wie goldene Äpfel in silberner Fassung ein Mittel ist, den Menschen an die Quelle zurückzuführen. Sodass jeder einzeln und alle zusammen ihre Bestimmung, für welche sie erschaffen worden sind, nur durch die Erkenntnis des inneren Teils der Tora und deren Geheimnisse erfüllen können.
Und die Vollkommenheit des Wissens gibt uns eine Hoffnung auf die Ankunft des Messias , des Erlösers; es heißt doch: „Er gibt Weisheit den Weisen.“ Und es steht auch: „Und im Herzen eines jeden Weisen pflanzte Ich Weisheit.“ Und daher ist zunächst eine Verbreitung der Bedeutung der Wissenschaft Kabbala unter den Volksmassen nötig, sodass wir des Erhalts der Belohnung würdig werden: der Ankunft des Messias – des Erlösers. Und dementsprechend hängen die Verbreitung der Wissenschaft der Kabbala und die Ankunft des Messias voneinander ab.
Und wenn dem so ist, müssen wir Schulen eröffnen und Bücher schreiben, um die Verbreitung der Wissenschaft unter dem Volk zu beschleunigen. Und das gab es früher nicht, wegen der Befürchtung der Teilnahme unwürdiger Schüler, wie wir das bereits weiter oben erklärt haben. Und daher war das der Hauptgrund für die Verlängerung unseres Exils in unseren zahlreichen Versündigungen bis zum heutigen Tage.
Wie die Weisen sagten: „Messias wird nicht anders kommen als in einer Generation, in der es nur Gerechte geben wird.“ Das heißt, wenn alle aufhören werden, der Macht und den Gelüsten nachzujagen, dann wird es möglich sein, eine Vielzahl an Schulen zu eröffnen, um die Generation auf die Ankunft des Messias, des Sohnes von David, vorzubereiten. „Oder in einer Generation, in der es nur Sünder geben wird.“ Also in so einer Generation, von der es heißt: „Ihr Gesicht ist wie ein Maul des Hundes, und diejenigen, die sich vor der Sünde fürchten, werden verachtet, und die Wissenschaft der Weisen stinkt in ihnen.“ Doch andererseits wird man dann die verstärkte Bewachung aufheben können, und jedem, der im Hause Jakob bleibt, dessen Herz nur für die Erkenntnis der Weisheit und des Ziels schlägt, wird [es] der Schöpfer sagen und kommen und [es ihm] beibringen, weil es keine Befürchtung und Angst mehr geben wird, dass er nicht standhalten wird und gehen wird, um sie auf dem Markt zu verkaufen, da sich im ganzen Volk kein Käufer mehr finden wird, weil diese Wissenschaft in ihren Augen verachtet sein wird, denn mit ihrer Hilfe kann man weder Reichtum noch Genüsse erreichen.
Und daher sollte jeder, der eintreten möchte, kommen und eintreten. Und viele werden umherirren, und dann wird sich das Wissen in denen mehren, die es verdienen. Und dadurch werden wir bald der Ankunft des Messias und der baldigen Rettung unserer Seelen in unseren Tagen gewürdigt. Amen.
Und gemäß dem Gesagten habe ich eine ernsthafte Beschuldigung von mir gewiesen, weil ich es gewagt habe, verglichen mit meinen Vorgängern, in meinem Buch die Grundlagen der Weisheit zu offenbaren, die normalerweise verborgen wird und die noch kein Mensch erkannt hat: nämlich das Wesen der Zehn Sefirot mit allen ihren Gesetzen, sowohl im Direkten als auch im Umgekehrten, im Inneren wie im Äußeren, das Geheimnis des Schlags und das Geheimnis der Verfeinerung, welche diejenigen, die vor mir schrieben, absichtlich hier und da in Form von feinen Andeutungen zerstreuten, sodass ein unwürdiger Mensch sie nicht versammeln könnte, während ich mithilfe des Lichts, welches mich erleuchtete, und mithilfe meiner Lehrer sie versammelte und hinreichend klar enthüllte – in spirituellen Gestalten außerhalb von Raum und Zeit.
Und man hätte dem mit einem großen Misstrauen begegnen können – vielleicht gibt es hier Ergänzungen zu dem, was meine Lehrer sagten, denn ARI und Chaim Vital selbst, sowie auch die tatsächlichen Verfasser und Kommentatoren ihrer Werke, hätten das von ihnen Gesagte enthüllen und klar erklären können, wie ich es tat. Und du könntest sagen, dass sie über eine Enthüllung (Offenbarung) verfügten, und wer dieser Verfasser sei (für den es natürlich eine riesige Belohnung wäre, Staub der Erde unter ihren Füßen zu sein), um zu sagen, dass sein Los besser sei als ihr Los?
Doch hier habe ich nichts zu meinen Lehrern hinzugefügt und nichts Neues enthüllt. Wie du bei den Verweisen (Fußnoten) bei der Zusammenstellung sehen wirst, wurde alles, was ich gesagt habe, bereits in „Shmone Shaarim“, in „Ez Chaim“ und in „Mawo Shaarim“ von ARI niedergeschrieben. Und dem habe ich kein einziges Wort hinzugefügt; doch sie beabsichtigten, das Gesagte zu verbergen, und daher zerstreuten sie es überall – ein wenig hier und ein wenig dort.
Und das, weil die ganze Generation noch nicht aus Sündern allein bestand und eine verstärkte Bewachung notwendig war. In uns dagegen verwirklichte sich dank unserer zahlreichen Sünden alles, was von den Weisen über die Ankunft des Messias prophezeit wurde, dass es nämlich in solch einer Generation wieder keine Angst vor der Offenbarung der Weisheit geben wird, wie wir bereits weiter oben sagten, und daher werden meine Worte enthüllt und geordnet werden.
- Und nun, Söhne, hört mir zu: tatsächlich wurde diese Wissenschaft nach außen gespült, und nun „ruft sie uns von den Marktplätzen zu“: „Wer für den Schöpfer ist, der komme zu mir. Ich bin nichts Leeres für euch, denn ich bin euer Leben und eure Langlebigkeit. Denn ihr wurdet nicht dazu erschaffen, um nach dem Abschluss von Feldarbeiten gemeinsam mit euren Eseln zum gleichen Futtertrog zurückzukehren. Und wie es nicht die Bestimmung eines Esels sein wird, allen Eseln seiner Generation in der Welt zu dienen, so wird es auch nicht die Bestimmung des Menschen sein, den Körpern aller Geschöpfe zu dienen, den Zeitgenossen seines tierischen Körpers. Doch die Bestimmung des Esels ist es, dem Menschen zu dienen, der über ihm steht, um ihm Nutzen zu bringen. Und die Bestimmung des Menschen ist es, dem Schöpfer zu dienen und Seine Absicht zu vollenden.“
Wie Ben Soma sagte: „Sie alle wurden zu keinem anderen Zweck erschaffen als nur dazu, mir zu dienen, und ich diene meinem Schöpfer.“ Und er sagte: „Jeder, der für den Schöpfer arbeitet, arbeitet um Seiner Willen.“ Denn der Schöpfer will unsere Perfektion. Wie es in „Bereshit Rabba“ heißt, als sich die Engel an den Schöpfer wandten: „Was ist der Mensch, dass wir seiner gedenken und ihm dienen sollten? Und wozu brauchst Du dieses Elend?“ Und der Schöpfer sagte zu ihnen: „Wozu all die Tiere, wenn es keinen Menschen gibt? Denn das gleicht einem König, der ein Schloss hatte, voll allem Gutem, aber keine Gäste. Welchen Nutzen hat er nun davon, dass er alles hat?“ Und sofort sagten Ihm die Engel: „Schöpfer, unser Herr, wie groß ist Dein Name auf der ganzen Erde, tue, wie es dir beliebt.“
Auf den ersten Blick ist es notwendig, über dieses Gleichnis nachzudenken. Es gibt also ein Schloss voll des Guten, und tatsächlich füllen es zur heutigen Zeit Gäste von allen Seiten. Doch wenn du die Dinge beim Namen nennst, siehst du, dass die Engel gegen keines der Geschöpfe, die in den ersten sechs Schöpfungstagen erschaffen wurden, Einwände erhoben, sondern nur gegen das Menschengeschlecht. Und dieses, nach dem Ebenbild des Schöpfers erschaffen, bestand aus den Höheren und den Niederen zusammen.
Als die Engel das sahen, waren sie erstaunt und erschrocken, wie ein Erzeugnis des Spirituellen – eine reine Seele – von der Höhe hinabsteigen und in diesen tierischen, schmutzigen Körper einziehen kann. Und sie wunderten sich: „Wozu brauchst Du dieses Unglück?“ Und darauf wurde ihnen die Antwort gegeben, dass es bereits ein Schloss gibt, voll des Guten, doch es ist leer ohne Gäste. Und um es mit Gästen zu füllen, brauchen wir einen Menschen, der aus dem Höheren und dem Niederen zusammen besteht. Und aus diesem Grund war es notwendig, dass sich die reine Seele in die Plage des schmutzigen Körpers „kleiden“ würde. Und sie verstanden das sofort und sagten: „Tue so, wie es Dir beliebt.“
Und wisse, dass dieses Schloss, welches voll des Guten ist, auf alle Segen und Genüsse verweist, für welche Er die Geschöpfe schuf. Und die Weisen sagten: „um den Geschöpfen Genuss zu schenken.“ Somit wurden die Welten erschaffen, um den Geschöpfen Genuss zu schenken. Und da es in Bezug auf den Schöpfer weder Vergangenheit noch Zukunft gibt, muss man verstehen, dass sofort, nachdem Er angedacht hatte, die Geschöpfe zu erschaffen und ihnen Genuss zu geben, sie sich sofort verwirklichten und vor Ihm standen, mit Heil und mit Genuss zusammen erfüllt, wie Er es für sie gedacht hatte.
Aus dem Buch von ARI „Chafzi ba“ ist bekannt, dass alle höheren und niederen Welten in Ejn Sof (Unendlichkeit) eingeschlossen waren, noch bevor es zum Zimzum (Einschränkung) kam, im Geheimnis – Er und Sein Name sind Eins. Und der Zimzum, welcher die Wurzel der Welten ABYA darstellt, die durch unsere Welt beschränkt sind, resultierte aus der allgemeinen Wurzel der Seelen selbst, die sich so weit wie möglich dem Schöpfer anzugleichen wünschten – was die Verschmelzung darstellt, wobei Trennung und Verschmelzung im Spirituellen nur durch die Ähnlichkeit oder die Unterscheidung der Eigenschaften möglich ist.
Infolge der Tatsache, dass der Schöpfer den Geschöpfen Genuss schenken wollte, ist in den Empfängern der Wunsch abgedruckt, Genuss zu empfangen, und dadurch wurden ihre Eigenschaften unterschiedlich vom Schöpfer, da es im Schöpfer diese Eigenschaft überhaupt nicht gibt; denn von wem sollte Er empfangen? Und zur Korrektur davon wurde der Zimzum und die Abgrenzung geschaffen, bis hin zur Erschaffung dieser Welt, zur reellen Einhüllung der Seele in einen materiellen Körper, damit die Form des Empfangens, während sie sich in ihm befindet, indem sie sich mit der Tora befasst und für das Geben an den Schöpfer arbeitet, zur Vereinigung mit der Absicht zu geben zurückkehren würde.
In so einem Maße, wie es geschrieben steht: „Und mit Ihm zu verschmelzen.“ Denn auf diese Weise erlangt man eine Übereinstimmung mit den Eigenschaften des Schöpfers, wobei eine Übereinstimmung der Eigenschaften die Verschmelzung im Spirituellen bedeutet. Und sobald die Verschmelzung aller Teile der Seele abgeschlossen sein wird, werden die Welten in den Zustand der Unendlichkeit zurückkehren, wie es vor dem Zimzum war.
Und ihr Land werden sie doppelt erben, weil sie dann zurückkehren und den ganzen Genuss und das ganze Wohl erhalten können, die ihnen bereits in der Welt der Unendlichkeit bereitet sind, wie es gesagt wurde. Und als Ergänzung dazu, da sie bereits für eine wahre Verschmelzung bereit sind, ohne jegliche Veränderung der Eigenschaften, und das Empfangen bei ihnen nicht mehr dem Eigengenuss dienen wird, sondern, um dem Schöpfer Genuss zu bereiten, werden sie Ihm hinsichtlich der Eigenschaft des Gebens gleich sein.
- Und verstehe das, was die Weisen sagten, dass die Shechina sehr der Niederen bedarf, was sehr merkwürdig ist. Doch damit wird im Midrash ein König erwähnt, der ein Schloss voll des Guten hat, aber keine Gäste, die er natürlich erwartet. Und wenn es sie nicht gibt, so verliert natürlich die ganze Vorbereitung jeglichen Sinn und geht ins Leere.
Und das gleicht dem Gleichnis darüber, wie ein großer König einen Sohn bekam, als er bereits ein alter Mann war. Und er liebte seinen Sohn sehr, und daher kreisten seit dem Tag seiner Geburt alle Gedanken des Königs nur um ihn. Und er versammelte alle Bücher und alle Weisen des Königreichs und gründete für seinen Sohn eine Schule der Weisheit; und er versammelte alle Steinhauer des Königreichs und erbaute für seinen Sohn Lustpaläste; und dann – alle Musiker und Sänger, und erschuf eine Musikschule; und versammelte die besten Köche und Konditoren des Reiches, die für seinen Sohn die besten Delikatessen der Welt zubereiteten usw..
Und nun wurde der Sohn erwachsen, doch er war dumm und hatte keinen Wunsch nach Wissen und war blind und sah nichts, und er fühlte nicht die Schönheit der Gebäude. Und er war taub und hörte die Stimmen der Sänger nicht. Und er war zuckerkrank und konnte nichts essen außer Schwarzbrot, und daher war [der König] entehrt und wütend.
Und daraus sollst du verstehen, was die Weisen im Vers meinten: „Ich, der Schöpfer, werde es zu seiner Zeit (BeIta) beschleunigen (Achishena).“ Und das wurde im Sanhedrin (98) erklärt: „Werden sie nicht würdig – dann zu seiner Zeit (BeIta); werden sie würdig – so werde ich es beschleunigen (Achishena.)“
Das heißt, es existieren zwei Wege der Erreichung des erwähnten Ziels: Entweder werden sie selbst darauf aufmerksam, was als der „Weg der Rückkehr“ bezeichnet wird. Und wenn sie würdig werden, dann wird an ihnen „Ich werde es beschleunigen“ angewandt das heißt, es gibt keine bestimmte Zeit dafür, und sobald sie sich reinigen werden, wird die Korrektur augenblicklich vollendet sein.
Und wenn sie nicht würdig werden, aufmerksam zu sein, so gibt es einen anderen Weg, der als der „Weg der Leiden“ bezeichnet wird. Wie die Weisen in Sanhedrin (97) sagten: „Ich werde einen König über euch stellen, einen solchen wie Haman, und gegen ihren Willen werden sie zur Quelle zurückkehren.“, das heißt „in der Zeit“ (BeIta), denn dann existiert bereits eine Beschränkung in der Zeit.
Und dadurch will man uns zeigen, dass die Wege des Schöpfers nicht unsere Wege sind. Und daher wird es der Schöpfer nicht wie jener irdische König im angeführten Beispiel können, der sich bemüht hat und so viel für seinen geliebten Sohn vorbereitet hat; der all das im Endeffekt [aber] überhaupt nicht braucht, und alle Sorgen und Ausgaben sind umsonst, alles geht in den Abgrund, in Wut und Schande.
Im Gegenteil sind alle Handlungen des Schöpfers wahr und richtig und sie können kein Betrug sein. Wie die Weisen sagten: „Werden sie nicht würdig – dann zu seiner Zeit“ – und das, was der Verstand nicht tun wird, wird die Zeit tun. Wie es heißt: „Es werden Blitze gesendet, die werden gehen und dir sagen – hier bin Ich.“
Es gibt den Weg des Leids, der alles Fehlende vervollständigen und das Materielle reinigen kann, bis du verstehst, wie du dich von dem tierischen Futtertrog lösen kannst, um dich zu erheben, aufzusteigen und die Stufen der Leiter des Glücks und des menschlichen Erfolgs zu erklimmen, da du zurückkehren und mit deiner Wurzel verschmelzen wirst, und die Absicht wird vollkommen werden.
- Das soll dir klar machen, wie dankbar wir unseren Lehrern sein sollen, die ihre spirituellen Lichter und Seelen an uns weiterleiten, um unseren Seelen Genuss zu schenken, die am Scheideweg stehen zwischen dem Weg schwerer Leiden und dem Weg der Tora. Sie erretten uns von der Hölle, die schlimmer ist als der Tod. Sie lehren uns, uns um den himmlischen Genuss zu bemühen; helfen uns, die erhabene und feine Höhe zu erklimmen, die für uns von Anfang an bestimmt ist, die bereit ist und uns erwartet. Und jeder muss in seiner Generation gemäß dem Wesen seiner Tora und Seiner Heiligkeit handeln.
Und es sagten bereits die Weisen: „Es gibt keine Generation, in welcher es keine wie Abraham, Isaak und Jakob gäbe.“ Doch dieser Mann des Schöpfers – Rav Izchak Luria (ARI) – bemühte sich und übermittelte uns ein Wissen, das er um ein Vielfaches mehrte, und er überragte alle seine Vorgänger. Und wenn ich zu reden wüsste, würde ich jenen Tag preisen, an dem sich seine Weisheit offenbarte – fast wie den Tag der Gabe der Tora an Israel.
Es gibt keine Worte, welche die Wichtigkeit seiner spirituellen Arbeit für uns zum Ausdruck bringen könnten, denn die Tore der Erkenntnis waren mit schweren Schlössern verriegelt; er aber kam und sperrte sie für uns auf, sodass jeder, der ins Innere des königlichen Palastes treten möchte, wenn er heilig und rein ist, sich nicht waschen und seine Haare abrasieren und keine reinen Kleider anlegen muss, um der Höheren Malchut, wie es sich gehört, gegenüberzutreten.
Im Alter von 38 Jahren übertraf er mit seiner Weisheit alle seine Vorgänger, von den Genies bis hin zu den Massen. Und alle Ältesten der Erde, Freunde und Schüler des göttlichen Weisen RAMAK (Rabbi Moshe Cordovero), erhoben sich und traten vor ihn wie Schüler vor ihren Lehrer.
Und alle Weisen der nachfolgenden Generationen, bis hin zu unseren Tagen, hörten ausnahmslos auf, Bücher und Schriften zu benutzen, die zuvor verfasst wurden – sei es die Kabbala von RAMAK, die Kabbala der Ersten (Rishonim) oder die Kabbala der Geonim –, und sie widmeten ihr gesamtes spirituelles Leben der Verschmelzung mit seiner heiligen Weisheit. Und selbstverständlich ist ein solch absoluter Sieg nicht einfach zu erreichen, [ebenso] wie die Weisheit des Vaters [schon] im Alter des Kindes.
Doch zum Verdruss unserer Herzen gelang eine Teufelstat, und auf dem Weg der Verbreitung seiner Weisheit im heiligen Volk tauchten Starrsinnige auf und begannen allmählich, sie zu bekämpfen. Und das hauptsächlich, weil seine Worte vom Hören aufgeschrieben wurden, wie er dies weise von seinen Schülern forderte, die im fortgeschrittenen Alter und große Kenner in der Erkenntnis des Sohar und der Tikunim waren. Und was sie aufgeschrieben haben, basierte größtenteils auf den tiefgründigen Fragen, die jeder zu dem ihn interessierenden Thema stellte.
Und daher übermittelte er die Weisheit nicht in einer für die Benutzung geeigneten Form, wie dies bis dahin üblich war. Und wir finden in den Aufzeichnungen vor, dass ARI selbst leidenschaftlich Ordnung darin schaffen wollte. Siehe dazu die Artikel von Rashbi (Rabbi Shimon bar Yochai) mit den Kommentaren Idra Suta, im „Kurzen Vorwort“ von Rav Chaim Vital. Und außerdem war die Studienzeit bei ihm sehr kurz, da seine Schule insgesamt nur 17 Monate existierte, wie dies in Shaar haGilgulim[3] (Shaar 8, Seite 49) erklärt ist, da er in den Vortagen des Feiertags Pessach im Jahre 1571 aus Ägypten nach Safed kam. Zu dieser Zeit war Rav Chaim Vital erst 29 Jahre alt. Und im Juli 1572, am Vorabend des Shabbats, Wochenabschnitt Massaei, dem Anfang des Monats Aw, wurde er [der ARI] krank, und am Dienstag der kommenden Woche, den 5. Aw, verstarb er.
Und außerdem ist es in Shaar haGilgulim (Shaar 8, Seite 71a) erklärt, dass er in der Stunde seines Todes Rav Chaim Vital auftrug, niemanden die Weisheit zu lehren. Ihm selbst war es erlaubt, im Verborgenen zu studieren. Anderen dagegen verbot er es vollständig, und er sagte ihnen, dass sie die Weisheit nicht richtig verstanden hätten.
Und darin liegt die Ursache dafür, dass Chaim Vital die Aufzeichnungen nicht systematisierte, sondern sie in ihrer Unordnung beließ. Aus dem gleichen Grund erklärte er nicht die Verbindung zwischen den Themen, damit sie nicht zum Lehrbuch für andere würden. Und daher lernen wir von ihm eine große Vorsicht im Umgang mit dem, was den Kennern als die Schriften des ARI bekannt ist.
Und jene Ordnung, die wir in den Schriften des ARI finden, wurde von drei Generationen eingeführt, in drei unterschiedlichen Zeiträumen, in drei Anläufen. Der erste der Zusammenfüger war der Weise Rav Zemach. Er lebte zur gleichen Zeit mit Rav Asulaj, welcher im Jahre 1644 starb.
Er bekam einen großen Teil der Werke in die Hände, aus denen er eine Vielzahl von Büchern zusammenstellte. Das wichtigste von ihnen ist das Buch Adam Yashar, in welchem er alle Hauptkommentare sammelte, die sich in seinem Besitz befanden. Doch ein Teil der Bücher, die er zusammenstellte, sind nicht erhalten. Im Vorwort zur „Stimme der Höhen“ führt er die gesamte Bücherliste auf.
Der zweite Verfasser war sein Schüler, der Weise Rav Paprish, der einen viel größeren Beitrag leistete als sein Lehrer. Rav Paprish gelangte an einen Teil der Aufsätze, die bei Rav Vital aufbewahrt wurden. Aus diesen verfasste er viele Bücher; die wichtigsten von ihnen sind die Bücher „Baum des Lebens“ (Ez Chaim) und „Frucht des Baumes des Lebens“ (Pri Ez Chaim), die viel Weisheit in vollem Verständnis in sich tragen.
Der dritte Verfasser war der Weise Rav Vital, der Sohn von Rav Chaim Vital, der ein großer und bekannter Weiser war. Aus dem Nachlass seines Vaters setzte er das Buch „Acht Tore“ (Shmone Shaarim) zusammen.
Und wir sehen, dass keiner der Verfasser über alle Werke verfügte, was ihnen die Zusammensetzung stark erschwerte, da sie (die Werke) überhaupt nicht für diejenigen bestimmt waren, die keine wahren Kenntnisse im Sohar und den Korrekturen (Tikunim) besaßen, und daher gab es wenige, die aufstiegen.
- Und stattdessen wurde uns die Liebe des Schöpfers gegeben, auf dass wir kommen und des Geistes von Baal Shem Tov gewürdigt werden, dessen Größe und Heiligkeit erhabener sind als alle Gedanken und Worte. Nur diejenigen erblickten ihn und werden ihn erblicken, die würdig wurden, sein Licht zu nutzen, aber auch das nach Maß – „jeder gemäß dem, was sein Herz erfassen kann.“
Und es ist die Wahrheit, dass sich das Licht seiner heiligen Tora und seiner Weisheit auf der Vereinigung mit der Methodik von ARI gründet. Und dennoch gleichen sie sich nicht. Das werde ich am Beispiel eines im Fluss Ertrinkenden verdeutlichen, der mal auftaucht und mal unter der Wasseroberfläche verschwindet. Manchmal sind nur Kopfhaare sichtbar, und dann greift man zu Tricks, um ihn am Kopf zu greifen und zu retten, und manchmal taucht der Körper auf, und dann versucht man, ihn gegenüber vom Herzen zu fassen.
So auch ein Mensch aus dem Volk Israel. Seit er begonnen hatte, in den schmutzigen Gewässern des Exils zu versinken, und bis zum heutigen Tage steigt er in ihnen auf und sinkt. Doch nicht zu allen Zeiten war es gleich. Zu den Zeiten von ARI war nur der Kopf sichtbar, und daher versuchte ARI ihn zu retten, indem er ihn am Kopf ergriff. Und zu Zeiten von Baal Shem Tov gab es eine Erhebung des Geistes, und daher war der Segen gegeben, durch das Herz zu erretten. Und unsere Errettung war sicher und allumfassend.
Doch wegen unserer vielen Sünden drehte sich das Rad bis zu unserer Generation, und auf eine wunderliche Weise kam es zu einem Sturz wie von einem Berg in eine tiefe Schlucht. Und zusätzlich dazu begann ein Widerstand der Völker, was die ganze Welt verwirrt hat. Und die Bedürfnisse wurden groß, der Verstand dagegen klein und durch unreine Absichten verfälscht. Und Sklaven reiten auf Pferden, und die, die die Erde lobpreisen, werden schwinden. Und alles, was im Talmud (Traktat Sota) vorhergesagt wurde, hat sich in uns in den spirituellen Welten erfüllt, und erneut fiel auch vor dieses riesige Licht von Baal Shem Tov, von dem wir sagten, dass es bis zu unserer vollständigen Befreiung leuchtet, ein eiserner Vorhang. Die Weisen der Herzen haben nicht an die Möglichkeit geglaubt, dass eine Generation kommen wird, die Sein Licht nicht sehen können wird. Und nun schlossen sich unsere Augen, und wir übergaben das Gute dem Vergessen. Doch aus meiner Sicht kam die Zeit zu handeln. Und daher beschloss ich, die Tore des Lichts von ARI zu öffnen, welches sich auch für unsere Generation eignet, und zwei sind besser als Einer.
Man kann mich nicht der Kürze der Darlegung in diesem Werk beschuldigen, das sich für alle eignet, die Weisheit lieben, da eine große Zahl von Fässern den Geschmack des Weins abschwächt, und die Studierenden sollen dem Respekt schenken. Doch wir sind nicht für grobe Herzen verantwortlich, für die noch keine Sprache erschaffen wurde; denn wohin sie ihren Blick auch richten, nehmen sie nur Dummheit wahr. Und wie unangenehm ist es, dass etwas, was eine Quelle von Weisheit für einen Weisen ist, für den Dummen als Quelle seiner Dummheit dient. Noch am Anfang dieses Buches habe ich gewarnt, dass ich mich überhaupt nicht für diejenigen bemüht habe, die gern in ein Schlüsselloch schauen, sondern für diejenigen, denen der Schöpfer teuer ist, die nach dem Schöpfer und nach Seiner Güte streben, um das Ziel zu verwirklichen, für welches sie erschaffen wurden. Denn in ihnen wird sich der Wunsch des Schöpfers verwirklichen, wie es geschrieben steht: „Jeder, der mich sucht, wird mich finden.“
- Geh und schau dir die Worte des Weisen Rabbi Avraham ibn Esra in seinem Buch „Jessod More“ an: „Und nun werde aufmerksam und wisse, dass alle Gebote, die in der Tora beschrieben oder von den Vorvätern für die Korrektur angenommen worden sind, obgleich der Großteil davon durch Handlung oder durch Worte erfüllt wird, allesamt berufen sind, das Herz zu korrigieren, denn alle Herzen fordert der Schöpfer. Und wer nachdenkt, versteht.“
Es steht geschrieben: „Für die Aufrichtigen in ihren Herzen.“ Und umgekehrt: „Das Herz ist taub für die Gedanken der Lüge.“ Und ich fand einen Ausspruch, der alle Gebote umfasst: „Fürchte deinen Schöpfer und arbeite für Ihn.“ Das Wort „fürchte“ schließt alle Verbote im Wort, im Herzen und in der Tat ein. Und das ist die erste Stufe, auf welche die nächste folgt – indem du dem Schöpfer dienst, wirst du emporsteigen, und das schließt alle positiven Gebote ein. Und sie werden das Herz lehren und es führen, bis der Mensch schließlich mit dem Schöpfer verschmilzt, denn dafür wurde er erschaffen. Denn er wurde nicht erschaffen, um Reichtümer anzuhäufen und Häuser zu bauen. Und daher muss der Mensch um alles bitten, was ihm die Liebe zum Studium der Weisheit angewöhnt, und um Glauben. Und dann wird der Schöpfer seine Augen öffnen und ihm eine andere Seele geben, und er wird bei seinem Leben vom Schöpfer geliebt. Und wisse, dass die Tora nur denjenigen Menschen gegeben wurde, die ein Herz haben, denn Worte sind wie Körper und Geschmäcker (Taamim) sind wie Seelen. Und wenn du den Sinn der Geschmäcker nicht verstehst, dann werden alle Mühen und Arbeit umsonst sein, als würdest du Seiten und Worte in einem Medizinbuch durchlesen – durch solche Bemühungen wirst du die Krankheit nicht heilen. So auch ein Kamel, das Seide trägt – weder hat die Seide etwas vom Kamel, noch hat das Kamel etwas von der Seide.
Aus dem, was die Weisen sagten, folgt: Man muss dem Ziel folgen, für welches der Mensch erschaffen wurde. Und von diesem Ziel heißt es, dass es die Verschmelzung mit dem Schöpfer ist. Und ich werde hinzufügen, dass der Mensch verpflichtet ist, mithilfe aller Tricks in sich die Liebe zum Studium der Weisheit wiederzubeleben und den Glauben solange zu suchen, bis er dessen würdig wird, dass „der Schöpfer die Augen seines Herzens öffnet und ihm eine andere Seele gibt, und dann wird er Zeit seines Lebens vom Schöpfer geliebt.“
Und er betont im Besonderen, dass er „Zeit seines Lebens vom Schöpfer geliebt wird“, um darauf hinzuweisen, dass, solange er dieser Errungenschaft nicht gewürdigt wird, seine Arbeit nicht abgeschlossen ist. Und die Arbeit, die uns auferlegt wurde, muss heute getan werden. Und er schließt so ab: „Die Tora wurde nur an diejenigen gegeben, die ein Herz haben.“ An diejenigen, die ein Herz erlangt haben, Ihn zu lieben; die von den Weisen als die „Weisen des Herzens“ bezeichnet wurden, da es keine tierische Seele mehr in ihnen gibt, die sie nach unten ziehen würde, und der böse Trieb nicht über sie herrscht, und ihr Herz für die Weisheit offen ist.
Und zur Erklärung sagt er: „…denn Worte sind wie Körper und die Geschmäcker (Taamim) sind wie Seelen. Und wenn du den Sinn der Geschmäcker (Taamim) nicht verstehst, dann wird alle Mühe und Arbeit umsonst sein, als würdest du Seiten und Worte in einem Medizinbuch durchlesen – durch solche Bemühungen wirst du die Krankheit nicht heilen.“ Er will damit sagen, dass der Mensch Tricks erfinden muss, um der oben genannten Errungenschaft gewürdigt zu werden – dann wird er fähig, den Geschmack der Tora zu kosten, welche die innere, verborgene Weisheit darstellt, und den Geschmack des Gebotes, welches in seinem Wesen die Liebe zum Schöpfer ist.
Und außerdem hat er nichts, außer Worten und Handlungen, die nur Körper ohne Seelen sind, was einem gleicht, der „Seiten und Worte in einem Medizinbuch durchliest“, denn er wird die Medizin nicht erkennen, bevor er nicht den Sinn des Geschriebenen begreift. Sondern er wird Wissen erst erlangen, nachdem er Schweiß und Blut vergießt im Streben, es zu erlangen. Und wenn die Studienordnung und die Handlungen selbst nicht darauf ausgerichtet sind, das zu erlangen, dann ist er wie ein Kamel, das Seide trägt, an dem die Seide nichts hat, und dem die Seide durch nichts hilft, die vollkommene Absicht zu erreichen, für die es erschaffen wurde.
- Und gemäß dem oben Gesagten wurde uns zuteil, dass uns durch den Artikel von Rav Shimon im „Midrash Rabba“, im Kapitel „Es wurde der Mensch erschaffen“, die Augen geöffnet wurden. Dort geht es darum, dass der Schöpfer einen Menschen erschuf, der von Dienstengeln beherrscht wurde, die sich in Gruppen aufteilten. Die einen sagten: „Erschaffe!“ Und die anderen sprachen: „Erschaffe nicht!“ Wie es geschrieben steht: „Barmherzigkeit und Wahrheit willigten ein, und Gerechtigkeit und Frieden stellten sich entgegen (247).
- Die Barmherzigkeit sagte – erschaffe, weil in ihm Barmherzigkeit veranlagt ist.
- Die Wahrheit sagte – erschaffe nicht, denn er besteht nur aus Lüge.
- Die Gerechtigkeit sagte – erschaffe, weil er Gerechtigkeit walten lässt.
- Der Frieden sagte – erschaffe nicht, weil er nur Zwist sät.
Was tat der Schöpfer also? Er schickte die Wahrheit auf die Erde, wie es geschrieben steht: „Und es wurde die Wahrheit auf die Erde geschickt.“ Und die Engel wandten sich an den Schöpfer: Warum vernachlässigst Du Dein Ebenbild? Erhebe die Wahrheit von der Erde, wie es geschrieben steht: „Die Wahrheit wird aus der Erde erwachsen.“
Doch das Gesagte erschwert das Ganze noch mehr.
- Immer noch ist der Sinn des Gesagten nicht geklärt: „Es wurde der Mensch erschaffen.“ Braucht der Schöpfer etwa Ratschläge?
- Die Worte der Wahrheit. Wie kann man vom gesamten Menschengeschlecht sagen, dass es gänzlich verlogen ist, wenn es doch keine Generation gibt, in der es keinen Abraham, Isaak und Jakob gibt?
- Und wenn die Worte der Wahrheit stimmen, wie konnten dann die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit in die Existenz der Welt einwilligen, obwohl sie doch ganz Lüge ist?
- Warum wird die Wahrheit als Ebenbild bezeichnet, wenn doch Letzteres einen Stempel bedeutet, den man auf den Rändern eines Briefes abdruckt, wobei natürlich das Wichtigste hinter den Grenzen des Drucks ist. Denn es ist doch zweifellos so, dass außerhalb der Grenzen der Wahrheit keine Wirklichkeit existiert?
- Ist es etwa möglich, dass die Engel der Wahrheit über Den, Der mit der Wahrheit handelt, sagen würden, dass es keine Wahrheit in Seinen Taten gibt?
- Wofür wurde der Wahrheit die schwere Strafe aufgebürdet, auf die Erde und ins Innere der Erde gestürzt zu werden?
- Warum bringt die Tora nicht die Antwort der Engel, während sie die Frage an sie anbringt?
Und diese zwei einander gegensätzlichen Arten der Lenkung müssen nachvollzogen werden: Die Führung der Existenz der gesamten Wirklichkeit dieser Welt und die Führung der Existenz eines Jeden im Einzelnen. Einerseits sehen wir die sichere Lenkung, die auf wunderliche Weise Glück bringt und das Sein eines jeden Wesens der Wirklichkeit beherrscht.
Nehmen wir zum Beispiel das Leben eines Menschen in der Wirklichkeit. Und siehe, die Liebe und der Genuss stellen sichere und richtige Primärgründe für die Ausführung seiner Bestimmung dar. Und sofort, nachdem sich das Vorhaben seines Vaters verwirklichte, bereitete die Höhere Lenkung für ihn einen sicheren Ort – beschützend vor jedem Schaden – im Mutterleib, so, dass kein Außenstehender ihm Schaden zufügen kann. So versorgt ihn die Höhere Lenkung mit seinem täglichen Brot, gemäß seinem Bedürfnis. Und so versorgt sie ihn mit allem Notwendigen, ohne ihn für einen Augenblick zu vergessen, bis er schließlich die Kraft erlangt, um auf unsere Welt, die voller Schwierigkeiten ist, zu kommen.
Und dann verleiht ihm die Höhere Lenkung Stärke und Kraft. Und er geht sodann wie ein bewaffneter, erfahrener und an alles gewöhnter Kämpfer und öffnet Tore und durchbricht Wände. Und das solange, bis er unter Menschen landet, auf die er sich verlassen kann, die ihm helfen werden, wenn er schwach ist, mit Liebe, Barmherzigkeit und Traurigkeit, solange unsere Welt existiert, und die ihm teurer sind als alle anderen Menschen auf der Welt. So verlässt ihn die Lenkung nicht und beschützt ihn solange, bis er selbst bereit wird, zu existieren und die Entwicklung seiner Existenz danach fortzusetzen. So sind genauso wie der Mensch auch alle Tier– und Pflanzenarten wunderbar beschützt, was ihnen die Existenz in der Realität sichert. Das ist allen bekannt, die die Natur studieren.
Andererseits, wenn wir uns den Ablauf der Entwicklung und die Versorgung von Existenzäußerung in der gleichen Realität anschauen – von den Hörnern einer Antilope bis hin zu den Eiern einer Laus –, so finden wir eine Unordnung vor, gleich einem Lager der vom Feld Fliehenden, die gefallen und krank sind, vom Schöpfer gestürzt. Ihr ganzes Leben führt zum Tod. Sie haben kein Recht auf Existenz, bevor sie nicht Leiden und Schmerz ertragen und in ihren Seelen kampffähig werden.
Denn sogar eine kleine Laus tötet eine andere für ihre Nahrung, und sie wendet dafür viele Listen an. Und alle sind wie sie, von klein bis groß. Geschweige denn das Menschengeschlecht, auserwählt von allen Geschöpfen; in allen ist der Mensch drin und alle sind in ihm drin.
- Doch auch in den zehn heiligen Sefirot unterscheiden wir zwei Gegensätze: die neun ersten Sefirot (Tet Rishonot), die Eigenschaft des Gebens – und Malchut, die das Empfangen darstellt. Die ersten neun Sefirot sind mit Licht erfüllt, und in Malchut ist an und für sich nichts. Und das Geheimnis besteht darin, dass wir in jedem Parzuf zwei Arten von Licht unterscheiden – das Innere Licht (Or Pnimi) und das Umgebende Licht (Or Makif); und zwei Arten von Gefäßen, wobei das innere Kli für das Innere Licht bestimmt ist, und das äußere Kli für das Umgebende Licht.
Der Grund dafür besteht in den zwei Gegensätzen, die oben erwähnt wurden. Zwei Gegensätze können nicht in einem Träger sein, und daher braucht man einen besonderen Träger für das Innere Licht und, getrennt davon, einen Träger für das Umgebende Licht.
In Wirklichkeit jedoch sind sie im Spirituellen nicht entgegengesetzt, da sich Malchut dort im geheimen Sinn der Vereinigung mit den ersten neun Sefirot befindet, und sie wird dort ebenfalls die Eigenschaft des Gebens erlangen, was der geheime Sinn des Reflektierten Lichts ist. Was jedoch Sitra Achra angeht, so gibt es in ihr nichts von den ersten neun Sefirot, und die Basis ihres Aufbaus ist leerer Raum, also ein riesiger Wille zu empfangen, auf den eben Zimzum Alef (die erste Einschränkung) vollzogen wurde. Sogar, als ein Leuchten des Pfades (der Linie) im Inneren des Reshimo entstand, blieb diese Wurzel ohne Licht. Daher ist sie von Anfang bis Ende dem Leben im Spirituellen entgegengesetzt, im verborgenen Sinne dessen, was geschrieben ist: „Eines gegenüber dem Anderen erschuf der Schöpfer.“ Daher wird sie auch als tot bezeichnet.
Wie wir bereits oben im Punkt 6 geklärt haben, bestand der Zweck des Zimzum darin, die Seelen mit der Übereinstimmung der Eigenschaften mit dem Schöpfer zu schmücken, so dass das Kli die Form des Gebens annimmt.
Doch wir sehen, dass dieses Ziel bislang unerreichbar blieb: sowohl im Bezug auf den Aufbau spiritueller Parzufim, wo es nichts von dem leeren Raum gibt, den der riesige Wille zu empfangen darstellt, auf den eben der Zimzum ausgeführt wurde, und wo daher keine Korrektur dessen stattfinden kann, was dort nicht in Wirklichkeit existiert, als auch im Bezug auf den Aufbau von Sitra Achra, wo natürlich keine Korrektur stattfindet, obwohl es dort einen leeren Raum gibt, der vollkommen entgegengesetzt ist, und alles, was er empfängt, stirbt in ihm.
Und daher ist nun der Mensch in dieser Welt vonnöten, der, während er sich im kleinen Zustand (Katnut) befindet, Nahrung von Sitra Achra erhält und durch sie existiert und von ihr die Kelim des leeren Raums empfängt. In seinem großen Zustand (Gadlut) dagegen haftet er sich mithilfe der Tora und den Geboten an das Spirituelle an, um dem Schöpfer Genuss zu bereiten. Und er wird zum Gegenteil des riesigen Willens zu empfangen, den er bereits erlangt hatte, und der nun ausschließlich für das Geben verwendet wird. Dadurch gleicht er seine Eigenschaften an die Eigenschaften des Schöpfers an. Und in ihm wird das Schöpfungsziel verwirklicht.
Das ist die geheime Bedeutung der Existenz von Zeit in unserer Welt. Du siehst, dass sich zunächst die zwei oben genannten Gegensätze in zwei voneinander getrennte Wesen aufteilten, also in ein System von reinen Welten und in Sitra Achra, was der verborgene Sinn des Gesagten ist: „Eines gegenüber dem Anderen erschuf der Schöpfer“, in denen sich immer noch keine Korrektur verwirklichen kann, da sie sich in einem Träger befinden müssen – dem Menschen. Somit brauchen wir die Existenz von Zeit, damit diese zwei Gegensätze im Menschen einer nach dem anderen entstehen: sowohl im kleinen Zustand als auch im großen.
- Daraus lässt sich die Notwendigkeit des Zerbrechens der Gefäße und ihrer Eigenschaften erklären. Wie es im Buch Sohar und beim ARI heißt, befinden sich in allen Zehn Sefirot beim Abstieg und beim Aufstieg zwei Arten von Licht:
- Das erste Licht ist das Licht von Ejn Sof, welches von oben nach unten hinabsteigt und als das Direkte Licht (Or Yashar) bezeichnet wird;
- Das zweite Licht ist ein Erzeugnis des Kli Malchut; es wird von unten nach oben reflektiert und als Reflektiertes Licht (Or Choser)
Diese beiden Lichter verschmelzen zu einem. Und wisse, dass ab dem Zimzum und darunter der Punkt des Zimzum von allem Licht entledigt wurde und ein leerer Raum zurückblieb (Chalal Panui). Und das Höchste Licht wird sein Schlussstadium nicht vor der Endkorrektur erreichen, wie es geschrieben steht: „In Einheit mit dem Licht der Unendlichkeit“, was als das direkte Licht bezeichnet wird. Doch das zweite Licht, welches als das reflektierte Licht bezeichnet wird – dieses kann das Schlussstadium erreichen, da darauf überhaupt kein Zimzum stattgefunden hat.
Und wir sollten erklären, dass die Notwendigkeit der Existenz des Systems der Klipot Sitra Achra aus dem Ziel des Zimzum resultiert. Und zwar dient sie dazu, dass sich in den Menschen im Laufe seines Zustands des Kleinseins ein riesiges Kli des Empfangens einprägt, also in der Zeit, in der er auf ihre Kosten lebt. Denn auch die Sitra Achra bedarf der Fülle (Shefa), und woher soll sie diese nehmen, wenn doch ihr ganzer Aufbau lediglich das Schlussstadium darstellt – einen leeren Raum ohne jegliches Licht, denn ab dem Zimzum und weiter nach unten ist doch das Höchste Licht bereits vollständig von ihr getrennt.
Daher wurde ein Zerbrechen der Gefäße bereitet, das darauf hinweist, dass ein Teil des reflektierten Lichts, welches sich in den Zehn Sefirot der Welt Nekudim befindet, aus der Welt Azilut nach außen herabstieg, bis zum leeren Raum. Und du weißt bereits, dass reflektiertes Licht auch im leeren Raum auftreten kann.
Und nun gibt es in diesem Teil des Or Choser (reflektierten Lichts), welches nach außen aus der Welt Azilut herabstieg – es gibt darin von jeder Sefira der Zehn Sefirot der Welt Nekudim 32 besondere Eigenschaften – die Funken des Lichts. Und zehnmal 32 macht 320. Und nun wurden diese 320 herabgestiegenen Funken zur Aufrechterhaltung der Existenz der Unteren bereitet, zu denen sie über zwei Systeme gelangen, was die verborgene Bedeutung des Geschriebenen darstellt: „Eines gegenüber dem Anderen schuf der Schöpfer“, also über die reinen Welten ABYA und die ihnen gegenüber erschaffenen ABYA von Sitra Achra.
Das heißt, wie die Weisen zur Erklärung der Schrift sagten: „Ein Volk wird vom anderen Stärke schöpfen“ – wenn eines fällt, erhebt sich ein anderes, und eine Hochburg kann nirgends anders erbaut werden als auf den Überresten des zerstörten Jerusalem, das heißt, allen diesen 320 Funken wurde es erlaubt, in Sitra Achra aufzutauchen, und so wurde das System reiner Welten im Bezug auf die Unteren vollständig zerstört.
Doch all diese 320 Funken haben die Möglichkeit, sich der Heiligkeit anzuschließen. Und dann wird das System von Sitra Achra vollständig vom Antlitz der Erde schwinden. Und es ist ihnen möglich, sich unter den zweien aufzuteilen, in einen größeren und einen kleineren Teil, entsprechend den Taten des Menschen. Und so drehen sie sich in diesen zwei Systemen bis zur Endkorrektur.
Und nun haben sich nach dem Zerbrechen der Gefäße und dem Herausfallen von 320 Funken des Lichts aus der Welt Azilut 288 von ihnen herausgetrennt und sind aufgestiegen, das heißt all die, die von den neun ersten Sefirot der Zehn Sefirot der Welt Nekudim herabstiegen. Und neunmal 32 macht 288. Sie kamen zurück und schlossen sich dem System reiner Welten an.
Auf diese Weise sind Sitra Achra nur 32 Funken von denjenigen geblieben, die aus Malchut der Welt Nekudim herabgestiegen sind. Und das war der Beginn des Aufbaus von Sitra Achra in minimalem Umfang, als sie sich noch nicht zur Erfüllung ihrer Rolle eignete. Und dieser Aufbau wird später abgeschlossen – durch die Sünde von Adam haRishon am Baum der Erkenntnis.
So haben wir geklärt, dass zwei Systeme, die gegenteilig funktionieren, die Wirklichkeit lenken und ihre Existenz gewährleisten. Die Menge des Lichts, die für diese Existenz notwendig ist, sind 320 Funken, die bereitet und abgemessen wurden kraft des Zerbrechens der Gefäße. Und diese Menge reicht aus, um zwischen diesen zwei Systemen zu zirkulieren, wovon die Ordnung und die Gewährleistung der Existenz der Wirklichkeit abhängen.
Und wisse, dass das System reiner Welten mindestens 288 Funken enthalten muss, um ihre neun ersten Sefirot auszufüllen. Und dann kann es die Existenz der Unteren gewährleisten. Das hatte sie, bevor Adam die Sünde beging. Damals wurde die Wirklichkeit durch das System reiner Welten gelenkt, da sie von allen 288 Funken erfüllt war, wie bereits gesagt wurde.
- Und nun ist es uns möglich zu erklären, was über die vier Engel gesagt wurde: Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden – die bei der Erschaffung des Menschen mit dem Schöpfer verhandelten. Diese Engel sind Diener der Seele des Menschen, und daher verhandelte Er mit ihnen, denn ganz Maase Bereshit (Genesis, 1. Buch Mose) wurde in Übereinstimmung mit ihnen vollzogen, so dass jede Seele in sich die Zehn Sefirot des Inneren Lichts einschließt sowie Zehn Sefirot des Umgebenden Lichts.
- Barmherzigkeit (Chessed) ist das Or Pnimi (Inneres Licht) der ersten neun Sefirot der Seele;
- Gerechtigkeit (Zedaka) ist das Or Pnimi (Inneres Licht) von Malchut der Seele;
- Wahrheit (Emet) ist das Or Makif (Umgebende Licht) der Seele.
Und wir sagten bereits, dass das Or Pnimi und das Or Makif einander entgegengesetzt sind, da das Or Pnimi nach dem Gesetz des Leuchtens des Kav (Linie) herangezogen wird, was seine Erscheinung im Punkt des Zimzum verhindert, der einen riesigen Willen zu empfangen darstellt. Das Umgebende Licht seinerseits kommt aus Ejn Sof, die alle Welten umfasst. Und dort, in Ejn Sof, gleichen sich klein und groß. Somit leuchtet das Or Makif und verleiht Genuss im Punkt des Zimzum, und damit gewiss auch in Malchut.
Und da sie einander entgegengesetzt sind, sind zwei Gefäße erforderlich. Da das Or Pnimi die ersten neun Sefirot ausfüllt, und sogar in Malchut nicht anders leuchtet als gemäß dem Gesetz der ersten neun Sefirot, und keineswegs in ihr selbst. Das Or Makif jedoch leuchtet in den Kelim, die aus dem Punkt des Zimzum in der Einheit stammen, was als das äußere Kli bezeichnet wird.
Daraus soll dir klar werden, warum die Wahrheit als Stempel bezeichnet wird. Diese Bezeichnung ist dem Stempel nachempfunden, den man am Rand am Ende des Briefes abdruckt. Doch dieser Stempel verleiht ihm ein Gewicht, und ohne ihn hat der Brief keinerlei Wert, und alles Geschriebene ist nutzlos.
Gleiches gilt auch für das Or Makif (Umgebendes Licht), welches im Punkt des Zimzum Genuss schenkt, was den großen Zustand des Empfangens darstellt, bis [der Mensch] schließlich im Geben seine Eigenschaften den Eigenschaften des Schöpfers angleicht, worin der Zweck aller höheren und der beschränkten unteren Welten besteht.
Die Einwände der Wahrheit bei der Erschaffung des Menschen bestehen also darin, dass nach ihrer Behauptung der ganze Mensch nur aus der Lüge besteht, da er seitens seiner Erschaffung durch den Schöpfer kein äußeres Kli besitzt, welches aus dem Punkt des Zimzum entstammen muss, da dieser sich bereits vom Licht des Schöpfers getrennt hat; und daher haben die Engel der Wahrheit keine Möglichkeit, dem Menschen bei der Erkenntnis des Umgebenden Lichts zu helfen.
Und daher sind alle höheren und die beschränkten unteren Welten, die nur zur Erkenntnis hiervon erschaffen wurden, Leere und Lüge, und alle Mühe in ihnen ist vergebens, da der Mensch, der ihr einziges Objekt sein soll, noch nicht zur Erfüllung seiner Bestimmung bereit ist.
Doch die Engel der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit – die zusammen zum Inneren Licht der Seele gehören, da es in diesem keinen leeren Raum gibt – könnten ihn (den Menschen) im Gegensatz mit allen Lichtern der Seele im Überfluss versorgen und ihm somit eine noch erhabenere Perfektion schenken. Und aus diesem Grunde waren sie froh, ihm zu helfen, und stimmten mit der Erschaffung des Menschen vollkommen überein. Denn sie stellen NeHJ dar, die am Siwug deHakaa teilnehmen, und gehören daher zur Hälfte zum Umgebenden Licht seitens des darin befindlichen Or Choser (Reflektiertes Licht).
Die Engel des Friedens behaupteten, dass der Mensch einen ständigen Zwist darstellt. Das heißt, auf welche Weise kann er Or Makif empfangen? Denn es ist letztendlich unmöglich, dass sich das Or Makif und das Or Pnimi (Inneres Licht) in einem einzigen Träger befinden, denn sie stehen zueinander im Gegensatz, und daher stellt der Mensch einen ständigen Zwist dar.
So finden wir, dass es Adam haRishon nur an einem äußeren Kli mangelte, welches den Engeln der Wahrheit gehörte, doch er hatte ein äußeres Kli, welches den Engeln des Friedens gehörte. Daher willigten sie in die Erschaffung ein, obwohl sie behaupteten, dass der Mensch ständiger Zwist sei, also, dass das Or Makif nicht in seine inneren Kelim eintreten kann, weil diese in einem Gegensatz zu ihm stehen.
- Im Lichte des Gesagten wurde es uns zuteil, die Fortsetzung des Ausspruchs zu verstehen: „In seiner Sünde am Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ – hebt er dessen Tiefe empor. Und die Weisen, die ihn erkannt haben, haben das von ihnen Erkannte zehnmal verborgen. Und zuvor wurde gesagt: „Und Adam und Chawa (Eva) waren nackt und schämten sich nicht.“ Wisse, dass die Kleidung das äußere Kli darstellt. Aus diesem Grunde geht die Erklärung der Ursache der Sünde am Baum der Erkenntnis dem Ausspruch der Weisen voraus: „Der große Lenker, der die Menschen ohne ihr Wissen lenkt.“
Mit anderen Worten wurde die Sünde im Voraus geplant. Und das bedeutet wiederum, dass Adam und seine Frau ohne ein äußeres Kli erschaffen wurden, und nur über innere Kelim verfügten, die dem System reiner Welten entstammten. Also schämten sie sich nicht, das heißt, sie nahmen ihren Mangel nicht wahr, da die Scham die Empfindung eines Mangels darstellt.
Bekanntlich stellt die Empfindung eines Mangels den Urgrund für die Erfüllung eines Wunsches dar. Das gleicht einem Kranken, der, wenn er fühlt, dass er krank ist, bereit ist, sich heilen zu lassen; wenn er es aber nicht fühlt, natürlich jede Art von Behandlung meiden wird. In Wirklichkeit ist diese Aufgabe dem äußeren Kli zugeteilt, welches sich in der Struktur des Körpers leer und ohne Licht befindet, weil es leerem Raum entstammt, und es erzeugt im Menschen das Gefühl von Leere und Mangel. Und daher schämt sich der Mensch.
Deswegen muss er zum erfüllten Zustand zurückkehren und das Umgebende Licht anziehen, welches ihm fehlt und welches bereit ist, dieses Kli auszufüllen. Darin besteht der Sinn dessen, was die Schrift sagt: „Und Adam und seine Frau waren nackt“ – das heißt ohne äußeres Kli – „und sie schämten sich nicht“ – also fühlten nicht ihren Mangel. Somit fehlte ihnen das Ziel, für welches sie erschaffen wurden.
Doch es ist sehr wichtig, die Erhabenheit des Menschen zu begreifen, den der Schöpfer nach Seinem Ebenbilde schuf. Und seiner Frau, die der Schöpfer mit noch größerem Verstand ausstattete, im Vergleich zum Menschen, wie die Weisen sagten: „Und der Schöpfer schuf aus der Rippe.“ Wie erlitten sie also eine Niederlage und wurden so dumm, dass sie sich nicht vor der List der Schlage zu wehren wussten? Andererseits, wie konnte diese Schlange – von der es heißt, sie wäre das bösartigste (auch: nackteste) Tier des Paradieses – mit seinen dummen und leeren Lippen aussprechen, dass wenn sie vom Baum der Erkenntnis äßen, sie dem Schöpfer gleich würden? Und wie fand diese Dummheit Antwort in ihren Herzen? Und auch, wie es weiter heißt, dass sie nicht aus dem Wunsch heraus, wie der Schöpfer zu werden, die Frucht des Baumes der Erkenntnis aß, sondern aus ihrer Einfalt heraus, weil die Frucht schmackhaft war. Und ist das auf den ersten Blick nicht ein tierischer Wunsch?
- Und es ist notwendig zu klären, was diese zwei Arten der Analysen darstellen, die wir benutzen:
- Die erste Analyse ist die Bestimmung von Gut und Böse.
- Die zweite Analyse heißt die Bestimmung von Wahrheit und Lüge.
Das bedeutet, dass der Schöpfer eine klärende Kraft in jedes Geschöpf einprägte, die in ihm wirkt und ihm dabei den erwünschten Nutzen bringt und dabei hilft, die erwünschte Perfektion zu erreichen. Die erste Analyse ist die Wirkungskraft des Körpers, dessen Handlungscharakter durch die Empfindungen „süß und bitter“ bestimmt wird. Der Mensch verschmäht die Empfindung der Bitterkeit und meidet sie, weil sie ihm schlecht tut, liebt aber „süße“ Empfindungen und strebt nach ihnen, weil ihm das gut tut. Und diese Kraft, die auf den bewegungslosen, pflanzlichen und tierischen Stufen der Wirklichkeit handelt, reicht aus, um zum Abschluss der erwünschten Perfektion zu führen.
Zusätzlich zu diesem gibt es die Menschenart, in welcher der Schöpfer die Kraft des Verstandes einprägte, die nach dem Prinzip der zweiten Analyse wirkt – sie stößt die Lüge und die Eitelkeit angewidert von sich weg und zieht wahre Dinge näher zu sich, und der ganze Nutzen besteht in einer riesigen Liebe. Diese Analyse wird als die Analyse von „Wahrheit und Lüge“ bezeichnet, und sie wirkt nur auf der Stufe Mensch, und zwar in jedem gemäß seiner Entwicklung. Und wisse, dass diese zweite Handlungskraft erschaffen wurde und zum Menschen in verborgener Form von der Schlange überging, da keine andere Kraft erschaffen wurde außer der ersten, die zwischen Gut und Böse unterschied, was ihm zu jener Zeit ausreichte.
Ich werde das an folgendem Beispiel verdeutlichen: Wenn in unserer Welt die Gerechten belohnt würden, weil ihre Taten gut sind, und die Sünder bestraft würden, weil ihre Taten schlecht sind, dann würden wir die Heiligkeit mit gut und süß identifizieren und Sitra Achra mit schlecht und bitter.
In diesem Fall müsste die Schrift das Gebot der Wahl so bestimmen: „Siehe, Ich gab dir Süßes und Bitteres, und wähle das Süße!“ Und dann wäre allen Menschen die Erreichung der Perfektion garantiert, da sie Verbrechen meiden würden, weil sie sich schlecht fühlen würden, wenn sie diese begingen, und ihre einzige Sorge wäre die Suche nach dem Schöpfer, Tag und Nacht, da es ihnen gut und süß wäre, so wie es die Toren heute in Bezug auf den Körper und auf seinen Schmutz tun.
So war auch Adam haRishon, da der Schöpfer ihn so schuf und ihn im paradiesischen Garten zur Arbeit und zum Schutz platzierte. Und die Weisen erklären: „Zur Arbeit – das sind die positiven Gebote, und zum Schutz – das sind die negativen Gebote (Verbote). Die positiven Gebote bestanden darin, von allen Früchten des Gartens zu essen und zu genießen, und die Verbote – darin, nicht von den Früchten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Und das positive Gebot war süß und angenehm, und das negative Gebot bestand in der Zurückhaltung vom Verzehr einer Frucht, bitter wie der Tod.“
Und hier gibt es nichts, worüber man sich wundern sollte – nämlich, wie man dies als Gebote und Arbeit bezeichnen könne. Denn Ähnliches finden wir in unserer Arbeit auch heute, wenn wir am Shabbat und an Feiertagen genießen und dadurch der Höheren Heiligkeit gewürdigt werden. Und dadurch, dass wir „Kriechtiere“ meiden, alles, was der Seele des Menschen zuwider ist, erhalten wir eine Belohnung. Folglich bestand die Wahl in der Arbeit von Adam haRishon in: „und wähle das Süße“. Folglich bedurfte er von seinem gesamten Körper nur seines Gaumens, um zu wissen, was der Schöpfer ihm zu tun befahl und was nicht.
- Und nun versuchen wir zu verstehen, worin die Bösartigkeit der Schlange bestand, von welcher die Weisen außerdem zu unserer Kenntnis sagten, dass sie in Sitra Mevuta (verunreinigende Kraft) eingekleidet war, und dass ihre Reden daher sehr erhaben waren. Und sie sagte: „Hat der Schöpfer euch etwa verboten, von allen Früchten des Gartens zu essen?“ Das bedeutet, dass sie zu ihr von etwas sprach, was ihr bekanntlich nicht geboten wurde. Und so fragte sie sie nach der Weise der Analyse, das heißt, woher weiß sie, dass es verboten ist, von den Früchten des Baumes der Erkenntnis zu essen? „Vielleicht ist es euch verboten, von Früchten aller Bäume des Gartens zu kosten?“ Und die Frau sagte: „Von allen Früchten des Gartens werden wir essen… doch vom Baum der Erkenntnis werden wir nicht essen und wir werden ihn nicht anfassen, auf das wir nicht sterben.“
Und hier gibt es zwei schwerwiegende Richtigstellungen:
- Das Anfassen war niemals verboten, worin hat sie dann also das Verbot gebrochen?
- Sie zweifelte an den Worten des Schöpfers. Der Schöpfer sagte: „…eines Todes werdet ihr sterben“, und die Frau sagte: „…auf dass wir nicht sterben.“ Ist es etwa möglich, dass sie dem Schöpfer noch vor der Sünde nicht geglaubt hat? Doch die Frau antwortete der Schlange gemäß ihrer Frage, da sie wusste, dass der Schöpfer es verbot, weil die Früchte aller Bäume des Gartens süß, angenehm und zum Verzehr geeignet sind, nicht aber die Früchte dieses Baumes. Er befindet sich innerhalb des Gartens, sodass sie schon in seiner Nähe war, ihn berührte und darin einen Geschmack verspürte, der schlimmer war als der Tod.
So hat sie sich aus ihrer Erfahrung heraus davon überzeugt, dass sogar bei einer Berührung Lebensgefahr besteht, und hat begonnen, die negativen Gebote zu verstehen, von denen sie von ihrem Mann erfahren hatte. Und niemand ist klüger als der Erfahrene, und „auf dass wir nicht sterben“ weist auf eine Berührung hin. Offensichtlich war die Antwort vollkommen befriedigend, denn wer kann sich einmischen und der Geschmacksempfindung eines Anderen widersprechen? Doch die Schlange widersprach und sagte: „Keines Todes werdet ihr sterben, da der Schöpfer wusste, dass an dem Tage, da ihr von seinen Früchten kostet, sich eure Augen öffnen werden.“
Und man muss präzisieren, was in diesem Fall die „Öffnung der Augen“ bedeutet. Ihr wurde etwas Neues mitgeteilt, denn sie (die Schlange) bewies ihr, dass es töricht ist zu glauben, der Schöpfer hätte in Seiner Welt etwas Böses und Schadenbringendes erschaffen. Natürlich kann es in Bezug auf den Schöpfer keinen Schaden und nichts Böses geben. Und die Bitterkeit, die sogar nahe einer Berührung spürbar ist, ist nur für euch wahrnehmbar, denn nachdem ihr das verzehrt haben werdet, werdet ihr über euch selbst emporsteigen. Und nur deswegen bedürft ihr einer größeren Heiligkeit während der Ausführung einer Handlung mit der Absicht für den Schöpfer, um die Absicht zu verwirklichen, für welche ihr erschaffen wurdet. Und folglich dient das, was euch als Böses und als Schaden erscheint, nur dem Zweck, dass ihr die größere Heiligkeit begreift, die von euch erforderlich ist.
Doch „an dem Tag, da ihr von ihr gegessen habt…“ bedeutet, dass, wenn eine Handlung in Heiligkeit und Reinheit klar wäre wie der Tag, ihr dann, gleich dem Schöpfer, zwischen Gut und Böse unterscheiden könntet. Das heißt, genauso wie es beim Schöpfer absolute Süße ist, so werden auch bei Gut und Böse im absoluten Vergleich Süße und Wonne sein. Doch es blieb noch Platz für Zweifel in den Worten der Schlange, denn der Schöpfer selbst sagte nichts davon, und daher bestimmte die Schlange, indem sie sagte: „Der Schöpfer weiß, dass an dem Tag, da ihr von den Früchten dieses Baumes kosten werdet, eure Augen sich öffnen werden“; das heißt, seitens des Schöpfers war es überflüssig, euch das mitzuteilen, denn Er weiß doch, dass, wenn ihr eure Herzen darauf richten werdet, von der Heiligkeit zu kosten, sich eure Augen von allein öffnen werden und ihr ihre ganze Größe begreifen werdet, da ihr außergewöhnliche Süße und Wonne verspüren werdet, und daher besteht keine Notwendigkeit, euch das mitzuteilen, denn in euch ist doch die Kraft der Analyse eingeprägt, den eigenen Nutzen zu kennen.
Doch sogleich heißt es: „Und die Frau sah, dass die Früchte des Baumes gut zum Verzehr sind, und dass er eine Augenweide ist…“, das bedeutet, dass sie sich nicht auf ihre Worte verlassen hat, sondern dass sie hingegangen ist und selbst geprüft hat, nach ihrem Wissen und ihrem Verstand, und sich gereinigt hat, wobei sie eine noch größere Heiligkeit erhielt, um dem Schöpfer Vergnügen zu bereiten und die von ihnen geforderte Absicht zu vollenden, und nicht zu ihrem eigenen Genuss. Sodann öffneten sich ihre Augen, wie die Schlange sagte: „Und die Frau sah, dass die Früchte des Baumes gut für den Verzehr sind.“
Nachdem sie also gesehen hat, dass er eine „Augenweide“ ist, also noch bevor sie ihn berührte, empfand sie Süße und ein riesiges Verlangen, nachdem sie ihn nur angesehen hatte, verspürte sie einen solchen Drang, wie sie ihn noch niemals, zu keinem Baum des Gartens empfunden hatte. Und es wurde ihr auch klar, dass der Baum Wissen verleiht, das heißt dadurch, dass er sogar von Weitem anziehend ist und Verlangen entfacht, gibt er zu verstehen, dass sie dafür erschaffen wurden, um von seinen Früchten zu kosten; darin besteht das Ziel, wie die Schlange ihr eröffnete.
Und nach all diesen klaren Schlussfolgerungen „Sie nahm eine Frucht vom Baume und aß, und gab sie auch ihrem Mann, und er aß.“ Und der dies schrieb, präzisierte mit den Worten: „mit ihr“, also mit der reinen Absicht, nur für das Geben, und nicht für sich. Und das ist der Hinweis des Verfassers: „ihrem Mann mit ihr“ zu geben, also mit der Absicht für den Schöpfer.
- Und nun vertiefen wir uns und klären wir den Fehler auf, durch welchen er „an Händen und Füßen gebunden wurde“. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ist mit einem großen leeren Raum verbunden, also mit einem großen Zustand des Empfangens, auf welchem bereits ein Zimzum ausgeführt wurde, und aus welchem das Höhere Licht entfernt wurde. Und es wurde bereits geklärt, dass Adam haRishon über keine Form des großen Zustands des Empfangens verfügte, der leerem Raum entspringen würde, sondern er entstammte gänzlich dem System reiner Welten, deren Bestimmung darin besteht zu geben.
Wie es im Sohar geschrieben steht: „Adam haRishon hatte keinen Anteil an dieser Welt.“ Und daher war es ihm verboten, vom Baum der Erkenntnis zu kosten, denn seine Wurzel sowie das ganze System reiner Welten sind von Sitra Achra entfernt, aufgrund des Unterschieds von Eigenschaften, die diese Trennung verursacht. Und daher war es ihm auch verboten, und er wurde gewarnt, sich mit ihr zu vereinigen, denn dann würde er sich von seiner Wurzel trennen und sterben, wie Sitra Achra und die Klipot aufgrund ihres Gegensatzes und der Entfernung von der Heiligkeit und von der Quelle des Lebens tot sind.
Doch dieser Satan, Sitra Mevuta, der Todesengel, verwandelte sich in eine Schlange, stieg herab und stiftete Eva durch falsche Worte an: „Ihr werdet keines Todes sterben.“ Doch bekanntlich wird eine Lüge nicht angenommen, wenn man ihr keine Wahrheit vorausschickt. Und so begann die Schlange mit der Wahrheit, indem sie ihr das Schöpfungsziel offenbarte, welches in der Korrektur dieses Baumes besteht, also in der Verwandlung riesiger Kelim des Empfangens in Gebende.
Und so sagte sie zu ihr: „Der Schöpfer kostete vom Baum und schuf die Welt“, – das heißt, Er sah den Endzustand der Handlung zu Beginn des Vorhabens, und so schuf Er die Welt. Und wie wir bereits geklärt haben, wurde der Zimzum Alef (die erste Einschränkung) nur für den Menschen ausgeführt, damit sich die Eigenschaften des Empfangens in der Zukunft den Eigenschaften des Gebens angleichen können, und das ist die Wahrheit. Und so spielte die Zeit in die Hand der Schlange, und die Frau glaubte ihr, da sie sich bereits für den Empfang und den Genuss nur um zu geben vorbereitet hatte. Und so schwand das Böse vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, und es blieb nur der Baum der Erkenntnis des Guten, da das Böse in der Unterscheidung der Eigenschaften des Empfangens für sich besteht, welche im Menschen eingeprägt wurden. Der Empfang um des Gebens willen bedeutet jedoch die Erreichung des Ziels, sodass sie dadurch eine große Einigung vollzog, die es eben am Ende der Handlung geben sollte. Doch noch vollzog sie nicht die Sünde, da sie widerstehen konnte, als sie zum ersten Mal kostete; als sie jedoch zum zweiten Mal kostete, konnte sie nicht mehr widerstehen. Das werde ich dir erklären, denn die Zurückhaltung vor dem Genuss, bevor man von ihm gekostet und sich daran gewöhnt hat, und die Zurückhaltung von einem Genuss, den man bereits erprobt hat, und an den man sein Herz gehängt hat, gleichen sich nicht. Im ersten Fall kann man natürlich ein und für allemal auf den Genuss verzichten, während im zweiten Mal eine große Arbeit erforderlich ist, um die Gewohnheit durch allmähliche Abgewöhnung vollständig auszumerzen.
Bevor die Frau vom Baum der Erkenntnis gekostet hatte, tat sie alles mit der Absicht zu geben, und so kostete sie beim ersten Mal mit Leichtigkeit, um dem Schöpfer Vergnügen zu bereiten, also mit einer spirituellen Absicht. Doch nachdem sie gekostet hatte, entstanden in ihr ein riesiger Wille und ein Verlangen nach dem Baum der Erkenntnis, sodass sie diese nicht mehr loswerden konnte, da sie sie nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Wie die Weisen sagten: „Sie aßen eine unreife Frucht“, was bedeutet: bevor es für den Verzehr geeignet war, also bevor sie die Kraft und die Macht erlangten, ihren Trieb zu beherrschen. Und das gleicht dem, was die Weisen in Massechet Jebamot (Traktat des Talmud) sagten: „Ich aß und ich werde noch essen“ – also sogar, nachdem er klar gehört hatte, dass der Schöpfer über ihn zürnte, konnte er dennoch nicht auf den Genuss verzichten, da er sich daran gewöhnt hat (eine Begierde verspürt hat). Folglich war der Verzehr beim ersten Mal in der Heiligkeit, und beim zweiten Mal – in Unreinheit.
Und so wird der Sinn der Bestrafung vom Baum der Erkenntnis klar, dass nämlich jeder stirbt, der sich ihm nähert. Der Tod aber tritt ein, wenn man von seinen Früchten kostet, wie der Schöpfer warnte: „An dem Tag, da du von ihm kosten wirst, wirst du des Todes sterben.“ Und das geschieht wegen seines Übergangs in einen großen Zustand des Empfangens, der dem leeren Raum entspringt, auf welchen bereits ein Zimzum (Einschränkung) vollzogen wurde, sodass das Höhere Licht, wie bereits oben gesagt wurde, nicht mehr dort mit ihm weilen konnte; und daher wurde die Seele des ewigen Lebens – wie das Geschriebene erklärt: „Und der Schöpfer hauchte der Seele Leben ein“ – gezwungen, sich von dort zu entfernen, und dem Menschen blieb ein zeitbegrenztes Leben, das von einem Stück Brot abhängt.
Zum Hindernis für ein ewiges Leben wurde die Sorge um die eigenen Bedürfnisse. Das gleicht dem Schweiß des Lebens, das heißt, das Leben teilte sich in Tropfen und wird dem Menschen Tropfen nach Tropfen zugeteilt, und jeder neue Tropfen ist ein Teil des vorausgegangenen Lebens. Und das sind die Funken des Lebens, die sich auf alle Menschen in allen Generationen bis einschließlich der letzten, das Schöpfungsziel abschließenden Generation, aufteilten, was einer großen Kette gleicht. Doch die Handlungen des Schöpfers haben sich aufgrund der Sünde des Baumes der Erkenntnis überhaupt nicht verändert. Nur hat sich das Licht des Lebens, welches Adam haRishon vollständig ausgefüllt hatte, auf diese ganze lange Kette verteilt, die sich ununterbrochen auf das Rad der Veränderungen von Eigenschaften bis hin zur Endkorrektur spult. Und die Handlung des Schöpfers erzwingt die Existenz dieses Lebens und „man steigt in Heiligkeit auf und sinkt nicht“.
Und wie es mit Adam geschah, so geschah es auch mit der ganzen Menschheit, denn von der Ewigkeit und der Einheit stiegen alle zum Rad der Veränderung von Eigenschaften herab, wie Adam. Und das, weil Adam und die Welt wie Inneres und Äußeres sind, und das Äußere steigt stets in Übereinstimmung mit dem Inneren auf. Und darin besteht der Sinn dessen, was die Schrift sagt: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen.“ – Anstatt des Geistes des Lebens, der zuvor da war und den der Schöpfer in seine Nase einhauchte, blieben in seiner Nase nun lediglich Perlen des Schweißes des Lebens.
- Die Weisen sagten (Bava Batra 17): „Er ist der Böse Trieb (Jezer haRa), er ist der Satan, er ist der Todesengel, der herabsteigt und anstiftet, steigt und beschuldigt, kommt und die Seele nimmt.“ Und er ist so, weil zwei Schäden im Ergebnis der Sünde des Baumes der Erkenntnis entstanden:
Erster Schaden: „steigt und beschuldigt“. Denn nachdem er verführt wurde und vom Baum der Erkenntnis kostete, erlangte er die empfangenden Kelim des leeren Raums, sodass Hass und Entfernung zwischen dem Licht des ewigen Lebens, mit welchem der Schöpfer den Menschen erfüllte, und dem Körper des Menschen entstanden. Und das gleicht dem, was die Weisen sagten: „Zu jedem Stolzen spricht der Schöpfer – wir können nicht zusammen weilen – er und Ich“, da der Stolz aus dem empfangenden Kli des leeren Raums resultiert, von dem sich das Höhere Licht seit dem Zimzum getrennt und entfernt hatte. Und so sagt es der Sohar: „Dem Schöpfer sind Körper verhasst, die nur für sich erschaffen wurden.“ Und daher schwand aus dem Menschen das Licht des Lebens, und das ist der erste Schaden.
Der zweite Schaden ist der Fall der 288 Funken, welche bereits die reinen Welten ausfüllten, und nun, damit die Welt nicht zerstört wird, an Sitra Achra übergeben wurden und in die Welten der Klipot hinabstiegen. Denn, nachdem das System reiner Welten nicht mehr fähig war, die Existenz von Adam und der ganzen Menschheit zu gewährleisten, aufgrund des Hasses, der nun zwischen der Heiligkeit und den Kelim des leeren Raums entstanden war – nach dem Gesetz des Gegensatzes der beiden, wie es heißt: „Wir können nicht zusammen weilen – er und Ich“, wurden die 288 Funken an Sitra Achra abgegeben, damit sie die Existenz des Menschen und der Welten im Laufe der gesamten Zeit der Reinkarnationen der Seelen in den Körpern bis hin zur Endkorrektur gewährleisten.
Daraus soll dir klar werden, warum sie als „Klipot“ (Hülle, Schale) bezeichnet werden, denn ihre Bedeutung ist vergleichbar mit der Bedeutung der Schale einer Frucht. So bedeckt die harte Schale die Frucht und bewahrt sie vor Schmutz und Schaden, bis diese schließlich reift. Ohne Schale würde die Frucht verderben und ihr Ziel nicht erreichen. Nun verstehst du, dass die 288 Funken an die Klipot überreicht wurden, um die Existenz der Wirklichkeit aufrechtzuerhalten, bis sie sich schließlich miteinander verbinden und das erwünschte Ziel erreichen.
Und der zweite Schaden: „Und kam und nahm seine Seele.“ Ich möchte sagen, dass auch dies ein kleines Teilchen der Seele ist, welches dem Menschen übrig gelassen wurde als ein „Tropfen des vorausgegangenen Lebens“. Denn die Sitra Achra selbst wird durch das Geben genutzt, während sie an den Menschen die 288 Funken abtritt, die ihr zugeteilt wurden.
Und zu deinem Verständnis muss man das Bild von Sitra Achra vollständig zeichnen, damit du ihre Wege begreifen kannst. Jedes Teilchen der unteren Welt ist ein Zweig, der seine Wurzel in der Höheren Welt hat (wie der Abdruck eines Stempels); diese entstammt wiederum der Welt über ihr, und diese ihrerseits der noch Höheren etc.. Und wisse, dass der ganze Unterschied zwischen den Zweigen und ihren Wurzeln nur in der Grundlage der Materie liegt, aus welcher sie bestehen. Die Materie dieser Welt hat eine materielle Basis, und die Materie der Welt Yezira hat eine spirituelle Basis, womit die Spiritualität der Welt Yezira gemeint ist. Und so – jede Welt, gemäß dem, was ihr eigen ist.
Alle Erscheinungen und Prozesse in ihnen sind jedoch beim Übergang vom Zweig zu seiner Wurzel identisch, wie zwei Wassertropfen einander gleichen, und wie der Abdruck in allem mit dem Stempel identisch ist, von welchem er stammt. Und nachdem du das erkennen wirst, werden wir den Zweig der höheren Sitra Achra in unserer Welt bitten und mit Hilfe von ihm die Wurzel seiner höheren Sitra Achra erkennen.
Und im Sohar fanden wir, dass alle Krankheiten in den menschlichen Körpern Zweige der höheren Sitra Achra sind. Dementsprechend finden wir, wenn wir die tierische Stufe studieren, dass alles, was es in ihren Körpern gibt, mithilfe von Genüssen erreicht wird, welche ihr Leben (das der Körper) verbessern und bereichern. Und daher hat die Lenkung in den jungen Menschen eine solche Eigenschaft abgedruckt, dass, wohin sie ihre Augen auch richten, sie überall Befriedigung und Genuss finden; sogar dort, wo diese in noch unklarer Form vorhanden sind, weil sie für die Mehrung (Häufung, Anm. Ü.) des Lebens bestimmt sind, um zwecks Wachstum und Entwicklung Genuss an ihm zu haben. Zu diesem Zweck existiert der Genuss. Und wir finden, dass das Licht des Genusses dasjenige ist, welches Leben erzeugt.
Doch dieses Gesetz gilt nur in Bezug auf den Genuss der gesamten Stufe. Im einzelnen Genuss jedoch, also in dem Genuss, der im einzelnen Vertreter der Tierart wahrgenommen wird, stellen wir die umgekehrte Gesetzmäßigkeit fest. Das heißt, wenn er auf dem Körper irgendeine Verletzung hat, die ihn dazu zwingt, sie aufzukratzen, dann bringt die Handlung des Aufkratzens selbst auch Genuss, dadurch, dass dabei ein großer Genuss verspürt wird, der ihn dazu bringt, weiterzumachen. Doch in diesem Genuss befindet sich ein Tropfen der Todesdroge, und wenn er seinen Trieb nicht überwindet, sondern auf der Jagd nach dem Genuss weiterhin bezahlt, dann wird jede Rate seine Schuld nur größer machen. Das heißt, entsprechend dem Genuss am Aufkratzen wird auch die Verletzung wachsen, und der Genuss wird sich in Schmerz verwandeln. Und während des Heilungsprozesses entsteht ein neuer Bedarf am Aufkratzen, in noch höherem Maße als zuvor. Und wenn er dann immer noch nicht über seinem Trieb herrscht und immer noch nach Aufforderung zahlt, dann vergrößert sich auch die verletzte Fläche. Und so, bis dieser Tropfen schließlich zum traurigen Ende führt – zur Blutvergiftung des Tieres. Und so stirbt es am Erhalt des Genusses, weil es ein einzelner Genuss ist, den eine einzelne Spezies empfindet. Somit tritt der Tod auf dieser Stufe ungeachtet des Genusses ein, welchen die gesamte Stufe erfährt.
Und nun sehen wir vor uns die Form der höheren Sitra Achra, von Kopf bis Fuß – wo der Kopf den Willen darstellt, nur für sich zu empfangen und niemandem zu geben, der sich außerhalb von ihm befindet – als diejenige Eigenschaft, die zur Handlung antreibt, auf der gesamten tierischen Stufe. Der Körper von Sitra Achra ist die Art von Forderung, die zu befriedigen unmöglich ist, und deren Befriedigung lediglich die Forderung und die verletzte Fläche vergrößert, wie im Beispiel des Genusses am Aufkratzen.
Und die Ferse von Sitra Achra ist der Tropfen der Todesdroge, deren Nutzung dem Menschen den letzten verbliebenen Tropfen des Lebens nimmt, wie in dem Beispiel mit dem Tropfen der Todesdroge, der das gesamte Blut der Tierstufe verseucht. Wie die Weisen sagten: „Kommt am Ende und nimmt die Seele.“ Das heißt, der „Todesengel kommt mit bloßem Schwert und mit einem Tropfen von Gift an der Spitze des Schwertes, und der Mensch öffnet den Mund, und er schüttelt diesen Tropfen in ihn ab, und er stirbt.“ Das Schwert des Todesengels ist der Einfluss von Sitra Achra, bezeichnet als Schwert aufgrund der zunehmenden Spaltung im Maße des [Wachstums des] Empfangens, und es ist die Entfernung, die ihn zerstört. Der Mensch muss den Mund aufmachen, wenn er die Fülle (Shefa) empfangen muss, um seine Existenz aufrechtzuerhalten, bis schließlich der Tropfen von Gift zu ihm gelangt, der sich an der Spitze des Schwertes befindet, der die Trennung vom letzten Funken seines Lebens abschließt.
- Und infolge der zwei oben genannten Schäden verändert sich auch der Körperbau des Menschen, der dafür genau geeignet erschaffen wurde, um für seine Existenz Fülle aus dem System Höherer Welten zu empfangen. Denn jede ganzheitliche Handlung wird so ausgeführt, dass die Komponenten weder Überfluss noch Mangel leiden. Eine nicht ganzheitliche Handlung dagegen wird so ausgeführt, dass seine Komponenten nicht miteinander verbunden sind, und so finden wir in ihnen entweder Überfluss oder Mangel vor.
Und wie es im „Lied der Einheit“ heißt: „In seiner Arbeit hat er nichts vergessen, nichts bevorzugt und nichts ausgelassen.“ Dieses Gesetz führt zwingend herbei, dass ein Vollkommener nur vollkommene Handlungen auszuführen vermag. Doch beim Übergang des Menschen aus dem System reiner Welten in die Welten von Sitra Achra entstanden aufgrund des Anschlusses von Zusatzteilen an den Bau infolge der Sünde des Baumes der Erkenntnis viele überflüssige Teile im Körper. [Und zwar] solche, an denen kein Bedarf besteht, weil sie von der Fülle nichts für ihre Existenz erhalten aufgrund des Einflusses des Systems von Sitra Achra, wie wir das in Bezug auf den Knochen „Lus“ sehen (Sohar, Midrash haNeelam, Toldot), und auch in Bezug auf entsprechende Teile aller Organe.
Dementsprechend muss der Mensch Nahrung für seinen Körper in größerem Maße, als es notwendig ist, erhalten, wie dies jedes Mal die an den Körper angeschlossenen überflüssigen Teile fordern, und dann empfängt der Körper auch für sie. Doch die überflüssigen Teile selbst können das, was sie fordern, nicht empfangen. Und so verbleibt das im Körper in Form von Überfluss und Verschlackung, die der Körper dann abführen muss.
Auf diese Weise arbeiten die Verdauungsorgane umsonst und sind dem unterworfen. Und so verlieren sie ständig, bis hin zu ihrem Verderben, denn schnell fällt ihr Urteil: Das Ende jeder Handlung, welche nicht die Verschmelzung zum Ziel hat, ist der Zerfall. So auch in Bezug auf den Körper – sein Tod ist durch den Baum der Erkenntnis vorbestimmt.
Und nun wurde uns zuteil, zwei Arten der Lenkung zu studieren und zu erfahren, die einander vollkommen widersprechen (Punkt 11). Die Lenkung der Existenz und Versorgung der Menschen ging bereits aus dem System reiner Welten zu Sitra Achra über. Und zwar aufgrund des Zusatzes eines großen Willens, für sich zu empfangen, welcher an die Menschen aufgrund der verzehrten Früchte des Baumes der Erkenntnis angefügt wurde. Das zog eine Spaltung nach sich, das Auftreten eines Gegensatzes und die Entstehung von Hass zwischen dem System reiner Welten und den menschlichen Körpern dieser Welt.
Und da die reinen Welten die Existenz der Körper nicht mehr aufrechterhalten und sie nicht mehr mit allem Notwendigen von ihrer höheren Tafel versorgen können, wurde, damit das Universum nicht zerstört wird und um eine Möglichkeit der Korrektur zu gewähren, die allgemeine Fülle der Existenz, welche die 288 Funken der Realität darstellen, an das System von Sitra Achra übergeben, damit diese die ganze Menschheit in der Phase der Korrektur versorge.
Somit ist die Ordnung des Universums sehr verworren. Denn die Sünder erzeugen Böses, und wenn sich die Fülle des Lichts für die Menschen verkleinert, dann führt dies zu Zerstörungen und Leid. Und wenn sich die Fülle vergrößert, dann wächst dadurch in den Empfängern die Kraft der Spaltung, wie die Weisen sagten: „Jener, der hundert [Münzen] hat, möchte zweihundert; hat man zweihundert, will man vierhundert.“
Um sich den Genuss vorzustellen, der spaltet, hilft das Beispiel der Wunde am Körper, wenn die Menge des Genusses die Spaltung und die Verletzung vergrößert. Auf diese Weise vergrößert sich immer mehr die Selbstliebe, und „sie fressen einander bei lebendigem Leibe“. Und auch das Leben des Körpers verkürzt sich, weil die Vergrößerung der Menge des Empfangenen den Gifttropfen näher bringt, der dem unausweichlich folgt. Und was sie auch tun, bleiben sie Sünder.
Und daraus sollst du verstehen, was in den Tossafot (Ktuwot, S. 104) steht: „Bevor der Mensch zu beten beginnt, möge die Tora ins Innere seines Körpers eintreten, [dann] soll er beten, dass keine Genüsse in seinen Körper eintreten mögen.“ Und da das Empfangen für sich der Spiritualität entgegengesetzt ist, und der Genuss, den der Körper empfängt, wächst und sich vergrößert, wie kann man da das Licht der Tora in einem Körper empfangen, der vom Spirituellen durch den Gegensatz der Eigenschaften vollkommen entfernt ist, und [sogar] ein starker Hass zwischen beiden waltet? Denn alle Gegensätze hassen einander und können nicht zusammen weilen.
Und das ist einfach – zuerst soll der Mensch beten, dass keine Genüsse in ihn eintreten mögen. Und entsprechend der Vermehrung der Bemühungen in der Beschäftigung mit der Tora und den Geboten wird [der Mensch] allmählich würdig, die Eigenschaften des Empfangens in Eigenschaften des Gebens umzuwandeln, und auf diese Weise werden seine Eigenschaften ähnlich den Eigenschaften der reinen Welten. Und es kehren Gleichheit und Liebe zwischen ihnen zurück, wie es vor dem Kosten des Baumes der Erkenntnis war. Und er wird des Lichts der Tora würdig, während er mit dem Schöpfer verschmilzt.
- Und nun wird klar, warum die Antworten der Engel im Bezug auf die Erschaffung des Menschen nicht angefügt wurden, wie sie im Midrash stehen (Punkt 11). Denn in die Erschaffung eines solchen Menschen willigten nicht einmal die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit ein, da er sich vollkommen ihrem Einfluss entzieht und sich von der Tafel von Sitra Achra „nährt“.
Und der Midrash schließt so ab: „Also schickte Er die Wahrheit auf die Erde. Und sofort sagten alle: „Erhebe die Wahrheit von der Erde.“ Das heißt, sogar die Engel der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit haben ihr Einverständnis bereut, weil sie niemals in die Erniedrigung der Wahrheit eingewilligt hätten. Dies geschah während des Essens vom Baum der Erkenntnis, als die Wahrheit aufgehört hatte, an der Lenkung der Existenz der Wirklichkeit teilzuhaben. Denn sie war geschwächt, und die Kraft der Fähigkeit zur Analyse, die dem Menschen im Augenblick der Erschaffung eingeprägt wurde, und deren Wirkungsweise sich auf den Empfindungen von süß und bitter gründete, hörte auf zu wirken (Punkt 16).
Denn die Fülle, welche die Existenz aufrechterhält, stellte 288 verschiedene Eigenschaften dar, die bereits klar waren wie die Sonne zur Mittagszeit und mit den reinen Welten verbunden. Und der Gaumen reichte aus, um während des Essens alles Geliebte und Süße näher zu bringen und es zu genießen und alles zu verwerfen, was bitter und böse für ihn ist, damit der Mensch sich darin nicht irrt.
Doch nachdem sie zum ersten Mal die Frucht des Baumes der Erkenntnis gekostet hatten, infolge dessen sich ein riesiger Wille, nur für sich zu empfangen, entwickelte, entstanden in ihren Körpern zwei Gegensätze zum Spirituellen. Und dann ging die Fülle, welche die Existenz aufrechterhielt und die 288 Eigenschaften darstellte, zu Sitra Achra über. Infolge hiervon verworren sich wieder die 288 Funken, die bereits vollkommen klar waren. Und im Universum entstand eine neue Form, deren Anfang süß und deren Ende bitter ist, da sich die Form der 288 Funken in Sitra Achra so veränderte, dass das darin eingeschlossene Licht des Genusses begann, Spaltung und einen Tropfen von Bitterkeit in sich zu tragen. Und das ist die Eigenschaft der Lüge, ein Vorfahre der Zerstörung und aller Wirren.
Wie es geschrieben steht: „Also schickte Er die Wahrheit auf die Erde.“ Und damit fügte sich dem Menschen aufgrund des unguten Rates der Schlange eine neue Eigenschaft hinzu – die Wirkenskraft des Verstands, deren Handlungen auf der Aufklärung von Wahrheit und Lüge basieren. Und der Mensch ist gezwungen, diese im Verlauf der ganzen Phase der Korrektur zu benutzen, so, dass er ohne sie vollkommen hilflos ist (Punkt 16).
Und es ist unmöglich zu schätzen, wie viel Verwirrung nach dem Fall der 288 Funken in Sitra Achra angestiftet wurde. Denn bevor sie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis gekostet haben, konnte die Frau das Verbotene nicht einmal berühren (Punkt 17), und sogar, als sie sich nahe des Baumes der Erkenntnis befand, verspürte sie sofort den bitteren Geschmack des Todes, und so verstand sie und fügte auch das Berührungsverbot hinzu. Nachdem sie jedoch zum ersten Mal davon gegessen hatten, und Sitra Achra und die Lüge bereits die Lenkung der Existenz des Universums beherrschten, wurde die verbotene Frucht für sie sofort so süß, dass sie der Versuchung nicht mehr widerstehen konnten, so dass er sagte: „Ich aß und ich werde noch essen.“
Und daraus sollst du verstehen, dass der Lohn, der durch die Tora vorgesehen ist, nur durch die Bereitschaft der Körper bedingt wird, und die ganze Tora nur darin besteht, die Korrektur der Sünde des Baumes der Erkenntnis herbeizuführen, infolge derer die Lenkung der Existenz des Universums verworren wurde. Zur Korrektur davon wurde die Tora gegeben, um die 288 Funken zurückzubringen und in die Heiligkeit zu erheben. Dann wird die Lenkung des Universums an die Heiligkeit zurückgehen, und das Chaos in der Existenz des Universums wird verschwinden. Und dann werden die Menschen bereit sein für die von ihnen erwünschte Perfektion mithilfe der Analyse von Bitter–Süß, die vor der Sünde des Baumes der Erkenntnis wirkte.
Und die Propheten sprechen von nichts anderem als nur von dieser Korrektur. Und wie die Weisen sagten: „Alle Propheten haben in ihren Prophezeiungen von nichts anderem gesprochen als von den Zeiten von Mashiach“ – was die Rückkehr der Welt auf die Wege der Existenz der bewussten Lenkung meint, wie das vor dem Sündenfall war. „Doch in der zukünftigen Welt“ – was den Abschluss von allem in der qualitativen Gleichheit mit dem Schöpfer bedeutet – „wird das Auge keinen Schöpfer außer Dir erblicken.“ Und wie es geschrieben steht: „Wenn sich Ägypten in den Zeiten von Mashiach nicht erhebt, wird es nicht über ihnen regnen“, also mithilfe der Analyse von Gut und Böse.
- Und nun wird der Ausspruch der Weisen klar: „Der Schöpfer fand kein besseres Mittel als den Frieden, das fähig wäre, den Segen für Israel zu fassen.“ Wir blieben bei der Frage stehen: Warum wurde dieser Artikel ausgewählt, um die sechs Bücher des Talmud abzuschließen? Und aus dem oben Gesagten wird klar, dass aufgrund der Sünde des Baumes der Erkenntnis die Seele des ewigen Lebens verflog, die der Schöpfer in die Nase von Adam haRishon eingehaucht hatte, und eine neue Form erhielt, genannt „Schweißtropfen des Lebens“. Mit anderen Worten spaltete sich das Ganze in eine Vielzahl an Teilen, in viele Tropfen, die unter Adam haRishon und allen seinen Nachkommen bis zum Ende der Tage aufgeteilt wurden.
Somit gibt es an der Handlungsweise des Schöpfers überhaupt keine Veränderungen außer dem Auftreten einer zusätzlichen Form, wobei das allgemeine Licht des Lebens, welches zuvor Adam haRishon erfüllte, sich in einer unendlichen Kette ausbreitete, die sich auf das Rad der Veränderungen von Eigenschaften in einer Vielzahl von Körpern dreht – Körper nach Körper, bis zum unausweichlichen Ende der Korrektur. Als er dementsprechend von der Frucht des Baumes der Erkenntnis kostete, starb er augenblicklich, und das ewige Leben verflog aus ihm. Doch er wurde durch die Stelle der Weiterführung des Geschlechts (was als Siwug bezeichnet und „Frieden“ genannt wird) an die gesamte große Kette gebunden.
Und so finden wir, dass der Mensch nicht für seine eigenen Bedürfnisse lebt, sondern für die Bedürfnisse der gesamten Kette, sodass jedes Glied der Kette das Lebenslicht nicht in sein Inneres empfängt, sondern Lebenslicht an die vollständige Kette als Ganzes weiterleitet. Und das findest du in den Hauptperioden des Lebens wieder. Im Alter von 20 ist [der Mensch] bereit zu heiraten. Und zehn Jahre darf er auf die Geburt von Söhnen warten. Im Alter von 30 ist er zweifellos schon Vater, und dann setzt er sich und wartet, bis sein Sohn das Alter von 40, die Zeit der Reife (Bina) erreicht, um seine Reichtümer und sein Wissen an ihn weiterzuleiten, die er selbst angehäuft hat, sowie alles, was er von den vorangegangenen Generationen erlernt und ererbt hatte, nachdem er sicher ist, dass das nicht zum Bösen genutzt wird. Und dann geht er augenblicklich in die andere Welt über, und sein Sohn führt die Kette weiter und folgt dabei seinem Vater.
Und wir haben bereits erklärt (Punkt 15), dass das Begehen der Sünde des Baumes der Erkenntnis für Adam haRishon obligatorisch war, was die verborgene Bedeutung des Geschriebenen darstellt: „Der große Lenker der Menschen.“ Denn er muss äußere Kelim für den Empfang des Umgebenden Lichts bekommen, so dass zwei Gegensätze in einem Träger auftauchen, doch zu unterschiedlicher Zeit, einer nach dem anderen. Und im kleinen Zustand befindet er sich am Tisch von Sitra Achra und empfängt dabei den Genuss der Aufspaltung [Trennung], und daher wächst in ihm das Kli des Empfangens, welches dem leeren Raum entstammt, bis es die erwünschte Größe erreicht. Und sobald er seinen großen Zustand erreicht und sich der Tora und den Geboten widmet, erlangt er die Fähigkeit, große Kelim des Empfangens ins Geben umzuwandeln, was das Hauptziel darstellt, genannt „Licht der Wahrheit“ und „Stempel“ (Punkt 14).
Doch bekanntlich muss er, bevor er sich an die reinen Welten anschließt, wieder auf jegliche Form des Empfangens vom Tisch der Sitra Achra verzichten, wie uns das Gebot der Liebe „mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ gegeben wurde. Und wenn dem so ist, worin besteht dann der Nutzen der Korrekturen nach den Weisen, wenn er wieder zurückgekehrt ist und alles verloren hat, was er in Sitra Achra erreicht hatte?
Und hierzu versammelte der Schöpfer eine Vielzahl von Körpern in jeder Generation, wie die Weisen sagten: „Er sah, das es wenige Gerechte gibt, und verteilte sie in jeder Generation.“ Das bedeutet, dass der Schöpfer sah, dass das Ende der Gerechten darin besteht, das Empfangen für sich vollständig abzustoßen, und sich ihre Anzahl daher unter der Einwirkung des Umgebenden Lichts verringert, weil sie die dafür geeigneten äußeren Kelim verschmähen, und so verteilte er sie in jeder Generation. Somit gibt es keine Generation, in welcher nicht der Großteil der Geschöpfe nur für die Gerechten erschaffen wäre, welche für sie Träger der Kelim des leeren Raumes sein werden, sodass mit ihrer Hilfe in diesen Gerechten die Erfüllung äußerer Kelim stattfindet, unausweichlich und nicht nach ihrem eigenen Wunsch.
Und das, weil alle Mitglieder der Gesellschaft miteinander verbunden sind und einander beeinflussen, im Bezug auf die Körper wie auch im Bezug auf die Meinungen. Und somit tragen sie zwingend die Tendenz des Empfangens für sich in die Gerechten hinein, die auf diese Weise fähig werden, das erwünschte Or Makif (Umgebendes Licht) zu empfangen.
Und dementsprechend muss es Gerechte und Sünder in gleicher Anzahl in jeder Generation geben. Doch dem ist nicht so. Wir sehen, dass auf jeden Gerechten Zehntausende von Nichtsnutzen kommen. Doch du musst zwei Arten der Lenkung kennen, die im Geschöpf wirken:
- die Kraft der Qualität
- die Kraft der Quantität
Doch die Kräfte jener, die von Sitra Achra gelenkt werden, sind klein und trist, niederträchtig und hinterhältig, willen– und ziellos, und sie fliegen hin und her wie Stroh im Wind. Und wie konnten solche auf Menschen mit weisem Herzen Einfluss nehmen, deren Weg durch den Willen und das Ziel bestimmt wird, und vor welchen eine Säule des Höheren Lichts Tag und Nacht leuchtet, und zwar so, dass sie niedere Neigungen in ihre Herzen tragen konnten?
Deswegen schuf der Schöpfer im Geschöpf die Kraft der Quantität, und diese Kraft bedarf absolut keiner Qualität. Ich werde es dir am Beispiel der qualitativen Kraft von Löwen und Tigern erklären, gegen die aufgrund der hohen Qualität ihrer Kraft kein Mensch ankämpfen wird. Im Vergleich zu ihnen finden wir Kraft und Tapferkeit, die keinerlei Qualität enthalten, sondern nur Quantität – wie bei Fliegen, gegen die aufgrund ihrer unendlichen Anzahl kein Mensch kämpfen wird. Sie fliegen im Haus des Menschen herum, setzen sich auf den gedeckten Tisch, und der Mensch fühlt sich schwach ihnen gegenüber.
Wenn es dagegen um Feldinsekten, Gewürm und andere ungebetene Gäste geht, deren Kraft hinsichtlich der Qualität die Kraft von Hausfliegen übertrifft, so wird der Mensch sich nicht beruhigen und nicht ruhen, bis er sie endlich aus dem Haus vertreibt, sogar wenn ihre Kräfte hinsichtlich der Qualität größer sein werden als bei Fliegen. Und das, weil die Natur sie nicht mit der Kraft der Menge belohnt hat, wie es bei Fliegen der Fall ist. Dementsprechend sollst du verstehen, dass auf jeden Gerechten unbedingt eine große Menge an Nichtsnutzen kommen muss, um in ihm aufgrund ihrer Vielzahl ihre groben Neigungen zu entfalten, da sie über gar keine Qualität verfügen.
Und darin besteht der Sinn dessen, was die Schrift sagt: „Der Schöpfer schenkt seinem Volk Kraft.“ Denn als Kraft wird das ewige Licht des Lebens bezeichnet, welches in der gesamten Kette der Schöpfung erreicht wird. Und die Schrift verspricht uns, dass der Schöpfer uns diese Kraft geben wird. Doch eine Schwierigkeit gibt es: und wie? Denn jeder einzeln ist unvollkommen. Wie die Weisen sagten: „Besser ist es für den Menschen, nicht erschaffen worden zu sein, als erschaffen worden zu sein.“ Und wenn dem so ist, wie können wir dann Seiner Ewigkeit sicher sein?
Und das wird durch den Ausspruch abgeschlossen: „Der Schöpfer segnete Sein Volk mit Frieden“ – also die Segnung der Söhne. Wie die Weisen in Massechet Shabbat (im Talmud) sagten: „Man kann keinen Frieden in einem Haus walten lassen, das ohne Söhne leer ist“ – da sich diese Kette durch die Söhne fortsetzt und bildet bis zum Ende der Korrektur. Und erst dann werden alle Teile in der Ewigkeit weilen.
Deswegen sagten die Weisen: „Der Schöpfer fand kein besseres Mittel als den Frieden, das den Segen für Israel fassen könnte.“ Da der Segen des Schöpfers ewig ist, müssen auch die Empfänger ewig sein. Somit wird die Sache der Väter von den Söhnen weitergeführt, und zwischen ihnen entsteht eine Kette der Ewigkeit, fähig, ewigen Segen festzuhalten, und so finden wir, dass der Frieden festhält und siegt, indem er sich auf die Vollkommenheit des Segensspruchs stützt.
Und aus diesem Grund wird der Talmud durch diesen Artikel abgeschlossen, da der Frieden dasjenige Kli ist, welches für uns den Segen der Tora und aller Gebote festhält, bis zur vollständigen Korrektur und auf ewig, bald, in unseren Tagen, Amen. Und alles wird seinen Platz in Frieden einnehmen.
[1] Leuchtendes und enthüllendes Gesicht
[2] Erg. d. Übersetzer
[3] Tor der Reinkarnationen